Klagelieder Klgl 1. Kap.: Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch Klagelieder Klgl 1. Kap

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Klgl 1,1-22: Erstes Klagelied – Jerusalems Verwüstung

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zum Buch Klagelieder Klgl 1. Kap.

Klgl 1:1: ‭ Ach, wie einsam sitzt doch jetzt die Stadt, die einst so stark bevölkert war! Sie ist zur Witwe geworden, sie, die groß war unter den Völkern; die Fürstin der Hauptstädte Muss nun Frondienste leisten!

Ach, wie einsam sitzt doch jetzt die Stadt

In Klgl 1,1 geht es um die Verzweiflung und Trauer der Stadt Jerusalem, die einst so mächtig war, aber jetzt zerstört und verlassen ist. Die Stadt personifiziert ihre Leiden und spricht über ihre Einsamkeit, während sie sich an vergangene Zeiten erinnert, als sie voller Leben und Glanz war. Diese Verse zeigen die tiefe Trauer über den Verlust und die Zerstörung, und sie laden uns ein, mitzufühlen und die Bedeutung von Trost und Hoffnung in schweren Zeiten zu erkennen.

Klgl 1:2: ‭Sie weint unaufhörlich bei Nacht, und ihre Tränen laufen ihr über die Wangen; sie hat keinen Tröster unter allen ihren Liebhabern; alle ihre Freunde sind ihr untreu, sind ihr zu Feinden geworden.

Jeremia trauert um Jerusalem

Dies ist Jeremias Klagelied über den Untergang Jerusalems. Juda war besiegt, der Tempel zerstört, ein Großteil des Volkes nach Babylon verschleppt. Jeremias Tränen gelten dem Leiden und der Demütigung seines Volkes, aber er weint auch, weil Gott das Volk wegen seiner Auflehnung verworfen hat. Mit den Freunden sind Länder wie Ägypten gemeint, an die Juda sich wiederholt um Hilfe wandte. Als die Babylonier gegen Jerusalem marschierten, suchte Juda die Rettung nicht bei Gott, sondern bei politischen Bundesgenossen.

Das Buch der Klagelieder ist die Sammlung von fünf Gedichten oder Liedern, die die Eroberung Jerusalems und des Königreichs Juda betrauern. Als er nach der Katastrophe der Niederlage Jerusalems schrieb, dachte Jeremia an den Kontrast zwischen dem glücklichen, wohlhabenden Jerusalem und der einsamen , leeren, eroberten Stadt nach der babylonischen Eroberung. Einst war sie voller Menschen , jetzt ist sie leer. Einst war sie groß unter den Nationen , jetzt ist sie wie eine Sklavin. Um die Tragödie der Zerstörung zu verstärken, verwendet der Autor das Bild einer Frau, die ihren Ehemann und ihre Kinder verloren hat und ihren gegenwärtigen traurigen Zustand in Angst und Besorgnis bitter beklagt.

Klgl 1:3: ‭Juda ist ausgewandert vor lauter Elend und hartem Knechtsdienst; es wohnt unter den Heiden, es findet keine Ruhe! Alle seine Verfolger haben es eingeholt mitten in seinen Nöten.

Sie findet keine Ruhe

In Klgl 1,3 spricht die verzweifelte Seele Jerusalems von einer schmerzhaften Realität: Sie findet keine Ruhe. Diese Worte drücken tiefe emotionale Qual aus, eine Art innerer Unruhe, die nicht verschwindet. Es ist ein verzweifelter Schrei nach Frieden inmitten von Leid und Zerstörung. Diese Aussage kann auch auf persönlicher Ebene verstanden werden – als Ausdruck von Trauer, Schmerz oder innerer Unruhe, die in Zeiten der Prüfung oder Verzweiflung aufkommen können. Es ist ein Ruf nach Trost und Hoffnung inmitten von Dunkelheit und Verzweiflung.

Klgl 1:4: ‭Die Straßen Zions trauern, weil niemand mehr zu den Festen kommt; alle ihre Tore sind verödet, ihre Priester seufzen; ihre Jungfrauen sind betrübt, und ihr selbst ist bitter weh.

Klgl 1:5: ‭Ihre Widersacher haben die Oberhand gewonnen, ihren Feinden geht es gut; denn der Herr hat ihr Betrübnis zugefügt um ihrer vielen Übertretungen willen; ihre Kinder sind in die Gefangenschaft gewandert vor dem Feind her.

Klgl 1:6: ‭So ist der Tochter Zion all ihr Schmuck genommen; ihre Fürsten sind Hirschen gleichgeworden, die keine Weide finden; kraftlos ziehen sie hin vor dem Verfolger.

Klgl 1:7: ‭Jerusalem gedenkt in den Tagen ihres Elends und ihrer Plünderung an all ihre Kostbarkeiten, die sie hatte von uralten Zeiten her. Als ihr Volk durch die Gewalt des Feindes fiel, gab es niemand, der ihr zu Hilfe kam; ihre Feinde sahen sie und lachten über ihren Untergang.

Klgl 1:8: ‭Jerusalem hat schwer gesündigt; darum ist sie zum Abscheu geworden; alle, die sie ehrten, verachten sie jetzt, denn sie haben ihre Blöße gesehen; auch sie selbst stöhnt auf und wendet sich ab.

Jerusalem hat schwer gesündigt

In Klagelieder 1,8 wird das bedrückende Bild Jerusalems nach seiner Sünde beschrieben. Es ist eine Zeit der Trauer und des Schmerzes, wo Jerusalem als eine gefallene Stadt betrachtet wird. Diese Verse offenbaren die tiefe Traurigkeit und Einsamkeit, die das Ergebnis der Sünde sind. Die Stadt, einst blühend und mächtig, ist nun in Trümmern, und ihr Leid wird deutlich gemacht. Es ist eine Mahnung an uns, die Konsequenzen von Sünde und Ungehorsam zu bedenken und sich der Gnade Gottes zuzuwenden.

Klgl 1,9: Sie hat ihre Kleider mit Sünde beschmutzt und die Folgen ihres Tuns nicht bedacht. Nun ist sie furchtbar tief gefallen und keiner ist da, der sie tröstet.

Klgl 1:9: ‭Ihre Unreinheit klebt an ihren Säumen; sie hat ihr Ende nicht bedacht. Sie ist schrecklich heruntergekommen; niemand tröstet sie. Ach, Herr, sieh mein Elend an, denn der Feind triumphiert!

Die Sünde

Sünde ist Ungehorsam gegen Gott. Gehorsam dagegen ist ein sicheres Zeichen dafür, dass wir Gott lieben. Wir müssen uns vor jeder Sünde hüten. Gehen wir ihr nach, zieht sie uns immer mehr runter und von Gott weg. Dann werden wir Gefangene der Sünde und tragen ihr Joch um unseren Hals. Aus dieser Gefangenschaft kann uns allein Gott befreien. Er gibt uns Freiheit, nicht die Freiheit, unsere Wünsche zu erfüllen, sondern die Freiheit, das zu tun, was das Beste für uns ist. So merkwürdig es klingt, aber echte Freiheit bekommt der, der Gott gehorcht, d.h. sich von ihm führen und beschenken lässt.

Sieh mein Elend an

Die Bitte „sieh mein Elend an“ drückt ihre verzweifelte Sehnsucht nach Trost aus. Es ist ein Aufruf, nicht nur mit den Augen zu sehen, sondern mit dem Herzen zu fühlen und zu verstehen, was sie durchmacht. Diese Worte offenbaren eine tiefe Einsamkeit und einen dringenden Wunsch nach Unterstützung und Solidarität.

Klgl 1:10: ‭Der Feind hat seine Hand ausgestreckt nach allen ihren Kostbarkeiten; ja, sie hat sehen müssen, wie Heiden in ihr Heiligtum eindrangen, von denen du doch geboten hattest, Dass sie nicht in deine Gemeinde kommen sollten!

Klgl 1:11: ‭All ihr Volk seufzt auf der Suche nach Brot; sie haben ihre Kostbarkeiten um Nahrung hergegeben, um sich nur am Leben zu erhalten. Herr, schau her und sieh, wie verachtet ich bin!

All ihr Volk seufzt auf der Suche nach Brot

Es geht um mehr als nur den physischen Hunger; es ist ein Symbol für das Leiden und den Mangel in allen Bereichen des Lebens. Die Menschen sehnen sich nach einer grundlegenden Versorgung, aber finden nur Leere. Diese Zeilen rufen dazu auf, das Leiden anderer zu erkennen und zu lindern, und sie erinnern daran, wie wichtig es ist, Mitgefühl zu zeigen und solidarisch zu handeln, besonders in Zeiten der Not.

Klgl 1:12: ‭Bedeutet das euch nichts, ihr alle, die ihr hier vorübergeht? Schaut und seht doch, ob ein Schmerz sei wie mein Schmerz, der mich getroffen hat, mit dem mich der Herr bekümmert hat am Tag seines glühenden Zorns!

Klgl 1,12: Gibt es denn ein größeres Leid als meines? Ich weiß: Der Herr hat es mir zugefügt, sein glühender Zorn hat mich getroffen.

Größtes Leid

Jerusalem fühlte, was viele Leidende fühlen; dass ihre Trauer für andere unvergleichbar und für andere unverständlich war. In gewissem Sinne trifft das zu, aber es trifft auf jeden zu, der eine tiefe Zeit des Leidens erduldet. Nur wenige, wenn überhaupt, können die Tiefe ihrer Trauer wirklich nachvollziehen.

Alles, was Jerusalem tun konnte, war, zu dem Gott zu schreien, den sie verworfen hatte. Es gab niemanden mehr, der helfen konnte oder wollte. 

Klgl 1:13: ‭Er hat ein Feuer aus der Höhe in meine Gebeine gesandt und lässt es wüten; er spannte meinen Füßen ein Netz und trieb mich zurück; er hat mich zu einer Ruine gemacht; ich bin die ganze Zeit krank!

Klgl 1:14: ‭Das Joch meiner Übertretungen ist durch seine Hand angeschirrt; ineinander verschlungen sind sie mir auf den Nacken gelegt; er hat meine Kraft gebrochen. Der Herr hat mich in die Hände derer gegeben, denen ich nicht widerstehen kann.

Klgl 1:15: ‭Der Herr hat alle Helden in meiner Mitte weggerafft; er hat eine Festversammlung gegen mich einberufen, um meine auserwählten Krieger zu zerschmettern; der Herr hat die Kelter getreten der Jungfrau, der Tochter Juda.

Klgl 1:16: ‭Darum weine ich, und mein Auge, ja, mein Auge zerfließt in Tränen, weil der Tröster fern von mir ist, der meine Seele erquicken sollte; meine Kinder sind verwüstet, denn der Feind war zu stark.

Weil der Tröster fern von mir ist

Diese Verse drücken eine tiefe Sehnsucht nach Trost und Geborgenheit aus, die unerfüllt bleibt. Diese Erfahrung kann viele Menschen ansprechen, die sich in schwierigen Zeiten allein und verlassen fühlen. Es ist ein Ausdruck der menschlichen Bedürfnisse nach Unterstützung und Nähe, die in Zeiten der Trauer und Verzweiflung besonders stark werden.

Klgl 1:17: ‭Zion streckt flehentlich ihre Hände aus, doch da ist niemand, der sie tröstet. Der Herr hat gegen Jakob aufgeboten seine Feinde ringsumher; Jerusalem ist unter ihnen zum Abscheu geworden.

Klgl 1:18: ‭Der Herr ist gerecht; denn ich bin widerspenstig gewesen gegen sein Reden. Hört doch zu, alle Völker, und schaut an meinen Schmerz! Meine Jungfrauen und meine jungen Männer Mussten in die Gefangenschaft ziehen.

Klgl 1:19: ‭Ich rief nach meinen Liebhabern, aber sie haben mich betrogen; meine Priester und meine Ältesten sind in der Stadt verschmachtet, als sie sich Speise erbettelten, um sich am Leben zu erhalten.

Tägliche christliche Andacht

Klgl 1:20: ‭Ach, Herr, schau her, denn mir ist angst, mein Inneres kocht; mein Herz kehrt sich um in meiner Brust, denn ich bin sehr widerspenstig gewesen. Draußen hat mich das Schwert der Kinder beraubt, drinnen ist es wie der Tod!

Klgl 1:21: ‭Sie hören mich zwar seufzen, aber ich habe niemand, der mich trösten würde; alle meine Feinde freuten sich, als sie von meinem Unglück hörten, Dass du es getan hast. Wenn du aber den Tag herbeiführst, den du angekündigt hast, so werden auch sie mir gleich sein!

Klgl 1:22: ‭Lass alle ihre Bosheit vor dein Angesicht kommen, und handle du an ihnen, wie du an mir gehandelt hast wegen all meiner Übertretungen! Denn meine Seufzer sind zahlreich, und mein Herz ist krank.

Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu den Klageliedern Jeremias Klgl


Das war eine Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch der Klagelieder Klgl 1. Kap.


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