Sprüche Spr 11. Kap.: Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt
Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch der Sprüche Spr 11. Kap.
Hier geht’s zum Inhaltsverzeichnis Buch der Spr
Zum Buch der Sprüche Spr 11. Kap.
Sprüche 11 betont die Bedeutung von Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Weisheit im Leben. Es lehrt, dass Ehrlichkeit und Großzügigkeit belohnt werden, während Betrug und egoistisches Verhalten zu Verlust und Unglück führen. Es ermutigt zu rechtschaffenen Taten und warnt vor den Konsequenzen von Unehrlichkeit. Letztendlich betont das Kapitel, dass die Achtung vor Gott und das Handeln in Übereinstimmung mit seinen Prinzipien zu einem erfüllten und erfolgreichen Leben führen.
Spr. 11,1-31: Gottes Freude über die Aufrichtigen
Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Sprüche Spr. 11,1-31
Spr 11,1: Eine falsch eingestellte Waage verabscheut der Herr, aber er freut sich, wenn die Gewichte stimmen.
Spr 11,2: Hochmut zieht Schande nach sich, ein weiser Mensch ist bescheiden.
Zur Bescheidenheit
Wir leben in einer Gesellschaft der Mehr-Kultur. Der Wüstenvater Abbas Poimen sagt: Alles Übermaß ist von den Dämonen. Wir wären häufig weitaus zufriedener und in Gott ruhend, wenn wir eine “Weniger-Kultur” pflegen würden, in allem etwas bescheidener wären. Bescheidenheit heilt deine Seele von dem Mehr, Größer und Besser. Hüte dich also vor der Übertreibung und dem Übermaß im materiellen, wie auch im geistigen und ja: auch im spirituellen Bereich.
Das wahre Glück ist die Genügsamkeit und die Genügsamkeit hat überall genug. Goethe
Weniger wäre manchmal mehr gewesen. Kant
Spr 11,3: Ehrlichkeit leitet den Aufrichtigen auf seinem Weg; ein Unehrlicher zerstört sich selbst durch seine Falschheit.
Spr 11,4: Reichtum bewahrt nicht vor Gottes Zorn; wer aber Gott gehorcht, bleibt von dem Verderben verschont.
Spr 11,5: Wer sich nach Gottes Geboten richtet, dem ebnet sein Gehorsam den Weg; aber einen Gottlosen bringt seine Sünde zu Fall.
Spr 11,6: Den Aufrichtigen rettet seine Rechtschaffenheit; doch der, dem man nicht trauen kann, ist durch seine eigene Gier gefangen.
In der Gier gefangen
Die rastlose Gier nach Leben, die die Menschen heute umtreibt, endet in der Öde des verlorenen Lebens, weil die Gier sich stets um das eigene Ich dreht, eine Gefangenschaft im eigenen Ich. Das Leben in Fülle, das stets ein Leben in der Liebe ist, verlangt immer das Weggehen aus sich selbst, verlangt immer, sich selber zu lassen. Nur der Liebende findet das Leben.
Dieses Loslassen unserer Selbst ist nur möglich, wenn wir dabei am Ende nicht ins Leere fallen, sondern in die Hände der ewigen Liebe hinein. Erst die Liebe Gottes, der sich selbst für uns und an uns verloren hat, ermöglicht auch uns, frei zu werden, loszulassen und so das Leben wirklich zu finden. Ohne dieses tiefste Sich-Verlieren gibt es kein Leben. (i.A. an Benedikt XVI)
Suche nichts außer Ihn. Er genügt dir! Du magst habgierig sein, soviel du willst: Gott ist genug! Augustinus
Spr 11,7: Mit dem Tod eines Gottlosen sterben auch seine Hoffnungen; alles, worauf er sich bisher verlassen hatte, hilft dann nicht mehr.
Spr 11,8: Wer zu Gott gehört, wird aus der Not gerettet; an seiner Stelle gerät der hinein, der von Gott nichts wissen will.
Spr 11,9: Wer Gott missachtet, schadet anderen mit seinen Worten; wer Gott gehorcht, kommt durch sein Wissen davon.
Mit Worten können wir Schaden anrichten
Der Ruchlose redet und verdirbt mit Worten seinen (unwissenden) Nächsten. Als Menschen müssen wir unser Leben nach dem einrichten, was wir hören. Informationen prägen Entscheidungen. Wer auf Ruchlose hört, die ihm nicht die Wahrheit sagen, weil sie verführen wollen oder selbst Verführte sind (vgl. 2. Tim 3,13), der kommt zu Fall. Jürgen Fischer
Spr 11,10: Die ganze Stadt feiert den Erfolg von guten Menschen; und wenn Übeltäter umkommen, herrscht großer Jubel.
Spr 11,11: Eine Stadt blüht auf durch den Segen, den ehrliche Menschen ihr bringen; aber die Worte der Gottlosen sind ihr Untergang.
Spr 11,12: Wer verächtlich über seinen Mitmenschen herzieht, hat keinen Verstand. Ein vernünftiger Mensch hält seine Zunge im Zaum.
Zunge im Zaum halten
Unsere Zunge ist der Spiegel unseres Herzens. Es erfordert von uns eine große innere Disziplin, dass wir nicht gleich jeden negativen Gedanken oder jedes negative Gefühl nach aussen tragen und damit Schaden anrichten. Wir denken oft nicht daran, welche Macht der Zerstörung und Zwietracht unsere Worte haben können, wenn wir urteilen, wenn wir Meinungen und Vorurteile über alles und jeden nachplappern, wenn wir streiten oder laut werden, weil wir uns durchsetzen wollen. Oft entzweit die Zunge unerbittlich, ohne dass wir uns dessen bewusst werden.
Spr 11,13: Wer klatschsüchtig ist, wird auch anvertraute Geheimnisse ausplaudern. Ein zuverlässiger Mensch behält die Sache für sich.
Spr 11,14: Ohne eine gute Regierung geht jedes Volk zugrunde; wo aber viele Ratgeber sind, gibt es Sicherheit.
Spr 11,15: Wer sich für die Schulden eines anderen verbürgt hat, wird es eines Tages bitter bereuen. Wer sich darauf gar nicht erst einlässt, hat seine Ruhe.
Spr 11,16: Eine Frau gewinnt Ansehen durch ein liebenswürdiges Wesen; ein rücksichtsloser Mann bringt es mit Gewalt zu Reichtum.
Spr 11,17: Wer freundlich zu anderen ist, hilft sich selbst damit; der Unbarmherzige schneidet sich ins eigene Fleisch.
Spr 11,17: Ein barmherziger Mensch tut seiner eigenen Seele Gutes.
Barmherzigkeit üben
Weil wir Menschen untereinander eine Einheit sind, tun wir durch Werke der Nächstenliebe immer auch uns selbst etwas Gutes. Warum? Weil der Weg zu einem erfüllten Leben in Christus darin besteht, aus der eigenen Selbstumkreisung raus zu kommen. Wer immer nur an seine eigenen Probleme und Sorgen denkt, der wird nie glücklich werden und der wird nur selten dazu kommen, Barmherzigkeit üben zu können.
Denn Barmherzigkeit ist auf den anderen bezogen. Er sieht ihn in seiner Not und lässt sich davon berühren. Er fühlt sich in dessen momentane Situation ein. Es geht darum, zu fühlen, als wäre ich der andere. Die dadurch entstehende Einheit tut unserer Seele gut, wenngleich sie auch oft Kraft und Mühe kostet. Diese beiden Sachen schließen sich nicht aus.
Barmherzig heißt einer, der ein betrübtes Herz hat, weil er die Betrübnis eines anderen Menschen wie seine eigene betrachtet und über das Leid des anderen trauert wie über sein eigenes Unglück. Remigius
Durch Freundlichkeit sich selber helfen
Auf den ersten Blick ist der Mildtätige ein Verlierer. Er kümmert sich um das Wohl anderer, investiert sein Geld, um Gutes zu tun, denkt über die Not Fremder nach und trägt die Last der Bedrückten. Aber dieser erste Blick trügt. In Wirklichkeit belohnt er sich selbst, denn Liebe zahlt sich immer aus. Gütiger Umgang mit fremden Notlagen erschafft in mir einen christusähnlichen Charakter. Ich bekomme Freunde und Ansehen. Mit einem freundlichen Menschen hat man gern Umgang, ihm hilft man gern (vgl. Röm 5,7). Jürgen Fischer
Spr 11,18: Wer Gott missachtet, sammelt nur trügerischen Gewinn; wer Gott treu bleibt, erhält beständigen Lohn.
Spr 11,19: Wer sich unbeirrbar für das Gute einsetzt, der wird leben; wer böse Pläne verfolgt, kommt um.
Spr 11,19: Gerechtigkeit führt zum Leben; aber dem Bösen nachjagen führt zum Tode.
Gerechtigkeit üben
Das hebräische Wort für Gerechtigkeit Zedaka ist ein Beziehungswort. Das bedeutet: wenn ich mich darum bemühe, gerecht zu handeln, vollzieht sich das immer in Beziehungen, also entweder zu Gott oder zu meinen Mitmenschen. Das erste ist die Beziehung zu Gott, hier erlange ich allein durch den Glauben an Christus Gerechtigkeit. Die zweite ist die Beziehung zu meinen Mitmenschen. Hier bemühen wir uns, für Gerechtigkeit einzusetzen.
Das hört sich schnell abstrakt und fern an, beginnt aber in meinem unmittelbaren Umfeld: evtl. gibt es an der Arbeit jemanden der ungerecht behandelt wird. Gerecht sein heißt da: mich nicht raushalten, sondern den Mund aufmachen, den Konflikt riskieren und mich nicht resignierend darauf zurück zu ziehen, dass man ja doch nichts machen kann. Die Nächstenliebe ist immer mit der Gerechtigkeit verbunden.
Spr 11,20: Herzen voller Bosheit sind dem Herrn zuwider; doch er freut sich über alle, die sich nichts zuschulden kommen lassen.
Spr 11,21: Du kannst sicher sein: Keiner, der Unheil stiftet, kommt ungeschoren davon; aber alle, die Gott gehorchen, bleiben verschont.
Spr 11,22: An einer Frau ohne Anstand wirkt Schönheit wie ein goldener Ring im Rüssel einer Sau.
Spr 11,23: Wer auf Gutes bedacht ist, wird Gutes bekommen; wer Böses im Sinn hat, den trifft Gottes Zorn!
Spr 11,24: Manche sind freigebig und werden dabei immer reicher, andere sind geizig und werden arm dabei.
Wer austeilt, wird reicher!
Alles, was wir sind und haben, ist ein Geschenk Gottes. Gott möchte, dass seine geschenkten Gaben weiter gegeben werden, so dass sie sich vermehren. Im Kern geht es dabei immer um das Weitergeben der Liebe. Reichlich von dieser Liebe austeilen, weitergeben, gerade auch da, wo kein Zurückgeben von vornherein zu erwarten ist, das gehört zu den Grundprinzipien des Reiches Gottes. Der Geber achtet dabei nicht peinlich genau auf seine Gaben, er ist nicht gewissenhaft oder vorsichtig, er gibt gern, reichlich und schießt dabei auch schon mal übers Ziel hinaus. Und diese Haltung wird von Gott belohnt!
Spr 11,25: Wer anderen Gutes tut, dem geht es selber gut; wer anderen hilft, dem wird geholfen.
Gutes tun und Gutes empfangen
Unser Glaube beruht zwar nicht auf einem technischen Belohnungsprinzip, im Sinne von: Ich tue etwas Gutes und bekomme dafür eine Belohnung von Gott, ich helfe dem Nächsten, dafür hilft mir Gott. Allerdings: Werke der Nächstenliebe sind christlich gesehen immer mit einem wachsenden Glauben verbunden und die darin erkannten Einsichten tun uns gut. Es ist eine untrennbare Einheit. Konkret: ich denke an andere Menschen und erkenne immer tiefer, wie der Herr an mich denkt. Ich nehme mich meines Nächsten an und sehe immer klarer, wie der Herr sich meiner annimmt. Ich sehe im anderen meinen Bruder, meine Schwester und darf erfahren, dass ich selbst ein Kind des Vaters bin. Lebe erkennend in dieser Einheit.
Der Herr denkt an mich und aus diesem Geschenk heraus denke ich sorgsam an die mir Anvertrauten. Der Herr nimmt sich meiner an, so wie ich bin mit allen Schwächen und Nöten und aus diesem Geschenk heraus nehme ich mich ebenso der mir Anvertrauten an. Der Herr hilft mir und aus diesem Geschenk heraus helfe ich dem Nächsten. So ist die Nächstenliebe nicht Gebot von außen her, sondern geschenkte Erfahrung der Liebe von innen her, die ihrem Wesen nach sich weiter mitteilen muß.
Worte von Spurgeon
Hier wird uns die große Wahrheit verkündigt, dass wir geben müssen, wenn wir empfangen wollen. Wir müssen ausstreuen, wenn wir sammeln wollen, wir müssen andere glücklich machen, wenn wir selber glücklich werden wollen und wir müssen das geistliche Wohl der anderen suchen, wenn wir selber geistlich stark werden wollen. Wieso das? Unsere Anstrengung, anderen nützlich zu sein, entwickelt unsere Kräfte zum gesegneten Wirken. Wir besitzen verborgene Talente und schlummernde Fähigkeiten, die durch Übung ans Licht treten. Wir wissen nicht welches zarte Mitleid in uns wohnt, bis wir versuchen, die Tränen der Witwe zu trocknen und das Leid der Waisen zu lindern. Oft erfahren wir, dass indem wir andere lehren, wir für uns selbst reichere Erkenntnis erwerben.
Spr 11,25: Eine segnende Seele wird reichlich gesättigt, und wer anderen zu trinken gibt, wird selbst erquickt.
Reichlich gesättigt
Die segnende Seele beschreibt eine Person, die anderen durch ihr Reden und Tun zum Segen wird. Sie ist großzügig, hilfsbereit, barmherzig, liebevoll, geduldig, sie gibt, segnet, betet, unterstützt, erträgt und vergibt. Wer sich so um andere kümmert, darf sich des göttlichen Segens sicher sein, er wird reichlich gesättigt. Wörtlich heißt es: Er wird fett gemacht. Jürgen Fischer
Spr 11,26: Wer in Notzeiten sein Getreide hortet, den verwünschen die Leute; aber sie preisen den, der es verkauft.
Spr 11,27: Wer Gutes tun will, findet Zustimmung. Wer Böses ausheckt, den wird es selbst treffen.
Spr 11:27: Wer eifrig das Gute sucht, ist auf Gottes Wohlgefallen bedacht, wer aber nach Bösem trachtet, über den wird es kommen.
Das Gute suchen
Wir versuchen Gott zu gefallen, indem wir Gott als das Gute schlechthin suchen, ebenso auch indem wir das Gute im gemeinschaftlichen Leben suchen, begegnen wir Gott doch im Nächsten. Papst Franziskus schreibt dazu: Um nach dem Evangelium zu leben ist es nötig, ein Wohlgefallen daran zu finden, nahe am Leben der Menschen zu sein, bis zu dem Punkt, dass man entdeckt, dass dies eine Quelle höherer Freude ist.
Wenn wir vor dem gekreuzigten Jesus verweilen, erkennen wir all seine Liebe, die uns Würde verleiht und uns trägt. Wenn wir aber nicht blind sind, beginnen wir zugleich wahrzunehmen, dass dieser Blick Jesu sich weitet und sich voller Liebe und innerer Glut auf sein ganzes Volk richtet. So entdecken wir wieder neu, dass er uns als Werkzeug nehmen will, um seinem geliebten Volk immer näher zu kommen.
Jeder und jede Gläubige ist zur Heiligkeit berufen und kann ein heiligmäßiges Leben führen, egal in welchem Beruf und welcher Berufung. Wir alle sind zur Heiligkeit befähigt. Doris Reisinger
Spr 11,28: Wenn du auf dein Geld vertraust, wirst du fallen wie ein welkes Blatt. Lebe so, wie Gott es will, dann wirst du aufsprießen wie frisches Grün.
Lebe so, wie Gott es will
Wir bleiben lebenslang der Gefahr ausgesetzt, eher nach dem Willen der Menschen zu handeln, indem wir entweder ihre Anerkennung suchen oder uns subtil manipulieren lassen oder dergleichen. Immer wieder gilt es Einkehr zu halten. Das müssen nicht gleich ausgedehnte Exerzitien sein. Oft reicht schon ein kurzes Innehalten, um sich zu fragen: Was möchte Gott nun von mir in diese oder jenen Situation?
Also: auch wenn wir nie ganz davon wegkommen, müssen wir uns doch davor hüten, uns zu sehr abhängig zu machen, was andere von einem denken. Franz von Sales schreibt dazu: Was immer meine Freunde schreiben, bedenken Sie, dass unsere Freunde ebensooft das Gute an uns übertreiben, wie unsere Feinde unsere Fehler vergrößern, und dass wir schließlich nur das sind, was wir vor Gott gelten.
Spr 11,29: Wer Haus und Familie vernachlässigt, wird schließlich vor dem Nichts stehen; ein solcher Dummkopf muss am Ende einem Klügeren dienen.
Spr 11,30: Wer Gottes Willen tut, verhilft anderen zum Leben; und ein weiser Mensch gewinnt die Herzen.
Spr 11,31: Wer Gott gehorcht, wird hier auf Erden schon dafür belohnt; erst recht wird jeder bestraft, der von Gott nichts wissen will und Unrecht tut!
Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu Spr 11. Kap.
Das war eine Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch der Sprüche Spr 11. Kap.