Lukas Evangelium Lk 7. Kap.: Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 7. Kap.
Inhaltsverzeichnis
Zum Lukas Evangelium Lk 7. Kap.
Das Lukas Evangelium Kapitel 7 erzählt von einem römischen Hauptmann, der um die Heilung seines Dieners bittet und Jesu Autorität erkennt. Es folgen Berichte über die Auferweckung des Sohnes einer Witwe und die Zweifel des Johannes des Täufers an Jesu Identität. Dieses Kapitel zeigt Jesu Macht über Krankheit und Tod sowie die Bestätigung seiner Rolle als Messias.
Lk 7,1-10: Röm. Beamter hat Glauben
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 7,1-10
Parallelstellen: Mt 8,5-13
Lk 7,1: Nachdem er aber vor den Ohren des Volkes alle seine Reden beendet hatte, ging er hinein nach Kapernaum.
Lk 7,2: Und ein Knecht eines Hauptmanns, den jener schätzte, lag krank und war am Sterben.
Der gute Hauptmann
Der Zenturio hatte eine ungewöhnliche Einstellung zu seinem Sklaven. Nach römischem Recht hatte ein Herr das Recht, seinen Sklaven zu töten, und es wurde erwartet, dass er dies tun würde, wenn der Sklave krank oder so verletzt wurde, dass er nicht mehr arbeiten konnte.
Lk 7,3: Als er aber von Jesus hörte, sandte er Älteste der Juden zu ihm mit der Bitte, er möge kommen und seinen Knecht retten.
Das Verhalten der Ältesten
Das war für die Ältesten eine seltsame Situation. Sie glaubten nicht an Jesus, doch ihre Freundschaft zu dem Hauptmann zwang sie, in der Zeit der Not zu Jesus zu gehen. Sie sagten über den Hauptmann: Er ist würdig. Doch als der Hauptmann Jesus begegnete, sagte er: Ich bin nicht würdig. Damit meinte er: Ich bin nicht wichtig genug.
Lk 7,4: Als diese zu Jesus kamen, baten sie ihn eindringlich und sprachen: Er ist es wert, dass du ihm dies gewährst,
Starker Glaube und große Demut
Der Zenturio war ein bemerkenswerter Mann. Die Ältesten sagten, er sei würdig; er sagte, er sei nicht würdig. Sie lobten ihn für den Bau eines Gotteshauses; er fühlte sich unwürdig, dass Jesus in sein Haus kommen würde. Sie sagten, er verdiene es; er fühlte sich unwürdig. Starker Glaube und große Demut sind durchaus miteinander vereinbar.
Lk 7,5: denn er hat unser Volk lieb, und er hat uns die Synagoge erbaut.
Im Zentrum steht die Liebe
Zwei Eigenschaften des Hauptmanns stechen hervor. Es ging ihm nicht darum, dass der Diener wieder seinen Dienst erfüllt, sondern es ging ihm um seine Person („er schätzte ihn sehr“). Und diese Liebe beschränkt sich nicht auf wenige Personen, sondern weitet sich auf das „ganze Volk“ aus: „Er liebt unser Volk“. Nikolaus Klemeyer
Lk 7,6: Da ging Jesus mit ihnen hin. Und als er schon nicht mehr fern von dem Haus war, schickte der Hauptmann Freunde zu ihm und ließ ihm sagen: Herr, bemühe dich nicht; denn ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach kommst!
Die Haltung
Dieses Evangelium wird in vieler Hinsicht und zu Recht mit der Glaubenshaltung des Hauptmanns in Verbindung gebracht. Sein Glaube ist bewundernswert und ein großes Vorbild für mich. Bemerkenswerter ist jedoch, dass der Hauptmann zunächst einige jüdische Älteste zu Jesus schickt. Bevor Jesus in sein Haus eintreten kann, sendet er auch Freunde. Hinter der Begründung, nicht würdig zu sein, verbirgt sich, neben einer einfachen und großen Demut, die Zuwendung zu seinem Diener. Ihm geht es nicht um eine offizielle Begegnung mit dem großen Meister, sondern einzig und allein um die Genesung seines geliebten Dieners. Diese Liebe zu einem anderen Menschen bewegt das Herz Gottes. Ilona Kies
Lk 7,7: Darum hielt ich auch mich selbst nicht für würdig, zu dir zu kommen; sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund!
Glaube und Umsicht des Hauptmanns
Der Hauptmann wusste, dass es für diesen prominenten Rabbi ein Problem sein könnte, in sein Haus zu kommen, also ließ er seine Freunde Jesus auf dem Weg dorthin treffen sagen, dass es für ihn nicht notwendig war, den ganzen Weg bis zum Haus zu kommen. Der Hauptmann zeigte großen Glauben an Jesu Wort. Er verstand, dass Jesus mit seinem Wort genauso leicht heilen konnte wie mit einer Berührung.
Große Demut des Hauptmanns
Der Hauptmann verfügt nicht nur über einen starken Glauben; er besitzt auch große Demut. Seine Demut war nicht vorgetäuscht, denn die Situation war für ihn zu bedeutend, als dass er Demut vortäuschen konnte, zumal Jesus bereits zugesagt hatte, zu kommen und seinen Diener zu heilen. Seine Demut ist auch nicht die Folge geringer Selbstachtung.
Vielmehr ist ein gewaltiges Vertrauen in seinem Verhalten Jesus gegenüber sichtbar. Seine Demut entspringt einem Vertrauen, das versteht, wer Jesus ist. Das ist die Demut, zu der uns die Kirche einlädt, wenn wir unserem Herrn in der heiligen Kommunion innerhalb der heiligen Messe begegnen: Herr, du bist viel zu groß, um zu mir zu kommen, aber ich danke dir für dein Kommen, denn ohne dich würde ich sterben. Shawn Aaron
Sprich nur ein Wort
Gottes Wort ist allmächtig. Es spendet Licht: Gott sprach: Es werde Licht und es ward Licht. Es ist lebenspendend: Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Dieses Wort ist nicht nur kraftvoll, es ist schöpferisch wirksam. Es erschafft aus dem Nichts. Kein Mensch wird je in der Lage sein, etwas aus dem Nichts zu erschaffen. Der Hauptmann jedoch glaubte an die Macht des Wortes, das aus Jesu Mund hervorging. Er wusste: Wenn Jesus ein Wort spricht, wird es wahr. Heilung kann geschehen, wenn wir glauben. Ilona Kiesö
Lk 7,8: Denn auch ich bin ein Mensch, der unter Vorgesetzten steht, und habe Kriegsknechte unter mir; und wenn ich zu diesem sage: Geh hin!, so geht er; und zu einem anderen: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er’s.
Ein Römer mit Gottesliebe hinter der Rüstung
Der Zenturion (das ist weit mehr als ein deutscher „Hauptmann“, denn der Anführer einer Hundertschaft) ist doch ein rechter Militär: „Geh“ oder „Komm“ so befiehlt er, und so gehorcht man. Denn so ist das eben bei den römischen Legionären. Und er glaubt fest an die Macht der Autorität, die er bei Jesus allemal verspürt: „Sprich nur ein Wort und mein Diener wird gesund.“ Aber hinter der Rüstung verborgen schlägt ein Herz aus Fleisch und Blut. Ein Menschenherz, das sich Gott geöffnet hat, mit Glaubenskraft zudem. So wie es heute im Psalm steht: „Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude.“ Und obwohl sein Kaiser sein Gott ist, ist er auch ein Freund der gläubigen Juden. Hat eine Synagoge für die Israeliten gebaut, anstatt aufgrund seiner Stellung als Besatzer das Volkes auszubeuten. Christoph Kunkel
Lk 7,9: Als Jesus das hörte, verwunderte er sich über ihn und wandte sich um und sprach zu der Menge, die ihm nachfolgte: Ich sage euch: Einen so großen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden!
Nicht einmal in Israel…
Manchmal beschränken wir selbst unsere menschlichen Erwartungen, wo wir glauben Gott finden zu können und was wir von ihm erwarten können. Gott aber hat keine Grenzen. Er kann genauso gut die ‐ in unseren Augen ‐ überraschendste Person wählen. Der Hauptmann, der gläubige „Goi”, ist ein Zeichen dafür, dass der Heilige Geist in allen Menschen wirkt und sie zur Kenntnis der Wahrheit und zur Liebe für die Wahrheit führt. Der Grad der Demut eines Menschen bestimmt ganz direkt seine Fähigkeit, Gott zu kennen und zu erkennen. Robert Presutti
Wer aber hatte in ihm den Glauben bewirkt, als Jener, welcher ihn bewunderte?
Wenn auch ein Anderer ihn bewirkt hätte, warum sollte sich der Allwissende wundern? Indem also Christus sich wunderte, so drückt er aus, daß es für uns wunderbar sei; denn alle diese Gefühle, welche von Gott ausgesagt werden, sind keine Zeichen eines bestürzten Geistes, sondern des lehrenden Meisters. Goldene Perle.
Lk 7,10: Und als die Abgesandten in das Haus zurückkamen, fanden sie den kranken Knecht gesund.
Lk 7,11-17: Jesus erweckt Sohn einer Witwe
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 7,11-17
Lk 7,11: Und es begab sich am folgenden Tag, dass er in eine Stadt namens Nain ging, und mit ihm zogen viele seiner Jünger und eine große Volksmenge.
Lk 7,12: Wie er sich aber dem Stadttor näherte, siehe, da wurde ein Toter herausgetragen, der einzige Sohn seiner Mutter, und sie war eine Witwe; und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie.
Der Tod und die Gemeinschaft
Der Tote wird aus der Stadt gebracht. Neben der persönlichen Trauer, die sich beim Tod eines Angehörigen einstellt, wird auch immer eine bisher vorhandene Gemeinschaft erschüttert und getroffen. Der junge Mann hatte eine persönliche Beziehung zur Mutter, aber er war für sie und andere Mitglieder der Familie und des Freundeskreises auch Teil der Gemeinschaft und Gesellschaft. So ist das Heraustragen aus der Stadt auch ein Zeichen dafür, dass der Tod eines Menschen ein „Loch“ in die Gesellschaft bzw. Gemeinschaft reißt. Nikolaus Klemeyer
Der Tod führt zu Einsamkeit
Mit dem Kommentar, dass er der einzige Sohn einer Witwe war, wird die doppelte Einsamkeit spürbar, die hier durch den Tod entsteht. Die Witwe kann ihr nicht einfach entkommen, auch wenn viele Leute sie begleiten. Der Tod schafft eine Einsamkeit, die nicht durch die Gegenwart einer Menge ausgeglichen werden kann. Nikolaus Klemeyer
Leben und Tod begegnen sich
Was passiert hier vor den Toren der Stadt Naïn? Es findet eine Begegnung statt zwischen einem Leichenzug, denn der einzige Sohn einer Mutter war gestorben, und einem „Heilszug“, der Leben spendete und aus einer großen Menschenmenge bestand, die Jesus folgte. Diese beiden Personengruppen stoßen aufeinander. Der Tod des Sohnes hat alle innerweltliche Heilshoffnung dieser Mutter zerstört, denn, wir lesen, dass sie eine Witwe ist, und somit hat sie jetzt niemanden mehr, der für sie sorgen könnte. Also, nicht nur seelisches Leid um den Verlust ihres geliebten Kindes, sondern auch blanke existentielle Angst dürfte sie ergriffen haben. Ellen Charlotte Petermann
Lk 7,13: Und als sie der Herr sah, hatte er Mitleid mit ihr, und er sprach zu ihr: Weine nicht!
Lk 7,13: Als Jesus, der Herr, die Frau sah, war er von ihrem Leid tief bewegt. Weine nicht!, tröstete er sie.
Weine nicht!
Es gibt viele Gründe für Verzweiflung. Für so viele Schwierigkeiten im Leben gibt es kein menschliches Heilmittel. Besonders, wenn es um Leben und Tod geht, erlebe ich mich zu schwach, um anderen zu helfen. Die Liebe aber, die ich im Herzen trage, leidet mit denen, die jemanden verlieren. Jesus aber bietet eine andere Sichtweise: „Weine nicht.”
Seine unendliche Macht befreit uns aus tragischen, menschlichen Begrenztheiten. „Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind” (Röm 8,28). Jesus ruft mich vor allem dazu auf, zu hoffen gegen alle Hoffnung. Er handelt, er tritt als Erlöser für mich ein.
Dieses „Weine nicht” hat das Gewicht eines Befehls. Wie endgültig Leiden und Tod auch erscheinen mögen, letztlich offenbart Jesus eine Leben spendende Liebe: „Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal” (Offb 21,4). Die Witwe von Naïn empfängt eine unbegreifliche Gnade in ihrem Leid. Auch ich soll auf Christi Liebe zu mir und meinen Lieben vertrauen. Shane Lambert
Weine nicht
Wenn Christus da ist, dann gibt es keinen Grund für Traurigkeit. Sogar die schlimmsten Tragödien geben uns Anlass zur Hoffnung. Kummer entsteht aus dem Gedanken, dass wir den Schwierigkeiten des Lebens alleine gegenüberstehen und dass die Herausforderungen unsere Fähigkeiten übersteigen. Wenn Christi Anwesenheit nicht Realität wäre, dann hätten wir sicherlich oft Grund, bitterlich zu weinen. Aber Christus ist da! Auch wenn es uns nicht immer bewußt ist, der Herr ist immer bei uns, um uns Kraft zu geben. Der junge Mann, den Christus auferweckt hat, wird irgendwann wieder sterben, aber in diesem Wunder ging es Christus darum, uns zu zeigen, dass er das Unmögliche möglich machen kann. Es ist eine Einladung, auf die Fülle des Lebens und Gottes Gnaden zu hoffen. Robert Presutti
Ein Gott, der mit-leidet
Der heilige Lukas zeigt uns Jesus wieder einmal von seiner ganz persönlichen Seite. Er sitzt nicht am Schreibtisch und ist mit dem „Tagesgeschäft“ der Rettung der Menschheit beschäftigt, sondern er geht zu Fuß nach Naïn. Dort sieht er eine Mutter, die um ihr einziges Kind trauert. Sie ist auch noch Witwe. Christus empfindet Mitleid. Papst Benedikt XVI. sagte einmal, Gott kann nicht leiden, aber er kann „mit-leiden“. Hier spüren wir das Herz Jesu. Er zeigt uns, wie wichtig jeder von uns für ihn ist. Er sieht uns und was er sieht, interessiert ihn wirklich. Was für einen tollen Gott haben wir, der mit uns mit-leidet. Daniel Weber
Ich begegne einem Menschen, der leidet
Ich versuche ein Gefühl der Anteilnahme am Wohlergehen dieses Menschen zu empfinden und den Wunsch, dass sein Leiden aufhört oder gemildert wird. Beim Einatmen stelle ich mir vor, dass ich sein Leiden als dunkle schwarze Wolke in mich aufnehme. Beim Ausatmen stelle ich mir vor, dass aus mir Liebe, Stärke, Mut, Zuversicht und Freude zum anderen fließen. Nehmen den Schmerz als eine dunkle Wolke wahr, die sich im strahlenden Licht deines Herzens auflöst. Ich bleibe ganz ruhig, während mein Herz Freude und Liebe ausstrahlt.
Wahre Nächstenliebe ist mehr als die Fähigkeit zum Mitleid, sie ist die Fähigkeit zur Zuneigung. Liebe zum Nächsten ist der Schlüssel zur Lösung der Probleme unserer Welt. Martin Luther King
Lk 7,14: Er ging zu der Bahre und legte seine Hand darauf. Die Träger blieben stehen. Jesus sagte zu dem Toten: Junger Mann, ich befehle dir: Steh auf!
Berührt durch Jesus
Darum aber vollbrachte er das Wunder nicht durch das Wort, sondern auch durch die Berührung der Bahre, damit du erkennest, der heilige Leib Christi bewirke das menschliche Heil. Dein er ist der Leib des Lebens und das Fleisch des allmächtigen Wortes, dessen Macht es hat.
Steh auf
Großes Mitleid bestimmt das Handeln Jesu: Er hält den Trauerzug an, indem er die Bahre berührt, und bewegt vom großen Erbarmen mit dieser Mutter beschließt er, dem Tod sozusagen Auge in Auge entgegenzutreten. Und am Kreuz wird er ihm endgültig Auge in Auge entgegentreten. Wie zu dem verstorbenen jungen Mann, sagt er allen: Ich befehle dir: Steh auf! Zu jedem von uns sagt er: Steh auf! Gott will, dass wir aufrecht stehen. Er hat uns dazu erschaffen, aufrecht zu stehen: Daher führt das Mitleid Jesu zu jener Geste der Heilung – um uns zu heilen –, deren Schlüsselwort lautet: Steh auf! Stell dich aufrecht hin, so wie Gott dich erschaffen hat
Lk 7,15: Und der Tote setzte sich auf und fing an zu reden; und er gab ihn seiner Mutter.
Christus weckt von den Toten auf
Die Antwort Christi, die Auferweckung des Jünglings, beinhaltet mehr als die bloße Wiederherstellung seines Lebens. Mit der Auferweckung ihres Sohnes wird der Witwe wieder eine Lebensperspektive vermittelt, eine Wiedereingliederung in die Gemeinschaft und somit ein Lebensraum, in dem sie aufgehoben ist. All das möchte Christus uns mit der Auferweckung unserer Seele vom Tod der Sünde vermitteln. Nikolaus Klemeyer
Lk 7,16: Da wurden sie alle von Furcht ergriffen und priesen Gott und sprachen: Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden, und: Gott hat sein Volk heimgesucht!
Mögliche Fragen für mich
Es ist ja eigentlich schon ziemlich spektakulär, was die Menschenmenge zu sehen bekommt: Eine Totenauferweckung! Dennoch realisieren die Menschen nicht, dass Gott es ist, der ihnen in der Gestalt Jesu Christi begegnet und dieses Wunder wirkt. Wie ist es mit mir? Sehe ich die vielen kleinen unscheinbaren Beweise von Gottes Anwesenheit in meinem Leben, oder erwarte ich großartige Beweise, ja eventuell sogar ein solches Wunder? Ist nicht ein liebevoll gesprochener Satz eines Freundes, oder die unerwartet positive Wendung eines Problems auch Gottes Fügung? Erkenne ich das? Bin ich dankbar dafür, oder ist es selbstverständlich? Ellen Charlotte Petermann
Gott hat sein Volk besucht
Bei seiner Geburt wird der Sohn Gottes, der unsere Menschennatur angenommen hat, „Emmanuel” genannt: „Gott mit uns”. Unser Retter wird uns gleich nicht nur im Leben und in der Gnade; er wird für uns zur Sünde und gibt sein Leben hin, um uns zu erlösen. „Gott hat sein Volk besucht” trifft auch auf die Sünder zu: jene, die den Tod als letzte Folge der Sünde, der Erbsünde wie der persönlichen Sünden, erleiden.
Ich kann jubeln, denn Gott findet mich, wo ich bin, er heilt mich und macht mich neu für das ewige Leben. Wenn ich so viel Liebe bekommen habe, sollte ich mit Liebe darauf antworten. Christus hat sein Leben für mich hingegeben. Christus ist mein Leben. Ich sollte die Liebe Christi zu anderen bringen; so wie ich sie erfahren habe. Shane Lambert
Lk 7,17: Und diese Rede über ihn verbreitete sich in ganz Judäa und in der ganzen Umgegend.
Lk 7,18-35: Zweifel des Täufers
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 7,18-35
Parallelstellen: Mt 11,1-19
Lk 7,18-23: Die Frage des Johannes des Täufers
Lk 7,18: Und die Jünger des Johannes berichteten ihm von dem allem.
Lk 7,19: Und Johannes rief zwei seiner Jünger zu sich, sandte sie zu Jesus und ließ ihn fragen: Bist du derjenige, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?
Müssen wir auf einen andern warten?
Trotz seiner geistigen Reife ist Johannes verwirrt, weil sich Gottes Plan anscheinend so zögerlich erfüllt. Er glaubte von ganzem Herzen, dass Jesus der Messias ist, wie es ihm vom Heiligen Geist offenbart worden war. Aber es geschah nichts Bedeutendes. Er zweifelte nicht an Gott; er zweifelte an seiner eigenen Situationseinschätzung. Aus diesem Grund schickt er Boten zu dem, der ihm allein eine Antwort auf seine Frage geben konnte. Seine geistige Reife zeigt sich darin, dass er nicht bei seinen Zweifeln stehen bleibt, sondern zur Quelle geht, welche seine Lage klären kann. Wenn in unserem geistlichen Leben manches unklar ist, müssen wir zu den Quellen gehen, welche Jesus uns in seiner Kirche zurückgelassen hat: das Gebet, die Sakramente, die geistliche Führung, die Heilige Schrift und die heilige Überlieferung. Shawn Aron
Lk 7,20: Als nun die Männer zu ihm kamen, sprachen sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt und lässt dich fragen: Bist du es, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?
Erklärungen für das Verhalten des Johannes des Täufers
Johannes der Täufer schickt zwei seiner Jünger zu Jesus mit der Frage, ob er der Messias ist oder nicht. Hat er nicht kurze Zeit zuvor Jesus im Jordan getauft? Hat er nicht gesehen, wie sich der Himmel geöffnet hat und der Heilige Geist wie eine Taube auf Jesus herabgestiegen ist? Hat er nicht die Stimme vom Himmel gehört, die sprach: Das ist mein geliebter Sohn?
Hat er nicht selbst gesagt, Jesus sei das Lamm Gottes, und sogar bezeugt, dass er der Sohn Gottes ist? Und trotz allem diese Frage. Es gibt zumindest zwei denkbare Erklärungen dafür. Die eine ist, dass solche Glaubenszweifel selbst nach deutlichen Erfahrungen tatsächlich möglich sind. Auch eine heilige Therese von Lisieux hat am Ende ihres Lebens, als sie längst auf mystischen Höhen des inneren Lebens angekommen war, noch starke Zweifel. Bertalan Egervári
Der Grund für solche Glaubenszweifel liegt in der Natur des Glaubens
Er ist ein reines Geschenk Gottes. Wenn Gott den Glauben gibt, dann können wir ihn üben und nach ihm leben. Gibt er ihn aber noch nicht, dann können wir uns nur darum bemühen und darum bitten. Allerdings will Gott den Glauben geben! Wie sollen wir uns im Falle eines Zweifels aber verhalten? Nun, wir sollten jeden Glaubenszweifel zuerst dem vortragen, der ihn lösen kann: Jesus, und den Zweifel so im Gebet entgegentreten.
Wir sollten es also dem Täufer gleichtun und Jesus oder jemandem, der Jesus dient, unsere Frage vortragen und so Hilfe empfangen. Und wir können den Katechismus lesen oder über unsere Frage sprechen. Jedenfalls gibt uns der Glaube, den Gott schenkt, eine Art innere „Gewissheit“. Der Glaubenszweifel dagegen ist eine Versuchung, die diese Gewissheit erschüttert. Suchen wir immer wie der Täufer, diese Gewissheit zurückzuerhalten. Bertalan Egervári
Lk 7,21: Zu derselben Stunde aber heilte er viele von Krankheiten und Plagen und bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht.
Lk 7,22: Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde werden sehend, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird das Evangelium verkündigt.
Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt
Jesus lässt seine Worte von mächtigen Taten und Wundern begleiten, welche zum Ausdruck bringen, dass das Himmelreich in ihm gegenwärtig ist und welche beweisen, dass er der verheißene Messias ist” (Katechismus der Katholischen Kirche, 547). Jesus weiß, dass Johannes durch seinen tiefen Glauben Gottes Werk in seinen Taten erkennen wird, sobald ihm davon berichtet werden wird. Gleichzeitig wendet Jesus diese Jünger, indem er ihre Aufmerksamkeit auf die vollbrachten Wunder richtet, von der Erwartung eines politischen Befreiers hin zu der Erwartung eines wahren Retters der Seelen, der gekommen ist, um sie von der Sünde, dem wahren Übel, zu befreien. Shawn Aron
Lk 7,23: Glückselig ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir!
Lk 7,23: Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt.
Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt
Das Wissen darum, dass man das Kreuz tragen und Prüfungen mit Geduld ertragen muss, heißt noch nicht, dass man dieses Wissen auch in die Tat umsetzt. Das Kreuz ‐ Versuchungen, Rückschläge, und Missverständnisse ‐ können uns manchmal unerwartet treffen. Es gibt Augenblicke im Leben, wo wir in unserem Herzen die stille Frage stellen können: „Herr, was tust du; wo bist du in all diesen Dingen?” Diese Frage zeigt uns, dass wir gelegentlich mit Gottes Wegen nicht vertraut sind. Gott erzieht uns manchmal auch durch Leiden, aber seine Erziehung beruht immer auf seiner Liebe. Wir können manchmal enttäuscht sein, dass nicht alles so läuft, wie wir es gerne hätten. Jesus hat uns niemals versprochen, dass wir nicht leiden müssen. Ebensowenig hat er uns versprochen, dass wir alle Kämpfe gewinnen würden. Aber er hat uns versprochen, dass er uns immer treu bleiben werde und dass wir ihn für immer im Himmel besitzen werden, wenn wir mit ihm im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe verbunden bleiben, besonders in den schweren Momenten unseres Lebens. Shawn Aron
Denn das Kreuz könnte auch für die Auserwählten zum Ärgernis sein
Aber für seine Gottheit ist dieses der größte Beweis. Denn nichts scheint mehr über das Menschliche hinauszugehen, als daß sich Einer für die ganze Welt darbringt.
Lk 7,24-30: Der Herr zeugt des Johannes
Lk 7,24: Und als die Boten des Johannes weggegangen waren, fing er an, zu der Volksmenge über Johannes zu reden: Was seid ihr in die Wüste hinausgegangen zu sehen? Ein Rohr, das vom Wind bewegt wird?
Schwanken im Wind
Ein Schilfrohr ist völlig den Launen des Windes ausgesetzt. Kommt der Wind von links, neigt es sich nach rechts; kommt er von rechts, neigt es sich nach links. Johannes hat sich nicht mal nach hier, mal nach da geneigt, sondern stand felsenfest in seinem Reden und Tun. Er ließ sich von den Menschen nicht beeinflussen, hatte keine Angst vor den Repressalien der Mächtigen, auch über seine Gefühlslage und Stimmungsschwankungen war er Herr.
Warum blieb er fest in der Wahrheit? Er wusste, dass Gott sie ihm geoffenbart hatte. Ebenso besitzen auch wir die von Gott geoffenbarte Wahrheit. Sicher, wissenschaftlich beweisen lässt sie sich nicht, denn dazu ist die Wissenschaft (unsere Vernunft) zu kurzsichtig. Gott und Glaube stehen über der bloß diesseitigen Empirie. Aber wir haben moralische Gewissheit, denn wir kennen den Herrn und die vielen Argumente für den Glauben. Stehen wir also zur Wahrheit und seien wir kein Spielball der Meinungen. Bertalan Egervári
Lk 7,25: Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen, mit weichen Kleidern bekleidet? Siehe, die in herrlicher Kleidung und Üppigkeit leben, sind an den Königshöfen!
Zur Person Johannes des Täufers
Weder eine gut ausgestattete Garderobe noch reichhaltiges Essen gehörten zum Leben des Täufers. Er wohnte in der Wüste und besaß so gut wie nichts. Und doch besaß er mehr als alle anderen. Die Menschen spürten das und kamen in Scharen zu ihm. Er fand zum Leben, indem er auf das Nötige zum Leben verzichtete.
Das wahre Leben, das von Gott kommt und Gott ist, erschließt sich uns besonders in der Bedürftigkeit und Schwäche. Wie sollen wir erkennen, dass wir völlig auf Gott angewiesen sind, wie bemerken, dass unsere Seele ihn braucht wie die Luft zum Atmen? Wer materiell im Überfluss lebt, ist dadurch oft wie betäubt und erkennt nicht den großen Mangel seiner Seele. Materielle Bedürftigkeit hilft uns, den Blick auch auf die seelischen Nöte zu richten. Jesus sagt ja: „Selig, die arm sind vor Gott. Bertalan Egervári
Lk 7,26: Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: einen, der mehr ist als ein Prophet!
Lk 7,27: Dieser ist’s, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.
Der Bote Johannes der Täufer
Ein Prophet wird von Gott erwählt, um das Volk zur Bekehrung zu rufen. Es sollte zum Leben der Gebote zurückkehren, gemäß dem Bund, den es mit Gott geschlossen hat. Aber ohne es zu wissen, haben die Propheten noch mehr getan: Sie haben auf Jesus hingewiesen. Die fünf Bücher des Mose schreiben über Jesus, ja sogar die gesamte Heilige Schrift.
Es ist interessant, das Alte Testament zu lesen und darin Hinweise auf Jesus zu suchen. Johannes hatte die besondere Berufung, noch mehr zu tun, als nur aus der Ferne auf Jesus hinzuweisen. Er durfte direkt auf ihn weisen und ihm den Weg bereiten. Die Befolgung seiner Botschaft der Umkehr macht uns Menschen bereit für eine echte, innerliche Begegnung mit dem Erlöser. Bertalan Egervári
Wir selbst sind auch Boten
Unser Leben erfahren wir dann als lebenswert, wenn wir eine sinnvolle Aufgabe haben, wenn wir wissen wozu wir da sind, wozu unser Leben gut ist. Eine christliche Aufgabe ist es, Bote und Wegbereiter Jesu zu sein in unserer Zeit zu sein. Christ sein ist keine Fertigkeit, die biologisch weitergegeben wird. Jede Generation muss neu dafür gewonnen werden. Jesus braucht daher Wegbereiter und Boten, er braucht dich!
Die Welt braucht keine Angstmacher, sondern Hoffnungsboten. Peter Hahne
Lk 7,28: Denn ich sage euch: Unter denen, die von Frauen geboren sind, gibt es keinen größeren Propheten als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Reich Gottes ist größer als er.
Lk 7,29: Und das ganze Volk, das ihn hörte, und die Zöllner gaben Gott recht, indem sie sich taufen ließen mit der Taufe des Johannes;
Lk 7,30: Die Pharisäer aber und die Gesetzesgelehrten verwarfen den Ratschluss Gottes, sich selbst zum Schaden, indem sie sich nicht von ihm taufen ließen.
Lk 7,30: Doch die Pharisäer und die Gesetzeslehrer haben den Willen Gottes missachtet und sich von Johannes nicht taufen lassen.
Sie haben den Willen Gottes missachtet
Die Arroganz der Pharisäer und ihr Von-sich-selbst-eingenommen-Sein machten es ihnen unmöglich, sich selbst als bedürftige Sünder anzuerkennen und Christus als Erlöser anzunehmen. Das Schlimme daran fasst Jesus ins Wort, wenn er dazu sagt: Sie haben den Willen Gottes missachtet – sein wunderbarer Plan für ihr Leben konnte also nicht verwirklicht werden. Wie nötig habe auch ich echte Umkehr, damit in meinem Leben nicht etwas Ähnliches geschieht! Valentin Schmidts
Lk 7,31-35: Flötenspiel der Klagelieder
Lk 7,31: Und der Herr sprach: Wem soll ich nun die Menschen dieses Geschlechts vergleichen? Und wem sind sie gleich?
Die Enttäuschung Jesu
Schon zu Beginn seiner Rede ist Jesu Emotion und Enttäuschung spürbar. Er signalisiert den Menschen ein Problem. Und dieses Problem sind sie selber. Er wird keine Geschichte zum Schmunzeln erzählen und auch keine Streicheleinheiten verteilen. Er wird den Menschen ins Gewissen reden. Er tut es mit einer Alltagsszene, einer ganz banalen Geschichte aus der Welt der Kinder. Ellen Charlotte Petermann
Lk 7,32: Sie sind Kindern gleich, die am Markt sitzen und einander zurufen und sprechen: Wir haben euch aufgespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben euch Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint!
Die Verschlossenheit der Pharisäer und Schriftgelehrten
Indem Jesus den armen Sündern das Heil gab, spielte er auf, aber die Pharisäer und Schriftgelehrten tanzten nicht, konnten nicht tanzen, weil sie sich vormals schon geweigert hatten, auf die Predigt des Johannes hin Buße zu tun (zu weinen). Beides, die Bußpredigt des Johannes und die Predigt Jesu, wurde von dem einem Geist, dem Heiligen Geist, gewirkt. Jesus machte die fröhlich, die Johannes zuvor traurig gemacht hatte; trauern und fröhlich sein durch die Wirkung des einen Geistes, das war Gott wohlgefällig. Johannes machte die Menschen traurig, indem er sie zur Buße rief: Sie sollten weinen über ihre Sünden und sich bessern. Nur diesen betrübten, geknickten Sünderlein, nicht den Selbstgerechten, konnte Jesus das Heil geben, sie wieder fröhlich machen
Lk 7,33: Denn Johannes der Täufer ist gekommen, der aß kein Brot und trank keinen Wein; da sagt ihr: Er hat einen Dämon!
Johannes der Täufer
Der Vorläufer Jesu war ein sehr asketischer Mensch. Er hat Jesus den Weg bereitet, Buße gepredigt und auch selbst danach gelebt. Auch in unserem geistlichen Leben ist es nötig, durch Askese unser Herz von falschen Gewohnheiten und Süchten zu befreien. Aber das ist eben nur der erste Schritt, um unser Herz bereit zu machen, die Freude und das Leben, das Jesus bringt, aufnehmen zu können. Wie falsch wäre es zu meinen, dass wir durch unsere eigene Anstrengung in der Askese zu Jesus gelangen könnten. Georg Rota
Lk 7,34: Der Sohn des Menschen ist gekommen, der isst und trinkt; da sagt ihr: Siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder!
Immer nur Kritik
Das Volk murrte. Eines der Themen, das sich wie ein roter Faden durch das Alte Testament zieht, ist die Unzufriedenheit des Volkes Gottes: Stete Antwort auf die Liebe und Fürsorge Gottes ist das Murren des Volkes. Gott scheint es ihm nie recht machen zu können. Eine Versuchung, der auch wir im Leben begegnen. Wenn etwas gelingt und gut läuft, dann wird Gott vergessen. Wenn etwas nicht nach unseren Vorstellungen läuft, dann ist er schuld.
Das Muster der Anklage bleibt das gleiche: Man machte schon damals Christus Vorwürfe, so auch heute der Kirche. Sie kann es niemandem recht machen. Irgendetwas gibt es immer auszusetzen. Aber steckt dahinter nicht oft die fehlende Bereitschaft, sich wirklich einmal auf Christus und seine Botschaft, deren Trägerin die Kirche ist, einzulassen? Denn die Botschaft Christi erfordert eine Lebensantwort. Nikolaus Klemeyer
Freund der Sünder
Er war kein Freund von Zöllnern und Sündern in dem Sinne, dass er wie sie war, oder in dem Sinne, dass er ihnen half, ihre Sünde zu begehen. Das meinten die religiösen Führer mit ihrer Anklage, und es war eine falsche Anklage. Er war ein Freund von Zöllnern und Sündern in dem Sinne, dass er sie liebte; Er verachtete sie nicht oder stieß sie weg. Er wollte ihnen wirklich helfen und sie von der Schuld, der Schande, der Macht und der Strafe ihrer Sünde befreien.
Jesus ist die wahre Freude des Lebens
Wenn unser Herz wirklich frei ist, werden wir fähig, die wahre Freude in uns aufzunehmen, die Jesus durch seine Gnade bringt. Er macht unsere Seele liebestrunken, erweckt in ihr einen unersättlichen Durst nach mehr, nach Vereinigung mit ihm. Diese Freude des geistlichen Lebens ist tiefer und nachhaltiger als jedes rein menschliche Vergnügen. Aber sie macht uns auch fähig, uns an dem, was Gott geschaffen hat, in richtiger Weise zu erfreuen. Wenn wir Jesus im Herzen tragen, wie können wir uns dann nicht freuen? Unsere Freude soll geradezu überquellen und ein Zeichen für unsere Mitmenschen sein, an dem sie erkennen können, dass wir authentische Christen sind. Georg Rota
Lk 7,35: Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern.
Gottes Weisheit steht über allem
Und doch hat die Weisheit recht behalten. Eine vielsagende Aussage, die uns immer wieder ermutigen darf. Gottes Weisheit ist erhabener und wird sich am Ende der Zeiten als wahr erweisen. Dies ist auch unsere Zuversicht. Die Verständnislosigkeit der Welt gegenüber unserem Glauben sollte uns nicht die Gewissheit nehmen, dass unser Glaube ganz der Wahrheit entspricht. Nikolaus Klemeyer
Lk 7,36-50: Sündige Frau salbt Jesus
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 7,36-50
Lk 7,36: Es bat ihn aber einer der Pharisäer, mit ihm zu essen. Und er ging in das Haus des Pharisäers und setzte sich zu Tisch.
Lk 7,37: Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war eine Sünderin; als sie hörte, dass er in dem Haus des Pharisäers zu Gast war, da brachte sie ein Alabasterfläschchen voll Salböl.
Christus erfahren
Die Sünderin „erfuhr“ davon, dass Christus im Dorf war. Wir haben sicherlich auch viel „erfahren“ über den Glauben. Aber das reicht nicht. Glaube ist nicht einfach nur eine Information, die man hört, schön findet, aber dabei bleibt es dann auch. Die Sünderin handelt. Die Information trifft ihr Herz und sie sucht Christus auf. Sie bewegt sich, bleibt nicht sitzen, beharrt nicht auf ihrer verkehrten Lebenssituation, sondern ist zur Umkehr bereit. Sie ist bereit, etwas an sich zu ändern. Gelebter Glaube drängt uns immer wieder zu diesem Schritt. Er verhindert, dass wir es uns einfach gemütlich machen. Nikolaus Klemeyer
Kühnheit der Frau
Es war kühn für eine Frau mit einem sündigen Ruf, in das Haus eines Pharisäers zu kommen, aber sie war bereit, alles zu tun, um ihre Liebe zu Jesus auszudrücken.
Der Wohlgeruch der Liebe
Die stadtbekannte Sünderin tritt von hinten, ganz verschämt und demütig an Jesus heran. Sie bringt ein Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl mit. Es ist das Öl der reumütigen Liebe. Es gibt wirklich keine Sünden, die Gott uns nicht vergeben kann, wenn wir uns voll Vertrauen und Reue an ihn wenden. Georg Rota
Lk 7,38: Die Frau ging zu Jesus, kniete bei ihm nieder und weinte so sehr, dass seine Füße von ihren Tränen nass wurden. Mit ihrem Haar trocknete sie die Füße, küsste sie und goss das Öl darüber.
Lk 7,38: Sie trat von hinten an das Fußende des Polsters, auf dem Jesus Platz genommen hatte, und brach in Weinen aus; dabei fielen ihre Tränen auf seine Füße. Da trocknete sie ihm die Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl.
Demut der Frau
Denn weil diese Frau die Makel ihrer Häßlichkeit sah, eilte sie zur Quelle der Barmherzigkeit, um sich zu waschen, ohne vor den Gästen zu erröten. Denn weil sie sich selbst im Innern heftig schämte, so hielt sie das für nichts, was sie äußerlich beschämen könnte. Betrachtet, von welchem Schmerze sie ergriffen ist, da sie selbst unter dem Mahl zu weinen sich nicht schämt. Sie zeigte aber ihre Unwürdigkeit, indem sie sich rückwärts mit niedergeschlagenen Augen stellte, mit aufgelösten Haaren seine Füße ergriff, sie mit Tränen benetzte, ihre betrübte Seele dadurch zu erkennen gab und um Verzeihung bat. Goldene Kette
Von hinten
Von hinten“ tritt die Sünderin an Jesus heran. Also sieht er sie nicht kommen, doch kein Moment der Überraschung, der Verlegenheit oder Ablehnung ist bei ihm zu spüren. Zwischen ihm und der Sünderin scheint vom ersten Moment der Begegnung an schon ein tiefes Verstehen zu sein. Diese Frau nähert sich ihm voller Vertrauen. Sie weint, sie demütigt sich vor ihm, sie zeigt ihm Liebe. Jesus aber schaut auf das, was hinter ihren Gesten liegt, was ihr Herz aussagt.
Er erkennt in ihr die erlösungsbedürftige und nach Erlösung hungernde Seele. Die Seele, die um ihr eigenes Elend aus der Sünde weiß, es ihm aber nicht verbirgt, weil sie auf sein Erkennen in Liebe hofft. Es ist diese Herzenshaltung, die eine Seele für Jesu Herz unwiderstehlich macht. In einer solch verwundeten, aber offenen Seele erkennt er seine Sendung. In ihr erkennt er sich, aber in sich erkennt er auch die Sünderin, denn er hat sie schon geliebt, bevor sie ihm begegnet ist. Er liebte sie von Uranfang an. Angelika Knauf
Liebe der Frau
Die Frau küßt die Füße, welche sie trocknete. Dies tun auch wir, wenn wir diese, welchen wir wohltun, eifrig lieben. Auch kann unter den Füßen das Geheimnis der Menschwerdung selbst verstanden werden. Wir küssen also die Füße des Erlösers, wenn wir das Geheimnis seiner Menschwerdung aus ganzem Herzen lieben. Goldene Kette
Lk 7,39: Als aber der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, sprach er bei sich selbst: Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er doch, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt, dass sie eine Sünderin ist!
Wenn dieser Mann ein Prophet wäre
Simon der Pharisäer ist nicht bewegt. Er hält sich für gerecht vor Gott und den Menschen. Die Szene mit der Frau veranlasst ihn nur dazu, an Jesus zu zweifeln: „Wenn dieser Mann ein Prophet wäre…” Echte Gerechtigkeit, sagt der heilige Gregor der Große, ist mitfühlend; falsche Gerechtigkeit aber reagiert entrüstet. Simon meint, dass er nicht der Vergebung bedarf. „Das, was einen Menschen von Gott trennt, ist Selbstgenügsamkeit.
Je besser ein Mensch ist, umso mehr erkennt er seine Sünde…. Man kann wirklich sagen, dass es die größte Sünde ist, wenn man sich keiner Sünde bewusst ist; das Erfahren von Hilfsbedürftigkeit aber wird die Tür zur Vergebung Gottes öffnen, denn Gott ist die Liebe, und der Liebe größter Ruhm ist es, gebraucht zu werden” (The Gospel of Luke, William Barclay, S. 95). Die Liebe Christi begnügt sich nicht damit, die Sünderin zurückgewonnen zu haben. Er möchte auch Simon für sich gewinnen. Und so tadelt er ihn behutsam für seine mangelnde Gastfreundschaft und versucht ihm so klar zu machen, dass auch er der Vergebung Gottes bedarf. Walter Schu
Zwei Kranke und nur eine Geheilte
Sieh, der wahrhaft bei sich stolze und scheingerechte Pharisäer lästert die Kranke wegen der Krankheit und den Arzt wegen der Heilung. Wir müssen aber, wenn wir einige Sünder sehen, uns selbst zuerst in ihrem Unglücke beweinen, weil wir entweder auf gleiche Weise gefallen sind oder fallen können. Wir müssen aber genau unterscheiden, weil wir Strenge gegen die Vergehen, Mitleiden aber gegen die Natur anwenden müssen. Denn wenn der Sünder gezüchtigt werden muß, muß der Nächste genährt werden.
Wenn er aber durch die Buße bereits das, was er beging, abtötet, so ist unser Nächster schon kein Sünder mehr, weil er das in sich straft, was die göttliche Gerechtigkeit züchtigt. Zwischen den zwei Kranken befand sich also der Arzt; aber der eine behielt in dem Fieber die Besinnung, der andere hatte sie verloren. Jene beweinte nämlich, was sie getan hatte, während der Pharisäer, von falscher Gerechtigkeit aufgeblasen, die Größe seiner Gesundheit rühmte. Goldene Kette
Lk 7,40: Da antwortete Jesus und sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er sprach: Meister, sprich!
Lk 7,41: Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Der eine war 500 Denare schuldig, der andere 50.
Lk 7,42: Da sie aber nichts hatten, um zu bezahlen, schenkte er es beiden. Sage mir: Welcher von ihnen wird ihn nun am meisten lieben?
Lk 7,43: Simon aber antwortete und sprach: Ich vermute der, dem er am meisten geschenkt hat. Und er sprach zu ihm: Du hast richtig geurteilt!
Das Paradox der Liebe
Der Schuldner aus Jesu Gleichnis, dem mehr vergeben wurde, hegt auch eine größere Liebe zum Geldverleiher. Auch wir sollen lernen, aus dieser Perspektive mit unseren eigenen Schwächen, den Ecken und Kanten unseres Herzens umzugehen. Zunächst scheinen sie uns von Gott zu trennen, aber wenn wir lernen, unsere eigene Schwäche zum Anlass zu nehmen, mehr auf seine Kraft zu bauen, um immer wieder bei ihm die Vergebung und um neue Kraft zu bitten, dann können wir durch alle Schwachheit hindurch ein göttliches Rufen vernehmen, das uns dazu einlädt, uns ihm zu nähern. Georg Rota
Lk 7,44: Indem er sich zu der Frau wandte, sprach er zu Simon: Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen, und du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben; sie aber hat meine Füße mit Tränen benetzt und mit den Haaren ihres Hauptes getrocknet.
Er will sagen
Leicht bekommt man Wasser, aber nicht leicht ist die Vergießung der Tränen. Du hast das Leichte nicht getan, diese aber das Schwere. Indem sie mit ihren Tränen meine Füße benetzte, wusch sie die eigene Makel aus. Goldene Kette
Lk 7,45: Du hast mir keinen Kuss gegeben; sie aber hat, seit ich hereingekommen bin, nicht aufgehört, meine Füße zu küssen.
Lk 7,46: Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt, sie aber hat meine Füße mit Salbe gesalbt.
Lk 7,47: Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben worden, darum hat sie viel Liebe erwiesen; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.
Worte von Benedikt XVI
Wer viel Liebe zeigt, dem vergibt Gott alles. Wer auf sich selbst und seine eigenen Verdienste vertraut, ist durch sein Ich wie geblendet, und sein Herz verhärtet sich in der Sünde. Wer dagegen erkennt, daß er schwach und sündig ist, vertraut sich Gott an und erhält von ihm Gnade und Vergebung. Es ist notwendig, eben diese Botschaft zu vermitteln: Am wichtigsten ist es, verständlich zu machen, daß man im Sakrament der Versöhnung – ganz gleich, welche Sünde man begangen hat, wenn man sie demütig bekennt und vertrauensvoll zum Beichtvater geht – immer die Freude der Vergebung Gottes erfährt, die inneren Frieden schenkt.
Große Liebe
Wegen ihrer großen Liebe wurde ihr nicht vergeben; ihre große Liebe war der Beweis dafür, dass ihr vergeben worden war, wahrscheinlich privat bei einer früheren Gelegenheit und jetzt öffentlich.
Lk 7,48: Und er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben!
Worte von Papst Franziskus
Ich beharre noch einmal darauf: Gott wird niemals müde zu verzeihen. Wir sind es, die müde werden, um sein Erbarmen zu bitten. Der uns aufgefordert hat, siebenundsiebzigmal zu vergeben ist uns ein Vorbild: Er vergibt siebenundsiebzigmal. Ein ums andere Mal lädt er uns wieder auf seine Schultern. Niemand kann uns die Würde nehmen, die diese unendliche und unerschütterliche Liebe uns verleiht. Mit einem Feingefühl, das uns niemals enttäuscht und uns immer die Freude zurückgeben kann, erlaubt er uns, das Haupt zu erheben und neu zu beginnen. Fliehen wir nicht vor der Auferstehung Jesu, geben wir uns niemals geschlagen, was auch immer geschehen mag. Nichts soll stärker sein als sein Leben, das uns vorantreibt. Franziskus
Lk 7,49: Da fingen die Tischgenossen an, bei sich selbst zu sagen: Wer ist dieser, der sogar Sünden vergibt?
Lk 7,50: Er aber sprach zu der Frau: Dein Glaube hat dich gerettet; geh hin in Frieden!
Dein Glaube hat dir geholfen.
Er sagt nicht: Ich habe dir geholfen. Oder: Gott hat dir geholfen, obwohl das zweifellos richtig gewesen wäre. Er sagt: Dein Glaube hat dir geholfen. Jesus würdigt das Vertrauen. Dein Vertrauen hat dir geholfen, so kann man den Satz Jesu auch übersetzen. Glaube und Vertrauen sind in der Sprache der Bibel dasselbe Wort.
Ich kenne viele, denen dieses Vertrauen geholfen hat. Sie nehmen ihr Leben selbst in die Hand und tun, was in ihrer Macht steht. Sie organisieren sich die Hilfe, die sie bekommen können. Und was nicht in ihrer Macht steht, vertrauen sie Gott an. Zugleich wissen sie, dass man dieses Vertrauen – gerade wenn es einem schlecht geht – nicht machen kann. Es ist ein Geschenk. Aber auch darum kann man bitten. Jean-Otto Domanski
Gehe im Frieden
D.h. in Gerechtigkeit, weil die Gerechtigkeit der Friede des Menschen bei Gott ist, wie die Sünde die Feindschaft zwischen Gott und dem Menschen ist; gleich als wollte er sagen: Tu Alles, was dich zum Frieden mit Gott führt. Goldene Kette
Geh in Frieden! Der Glaube, der uns dazu bewegt, bei Gott Vergebung und Kraft zu suchen, wird uns auch den Frieden schenken, den wir ersehnen. Oft haben wir keinen Frieden, weil wir uns selbst nicht vergeben können und unseren eigenen Ansprüchen nicht genügen. Im Sakrament der Versöhnung verheißt die Formel der Lossprechung uns Verzeihung und Frieden: „Durch den Dienst der Kirche schenke er (Gott) dir Verzeihung und Frieden”. Diesen Frieden verheißt Jesus jedem, der sich ihm mit gläubigem Herzen im Sakrament der Versöhnung nähert. Georg Rota
Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu Lk 7. Kap.
Das war eine Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 7. Kap.