Kolosser Brief Kol 3. Kap.: Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt
Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zum Kolosser Brief Kol 3. Kap.
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Inm Kolosser Brief Kol 3. Kap. geht es darum, wie Christen ihr Leben leben sollen. Paulus ermutigt die Gläubigen dazu, ihre Gedanken auf himmlische Dinge zu richten, alte sündige Gewohnheiten abzulegen und sich mit den Tugenden des Christus zu bekleiden. Er betont die Bedeutung von Liebe, Frieden und Dankbarkeit sowie der Unterordnung gegenüber Autoritäten. Paulus fordert Christen auf, in allem, was sie tun, den Namen des Herrn Jesus Christus zu ehren
Zum Kapitel 3 und 4: Im Schlussteil des Kolosserbriefs (Kap. 3-4) zieht Paulus die Folgerungen, die sich für den glaubenden Menschen aus der neuen Wirklichkeit ergeben. Diese ist durch das Ereignis unserer Taufe geprägt: Wir sind mit Christus gestorben und mit ihm zum Leben auferweckt. Wir haben uns von den Elementen und Mächten der Welt losgesagt (2,20); Gott hat uns frei gemacht, er hat uns die Gemeinschaft seines eigenen Lebens geschenkt, jetzt schon. Wir sind eine neue Schöpfung geworden, der Mensch nach dem Bild seines Schöpfers.
Zu sehen ist von dieser neuen Wirklichkeit noch nicht viel, und wir sind nicht am Ende unseres Weges. Das Neue, das wir geworden sind, ist gleichsam noch „verborgen in Gott“. Wir selbst wissen einstweilen nur ahnungsweise, wer wir sind, was wir geworden sind. Aber dieses Wissen verpflichtet uns; wir können unser Leben nicht spalten und „in Christus“ als neue, erlöste Menschen leben, in der irdischen Wirklichkeit aber die alten Lasten weiterschleppen (V. 5-6). Dass der alte Mensch gestorben ist, muss sichtbar werden durch eine klare Lebensführung, die von der Wahrheit und von der Liebe bestimmt wird. Erzabtei Beuron
Kol 3,1-17: Wie man als neuer Mensch lebt
Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zum Kolosser Brief Kol 3,1-17
Kol 3,1: Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.
Sucht was droben ist
Paulus beginnt hier einen Abschnitt, in dem er sich auf das praktische christliche Leben konzentriert, mit dem klaren Verständnis, dass das praktische christliche Leben auf der Grundlage der theologischen Wahrheit aufgebaut ist. Weil wir wissen, dass Jesus wirklich von den Toten auferstanden ist, wird unsere Identifikation mit Ihm real. Nur weil wir mit Christus auferstanden sind, können wir die Dinge suchen, die oben sind.
Christus sitzend zur rechten Gottes
Um es noch mehr zu betonen, fügte Paulus den Satz hinzu, der zur Rechten Gottes sitzt : Dieser Satz, besonders in seiner Anspielung auf Psalm 110 , lenkt die Aufmerksamkeit auf die souveräne Herrschaft, die Christus jetzt ausübt. Das Gebot, nach den Dingen des Himmels zu streben, ist ein Gebot, über die Art des Lebens Christi nachzudenken und darüber nachzudenken, und über die Tatsache, dass er jetzt als der Herr der Welt thront.
Kol 3,2: Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische!
Kol, 3,2: Richtet eure Gedanken auf Gottes unsichtbare Welt.
Kol 3,2: Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.
Trachtet nach dem, was droben ist
Trachtet nicht nach dem, was auf Erden ist. Trachten bedeutet mehr, als sich nur etwas wünschen. Trachten bedeutet, sein Leben darauf auszurichten, sein Herz daran zu hängen, seinen Sinn darin zu suchen, seine Identität darauf zu bauen und seine Entscheidungen davon abhängig zu machen. Paulus sagt: Trachtet nach dem, was droben ist, also nach Jesus, und nicht nach dem, was auf Erden ist. Mit anderen Worten: Du kannst nicht beides tun. Du kannst nur eins von beiden tun. Entweder du trachtest nach dem, was droben ist – und damit meint er Christus. Oder du trachtest nach dem, was auf Erden ist. Thomas Arhelger (zu Kol 3,2)
Gedanken ausrichten auf Gott
Der Gläubige soll die Dinge oben suchen. Das Wort „suchen“ kennzeichnet Streben, Verlangen und Leidenschaft. Um diese Dinge zu suchen, muss der Geist darauf gerichtet sein. Liebe himmlische Dinge; studieren Sie sie; lasst eure Herzen ganz von ihnen eingenommen werden.
Innerer Frieden durch Ausrichtung auf Gott
Inneren Frieden gewinnt der, wer sich nicht unnötig um alles kümmert, was andere sagen und tun. Inneren Frieden gewinnt der, der seine Gedanken immer wieder auf Gottes himmlische Welt ausrichtet. Der Christ hat in den himmlischen Dingen seine Ruhestätte, denn die irdische Welt vergeht. Ja, wir leben in dieser irdischen Welt und wir dürfen sie auch mit allen Sinnen und Gottes Geschenken darin genießen, aber wir sollten nicht zu sehr darin verhaftet sein. Schon morgen könnte unser Leben vorbei sein. Dann sind wir vergangen. Darum in der Welt leben, aber mit den Gedanken stets bei dem Allerhöchsten sein, nicht nachlässig im Gebet und verbunden mit Christus, dem Erlöser.
Worauf richte ich meinen Sinn?
Wonach strebe ich? Es ist gut, dieser Frage nachzugehen. Vielleicht kann sie mir helfen, bewusst hinzuschauen, wohin ich meinen Sinn richte – Tag für Tag. Bin ich es noch selbst, der entscheidet, oder werde ich manipuliert? Der Lesungstext bietet eine Zäsur und Korrektur an: Heraus aus den Kreisläufen und mit klarem Blick zu Christus. In ihm finde ich zur Freiheit und zu mir selbst. Vielleicht braucht es eine kleine, stille Zeit jeden Tag, ein Gebet und ein bewusstes Wahrnehmen meiner Umgebung. Maria Laach (zu Kol 3,2)
Kol 3,3: Ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott.
Kol 3,4: Wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.
Verwandlung
Aus Raupen werden sie Schmetterlinge. Wir tun es ebenso, wenn wir geistliche Menschen sind. Wir geben unser menschliches Leben auf, um ein höheres Leben zu führen, ein Leben über uns selbst, indem wir dieses ganze neue Leben in Gott mit Jesus Christus verbergen, der es allein sieht, kennt und schenkt. Ihr lebt also nicht mehr in euch selbst und auch nicht innerhalb eurer natürlichen Lebensbedingungen. Eure Seele lebt nicht mehr nach ihrer eigenen Weise, sondern auf eine Weise, die sie übersteigt. Jesus Christus ist aber unsere Liebe und unsere Liebe ist das Leben unserer Seele. So ist unser Leben in Gott verborgen mit Jesus Christus.
Bonhoeffer über Sterben und Leben
Wo vom lebendigen Gott die Rede ist, steht immer dies Sterben dazwischen. Tod und Leben so auf einer Linie, das vermöchte man nur, wenn man mit Gottes eigenen Augen zu schauen vermöchte. Für uns Menschen sind die Unterschiede zwischen Tod und Leben ungeheuer groß, für Gott fallen sie in eins zusammen. Für Gott ist der Mensch nicht mehr und nicht weniger, nicht ferner und nicht näher, ob er lebt oder stirbt. Der Tod ist die Hölle und die Nacht und die Kälte, wenn ihn unser Glaube nicht verwandelt. Aber das ist ja das Wunderbare, dass wir den Tod verwandeln können. Bonhoeffer (zu Kol 3,4)
Zwischen “schon” und “noch nicht”
Die Taufe ist ein Anfangsgeschehen. Die Öffnung für die Perspektive der Unvergänglichkeit ist eben etwas Anderes als das Erreichen derselben. So bleibt zu Lebzeiten das Oben verborgen. Im Tod jedoch wird es sich zeigen; in theologischer Sprache: offenbar werden. Dann erst ist Begegnung mit dem auferweckten Christus als wirkliches und unvergängliches Sehen möglich.
Kol 3,5: Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Begierde und Habsucht, die Götzendienst ist!
Tötet was irdisch an euch ist
Der inneren Haltung sollen also Taten entsprechen, die mit den Gliedern ausgeführt werden (wohin jemand seine Füße richtet, was er mit den Händen tut etc.). Die Tötung ist kaum im wörtlichen Sinne zu verstehen, sondern als Absage an eine falsche, irdisch ausgerichtete Indienstnahme der Glieder. Und mit all den Dingen, die hier beschrieben sind, sind starke Gefühle verbunden, sowohl Gefühle, die man als schön empfindet, als auch Gefühle, die man nicht als schön empfindet, und sie sind wie der Antrieb, der einen vorantreibt in bestimmte Verhaltensweisen. Thomas Arhelger (zu Kol 3,5)
Böse Begierde
In diesem Abschnitt im Kolosserbrief wird ein Wort gebraucht, das mit „böse Begierde“ übersetzt wird. Im Griechischen heißt das Wort „epithymia“. „epi“ kann man übersetzen mit „über“ und „thymia“ mit Verlangen oder Begehren. Wörtlich übersetzt heißt es also: „Über-Verlangen. Wenn es nun mit böse Begierde bezeichnet wird, dann muss es nicht unbedingt bedeuten, dass man ein normales Verlangen nach etwas hat, was böse und sündhaft ist, sondern es kann bedeuten, dass man ein „Über-Verlangen“, also ein unangemessenes, exzessives Verlangen nach etwas hat, was gut ist. Denn eben das ist Götzendienst. Hier wird besonders Habsucht als Götzendienst genannt. Habsucht ist ein „Über“-Verlangen nach Besitz, nach Geld oder nach finanzieller Sicherheit oder beruflichem Erfolg. Thomas Arhelger (zu Kol 3,5)
Warnung vor Götzendienst
Schaut man aber in die Bibel, dann wird an anderer Stelle nicht nur Habsucht als Götzendienst bezeichnet, sondern Götzendienst ist die Grundlage von Sünde, nämlich man setzt etwas anderes, etwas Geschaffenes, etwas Irdisches, an die Stelle Gottes und man richtet sein Leben darauf aus, man leistet Gehorsam, man macht den Sinn des Lebens davon abhängig. Was ich anbete, das prägt meine Gefühle und Gedanken, das gibt meinem Leben Richtung, dem bin ich gehorsam, dafür bringe ich Opfer, dem schenke ich meine Liebe, meinen Respekt. Jeder von uns wird sein Herz an irgendetwas Geschaffenes hängen, wenn Gott uns nicht davon frei macht und wir unser Herz an ihn hängen.
Kol 3,6: Um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams.
Kol 3,7: Unter ihnen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr in diesen Dingen lebtet.
Kol, 3,8: Jetzt aber legt auch ihr das alles ab — Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, hässliche Redensarten aus eurem Mund.
Umgang mit Zorn
Beim ersten Gefühl des Zorns, der Ungeduld und der Entrüstung des Herzens sogleich sanft seine Kräfte vor unserem Herrn sammeln. Wenn man eine Erregung oder einen Groll fühlt, sich an Gott wenden und ihn durch eine einfache Ablenkung um Hilfe bitten. Wenn man eine Handlung im Zorn oder aus Ungeduld begangen hat, den Fehler gutmachen durch einen Akt der Sanftmut, den man sogleich der betreffenden Person gegenüber macht. Franz von Sales (zu Kol 3,8)
Hüte deine Zunge
Jede dieser Sünden wird in erster Linie durch das begangen, was wir sagen. Wenn Paulus den Gläubigen zu einem tieferen Gehorsam aufruft, fordert er uns auf, unsere Zunge zu zügeln.
Kol 3,9: Hört auf, euch gegenseitig zu belügen, denn ihr habt doch den alten Menschen mit seinen Gewohnheiten ausgezogen
Kol 3,10: und seid neue Menschen geworden, die ständig erneuert werden und so immer mehr dem Bild entsprechen, das der Schöpfer schon in euch sieht.
Seid neue Menschen
Weil wir durch Christus mit Gott in eine einzigartige Beziehung treten, haben diese Dinge keine Berechtigung mehr in unserem Leben. Unheiliges hat keinen Platz in einem heiligem Leben. Wir sollen nicht lügen, stehlen, begehren, ja, generell nicht sündigen – weil Sünde unvereinbar ist mit dem, was wir in Christus sind. Der neue Mensch wird in das Ebenbild Christi verwandelt.
Weil Jesus heilig ist, sind wir heilig und Heilige. Weil wir in Christus sind, sollen wir wie Christus handeln. Wir sollten niemals Gedanken hegen, die er nicht denken würde, etwas aussprechen, was er nicht sagen würde, oder so handeln, wie er nicht handeln würde. Weil er heilig ist, sollte unser Leben heilig sein. Das ist die Grundlage eines christlichen Lebensstils. John F. MacArthur (zu Kol 3,10)
Kol 3,11: Es kommt nicht darauf an, ob ihr Juden oder Griechen seid, beschnitten oder unbeschnitten, ob euer Volk zivilisiert oder primitiv ist, ob ihr Sklaven oder freie Bürger seid; entscheidend ist allein, ob Christus in uns lebt und alles wirkt.
Kol 3,12: So zieht nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut.
Kol 3,12: Kleidet euch nun in tiefes Mitgefühl.
Wir sind Gottes Auserwählte
Der neue Mensch ist von Gott auserwählt. Das bedeutet, dass Gott den Christen auserwählt hat und ihn dazu auserwählt hat, etwas Besonderes in Seinem Plan zu sein. „ Auserwählt “ ist ein Wort, das manchem Angst macht, aber es sollte sowohl als Trost als auch als zu erfüllendes Schicksal verstanden werden.
Worte von Hans Löhr
Hast du auch in deinem Kleiderschrank die Schuhe der Sanftmut, die Hose der Geduld, das Hemd der Freundlichkeit, die Jacke des Erbarmens und den Hut der Demut? Anders gesagt, begegnest du deinen Mitmenschen auf diese Weise? Oder bist du gestresst, verunsichert, misstrauisch, übellaunig und abweisend, obwohl du doch Gottes Sohn oder Tochter bist? Ich finde, wenn wir „Gottes Auserwählte“ sind, sollten wir das auch zeigen und darüber nicht vergessen, dass auch die anderen, den wir begegnen, das sind – egal, ob sie das wissen oder nicht. Hans Löhr (zu Kol 3,12)
Achte auf deine Beziehungen
Jede der in diesem Abschnitt erwähnten Eigenschaften drückt sich in Beziehungen aus. Ein wesentlicher Maßstab unseres christlichen Lebens liegt einfach darin, wie wir Menschen behandeln und wie gut unsere Beziehungen zu ihnen sind.
In allem freundlich
Sich angewöhnen, zu sprechen und alle seine kleinen und großen Handlungen auf möglichst sanfte Weise zu verrichten. Ein freundliches Gesicht wahren, wenn man antwortet und bereitwillig alles tun, was man uns aufträgt. Sich in unserer Unterhaltung freundlich, leutselig und herzlich zeigen. Jeden freundlich empfangen, ihm helfen und ihn zufriedenstellen, sowohl durch unsere Haltung wie durch unsere Antworten. Nie irgendwie Unwillen zeigen, was man auch tut oder über uns sagt. Franz von Sales (zu Kol 3,12)
Zum Menschen Herz fühlend verstehn.
Die Tugend des Mitgefühls bedeutet dem anderen zu sagen: Gut, dass es dich gibt! Wahres Mitgefühl besteht darin, die Fehler des Nächsten zu ertragen. Gerade bei Menschen, die uns nicht so liegen, hat diese Tugend ihren großen Stellenwert. Dies tun wir nicht aus eigener Kraft: “Alle Bewegung, durch die wir zur Liebe bewegt werden, in der bewegt uns nichts anderes als der Heilige Geist.” (Meister Eckhart). Wie wichtig ist daher das Wort des Herrn, in seiner Liebe zu bleiben. Der Herr sieht nicht so sehr auf die Größe der Werke als auf die Liebe, mit der sie getan werden.
Mitgefühl ist das Verständnis des Herzens. Helga Schäferling
Kol 3,13: Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn jemand euch Unrecht getan hat. Denn auch Christus hat euch vergeben.
Vergebt euch gegenseitig
Notwendigkeit der Vergebung: Viele Male tragen wir ein Verzeichnis der Dinge mit uns herum, die uns angetan wurden. Das macht uns bitter und diese Bitterkeit lassen wir dann bei irgendeiner Gelegenheit wieder heraus. Ein Teufelskreis. Es gibt kein menschliches Zusammenleben ohne Verzeihung. Denn ob wir wollen oder nicht, immer wieder werden wir einander verletzen. Die Bereitschaft zur Vergebung betrifft nicht an erster Stelle Menschen, mit denen wir wenig zu tun haben, sondern die Allernächsten, denen wir am meisten unser Herz geöffnet und die uns tief verletzt haben: Dem Ehepartner, den Kinder, Eltern, Schwiegereltern, Nachbarn etc.
Prozess der Vergebung
Jede Vergebung muss damit beginnen, dass man sich der Wahrheit stellt, d.h. man fasst ganz klar das zu Vergebende ins Auge und benennt auch den Schmerz dazu. Die weitere Fähigkeit zu vergeben beruht letztlich auf der Erkenntnis unserer gemeinsamen Menschlichkeit und auf dem Eingeständnis, dass wir einander, weil wir menschlich sind, unvermeidlich verletzen und voneinander verletzt werden. Nur wenn wir die Vergebung unserer Sünden durch Jesus annehmen, können wir auch anderen vergeben. Das gehört zutiefst zusammen. Nicht vergeben zu können ist wohl einer der mächtigsten Gegenspieler der vollkommenen Freude!
Um Vergebung bitten
Das eine ist es, jemanden zu vergeben. Das andere ist, jemanden um Vergebung zu bitten. Das empfinden viele als bitter, weil wir uns vor Demütigung fürchten. Wie schwer fällt es uns, aus ganzem Herzen um Vergebung zu bitten! Da gehen wir bildhaft gesprochen in die Knie. Das ist oft schwerer als selbst zu vergeben. Mein Schlüsselerlebnis war folgendes: Streit mit einer Mitarbeiterin. Ein Jahr nicht miteinander gesprochen. Dann die Überwindung: Ich bat um Vergebung. Sie vergab mir und gestand auch ein, selbst nicht ganz unschuldig gewesen zu sein. Damals habe ich mir geschworen: Das passiert mir nie wieder! Wenn es Streit gibt, gehe ich spätestens am nächsten Morgen wieder auf den anderen zu.
Kol 3,14: Über dies alles aber zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist.
Kol 3,14: Wichtiger als alles andere ist die Liebe. Wenn ihr sie habt, wird euch nichts fehlen. Sie ist das Band, das euch verbindet.
Die Liebe anziehen
Liebe ist die Zusammenfassung aller Dinge, die in diesem Abschnitt beschrieben werden. Liebe erfüllt perfekt, was Gott von uns in Beziehungen verlangt. Unsere guten Taten kommen aus dem Glauben, der in der Liebe wirksam ist. Große Liebe vermag kleine Dinge in große umzuwandeln und nur Liebe allein verleiht unseren Taten Wert.
Liebe gründet dabei nicht unbedingt immer auf Empfindungen, sondern auf Taten. Es ist ein Willensakt, ein Schenken. Lieben können wir dabei nur dadurch, dass wir selbst Geliebte und Beschenkte sind. Jesus hat gespürt, dass er unsere Liebe wecken muss, indem er uns seine Liebe vor Augen stellt, und das nicht nur einen Tag lang, sondern tagtäglich. Deshalb hat er sich dafür entschieden, in unserer Mitte zu wohnen. Jerry Bridges schreibt: Liebe ist die alles überragende Tugend.
Kol 3,15: Der Friede des Christus regiere in euren Herzen.
Frieden im Herzen
Das Leben ist wechselhaft. Mal ist Sonnenschein, mal Regen, mal geht´s uns gut, mal werden wir von unserem Stimmungen hingerissen. Sich vom Frieden des Christus regieren zu lassen, bedeutet zu versuchen, diese Wechselhaftigkeit mit einem gewissen gelassenen Lächeln zu betrachten mit der Erkenntnis, dass in dieser Welt hier nichts Bestand hat. Darum sollen wir das Wort des Christus reichlich in uns wohnen lassen (Kol 3,16), nur für ihn und durch ihn zu leben, so kommt der Frieden in unser Herz. Und es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre wie der Herzensfrieden. Oh Herr, hilf uns, in deinem Frieden zu verharren und uns von weltlichen Dingen nicht beunruhigen zu lassen.
Was bedeutet es, den Frieden Gottes zu haben?
Nun, Gott sitzt auf seinem Thron in Erhabenheit und Ruhe. Nichts erschüttert ihn, was auch hier auf der Erde vor sich geht. Sein Friede wird weder durch Kriege noch durch gewaltige Naturkatastrophen angetastet. Er bleibt stets in Frieden. Und diesen Frieden will er auch uns schenken, die wir mitten in den Problemen stecken. Der Friede Gottes erhebt uns über die Umstände!
Was bedeutet es, wenn der Friede des Christus das Herz regiert? Als der Herr Jesus über die Erde ging, war sein Herz in Frieden. In allen seinen Leiden hatte er eine tiefe Ruhe des Herzens. Er schlief im Sturm. Und keine Feindschaft der Welt konnte seinen Frieden stören. Und diesen Frieden gibt er auch uns. Der Friede des Christus macht uns ruhig in den Umständen! Erfüllt Friede dein Herz? Gerrid Setzer (zu Kol 3,15)
Kol 3,15: Seid dankbar!
Tugend der Dankbarkeit
Jeden Morgen bekommen wir einen neuen Tag geschenkt. Indem wir aufwachen, die Augen öffnen, wurde uns dieses Geschenk bereits zu eigen. Nehmen wir es dankbar von Gott entgegen! Ich bin nicht dankbar, weil ich glücklich bin. Sondern ich bin glücklich, weil ich dankbar bin. Die Dankbarkeit verwandelt unser Gefühl. Wenn es dir nicht so gut geht, suche etwas, wofür du dankbar sein kannst. Wir können immer etwas finden, wofür wir dankbar sein können.
Daher ist es eine gute Übung, in dieser Woche die Dankbarkeit einzuüben. Auch das ist Gebet: die Wertschätzung unserer Lebenszeit. Man könnte auch sagen unserer Lebenstage, oder unserer Lebensmorgenzeit. Also danken wir Gott für diesen neuen Tag, der ganz offen vor uns liegt, wie ein unbeschriebenes Blatt. Danken wir ihm, dass wir es beschreiben dürfen.
Worte von Anselm Grün
Zur Dankbarkeit muss man sich nicht zwingen. Es braucht nur eine neue Sichtweise auf das, was uns begegnet. Wir können täglich für vieles danken. Dankbarkeit bedeutet nicht nur einverstanden sein mit meinem Leben, im Einklang sein mit dem, der ich geworden bin. Es heißt auch: einverstanden sein mit dem Tag, so wie er war. Einen tiefen inneren Frieden zu spüren, zu erkennen: Es ist alles gut, so wie es ist. Aber auch wenn der Tag einmal nicht so gut gelaufen ist, ist Dankbarkeit wichtig. Albert Schweitzer meint, wir sollten gerade dann, wenn es uns nicht gut geht, etwas suchen, wofür wir dankbar sein können. Anselm Grün (zu Kol 3,15)
Ich bin nicht dankbar, weil ich glücklich bin, sondern ich bin glücklich, weil ich dankbar bin. David Steindl-Rast
Kol 3,16: Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen in aller Weisheit; lehrt und ermahnt einander und singt mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern dem Herrn lieblich in eurem Herzen.
Kol 3,17: Und was immer ihr tut in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
Alles im Namen des Herrn tun
Der neue Mensch lebt sein ganzes Leben lang für Jesus. Er wird nur danach trachten, die Dinge zu tun, die er im Namen des Herrn Jesus tun kann , und er wird in der Schwierigkeit, solche Dinge zu tun, beharrlich bleiben, da er weiß, dass er sie im Namen des Herrn Jesus tut.
Im Namen Jesus tun
Stellen Sie sich einfach vor, Sie leben einen ganz gewöhnlichen Tag mit all den Dingen, die Sie für gewöhnlich tun, aber diesmal mit Jesus. In Übereinstimmung mit seinem Charakter, seinem ganzen Wesen. Sie gehen arbeiten, essen, schlafen und Jesus ist immer an Ihrer Seite. Ich verspreche Ihnen, dieser Tag wird anders. Sie werden bewusster leben in Gottes Gegenwart. Ich würde nicht meine Sorgen in den Mittelpunkt stellen, sondern Seine Sorgen mir zu eigen machen. Fragen, was ich für Sein Reich tun könnte.
Versuchen, ihn in allen Augenblicken des Tages zu entdecken. Vor allem, wenn mich meine Sorgen bedrängen! Und so halte ich das seitdem. Seit fünfunddreißig Jahren. Und es funktioniert. Immer wieder. Das ist mein allergrößter Wunsch für Sie: Leben, lachen, lieben Sie sich von Ihren Sorgen frei! Jesus viel mehr, viel öfter und schneller die Sorgen übergeben. Von ihn Vertrauen lernen und mutiger werden. Sr. Teresa (zu Kol 3,17)
Die Betätigungen heiligen
Gott, du willst nicht, dass ich meine Arbeit aufgebe und mich aus den Verpflichtungen dieser Welt löse, um nur an dich zu denken. Ich soll dich vielmehr in meinen Arbeiten suchen. Ihr müsst diese Betätigungen heiligen, in dem ihr in ihnen Gott sucht. Deshalb will ich mein ganzes Tun mit dir in Verbindung bringen, um dich darin zu finden; in Glaube, Vertrauen und Liebe und in dem Verlangen, von deiner erbarmenden Liebe Zeugnis zu geben. Nichts entspricht dem Evangelium mehr, als auf der einen Seite bei Gott Kraft für die eigene Seele zu sammeln und dann hinzugehen und das Leid der anderen mitzutragen. Wir sind berufen, die Güte Gottes sichtbar werden zu lassen. Vinzenz von Paul (zu Kol 3,17)
Jede Unternehmung ein gewaltiges Ereignis
Jede kleine Unternehmung ist ein gewaltiges Ereignis, in dem uns das Paradies geschenkt wird oder in dem wir selbst das Paradies verschenken können. Was immer wir zu tun haben: einen Besen oder eine Füllfeder in der Hand haben, reden oder schweigen, etwas flicken oder einen Vortrag halten, einen Kranken pflegen oder auf einer Schreibmaschine schreiben: All das ist nur die Rinde einer herrlichen Realität, die Begegnung der Seele mit Gott, die sich in jeder Minute erneuert, in jeder Minute an Gnade zunimmt, immer schöner wird für ihren Gott. Madeleine Delbrêl (zu Kol 3,17)
Gott in der Arbeit suchen
Gott, du willst nicht, dass ich meine Arbeit aufgebe und mich aus den Verpflichtungen dieser Welt löse, um nur an dich zu denken. Ich soll dich vielmehr in meinen Arbeiten suchen. Ihr müsst diese Betätigungen heiligen, in dem ihr in ihnen Gott sucht. Deshalb will ich mein ganzes Tun mit dir in Verbindung bringen, um dich darin zu finden; in Glaube, Vertrauen und Liebe und in dem Verlangen, von deiner erbarmenden Liebe Zeugnis zu geben. Nichts entspricht dem Evangelium mehr, als auf der einen Seite bei Gott Kraft für die eigene Seele zu sammeln und dann hinzugehen und das Leid der anderen mitzutragen. Wir sind berufen, die Güte Gottes sichtbar werden zu lassen. Vinzenz von Paul (zu Kol 3,27)
Kol 3,18-25: Neues Leben in der Familie
Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zum Kolosser Brief Kol 3,18-25
Kol 3,18: Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es der Herr von euch erwartet!
Kol 3,19: Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie!
Liebt eure Frauen
Agapao bedeutet nicht Zuneigung oder romantische Bindung; es bezeichnet vielmehr fürsorgliche Liebe, eine bewusste Geisteshaltung, die sich um das Wohl des Geliebten kümmert. Es ist eine sich selbst hingebende Liebe, die gibt, ohne eine Gegenleistung zu verlangen oder zu erwarten.
Kol 3,20: Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem, denn das gefällt dem Herrn!
Kol 3,21: Ihr Väter, provoziert eure Kinder nicht, sonst verlieren sie den Mut!
Kinder ermutigen
Bei den meisten Erziehungsproblemen geben die Eltern dem Kind die Schuld. Es ist einfach, weil das Problem normalerweise am offensichtlichsten im schlechten Verhalten des Kindes ist. Aber Paulus erinnert uns weise daran, dass das schlechte Benehmen tatsächlich von den Eltern provoziert werden kann. Wenn dies der Fall ist, rechtfertigt dies nicht das schlechte Verhalten des Kindes, aber es kann einen Teil seiner Ursache erklären.
Den Eltern wird geboten, alles zu tun, um ihre Kinder nicht zu provozieren. Kinder, die mit Eltern aufwachsen, die sie provozieren, werden entmutigt . Sie werden die Liebe und Unterstützung ihrer Eltern nicht so spüren, wie sie sollten, und sie werden glauben, dass die ganze Welt gegen sie ist, weil sie das Gefühl haben, dass ihre Eltern gegen sie sind. Das erinnert uns daran, wie wichtig es ist, unsere Erziehung mit viel Anmut zu würzen. Vielleicht sollten wir mit unseren Kindern so gnädig, sanftmütig, vergebend und langmütig sein wie Gott mit uns.
Kol 3,22: Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren in jeder Hinsicht! Tut es aber nicht nur, wenn ihr gesehen werdet, um euch anzubiedern, sondern gehorcht ihnen bereitwillig, weil ihr Furcht vor dem Herrn im Himmel habt!
Kol 3,23: Und alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als für den Herrn und nicht für Menschen.
Kol 3,24: Ihr dient Christus, dem Herrn!
Kol 3,25: Wer jedoch Unrecht tut, wird den Lohn für sein Unrecht erhalten; da wird niemand bevorzugt.
Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu Kol 3. Kap.
Das war eine Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zum Kolosser Brief Kol 3. Kap.