Matthäus Evangelium Mt 19. Kap.: Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 19. Kap.

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Evangelium nach Matthäus Mt 19. Kap.

Das 19. Kapitel des Matthäusevangeliums beginnt mit einer Diskussion Jesu über die Ehescheidung. Danach segnet er die Kinder und spricht über die Schwierigkeit für Reiche, das Reich Gottes zu betreten. Schließlich gibt er seinen Jüngern eine prophetische Vorhersage über seinen bevorstehenden Tod und seine Auferstehung.

Mt 19,1-12: Ehe und Scheidung

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 19,1-12

Parallelstellen: Mk 10,1-12

Mt 19,1 -2: Der Herr geht nach Judäa

Mt 19,1: Und es geschah, als Jesus diese Worte beendet hatte, verließ er Galiläa und kam in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordan.‭

Mt 19,2: ‭Und es folgte ihm eine große Volksmenge nach, und er heilte sie dort.‭

Mt 19,3-9 Die Ehe, eine untrennbare Einheit

Mt 19,3: ‭Da traten die Pharisäer zu ihm, versuchten ihn und fragten ihn: Ist es einem Mann erlaubt, aus irgendeinem Grund seine Frau zu entlassen?‭

Mt 19,4: ‭Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie am Anfang als Mann und Frau erschuf

Die Menschen am Anfang

Die Pharisäer wollen dir eine Falle stellen. Du, Jesus, weist sie darauf hin, zum Anfang zurückzugehen: „Am Anfang war das nicht so…“ Wie waren die Menschen, als sie Gott geschaffen hatte? Was war Gottes Plan für die Ehe? Kann ich mir vorstellen, wie die Beziehungen unter den ersten beiden Menschen waren, bevor die Sünde in die Welt einbrach? Eva Gloserová

Tägliche christliche Andacht

Mt 19,5: ‭und sprach: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen; und die zwei werden ein Fleisch sein?

Hinordnung auf das Gegenüber

Nicht der einzelne Mensch ist Ebenbild Gottes, sondern der Mensch in seiner Hinordnung auf ein Gegenüber. So wie Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist Beziehung ist und nur in dieser Beziehung zu denken ist. So ist auch der einzelne Mensch auf Beziehung auf ein Miteinander geschaffen. Wenn Gott feststellt „es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist“ (Genesis 2,18), dann nimmt er im Menschen das wahr, was auch für ihn selbst gilt:

Beziehung ist der Anfang des Seins und das Wesen des Daseins. Die Ebenbildlichkeit des Menschen äußert sich in seiner Beziehungsfähigkeit und Beziehungsbedürftigkeit. Wenn wir uns von jeder Form von Bindung und Aufbau von Kommunikation, von Bezug zu anderen lossagen, dann lösen wir uns von unserer Gottebenbildlichkeit. Kristell Köhler

Mt 19,6: Sie sind also eins und nicht länger zwei voneinander getrennte Menschen.

Mt 19,6: So sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!

Verwiesenheit

Die Verbindung von Mann und Frau in der Ehe bildet diese Verwiesenheit der Menschen aufeinander ab. Aber die Notwendigkeit des Menschen, in Beziehung zu treten, zeigt sich auch in Freundschaften, im Paarsein, in Familie – in allen Gemeinschaften, die wir Menschen bilden. Der Hinweis Jesu darauf, dass der Mensch nicht trennen darf, was Gott verbunden hat, gilt nicht allein der Verbindung zwischen Mann und Frau, die im Evangelium im Fokus steht. Sie gilt für die Bedürftigkeit eines Gegenübers. Jesus sagt: Das, wie Gott euch als Menschen geschaffen hat, das löst nicht auf. Trennt euch nicht voneinander ab, seid und lebt Beziehung – weil ich Beziehung bin. Kristell Köhler

Ein Fleisch

Gott ist kein Spielverderber, er hat uns nicht die Gebote an die Hand gegeben, um uns die Freude – auch die Freude an der Sexualität – zu nehmen. Die Gebote sind Richtlinien für ein gelungenes Leben. Und gerade die Ehe spielt darin eine besondere Rolle, weil Mann und Frau in ihr eben ein Fleisch werden und durch das Sakrament der Ehe und ihre Kinder die göttliche Dreifaltigkeit abbilden. Darum ist Jesus hier so klar, und wir tun gut daran, seine klaren Worte nicht aufzuweichen oder weg zu interpretieren. Oft wird uns Gläubigen dabei vorgeworfen, wir würden die Ehe und die Sexualität mit so vielen Regeln, Einschränkungen und Verboten umgeben. Aber – wie es der amerikanische Bischof Robert Barron formuliert – die Menschen haben schon immer wertvolle Dinge auf diese Art geschützt. Felix Honekamp

Tipps für die Ehe

Das gemeinsame Leben kommt vom rechten Weg ab, wenn wir zwar vor Gott eins sind und nicht mehr zwei, wir aber kaum gemeinsame Zeit verbringen. Zeiten mit Genussfaktor – das festigt das Band der Ehe, neben den vielen täglichen Herausforderungen in Arbeit und Familie. Gemeinsame Erlebnisse, Gespräche, eine längere Umarmung, kurze Streicheleinheiten, einen Kuss zur Begrüßung u.a. sind Ausdrucksformen der Liebe, wo unsere im Körper wohnende Seele spürt, dass sie geliebt ist. Wir kommen nicht allein mit Worten aus….Gemeinsame Zeit und Berührungen sind unverzichtbar wichtig und geben Kraft.

Worte von Papst Franziskus

Diese Lehre Jesu ist unmissverständlich und verteidigt die Würde der Ehe als eine Vereinigung in der Liebe, die die Treue einschließt. Was es verheirateten Paaren ermöglicht, in der Ehe vereint zu bleiben, ist die Liebe in gegenseitiger Hingabe, die von der Gnade Christi getragen wird. Wenn dagegen das individuelle Interesse, die eigene Zufriedenheit bei den Ehegatten überwiegen, wird ihre Einheit nicht standhalten können.

Und es ist dieselbe Seite aus dem Evangelium, die uns mit großem Realismus in Erinnerung ruft, dass Mann und Frau, die dazu berufen sind, die Erfahrung von Beziehung und Liebe zu leben, zu schmerzhaften Gesten in der Lage sind, die sie in eine Krise bringen. Die Art und Weise, wie Gott selbst mit seinem untreuen Volk umgeht – das heißt mit uns –, lehrt uns, dass die verletzte Liebe durch Barmherzigkeit und Vergebung von Gott geheilt werden kann.

Worte von Tertullian

Welch ein süßer und heiliger Bund ist es, wenn zwei Christen gemeinsam dasselbe Joch tragen (vgl. Mt 11,29), geeint in der gleichen Hoffnung, in der gleichen Sehnsucht, in der gleichen Zucht, im gleichen Dienst! Beide sind Kinder desselben Vaters, Diener desselben Herrn, sind ein Fleisch (vgl. Mt 19,5) und ein Geist. Sie halten gemeinsam Fürbitte und Anbetung, fasten gemeinsam, belehren, ermutigen und ertragen einander.

Ihr trefft sie gemeinsam in der Kirche, gemeinsam am Tisch des Herrn. Sie teilen gleicherweise Armut und Überfluss, Verfolgung und Trost miteinander. Zwischen ihnen gibt es keine Geheimnisse, keine Ausflüchte, sondern unverbrüchliches Vertrauen, gegenseitige Hilfsbereitschaft, nichts, was Kummer machen könnte. Wenn sie Kranke besuchen oder Notleidenden helfen, brauchen sie das nicht voreinander zu verheimlichen; sie geben Almosen, ohne sich voreinander rechtfertigen zu müssen; sie opfern ohne schlechtes Gewissen und gehen ungehindert ihren täglichen Pflichten nach.

Bei ihnen gibt es keine verstohlenen Kreuzzeichen, kein ängstliches Grüßen, keine stummen Danksagungen. Aus ihren Kehlen, die so frei sind wie ihre Herzen, steigen Hymnen und Lieder empor; sie wetteifern einzig darin miteinander, wer das Lob Gottes am besten singt. Christus freut sich über diese Einheit, und solchen Eheleuten sendet er seinen Frieden. „Wo zwei in seinem Namen versammelt sind“, da ist auch er zugegen (vgl. Mt 18,20). Und wo er ist, da ist kein Platz für den Feind unseres Heiles. Tertullian

Mt 19,7: ‭Da sprachen sie zu ihm: Warum hat denn Mose befohlen, ihr einen Scheidebrief zu geben und sie so zu entlassen?‭

Mt 19,8: ‭Er sprach zu ihnen: Mose hat euch wegen der Härtigkeit eures Herzens erlaubt, eure Frauen zu entlassen; von Anfang an aber ist es nicht so gewesen.‭

Nur weil ihr so hartherzig seid

Für die Juden der damaligen Zeit ist dieses Verständnis von Ehe, wo Mann und Frau einander ebenbürtig sind und im Bund mit Gott für immer eins werden, unannehmbar. Der Mann soll das Vorrecht behalten, sich von der Frau trennen zu können oder sie aus der Ehe zu entlassen. Jesus antwortet darauf mit dem Satz: „Nur weil ihr so hartherzig seid“, hat Mose die Scheidungsurkunde zugelassen. Mose hat klein beigegeben, weil die Menschen noch nicht so weit waren. Aber der Plan Gottes hinsichtlich der Liebe ist größer und vollkommener als die Menschen von damals es sich vorstellen konnten (und wir heute…). Gott hat Geduld mit den Menschen, aber er wird auch stets versuchen, uns aus unserer Hartherzigkeit heraus und ihm näher zu bringen. Bin ich offen dafür? Lasse ich zu, dass Gott meine Vorstellungen durcheinanderbringt und mir eine neue Freiheit eröffnet?Melanie Zoll

Mt 19,9: ‭Ich sage euch aber: Wer seine Frau entlässt, es sei denn wegen Unzucht, und eine andere heiratet, der bricht die Ehe; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.‭

Ich sage euch aber….

Wozu hat dann Mose vorgeschrieben…? Jesus stellt sich mit seiner Aussage über Mose. Tatsächlich hat er (z.B. in der Bergpredigt – Mt 5) oft die Worte benutzt: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist… Ich aber sage euch…“ Er fordert damit von seinen Hörern den Glauben heraus, dass er über Mose steht, dass er der Messias und der Sohn Gottes ist.

Damit richtet er das Gesetz neu auf und tut das als oberster Gesetzgeber. Auch hier, in Bezug auf die Ehe, kam er nicht, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es in seiner Fülle aufzurichten. Was wirft das für ein Licht auf unseren oftmals allzu berechnenden Geist? Jesus nennt uns unverblümt „hartherzig“. Lassen wir uns von seinem Wort berühren. Thomas Fox 

Mt 19,10-12: Die Unverheirateten

Mt 19,10: ‭Da sprechen seine Jünger zu ihm: Wenn ein Mann solche Pflichten gegen seine Frau hat, so ist es nicht gut, zu heiraten!‭

So ist es nicht gut, zu heiraten!‭

Die Jünger schienen zuerst entmutigt, denn die neue Lehre Jesu ist schwer zu befolgen. „Dann ist es nicht gut zu heiraten.“ Auch sie betrachten die Angelegenheit aus der Perspektive ihrer eigenen Begrenztheit und durch die Brille der gängigen Meinung. Ihnen fehlt noch die innere Erfahrung der Begegnung mit der Gnade Christi, die unser menschliches Leben verändert. Auch wir müssen immer wieder neu aus diese Kraftquelle schöpfen. Eheleute sollten die Kraft der sakramentalen Gnade, die durch ihr Eheversprechen zu fließen begonnen hat, immer wieder neu aufleben lassen, um fähig zu werden, den Ehepartner so zu lieben „wie Christus uns geliebt hat“. Georg Rota

Mt 19,11: ‭Er aber sprach zu ihnen: Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur die, denen es gegeben ist.‭

Mt 19,12: ‭Denn es gibt Verschnittene, die von Mutterleib so geboren sind; und es gibt Verschnittene, die von Menschen verschnitten sind; und es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Reiches der Himmel willen. Wer es fassen kann, der fasse es!‭

Mt 19:12: Manche sind nämlich von Geburt an unfähig zur Ehe, andere sind es durch einen späteren Eingriff geworden, und wieder andere verzichten von sich aus auf die Ehe, weil sie ganz für das Reich da sein wollen, in dem der Himmel regiert. Wer es fassen kann, der fasse es!“

Wer das erfassen kann, der erfasse es! 

Die Jünger waren noch nicht für die neuen Horizonte bereit, die Jesus ihnen eröffnen wollte. „Wenn das die Stellung des Mannes in der Ehe ist, dann ist es nicht gut zu heiraten.“ Die Antwort erscheint wie eine Trotzreaktion. Jesus geht nicht darauf ein, sondern schreibt mit den Worten „Wer das erfassen kann, der erfasse es“ eine Art Wettlauf zur Erlangung der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen aus. In dieser Ehelosigkeit ist ein Geheimnis verborgen. Sie bestreitet nicht den Wert der Ehe an sich, sondern sie ist eine Berufung zur bedingungslosen Liebe, wie Jesus sie zu uns allen gelebt hat. Jesu Liebe am Kreuz wird der Maßstab der Liebe, auch für die Liebe der Eheleute zueinander. Die gegenseitige Liebe der Eheleute soll zum Abbild der Liebe werden, die Jesus am Kreuz zu uns bewiesen hat. Sie soll bedingungslose Annahme und Hingabe an den anderen sein. Wer es erfassen kann, der erfasse es. Melanie Zoll

Mt 19,13-15: Jesus segnet Kinder

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 19,13-15

Parallelstellen: Mk 10,13-16; Lk 18,15-17

Mt 19,13: Da wurden Kinder zu ihm gebracht, damit er die Hände auf sie lege und bete.

Die Kinder zu Jesus bringen

Eltern tragen die große Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder. Sie haben oft genaue Vorstellungen und hohe Erwartungen, was zukünftige Erfolge ihrer Kinder betrifft. Es wird viel Geld in die Förderung von sportlichen und musikalischen Talenten investiert. Das Wichtigste jedoch, was Eltern tun müssen, kommt im heutigen Evangelium klar zum Vorschein: Sie müssen ihre Kinder zu Jesus bringen. Sie müssen sie lehren zu beten, zur Messe zu gehen und vor allem zu begreifen, dass Jesus wirklich ihr bester Freund ist, mit dem sie alles teilen können. Kann man seinen Kindern ein größeres Geschenk machen?

Dies ist ein wunderbares Bild für die Fürbitte

In der Fürbitte bringen wir Menschen zu Jesus, damit er sie segnet. In der Fürbitte stelle ich den anderen Menschen unter die besondere Aufmerksamkeit Gottes. Gemeinschaft lebt aus dieser Fürbitte füreinander. Machen wir viel von ihr Gebrauch. Die Fürbitte verändert auch mich. Sie führt mich aus der Egozentrik meiner eigenen Probleme in den befreienden Raum des Dienstes und verändert meine Einstellung zum anderen. Ich finde Zugang zu den Herzen derer, für die ich bete.

Die Fürbitte ist eine Art, den anderen zu lieben. Richard J. Foster

Mt 19,14: Lasst die Kinder und wehrt ihnen nicht, zu mir zu kommen; denn solcher ist das Reich der Himmel!

Kinder vertrauen

Warum nehmen Kinder bei Jesus diesen besonderen Platz ein? Was ist ihnen gemein und stellt für uns eine Einladung zur Nachahmung dar? Kinder vertrauen ihren Eltern und den Menschen, die ihnen nahestehen. Das Kind hat auf den Armen des Vaters keine Angst und fragt sich nicht, ob er es irgendwann fallen lassen könnte. Ganz im Gegenteil. Es sucht auch die Mutter, um sich sicher zu fühlen und glücklich zu sein. Das Kind ruht am Herzen der Mutter und kann schlafen, auch wenn sich diese in einem Chaos zurechtfinden muss. So sehnt sich Gott nach uns und diese Sicherheit möchte er seinen Kindern geben. Er sehnt sich danach, dass wir wie Johannes beim letzten Abendmahl an seinem Herzen ruhen. Identifiziere ich das Bild vom Vater oder von der Mutter, in deren Armen das Kind sicher und geborgen ist, mit Gott? Melanie Zoll

Wie ein Kind sein

Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen! Der Vorzug der Kinder besteht darin, dass sie völlig aufs Beschenktwerden angewiesen sind. Das Kind ist in erster Linie Empfangender. Glaube ist wie eine leere, zum Empfangen geöffnete Kinderhand. Gott nötig haben in allem. Kindlich Abba sagen können. Immer wieder mit leeren Händen staunend vor Gott kommen und von ihm lernen wollen. Ein Kind kann sich nicht vorstellen, dass Vater und Mutter etwas nicht können.

Das soll die Haltung des Glaubens sein unserem Gott gegenüber. Jesus sagt, nicht auch, sondern nur Kindern gehört die Gottesherrschaft. Im Kind gibt es etwas, das einem, der in das Himmelreich kommen will, nie fehlen darf. Der Himmel ist allen zugesagt, die einfältig sind wie die Kinder, allen, die wie sie von vertrauensvoller Hingabe erfüllt, die rein und reich an Güte sind. Sie allein können in Gott einen Vater finden und durch Jesus zu Kindern Gottes werden.

Schlimm wäre es, das Wort des Heilands zu vergessen: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so einfach, demütig und fügsam wie sie, werdet ihr in das Himmelreich nicht eingehen. Franz von Sales

Mt 19,15: Und nachdem er ihnen die Hände aufgelegt hatte, zog er von dort weg.

Hände auflegen

Jesus segnet die Kinder – die meisten von ihnen werden kaum einen echten Wunsch an ihn gerichtet haben, jedenfalls ist davon nichts berichtet. Erwachsene haben Jesus oft um Heilungen gebeten, der eine oder andere auch um Rat. Die Kinder kommen zu Jesus mit einem einfachen Gespür, dass er es gut mit ihnen meint, dass sie gar nicht viel sagen müssen, und er sie trotzdem versteht – wiederum wie Eltern, die einem Kind oft schon ansehen, was es braucht.

Und in diesem Bewusstsein kann ich im Gebet auch zu Jesus kommen – manchmal mit konkreten Anliegen, einem Dank, einem Lob, einer Bitte, manchmal aber auch nur, um bei ihm zu sein. Er weiß schon, was ich brauche und er liebt es, wenn ich ihn um etwas in seinem Namen bitte. Vor allem aber liebt er es, mich zu beschenken, mich zu überraschen. Mein Auftrag ist es dann nur noch, diese Geschenke Jesu anzunehmen – wie ein Kind, dass die Geschenke der Eltern ganz selbstverständlich, ohne Hintergedanken und ohne Stolz annehmen kann. Gelingt mir das? Felix Honekamp

Hände

Schon in der Antike galt die Hand als das „Werkzeug aller Werkzeuge“. Mit diesem wunderbaren Instrument hat der Herr uns ausgestattet. Wir können damit – wie er – beten, danken, arbeiten, segnen, berühren, geben, nehmen, schenken, umarmen, teilen, heilen, beschützen, segnen. Die Hände des Priesters sind gesalbt, denn damit berührt er Christi Leib und Blut, zeigt und verteilt sie. Hände haben eine eigene Sprache. Möge von unseren Händen Segen ausgehen! Der Herr hat um unseres Heiles willen seine Hände fesseln, schlagen, durchbohren und seinen ganzen Leib an ihnen aufhängen lassen. Seine Hände haben unsere Last getragen. Von ihnen geht für uns nur Segen aus. Herr, meine Hände in deinen Händen! Thomas Fox

Mt 19,16-30: Jesus spricht mit reichen Mann

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 19,16-30

Parallelstellen: Mk 10,17-31; Lk 18,18-30

Mt 19,16-22: Frage nach dem ewigen Leben

Tägliche christliche Andacht

‭Mt 19,16: Und siehe, einer trat herzu und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich Gutes tun, um das ewige Leben zu erlangen?‭

Was muss ich Gutes tun? 

Gleich dem älteren Bruder im Gleichnis vom barmherzigen Vater geht es dem Mann hier um Pflichterfüllung; ein Abhaken von Punkten „des Guten“ auf einer Liste, um sich das ewige Leben zu sichern. Vordergründig gut, doch Jesus möchte keine Lohnarbeiter. Franz Schmeink

Das ewige Leben – Zielpunkt

Der junge Mann macht es noch einmal richtig. Er fragt nach dem Wesentlichen. „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ Und Jesus antwortet später ebenfalls mit dem Wesentlichen: „…einen bleibenden Schatz im Himmel“. Nur wenn in unserem Leben die wesentlichen Koordinaten stimmen, kann alles andere auch stimmig werden. Nur wenn wir unser Dasein auf das ewige Leben hin ausrichten, können wir das Leben in dieser Welt in der rechten Gewichtung messen. Dann kann ein junger Mensch sein Leben ganz Gott schenken (als Priester, Ordensmann/frau, als Gottgeweihte/r). Dann kann man auch auf Materielles verzichten, um Geistiges zu ernten. Dann kann man verzeihen, großzügig weggeben, sich selber verschenken, andere ehren…Baust du dein Leben auf das Ewige hin? Oder hängst du an dir und dem Zeitlichen, als ob das alles wäre (Geld, Erfolg, Anerkennung, Wertschätzung, Macht, Materielles…) Klaus Einsle

Mt 19,17: ‭Er aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein! Willst du aber in das Leben eingehen, so halte die Gebote!‭

Was nennst du mich gut?

Damit leugnete Jesus seine eigene Güte nicht. Stattdessen fragte er den Mann: Verstehst du, was du sagst, wenn du mich gut nennst? Es war, als ob Jesus sagte: Du kommst zu mir und fragst, was du Gutes tun kannst, um das ewige Leben zu ererben. Aber was weißt du wirklich über das Gute? Das Argument ist klar: Entweder war Jesus gut , oder er hätte ihn nicht gut nennen sollen; aber da es nur Gott gibt, der gut ist, muss Jesus, der gut ist, Gott sein.

Mt 19,18: ‭Er sagt zu ihm: Welche? Jesus aber sprach: Das »Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht falsches Zeugnis reden!‭

Ganz konkret

Der junge Mann will Klarheit. In jener Zeit befolgten die Schriftgelehrten und Pharisäer hunderte von Geboten, kleine und große. Die Frage, welche die wichtigsten sind, war sehr klug. Vielleicht bräuchte ich auch manchmal in meinem Leben mehr Klarheit, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Vielleicht wäre es auch für mich hilfreich, manchmal über das Wesentliche zu reflektieren. Welches Echo erzeugen diese Worte Jesu in meinem Herzen? Eva Gloserová

Mt 19,19: ‭Ehre deinen Vater und deine Mutter! und Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!

Mt 19,20: ‭Der junge Mann spricht zu ihm: Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend an; was fehlt mir noch?‭

Was fehlt mir jetzt noch?

Er fragt noch einmal nach mehr. Wieso ist er nicht zufrieden, wo er doch alles richtig macht? Wenn unser Herz lebendig ist, sehnt es sich nach mehr – wir wollen noch mehr lieben, noch mehr wachsen, Gott noch näher sein… Jesus begegnet diese Sehnsucht mit großer Freude, aber auch mit großem Respekt. Hier gebietet er nicht, er lädt einfach ein. Er möchte, dass wir die Fülle des Lebens und der Freude erfahren, indem wir seine Liebe nachahmen. Habe ich einmal solch eine Einladung nach mehr in mir vernommen? Wie habe ich reagiert? Welche Früchte hat es in meinem Leben gebracht? Eva Gloserová

Mt 19,21: Jesus antwortete: Wenn du vollkommen sein willst, dann geh, verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den Armen. Damit wirst du im Himmel einen Reichtum gewinnen, der niemals verloren geht. Und dann komm und folge mir nach!

Die Antwort Jesus

Jesus blickt ihn an, und der Mann darf die Erfahrung der Liebe Gottes machen. Er spürt in sich den Drang nach mehr, bringt ihn zum Ausdruck und Jesus fordert ihn zu einer vollkommeneren Hingabe auf. Doch da geht der Mann traurig weg. Er ist jetzt nicht fähig, diesem Ruf zu folgen, sich ganz und gar auf Jesus einzulassen. Der Blick Jesu trifft auch mich, jeden Tag, jede Sekunde meines Lebens.

Er will mir jetzt persönlich begegnen. Er blickt mich an, voller Liebe. Wie reagiere ich auf seinen Blick? Bin ich bereit, mein ganzes Wesen dem Blick Gottes auszusetzen? Wie ist mein Blick auf ihn? Voller Hoffnung, voller Vertrauen? Lasse ich – wie Petrus bei seiner Berufung – alles stehen und liegen und folge ihm nach? Oder bin ich jetzt nicht fähig, ihm zu folgen, lasse mich aber von seinem Blick begleiten, um zu lernen, was ich um seinetwillen loslassen muss? Marita Grötsch

Alles verkaufen

Hier kann jeder darüber nachdenken, was es für ihn heißt, für Christus alles zu verkaufen und ihm nachzufolgen. Es kann bedeuten, Gott sein ganzes Leben zu schenken, jeden Tag aufs Neue etwas von uns herzugeben, damit unser Herz weit wird. Es kann bedeuten, dass wir etwas, woran wir festhalten, hergeben oder revidieren: unsere Meinung, unser Urteil, unseren Egoismus. Jeder kennt einen Bereich, in dem er dem Herrn sein Herz ein Stück weiter öffnen kann. Legen wir ihm diese Dinge nun in die Hände. Jonathan Fuhr 

Folge mir nach – Wegstrecke

Jesus lädt dich und mich ein, ihm zu folgen. Es ist ein Weg. Ein lebenslanger Weg. Mit Kurven, Steigungen, schönen Streckenteilen, Gefahren, Ruheplätzen. Wir können nicht voraussehen, wie dieser Weg verläuft. Wir können ihn nur im Vertrauen gehen – oder in Sorge. Jesus lädt uns ein, IHM zu folgen. Er geht den Weg schon mal ab, damit er ihn kennt. Und dann lädt er uns ein, ihm zu folgen. Vertraust du Jesus? Bist du ängstlich? Besorgt? Oder frei wie ein Kind, das mit Papa wandern geht? Klaus Einsle

Mt 19,22: Als der junge Mann das hörte, ging er traurig weg, denn er besaß ein großes Vermögen.

Gefahr, dem Geld anzuhängen

Darin versagte der wohlhabende Frager ganz und gar. Geld war sein Gott; er war des Götzendienstes schuldig. Deshalb forderte Jesus, der das Herz des Mannes kannte, ihn auf, auf seinen Besitz zu verzichten. Reichtümer sind ein Problem, weil sie dazu neigen, uns mit diesem Leben zufrieden zu stellen, anstatt uns nach dem kommenden Zeitalter zu sehnen. Außerdem wird manchmal auf Kosten der Suche nach Gott nach Reichtum gestrebt.

Loslassen

Der heilige Paulus sagt, dass nichts über Christus gehen sollte. Im Fall des jungen Mannes hatte dieser aber etwas anderes Christus vorgezogen. Der Komfort, die Sicherheit und die materiellen Dinge waren ihm wichtiger als die persönliche Einladung Christi zur Vollkommenheit. Abhängigkeit führt zur Traurigkeit; in einem Herzen, das mit den Dingen dieser Welt ganz erfüllt ist, gibt es keinen Platz für Gott. Nur das Loslassen führt zu wahrer Freude. Gott gibt sich dem, der ihn ohne Bedingungen sucht. Todd Belardi

Wo dein Schatz ist, ist auch dein Herz

Der Schatz des jungen Mannes ist sein Reichtum. Dort hat er sein Herz verankert, und diesen Anker kann er nicht lösen. Er ist gebunden. Wie ist das bei mir? Wo habe ich Anker geworfen? In meinen liebsten Menschen, im Besitz, in der Arbeit, im Sport, in meiner Leistung? Welche Bindungen habe ich? Kommt Gott dabei vor? Ich bespreche das mit dem guten Meister. Dorit Wilke-Lopez

Fehlende Großzügigkeit

Der reiche Jüngling ist nicht fähig, diesen Schritt zu tun. Obwohl der liebende Blick Jesu auf ihm ruht, ist sein Herz nicht fähig, sich von den vielen Reichtümern loszulösen, die er besitzt, sagt Papst Benedikt XVI. Auch wir gehen zu Jesus in der Hoffnung, dass er uns hilft, das Glück zu finden, und auch uns sieht Jesus liebevoll an und möchte uns an sein Herz ziehen. Leider knüpfen wir allzu oft unsere eigenen Bedingungen und Erwartungen an die Nachfolge Jesu. Wir haben Angst vor einer Liebe, die in ihrem Ruf nach völliger Hingabe verlangt. Und so hängen wir weiter an unserer Art und Weise, Gott zu folgen, und rechtfertigen uns selbst wie der junge Mann, indem wir Gott die Einhaltung der Gebote anbieten. Bertalan Egervári

Worte von Papst Franziskus

Was ist der Glaube für mich? Wenn er in erster Linie eine Pflicht oder ein Tauschwert ist, dann sind wir auf dem Holzweg, denn das Heil ist ein Geschenk, nicht aber eine Pflicht, es ist unentgeltlich und es kann nicht gekauft werden. Als Allererstes müssen wir uns von einem kommerziellen und mechanischen Glauben befreien, der das falsche Bild eines buchhaltenden, kontrollierenden Gottes vermittelt, der kein Vater ist. Ist dein Glaube müde? Willst du ihn wiederbeleben?

Suche den Blick Gottes: versetze dich in Anbetung, lass dir in der Beichte vergeben, steh vor dem Gekreuzigten. Kurzum: lass dich von ihm lieben. Das ist der Anfang des Glaubens. Wie oft begnügen wir uns mit den Pflichten – den Geboten, ein paar Gebeten und vielen derartigen Dingen –, während Gott, der uns das Leben schenkt, uns um ein wenig Lebenselan bittet! Ein Glaube ohne Gabe, ohne Unentgeltlichkeit, ohne Werke der Nächstenliebe macht uns am Ende traurig: wie diesen Mann, der, obwohl er von Jesus selbst mit Liebe betrachtet wurde, betrübt und traurig nach Hause ging.

Mt 19,23-26: Bei Gott ist alles möglich

‭Mt 19,23: Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher hat es schwer, in das Reich der Himmel hineinzukommen!‭

Der arme Reiche

Manchmal überrascht Jesus seine Jünger, um ihnen etwas Neues beizubringen. Viele Juden glaubten, dass der Reichtum ein Zeichen des Segens Gottes über einer Person wäre, wie ein Beweis für deren Gerechtigkeit und Frömmigkeit. Der würde es sicher in den Himmel schaffen! Jesus sieht es ganz anders. Dabei ist das Vermögen wahrscheinlich nicht das Problem, sondern eher die selbstgenügsame Einstellung der Reichen: Ich habe viel, ich bin abgesichert, ich brauche niemanden, mir kann nichts passieren, weil ich genug Geld habe, um alle Probleme zu lösen. Es stellt sich die Frage: Welche Rolle spielt Gott noch für solch einen Menschen? Eva Gloserová

Worte von Benedikt XVI

Jesus kann also wirklich ein glückliches Dasein und das ewige Leben garantieren, allerdings auf eine andere Weise, als der reiche Jüngling es sich vorstellte: nämlich nicht durch ein gutes Werk, eine Gesetzeserfüllung, sondern in der Entscheidung für das Reich Gottes als »kostbare Perle«, für die es sich lohnt, alles zu verkaufen, was man besitzt (vgl. Mt 13,45–46). Dem reichen Jüngling gelingt es nicht, diesen Schritt zu tun. Obwohl ihn der liebevolle Blick Jesu getroffen hatte (vgl. Mk 10,21), gelang es ihm nicht, sich in seinem Herzen von den vielen Gütern, die er besaß, zu trennen. Das ist nun die Lehre für die Jünger: »Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!« (Mk 10,23). Die irdischen Reichtümer nehmen Geist und Herz in Beschlag und versetzen sie in Unruhe. Jesus sagt nicht, daß sie schlecht seien, aber daß sie von Gott wegführen, wenn sie nicht sozusagen »investiert« werden für das Himmelreich, das heißt also verwandt werden, um dem zu Hilfe zu kommen, der in Armut lebt

Mt 19,24: ‭Und wiederum sage ich euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadel­öhr geht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt!‭

Bild vom Kamel und Nadelöhr

Weil er mich liebt, will er mir – sozusagen dem „Kamel“ in dem Bild, das er benutzt – auch durch das Nadelöhr (ein Bild für eines der kleinsten Stadttore in Jerusalem) ins ewige Leben helfen. Wenn das Kamel aber misstrauisch und bissig ist, wird das nicht gelingen. Nur wenn es seinem Führer vertraut, wird es die Enge und die Schmerzen in Kauf nehmen, die die Passage durch das Nadelöhr verursachen wird. Ich spreche mit Jesus über mein Vertrauen. Dorit Wilke-Lopez

Nadelöhr

Das „Nadelöhr“ war ein kleines Tor in der Stadtmauer von Jerusalem. Es war eigentlich für Menschen gedacht. Aber auch ein Kamel konnte das Tor passieren, wenn man vorher die Last entfernte und das Kamel dann mühsam auf Knien hindurchrutschte.Der Himmel ist für Menschen gedacht, die Gott lieben und das, was Gott wichtig ist. Wer am Reichtum hängt, zeigt, dass er Gott nur halbherzig liebt. Um in den Himmel zu kommen, muss er sich zuvor von seinem Besitz loslösen und sich klein machen. Joachim Richter

Mt 19,25: Darüber waren die Jünger entsetzt und fragten: Wer kann dann überhaupt gerettet werden?

Entsetzen der Jünger

Das große Entsetzen der Jünger beruhte auf der Annahme, dass Reichtum immer ein Zeichen von Gottes Segen und Gunst sei.

Tägliche christliche Andacht

Mt 19,26: Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist es unmöglich, aber für Gott ist alles möglich!

Für Menschen ist das unmöglich

Die Jünger fragen: Wer kann dann noch gerettet werden? Seine Antwort erinnert uns daran, dass die Erlösung ein aus freien Stücken gegebenes Geschenk Gottes ist. Ab und zu sind wir versucht, uns selbst erlösen oder uns die Liebe Gottes verdienen zu wollen. Bei manchen kann auch die Versuchung auftauchen, dass sie meinen, zu schlecht zu sein, um von Gott geliebt zu werden. Auf beide Versuchungen antwortet Jesus: Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber ist alles möglich. Eva Gloserová

Für Gott aber ist alles möglich

Gott sei Dank! Für dich, Herr, ist alles möglich. Selbst wenn mir die Dinge unmöglich, erschreckend, rätselhaft und aussichtslos erscheinen, gibt es Hoffnung! Möge ich wie Maria mein Fiat geben, wenn sich in meinem Leben etwas ergibt, was ich nicht ganz begreife. Möge ich wie Mose die Kühnheit haben, auf meinem Weg weiterzugehen, denn du kannst das Meer vor mir teilen. Möge ich in schweren, sorgen- und angstvollen Stunden die Worte des Propheten Jesaja vor Augen behalten: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir!“Danke, ich bin nie allein. Dir ist nichts unmöglich! Jesus, stärke mein Vertrauen. Patricia Klein

Für Gott ist alles möglich

Wir haben alle schon die Erfahrung gemacht, dass es nicht einfach ist, die Botschaft Jesu umzusetzen, sich ganz zurückzunehmen, Gott in den Mittelpunkt zu stellen und den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Haben wir überhaupt eine Chance? Ja, denn für Gott ist nichts unmöglich. Er schenkt uns seine Gnaden, er befreit uns von unserer Schuld, er tritt für uns ein. Wir haben alle Chancen. Denn er hat uns erlöst! Er hat uns zuerst geliebt und seine Liebe mit seinem Blut bezeugt. Unsere Rettung wirken wir nicht aus eigener Kraft, Gott ist unser Retter. Marita Grötsch

Mt 19,27-30: Das Teil der Jünger

‭Mt 19,27: Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür zuteil?‭

Die ehrliche Frage von Petrus

In unserer persönlichen Frömmigkeit fällt es uns bisweilen schwer, ganz ehrlich und offen mit Gott zu sein. Wir kaschieren unsere Haltungen mit frommen Worten, die schön klingen, aber abgedroschen oder leer sein können. Das könnte dann so lauten: „O mein Gott, ich liebe dich über alles und gehöre ganz dir“. Aber bei den wenigsten ist das wirklich so. Oder wir bitten nicht konkret, aus Angst davor, etwas nicht zu erhalten. Petrus hat da eine andere Art, mit Jesus umzugehen: Er ist ganz ehrlich und ganz echt. Also, jetzt haben wir so viel für dich getan; was bekommen wir eigentlich dafür? An anderer Stelle sagt er „Herr, wenn du es bist, lass mich übers Wasser zu dir gehen.“Wie ehrlich bist du mit Gott im Gebet, im Alltag? Wie echt? Klaus Einsle

An Gott sich binden und ihm nachfolgen

Wir sind Bindungswesen, wir brauchen die Bindung an andere Menschen, aber letztendlich brauchen wir die Bindung an Gott. Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, Herr, hat Augustinus gesagt. Jesus will uns beibringen, wie erfüllend und lohnend es ist, wenn wir uns an ihn binden statt an die Menschen. Wenn wir uns nämlich an die Menschen binden, plagen wir uns herum mit Menschenfurcht, Eifersucht, Ehrgeiz, Eitelkeit und Abhängigkeit. Nur, wenn wir uns an Gott binden, aus ihm unsere Sicherheit schöpfen und von ihm unser Liebesbedürfnis befriedigen lassen, können wir die anderen in Freiheit lieben und nicht, weil wir zurück geliebt werden wollen. Dorit Wilke-Lopez

Alles im Fluss

Die Frage nach dem, was wir verlassen müssen, stellt sich nicht nur für Jesu Jünger, sondern für alle Menschen. Auch heute wird jeder von uns etwas hinter sich lassen: eine Begegnung, eine Arbeit, eine Freude, einen Schmerz, irgendeinen schmerzhaften oder kostbaren Moment. Das Leben ist im Fluss und kann nur gelebt werden, wenn man es fließen lässt, indem man alle Bewegung, alle Abschiede, alle Veränderung vertrauensvoll aus Gottes Händen annimmt.

Wie kann ich aber in einer Welt, die sich ständig verändert, festen Halt finden?  Gott, du bist der Fels, auf den ich mein Leben baue. Ich werde mich immer an dir festhalten. Ich werde den Saum deines Gewandes nicht loslassen, egal, welche Stürme meine Tage durchschütteln. Ganz gleich, welche Veränderungen mir Angst oder Hoffnung bereiten. Ich werde in kleinen Dingen sowie auch am Ende des Lebens auf das Licht der Auferstehung hoffen. Stärke meine Hoffnung. Dorit Wilke-Lopez

Mt 19,28: ‭Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet in der Wiedergeburt, wenn der Sohn des Menschen auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen wird, auch auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten.‭

Auf Thronen sitzen

Jesus verspricht seinen Aposteln, auf Thronen zu sitzen. Auf Thronen sitzen nur jene, die Freunde und Berufene des Königs sind. Seit meiner Taufe bin ich Mitglied deiner Familie. Ich bin Tochter/Sohn des Königs. Was bedeutet das für dich, Jesus? Wie siehst du mich als deine Tochter/deinen Sohn? Was bedeutet es für mich, dass ich wahrhaftig berufen bin, ganz nah bei dir zu wohnen? Patricia Klein

Die Großzügigkeit Gottes

Jesu Antwort hätte ganz gut so lauten können: „Petrus, du darfst dankbar sein, das ICH dich erwählt habe. Und du kannst auch damit zufrieden sein, dass ich dich eines Tages in den Himmel hole. Das ist ja wohl genug, oder?“ Und er hätte Recht damit gehabt. Aber nein; die Antwort Jesu spricht eine ganz andere Sprache – nämlich die der unendlichen Großzügigkeit Gottes: Ihr werdet auf Thronen sitzen. Ihr werdet das Hundertfache hier auf der Erde erhalten. Und ihr werdet das ewige Leben gewinnen. Gott ist groß genug, reich genug und selbstlos genug, um uns Menschen unendlich zu beschenken; jetzt schon und in der Ewigkeit erst recht. Ist das der Gott, zu dem du betest? Oder hast du das Gefühl, dass er dir nichts gönnt, dir das Leben schwer macht usw.? Klaus Einsle

Mt 19,29: Jeder, der sein Haus, seine Geschwister, seine Eltern, seine Kinder oder seinen Besitz zurücklässt, um mir zu folgen, wird dies alles hundertfach zurückerhalten und das ewige Leben empfangen.

Jesus nachfolgen schenkt eine tiefe Freude

Ein Leben mit Gott ist ein Leben, in dem die Liebe den zentralen Ort in unserem Herzen einnimmt. Wie schön ist es, Jesus die erste Stelle in unserem Leben zu geben! Natürlich ist es oft nicht leicht, das im Alltag auch so beizubehalten. Oft rücken andere Dinge an die für Jesus reservierte Stelle und füllen unser Herz aus. Doch die wahre Freude erleben wir in den Momenten, in denen wir Jesus die Zügel unseres Herzens in die Hand geben, ihm einen Blankoscheck unterschreiben und ihm sagen: Führe du mich, ich will dir nachfolgen! Nur Jesus kann uns tiefe Ruhe, Gelassenheit und Freude schenken. Peter Hemm

Jesus Versprechen an die Jünger

Jesus verspricht den Jüngern für ihre Nachfolge das Hundertfache von dem, was sie verlassen haben. Und tatsächlich, am Ende ihres Lebens hatten die Jünger durch die Ausbreitung des Leibes Christi, der Kirche, „hunderte“ von Häusern, „hunderte“ von Äckern und „hunderte“ von geistlichen Kindern. Aber war das alles? Der junge Mann im Evangelium wollte das ewige Leben gewinnen. Darum geht es letztendlich und das verspricht Jesus seinen Jüngern obendrein („und in der kommenden Welt das ewige Leben“).

Gott will seine Herrlichkeit und seine Gottheit mit uns teilen! Aber Voraussetzung für das Hundertfache und das ewige Leben ist unsere Entscheidung für die Nachfolge und unser Vertrauen in Gott und seine Verheißung. Die Jünger haben eine Entscheidung getroffen, sie sind Jesus nachgefolgt. Der junge Mann konnte das nicht, er ging traurig weg. Was wollte der Mann wirklich? Was will ich wirklich? Marita Grötsch

Gebet

Jesus, danke für dein Versprechen, dass ich dir nicht umsonst nachfolge, sondern dass ich das Hundertfache erhalte, wenn ich mich von lieben Menschen und Dingen um deinetwillen löse. Lass mich in der Erkenntnis wachsen, dass bei aller Liebe zu den Menschen in meiner Familie und zu meinen Freunden doch immer du noch wichtiger bist und mich noch mehr liebst. Dann werde ich innerlich unabhängiger und kann dir und den Menschen besser dienen, weil du in mir wächst und mein zerbrechliches Ego abnimmt. Dorit Wilke-Lopez

Mt 19,30: ‭Aber viele von den Ersten werden Letzte, und Letzte werden Erste sein.‭

Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu Mt 19. Kap.


Das war eine Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 19. Kap


Mt 19