Hiob 8. Kap.: Auslegung, Kommentar, Andacht und Predigt

Auslegung, Kommentar, Andacht und Predigt zum Buch Hiob 8. Kap.

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Zu Hiob 8. Kap.

Hiob Kapitel 8 beschreibt den Dialog zwischen Hiob und Bildad, einem seiner Freunde. Bildad kritisiert Hiob scharf und behauptet, dass Hiob wegen seiner Sünden leidet. Er argumentiert, dass Gott gerecht ist und niemanden ohne Grund bestraft. Bildad fordert Hiob auf, Gott um Vergebung zu bitten, damit sein Leid endet und sein Wohlstand zurückkehrt.  Persönlich betrachtet zeigt dieser Abschnitt, wie schwer es sein kann, im Leiden Trost zu finden, wenn Freunde nur Schuldzuweisungen und einfache Lösungen anbieten. Es erinnert uns daran, wie wichtig Mitgefühl und echtes Verständnis sind, anstatt schnelle Urteile zu fällen. Echtes Mitgefühl bedeutet, den Schmerz des anderen anzuerkennen und in schwierigen Zeiten beizustehen.

Hiob 8,1-22: Bildad – Gott nicht die Treue brechen

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Hiob 8,1-22

Hiob 8:1: ‭Da antwortete Bildad, der Schuchiter, und sprach:

Zu Bildad

Bildad wiederholt mit anderen Worten, was Eliphas bereits gesagt hat. Seine Rede ist sogar fast gleich aufgebaut wie die seines Vorgängers. Er ist dabei aber nicht so wortreich wie Eliphas, sondern sagt direkter und ungeschminkter, was er von Hiob und von seinem Unglück hält.

Hiob 8:2: ‭Wie lange willst du solche Reden führen, wie lange sollen die Worte deines Mundes wie heftiger Wind sein?

Hiob 8:3: ‭Beugt denn Gott das Recht, oder verkehrt der Allmächtige die Gerechtig­keit?

Hiob 8:4: ‭Wenn deine Kinder gegen ihn gesündigt haben, so hat er sie dahingegeben in die Gewalt ihrer Missetat.

Giftiger Stachel

Welch giftgetränkter Stachel für einen Mann, der erst kürzlich alle seine Kinder verloren hat, der stets aus Sorge, seine Kinder könnten gesündigt haben, für sie geopfert hatte. Bildad wieder holt damit Eliphas herzlosen Ausspruch von Kapitel 5,25. Wir begreifen, dass Hiob seine Freunde nicht anders als leidige Tröster nennen kann.

Bildad war dreist genug, ihm den Tod von Hiobs Söhnen ins Gesicht zu werfen. Es gibt nicht nur stählerne Gleichgültigkeit gegenüber Hiobs Notlage, sondern auch eine arrogante Gewissheit, dass Hiobs Kinder genau das bekommen haben, was sie verdient haben, und dass Hiob auf dem besten Weg war, dasselbe Schicksal zu erleiden.

Hiob 8,5: Du aber solltest unermüdlich nach Gott suchen und zum Allmächtigen um Gnade flehen.

Gott suchen

Nicht hier und da suchen wir Gott, sondern unermüdlich. Häufig nimmt uns der Alltag gefangen. Hetzen, hetzen! Schaffen, schaffen! Dabei sehen wir nur auf den gegenwärtigen Augenblick. Du aber solltest die Dinge unter dem Gesichtswinkel der Ewigkeit sehen, das Ziel und die Vergangenheit gegenwärtig haben. Intensives Leben in deinem Innern: Gott suchen im Gebet und im Lesen der heiligen Schrift. Sei darauf bedacht, dein Herz von der Liebe zum Sichtbaren zu lösen und dich zum Unsichtbaren zu erheben. Auch wenn viele Dinge dieser Welt schön und angenehm sind, sollten wir sie nicht so sehr lieben, dass sie uns von Gott wegziehen.

Wenn du Gott eifrig suchst

Das hatte Eliphas schon empfohlen (5,8), und Zophar wird es auch noch tun (11,13). Gott zu suchen, ist eine gute Sache. Wer will das leugnen? Wer will dann Bildad widersprechen? Das Tückische an dieser Empfehlung ist die Voraussetzung, unter der sie gemacht wird: Hiob habe gesündigt, er solle Gottes Angesicht suchen und seine Sünde endlich bekennen. Bildad wiederholt in diesen Versen Eliphas’ Thesen, nämlich: Wenn einer ungerecht ist, dann Hiob, niemals Gott. Hiobs Kinder wurden hinweggerafft, weil sie gesündigt hatten. Wenn Hiob die Sünde aus seinem Leben entfernte, würde Gott ihn wieder segnen.

Hiob 8:6: ‭Wenn du lauter und aufrichtig bist, so wird er sich um deinetwillen aufmachen und dein gerechtes Heim wiederherstellen.

Hiob 8:7: ‭Da wird dein früheres Glück im Vergleich zu deinem späteren klein sein!

Hiob 8:8: ‭Denn frage doch das frühere Geschlecht und beherzige das, was ihre Väter erforscht haben!

Hiob 8:9: ‭Denn von gestern sind wir und wissen nichts; ein Schatten nur sind unsere Tage auf Erden.

Hiob 8:10: ‭Sind sie es nicht, die dich belehren, es dir sagen und Sprüche hervorholen aus ihrem Herzen?

Hiob 8:11: ‭Schießt der Papyrus ohne Sumpf empor, oder gedeiht das Riedgras ohne Wasser?

Hiob 8:12: ‭Noch steht es in vollem Trieb, ist nicht zum Schneiden reif — da verdorrt es schon vor allem anderen Gras.

Hiob 8:13: ‭Das ist der Weg all derer, die Gott vergessen; ja, die Hoffnung des Ruchlosen geht zugrunde!

Bild von Papyrus und Gras

Papierschilf kann nur wachsen, wo ein Sumpf ist, und Riedgras schießt nur auf, wo Wasser ist. So kann auch der Mensch nur Gedeihen haben, wenn er in Gott verwurzelt ist. Aber alle, »die Gott vergessen«, werden verdorren wie Gras, das man ausrauft. So muss »des Ruchlosen Hoffnung schwinden«. Wir fragen: Ist Hiobs Hoffnung zugrunde gegangen? Bildad hält das für erwiesen. Folglich ist Hiob einer dieser Ruchlosen, die keine Verbindung mit Gott haben und darum vergehen.

Hiob 8:14: ‭Seine Zuversicht wird abgeschnitten, und sein Vertrauen ist ein Spinngewebe.

Hiob 8:15: ‭Er stützt sich auf sein Haus, aber es hält nicht stand; er hält sich daran fest, aber es bleibt nicht stehen.

Hiob 8:16: ‭Er steht voll Saft im Sonnenschein, und seine Ranken überziehen seinen Garten;

Hiob 8:17: ‭über Steinhaufen schlingen sich seine Wurzeln, auf ein Haus von Steinen schaut er hin.

Hiob 8:18: ‭Doch wenn man ihn von seiner Stätte wegreißt, so verleugnet sie ihn: »Ich habe dich nie gesehen!

Hiob 8:19: ‭Siehe, das ist die Freude seines Weges, und aus dem Staub werden andere wachsen.

Hiob 8:20: ‭Siehe, Gott verwirft den Unschuldigen nicht, und er reicht auch keinem Übeltäter die Hand;

Hiob 8:21: ‭während er deinen Mund mit Lachen füllen wird und deine Lippen mit Freudengeschrei,

Hiob 8:22: ‭werden deine Hasser mit Schande bekleidet werden, und das Zelt der Gottlosen wird nicht mehr sein!

Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zum Buch Hiob


Das war eine Auslegung und ein Kommentar zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch Hiob 8. Kapitel


Hiob 8