Hiob 1. Kap.: Auslegung, Kommentar, Andacht und Predigt

Auslegung, Kommentar, Andacht und Predigt zum Buch Hiob 1. Kap.

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Zu Hiob 1. Kap.

Hiob Kapitel 1 erzählt die Geschichte eines reichen und gottesfürchtigen Mannes namens Hiob. Er lebte in der Stadt Uz und war gesegnet mit Wohlstand und einer großen Familie. Doch Hiobs Glaube wurde auf die Probe gestellt, als Satan behauptete, Hiob sei nur deshalb fromm, weil es ihm gut gehe. Gott erlaubte Satan, Hiob alles zu nehmen, um seine Treue zu testen. Innerhalb eines Tages verlor Hiob sein Vieh, seine Diener und seine Kinder. Trotz dieser enormen Verluste blieb Hiob seinem Glauben treu und lobte Gott weiterhin. Diese Geschichte zeigt Hiobs unglaubliche Standhaftigkeit und sein Vertrauen in Gott, selbst inmitten großer Prüfungen und Leiden.

Hiob 1,1-5: Hiobs Frömmigkeit

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Hiob 1,1-5

Hiob 1,1: ‭Im Land Uz lebte ein Mann namens Hiob. Dieser Mann war aufrichtig und vollständig Gott ergeben. Er fürchtete Gott und mied das Böse.

Das Thema des Buches Hiob

Das Buch Hiob zeigt uns einen guten Menschen, der ohne ersichtlichen Grund leiden muss. Hiob erleidet schuldlos schlimme Dinge. Voller Verzweiflung frägt er: Warum ich? Mit über 40 Kapitel ist das Buch recht umfangreich. Eines sei hier schon gesagt: er wird die Frage nach dem Warum nicht beantwortet bekommen. Er muss weiterleben, ohne Antworten auf seine Fragen zu bekommen. Auch wir müssen so durch das Leben gehen: jeden Tag aufs Neue und ohne immer Antworten auf unsere Fragen zu bekommen. Werden wir, wie Hiob, Gott trotzdem vertrauen? Oder werden wir der Versuchung nachgeben und verbittert sagen: Ich bin Gott egal?

Hiob war aufrichtig

Dies Wort wird in der Schrift gebraucht, wenn sich bei einem Menschen Offenheit ohne Trug und Heuchelei findet, wenn einer sich nach außen ebenso zeigt, wie er von innen ist, ohne einen versteckten Winkel, in dem er sich vor Gott verbirgt, wenn er alle seine Gedanken und seinen ganzen Willen, ja sein ganzes Herz Gott aufdeckt und nichts anderes begehrt, als sich Gott zu weihen und ganz zu eigen zu geben. Hiob wird also aufrichtig genannt. Wie ist das zu verstehen? Es war in ihm keine Heuchelei, kein falscher Schein, er hat kein „doppeltes Herz“ gehabt. Jean Calvin

Hiob 1:3: ‭Er besaß 7000 Schafe, 3000 Kamele, 500 Rindergespanne, 500 Eselinnen und sehr viele Sklaven. Er hatte das größte Ansehen von allen Männern im Nahen Osten.

Hiobs Tugend ist hoch zu preisen

Indessen sehen wir, dass es doch eine wunderbare Tugend Hiobs war, sich mitten in seinem Reichtum die Augen nicht verbinden zu lassen und in seinem Herzen nicht hoffärtig zu werden, sich über die andern nicht zu erheben und Gott zu vergessen, nicht in Ruchlosigkeit, Üppigkeit und Prachtliebe zu versinken, sondern seinen Weg ruhig weiterzugehen. Jean Calvin

Hiob 1:4: ‭Seine Söhne pflegten ausgelassene Feste in ihren Häusern zu feiern, wenn sie Geburtstag hatten. Dann luden sie auch ihre drei Schwestern ein, um mit ihnen zu essen und zu trinken.

Hiob 1,5: Wenn diese Festlichkeiten dann vorbei waren, ließ Hiob seine Söhne holen und heiligte sie. Dann stand er früh am Morgen auf und brachte Gott für jeden von ihnen ein Brandopfer. Er sagte sich nämlich: Vielleicht haben sie gesündigt und sich in ihrem Herzen von Gott losgesagt. So machte es Hiob jedes Mal.

Der fürsorgende Hiob

Hiob liebte seine Kinder und war um deren Wohl besorgt. Nun bringen wir heute keine Brandopfer mehr da. Aber als Eltern oder noch weiter gefasst als Mitmenschen können wir dieselbe Liebe zu unseren Kindern bzw. Mitmenschen zeigen, indem wir für sie beten, also täglich etwas von unserer Zeit opfern, um Gott zu bitten, ihnen zu vergeben, sie zu beschützen und ihnen dabei zu helfen, zu wachsen und Menschen zu werden, die ihm gefallen.

Das wichtigste auf dem Weg zu Gott ist es, denjenigen nicht zu verpassen, den Gott dir geschickt hat. Erzpriester Wladimir Astachov

Hiob 1,6-22: Eine schwere Prüfung

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Hiob 1,6-22

Hiob 1:6: ‭Eines Tages kamen die Söhne Gottes, um sich vor Jahwe einzufinden. Unter ihnen war auch der Satan.

Zu Satan

Die Tatsache, dass Satan unter sie kam, zeigt, dass Satan selbst ein engelhaftes Wesen ist und in keiner Weise Gott gleichgestellt ist. Wir übertreiben oft – zu seiner großen Freude – Satans Status und Bedeutung, indem wir ihn als das Gegenteil von Gott betrachten, als ob Gott Licht und Satan Dunkelheit wäre; als ob Gott heiß und Satan kalt wäre. Satan wünscht sich , er wäre das Gegenteil von Gott, aber Gott möchte, dass wir wissen, dass Satan ein bloßes Geschöpf und keineswegs das Gegenteil von Gott ist. Wenn Satan ein Gegenteil hat, dann ist es nicht Gott der Vater oder Gott der Sohn; es wäre ein hochrangiges engelhaftes Wesen wie Michael.

Hiob 1:7: ‭Da sagte Jahwe zum Satan: Wo kommst du denn her? — Ich habe die Erde durchstreift, erwiderte der Satan, und bin auf ihr hin und her gezogen.

Hiob 1:8: ‭Da sagte Jahwe zum Satan: Hast du auf meinen Diener Hiob geachtet? Auf der Erde gibt es keinen zweiten wie ihn. Er ist mir aufrichtig und vollständig ergeben. Er fürchtet Gott und meidet das Böse.

Hiob 1:9: ‭Der Satan erwiderte Jahwe: Ist Hiob etwa umsonst so gottesfürchtig?

Die Anklage des Satans

Ein Dialog zwischen Gott und Satan wird nun angeführt. Satan behauptet, dass Hiob nur deshalb an Gott glaubt, weil es ihm gut geht. Seit er mit Gott geht, gelingt ihm sein Leben. Würde es ihm schlecht gehen, würde er sich schnell gegen Gott wenden. Der Satan möchte beweisen, dass Hiob nicht Gott liebt, sondern nur den Segen, den er von ihm bekommen hat.

So ganz ohne ist die Behauptung des Satans nicht. Es kann in der Tat einen schwachen Glauben geben, der Gott nur so lange folgt, wie es einem gut geht. Echter Glaube dagegen wird in der Not gestärkt. Der Gläubige senkt seine Wurzeln gleichsam noch tiefer in Gott hinein, um dem Sturm zu widerstehen. Wie tief geht unser Glaube?

Ist er umsonst gottesfürchtig?

Heutzutage gibt es viele, bei denen man mit Recht diese Frage aufwerfen könnte. Denn sie lieben Gott deshalb, weil Er es ihnen wohl ergehen lässt. Ihre Liebe ist eine Liebe zur Mahlzeit, nicht zum gastfreundlichen Hausherrn; eine Liebe zum vollen Becher, nicht zum Freunde, den man hochleben lässt. Aber ein wahrer Christ erwartet seinen Lohn erst in jenem Leben und macht sich gefasst, hier vieles zu erdulden. Spurgeon

Hiob 1:10: ‭Du beschützt ihn doch von allen Seiten, sein Haus und alles, was er hat! Du lässt ja all sein Tun gelingen, und seine Herden breiten sich im Land aus.

Hiob 1:11: ‭Versuch es doch einmal und lass ihn alles verlieren, was er hat! Ob er dir dann nicht ins Gesicht hinein flucht?

Vermutung Satans

Die Vermutung des Satans, dass die Verehrung Gottes durch Hiob nur auf egoistischen Beweggründen beruht, trifft vermutlich auf jede Beziehung zwischen Gott und einem gläubigen Menschen zu. Wird ein Mensch dem Herrn auch dann dienen, wenn er davon selbst keinen Vorteil hat? Das Buch Hiob wirft also nicht nur die Frage nach dem Leid des Gerechten auf, sondern es behandelt auch die Frage, mit welcher Motivation jemand einen frommen Lebensstil pflegt.

Hiob 1,12: Da sagte Jahwe zum Satan: Pass auf! Alles, was er hat, ist in deiner Hand. Nur ihn selbst taste nicht an! Da entfernte sich der Satan aus der Gegenwart Jahwes.

Auch wenn es schwerfällt, es zu akzeptieren

Manchmal bekommt der Satan offenbar die Erlaubnis uns etwas wegzunehmen, was uns viel bedeutet. Etwas, was uns in unserem Lebensalltag Sinn und Halt gibt. Nüchtern betrachtet gleichen wir dabei einem kleinen Kind, dem man seine Kuscheldecke wegnimmt. Wir fühlen uns plötzlich so schutzlos und verloren. Und selbst wenn es sich um gar nichts Großartiges handelt, kommen wir uns vor, als würde eine Welt zusammenbrechen.

Hiob 1:13: ‭Eines Tages saßen Hiobs Söhne und Töchter im Haus ihres erstgeborenen Bruders, um zu essen und Wein zu trinken.

Hiob 1:14: ‭Da kam ein Bote zu Hiob und berichtete ihm: Wir pflügten gerade mit den Rindern und die Eselinnen weideten nebenan,

Hiob 1:15: ‭da fielen die Sabäer über uns her und raubten alle Tiere. Alle Knechte haben sie erschlagen. Nur ich bin entkommen, ich allein, um es dir zu berichten.

Hiob 1:16: ‭Während dieser noch redete, kam ein anderer und berichtete: Ein Feuer Gottes ist vom Himmel gefallen. Es hat das Kleinvieh und die Knechte verbrannt und völlig aufgezehrt. Nur ich bin entkommen, ich allein, um es dir zu berichten.

Hiob 1:17: ‭Während dieser noch redete, kam ein anderer und berichtete: Drei Horden der Chaldäer haben unsere Kamelherden überfallen und weggetrieben. Alle Knechte haben sie erschlagen. Nur ich bin entkommen, ich allein, um es dir zu berichten.

Hiob 1:18: ‭Während dieser noch redete, kam ein anderer und berichtete: Deine Söhne und Töchter aßen und tranken Wein im Haus ihres erstgeborenen Bruders.

Hiob 1:19: ‭Da kam ein Sturm von jenseits der Wüste her und packte das Haus an allen vier Ecken. Es stürzte über den jungen Leuten zusammen und hat sie alle erschlagen. Nur ich bin entkommen, ich allein, um es dir zu berichten.

Hiob 1:20: ‭Da stand Hiob auf, riss sein Obergewand ein und schor sich den Kopf. Dann ließ er sich zur Erde sinken und beugte sich nieder.

Hiob stand auf, zerriss sein Gewand und rasierte sich den Kopf

Ziemlich angemessen betrauerte Hiob seine ungeheuren Verluste. Er hatte seine Söhne und Töchter und Diener und eine große Menge materiellen Reichtums verloren. Es war eine Zeit der Trauer.

Als Reaktion auf die entsetzlichen Unglücksfälle zerriss Hiob sein Kleid und schor sein Haupt. Das war ein Zeichen für seine innere Erregung und für seine unbeschreibliche Trauer. Es ist also keinesfalls so, als ob ihn das alles völlig unberührt gelassen hätte. Dann fiel Hiob nieder auf die Erde. Aber nicht aus purer Verzweiflung, sondern aus Ehrfurcht vor Gott. Die Trauer hat zwar das Aussehen Hiobs verändert, aber den Trost des Glaubens konnte sie ihm nicht nehmen. Seine Lebenseinstellung und seine Lebensphilosophie sind wirklich beispielgebend!

Er fiel zu Boden und betete an

Inmitten seiner Trauer beschloss auch Hiob, Gott trotz seiner Umstände und Gefühle anzubeten. Wir könnten sagen, dass dies in der Tat reine Anbetung war und Gott sehr verherrlichte. Später in diesem Buch, wenn in und um Hiob ein geistlicher Kampf ausgetragen wird, scheint er sich sehr weit von diesen Worten der Anbetung zu entfernen. Es ist jedoch wichtig, sich daran zu erinnern, dass die erste Reaktion eines Mannes oft sehr aufschlussreich ist und offenbart, was sein Herz wirklich beherrscht. Anbetung war Hiobs erste Reaktion auf seine Krise.

Tägliche christliche Andacht

Hiob 1,21: Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen. Der Name des Herrn sei gelobt!

Hiob 1:21: ‭Nackt bin ich aus dem Leib meiner Mutter gekommen, nackt gehe ich wieder dahin. Jahwe hat gegeben und hat es wieder genommen. Gelobt sei der Name Jahwes.

Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen

Hiob analysierte seine Situation auf göttliche und weise Weise. Hiob verstand, dass: Er kam mit nichts auf diese Welt, also war alles, was er hatte, tatsächlich ein Segen aus der Großzügigkeit Gottes. Wenn er jetzt weniger hatte, war es immer noch mehr, als er in diese Welt kam und mehr, als er in die jenseitige Welt mitnehmen würde. Sein früherer Wohlstand war nicht auf Glück oder bloße menschliche Genialität zurückzuführen; es war wegen des großen und mächtigen Segens Gottes auf seinem Leben. 

„Ich freue mich sehr darüber, dass Hiob überall die Hand Gottes erkannt hat, die . Er sagte: Der Herr hat es gegeben. Er sagte nicht: ‚Ich habe mir alles verdient. Er sagte nicht: Da sind alle meine hart verdienten Ersparnisse weg. Wir sollten niemals denken, dass die guten Dinge dieser Welt von der Erde zu uns kommen; sie kommen vom Himmel.

Sie kommen als Geschenke zu uns ; das heißt, sie sind unverdient. Dies zu wissen, versüßt den Wert von allem, was wir haben; Dinge sind wertvoller, weil sie Geschenke eines liebenden Gottes sind. Es ist leicht, Gott etwas zurückzugeben, wenn wir wirklich verstehen, dass alles, was wir haben, von ihm kommt. Wir müssen immer den Geber anbeten und nicht die Gaben. Der Geber ist größer als die Gaben, die er gibt.

Hiobsbotschaften

Gott erlaubt es dem Satan, ihn auf eine furchtbare Art anzugreifen: an einem einzigen Tag verliert er alle seine Kinder und seinen gesamten Besitz. Auch wenn der heutige Vers sehr abgeklärt wirkt, Hiob trauert. Hiob wird 42 Kapitel lang mit Gott ringen, ehe er wirklich Frieden findet. Sich fügen in Gottes Willen, kann sehr schwer sein. Auch Christen erleben Rückschläge und Katastrophen. In diesen Prüfungen den Glauben nicht zu verlieren, darum geht es. Wie reagieren wir, wenn das Leben hässlich wird? Was, wenn uns genommen wird, woran unser Herz hängt?

Worte von Franz von Sales

Möchten doch auch wir alles aus der Hand des Herrn annehmen, das Gute wie das Böse, Freud wie Leid, dabei immer den Gesang der Liebe anstimmen: „Der Name des Herrn sei gebenedeit!“ und ihn auf der gleichen Melodie heiliger Gelassenheit singen. Sind wir so glücklich, in diesem Sinn zu handeln, dann wird ein großer Friede in uns sein. Wir wollen nicht den Menschen gleichen, die den Kopf hängen lassen, wenn die innere Freudigkeit fehlt, und gleich wieder trällern, wenn sie wieder da ist. Franz von Sales

Der Name des Herrn sei gelobt!

In diesen Worten liegt eine völlige Unterwerfung unter Gott und ein Bekenntnis zu seiner Güte und Gerechtigkeit, auch da er so hart von seiner Hand geschlagen wird. Dass Hiob in all seiner Trauer damit angefangen hat, Gott in den höchsten Tönen zu preisen, ist aber schon bemerkenswert. Keine Spur von Verbitterung, sondern Dankbarkeit für alles, was er bis vor kurzem noch besaß und genießen konnte. Hiobs erstaunliche Reaktion macht also deutlich, dass Satan mit seiner Voraussage, Hiob werde Gott abschwören, völlig danebenlag.

Hiob 1,22: Obwohl dieses Leid über ihn hereinbrach, versündigte Hiob sich nicht. Kein böses Wort gegen Gott kam über seine Lippen.

Hiob 1:22: ‭Bei alldem sündigte Hiob nicht und schrieb Gott nichts Ungebührliches zu.

Festhalten an Gott

Gott hält uns in Hiob einen Spiegel vor, worin wir sehen können: Man muss sein Elend nicht noch schlimmer machen, als es ist, und sich nicht verweichlichen, dass man denkt: Schlimmer als ich hat ´ s niemand! Wir müssen immer denken: Ja, mein Elend drückt mich hart, aber das kommt daher, dass ich so weichlich bin. Und was sollte wohl aus mir werden, wenn mein Gott mir nicht seine Hand böte? Es gibt wohl andere und schlimmere Plagen, als ich sie leiden muss, und Gott weiß in seinem Betrüben Maß zu halten. Jean Calvin

Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zum Buch Hiob


Das war eine Auslegung und ein Kommentar zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch Hiob 1. Kapitel


Hiob 1