Matthäus Evangelium Mt 6. Kap.: Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 6. Kap.

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Matthäus Evangelium Mt 6. Kap.

Das sechste Kapitel des Matthäus Evangelium beschäftigt sich hauptsächlich mit der Lehre Jesu über Wohltätigkeit und Gebet. Jesus betont die Bedeutung des Gebets als eine persönliche Beziehung zu Gott und gibt Anweisungen darüber, wie man beten sollte. Außerdem fordert er seine Jünger auf, Wohltätigkeit zu üben, aber ohne öffentliches Aufsehen zu erregen. Das Kapitel endet mit einer Aufforderung, nach dem Reich Gottes zu streben und sich nicht um weltliche Sorgen zu kümmern.

Zusammenhang zwischen Kap. 5 und Kap. 6: Beide Kapitel 5 und 6 stehen nicht einfach so nebeneinander. Im Kapitel 5 geht es um das Außerordentliche der Nachfolge: das Leiden in der Liebe des Gekreuzigten, die in der Feindesliebe gipfelt. Im Kapitel 6 dagegen geht es um die verborgene Gerechtigkeit der Nachfolger Christi, die im Kern dahin zielt, dass alles Tun nur im Blick auf den Herrn geschieht. Dies wiederum gipfelt in dem Aufruf zur Sorglosigkeit, denn „der Engel des Herrn umgibt alle mit seinem Schutz“ (Ps 34,8). Diese Sorglosigkeit ist nur in einer ausnahmslosen, unbegrenzten Hingabe an den Herrn zu finden ist. Nur wenn wir über uns selbst hinaussehen auf ihn, nur dann wird unser Leben heil werden.

Mt 6,1-4: Über das Geben

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 6,1-4

Mt 6,1: Habt acht, dass ihr eure Almosen nicht vor den Leuten gebt, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.

Weil es uns nicht berühren darf, was die Leute sagen…

König David war es einerlei, was die anderen dachten, als er um die Bundeslade tanzte. Gott lobpreisen sieht rein äußerlich lächerlich aus. Aber lächerlich erscheint das nur für die, die keine Beziehung zum Herrn haben. Wenn ich einen Dienst für dich, Christus, verrichte, dann tu ich das für dich und nicht, um von den Leuten gesehen zu werden. Wenn ich sichtbar als gottgeweihter Mensch gekleidet durch die Straßen gehe, dann um die Menschen an dich zu erinnern. Wenn ich vor dem Essen mein Kreuzzeichen mache, dann tu ich das deswegen, weil ich mehr unter dem Blick Gottes als unter dem Blick der Menschen lebe und leben will. Leonhard Maier

Mt 6,2: Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor dir her posaunen lassen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gepriesen zu werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon empfangen.

Nichts tun, um gesehen zu werden

Das Außerordentliche, die Werke der Liebe in Christus, soll nicht geschehen, damit es gesehen werde. Zwar muss es sichtbar werden, aber habt acht, dass es nicht geschieht, damit es sichtbar werde. Kapitel 5 und 6 prallen hart aufeinander. „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten“ (Mt 5,16) aber: Habt acht auf die Verborgenheit! Aber wem soll das Sichtbare der Nachfolge in den Werken der Liebe denn verborgen sein?

Nicht den anderen Menschen, denen ich täglich begegne. Diese sollen das Licht des Jüngers Jesu in mir leuchten sehen, wohl aber dem, der das Sichtbare tut, also mir selbst, soll es verborgen sein. In der Nachfolge Jesu schaue ich allein auf den, der mir voran geht. Tue also deine Werke der Liebe in Christus vor den Menschen, aber stelle dich nicht selbst zur Schau. Die Idee ist, wenn wir rechtschaffene Taten für die Aufmerksamkeit und den Beifall der Menschen tun, ist ihre Aufmerksamkeit und ihr Beifall unsere Belohnung. Es ist viel besser, eine Belohnung von deinem Vater im Himmel zu erhalten zu erhalten

Wer etwas um Gottes willen tut, der hat in seinem Herzen niemand anderen vor Augen außer Gott. Chrysostomus

Mt 6,3: ‭Wenn du aber Almosen gibst, so soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut,

So soll deine linke Hand nicht wissen…

Jedes menschliche Lob, das wir für unsere guten Taten erwarten, reißt ein Loch in den „Geldbeutel“, mit dem wir Verdienste für den Himmel sammeln. – Ist mir bewusst, dass empfangene Ehre von Menschen bewirkt, dass man mit leeren Händen vor Gott erscheint? Sollte ich als Verwalter der Güter Gottes auf Erden meine Liebespflicht nicht in Bescheidenheit und Demut erfüllen?

Jesus lädt uns ein, durch Almosengeben Schätze für den Himmel zu sammeln. Doch wenn das Motiv unseres Gebens nicht die Ehre Gottes allein ist, sondern wir von den Menschen Lob dafür erwarten, dann haben wir mit dem Lob unseren Lohn bereits erhalten.

Vater im Himmel hilf uns, unser Almosen so zu geben, dass die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut. Denn Du siehst und vergiltst das Verborgene, das wir aus Liebe zu Dir und zu Deiner Ehre tun. Amen. Samariter Fluhm

‭Mt 6,4: ‭damit dein Almosen im Verborgenen ist. Und dein Vater, der ins Verborgene sieht, er wird es dir öffentlich vergelten.

Vor uns verborgenes Geben

Stattdessen soll unser Geben sogar vor uns selbst verborgen bleiben. Obwohl wir unser eigenes Geben nicht wirklich ignorieren können, können wir uns jede nachsichtige Selbstbeweihräucherung verweigern. Halten Sie die Sache so geheim, dass selbst Sie selbst kaum merken, dass Sie überhaupt etwas Lobenswertes tun. Lass Gott anwesend sein, und du wirst genug Zuhörer haben. Spurgeon

Bedeutung der linken und rechten Hand

Die linke Hand bedeutet die Freude über das Lob, die rechte den Gehorsam gegen Gottes Willen. Wir handeln im Gehorsam (=rechte Hand). Helfen wir jemanden, dann allein aus dem Gehorsam zu Christus und nicht, um Lob und Ehre von Menschen zu bekommen (=linke Hand). Wie häufig aber mischt sich dies eben doch in unsere Motive und Ziele. Wie häufig wollen wir nach außen hervortreten, verlangen nach Anerkennung, Lob oder Bewunderung durch unsere Tat, wodurch die linke Hand von der Tat der rechten Hand weiß.

Gegen die Eitelkeit

Widerstehe beim Geben der Versuchung der Eitelkeit: Ich will, dass jeder weiß, was ich tue. Ich will Beachtung finden, wenn ich gebe. Ich will, dass jeder weiß, wie freigebig und gütig ich bin und was für ein großzügiges Herz ich habe. Prüfe beim Geben stets dein Herz. Gebe mit unverfälschten Motiven, einem aufrichtigen Herzen und nicht um von Menschen gesehen zu werden. Dann weiß deine linke Hand nicht, was die rechte tut. Ja: Du sollst dein eigenes Gutes nicht wissen. Sonst ist es wirklich dein Gutes, aber nicht das Gute Christi.

Mt 6,5-8: Über das Gebet

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 6,5-8

Mt 6,5: Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler; denn sie stellen sich gern in den Synagogen und an den Straßenecken auf und beten, um von den Leuten bemerkt zu werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon empfangen.

Verbindung zwischen Almosen und Gebet

Salomon sagt: Vor dem Gebet bereite deine Seele. Dieses tut der, welcher Almosen spendet und sodann sich ins Gebet begibt. Denn die guten Werke erwecken den Glauben des Herzen und verleihen der Seele Zutrauen, zu Gott zu beten. Darum ist das Almosen die Vorbereitung zum Gebet, und demnach belehrt uns der Herr nach dem Almosen entsprechend über das Gebet. Goldene Perle

Mt 6,6: Du aber, wenn du betest, geh in dein Kämmerlein und schließe deine Türe zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir öffentlich vergelten.

Gebet im Herzen

Dein Gebet ist nicht eine Übung oder fromme Haltung, sondern es ist die Bitte als Kind zum Herzen des Vaters. Das ist der Kern deines Gebetes und darum ist das Gebet niemals demonstrativ und zu Schau stellend weder vor Gott noch vor uns selbst noch vor anderen. Auch wenn ich in meinem Zimmer bete, muss ich darauf achten, mich selbst nicht zum Zuschauer meines Gebetes zu machen, sondern beim Gebet stets im Innersten meines Herzens zu verweilen, denn das echte Gebet ist nichts anderes als der Umgang und die vertraute Zwiesprache mit Gott. Vater, in deine Hände übergebe ich heute meinen Geist!

Mit stiller Stimme beten

Man kann auch unter der Tür des Hauses den Mund des Leibes verstehen, dass wir nicht mit geräuschvoller Stimme, sondern stille im Herzen zu Gott beten, aus drei Gründen. Zuerst, weil an Gott nicht mit lauter Stimme zu erwecken, sondern mit reinem Herzen zu versöhnen hat, weil er die Worte des Herzens vernimmt – zweitens, weil kein Anderer, als du und Gott, dein Gebet zu hören braucht; drittens, weil du bei lautem Gebet den, der neben dir betet, störst. Goldene Perle

Jesus als Vorbild

Jesus selbst hat sich immer wieder zurückgezogen, hat sich dem Lärm und dem Ansturm der Menschen entzogen und ging in die Einsamkeit und Stille, damit er seinem Vater ungestört begegnen konnte. Ich wünsche Euch, dass ihr auch einen Platz, einen Raum der Stille finden könnt, in dem Euch Gott begegnen darf. Rolf Aichelberger (zu Mt 6,6)

Gott ist allgegenwärtig

An verborgenen Orten zu beten, geziemt sich auch mehr für den Glauben, weil wir wissen, dass Gott überall gegenwärtig sei und mit der Fülle seiner Majestät auch das Verborgene durchdringe. Gott, dein Vater, ist selber im Verborgenen, und er tut das Seine im Verborgenen, und ihm ist am liebsten, was im Verborgenen geschieht.

Zwiegespräch mit Gott

Wenn du betest, dann tritt in die Stille deiner Kammer ein, zieh dich von der Welt zurück und wende dich an Gott, indem du ihn „Vater“ nennst. Jesus will, dass seine Jünger nicht wie die Heuchler sind, die aufrecht an den Straßenecken stehen, um von den Menschen bewundert zu werden (vgl. Mt 6,5). Jesus will keine Heuchelei. Das wahre Gebet ist jenes, das in der Verborgenheit des Gewissens, des Herzens vollzogen wird: unergründlich, nur für Gott sichtbar.

Ich und Gott. Es meidet die Falschheit: Bei Gott ist es unmöglich, sich zu verstellen. Es ist unmöglich, bei Gott gibt es keinen Trick, der Macht hat, Gott kennt uns so, unser bloßes Gewissen; man kann sich nicht verstellen. An der Wurzel des Zwiegesprächs mit Gott liegt ein stilles Zwiegespräch, wie die Begegnung der Blicke zweier Menschen, die einander lieben: Die Blicke des Menschen und Gottes begegnen einander, und das ist Gebet. Gott anblicken und sich von Gott anblicken lassen: Das ist beten. Papst Franziskus (zu Mt 6,6)

Mt 6,7: Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört um ihrer vielen Worte willen.

Nicht plappern! 

Jesus, warum bist du so gegen eine rein äußerliche Erfüllung der Gebetspflicht? Versuchten die Heiden damals nicht auch zu beten? Vielleicht stört dich das Plappern deshalb so: Die Heiden hatten ein sehr menschliches Bild von den Göttern. Demnach konnte man sie überzeugen, überreden, bestechen, gewinnen, eben genauso wie ein menschliches Gegenüber. Wenn aber Gott mein Vater ist, der mich besser kennt als ich selbst, der mich bedingungslos liebt, der mich am Leben erhält und mit vielen Gnaden überschüttet, muss ich ihn dann überhaupt noch für mich gewinnen? Oder stimmt etwas nicht mit meinem Gottesbild? Eva Gloserová

Franz von Sales: Ein einziges andächtig gebetetes Vaterunser ist besser als viele, die man hastig und gedankenlos herunterleiert.

Mt 6,8: Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen! Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.

Gebet in und durch Christus

Weder die Formel noch die Anzahl der Worte bewirkt etwas, indem er Gott bei seinem Herzen fasst, sondern nur das Gebet, dass sich durch den Glauben an seinen Sohn Christus an ihn wendet. Gebet ist immer vermitteltes Gebet! Nur durch die Bindung an Christus können wir im Gebet den Vater finden, er ist der Weg zu ihm. Christus ist der alleinige Mittler unseres Gebets. So ist unser Gebet immer auch an sein Wort gebundenes Gebet, d.h. mein eigener Wille, mit meinem Gebet irgendwie mich selbst durch zu setzen, muss sterben. Dann kann ich beten, dass der Wille dessen geschehe, der weiß, was ich bedarf, ehe ich bitte.

Wir beten nicht, um Gott zu informieren

Wir beten nicht, um Gott Dinge zu sagen, die er nicht wusste, bevor wir es ihm sagten. Wir beten, um mit einem liebenden Gott zu kommunizieren und ihn anzurufen, der möchte, dass wir alle Nöte und Sorgen vor seinen Thron bringen. Denn viele Worte zu machen, heißt im Gebet Überflüssiges zu reden; aber viel zu beten heißt, den, welchen wir bitten, durch eine anhaltende Übung des Herzens zu bewegen. Denn gewöhnlich geschieht dieses eher durch Seufzen als durch Worte, durch Weinen als durch Sprechen.

Beten heißt, still zu werden

Mit zunehmender Nähe zu Gott werden die Worte weniger, einfältiger werden alle Worte. Es ist nicht nötig, dass wir darum bemüht sind, in vielen Worten zu denken und zu beten. Das schweigende Denken und Beten, das nur aus dem Hören kommt, kann oftmals förderlicher sein. Beten heißt nicht, sich selbst reden hören. Beten heißt: still werden und still sein und warten, bis ich Gott höre. Sorge dich also nie darum, viele mündliche Gebete zu verrichten. Wann immer du betest und dein Herz zu Gott gezogen wird, lasse deinem Herz freien Lauf und wenn es „nur“ ein Vater unser innerlich von Herzen gesprochen ist.

Ein einziges andächtig gebetetes Vaterunser ist besser als viele, die man hastig und gedankenlos herunterleiert. Franz von Sales

Mt 6,9-15: Das Vaterunser

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 6,9-15

Mt ‭6:9‬: Ihr sollt deshalb so beten

Das Vater unser

Jesus lehrt uns, wie wir zum Vater beten sollen. Die meisten Menschen kennen diese uralt vertrauten Worte von Kindheitstagen an, eingeübt im abendlichen Gebet zusammen in der Familie. Schon der Rhythmus des Gebets, der in vielen Sprachen gleich zu sein scheint, hilft uns, in eine Situation des Zur-Ruhe-Kommens und der Andacht zu gelangen. Der Rhythmus der Worte, vielleicht das Falten der Hände lassen uns für einen Moment den Alltagsfluss unterbrechen, so dass wir innehalten können. Ellen Charlotte Petermann

Das Vaterunser beten

Es sind immer dieselben sieben Bitten, aber unser Leben ändert sich. So kann das Vaterunser für uns jeden Tag etwas anders sein, immer neue Bedeutungen annehmen, und so hört es nicht auf, aktuell zu sein. Jeden Tag können wir seinen Namen auf eine neue Weise heiligen, können wir sein Reich an einer anderen Stelle verbreiten. Jeden Tag ist sein Wille für uns etwas Lebendiges. Das Brot eines jeden Tages ist für diesen Tag bestimmt, nicht von gestern übriggeblieben und es reicht auch nicht für morgen. Schuld, Versuchung, das Böse: Wie oft kommen sie nicht auch auf neue Weisen in unser Leben! Das Vaterunser wird nicht alt.  László Erffa

Vater unser – dein Name werde geheiligt – dein Reich komme.

Dieses Gebet verleiht unserem persönlichen Gebet Struktur und Inhalt. Es ist uns immer eine neue Inspiration. Versuchen wir, diese Bitten mit unserem eigenen Leben zu verbinden. „Unser Vater“: In welchen Situationen fühle ich mich überfordert, wo glaube ich, dass ich allein auf mich gestellt bin? Vertrauen wir diese Momente unserem Vater an. „Dein Name werde geheiligt“: Wo in meinem Leben gebe ich Gott die Ehre, und wo brauch ich noch seine Hilfe? Wo herrschen Sünde und Dunkelheit? „Dein Reich komme“: Wo auf unserer Erde, herrscht Hass, Zorn, Krieg? Laden wir den König des Universums ein, dass seine Liebe unter uns herrschen möge. Štefan Kavecký

Mt 6,9: Unser Vater im Himmel!

Aufbau des Vaterunser

Das Vaterunser besteht aus sieben Bitten, die ähnlich wie die Zehn Gebote aufgeteilt sind. Die ersten drei Bitten sind Gott zugewandt – vertikal – und die letzten vier Bitten befassen sich mit den horizontalen Beziehungen, die wir zu anderen haben. Ebenso ist das erste große Gebot, den Herrn zu lieben, und das zweite große Gebot, den Nächsten zu lieben.

Das Wir im Vaterunser

Dieses „Unser Vater“ ist so wichtig! Nur in diesem „Wir“ hören wir das Wort Gottes richtig. Das kann auch bedeuten, auf die anderen Stimmen des Herrn zu hören, ja uns auch leiten zu lassen von anderen Menschen, die Erfahrung mit Gott haben und uns auf diesem Weg helfen. So wächst die Fähigkeit in den Tausenden von Stimmen heute die Stimme Gottes zu vernehmen, der immer gegenwärtig ist und immer zu uns spricht.

Dies ist ein Gebet, das sich auf die Gemeinschaft konzentriert; Jesus sagte „Vater unser“ und nicht „Mein Vater“. Das ganze Gebet ist gesellig. Das Singularpronomen fehlt. Der Mensch tritt in die Gegenwart des Vaters ein und betet dann als Mitglied der großen Familie. Chrysostomus schreibt: Der Herr lehrt uns, gemeinsam für unsere Brüder zu beten. Denn er sagt nicht: „Mein Vater im Himmel“, sondern: „Vater unser“, damit unser Gebet wie aus einer Seele für den ganzen Leib der Kirche eintrete.

Dimension der Gemeinschaft im Vaterunser

Wir können das Vaterunser nicht beten,  solange wir uns von der Gemeinschaft fern halten, nicht solidarisch sind. Es heißt ja: Gib uns unser Brot, vergib uns unsere Schuld. Gott wollte die Gemeinschaft des Brotes, ja selbst der Sünder. Gott hat uns somit gelehrt, dass dieses Gebet notwendig geschwisterlich sei, dass man, um Sohn zu sein, Bruder bzw. Schwester sein muss. Trenn ich mich von meinen Geschwistern, dann bin ich nicht mehr Sohn bzw. Tochter. Entzieht er sich der Gemeinschaft, so ist er kein Gotteskind mehr. In Gott sind es drei Personen, die sich lieben. Gott ist eine Gemeinschaft von Personen, Gott ist Ausströmen, und die Menschen sind nach dem Bild Gottes geschaffen worden. Man ist nicht Vater für sich allein, ebenso wenig Sohn. Man ist nicht Geist des Austauschs und der Liebe für sich allein. In Gott sind mehrere. Hörten wir auf, Geschwister zu sein, blieben wir getrennt, so wären wir Ebenbild eines einsamen Gottes.

Geist der Kindschaft

Dieses Gebet fängt damit an, womit jedes wahre Gebet anfangen muss: mit dem Geist der Kindschaft, „Unser Vater“. Es ist kein Gebet vor Gott wohlgefällig, wenn wir nicht sagen können: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.“ Dieser kindliche Geist erfasst schnell die Größe des Vaters „in dem Himmel“ und erhebt sich zu demütiger Anbetung: „Geheiligt werde Dein Name.“ Das Kind, das „Abba, lieber Vater“ spricht, wird zum gewaltigen Cherub, der da ruft: „Heilig, heilig, heilig!“ Spurgeon

Vater unser

Wir können nichts Wichtigeres tun, als an jedem Morgen unseres Lebens mit der Erinnerung daran aufzuwachen, dass der Eine, der alles Bestehende erschaffen hat und lenkt, sich aus Gnade zu unserem Vater gemacht hat. Er denkt an jeden von uns mit reiner und treuer Vaterliebe. Er handelt an uns mit der schenkenden, versorgenden, unterweisenden, geduldigen und vergebenden Liebe eines perfekten Vaters. Er ist immer bei uns. Seine Hand liegt immer auf uns. Er hört nie auf, über uns zu wachen. Sein Herz ist immer für uns (Röm. 8,31). Er arbeitet zu aller Zeit daran, Seine Pläne für uns und durch uns zu vollenden. Er trägt unsere Lasten und erleichtert unsere Bürde. Er ist dein Gott, dein Retter, dein Freund – dein Vater. Nichts kann jemals wieder so sein wie früher, denn jetzt lebst du im Haus des Vaters, wo jeder Raum von Seiner herrlichen Gnade geschmückt ist.

Den Vater ansprechen

Meint ihr, für eine ausgegossene Seele liege nicht viel daran, zu sehen, dass sie nicht in den Himmel zu gehen braucht, um mit ihrem Ewigen Vater zu sprechen? Sie braucht nur ihn in großer Demut wie einen Vater anzusprechen, wie einen Vater zu bitten, es sich wie bei einem Vater gutgehen zu lassen. Theresa von Avila

Im Himmel:

Er sagt ferner: Der du bist in dem Himmel, damit wir wissen, dass wir einen himmlischen Vater haben, und dass sich die, welche einen Vater im Himmel haben, schämen, sich dem Irdischen zu ergeben. Wenn er also sagt: In dem Himmel, will er Gott nicht dort einschließen, sondern den Betenden von der Erde abziehen und in die höheren Gebiete versetzen. Goldene Perle

Wir ergänzen: „im Himmel“. Unsere Lebenszeit ist fortan nur noch ein Exil, und diese Erde ist ein fremdes Land, das uns von unserem Vater trennt. Lasst uns fliehen und mit der ganzen Glut unserer Sehnsucht hin zu dem Ort eilen, von dem wir bekennen, dass dort unser Vater wohnt! Sind wir einmal zu dieser Würde der Kinder Gottes gelangt, so werden wir sofort von der Zärtlichkeit entflammt, die die Herzen aller guten Kinder erfüllt; und, ohne länger an unsere Interessen zu denken, haben wir nur noch Leidenschaft für die Ehre unseres Vaters. Johannes Cassianus (zu Mt 6,9)

Mt 6,9: Geheiligt werde dein Name.

Den Namen Gottes heiligen

Durch unser Leben können wir den Namen Gottes heiligen. Wenn der Mensch in der Nachfolge Jesus lebt und seinem Gebot der Liebe folgt, dann wird Gottes Name in der Welt geheiligt. Gottes Name wird sichtbar im Menschen, der sich nach seinem heiligem Willen richtet. Gregor von Nyssa schreibt: Wer betet: Geheiligt werde dein Name spricht zu Gott etwa in diesem Sinn: Hilf mir mit deiner Gnade, dass ich untadelig, gerecht, gottesfürchtig werde, ein Mensch, der sich jeder schlechten Tat enthält, der die Wahrheit redet, Gerechtigkeit übt, in Ehrlichkeit wandelt, durch Keuschheit leuchtet, mit Weisheit und Mäßigung sich schmückt, nach dem trachtet, was oben ist, das Irdische gering achtet, ein engelgleiches Leben führt.

Bitten um die eigene Heiligung: Auch um unsere Heiligung bitten wir täglich. Denn wir bedürfen einer beständigen Heiligung, damit wir, die wir täglich sündigen, unsere Vergehen durch eine beständige Heiligung tilgen. Goldene Perle

Mt 6,10: Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden.

Gottes Wille geschehe

Gott soll unsere Entscheidungen bestimmen nicht unser Eigenwille. Der Wille Gottes möge in uns geschehen. Das Beten um das Geschehen des Willens Gottes ist ein Ringen mit dem Vater, dass ich nicht weiter meine Vorstellungen durchsetzen will, sondern dass Gottes Bild von mir und meinem wahren Wesen erkennbar und in mir verwirklicht wird. Die Bibel zeigt auf, wie Jesus dem Willen des Vaters gegenüber gehorsam ist. Die Bitte, dass Gottes Wille geschehe, ist daher auch ein Weg zur innigen Gemeinschaft mit Jesus. Wir bitten darum, dass wir uns wie Jesus auf Gottes Willen einlassen können. Mit Faustinas Worten: Alles, was auf mich zukommt, nehme ich als Gabe des liebenden Willens Gottes an, der aufrichtig mein Glück will.

Worte von Franz von Sales

Fügen wir uns dem heiligsten Willen Gottes und singen wir Gott in einem Hymnus ewiger Einwilligung: Dein Wille geschehe! Ja, Herr, Dein Wille geschehe auf Erden, wo es keine Freuden ohne Beimischung irgendeines Schmerzes gibt, keine Rosen ohne Dornen, keinen Tag ohne darauffolgende Nacht, keinen Frühling ohne vorhergegangenen Winter; auf Erden, Herr, wo die Tröstungen selten, die Mühsale aber unzählbar sind. O Gott, trotzdem geschehe Dein Wille, nicht nur durch Ausführung Deiner Gebote und Eingebungen, die von uns befolgt werden müssen, sondern auch im Erleiden der Trübsale und Beschwernisse, die wir auf uns nehmen sollen, damit Dein Wille durch uns, für uns, in uns
und an uns alles vollbringe, was ihm wohlgefällig ist. Franz von Sales

Worte von Teresa von Avila

Uns ganz in die Hände des Schöpfers zu überantworten, unseren Willen dem seinen zu unterwerfen, uns von den geschaffenen Dingen zu lösen. Das also ist die vollkommene Kontemplation. In ihr braucht es keine Anstrengungen und keine Wissenschaft von unserer Seite. Es reicht, wenn wir sagen: Dein Wille geschehe! Verfüge über mein ganzes Sein, wie es deinem Willen entspricht, als sei es schon ganz dir übereignet. Dein bin ich, von dir geschaffen, dein, weil du mich erlöst, dein, weil du mich geduldet hast, dein, weil du mich gerufen, dein, weil du mich erwartet hast, dein bin ich. Sag, was hast du vor mit mir?

Die ersten drei Bitten im Zusammenhang

Betrachten wir zunächst, dass diese ersten drei Bitten an Gott eine einzigartige Beziehung zur Gottheit haben. Die erste Bitte befasst sich mit dem Vater: „Unser Vater … geheiligt werde dein Name.“ Die zweite Bitte befasst sich mit dem „Königreich“; das ist der Sohn. Jesus sprach viele Gleichnisse über den Sohn, der ein Königreich empfangen und als König der Könige zurückkehren würde.

Ohne ihn könnten wir nicht einmal zum Vater kommen. Und was „deinen Willen“ betrifft, wer führt uns in den Willen Gottes? Der Geist, der uns den Willen Gottes und die Liebe zu Christus einprägt. Es ist der Geist, der die Macht gibt, den Willen Gottes zu tun. Und so sind der Vater, der Sohn und der Geist in den ersten drei Bitten des Vaterunsers dargestellt.

Mt 6,11: Gib uns heute unser tägliches Brot.

Der Glaube als das tägliche Brot

Glaube ist keine Sache, die man anfängt und dann für immer hat. Glauben empfangen wir von Gott immer nur so viel, wie wir für den gegenwärtigen Tag gerade brauchen. Der Glaube ist das tägliche Brot, das Gott uns gibt. An uns liegt es diesen Glauben im Vertrauen anzunehmen. Vertrauen muss eingeübt werden. Immer wieder neu. Nur so kann es wachsen. Allerdings kannst Du nicht einfach beschließen, von heute an zu vertrauen. Vertrauen muss wachsen. Mein Glaube wurde vor allem durch Erfahrungen gestärkt, wo ich das ganz konkret im Kleinen wie im Großen erlebt habe. Durch die Erinnerung daran, wächst und vertieft sich mein Glaube.

Materielles und geistiges Verständnis

Diese Bitte kann wörtlich verstanden werden. Seien wir dankbar, für die Nahrung, die uns am Leben erhält. Lasst uns nie um Reichtum beten. Und seien wir immer ganz im heute und hüten uns vor der Sorge des Morgens. Diese Bitte kann ebenso geistig verstanden werden. Christus ist das Brot des Lebens. Wir bitten darum, dass wir eins mit ihm seien, dass er sich uns selbst jeden Tag neu gibt. Dass uns Christus, das Brot des Lebens täglich zuteil werde, darum bitten wir, damit wir, die wir in Christus sind und seine Eucharistie täglich empfangen, vom Leib Christi nicht getrennt werden.

Der den Tag dir gibt, der gibt dir auch das, was zu dem Tage gehört. Gregor von Nyssa

Der Glaube beginnt im Leben

Das Gebet des Vaterunser hat seine Wurzeln in der konkreten Wirklichkeit des Menschen. Es lässt uns beispielsweise um Brot bitten, um das tägliche Brot: eine einfache, aber wesentliche Bitte, die besagt, dass der Glaube keine Dekoration, keine vom Leben losgelöste Frage ist, die dann zum Einsatz kommt, wenn alle anderen Bedürfnisse gestillt sind. Vielmehr beginnt das Gebet mit dem Leben selbst.

Das Gebet – das lehrt uns Jesus – beginnt im menschlichen Leben nicht, nachdem der Magen gefüllt ist: Vielmehr nistet es sich überall dort ein, wo ein Mensch ist, irgendein Mensch, der Hunger hat, der weint, der kämpft, der leidet und sich fragt: warum? Jesus will in seinem Gebet das Menschliche nicht auslöschen. Er will nicht, dass wir die Fragen und Bitten zurücknehmen und lernen, alles zu ertragen. Vielmehr will er, dass alles Leiden, alle Unruhe zum Himmel aufsteigt und zum Dialog wird. Papst Franziskus (zu Mt 6,11)

Mt 6,11: Gib uns auch heute, was wir zum Leben brauchen.

Im Heute leben

Gott möchte, dass wir die Gegenwart erleben können und nicht bereits auf den nächsten Tag schauen: Im Heute leben fällt uns so schwer, weil wir oft mit den Gedanken entweder in der Vergangenheit, oder in der Zukunft sind. Sorgen, Ängste etc. All das hält uns davon ab, die liebende Gegenwart Gottes in meinem Jetzt zu erkennen. Was ist das, was mich gerade am meisten daran hindert, im gegenwärtigen Moment zu leben? Darum bete ich: Jesus, gestern ist vergangen und morgen „ist“ noch nicht, doch heute will ich sagen: ich liebe dich. In meinem Hier und Jetzt vertraue ich dir, und ich gebe dir all meine Ängste und meine Sorgen. Raphaela Kloiber

Mt 6,12: Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern.

Bitte um Vergebung

Die Bitte um die Vergebung führt uns auch tief hinein in das Geheimnis Jesu Christi. Jesus selbst hat Menschen die Vergebung der Sünden zugesprochen. Er hat Sünderinnen und Sündern immer wieder Mut gemacht, an Gottes Vergebung zu glauben. Am Kreuz wird Gottes vergebende Liebe für uns am klarsten sichtbar.

Die Bitte Jesu am Kreuz ermöglicht es uns, unseren Brüdern und Schwestern zu vergeben. Wir können mit Jesus für sie beten: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Dann werden wir ihnen ihr Tun nicht mehr vorwerfen. Wir spüren dann, dass sie in der Tiefe ihres Herzens nicht gewusst haben, was sie uns mit ihren Worten oder ihrem Verhalten angetan und wie sehr sie uns verletzt habe. Anselm Grün (zu Mt 6,12)

Vergebung ist oft ein langer Weg

Verletzungen erzeugen Schmerz oder Wut. Solange dieser Schmerz, diese Wut in dir steckt, ist Vergebung nicht möglich. Vergebung steht immer am Ende der Wut und nicht am Anfang. Der Schmerz und die Wut muss gefühlt werden und darf nicht verdrängt werden: wir sind Menschen! Gefühle lassen sich nicht kontrollieren und bestimmen. Vergebung kann oft ein längerer Weg sein, wo sich Schmerz und Wut in Empathie und Liebe verwandelt. Nur dann kann sich echte Vergebung ereignen. Echte Vergebung ist es, wenn man an die andere Person denken und sich erinnern kann ohne Ärger, Zorn, Bitterkeit, Schmerz, Tränen, ohne ihr etwas nachzutragen.

Schulden erlassen

„Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Die Liebe erträgt alles. Die wahre göttliche Liebe lässt uns auch aus tiefer Verletzung heraus anderen verzeihen. Wir Menschen sind fähig, anderen zu verzeihen – auch wenn uns Unrecht getan wird. Auch wenn die Forderung nach Gerechtigkeit in unserem Herzen überhandnehmen will, kann die Liebe zu einem Menschen uns zu einem Akt des Verzeihens verhelfen. Wie ist das möglich? Je mehr wir selber Vergebung erfahren, je mehr wir seine Stimme in unserem Herzen hören und seinen Geist wirken lassen, desto ähnlicher werden wir ihm. Das ist ein Gesetz des geistlichen Lebens. Durch die Taufe ist es uns möglich. Wir sind als Kinder Gottes wiedergeboren (siehe KKK 1213). Wir leben jetzt schon im göttlichen Leben. Je mehr ich als Christ danach strebe, Jesus nachzuahmen, desto ähnlicher werde ich ihm. Das gibt mir die Kraft, anderen zu verzeihen, auch wenn sie im Unrecht sind. Ilona Kies

Worte von Johannes Cassianus

Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern! O unaussprechliche Güte Gottes! Er gibt uns damit nicht nur ein Modell, wie wir beten sollen, er stellt nicht nur die Lebensregel auf, nach der wir in seinen Augen Gefallen finden können; diese Formel, die er uns lehrt und von der wir nach seinem Gebot beim Beten beständig Gebrauch machen sollen, stellt selbst eine Mahnung dar, mit der er geradezu zwangsläufig die Wurzeln des Zornes und der Traurigkeit aus uns herausreißt.

Damit nicht genug: Er gibt uns die Gelegenheit und macht es uns leicht, ihn durch dieses Gebet zu einem nachsichtigen und barmherzigen Urteil über uns zu bewegen; er gibt uns gewissermaßen die Macht, selbst den Urteilsspruch, der uns erwartet, zu mildern und ihn durch das Beispiel unserer eigenen Nachsicht zur Vergebung zu verpflichten, wenn wir zu ihm sagen: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben.“

Kraft dieses Gebetes wird jener die Verzeihung seiner Sünden mit Zuversicht erbitten, der sich seinen Schuldnern gegenüber vergebungsbereit gezeigt hat. Wollen wir mit Milde gerichtet werden, dann lasst uns auch selbst denen gnädig sein, die uns Unrecht getan haben. Es wird uns in dem Maß vergeben werden, wie wir denen vergeben, die uns Böses getan haben, worin auch immer ihre Bosheit bestanden haben mag. Cassianus (zu Mt 6,12)

Welch eine Befreiung ist es, wenn man vergeben kann. Corrie Ten Boom

Mt 6,13: Errette uns von dem Bösen.

Das Böse in uns

Wenn der Geist Gottes dich überführt und du beginnst zu beten: »Errette uns von dem Bösen!«, dann gestehst du dir ein, dass das Böse, das die größte Gefahr für dich ist, das Böse in dir ist. Du gibst zu, dass du dem Bösen an einem bestimmten Ort entfliehen kannst; du kannst eine böse Situation vermeiden, und du kannst vor einer bösen Person weglaufen, aber du kannst nicht vor dir selbst davonlaufen. Nur der Herr Selbst hat die Kraft, dich von deinem Ich zu retten und dich von dem bedrohlichsten alles Bösen zu befreien: von dem Bösen, das dein Herz so leicht umstrickt. Flehe um diese Gnade!

Wer ist gemeint mit Erlöse uns von dem Bösen?

Mit dem Bösen im Vaterunser ist nicht eine negative geistige Kraft oder Energie gemeint, sondern der Böse in Person, den die Heilige Schrift unter den Namen Versucher, Vater der Lüge, Satan oder Teufel kennt. Niemand wird leugnen, dass das Böse in der Welt von verheerender Gewalt ist, dass wir von teuflischen Einflüsterungen umgeben sind, dass in der Geschichte oft dämonische Prozesse ablaufen.

Nur die Heilige Schrift nennt die Dinge beim Namen: „Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt“ (Eph 6,12). Die Vaterunser-Bitte, vom Bösen erlöst zu werden, trägt das ganze Elend dieser Welt vor Gott und fleht darum, dass Gott, der Allmächtige, uns von allen Übeln befreit, wie es auch im Embolismus zum Ausdruck kommt

Zitate zum Vaterunser

Simone Weil: Es ist unmöglich, das Vaterunser zu sprechen und dabei auf jedes Wort die ganze Aufmerksamkeit zu richten, ohne dass in der Seele eine vielleicht unendlich kleine, aber tatsächliche Veränderung bewirkt wird.

Teresa von Avila: Welch erhabene Vollkommenheit liegt in diesem Gebet! Wie sehr erkennt man darin die göttliche Weisheit dessen, der es verfasst hat! Wie dankbar müssen wir dafür sein! Es reißt mich zur Bewunderung hin, wie es in so wenigen Worten alles enthält, was zur Vollkommenheit und Beschauung gehört.

Matthias Claudius: Je länger man das Vaterunser betet, je mehr sieht man ein, wie wenig man es versteht, und wie wert es ist, verstanden und bedacht zu werden, um unbekannten Schätzen auf die Spur zu kommen.

Welches Wort von diesem Gebet bewegt mich am meisten?

Ich nehme mir etwas Zeit darüber nachzudenken. Welche Gedanken kommen mir? Zu was lädt es mich ein? Ich spreche diese Worte langsam und mit Liebe aus. Ich kann es so machen, dass ich mir dabei vorstelle, wie ich in der innigen Beziehung zum Vater bin: Ich bleibe in Seinen Armen, ich knie demütig vor Ihm, ich strecke zu Ihm meine Hände aus … Welches Bild ist mir am Vertrautesten? P. Wons (zu Mt 6,13)

Mt 6,14: Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, wird euer Vater im Himmel euch auch vergeben.

Vergeben, um Vergebung zu erlangen

Jesus betont die Wichtigkeit der Vergebung. Der erste Johannesbrief erinnert uns daran, dass wir alle Sünder sind (vgl. 1,8). Ein wesentliches Merkmal christlichen Lebens ist die Erfahrung von Jesu liebendem Erbarmen. Wir können es wirklich nur erfahren, wenn wir selbst Barmherzigkeit üben. Wir können einen Fallschirmspringer, der aus einem Flugzeug springt, bewundern, wir werden dessen Erfahrung aber erst dann verstehen können, wenn wir selbst mit dem Fallschirm springen. Wir verstehen die wahre Bedeutung der Barmherzigkeit erst, wenn wir anderen vergeben. Unser Erbarmen wird nicht dasselbe wie das von Christus sein: Er hat niemals gesündigt, und darum vergibt er uns, auch wenn wir seine Vergebung nicht verdienen. Wenn Christus uns vergeben hat, wie können wir es dann wagen, anderen nicht zu vergeben? P.Josè LaBoy

Worte der Wüstenväter

Ein Bruder hatte sich etwas zuschulden kommen lassen. Als er nun von seinen Brüdern deswegen gescholten wurde, ging er fort. Die Brüder aber folgten ihm nach, um ihn zurückzuholen und begannen, ihm seine Vergehen von neuem vorzuhalten. Er aber bestritt seine Schuld nicht. Da gesellte sich ein Altvater zu ihnen, der erzählte ihnen folgendes Gleichnis: Ich sah am Flussufer einen Mann bis zu den Knien im Schlamm stecken. Und als einige kamen, um ihn mit hingestreckter Hand herauszuziehen, sanken sie selbst bis zum Halse ein. Betroffen von seinen Worten taten die Brüder Buße und riefen den, der davongegangen war, in ihre Gemeinschaft zurück.

Mt 6,15: Wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Es liegt an mir!

Die Großzügigkeit (oder Kleinlichkeit), die ich anderen gegenüber an den Tag lege, wird das Maß sein, das Gott einmal an mich anlegen wird, wenn ich ihm gegenüberstehe. Das ist erschreckend und beruhigend zugleich! Gott nimmt mich so ernst, dass er mein eigenes Verhalten als Maßstab für sich heranzieht! Das bedeutet: Ich habe es in der Hand, wie meine Ewigkeit aussehen wird. Und wir brauchen uns keine Sorgen zu machen: Wenn wir Menschen guten Willens sind, kommt es nicht auf die perfekte Umsetzung an. „Man nehme den Willen für die Tat“, sagte meine Großmutter immer. Beate Scheilen

Mt 6,16-18: Über das Fasten

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 6,16-18

Mt 6,16: Wenn ihr aber fastet, sollt ihr nicht finster dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Angesicht, damit es von den Leuten bemerkt wird, dass sie fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon empfangen.

‭Mt 6,17: ‭Du aber, wenn du fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht,

Mt 6,18: ‭damit es nicht von den Leuten bemerkt wird, dass du fastest, sondern von deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir öffentlich vergelten.

Mt 6,18: Und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen.

Wahres Fasten

Fasten bedeutet nicht nur leiblicher Verzicht, wahres Fasten bedeutet sich vom Bösen fernzuhalten, Verzicht darauf, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, Verzicht darauf, ständig recht haben zu wollen u.v.m. und dieser vielerlei Verzicht geschieht nur für und in Christus. Er sieht es. Es ist stets ein freiwilliger Verzicht. Gott respektiert unsere Freiheit und so ist Fasten nie aufgezwungen, sondern von uns selbst gewählt. Darin besteht wie beim Beten und Helfen die Gefahr, sich selbst darin zu gefallen vor anderen und vor sich selbst. Der eigene Stolz ist einer der größten Stolpersteine im geistlichen Leben. Wo verzichtest du um Jesu Willen?

Ein Fasten, wie es Gott gefällt

Der bringt ein großes Fasten dar, das Gott sehr wohlgefällig ist, der seine Eigenliebe bekämpft, seinen Stolz, seinen Widerwillen für die Dinge überwindet, die er nicht gerne tut oder indem er mit Menschen zusammen ist, die seinem Charakter und Verhalten entgegen sind. Ja, meine Brüder, wenn wir uns wirklich daran halten würden, würden wir nicht nur jeden Tag etwas zum Fasten finden, sondern können es sogar in jedem Augenblick des Tages üben.

Wie viele Gelegenheiten haben wir uns abzutöten, indem wir ertragen, was uns unangenehm und zuwider ist? Also dann! Meine Brüder, wenn wir das alles für den Lieben Gott ertragen, und nur um ihm zu gefallen, dann sind das die Gott wohlgefälligsten und verdienstvollsten Fasten. Jean-Baptiste Marie Vianney (zu Mt 6,18)

Gott gefallen

Ob es sich um das Geben von Almosen oder um das Fasten handelt, entscheidend ist, Gott zu gefallen, und zwar Gott allein. Alles soll im Geheimnis Gottes bleiben, bei ihm, der allein beurteilen und ermessen kann, wie das Herz eines Menschen beschaffen ist. Jesus entlarvt eine äußerliche Frömmigkeit, mit der man vor allem glänzen möchte und bei der das Geben von Almosen und das Fasten vollzogen wird, um in den Augen der Menschen gut dazustehen. Ellen Charlotte Petermann

Worte von Papst Franziskus

Auf diesem Weg zurück zum Wesentlichen, auf diesem Weg der Fastenzeit, schlägt das Evangelium drei Schritte vor, die der Herr uns zu tun bittet, ohne Heuchelei und ohne Schauspielerei: Almosen, Gebet, Fasten. Wozu? Das Gebet verbindet uns wieder mit Gott, die Liebe mit unserem Nächsten, das Fasten mit uns selbst. Dahin also möchte die Fastenzeit unseren Blick lenken: nach oben, mit dem Gebet, das uns von einem horizontalen, flachen Leben befreit, in dem man nur Zeit für das Ich findet, aber Gott vergisst.

Und dann hin zum anderen, durch die Liebe, die uns von eitlem Besitzdenken befreit, von der Vorstellung, dass alles in Ordnung ist, wenn es in Ordnung ist für mich. Schließlich lädt sie uns ein, durch das Fasten nach innen zu schauen, was uns von den Bindungen an die Dinge befreit, von der Weltlichkeit, die das Herz betäubt. Gebet, Nächstenliebe, Fasten: drei Investitionen zugunsten eines Schatzes, der bleibt.

Worte von Benedikt XVI

Der wahre Jünger dient nicht sich selbst oder der Öffentlichkeit, sondern dem Herrn, in Einfachheit und Großherzigkeit. Unser Zeugnis wird immer um so wirksamer sein, je weniger wir unsere eigene Ehre suchen und uns bewußt sind, daß der Lohn des Gerechten Gott selber ist, das Vereint-Sein mit ihm – hier unten auf dem Weg des Glaubens und am Ende des Lebens im Frieden und im Licht der Begegnung von Angesicht zu Angesicht mit ihm für immer. Benedikt XVI (zu Mt 6,18)

Der wahre Lohn

Der wahre »Lohn« ist nicht die Bewunderung der anderen, sondern die Freundschaft mit Gott und die Gnade, die daraus entspringt, eine Gnade, die Frieden schenkt und die Kraft, Gutes zu tun, auch jene zu lieben, die es nicht verdienen, und denen zu vergeben, die uns verletzt haben. Bendikt XVI

Mt 6,19-24: Über das Geld

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 6,19-24

Mt 6,19: Häuft in dieser Welt keine Reichtümer an! Sie werden nur von Motten und Rost zerfressen oder von Einbrechern gestohlen!

Sich von der Welt lösen

Löse dich von den Reichtümern der Welt, seien sie nun materieller Natur, wie Geld und Besitz oder seien sie immaterieller Natur, wie Macht oder Eitelkeit. Halte dir immer wieder vor Augen, dass es nicht darum geht, ob einer dies hat oder jenes nicht hat, sondern darum, dass wir im christlichen Glauben leben, der uns lehrt, dass all diese Dinge vergänglich sind. Wenn ein Mensch sein Glück ausschließlich in den Dingen dieser Welt sucht, wird er das Glück nicht finden.

Das gilt runter zu brechen ins Konkrete. Beispiel: Wenn ich bei der Arbeit durch einen Mitarbeiter durch Worte verletzt werde, meine Ehre dadurch angegriffen wird (=Gut dieser Welt), kann ich ihn sicherlich auf sein Verhalten hinweisen, aber innerlich fühle ich keinen Groll, weil dieses Gut der Welt (=die eigene Ehre) immer unbedeutender für mich wird, weil ich Ehre finde beim Herrn, was mein wahrer Reichtum ist. Die Welt hat im Vergleich zu den Reichtümern Christi wenig zu bieten.

Rost und Motten

Im höheren Sinne aber bedeutet der Rost den Stolz, welcher den Schmuck der Tugenden aufzehrt; die Motte, welche verborgen die Kleider zernagt, ist der Neid, welcher den Tugendeifer auflockert und dadurch das Gefüge der Einheit zerstört; die Diebe sind die Irrlehrer und Teufel, deren Streben beständig darauf gerichtet ist, die geistigen Schätze zu entreißen. Goldene Perle

Tägliche christliche Andacht

Mt 6,20: Sammelt euch Schätze im Himmel.

Was ist dein größtes Ziel im Leben?

Was ist dir letzten Endes am aller wichtigsten? Jesus macht durch seine ernsten Worte deutlich, worauf unser Leben im Letzten hinausläuft, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht: auf Gott und auf das ewige Leben! Wenn das so ist, dann bekommen sogar unsere kleinsten Entscheidungen Gewicht. Dann sollten wir uns oft bewusst machen, dass unser Leben dazu dient, dass wir uns auf die Ewigkeit vorbereiten. Die Frage des heiligen Domenico Savio kann uns da konkret helfen. Er hat sich vor jeder Entscheidung gefragt: Was nützt mir das für die Ewigkeit?

Viele Schätze

Ein einziger Schatz genügt nicht nach dem Willen Jesus. Er will, dass wir viele Schätze besitzen, dass unser Schatz aus vielen Schätzen bestehe. Das will heißen, dass wir ein unersättliches Verlangen haben sollen, Gott zu lieben, um immerfort Liebe auf Liebe, Schatz auf Schatz, zu häufen. Was treibt die Bienen mehr an, ihren Honig zu vermehren, als die Liebe, die sie zu ihm haben? Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen Deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer Deiner Liebe.

Nur eines zählt: seine Seele retten

Die Heiligen hingen nicht an den irdischen Gütern. Sie sorgten sich um die himmlischen. Die in das Diesseits verliebten Menschen kümmern sich nur um die Gegenwart. Wir müssen es machen wie die Könige. Wenn sie fürchten, entthront zu werden, schicken sie ihr Geld ins Ausland voraus, wo es sie dann erwartet.

So schickt auch ein guter Christ alle seine guten Werke zur Pforte des Himmels. Die Erde ist wie eine Brücke, um über das Wasser zu gelangen. Sie dient nur dazu, unsere Füße zu tragen. Wir sind in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt; deshalb sagen wir jeden Tag: „Vater unser im Himmel.“ Wir dürfen also unseren Lohn erst erwarten, wenn wir daheim im Vaterhaus sind. Pfarrer von Ars (zu Mt 6,20)

Mt 6,21: Wo nämlich euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.

Das Herz als Kompass

Unser Herz sucht wie ein Kompass Orientierung und richtet sich auf das aus, was es liebt. Viel zu häufig hängt es an weltlichen Schätzen und so treten diese zwischen mich und Gott. Wo mein Schatz ist, woran sich mein Herz hängt, da ist mein Vertrauen, meine Sicherheit, mein Trost, mein Gott. Der Schatz ist Abgötterei. Alles, was dich hindert, Gott über alle Dinge zu lieben, was zwischen dich und deinen Gehorsam gegen Jesus tritt, ist der Schatz, an dem dein Herz hängt. Wir aber glauben dem „Ich-bin-da“, dem Fels Christus, dem Herr, unserem Schatz, dem wir ähnlich werden wollen.

Das Kreuz als Schatz

Man muss sein Kreuz tragen und nicht schleppen, und man muss es wie einen Schatz fassen, nicht wie eine Last. Durch das Kreuz allein können wir ja Jesus ähnlich werden.

Die Bedeutung der Gottesliebe

Die Gefühle folgen der Liebe. Wenn unsere Gefühle Opfer einer niedrigen und verwerflichen Liebe geworden sind (Geldgier, Ehrsucht, Geilheit) unternehmen wir alles, was sich eben darauf bezieht. Wir werden zu Sklaven dessen, was wir lieben und haben keine Liebe in unserer Seele als nur dafür. Ebenso ist es aber auch mit der Gottesliebe. Wer einmal die Liebe zu Gott in etwas reichlicherem Maße besitzt, hat kein anderes Verlangen als nach Gott, keine Furcht außer vor Gott, keine Hoffnung außer auf Gott, keinen Mut außer durch Gott, keine Freude außer in Gott. Alle seine Regungen werden in dieser einzigen himmlischen Liebe ihre Ruhe finden. (nach Franz von Sales)

Mein Herz gehört Jesus

Der Ort, in dem Gott im Menschen wohnen will, ist das Herz. Wenn ich Gott in mein Herz einlasse, kann ich ihn spüren, erfahren, lieben und erlebe auch, dass er mich liebt. Jesus selbst hat uns so sehr geliebt, dass er uns am Kreuz sein Herz geschenkt hat. Er liebt uns also buchstäblich aus ganzem Herzen. So sollen auch wir Gott nicht nur unseren Verstand, sondern unser Herz öffnen, damit Gott dort Wohnung nehmen kann. Denn wer das Herz eines Menschen besitzt, besitzt den ganzen Menschen. Benedikt XVI schreibt: Es gibt nichts Schöneres, als vom Evangelium, von Christus gefunden zu werden. Es gibt nichts Schöneres, als ihn zu kennen und anderen die Freundschaft mit ihm zu schenken.

Die Liebe ist das Leben unseres Herzens

Die Liebe ist das Leben unseres Herzens. Alle unsere Affekte folgen unserer Liebe. Wessen Herz Beute einer niedrigen, verwerflichen Liebe geworden ist (Geldgier, Ehrsucht, Geilheit), der unternimmt nur, was sich darauf bezieht. Sie werden zu Sklaven dessen, was sie lieben. Sie haben kein Herz in der Brust, keine Seele in ihrem Herzen, keine Liebe in ihrer Seele als nur dafür. Ebenso ist es aber auch mit der Gottesliebe. Wer einmal die Liebe zu Gott in etwas reichlicherem Maße besitzt, hat kein anderes Verlangen als nach Gott, keine Furcht außer vor Gott, keine Hoffnung außer auf Gott, keinen Mut außer durch Gott, keine Freude außer in Gott. Alle seine Regungen werden in dieser einzigen himmlischen Liebe ihre Ruhe finden

Wo ist euer Schatz?

Wo ist euer Schatz? Auf welchem Schatz ruht euer Herz? Ja, unsere Herzen können sich an wahre oder an falsche Schätze hängen, können echte Ruhe finden oder einschlafen, indem sie träge und abgestumpft werden. Das kostbarste Gut, das wir im Leben haben können, ist unsere Beziehung zu Gott. Seid ihr davon überzeugt? Ist euch bewusst, wie unschätzbar wertvoll ihr in Gottes Augen seid? Wisst ihr, dass ihr von Ihm bedingungslos geliebt und angenommen werdet, so wie ihr seid? Wenn diese Wahrnehmung schwindet, wird das Menschsein ein unverständliches Rätsel, denn gerade das Wissen darum, dass wir von Gott bedingungslos geliebt werden, verleiht unserem Leben Sinn. Wo ist dein Schatz? Das ist die Frage. Wo ruht dein Herz? Auf welchem Schatz ruht dein Herz? Denn wo dein Schatz ist, dort wird dein Leben sein. Papst Franziskus

Worte von Raphael Meyer

Wenn mein Herz auf der Erde ist, können sich weltliche Dinge daran heften. Dort ist dann mein Schatz. Anhänglichkeit an mich, an andere Personen, Dinge die sich zwischen mich und Gott schieben. Alles kann zu so etwas werden. Werden, weil die Dinge an und für sich oft nicht schlecht sind, sondern meistens gut.

Das Problem ist also nicht, dass ich zum Beispiel Sport mag, sondern, dass ich den Sport meiner Familie gegenüber bevorzuge. Dadurch verschiebe ich das Zentrum auf Dinge. Dort, wo ich mein Herz an die Erde hefte, bin ich das Zentrum meines Lebens, nicht Gott oder meine Familie. Wenn es nicht die Dinge sind, die den eigentlichen Stolperstein darstellen, lohnt es sich dann auf die Dinge zu verzichten und sie aufzugeben?

Bei schlechten Dingen definitiv, aber bei guten Dingen trifft das einfache Aufgeben nicht den Kern der Sache. Jesus möchte, dass wir tiefer gehen und unser Herz fest im Himmel verankern. Deshalb genügt es nicht, die geschaffenen Dinge nur loszulassen. Was wir wirklich loslassen müssen, ist uns selbst, das eigene Ich, das gerne um sich greift und für sich selbst besitzen möchte.

Der freie Mensch hat das Herz im Himmel verankert. Dort umschlingen es nicht die geschaffenen Dinge, sondern es kann frei sich selbst, dem Nächsten und Gott dienen. Er ist fähig, „Nein“ zu sagen. Nein, nicht zu einer Sache oder Person, sondern zu meiner Abhängigkeit von ihnen.

Jedes Nein zu einer Abhängigkeit, die sich zwischen mich und Gott stellt, ist ein tieferes Verankern des Herzens im Himmel. Um Gott zum Zentrum meines Lebens zu machen, kann ich ihm sagen, dass ich dieses und jenes nicht brauche und dass das Verlangen nach Befriedigung in meinem Leben nicht herrschen soll: Ich brauche das nicht, ich brauche dich! Raphael Meyer (zu Mt 6,21)

Mt 6,22: Das Auge ist die Leuchte des Leibes. Wenn nun dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein.

Dein Auge ist ein Spiegel deiner Seele

Die Augen sind die Fenster der Seele. Lauter bedeutet rein, unvermischt und ungetrübt. Unser Auge, unsere Seele blickt rein und unvermischt immer nur Christus an und auf das Licht, das von ihm kommt. Die Lauterkeit des Auges und des Herzens entspricht jener Verborgenheit, die von nichts weiß als von Christi Wort und Ruf, die in der völligen Gemeinschaft mit Christus besteht. Unser inneres Auge ist klar, wenn die Blickrichtung stimmt: Christus. Blicke heute immer wieder mitten im Alltag, mitten im Gespräch, mitten in den Alltagsaufgaben lauter und einfältig auf Christus und sprich das Ja des Glaubens

Das Licht des Körpers

Christi Lehre über das Auge als Licht des Körpers ist vielleicht auf den ersten Blick unklar, und sogar ohne Bezug zur vorhergehenden Mahnung, Schätze für den Himmel zu sammeln. Ein zweiter Blick aber lässt einen inneren Bezug erkennen. Die Exegeten sehen im Auge die Absichten, die hinter den Handlungen liegen. Christus mahnt uns, alles, was wir tun und wie wir Ereignisse und andere sehen, mit der Einfachheit eines Kindes wahrzunehmen. Wenn wir Christus in den anderen sehen, wenn wir fähig sind, Gottes vorsehende Hand hinter allem, was in unserem Leben geschieht, zu sehen, wenn alles, was wir tun, aus Liebe zu Christus getan wird, dann wird unser ganzer Körper wirklich vom Licht überflutet. Walter Schu (zu Mt 6,22)

Mt 6,23: Wenn deine Augen aber durch Neid oder Habgier getrübt sind, ist es dunkel in dir.

Gegen Neid und Gier

Schaust du manchmal neidisch oder gierig auf andere? Wenn nicht, dann freue ich mich mit dir. Ich gehöre nicht dazu. Bei mir sind es gar nicht materielle Dinge, bei denen ich in diese Versuchung tappe, sondern meist betrifft es die Charaktereigenschaften des andern: kann der reden, man ist der witzig so wäre ich gerne auch.

Ertappe ich mich dabei, kann ich das mit Gottes Kraft schnell wieder gerade rücken. Denn diese neidischen Vergleiche sind nicht gut. Ich will mehr und werde im Anhaften an dieses Begehren unfrei. Gott möchte keine Kopien, er möchte das Original: dich! Auf jeden Fall sagt uns Jesus, dass unser Auge entweder auf himmlische Dinge gerichtet ist (und daher voller Licht) oder auf irdische Dinge gerichtet ist (und daher voller Dunkelheit ).

Mt 6,24: Niemand kann zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!

Was meint Jesus mit dem Wort Mammon?

Es ist alles, was dazu führt, dass unser Herz nicht frei ist, Gott allein zu dienen. Gott will unser ganzes Herz. Wenn wir andere Dinge als Gott lieben, ist unser Herz gespalten und gehört nicht Gott allein. Das Wichtigste ist, dass wir unser Herz ganz für Gott bewahren. Mein Herz gehört nur Gott. Ich kann die Dinge nutzen, aber nur so weit, wie sie mir helfen, Gott zu erreichen. Wenn ich sehe, dass mich etwas von Gott entfernt, dann ist das der Moment, mich zu fragen: Ist das für mich angemessen? Warum raubt mir diese Sache, diese Person, diese Situation den Frieden? João Paulo Jäger (zu Mt 6,24)

Gebet

Herr Jesus, die Welt vergeht und mit ihr all ihre Herrlichkeit und all ihre Macht. Möge mein Herz droben bei dir im Himmel sein, in dir, wo es sein sollte. Ich bin für dich gemacht, für den Himmel. Hilf mir, Jesus, innerlich frei von allem zu leben, damit mein Herz nur bei dir bleibt. Ich möchte dir mit Freude dienen, in der Hoffnung, eines Tages den Himmel zu erreichen.

Mach mein Herz innerlich frei und losgelöst von allen Dingen der Welt. Herr, ich möchte, dass mein Herz nur auf dich ausgerichtet ist. Ich bitte dich um Kraft, damit ich mich nie von dir trenne. Lass mich dir mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all meiner Kraft dienen. Hilf mir, Herr, mit meinem Herzen in dem zu leben, was von oben ist, in dem, was nicht vergeht. Amen. João Paulo Jäger (zu Mt 6,24)

Gott dienen

Stell dich selbst, deine Fähigkeiten, dein Geld u.v.m. Gott zur Verfügung. Er kann damit weit mehr anfangen als du selbst. Hänge dein Herz an alledem nicht an. Hat du dein Herz ganz bei Gott, dann ist es klar, dass du nicht für ihn und zeitgleich für etwas anderes leben kannst. Kinder und Diener Gottes sind wir, das ist der tiefste Kern unserer christlichen Seele.

Worte von Clemens von Alexandrien

Es gibt einen Reichtum, der allen, bei denen er sich findet, den Tod bringt; sein Verlust aber bringt Heil. Von diesem Reichtum muss man die Seele rein, das heißt arm und frei machen und danach das Wort des Herrn hören: Komm, und folge mir nach! Denn nun wird er selbst der Weg für den, der reinen Herzens ist; in ein unreines Herz dagegen zieht die Gnade Gottes nicht ein; unrein ist aber ein Herz, das reich an Begierden ist und schwanger geht mit vielen irdischen Lüsten.

Wer dagegen Vermögen und Gold und Silber und Häuser als Gottes Gaben besitzt und damit Gott, der es gegeben hat, zum Wohl der Menschen dient, und sich dessen bewusst ist, dass er all dieses mehr seiner Brüder als seiner selbst wegen besitzt; wer Herr seines Vermögens, nicht ein Sklave seines Besitzes ist, und ihn nicht in seinem Herzen trägt und ihn nicht zum Ziel und Inhalt seines Lebens macht, sondern immer auch ein edles und göttliches Werk zu vollbringen sucht.

Wer fähig ist, wenn er einmal seiner Güter beraubt werden sollte, auch ihren Verlust mit Gemütsruhe zu ertragen ebenso wie den Überfluss an ihnen: Wer alle diese Eigenschaften hat, der wird vom Herrn selig gepriesen und arm im Geiste genannt, würdig, ein Erbe des Himmelreiches zu werden. Clemens von Alexandrien (zu Mt 6,24)

Mt 6,25-34: Über das Sorgen

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 6,25-34

Tägliche christliche Andacht

Mt 6,25: Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung?

Gegen das Sorgen

Und dennoch tut es doch einer jeder von uns immer wieder. Das ist menschlich. Wichtig ist nur immer wieder im Sinne eines Warnschildes zu erkennen, das dies nichts Gutes ist, wir täglich neu der inneren Sorge das Vertrauen entgegenstellen müssen. Wir wollen durch Sorge sorglos werden, aber in Wahrheit erweist sich das Gegenteil. Sorge ist der größte Tyrann und wenn sie nicht immer wieder entsorgt wird, wird sie die Seele verseuchen. Gott ist die eigentliche Befreiung von der Sorge des Menschen. Der Herr ist unser Lastenträger. Auf ihn müssen wir all unsere Sorgen werfen. Corrie Ten Boom sagt: Der Glaube endet, wo die Sorge anfängt.

Die Sorgen des Alltags

Wenn wir denken, wir müssten auf Missionsreise in ferne Länder gehen, um den schweren Weg zu Gott zu gehen, dann irren wir uns. Jemand, der den alltäglichen Weg zur Heiligkeit super vorgelebt hat, ist die heilige Theresia von Lisieux. Sie bestand darauf, dass der Weg zur Heiligkeit vor allem darin besteht, die alltäglichen Dinge und Sorgen in Liebe zu Gott zu tragen. Wir müssen keine Wunder wirken. Wir müssen einfach nur – das aber sehr wohl – unsere Verrichtungen im Alltag aus und in Liebe zu Gott tun. Michael Roidl (zu Mt 6,25)

Mt 6,26: Seht die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht und ernten nicht, sie sammeln auch nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?

Gott ist gut und sorgt für mich

Wenn ich mich um sein Reich kümmere und nicht zuerst an mich denke, wird er sich um mich kümmern. Wie die Tiere wird er mich erhalten und mir das Nötige geben, was ich brauche. Ich muss mir keinerlei Sorgen machen, weil er alles in seiner Hand hat und der Herr über alles ist. Aber Achtung: Die Vögel machen sich keine Sorgen , aber sie arbeiten . Vögel sitzen nicht einfach mit offenem Mund da und erwarten, dass Gott sie füllt.

Mt 6,27: Wer aber von euch kann durch sein Sorgen zu seiner Lebenslänge eine einzige Elle hinzusetzen?

Die Fürsorge Gottes vollbringt alles

Daraus ergibt sich klar, dass nicht unser Eifer, sondern die Fürsorge Gottes alles vollbringt, auch da, wo wir selbst die Sache zu bewirken scheinen; wir auch andererseits, wenn er uns verhieße, weder Sorge, noch Mühe, noch sonst etwas dergleichen jemals Erfolg hätte, sondern alles umsonst wäre. Chrysostomos (zu Mt 6,27)

Worum machen wir uns Sorgen?

Warum? Es ist menschlich, sich Sorgen zu machen. Unser Körper braucht Nahrung, Kleidung und Gesundheit. Aber nicht nur diese Sorgen können uns gefangen nehmen. Die Sorge darum, von anderen geliebt zu werden, vor anderen nicht schlecht da zu stehen und gelobt zu werden, kann existenziell sein. Warum machen wir uns Sorgen? Meist entstehen Sorgen aus mangelndem Vertrauen, auch gegenüber Gott, und aus der Erfahrung, dass vermeintliche Sicherheiten, auf die wir uns verlassen hatten, weggebrochen sind. Wenn wir unser Vertrauen auf falsche Sicherheiten setzen, verlieren wir immer irgendwie das Wichtigste aus den Augen. Annika Bauer (zu Mt 6,27)

Mt 6,28: Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen! Sie mühen sich nicht und spinnen nicht.

Gelassene Aufmerksamkeit

Wir sprechen von einer Haltung des Herzens, das alles mit gelassener Aufmerksamkeit erlebt. Jemandem gegenüber ganz da zu sein, ohne schon an das zu denken, was danach kommt. Sich jedem Moment widmen wie einem göttlichen Geschenk, das voll und ganz erlebt werden muss. Jesus lehrte uns diese Haltung, als er uns einlud, die Lilien des Feldes und die Vögel des Himmels zu betrachten. Ja, Jesus war jedem Menschen und jedem Geschöpf gegenüber ganz da, und so zeigte er uns einen Weg, die krankhafte Ängstlichkeit zu überwunden, die uns oberflächlich, aggressiv und zu hemmungslosen Konsumenten werden lässt. Papst Franziskus (zu Mt 6,28)

Mt 6,29: Ich sage euch aber, dass auch Salomo in all seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.

Mt 6,30: Wenn nun Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wird er das nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubigen?

Vertraue ihm! 

Das heutige Evangelium ist an erster Stelle eine Einladung zum Vertrauen. Ein Vertrauen, das die unerschütterliche Sicherheit mit sich bringt: Gott ist gut und sorgt für mich. Wenn ich mich um sein Reich kümmere und nicht zuerst an mich denke, wird er sich um mich kümmern. Wie die Tiere wird er mich erhalten und mir das Nötige geben, was ich brauche. Ich muss mir keinerlei Sorgen machen, weil er alles in seiner Hand hat und der Herr über alles ist.

Mt 6,31: Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen?, oder: Was werden wir trinken?, oder: Womit werden wir uns kleiden?

Worum machen wir uns Sorgen? Warum?

Es ist menschlich, sich Sorgen zu machen. Unser Körper braucht Nahrung, Kleidung und Gesundheit. Aber nicht nur diese Sorgen können uns gefangen nehmen. Die Sorge darum, von anderen geliebt zu werden, vor anderen nicht schlecht da zu stehen und gelobt zu werden, kann existenziell sein. Warum machen wir uns Sorgen? Meist entstehen Sorgen aus mangelndem Vertrauen, auch gegenüber Gott, und aus der Erfahrung, dass vermeintliche Sicherheiten, auf die wir uns verlassen hatten, weggebrochen sind. Wenn wir unser Vertrauen auf falsche Sicherheiten setzen, verlieren wir immer irgendwie das Wichtigste aus den Augen. Annika Bauer

Eine gesunde Gelassenheit

Jesus lädt uns ein, mit einer gesunden Gelassenheit zu leben. Was heißt das? Dass wir versuchen, im Heute zu leben und uns nicht Sorgen über das machen, was war und was kommen wird. Wir können Jesus nicht im Gestern oder im Morgen begegnen, sondern nur in der Gegenwart, im aktuellen Moment. Hier wartet der Herr auf uns. Wenn wir uns also mit vielen anderen Dingen beschäftigen, die nicht wesentlich sind, dann kann es sehr leicht geschehen, dass wir Momente verpassen, um dem Nächsten zu dienen.

Mt 6,32: Denn nach allen diesen Dingen trachten die Heiden, aber euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles benötigt.

Mt 6:32: Warum wollt ihr leben wie die Menschen, die Gott nicht kennen und diese Dinge so wichtig nehmen? Euer himmlischer Vater kennt eure Bedürfnisse.

Gottes Vorsehung vertrauen

Wer also überzeugt ist, dass er von der Vorsehung Gottes geleitet werde, vertraue seine Nahrung der Hand Gottes an. Er trage aber Sorge in Bezug auf das Gute und Böse; denn wenn er darum unbekümmert ist, so wird er weder das Böse fliehen, noch nach dem Guten streben. Goldene Perle

Gott kennt unsere Bedürfnisse

Welche Bedürfnisse wir auch immer haben, er weiß es. Wo sich unsere Lebensumstände verändert haben, weiß er. Welche Probleme wir auch immer haben, er weiß es. Wenn wir von der Zukunft überwältigt sind, weiß er es. Das wirksamste Gegenmittel gegen Sorgen ist das Versprechen, dass unser himmlischer Vater genau weiß, was los ist und was wir brauchen. https://erlebegott.org

Gott Vater ist …

Gott ist kein fernes und anonymes Wesen: er ist unsere Zuflucht, die Quelle unserer Gelassenheit und unseres Friedens. Er ist der Fels unseres Heils, an dem wir uns festhalten können im Vertrauen darauf, nicht zu fallen. Wer sich an Gott festhält, fällt niemals! Er ist unsere Verteidigung gegen das Böse, das immer auf der Lauer liegt. Gott ist unser großer Freund, unser Verbündete, unser Vater, doch nicht immer sind wir uns dessen bewusst. Wir sind uns nicht bewusst, dass wir einen Freund, einen Verbündeten, einen Vater haben, der uns liebt, und verlassen uns lieber auf direkt verfügbare Güter, die wir berühren können, auf unwichtige Güter, und dabei vergessen oder verweigern wir manchmal auch das höchste Gut – die väterliche Liebe Gottes. Ihn als Vater zu spüren, ist in dieser Zeit der Verwaisung so wichtig! In dieser verwaisten Welt den Vater zu spüren. Papst Franziskus

Mt 6,33: Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles hinzugefügt werden!

Sorgen Gottes

Euch muss es aber zuerst um sein Reich und seine Gerechtigkeit gehen. Meine Sorgen haben oft nur einen Bezug auf vergängliche Werte, die Sorgen Gottes jedoch beziehen sich auf die Ewigkeit und haben entsprechenden Wert. Ihm geht es darum, dass alle Menschen ihn kennen und so ihre Erfüllung finden. Ich kann Seine Sorgen teilen. Je mehr ich ihn kenne, desto mehr bewegen mich die gleichen Dinge wie ihn. Seine Liebe drängt mich. Ich will, dass sein Reich der Liebe wächst. Dafür ist es aber notwendig, den Blick von mir weg zu richten, auf ihn und auf andere. Annika Bauer (zu Mt 6,31)

Oberste Priorität

Dies muss die Regel unseres Lebens sein, wenn wir unsere Prioritäten ordnen. Es ist jedoch falsch zu glauben, dass dies nur eine weitere Priorität ist, die auf unsere Prioritätenliste passt – und ganz oben steht. Stattdessen trachten wir bei allem, was wir tun, zuerst nach dem Reich Gottes. Jesus sagte ihnen nicht nur, sie sollten aufhören, sich Sorgen zu machen. Er forderte sie auf, die Sorge durch die Sorge um das Reich Gottes zu ersetzen. Eine Gewohnheit oder Leidenschaft kann nur für eine größere Gewohnheit oder Leidenschaft aufgegeben werden.

Bedeutung des Reich Gottes

Die Gemeinschaft Jesu und der Gehorsam gegen sein Gebot kommt zuerst, alles andere folgt nach! Das Reich Gottes ist wichtiger als alles andere, wichtiger als ich selbst und mein Glück. Alles zu wollen, was Gott will, es immer zu wollen, bei allen Gelegenheiten und ohne Einschränkungen, das ist das Reich Gottes, das ganz innen ist. Darum sorge dich nicht um dein eigenes Glück, sondern setze dich ein für die Dinge Gottes. Das befreit vom Ich. Und nur in der Befreiung von unserem eigenen Ich können wir umso mehr dafür einsetzen, dass sein Wille geschieht.

Gleichförmigkeit mit Gottes Willen

Die Gleichförmigkeit unseres Herzens mit Gottes geoffenbartem Willen besteht darin, dass wir das alles wollen, was die göttliche Güte als ihre Absicht offenbart, dass wir glauben, was sie lehrt, erhoffen, was sie verspricht, fürchten, was sie androht, lieben und tun, was sie befiehlt und verlangt. Durch seinen Willen verlangt Gott, dass wir das tun, was er uns sagt.

Er gibt uns alles dazu, was wir brauchen, mahnt und drängt uns, dies auch zu verwenden. So treibt er uns dazu an, mahnt uns, muntert uns auf, regt uns dazu an, hilft und unterstützt uns. Unsere Liebe aber gibt das Herz ihm hin und weiht es ihm mit inniger Liebe. Die Liebe des Wohlwollens, die Gott alles unterwerfen will, unterwirft folglich unser Verlangen und Wollen dem geoffenbarten Willen Gottes.

Worte von Faustyna

Treue Hingabe an den Willen Gottes immer und überall, in allen Angelegenheiten und Lebensumständen, gibt Gott große Ehre. Eine solche Hingabe an den Willen Gottes hat in seinen Augen mehr Gewicht als langes Fasten, Abtötungen und strengstes Büßen. Oh, wie groß ist der Lohn für einen Akt liebender Hingabe an den Willen Gottes!

Eine Gott liebende Seele, die in ihm versenkt ist, geht ihrer Pflicht mit derselben Einstellung nach, wie zur heiligen Kommunion und verrichtet die geringste Tätigkeit mit großer Sorgfalt, unter dem liebenden Auge Gottes. Sie ist nicht verwirrt, wenn sich nach einiger Zeit eine Sache als weniger geglückt erweist. Sie bleibt ruhig, denn während ihres Handelns hat sie alles getan, was in ihrer Macht war. Faustyna (zu Mt 6,33)

Worte von Nouwen

Dieses Reich ist nicht irgendein fernes Land, das wir zu erreichen hoffen, und es ist auch nicht das Leben nach dem Tod oder ein Idealzustand. Nein, das Gottesreich ist zuallererst die wirksame Gegenwart des Geistes Gottes in uns. So ist die entscheidende Frage: Wie sollen wir unser Herz zuerst auf das Reich Gottes richten, wenn unser Herz mit so vielen Dingen beschäftigt ist? Irgendwie wird eine radikale Umkehr des Herzens verlangt, ein Wandel, der uns die Wirklichkeit unseres Daseins aus der Sicht Gottes erfahren läßt. Gott sagt: „Kehrt um! Richtet euer Herz auf mein Reich! Nouwen (zu Mt 6,33)

Mt 6,34: Deshalb sorgt euch nicht um morgen – der nächste Tag wird für sich selber sorgen! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Schwierigkeiten mit sich bringt.

Sorgen Sie sich nicht um morgen

Wenn Sie sich Sorgen machen müssen, sorgen Sie sich nur um die Dinge von heute. Die meisten unserer Sorgen gelten Dingen, über die wir sowieso absolut keine Kontrolle haben, und sind daher sowohl töricht als auch schädlich.

Sorge ist immer auf das Morgen gerichtet

Der Gedanke an das Morgen liefert mich der Sorge aus. Wer dagegen das Morgen ganz in die Hand Gottes legt und das Heute offen empfängt, der lebt und ist in Gott. Das tägliche Empfangen macht mich frei vom Morgen. Versuche daher deine Sorgen loszulassen. Zerbreche dir nicht ständig den Kopf über vielerlei Dinge. Was soll ich machen? Warum ist dieser Mensch so? Bin ich gut genug? Was denkt der andere von mir? Der Mensch denkt, Gott lenkt. Ohne Furcht und Sorge jeden Tag bereit sein zu gehen – das ist die Haltung, die uns praktisch aufgezwungen ist und die tapfer durchzuhalten nicht leicht, aber notwendig ist.

Für den heutigen Tag leben

Jesus erinnert uns daran, wie wichtig es ist, für den heutigen Tag zu leben . Es ist nicht falsch, sich an die Vergangenheit zu erinnern oder für die Zukunft zu planen; bis zu einem gewissen Grad sind beide gut. Es ist jedoch leicht, sich zu sehr auf die Vergangenheit oder die Zukunft zu konzentrieren und den Tag und seine eigenen Schwierigkeiten zu ignorieren. Gott möchte, dass wir uns an die Vergangenheit erinnern, für die Zukunft planen, aber in der Gegenwart leben.

Jetzt sein, um in Christus zu sein

Sorgt euch also nicht um morgen. Der einzige Moment, in dem ich Jesus als meinem Erlöser und Gott als meinem Vater und dem Heiligen Geist als meinem Tröster und Leiter begegnen kann, ist Jetzt! Gott will mir begegnen, Jetzt! Ich aber bin in meinem Herzen meist abwesend, weil ich dem Gestern nachhänge oder mich vor dem Morgen fürchte.

Jetzt aber will Gott für mich da sein, sich um mich sorgen, mich leiten, mir seine Liebe schenken. Gerade jetzt bietet er mir seine Kraft an, seinen Geist, um mich zu erfüllen und meiner Schwäche aufzuhelfen. Wenn ich jetzt seiner Vaterschaft traue, nehme ich auch die Erlösung an, die Jesus mir erwirkt hat. Damit öffne ich mich den Anregungen des Heiligen Geistes, der mir Gottes Liebe schenken will.

Ich lerne, an der Hand Gottes zu gehen, wenn ich mich entscheide, jeden Moment seine Gegenwart zu suchen, ihn um die Erfahrung seiner Nähe zu bitten, seine Gaben anzunehmen. Dann werde ich zu einem Gefäß, in das seine Liebe einfließen, aber auch zu den anderen überfließen kann. Angelika Knauf (zu Mt 6,34)

Worte von Franz von Sales

Haben Sie doch keine Sorge um das Morgen. Denken wir nur daran, das Heute gut zu machen. Und wenn der morgige Tag kommt, heißt auch er wieder heute und dann werden wir an ihn denken. Auch darin müssen wir großes Vertrauen und große Hingabe an die Vorsehung Gottes haben. Wir sollen Vorräte an Manna nur für einen Tag und nicht für länger anlegen. Zweifeln wir doch nicht daran, Gott wird morgen und übermorgen und alle Tage unserer irdischen Wanderschaft neues Manna regnen lassen.

Dieses Wort (vom Sorgen) von Jesus bezieht sich nicht nur auf Nahrung und Kleidung, sondern auch auf unser geistliches Leben. Fragt euch also jemand: Was wollt ihr morgen tun?, dann sollt ihr antworten: Heute tu ich das, was mir für heute aufgetragen ist. Was ich morgen tun werde, weiß ich nicht, weil mir nicht bekannt ist, welchen Auftrag ich morgen erhalten werde. Wer das Morgen so ganz in die Hand Gottes legt und heute ganz empfängt, was er zum Leben braucht, der allein ist wahrhaft gesichert. Wo diese echte Gelassenheit herrscht, kann es keine Unzufriedenheit und keine Vergrämtheit geben. Franz von Sales (zu Mt 6,34)

Gottvertrauen

In diesen wenigen Worten steckt ein Gottvertrauen, das den christlichen Glauben auszeichnet. Ich selbst bin neugierig auf dieses Morgen, freue mich auf den Tag, der da anbricht und für sich selbst sorgt. Dass wir loslassen können in der festen Zuversicht, dass da etwas, dass da jemand sein wird, der mein Morgen gestaltet, ja selbst wenn ich jetzt noch kein Morgen und kein Licht, sondern nur Nacht und Dunkelheit sehe. Ich weiß, dass ich selbst in Augenblicken voller Einsamkeit jemanden um mich weiß, der dieses Morgen und diesen Tag anbrechen lassen wird. Der sich sorgt um mich. Die rechte Sorge Gottes sprengt jede Einsamkeit. Notker Wolf (zu Mt 6,34)

Ich darf begründet sorglos sein! 

Es gibt Worte des Herrn, die eine Herausforderung sind und nur im Glauben angenommen werden können. Jesus sagt seinen Jüngern, sie sollen sich nicht um ihr Leben sorgen, um gar nichts, vor allem nicht um das, was morgen sein wird. Es geht um die väterliche Vorsehung Gottes. Allein in ihr liegt unsere ganze Sicherheit.

Das Gestern ist vorüber und wird nicht wiederkehren und das Morgen liegt noch vor uns. Wer die Vergangenheit und die Zukunft Gott überlässt, findet viel leichter Kraft, sich den Aufgaben der Gegenwart zu stellen. Und darauf kommt es an. Jesus rät uns, in der uns gegebenen Zeit gelassen zu bleiben, unbelastet vom Vergangenen und unbesorgt angesichts des Zukünftigen. Wir dürfen begründet sorglos sein, weil unser Vater im Himmel für uns sorgt. Ellen Charlotte Petermann (zu Mt 6,34)

Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu Mt Kap. 6

Das war eine Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 6. Kap.

Mt 6