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Genesis Gen 37. Kap.: Auslegung, Kommentar und Andacht zur Bibel

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Buch Genesis Gen 37. Kap.

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Zu Genesis Gen 37. Kap.

Genesis 37 berichtet von Josefs Träumen, die Neid seiner Brüder wecken. Jakob bevorzugt Josef, was die Brüder verbittert. Josefs Träume deuten auf eine zukünftige Erhöhung hin, was ihren Hass verstärkt. Sie werfen ihn in eine Grube und verkaufen ihn an ismaelitische Händler, die ihn nach Ägypten bringen. Dem Vater bringen sie Josefs blutbeflecktes Gewand, um seinen vermeintlichen Tod vorzutäuschen. 

Die Geschichte zeigt die zerstörerische Kraft von Neid und Ungerechtigkeit, aber auch Gottes lenkendes Wirken. Trotz des Verrats wird Josef später ein Retter für seine Familie. Das Kapitel lehrt, dass Gottes Plan sich oft auf unerwartete Weise erfüllt und selbst Leid zum Guten führen kann.

Gen 37,1-11: Josef hat prophetische Träume

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Gen 37,1-11

Gen 37:1: ‭Jakob aber wohnte in dem Land, in dem sein Vater ein Fremdling war, im Land Kanaan.

Zum Abschnitt Gen 37,1-11

Genesis 37,1-11 beschreibt, wie Josef von seinem Vater Jakob bevorzugt wird, was Neid und Hass unter seinen Brüdern hervorruft. Josef erzählt ihnen seine Träume, in denen sie sich vor ihm verneigen, was ihre Wut noch verstärkt. 

Diese Passage zeigt das Thema göttlicher Vorsehung: Gott bereitet Josef auf eine große Aufgabe vor, auch wenn es zunächst zu Konflikten führt. Der Text verdeutlicht menschliche Schwächen wie Neid und Eifersucht, aber auch Gottes souveräne Führung. Josef erscheint dabei naiv, doch seine Träume offenbaren Gottes Plan. 

Die Geschichte fordert uns auf, Gottes Führung zu vertrauen, auch wenn wir auf Widerstand stoßen. Sie zeigt zudem, wie Neid Beziehungen zerstören kann, wenn er nicht überwunden wird.

Gen 37:2: ‭Dies ist die Geschichte Jakobs: Joseph war 17 Jahre alt, als er mit seinen Brüdern das Vieh hütete, und er war als Knabe bei den Söhnen Bilhas und Silpas, den Frauen seines Vaters; und Joseph brachte vor ihren Vater, was man ihnen Schlimmes nachsagte.

Gen 37:2: Dies ist die Geschichte Jakobs: Joseph, siebzehn Jahre alt, weidete die Herde mit seinen Brüdern; und er war als Knabe bei den Söhnen Bilhas und bei den Söhnen Silpas, der Weiber seines Vaters. Und Joseph hinterbrachte ihrem Vater die üble Nachrede von ihnen.

Üble Nachrede

Üble Nachrede – welch ein hässliches Ding! Redet nicht gegeneinander, Brüder (Jak 4,11). Legt nun ab alle Bosheit und . . . alles üble Nachreden (1. Pet 2,1). Gottes Wort weiß uns nicht genug vor diesem Reden hinter dem Rücken und dem tödlichen Gift der Zunge zu warnen. Welch einen großen Wald zündet dieses kleine Feuer oft an! Hier aber richtete es sich gegen den eigenen, alten Vater. Wie böse war das! Fritz von Kietzell

Gen 37:3: ‭Israel aber hatte Joseph lieber als alle seine Söhne, weil er ihn in seinem Alter bekommen hatte; und er hatte ihm einen bunten Leibrock machen lassen.

Der Vater liebt den Sohn

Jakob hatte Joseph lieb, weil er seinem Herzen so nahe war. So war auch der Herr Jesus der Sohn der Liebe des Vaters. Schon vor Grundlegung der Welt war Er zur Wonne Gottes, und als Er auf der Erde war, bezeugte der Vater mehrmals, dass dieser sein geliebter Sohn war. Vor allem, weil Er das Herz des Vaters kannte und alle seine Gedanken und Ratschlüsse zur Ausführung bringen wollte, ja vor allem, weil Er sein Leben lassen wollte, liebte Ihn der Vater. sind! Marco Leßmann

Gen 37:4: ‭Als nun seine Brüder sahen, dass ihr Vater ihn lieber hatte als alle seine Brüder, hassten sie ihn und wollten ihn nicht mehr mit dem Friedensgruß grüßen.

Sie hassten ihn

Ach, was ist das menschliche Herz! Stets ist es mit dem Nächsten beschäftigt, statt mit sich selbst, stets ärgert es sich an dem Guten, anstatt mit dem Bösen zu brechen! Fritz von Kietzell

Gen 37:5: ‭Joseph aber hatte einen Traum und verkündete ihn seinen Brüdern; da  hassten sie ihn noch mehr.

Gen 37:6: ‭Er sprach nämlich zu ihnen: Hört doch, was für einen Traum ich gehabt habe:

Gen 37:7: ‭Siehe, wir banden Garben auf dem Feld, und siehe, da richtete sich meine Garbe auf und blieb stehen; und siehe, eure Garben stellten sich ringsumher und warfen sich vor meiner Garbe nieder!

Der Traum Josefs

In Genesis 37,7 erzählt Josef seinen Brüdern von einem Traum, in dem sie auf dem Feld Garben binden. Josefs Garbe richtet sich auf, während die Garben der Brüder sich um sie herumstellen und sich verneigen. 

Diese Vision deutet auf Josefs zukünftige Erhöhung hin. Sie spiegelt seine göttliche Bestimmung wider, später in Ägypten eine hohe Stellung zu erhalten, vor der sich seine Brüder beugen müssen (1. Mose 42,6). Doch statt Demut empfinden die Brüder Neid und Hass, da sie den Traum als Anmaßung deuten. 

Der Vers zeigt, dass Gott durch Träume sprechen kann. Er lehrt zudem, dass göttliche Pläne oft auf Widerstand stoßen, aber letztlich erfüllt werden. Josefs Geschichte erinnert daran, dass Gottes Wege manchmal verborgen, aber immer zielgerichtet sind.

Ablehnung der Brüder

Joseph kam aber auch zu seinen Brüdern mit dem Rechtsanspruch, einmal König über sie zu sein. Gott hatte ihm durch Träume klargemacht, dass er einmal über seine Brüder herrschen würde. Seine Brüder reagierten erstens mit Ablehnung, zweitens mit Eifersucht und drittens mit Verachtung. Der Herr Jesus kam auch als rechtmäßiger König zu seinem Volk. In seiner Person erfüllten sich große Teile messianischer Prophetie, das war seine Legitimation.

Doch auch Er musste – und noch viel deutlicher als Joseph – die Ablehnung seiner Brüder erleben: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche“, „Hinweg mit diesem“, „Wir haben keinen König.“ Auch Eifersucht schlug Ihm entgegen, denn Pilatus wusste, „dass sie ihn aus Neid überliefert hatten“. Die ganze Verachtung über seinen Herrschaftsanspruch kommt zum Ausdruck, als sie Ihm zum Spott die Dornenkrone aufsetzten, den roten Purpurmantel umlegten und in beispielloser Ironie vor Ihm auf die Knie fielen: „Sei gegrüßt, König der Juden.“ Und auch die Inschrift seines Kreuzes muss als Spott und Verachtung seiner Königswürde aufgefasst werden. Marco Leßmann

Gen 37:8: ‭Da sprachen seine Brüder zu ihm: Willst du etwa unser König werden? Willst du über uns herrschen? Darum hassten sie ihn noch mehr, wegen seiner Träume und wegen seiner Reden.

Gen 37:9: ‭Er hatte aber noch einen anderen Traum, den erzählte er seinen Brüdern auch und sprach: Seht, ich habe wieder geträumt, und siehe, die Sonne und der Mond und elf Sterne beugten sich vor mir nieder!

Gen 37:10: ‭Als er aber das seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, tadelte ihn sein Vater und sprach zu ihm: Was ist das für ein Traum, den du geträumt hast? Sollen etwa ich und deine Mutter und deine Brüder kommen und uns vor dir bis zur Erde niederbeugen?

Gen 37:11: ‭Und seine Brüder waren eifersüchtig auf ihn; sein Vater aber bewahrte das Wort im Gedächtnis.

Sein Vater aber bewahrte das Wort im Gedächtnis.

Das zeigt, dass in Jakob, trotz seines „Scheltens“, der Glaube tätig war, – der Glaube, der „alle diese Worte im Herzen bewahrt und erwägt“, auch wenn er sie nicht versteht. So sehen wir es später auch bei Maria, der Mutter Jesu (Lk 2,19.51). Das Herz der Brüder dagegen füllte sich mit zunehmendem Hass und mit Eifersucht, einer der hässlichsten Leidenschaften, die das Herz des Menschen hervorbringt. Später lesen wir: „Sie wurden eifersüchtig auf Mose im Lager, auf Aaron, den Heiligen des Herrn“ (Ps 106,16). Und wie heißt es vom Herrn? „Pilatus wusste, dass sie ihn aus Neid überliefert hatten“ (Mt 27,18; Mk 15,10). Fritz von Kietzell

Gen 37,12-36: Brüder verkaufen Josef

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Gen 37,12-36

Gen 37:12: ‭Als aber seine Brüder nach Sichem gegangen waren, um die Schafe ihres Vaters zu weiden,

Zum Abschnitt Gen 37,12-36

In Genesis 37,12-36 wird erzählt, wie Josefs Brüder ihn aus Neid in eine Grube werfen und schließlich an ismaelitische Händler verkaufen. Dieser Abschnitt zeigt die Folgen von Eifersucht und familiären Spannungen. Während Ruben ihn retten will, setzt Juda sich für den Verkauf ein. Dies unterstreicht die unterschiedlichen Haltungen der Brüder. Die blutige Tunika wird als Beweis für Josefs vermeintlichen Tod benutzt, wodurch Jakob in tiefe Trauer stürzt. Theologisch weist der Text auf Gottes verborgene Führung hin: Was böse gemeint war, wird später zur Rettung vieler (vgl. Gen 50,20). Josefs Geschichte spiegelt das Motiv der göttlichen Vorsehung wider, das sich trotz menschlicher Bosheit entfaltet. So bereitet diese Episode den Weg für Israels spätere Rettung in Ägypten.

Gen 37:13: ‭da sprach Israel zu Joseph: Weiden nicht deine Brüder die Herde in Sichem? Komm, ich will dich zu ihnen senden! Er aber sprach: Hier bin ich!

Gesandt zu den Brüdern

Jakob sandte Joseph zu seinen Brüdern. Gott hat seinen geliebten Sohn nicht nur in die Welt gesandt, sondern auch zu seinen Brüdern, seinem Volk Israel, seinem Weinberg, um nach seinem Wohlergehen zu sehen, um Frucht zu sammeln. Marco Leßmann

Komm, dass ich dich zu ihnen sende!

Wir erkennen leicht, dass wir hier ein ergreifendes Bild haben von der Liebe Gottes zu uns, die darin offenbart ist, dass Er „Seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat“ (1. Joh 4,9). Welch eine Liebe war das! Und Er hat sie in besonderer Weise Seinem irdischen Volk gegenüber erwiesen, wiewohl Er dessen Gesinnung und Zustand kannte. Als Er alle Seine Bemühungen um Seinen Weinberg erschöpft hatte, da sprach Er, der Herr des Weinbergs: „Was soll ich tun? Ich will meinen geliebten Sohn senden“ (Lk 20,13).

Gen 37:14: ‭Da sprach er zu ihm: Geh doch und sieh, ob es gut steht um deine Brüder und ob es gut steht um die Herde, und bring mir Bescheid! So sandte er ihn aus dem Tal Hebron, und er wanderte nach Sichem.

Gen 37:15: ‭Da traf ihn ein Mann, als er umherirrte auf dem Feld; der fragte ihn und sprach: Was suchst du?

Josef sucht

Dann finden wir Joseph auf dem Feld umherirren. Wie sehr erinnert er uns an den Herrn Jesus, der als ein einsamer Fremdling seinen Weg ging. Er suchte seine Brüder, die verlorenen Schafe des Hauses Israel.  Doch Er musste feststellen, dass sie sich noch weiter von ihrem Vater entfernt hatten. Wie hat der Herr Jesus darunter gelitten, dass sein Geschöpf und gerade die Seinigen sich so weit von Gott entfernt hatten. Das hinderte Ihn jedoch nicht daran, ihnen nachzugehen, bis Er sie fand. Ja, als der gute Hirte geht Er auch heute noch dem verlorenen Schaf nach, bis Er es findet. Marco Leßmann

Gen 37:16: ‭Er antwortete: Ich suche meine Brüder; sage mir doch, wo sie weiden!

Ich suche meine Brüder

Es ist unmöglich, über diese Verse nachzusinnen, ohne auf Schritt und Tritt – und vielleicht bei keinem Abschnitt der Geschichte Josephs so oft wie hier – an den gesegneten Weg unseres Herrn, des wahren Joseph, erinnert zu werden. Er, der Sohn des Menschen, war „gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist“, und wahrlich, Er hat sich durch keinen Misserfolg, durch keine Enttäuschung von diesem Ziel abbringen lassen. Unermüdlich „ging er seinen Brüdern nach“, den verlorenen Schafen des Hauses Israel, zu denen Er in besonderer Weise gesandt war, Er heilte, Er speiste und lehrte sie, bis Er schließlich voller Enttäuschung ausrufen musste: „Jerusalem, Jerusalem . . . Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!“ (Lk 13,8; 19,10.41; Mt 23,37).

Ich suche meine Brüder

Mit diesem Wort beginnt eine Melodie zu erklingen; die durch die ganze Bibel geht. „Ich suche meine Brüder“, sagte Jesus, als Er vom Vater ausging zu denen, die Ihn hassten. „Ich suche meine Brüder“, sagte Er und ging zu – Seinen Mördern. „Ich suche meine Brüder“, sagte der Auferstandene und suchte am Galiläischen Meer Seine Jünger, die Ihn verleugnet und verlassen hatten.

Ich suche meine Brüder, sagten die ersten Christen und vergaben denen, die sie beleidigten und verfolgten. „Ich suche meine Brüder!“ Mit solchem Geist und Sinn ging Ananias, der schlichte Mann aus Damaskus, zu dem Verfolger Saulus und begrüßte ihn mit den Worten: „Lieber Bruder Saul!“ Je mehr Barmherzigkeit wir empfangen, desto mehr dürfen wir weitergeben. „Nachdem uns Barmherzigkeit widerfahren ist, werden wir nicht müde.“ Amen. Wilhelm Busch

Gen 37:17: ‭Der Mann antwortete: Sie sind von hier fortgezogen; denn ich hörte sie sagen: Lasst uns nach Dotan ziehen! Da ging Joseph seinen Brüdern nach und fand sie in Dotan.

Gen 37:18: ‭Als sie ihn nun von ferne sahen, ehe er in ihre Nähe kam, beschlossen sie, ihn heimlich umzubringen.

Brüder wollen Josef töten

Joseph kam mit der Liebe des Vaters zu seinen Brüdern. Aber gerade deshalb hassten sie ihn. Er trat für die Ehre des Vaters ein und zeugte gegen seine Brüder, als diese böse über den Vater sprachen. So erntete auch der Sohn Gottes Hass für seine Liebe. Er zeugte von der Welt, dass ihre Werke böse waren, und das brachte Ihm den Hass der Welt ein.

Er litt darunter, dass sein Gott und Vater in der Welt verachtet wurde. „Die Schmähungen derer, die dich schmähen sind auf mich gefallen“, musste Er klagen. Deshalb sehen wir Ihn immer wieder für die Ehre Gottes eintreten, besonders in den letzten Verhören vor der Kreuzigung, wo Er seinen Mund nur auftat, wenn es um Gottes Ehre ging. Marco Leßmann

Gen 37:19: ‭Und sie sprachen zueinander: Seht, da kommt der Träumer daher!

Gen 37:20: ‭Und nun kommt und lasst uns ihn töten und in eine Zisterne werfen und sagen, ein böses Tier habe ihn gefressen; dann wollen wir sehen, was aus seinen Träumen wird!

Gen 37:21: ‭Als Ruben dies hörte, rettete er ihn aus ihren Händen, indem er sprach: Wir wollen ihn nicht ums Leben bringen!

Wir wollen ihn nicht ums Leben bringen!

Ruben, nun tritt hervor! Ruben, nun bekenne dich zum lebendigen Gott und zu Seinem heiligen Willen! Ruben, nun stelle dich auf die Seite des einsamen Knechtes Gottes, des Josef! Nein – dazu reicht es bei Ruben nicht. Er möchte doch bei der Welt in Ansehen bleiben. Seine Brüder sollen ihn doch nicht für einen frommen Mucker halten. Wozu auch so schroff Farbe bekennen? denkt Ruben. Ich werde schon einen Mittelweg finden.

Und er fand ihn. Nun hielten ihn seine Brüder für einen forschen Kerl, der auch was mitmacht. Und man konnte wohl doch noch heimlich den Willen Gottes tun. – Wir hören bis zu diesem Tag nicht auf, es immer wieder mit diesem elenden Mittelweg Rubens zu versuchen, obgleich der schon erfahren musste, dass Gott uns diese Halbheit nicht erlaubt. Wie lange hinket ihr auf beide Seiten?“ fragte Elia das Volk auf dem Karmel – Und der Herr Jesus sagt so ernst: „Ach, dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ Der Herr helfe uns zu tapferer Klarheit! Amen. Wilhelm Busch

Gen 37:22: ‭Und weiter sprach Ruben zu ihnen: Vergießt kein Blut! Werft ihn in die Zis­terne dort in der Wüste, aber legt nicht Hand an ihn! Er wollte ihn aber aus ihrer Hand erretten und ihn wieder zu seinem Vater bringen.

Gen 37:23: ‭Und es geschah, als Joseph zu seinen Brüdern kam, da zogen sie ihm das Gewand aus, den bunten Leibrock, den er trug;

Gen 37:24: ‭und sie ergriffen ihn und warfen ihn in die Zisterne; die Zisterne aber war leer, und es war kein Wasser darin.

Josef in die Grube

Auch der Herr Jesus kam, um zu suchen und zu erretten, was verloren ist, aber seine Heilandsliebe traf auf den bitteren Hass der Menschen, die schon von Anfang seines öffentlichen Auftretens an versuchten, Ihn umzubringen. Auch Ihm wurden schließlich die Kleider ausgezogen, und seiner Seele hat man Gruben gegraben. Während der Heiland entblößt in Todesqualen am Kreuz litt, umstand die Menge in beispielloser Gefühllosigkeit und Selbstgerechtigkeit das Kreuz und sah zu, wie die Soldaten um seine Kleidung pokerten.

Wie kalt kann das menschliche Herz sein! Geht es uns nicht manchmal ähnlich? Beeindrucken uns die Leiden des Herrn noch? Berührt es noch unser Herz, wenn wir über seine Angst und seine Schmerzen nachdenken? Wie oft ist es uns schon passiert, dass gerade wenn wir zu seinem Gedächtnis zusammenkommen, um an seine Leiden und an seinen Tod zu denken, unsere Gedanken abschweifen und irgendwelchen profanen Dingen nachgehen.  Marco Leßmann

Gen 37:25: ‭Darauf setzten sie sich nieder, um zu essen. Als sie aber ihre Augen hoben und sich umsahen, siehe, da kam eine Karawane von Ismaelitern von Gilead daher, deren Kamele trugen Tragakanth, Balsam und Ladanum, und sie zogen hinab, um es nach Ägypten zu bringen.

Gen 37:26: ‭Da sprach Juda zu seinen Brüdern: Was gewinnen wir damit, dass wir unseren Bruder töten und sein Blut verbergen?

Gen 37:27: ‭Kommt, wir wollen ihn den Ismaelitern verkaufen und nicht selbst Hand an ihn legen; denn er ist unser Bruder, unser Fleisch! Und seine Brüder stimmten zu.

Kommt, wir wollen ihn verkaufen

Diese Entscheidung zeigt eine Mischung aus Mitgefühl und Eigennutz. Einerseits wird Josefs Leben verschont, andererseits profitieren die Brüder finanziell von seinem Verkauf. Juda spielt hier eine zentrale Rolle, was später in der Heilsgeschichte wichtig wird (vgl. Jesus aus dem Stamm Juda).

Theologisch gesehen verweist Josefs Verkauf auf das spätere Leiden Christi, der von seinen eigenen Leuten abgelehnt wurde. Dennoch wirkt Gottes Plan – durch Josefs Not wird später Israel gerettet.

Gen 37:28: ‭Als nun die midianitischen Kaufleute vorbeikamen, zogen sie Joseph aus der Zisterne herauf und verkauften ihn den Ismaelitern für 20 Silberlinge; und diese brachten Joseph nach Ägypten.

Gen 37:29: ‭Als nun Ruben zur Zisterne zurückkam, siehe, da war Joseph nicht mehr in der Zisterne! Da zerriss er sein Gewand,

Da zerriss er sein Gewand

Er zerreißt seine Kleider – ein Zeichen tiefster Trauer und Verzweiflung. Ruben, der als ältester Bruder eine gewisse Verantwortung trägt, hatte geplant, Josef später heimlich zu retten und zum Vater zurückzubringen (V. 22). Nun sieht er seinen Plan gescheitert und fürchtet die Reaktion seines Vaters Jakob.

Diese Szene zeigt Rubens inneren Konflikt: Er hatte sich zwar gegen den Mord an Josef gestellt, aber letztlich nicht genug Autorität bewiesen, um seine Brüder vollständig von der Tat abzuhalten. Sein Kummer verdeutlicht das aufkommende Schuldgefühl und die Tragweite der Täuschung, die seine Brüder gegenüber Jakob planen.

Gen 37:30: ‭kehrte zu seinen Brüdern zurück und sprach: Der Knabe ist verschwunden! Und ich, wo soll ich hin?

Gen 37:31: ‭Sie aber nahmen Josephs Leibrock und schlachteten einen Ziegenbock, tauchten den Leibrock in das Blut;

Gen 37:32: ‭und sie schickten den bunten Leibrock ihrem Vater und ließen ihm sagen: Das haben wir gefunden; sieh doch, ob es der Leibrock deines Sohnes ist oder nicht!

Gen 37:33: ‭Und er erkannte ihn und sprach: Es ist der Leibrock meines Sohnes! Ein wildes Tier hat ihn gefressen! Joseph ist gewiss zerrissen worden!

Gen 37:34: ‭Und Jakob zerriss seine Kleider und legte Sacktuch um seine Lenden und trug lange Zeit Leid um seinen Sohn.

Gen 37:35: ‭Da machten sich alle seine Söhne und Töchter auf, um ihn zu trösten; er aber wollte sich nicht trösten lassen, sondern sprach: Ich höre nicht auf zu trauern, bis ich zu meinem Sohn hinabfahre ins Totenreich! So beweinte ihn sein Vater.

Ich höre nicht auf zu trauern

Dies zeigt Jakobs tiefe Trauer über den vermeintlichen Tod Josefs. Sein Schmerz ist so groß, dass er keinen Trost annehmen kann.

Diese Stelle verdeutlicht, wie menschliche Trauer oft irrational und überwältigend sein kann. Jakob geht davon aus, dass sein Sohn verloren ist, obwohl Gott noch einen größeren Plan für Josef hat. Dies erinnert daran, dass Gottes Wege oft verborgen sind, aber dennoch zum Guten wirken. Jakobs Reaktion spiegelt auch eine tiefe Vaterliebe wider, die den Verlust nicht ertragen kann – ein starkes Bild für menschliche Emotionen und göttliche Vorsehung.

Gen 37:36: ‭Aber die Midianiter verkauften ihn nach Ägypten, an Potiphar, einen Kämmerer des Pharao, den Obersten der Leibwache.

Abschluss Kapitel 37

Es ist nicht möglich, diese unvergleichliche Geschichte zu lesen, ohne zwischen den Zeilen den Namen Jesus zu entdecken. Ja, wir verlieren viel von der Schönheit und der Kraft dieser frühesten Schriftzeugnisse, wenn wir darin die Beziehungen auf das Leben, den Charakter und das Leben unsers hochgelobten Erlösers übersehen. Beachten wir einmal die in diesem Kapitel enthaltenen hierauf bezüglichen Andeutungen:

Die Liebe des Vaters vor Grundlegung der Welt (Vers 3)

Die Träume von Herrschaft, die ganz sicher in Erfüllung gehen werden, wann Er anerkannt werden wird, als König aller Könige und Herr aller Herren (Vers 7)

Er wurde von seinen Brüdern beneidet; Er kam zu ihnen, aber sie nahmen ihn nicht auf (Vers 11)

Er war schnell bereit seines Vaters Willen zu tun, dass Ihm aufgetragene Werk zu vollenden, in welchem Willen wir geheiliget werden (Vers 13)

Er wurde in die Grube des Grabes gelegt als ein Samenkorn, das in der Erde erstirbt, damit Er nicht allein bleibe, sondern viel Frucht bringe (Vers 24)

Um dreißig Silberlinge wurde Er verraten (Vers 28)

Die Gleichgültigkeit des jüdischen Volkes, dem Schicksal ihres großen Bruders gegenüber (Vers 25)

Von den Juden verworfen, wandte Er sich zu den Heiden (Vers. 28)

Seine Verwerfung hat bitteres Leib über das Volk der Juden gebracht (Vers 35)

Es ist, als ob der heilige Geist, in seinem Eifer, den Herrn zu verklären, nicht hätte warten wollen auf die langsame Entwicklung der Geschichte, sondern Jesu kostbares Leben und Sterben, wodurch die Welt erneuert werben sollte, schon zum voraus hätte zur Darstellung bringen wollen. Frederick Brotherton Meyer

Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu Genesis Gen 37.Kap.

Das war eine Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Buch Genesis Gen 37. Kap.

Gen 37