Matthäus Evangelium Mt 9. Kap.: Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 9. Kap.

➡️ Hier geht’s zu Mt Kap. 8

➡️ Hier geht’s zu Mt Kap. 10

➡️ Inhaltsverzeichnis Matthäus Evangelium

Matthäus Evangelium Mt 9. Kap.

Das neunte Kapitel des Matthäus Evangelium beschreibt weiterhin die Taten und Lehren Jesu. In diesem Kapitel werden seine Fähigkeiten als Heiler und seine Auseinandersetzungen mit den Pharisäern und Schriftgelehrten dargestellt. Auch die Ernennung der zwölf Jünger und Jesu Vergebung der Sünden eines Gelähmten werden beschrieben.

Mt 9,1-8: Heilung eines Gelähmten

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 9,1-8

Parallelstellen: Mk 2,1-12; Lk 5,17-26

Mt 9,1: Und er trat in das Schiff, fuhr hinüber und kam in seine Stadt.

Menschheit Christi

Er fuhr aber auf einem Schifflein hinüber, der mit dem Fuß über das Meer gehen konnte; denn er wollte nicht immer Wunder wirken, um dem Wesen seiner Menschheit nicht zu schaden. Goldene Perle

Seine Stadt

Seine  Stadt nennt hier der Evangelist: Kapharnaum. Jesu Geburtsstadt war nämlich Bethlehem; die Stadt, in der er aufwuchs, war Nazareth; diejenige, in der er sich meistens aufzuhalten pflegte, war Kapharnaum.

Tägliche christliche Andacht

Mt 9,2: Und siehe, man brachte einen Gelähmten auf seinem Bett zu ihm. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Hab Vertrauen, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!

Als Jesus ihren Glauben sah

In diesem Vers wird die Bedeutung des Glaubens für die Heilung betont. Es zeigt, dass nicht nur der Kranke, sondern auch das Umfeld um ihn herum einen Einfluss auf seine Heilung haben kann. Der Glaube der Menschen, die um den Kranken herum sind, kann eine positive Wirkung auf seine Heilung haben. Dies unterstreicht die enge Verbindung zwischen Glauben und Heilung in vielen spirituellen Traditionen. Es erinnert uns daran, wie wichtig es ist, unseren Glauben zu pflegen und zu stärken, da er nicht nur uns selbst, sondern auch anderen helfen kann.

Der Blick Jesu

Sein Blick ist ein Blick der Liebe und der Barmherzigkeit. Er sieht die Not des Mannes, dass er gelähmt ist, aus welchem Grund auch immer. Jesus hat Mitleid mit dem Mann.Wir alle sind auf irgendeine Weise „gelähmt“, durch verkehrte innere Einstellungen oder offensichtliche Fehler, die uns in unserem Alltag in unserer kleinen Welt festhalten und uns nicht erlauben, hinauszugehen und dem Herrn zu begegnen.Doch wenn wir Jesus begegnen in der Eucharistie, in einem Mitmenschen, sollten wir uns von ihm anschauen, von seiner Liebe berühren lassen. Und vertrauen wir auf seine Macht, denn er kann uns heilen. Jonathan Fuhr

Vergebung der Sünden

Anders als damals am See Gennesaret kennen auch wir heute Menschen, die gelähmt sind, blockiert bis ins Mark. Da gibt es viel Lahmgelegtes im Menschen, viel, was nicht mehr auf eigenen Füßen stehen, geschweige denn Schritte setzen kann. Vielleicht gehöre ich sogar selbst dazu. Was kann dann helfen, die Erstarrung zu lösen und neue Beweglichkeit zu schenken? Jesu Heilung des Gelähmten ist ein Beispiel.

Er sieht den Gelähmten an und die andern, die ihn bringen, und knüpft an ihr Vertrauen an. Er spricht dem Unbeweglichen die Vergebung seiner Sünden zu, setzt ihn instand neu zu werden, sich neu zu bewegen. Das ist echt ein Wunder, wie innere Blockaden bis in den Leib hinein sich lösen können, wenn einer das Wort der Heilung annimmt und sich aufrichtet. Das ist eine Art Auferstehung mitten im Leben. Vertrauen hilft weiter. Nicht in dem Sinn, dass wir die Wirklichkeit, unsere Befindlichkeit, unsere Grenzen ignorieren, sondern in dem Sinn, dass wir auf das Wort Jesu hin zu glauben wagen, annehmen, was er schenkt, und tun, was Jesus sagt.

Das einzige Problem ist die Sünde

Der Gelähmte und seine Begleiter machen sich nur über das körperliche Gelähmtsein Sorgen. Das steht bei Christus aber nicht an erster Stelle. Was zuerst zählt, ist der Zustand der Seele des Menschen. Für Gott stehen nicht die Probleme im Vordergrund. Manchmal lässt er Probleme zu, um uns zu heilen und uns in Beziehung zu ihm treten zu lassen: Deine Sünden sind dir vergeben. Im Leben geht es vor allem um die Heiligkeit und um die Überwindung des größten Hindernisses auf dem Weg zur Heiligkeit: die Sünde. Was uns am tiefsten verletzen kann, sind die Hindernisse der Sünde und ein egoistischer Lebensstil. Jeffrey Bowker (zu Mt 9,2)

Mt 9,3: Und siehe, etliche der Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst: Dieser lästert!

Gelähmte Seelen

Für den heiligen Hiernoymus ist körperliches Gelähmtsein ein Bild für die Unfähigkeit des Menschen, aus eigener Kraft zu Gott zurückzukehren. Es bedeutet, dass der Mensch sich nicht selbst retten kann, dass er sich nicht aus sich heraus mit Gott versöhnen kann. Das Gelähmtsein bezieht sich hier mehr auf den Zustand der Seelen der Pharisäer als auf den Zustand des Mannes auf der Bahre. Jeffrey Bowker (zu Mt 9,3)

Das Handeln Gottes

Die Schriftgelehrten haben richtig verstanden, dass Jesus behauptete, etwas zu tun, was nur Gott tun kann. Aber sie lagen falsch in der Annahme, dass Jesus nicht Gott selbst war und dass Jesus lästerte, indem er sich selbst als Gott betrachtete. Um so vorzüglicher die Seele als der Leib ist, um so viel mehr ist es, die Sünden zu vergeben, als den Leib zu heilen. Weil aber jenes nicht offenbar, dieses aber offenbar ist, so tut er das Geringere, was aber offenbarer ist, um das Größere, das aber nicht offenbar ist, zu zeigen.

Mt 9,4: Und da Jesus ihre Gedanken sah, sprach er: Warum denkt ihr Böses in euren Herzen?

Wort der Wüstenväter

Der Alte sagte: Die schlechten Gedanken gleichen den Mäusen, die in ein Haus kommen: Wenn man sie nach und nach tötet, eine nach der anderen der Reihe nach, wie sie eintreten, hat man kein Übel. Wenn man im Gegenteil das Haus sich mit ihnen füllen lässt, wird man viel Mühe haben, sie zu verjagen. Ob man dies dann kann oder ob man es aufgibt, man lässt sich das Haus verwüsten.

Der Kampf gegen dekonstruktive eigene Gedanken wird ein Leben lang dauern. Diese sind vielfältig: Sorgen, Angst, Neid, Traurigkeit u.vm. Was uns der Spruch der Wüstenväter sagen will, ist, dass wir sofort jeden dieser Gedanken angehen, damit sie sich erst gar nicht langfristig bei uns einnisten.

Mt 9,5: Was ist denn leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher?

Mt 9,6: ‭Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben— sprach er zu dem Gelähmten: Steh auf, nimm deine Liegematte und geh heim!

Mt 9,7: ‭Und er stand auf und ging heim.

Auf Gottes Antworten warten

Die Pause zwischen den Worten: Hab Vertrauen, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben und der Heilung des Gelähmtseins riefen anfangs vielleicht bei denen, die mit dem Wirken Christi noch nicht vertraut waren, Enttäuschung hervor. Aus diesem Warten heraus kommt aber unsere Antwort zu Gott, und hier sollen wir unseren Teil im Erlösungsplan erfüllen.

Wenn wir die Wünsche unserer Kinder immer sofort stillen, berauben wir die liebende Stütze elterlichen Handelns seiner wahren Bedeutung. Um zu christlicher Reife zu gelangen, müssen wir die Tugenden des Glaubens und Vertrauens bilden. Heilung zu suchen muss mehr innerhalb von Gottes Plan und nach seinem Willen geschehen, als aus unserem selbstsüchtigen Wunsch nach Erleichterung.

Das braucht Zeit. Selbst in dieser Pause, in der dunklen Nacht des Glaubens, geschieht etwas. Wir werden gewandelt, noch während das Wunder dabei ist, zu geschehen. Der Befehl, aufzustehen, bestätigt oder macht etwas sichtbar, was schon in der Seele des Gelähmten geschehen ist: durch Glauben und Vertrauen herrscht nun Christus in seiner Seele. Jeffrey Bowker (zu Mt 9,7)

Mt 9,8: Als aber die Volksmenge das sah, verwunderte sie sich und pries Gott, der solche Vollmacht den Menschen gegeben hatte.

Sie erkannten ihn nicht

In dem Moment, in dem die Menschen sehen, dass der Gelähmte aufsteht und nach Hause geht, sind sie voller Verwunderung und vielleicht auch Furcht. Aber die volle Bedeutung des Wunders wird ihnen nicht klar. Sie verherrlichen Gott, weil er einem Menschen derartige Vollmacht gegeben hat, dass er einen Gelähmten heilen kann. Doch die sichtbare Heilung geschieht, um die Gegenwart Gottes in Gestalt und Person unseres Herrn Jesus Christus zu bestätigen, der eben auf unsichtbare Weise Sünden vergibt. Doch viele verstanden das nicht und erkannten ihn noch nicht. Ellen Charlotte Petermann

Mt 9,9-13: Die Berufung des Matthäus

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 9,9-13

Parallelstellen: Mk 2,13-17; Lk 5,27-32

Mt 9,9: Als Jesus weiterging, sah er einen Mann am Zoll sitzen. Er hieß Matthäus. Jesus forderte ihn auf: Komm, folge mir nach! Sofort stand Matthäus auf und ging mit ihm.

Zöllner als Außenseiter

Das jüdische Volk betrachtete sie zu Recht als Verräter , weil sie für die römische Regierung arbeiteten und die Macht römischer Soldaten hinter sich hatten, um die Menschen dazu zu bringen, Steuern zu zahlen. Sie waren die sichtbarsten jüdischen Kollaborateure mit Rom. Wenn ein Jude in den Zolldienst eintrat, galt er als Ausgestoßener aus der Gesellschaft: Er wurde als Richter oder Zeuge in einer Gerichtsverhandlung disqualifiziert, aus der Synagoge exkommuniziert, und in den Augen der Gemeinde erstreckte sich seine Schande auf seine Familie.

Es genügt der Blick Jesu

ein Sehen, das nicht am Äußeren hängen bleibt, sondern tiefer geht, ein Sehen, das das Verwundete, Verschüttete, Sehnsüchtige wahrnimmt, ein Sehen, das Ansehen schenkt dem Unansehnlichen. Zöllner galten berufsmäßig als Sünder. Ausgerechnet einen Zöllner beruft Jesus in seine Nachfolge. Dieser steht sofort auf und folgt Jesus. Kein Zögern, kein Nachfragen, kein Erst noch, kein Wenn und kein Aber.

Auf der Stelle ist er bereit, alles zu verlassen und seine Leben zu ändern. Eine Bekehrung von 0 auf 100. Eine Sehnsucht ist in ihm geweckt worden, eine Sehnsucht nach mehr, nach erfüllterem, nach heilem und befreitem Leben. Bitten wir Gott jeden Tag neu um die Gnade, das Angebot zur Umkehr und Nachfolge ohne viel Fragerei anzunehmen, ganz einfach, mit grenzenlosem Vertrauen.

Jesus sieht uns so, wie wir sind

Und Jesus sah Matthäus am Zoll sitzen. Mit diesen Worten wird so viel über das Verhältnis ausgesagt, das Jesus in diesem kurzen Augenblick zu Matthäus aufgebaut hat. Es ist sein tiefer Blick der Liebe. Er sieht Matthäus so, wie er ist, ein Mann mit seinen Stärken, aber eben auch mit seinen dunklen Seiten. Und gerade diesen Mann, so wie er ist, schaut Jesus in Liebe an und hat den Wunsch, dass er sein Leben auf Gott den Vater hin ausrichtet.Auf diese Art und Weise schaut uns der Herr auch an. Er kennt uns vom ersten Augenblick unseres Lebens an. Lassen wir uns von ihm anschauen und hören wir, was er uns sagen möchte. Br. Jonathan Fuhr (zu Mt 9,9)

Mich finden lassen

Oft sind wir auf der Suche nach Gott und bemühen uns, bestimmte Dinge zu tun, um ihm zu begegnen. Wir ergreifen Hunderte von Initiativen, um ihm trotz aller Schwierigkeiten nahe zu sein. Das Wort des Evangeliums sagt uns heute etwas ganz anderes: Jesus ergreift selbst die Initiative. Manchmal könnte also die Gefahr bestehen, dass wir uns selbst in den Mittelpunkt der Beziehung mit dem Herrn stellen und dass uns das blind für seine Initiative macht. Pablo Rodríguez de la Gala Sánchez (zu Mt 9,9)

Folge Jesus nach

Folge dem nach, der zwar der König der Könige, der Herr der Herrschenden, in welchem sich alle Schätze der Weisheit finden, und der doch am Kreuze da hängt: entblößt, verspottet, angespuckt, geschlagen, mit Dornen gekrönt, mit Essig und Galle getränkt, gestorben. Hänge dich daher nicht an Kleiderpracht und Reichtum, weil sie seine Kleider unter sich verteilt, nicht an Ehren, da er Spott und Schläge erfahren, nicht an Würden, da sie eine Dornenkrone aufs Haupt ihm setzten, nicht an Lüste, da in seinem Durste sie ihn tränkten mit Essig.

Macht des Rufenden und Gehorsam des Gerufenen

Wie du die Macht des Rufenden gesehen hast, so lerne auch den Gehorsam des Gerufenen kennen. Denn er widerstand nicht, er bat nicht nach Hause zu gehen und es den Seinigen mitzuteilen. Denn wenn der Magnet diese Kraft besitzt, das Eisen anzuziehen, um wie viel mehr konnte der Herr aller Kreaturen die, welche er wollte an sich ziehen? Goldene Kette (zu Mt 9,9)

Mt 9,10: Später war Jesus mit seinen Jüngern bei Matthäus zu Gast. Matthäus hatte auch viele Zolleinnehmer und andere Leute mit schlechtem Ruf zum Essen eingeladen.

Solidarität mit den Sündern

Zöllner und Sünder essen mit Jesus und den Seinen. Jesus nimmt die Einladung an. Er erweist sich solidarisch. Tischgemeinschaft als Ausdruck von Wertschätzung, Zuwendung, ja beginnender Freundschaft. Er ist ja gekommen, um Heil und Erlösung zu bringen für alle. Gerade den Gestrauchelten, Gestrandeten, den Verlorenen und Heillosen gilt seine Liebe. Die Armen und Kranken liegen ihm besonders am Herzen. Ihnen wendet er sich vor allem zu. Dadurch bezeugt er das vorbehaltlose Ja Gottes zu jedem Menschen, auch den Sündern.

Jesus möchte bei uns zu Gast sein

Jesus möchte im Haus des Matthäus zu Gast sein. Was für eine große Gnade für ihn! Denn wenn Jesus zu Gast ist, dann bringt er seine Liebe mit. Die ganze Umgebung ändert sich, weil Jesus mit seiner Liebe die Menschen zum einen dort abholt, wo sie gerade stehen, und zum anderen für jede Krankheit die richtige Arznei hat.Jesus weiß, was für ein Mensch Matthäus ist, doch er ist barmherzig mit ihm, das heißt, er billigt nicht, was er tut, möchte ihm aber eine Chance geben. Er will ihn von allem befreien, was ihn an sein sündiges Leben bindet. Jonathan Fuhr (zu Mt 9,10)

Mt 9,11: Als die Pharisäer das sahen, fragten sie seine Jünger: Weshalb gibt sich euer Lehrer mit solchen Sündern und Betrügern ab?

Gefahr der Selbstgerechtigkeit

Menschen, die sich besonders intensiv bemühen, gerecht zu leben, halten sich schnell für besser als andere. Ich bin schon viel zu oft in diese Versuchung getappt! Was an und für sich gut ist, wird unangenehm, wenn man es den anderen unter die Nase reibt und damit die eigene moralische Überlegenheit hervorhebt. In unserem Bemühen um Gerechtigkeit fixieren wir uns so sehr, dass das Wesentliche gar nicht mehr wahrgenommen wird: dass es Gott in allen Geboten um die Liebe zu ihm und den Menschen geht. Alle Tugenden aber, die von der Liebe getrennt sind, sind sehr unvollkommen. Mische daher deine Worte der Gerechtigkeit stets mit Barmherzigkeit und Milde!

Der Pharisäer in mir

Die Pharisäer müssen sehr empört gewesen sein, als sie Jesus und seine Jünger beim Festmahl mit Menschen sahen, die ganz offensichtlich Sünder, Zöllner oder Betrüger waren. An ihrer Reaktion erkenne ich auch den kleinen Pharisäer in mir, der sich schnell über andere erhebt, neidisch wird und über andere urteilt. Der polnische Primas Kardinal Wyszyński sagte einmal: Achte jeden Menschen, denn Christus lebt in ihm. Denke gut über jeden. Bemühe dich, selbst im Schlimmsten etwas Gutes zu finden. Betti Duda (zu Mt 9,11)

Zweifaches Unrecht

Sie begingen aber ein zweifaches Unrecht, weil sie sich selbst für gerecht hielten, da sie sich doch durch ihren Stolz weit von der Gerechtigkeit entfernt hatten, und weil sie die als ungerecht anschuldigten, welche sich von ihren Sünden bekehrten und der Gerechtigkeit näherten. Goldene Kette (zu Mt 9,11)

Die grundlegende christliche Erfahrung

Manchmal denken wir – vielleicht ähnlich wie die Pharisäer –, dass ein guter Christ immer stark ist und möglichst keine Schwäche hat. Aber das ist es nicht, was einen Christen ausmacht. Die zentrale Eigenschaft eines Christen ist vielmehr, dass er sich von seinem Erlöser retten lässt. Das geschieht nicht nur unserer Schwachheit zum Trotz, sondern ist gerade erst wegen ihr möglich.

In unserem christlichen Glauben geht es nicht so sehr darum, was wir selbst leisten können und tun, sondern darum, was Gott in uns tut. Gott handelt vor allem in der Schwachheit. „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“, weil ich in der Erfahrung meiner Schwachheit voller Demut in die Arme meines Erlösers laufe, in die Arme des Arztes, der mich heilen will. Michael Hemm

Der Neid der Pharisäer

Die Pharisäer können das überhaupt nicht verstehen. Wie kann denn Jesus in das Haus eines Sünders gehen und dort auch noch zusammen mit anderen Sündern essen. Und sie, die Gerechten, die alles richtig machen, jede Regel befolgen, sind nicht dabei. Die Pharisäer fühlen sich übergangen und sind von Neid erfüllt. Sie wagen es aber nicht, es Jesus ins Gesicht zu sagen oder ihn darüber zu befragen. Sie wenden sich an die Jünger, denn feige sind sie auch noch. Ellen Charlotte Petermann (zu Mt 9,11)

Mt 9,12: Jesus hörte das und antwortete: Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken!

Unsere eigene Bedürftigkeit

Wie aber die Gesunden des Arztes nicht bedürfen, solange sie gesund sind, dagegen die Kranken die ärztliche Kunst nötig haben, so haben auch wir den Heiland nötig, da wir in unserem Leben an den schmählichen Begierden und den tadelnswerten Zügellosigkeiten und den übrigen Entzündungen der Leidenschaften krank sind. Begreiflicherweise bedürfen also wir Kranke des Heilbringers, wir Verirrte des Führers und wir Blinde des Erleuchters und wir Durstige der lebendigen Quelle (vgl. Joh 4,14), deren Wasser die von ihr Trinkenden nie mehr dürsten lässt; und die Toten haben das Leben nötig und den Hirten die Schafe und die Kinder den Erzieher, aber auch die ganze Menschheit Jesus. Clemens von Alexandrien (zu Mt 9,12)

Arzt und Kranker

Er nennt sich selbst Arzt, der nach einer wunderbaren Heilweise wegen unserer Sünden verwundet wurde (Jes. 53), um die Wunde unserer Sünden zu heilen. Gesund nennt er nur Jene, welche ihren Willen als Gerechtigkeit ausstellen wollen, und daher der wahren Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen sind (Röm. 10); krank nennt er Jene, welche von ihrer Gebrechlichkeit überzeugt sind, keine Rechtfertigung durch das Gesetz kennen und daher durch Buße sich der Gnade Gottes unterwerfen. Goldene Kette (zu Mt 9,12)

Jesus als Arzt

Wir sind eingeladen, bei Jesus Heilung zu erfahren. Jesus sieht sich als Arzt, als Therapeut. Er sieht sich gesandt für die Kranken, die Heillosen, für alle, die in der Sünde an sich selbst vorbei leben. Ich bin gekommen, sagt Jesus einmal, um zu suchen, was verloren war und zu heilen, was verwundet ist. Das ist seine Sendung. Das ist der Wille des Vaters. Wir sind eingeladen, mit unseren Verwundungen, Verletzungen und Enttäuschungen zu ihm zu kommen, der gekommen ist, um die Verlorenen zu suchen und die Verwundeten zu heilen.

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt

Seien Sie froh, dass Sie Sünder sind, sonst wäre Christus ja gar nicht für sie zuständig!“, habe ich vor Jahren in einer Predigt gehört und nie vergessen. In der Osternacht singt der Diakon: „O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden!“ Ist es nicht großartig, wie Gott aus den schlimmsten Dingen – hier der Sünde – etwas Wunderbares schafft? Unsere Schuld verwandelt er in eine Liebeserklärung! Jesus sagt mir jetzt und hier: Ich liebe dich! Ich liebe dich mehr als mein Leben! Ja, genau dich!

Tägliche christliche Andacht

Mt 9,13: Geht aber hin und lernt, was das heißt: Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer. Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße.

Bedeutung der Barmherzigkeit

Jesus greift hier ein Wort des Propheten Hosea (6,6) auf und spitzt es zu: Nicht auf äußere Werke des Gesetzes kommt es an, sondern auf Liebe und Barmherzigkeit. Diese Barmherzigkeit drückt das Wesen Gottes aus. Es ist das Wesentliche im Wirken Jesu. Es ist das Kennzeichen des Reiches Gottes, das in Jesus beginnt. Herzliches Erbarmen und helfende Liebe ist der Dienst, den Gott eigentlich will.

Ohne Barmherzigkeit, ohne Liebe, die dem anderen Gutes will und Gutes tut, ist alles Beten, Fasten und Opfern frommes Getue und unser ganzer Gottesdienst nicht viel wert. Für uns kann das heißen: Versuchen sich einzufühlen, möglichst alles Urteilen zu lassen und schon gar nicht verurteilen, niemanden abschreiben, sondern Not sehen, Verständnis aufbringen, sich einfühlen, mitfühlen, liebende Zuwendung und herzliches Erbarmen schenken.

Berufung der Sünder

Dies ist der Inhalt der Sendung Jesu. Die Sünder, die ihr Leben verfehlt haben, die gescheitert sind, die an sich selbst vorbei gelebt haben, verstehen am ehesten seine Worte. Sie, die um ihre Armut, Begrenztheit und Heillosigkeit wissen, sind offen für seine Botschaft. Sie nehmen Gottes Zuwendung an. Sie sehnen sich nach Erlösung und Heil. Spüre ich, wie bedürftig ich bin, bedürftig des Heiles, der Vergebung, des Erbarmens und einer Liebe, die sich auch mir vorbehaltlos zuwendet und mich bedingungslos annimmt? Fliehen wir nicht vor dem Herrn, sondern wenden uns ihm zu, gedenkend, was er alles für uns tat und tut!

Mt 9,14-15: Fasten

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 9,14-15

Parallelstellen: Mk 2,18-22; Lk 5,33-39

Mt 9,14: An einem anderen Tag kamen die Jünger des Johannes zu Jesus und erkundigten sich: Wir und auch die Pharisäer fasten regelmäßig. Warum tun deine Jünger das eigentlich nicht?

Gegen das Vergleichen

Es gibt ein Spiel, das man nur verlieren kann. Wir spielen es gern – und die Pharisäer auch. Wenn wir uns mit anderen vergleichen, wollen wir einerseits besser aussehen und deswegen sind wir stolz, andererseits sind wir in etwas schlechter als die anderen, und das enttäuscht und verärgert uns. Es ist ein Spiel, bei dem man immer nur verlieren kann, sich immer nur selbst verletzt. Wie oft spielst du es am Tag? Mit welchem Ergebnis? Sebastian Jasiorkowski (zu Mt 9,14)

Mt 9,15: Können die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen genommen sein wird, und dann werden sie fasten.

Der Schlüssel zum Verständnis der Botschaft Jesu

Die Bibel beginnt mit einer Hochzeit im Buch Genesis (Adam und Eva) und endet mit einer Hochzeit in der Offenbarung des Johannes (das Lamm und die Braut). Erst, wenn ich die Bibel mit diesem Leseschlüssel „Gott möchte sich seine Kirche vermählen“ verstehe, kann ich erkennen, wonach Gott sich sehnt. Er strebt die bräutliche Vereinigung mit mir an, möchte ganz eins sein mit mir und mit jedem Menschen. Was für eine Kraft hat der göttliche Eros: Es ist die Anziehung, die zwischen Gott und mir herrschen soll! Leonhard Maier

Bräutigam Jesus

Also, wir beschweren uns gern und machen gern Kommentare über andere. Aber Jesus will, dass wir froh sind! Mehr sogar! Tatsächlich glücklich will er uns, im tiefsten Sinne von Glück. Er bezeichnet sich selbst als den Bräutigam. Soll man auf der Hochzeit traurig sein? Und es gibt hier einen besonderen Moment, an dem wir ganz oft teilnehmen, nämlich die Eucharistiefeier. Jesus gibt sich selbst jedem von uns.

Es ist dann nicht die Zeit, um sich zu beschweren, sondern um mit Gott fröhlich zu sein. Schau einmal und frage dich: Wie kommst du zur heiligen Messe und wie gehst du weg? Mit Freude? Glaubst du, dass Gott dich wirklich froh machen will, oder meinst du, Gott will dich nur fasten sehen? Mit Jesus ist die Freude gekommen, die messianische Zeit ist eine hochzeitliche Zeit, in der wir mit dem Bräutigam feiern dürfen.

Das Schauen auf Christus, den Bräutigam, erfüllt uns mit Freude. Jesus bringt Neues, Jesu Kommen und Jesu Gegenwart bringt uns eine neue Zeit. So muss auch unser Fasten anders sein als das der Pharisäer. Wir wissen um Jesu Gegenwart in der Welt. Wir wissen, dass wir Gottes Kinder sind und doch handeln wir nicht immer danach. Wir müssen immer wieder neu umkehren in die liebenden Arme des Vaters.

Es werden aber Tage kommen.

Oft genießen wir einfach nur das Zusammensein mit Christus. Jahrelang. Und denken nicht daran, dass dieser vertraute Umgang uns einmal für eine Zeit genommen werden könnte. Aber kündigt mir Jesus mit seinen Worten nicht an, dass solche Tage nicht nur kommen können, sondern kommen werden? – Bin ich dann gewappnet, oder falle ich wie aus allen Wolken? Diese Krankheit, dieser Schicksalsschlag, diese alles verändernde Mitteilung! Der Mensch ist zerbrechlich wie ein Schilfrohr, seine Existenz gezeichnet von Zerbrechlichkeit. Ein Nichts genügt, um uns abzulenken, ein Tag, um uns vergessen zu machen, ein neuer Eindruck, um scheinbar alles auf den Kopf zu stellen. Bereiten wir uns also vor, um in Zeiten der Prüfung widerstehen zu können. Thomas Fox

Tage des Fastens

Jesu Anwesenheit gab zu ebenso großer Freude Anlass wie ein Hochzeitsfest. Aber die Freude würde nicht von Dauer sein, denn es würde die Zeit kommen, dass der Bräutigam (Jesus) von ihnen genommen würde. An jenem Tage (seiner Kreuzigung) würden die Jünger fasten, im metaphorischen Sinn von Trauern statt Fröhlich sein.

Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen genommen sein

Fasten hat mit Abwesenheit zu tun. Jesus wird über das Fasten befragt und seine Antwort ist klar: Solange der Bräutigam (und damit meint Jesus sich selber) bei seinen Freunden ist, hat das Fasten keinen Sinn. Wenn der Bräutigam nicht mehr da ist, dann ist es Zeit zu fasten. Fasten hat also etwas damit zu tun, dass der Bräutigam genommen, abwesend ist. Die Jünger Johannes des Täufers und die Pharisäer haben gefastet und taten dies aufgrund ihrer messianischen Hoffnung. Das Fasten sollte ihren Geist auf Gott ausrichten und auf die Ankunft des verheißenen Messias vorbereiten; deshalb fasteten sie; sie hatten Jesus noch nicht in ihrer Mitte erkannt; für die Jünger Jesu, die die Gnade genießen, als seine Freunde in Lebensgemeinschaft mit ihm zu leben, hat das Fasten keinen Sinn.

Unser christliches Leben verläuft in der Spannung zwischen zwei Polen: einerseits in Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus und in seiner Nähe, was uns durch die Taufe und die übrigen Sakramente geschenkt ist, andererseits aber auch in der spannungsvollen Realität, dass diese Lebensgemeinschaft noch nicht vollkommen ist, sondern erst zu ihrer Fülle gelangen muss. Das Fasten, der Verzicht, soll eine Erinnerung daran sein, dass ich noch auf dem Weg bin; dass meine Gemeinschaft mit Gott, mit Jesus, noch nicht vollkommen ist und immer mehr wachsen kann. Es erinnert mich auch daran, dass das Leben nicht für das Materielle und für das Wohlergehen in dieser Welt geschaffen ist, sondern für die Gemeinschaft in Fülle mit Christus. Es geht um Jesus; das Fasten soll meine Sehnsucht nach Jesus, nach Gott, nähren. Lorli Pregel

Jesus verlieren und wiedergewinnen.

Jesus spricht von der Situation, „wenn ihnen der Bräutigam genommen wird” und bezieht sich auf seine Passion, sein Leiden und Sterben. Er wurde seinen Jüngern entrissen, als er festgenommen und vor den Hohen Rat gebracht wurde. Dies war der Anfang seines Leidens, das im Tod am Kreuz gipfelte. Jesus hatte sein Leiden vorausgesagt und beim Letzten Abendmahl angekündigt, dass sein Blut für die Vergebung der Sünden vergossen wird. Was uns Jesus entreißt und was ihn leiden lässt, ist unsere Sünde. Um uns ihr zu entreißen, nimmt er das Leiden auf sich und bezahlt den Preis für die Erlösung. Wer kennt nicht diese Momente, in denen wir der Versuchung nachgeben und fallen? Wer hat nicht schon einmal den Schmerz gespürt, dass Christus ihm entrissen wurde? Deshalb hat Jesus uns das große Geschenk der Beichte gegeben. Worum es in der Beichte geht, ist nicht nur unsere Sünde. Es geht auch um diesen Wunsch nach Versöhnung und Vereinigung, der in Jesus und in uns brennt. Lorli Pregel

Mt 9,16-17: Das Neue und das Alte

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 9,16-17

Mt 9,16: Niemand aber setzt einen Lappen von neuem Tuch auf ein altes Kleid, denn der Flicken reißt von dem Kleid, und der Riss wird schlimmer.

Mt 9,17: Man füllt auch nicht neuen Wein in alte Schläuche, sonst zerreißen die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche verderben; sondern man füllt neuen Wein in neue Schläuche, so bleiben beide miteinander erhalten.

Erfüllung des Alten im Neuen

Jesus kam, um etwas Neues einzuführen, nicht um etwas Altes zu reparieren. Das ist es, worum es bei der Errettung geht. Dabei zerstört Jesus nicht das Alte (das Gesetz), sondern erfüllt es, so wie eine Eichel erfüllt wird, wenn sie zu einer Eiche heranwächst. In gewisser Weise ist die Eichel verschwunden, aber ihr Zweck ist in Größe erfüllt.

Alte und neue Schläuche

Alte Schläuche nennt er seine Jünger, welche noch nicht vollkommen erneuert waren. Neuen Wein nennt er die Fülle des Heiligen Geistes, und die Tiefen der himmlischen Geheimnisse, welche damals die Jünger nicht ertragen konnten. Aber nach der Auferstehung wurden sie neue Schläuche und empfingen neuen Wein, als der Heilige Geist ihre Herzen erfüllte. Daher sagten Einige: Alle diese sind voller süßen Weines. Goldene Perle (zu Mt 9,17)

Ein neues Gebot

Jesus kam nicht, um die Zehn Gebote des Alten Testaments abzuschaffen. Er kam, um auf ihnen aufzubauen. Das Alte Testament waren die alten Weinschläuche, und Christus wollte sie nicht zerreißen. Aber es gab einen neuen Wein, den er seinen Jüngern geben wollte. Im fünften Kapitel des Matthäusevangeliums verkündigt Jesus die Bergpredigt. Die Parallele mit Moses ist klar. Moses ging auf den Berg, um die Zehn Gebote von Gott zu empfangen und seinem Volk zu bringen. Jesus, der Gott ist, predigt vom Gipfel des Berges und gibt ein neues Gesetz der Liebe, das über die Moralvorschriften des Alten Testaments hinausgeht. Seine Jünger müssen nicht nur ihre Nächsten, sondern auch ihre Feinde lieben. Steven Liscinsky

Der neue Wein ist zudem die Liebe Christi. Sie hat nur Platz in einem erneuerten Herzen. Wenn wir dem Herrn Zugang zu unserem Herzen verschaffen, kann er es erneuern, in einen neuen „Schlauch“ verwandeln. Dann geht der neue Wein in unserem Herzen nicht verloren und wir werden zu Trägern und Boten der Liebe Gottes

Mt 9,18-22: Heilung der blutflüssigen Frau

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 9,18-22

Parallelstellen: Mk 5,21-43; Lk 8,40-56

Mt 9,18: Und als er dies mit ihnen redete, siehe, da kam ein Vorsteher, fiel vor ihm nieder und sprach: Meine Tochter ist eben gestorben; aber komm und lege deine Hand auf sie, so wird sie leben!

Eine große Not

Nichts ist tragischer als der Tod eines Kindes, insbesondere, wenn es das eigene Kind ist. Alles andere verblasst an Bedeutung. Das Herz dieses Mannes war gebrochen. Aber er konnte sich nicht damit abfinden. Er hatte von Jesus gehört. Jesus tat das Unmögliche. Sicherlich wollte Gott ihm das Unmögliche durch Christus gewähren. Aus einer sonst vielleicht vorhandenen Scheu, sich Jesus zu nähern, wird jetzt unter diesen Umständen Kühnheit und dringendes Bitten. Das ist eine Einladung an mich, die Nöte der Welt zu sehen und mutig zu sein, mich selbst Jesus zu öffnen. Ernest Daly

Dann wird sie wieder lebendig

Dieser Moment, in dem der Synagogenvorsteher Jesus bittet, seine Tochter von den Toten aufzuerwecken, muss sehr beeindruckend gewesen sein. Jesus soll das Unmögliche möglich machen. Woher nimmt der Synagogenvorsteher den Glauben, dass Jesus selbst dazu in der Lage ist? Es handelt sich hier nicht nur um den theoretischen Glauben, dass Gott alles tun kann, sondern er ist lebendig und auf die konkrete Situation bezogen. Lernen wir von der Bitte des Synagogenvorstehers: Sie ist demütig, der Mann fiel vor Jesus nieder; sie ist vertrauensvoll und überzeugt, dass geschieht, was Jesus will; sie kommt von ganzem Herzen und der Synagogenvorsteher interessiert sich für nichts anderes. Die ganze Welt ist für den Synagogenvorsteher wie ausgeblendet , es gibt nur ihn und Jesus. Bertalan Egervári

Mt 9,19: Und Jesus stand auf und folgte ihm mit seinen Jüngern.

Das Vorbild Jesu

Die Demut und Sanftmut Christi ist aber auf gleiche Weise zu bewundern und nachzuahmen. Denn sogleich, als er gebeten wurde, fing er an, dem Bittenden zu folgen. Daher heißt es: Und er stand auf und folgte ihm. Dadurch belehrte er die Untergebenen und Vorsteher zugleich. Den Untergebenen hinterließ er ein Beispiel des Gehorsams; den Vorstehern aber schärfte er die Sorgfalt der Unterweisung ein, dass sie sogleich, wie sie vernähmen, dass Jemand geistig tot sei, zu ihm gehen sollten. Goldene Perle (zu Mt 9,19)

Mt 9,20: Unterwegs berührte eine Frau, die seit zwölf Jahren an starken Blutungen litt, von hinten heimlich ein Stück seines Gewandes.

Mt 9,20: Und siehe, eine Frau, die zwölf Jahre blutflüssig war, trat von hinten herzu und rührte den Saum seines Gewandes an.

Unsere eigenen Blutungen

Der Wunderbericht beginnt schlicht mit der Diagnose: die Frau litt seit zwölf Jahren an starken Blutungen. Die Blutungen stehen für alles, worunter wir leiden. Nach außen wollen wir immer stark erscheinen. Aber wir wissen alle, dass jeder seine Blutungen hat. Die Blutungen können vielfältig sein: gestörte Beziehungen zu den Eltern, Schwierigkeiten mit der eigenen Persönlichkeit, ein nicht verarbeiteter Schicksalsschlag, Versuchungen jeglicher Art und vielem mehr. Was sind deine Blutungen?

Demut der Frau

Darin ist ihre Demut zu loben, weil sie nicht vorne, sondern hinten hinzutrat und sich für unwürdig hielt, die Füße des Herrn zu berühren, und nicht sein ganzes Kleid, sondern nur den Saum berühren wollte. Goldene Perle

Der Saum seines Gewandes

Der Prophet Jesaja hatte eine Vision von Gott. „Der Saum seines Gewandes füllte den ganzen Tempel aus. (Jes 6,1) In Neuss gibt es eine vom Künstler August Mack gestaltete Kapelle, in der die Decke aus herabhängenden Kulissen besteht, die den Saum seines Gewandes darstellen Es ist eine schöne Vorstellung, dass wir unter dem Saum seines Gewandes leben, das aus dem Himmel in diese Welt hineinragt. Dorit Wilke-Lopez (zu Mt 9,20)

Mt 9,21: Denn sie dachte: Wenn ich wenigstens seine Kleider berühren kann, werde ich bestimmt gesund.

Hoffnung der Frau

Die Frau lebte aus der Hoffnung, dass sie allein aus der Berührung geheilt wird. Was für ein Glaube. Jesus selbst war ihre Hoffnung. Christus hat in seinem Kreuz und in seiner Auferstehung alles Leid und Unheil der Welt überwunden ist dadurch für uns alle zum Zeichen der Hoffnung geworden. Die Quelle der Hoffnung liegt in Gott, der nur lieben kann und uns unermüdlich sucht. Uns erfüllt diese lebendige Hoffnung. Tagtäglich, immer wieder neu. Hoffe auf den Herrn.

Beten im Glauben

Das Evangelium gibt uns in der Person der Frau, die an Blutungen litt, ein schönes Beispiel für den Glauben, den wir haben sollten, wenn wir beten. Sie sagte sich: „Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt“ (Mt 9,21). Ihr seht, wie fest sie daran glaubte, dass Jesus Christus sie heilen kann; sie erwartete mit großer Zuversicht diese Heilung, die sie so sehnlichst wünschte.

Und tatsächlich, als der Heiland nahe an ihr vorbeiging, warf sie sich Jesus Christus zu Füßen, berührte sein Gewand und war sogleich geheilt. Als Jesus Christus ihren Glauben sah, schaute er sie voll Güte an und sagte: „Hab keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen“ (Mt 9,22). Ja, meine Brüder, solchem Glauben und Vertrauen ist alles verheißen. Pfarrer von Ars (zu Mt 9,21)

Mt 9,22: Jesus drehte sich um, sah sie an und sagte: Du kannst unbesorgt sein, meine Tochter! Dein Glaube hat dich geheilt. Im selben Augenblick war die Frau gesund.

Mt 9:22: Da wandte sich Jesus um und sah sie und sprach: Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Und die Frau wurde gesund zu derselben Stunde.

Nur Jesus kann heilen

Ist etwas kaputt, versuchen wir es zu reparieren. Ist unsere Seele im schlechtem Zustand, so lasst uns zu dem unsere Zuflucht nehmen, der sie geschaffen hat und es unfehlbar versteht, sie wieder in Ordnung zu bringen. Was unsere seelischen Gebrechen betrifft, so kann nichts sie heilen, als dass Christi Hand sie berührt. Er selbst ist es, der uns mit Freude umgürtet (Ps 30,12). Rühren wir nur seines Kleides Saum an, so werden wir gesund, während alles andere nicht in der Lage ist, uns zu helfen.

Dein Glaube hat dir geholfen

Er sagt nicht: Ich habe dir geholfen. Oder: Gott hat dir geholfen, obwohl das zweifellos richtig gewesen wäre. Er sagt: Dein Glaube hat dir geholfen. Jesus würdigt das Vertrauen. Dein Vertrauen hat dir geholfen, so kann man den Satz Jesu auch übersetzen. Glaube und Vertrauen sind in der Sprache der Bibel dasselbe Wort.

Ich kenne viele, denen dieses Vertrauen geholfen hat. Sie nehmen ihr Leben selbst in die Hand und tun, was in ihrer Macht steht. Sie organisieren sich die Hilfe, die sie bekommen können. Und was nicht in ihrer Macht steht, vertrauen sie Gott an. Zugleich wissen sie, dass man dieses Vertrauen – gerade wenn es einem schlecht geht – nicht machen kann. Es ist ein Geschenk. Aber auch darum kann man bitten. Jean-Otto Domanski (zu Mt 9,22)

Mt 9,23-26: Das Mädchen wird lebendig

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 9,23-26

Mt 9,23: ‭Als nun Jesus in das Haus des Vorstehers kam und die Pfeifer und das Getümmel sah,

Mt 9,24: ‭spricht er zu ihnen: Entfernt euch! Denn das Mädchen ist nicht gestorben, sondern es schläft. Und sie lachten ihn aus.

Mt 9,25: Als aber die Menge hinausgetrieben war, ging er hinein und ergriff ihre Hand; und das Mädchen stand auf.

Er fasste das Mädchen an der Hand

Jesus berührt, er fasst an. Er ist einer, der sich berühren lässt. Es sind nicht nur Worte, die er spricht, sondern er zeigt den Menschen auch sein Menschsein, seine Menschlichkeit. Durch Anfassen und Berühren wird er nahbar. Er, der Gott und Mensch zugleich ist, schafft ein Band zwischen ihm und uns. Svenja Nonnenmacher

Da stand das Mädchen auf

Christus kann das Unmögliche möglich machen. Manchmal sehe ich kleine Wunder der Nächstenliebe und der Gnade. Das weist mich auf den stillen Erfolg hin, den Jesus in den Seelen vorbereitet. Er ruft sie ständig zurück ins Leben und manchmal bewirkt dies sogar einfach ein Wort oder ein gutes Beispiel von mir. Ich muss heute meinen Glauben an das Wirken Jesu in den Seelen erneuern. Ich muss meine Opfer und meine Treue bündeln und Christus anbieten. Er wird das Unmögliche tun. Ernest Daly

Erweckung der toten Seele

Im moralischen Sinne ist aber das im Hause gestorbene Mädchen die im Gewissen tote Seele. Er sagt aber, dass das Mädchen schläft, weil der Sünder dieser Welt noch durch Buße auferweckt werden kann. Die Flötenspieler sind die Schmeichler, welche die tote Seele pflegen. Die Menge aber wird hinausgeschafft, damit das Mädchen aufgeweckt werde, weil, wenn nicht zuvor von dem Innern des Herzens die Menge der weltlichen Sorgen hinausgeschafft wird, die Seele, welche im Innern tot liegt, nicht aufersteht. Goldene Perle (zu Mt 9,25)

Mt 9,26: Und die Nachricht hiervon verbreitete sich in jener ganzen Gegend.

Zwei verschränkte Geschichten

Es handelt sich um zwei ineinander verschränkte Geschichten mit einem einzigen Mittelpunkt: dem Glauben. Und sie zeigen Jesus als Quelle des Lebens, als denjenigen, der jenen Leben zurückgibt, die ihm voll und ganz vertrauen. Die beiden Protagonisten, der Vater des Mädchens und die kranke Frau, sind keine Jünger Jesu, und dennoch finden sie aufgrund ihres Glaubens Erhörung. Sie haben Glauben an jenen Mann. Daraus verstehen wir, dass auf dem Weg des Herrn alle zugelassen sind: niemand darf sich als Eindringling, Unbefugter oder Unberechtigter empfinden. Für den Zugang zu seinem Herzen, zum Herzen Jesu, gibt es nur eine Voraussetzung: zu spüren, dass man der Heilung bedarf, und sich ihm anzuvertrauen. Papst Franziskus (zu Mt 9,26)

Mt 9,27-31: Heilung zweier Blinder

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 9,27-31

Tägliche christliche Andacht

Mt 9,27: Und als Jesus von dort weiterging, folgten ihm zwei Blinde nach, die schrien und sprachen: Du Sohn Davids, erbarme dich über uns!

Sehnsucht der zwei Blinden

Ihr einziger Appell war Gnade. Es wurde nicht über Verdienste gesprochen, kein Plädoyer für ihre vergangenen Leiden oder ihre beharrlichen Bemühungen oder ihre Entschlüsse für die Zukunft; sondern: Erbarme dich unser. Er wird niemals einen Segen von Gott gewinnen, der ihn verlangt, als hätte er ein Recht darauf. Betrachte aber auch ihre Sehnsucht; denn sie traten nicht einfach zu ihm hinzu, sondern mit Geschrei, und verlangten nichts Anderes als Barmherzigkeit.

Mt 9,28: Als er nun ins Haus kam, traten die Blinden zu ihm. Und Jesus fragte sie: Glaubt ihr, dass ich dies tun kann? Sie sprachen zu ihm: Ja, Herr!

Zuerst glauben, dann sehen

Indem sie Jesus als Sohn Davids anredeten, erkannten sie ihn als den lange erwarteten Messias und rechtmäßigen König Israels an. Der Mensch sagt: Erst sehen, dann glauben. Aber Gott sagt: Erst glauben, dann sehen. Gott ist über Glauben, der erst ein Wunder fordert, nicht erfreut. Er will, dass wir ihm allein deshalb glauben, weil er Gott ist. MacDonald (zu Mt 9,28)

Mt 9,29: Da rührte er ihre Augen an und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben!

Euch geschehe nach eurem Glauben!

Papst Franziskus: Die beiden Männer im Evangelium vertrauen Jesus und folgen ihm, um ihr Augenlicht zu finden. Und warum, liebe Brüder und Schwestern, vertrauen diese beiden Menschen Jesus? Weil sie erkennen, dass Er im Dunkel der Geschichte das Licht ist, das die Nächte des Herzens und der Welt erhellt, das die Finsternis besiegt und alle Blindheit überwindet. Wir wissen, dass es auch in unserem Herzen blinde Flecken gibt. Wie die beiden Blinden sind auch wir Wanderer inmitten der Dunkelheit des Lebens. Das erste, was zu tun ist, ist, zu Jesus zu gehen, so wie er selbst sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken“ (Mt 11,28).

Mt 9,30: ‭Und ihre Augen wurden geöffnet. Und Jesus ermahnte sie ernstlich und sprach: Seht zu, dass es niemand erfährt!‭

Bemerkenswerter Glaube der Blinden

Der Glaube dieser beiden Blinden ist bemerkenswert. Sie hatten den Glauben, Jesus nachzufolgen; das bedeutete, andere Wege, andere Richtungen aufzugeben und sich zu entscheiden, ihm zu folgen. Sie hatten den Glauben zu schreien und waren bereit, ihrem Verlangen Worte zu geben. Sie hatten den Mut, Lärm zu machen, und hatten keine Angst vor Verlegenheit. Sie hatten den Glauben, Jesus als den Sohn Davids zu identifizieren und Ihn als den Messias anzuerkennen. Sie hatten den Glauben, Jesus um Gnade zu bitten , obwohl sie wussten, dass sie keine Heilung verdient hatten. Sie hatten den Glauben, dass Jesus sie heilen konnte. Sie hatten den Glauben zu sagen: Ja, Herr

Mt 9,31: ‭Sie aber gingen hinaus und machten ihn in jener ganzen Gegend bekannt.‭

Mt 9,32-34: Heilung eines Stummen

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 9,32-34

Mt 9,32: ‭Als sie aber hinausgingen, siehe, da brachte man einen Menschen zu ihm, der stumm und besessen war.

Er kann nicht sprechen, und trotzdem weiß Jesus wie er ihm helfen kann

Sind nicht auch wir manchmal stumm und können unsere Nöte, Sorgen, Probleme und Schwierigkeiten nicht in Worte fassen? Wir leiden und suchen Hilfe. Und was macht Jesus? Er sieht unsere Not, unser Leid, unsere Probleme und er heilt uns. Wir müssen nur vertrauen und zu ihm kommen. Er schafft es, unsere „Dämonen“ zu vertreiben und uns wieder gesund zu machen. Svenja Nonnenmacher

Mt 9,33: ‭Und nachdem der Dämon ausgetrieben war, redete der Stumme. Und die Volksmenge verwunderte sich und sprach: So etwas ist noch nie in Israel gesehen worden!

Bedeutung von Stummheit

Nach jüdischem Verständnis von Dämonenbesessenheit war diesem Mann nicht zu helfen. Das lag daran, dass die meisten Rabbiner jener Zeit dachten, dass der wesentliche erste Schritt beim Exorzismus darin bestand, den Dämon zu zwingen oder auszutricksen, damit er dir seinen Namen sagt. Der Name wurde dann als Griff gedacht, mit dem der Dämon dann entfernt werden konnte. Aus diesen Gründen war dieses Wunder für die Menge besonders erstaunlich. Es zeigte nicht nur die vollständige Autorität Jesu über das dämonische Reich, sondern auch die Schwäche der Traditionen der Rabbiner.

Geistige Stummheit

Die Gefahr, stumm zu werden, hat viele Varianten in Form und Gründen, wo Menschen viel nicht mehr aus- oder anzusprechen wagen aus Angst oder Resignation, weil sie keine Form zu sprechen finden oder aufgegeben haben, eine zu suchen. In der Zuwendung Jesu wird dem Stummen die Last der Verstummung genommen und der eigene Mund und die eigene Sprache wiedergegeben. Auch ich kann Jesus bitten, wo ich mich oder Nahestehende verstummt sehe, auch uns zu helfen, wieder sprechen zu lernen.

Mt 9,34: ‭Die Pharisäer aber sagten: Durch den Obersten der Dämonen treibt er die Dämonen aus!‭

Üble Nachrede

Anstatt sich über die Heilung des Stummen zu freuen, reagierten die Pharisäer mit übler Nachrede. Sie wollten das Wirken Jesu und der Jünger vor den Menschen in den Schmutz ziehen. Wo Jesus wirkt, kommt Gegenwind auf. Im Internet finden wir massenhaft üble Nachrede. Ein Jünger Jesu lässt sich davon nicht beeindrucken, weil es Jesus selbst und seinen Jüngern ebenso erging. Letztendlich beweist es nur, dass Gott am Wirken ist. Freuen wir uns lieber und mehr darüber, dass Jesus wirkt, als uns über Verleumdungen zu ärgern. Anton Stehmer

Mt 9,35-38: Große Ernte und wenige Arbeiter

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Matthäus Evangelium Mt 9,35-38

Mt 9,35: ‭Und Jesus durchzog alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündigte das Evangelium von dem Reich und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen im Volk.‭

Er heilte alle Krankheiten und Leiden

Jesus heilte „alle“ Krankheiten und Leiden der Menschen, die zu ihm kamen. Er macht keine Unterschiede. Ob reich oder arm, Mann oder Frau, alt oder jung, er heilte sie „alle“. Ist das nicht wundervoll? Jesus will uns alle heilen, und wir müssen nicht mehr dafür tun, als zu ihm zu kommen. Bin ich mir dessen bewusst, oder überlege ich, ob ich es wert bin, geheilt zu werden? Ob Jesus mich so liebt, wie ich bin, und mich einfach um meiner selbst willen gesund machen will? Vertrauen wir auf seine Liebe zu uns allen, und gehen wir auf ihn zu mit der Bitte: „Jesus, bitte mach mich heil!“ Svenja Nonnenmacher

Mt 9,36: Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen, denn sie waren erschöpft und hilflos wie Schafe, die keinen Hirten haben.

Jesus hat Mitleid

Diese drei Worte sind wie ein roter Faden, der sich durch das ganze Leben Jesu zieht. Er sieht die Menschen vom Himmel aus und wird Mensch aus Mitleid. Er begegnet den Sündern und Kranken und heilt sie aus Mitleid. Er kennt unsere Sünden und unsere Not und stirbt aus Mitleid. Jesus will Liebe schenken! Er reist durch ALLE Städte, schließt niemanden aus seiner Liebe aus. Einzig die Liebe bewegt ihn! Peter Hemm

Jesu Mitleid

Wenn die Bibel von Jesu Mitleid spricht, dann verwendet sie das Wort: splanchnizomai. Es meint: In den Eingeweiden ergriffen werden. Die Eingeweide sind für die Griechen der Ort der verwundbaren Gefühle. Jesus öffnet sich dem Leid des Menschen. Er ist verwundbar. Daher spürt er die vielfältigen Leiden der Menschen, auch deine!

In dieser Einfühlung ist Jesus das große, vollkommene Vorbild. Einfühlung in andere ist eine wichtige menschliche Fähigkeit und die Voraussetzung von Mitleid. Es meint die Solidarität mit dem Leid des anderen, nicht nur oberflächlich, sondern tief – eine Solidarität, die auch tätig wird, aktiv dem anderen hilft. Allerdings heißt es nicht, im Mitleid zu zerfließen. Denn dann helfe ich dem anderen nicht wirklich! Gott segne dich und diese Woche, der Allmächtige mache dein Herz einfühlend, damit du die Werke tun kannst, welche die Weisheit für dich vorbereitet hat.

Gott hat Mitleid mit uns

Wie schaut Gott, der Schöpfer aller Dinge, auf mich? Wie schaut er auf mich, besonders in meiner Unvollkommenheit, meinem Scheitern und meiner Zerbrechlichkeit? Wir haben uns vielleicht schon so an Jesus gewöhnt, dass uns die Antwort gar nicht mehr überrascht. Gott hat Mitleid mit uns. Wir sind ihm nicht gleichgültig. Er hat Mitleid mit unserer Müdigkeit, unserer Erschöpfung und Verlorenheit, die wir oft im Alltag oder im Gebet erfahren. Christus will uns nahe sein. Er versteht uns zutiefst und fordert nicht andauernd mehr und immer mehr, sondern macht sich selbst auf die Suche nach uns. Was halte ich von Gott? Glaube ich, dass er Mitleid mit mir hat, oder sehe ich ihn oft als gleichgültigen, fernen Gesetzgeber?

Habt Mitleid!

Jesus spricht: Habt Mitgefühl füreinander; seht, wie ich Mitgefühl habe für euch, wie ich leide, wie ich mich erbarme, wie ich Anteil nehme an allen Schmerzen, wie ich mit diesem seufze, mit jenem weine … Ich fühle mit ihrer Trauer, ihren Krankheiten, ihren Sorgen, ihrem Hunger, ihrer Schwäche, ihrer Unwissenheit, vor allem mit ihren Sünden. Ich tue nicht nur Gutes an Leib und Seele, sondern mein Herz hat auch Mitleid, ja, tiefes Mitgefühl für alle Leiden der Seele und des Leibes.

Mitgefühl macht einen Teil der Liebe aus in jedem sterblichen Herzen und jeder menschlichen Liebe. Da ich euch die Liebe zu all euren Brüdern gebiete, nehmt Anteil an all ihren Leiden, den großen wie den kleinen, leidet mit ihnen, was sie erleiden, wie ich euch Beispiele gegeben habe, noch und noch. Vergesst niemals die Pflicht der Liebe: das Mitgefühl. Charles de Foucauld (zu Mt 9,36)

Mt 9,37: ‭Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es sind wenige Arbeiter.‭

Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter

Die Menschen sind müde und erschöpft. Es gibt so viele, die Hilfe brauchen und gekommen sind. Jesus schickt keinen weg, aber auch er hätte gerne Helfer für seine Arbeit. Habe ich mich einmal gefragt, ob auch ich ein Arbeiter im Weinberg des Herrn sein kann? Was kann ich für Gott tun? Was wünscht er sich von mir? Wir haben auch die Priester und Gottgeweihten, die für ihn arbeiten. Bete ich für und um Berufungen? Habe ich vielleicht selber eine? Wie schön zu sehen, dass es großzügige Menschen gibt, die Jesus helfen wollen. Der Herr braucht Arbeiter! Svenja Nonnenmacher

Mt 9,38: ‭Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte aussende!‭

Sende Arbeiter zur Ernte

Diese Bitte Jesu gilt immer. Wir müssen immer zum „Herrn der Ernte“ beten, das heißt zu Gott, dem Vater, dass er Arbeiter auf seinen Acker sende, der die Welt ist. Und ein jeder von uns muss dies mit einem offenen Herzen und einer missionarischen Haltung tun; unser Gebet darf sich nicht nur auf unsere Bedürfnisse, auf unsere Notwendigkeiten beschränken: ein Gebet ist wirklich christlich, wenn es auch eine universale Dimension hat. Papst Franziskus (zu Mt 9,38)

Warum die Bitte um Arbeiter? 

Welches Geheimnis! Ist Jesus nicht allmächtig? Gehören die Geschöpfe nicht dem, der sie erschaffen hat? Warum sagt Jesus dann: „Bittet den Herrn der Ernte, dass Er Arbeiter sende.“ Warum? …“ Ah!, weil Jesus eine so unbegreifliche Liebe zu uns hat, dass Er will, dass wir mit ihm Anteil am Heil der Seelen haben. Er will nichts tun ohne uns. Der Schöpfer des Weltalls wartet auf das Gebet einer armen kleinen Seele, um die anderen Seelen zu retten, die gleich ihr um den Preis seines Blutes erlöst sind. Unsere Berufung ist es nicht, auf die reifen Getreidefelder zur Ernte hinauszugehen. Jesus sagt nicht zu uns: „Senkt die Augen, betrachtet die Felder und geht hinaus zur Ernte.“ Unsere Sendung ist viel erhabener.“ Theresia vom Kinde Jesu (zu Mt 9,38)

Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu Mt 9. Kap.


Das war eine Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 9. Kap.


Mt 9