Lukas Evangelium Lk 11. Kap.: Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 11. Kap.
Inhaltsverzeichnis
Zum Lukas Evangelium Lk 11. Kap.
In Lukas Evangelium Kapitel 11 fordert Jesus seine Jünger dazu auf, hartnäckig im Gebet zu bleiben und sich auf Gott zu verlassen. Er warnt auch vor den Gefahren des Bösen und betont, dass gute Früchte nur aus einem guten Herzen kommen können. Schließlich kritisiert er die Pharisäer und fordert sie auf, ihre inneren Reinheit zu fördern, statt sich auf äußere Formen der Frömmigkeit zu konzentrieren.
Lk 11,1-4: Das Vater-unser Gebet
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 11,1-4
Lk 11,1: Und es begab sich, dass er an einem Ort im Gebet war; und als er aufhörte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte!
Lk 11,1: Jesus betete einmal an einem Ort.
Jesus beten sehen
Oft beginnt Jesus den Tag im Gebet. Allein, im Morgengrauen. Auf einem Berg, an einem See, der Ort ist wirklich nicht so wichtig. Aber die Zeit, die Jesus sich nimmt, und die Stille, die er sucht, um mit dem Vater in Kontakt zu treten, die sind heilig. Und die Jünger merken es bald: Jesus kommt anders zurück. Ja, natürlich sind sie als Juden groß geworden und natürlich gehen sie am Sabbat in die Synagoge. Aber einfach so sich Zeit zum Gebet zu nehmen und dann so viel Kraft zu erhalten: Wie geht das? Mariano Ballestrem
Um das rechte Gebet bitten
Auch als Jünger brauchen wir Jesus, um uns das Beten beizubringen. Das Gebet ist so einfach, dass das kleinste Kind beten kann, aber es ist so großartig, dass man nicht sagen kann, dass der mächtigste Mann Gottes das Gebet wirklich gemeistert hat. Ihre direkte Bitte war nicht, beten zu lernen, sondern zu beten. Unsere größte Schwierigkeit besteht nicht darin, eine bestimmte Technik oder Herangehensweise im Gebet zu beherrschen (obwohl das gut und hilfreich sein kann); unser größtes Bedürfnis ist einfach zu beten und immer mehr zu beten.
Das Vaterunser beten
Gut ist es, sich vor Augen zu halten, dass jede und jeder Einzelne das Vaterunser von Jesus lernt, dass er selbst uns darin unterweist. Auch wenn wir in einer Stunde nicht mehr als ein einziges Vaterunser beten, so genügt ihm das – wenn wir nur daran denken, dass wir bei ihm sind und die Worte, die wir sprechen, auch verstehen. Wenn wir nur wüssten, wie gern er uns beschenkt und welche Freude es ihm bereitet, bei uns zu sein! Er will nicht, dass wir mit dauerndem Reden unseren Geist ermüden. Möge der Herr euch in diese Art zu beten einführen, soweit ihr sie noch nicht kennt. Theresa von Avila
Worte von Johannes von Damaskus
Das Gebet hat seine Quelle in der Stille und im inneren Frieden; dort offenbart sich die Herrlichkeit Gottes. Denn wenn wir unsere Augen und Ohren schließen, wenn wir uns innerlich in der Gegenwart Gottes befinden, wenn wir, befreit von der Unruhe der äußeren Welt, in uns selbst sind, dann werden wir in unseren Seelen das Reich Gottes deutlich sehen. Denn das Himmelreich oder, wenn man so will, das Reich Gottes ist in uns selbst: Jesus, unser Herr, hat es uns gesagt.
Lk 11,2: Wenn ihr betet, so sprecht: Unser Vater, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name!
Aufbau des Vaterunser
Das Vaterunser besteht aus sieben Bitten, die ähnlich wie die Zehn Gebote aufgeteilt sind. Die ersten drei Bitten sind Gott zugewandt – vertikal – und die letzten vier Bitten befassen sich mit den horizontalen Beziehungen, die wir zu anderen haben. Ebenso ist das erste große Gebot, den Herrn zu lieben, und das zweite große Gebot, den Nächsten zu lieben.
Unser Vater
Jesus selbst spricht häufig vom Vater. Wenn wir am Anfang des Gebetes „Vater“ sagen, so nimmt uns Jesus mit hinein in diese zärtliche Gottesbeziehung von seinem und unserem Vater. Wir sprechen diese Worte mit Jesus. Als seine Kinder sind wir in Beziehung zu unserem Vater und er erweist uns seine Liebe. Gott ist der Gott aller Menschen. Indem ich „Vater unser“ bete, bin ich immer schon auf meine Mitmenschen verwiesen, ja auch derjenigen Menschen, mit denen wir so unsere Probleme haben. Und dieses „Vater unser“ fordert von mir die Liebe. Franz von Assisi sagte: Alle Geschöpfe sind Kinder des einen Vaters und daher Brüder.
Wir sind alles Geschwister
Nicht ohne Grund sprechen wir das „Vater unser“ in Wir-Form. Augustinus hat einmal gesagt: „Ob sie wollen oder nicht, sie sind unsere Brüder. Sie hören erst auf, unsere Brüder zu sein, wenn sie aufhören zu sprechen: Vater unser.“ Wir haben den einen Vater, der uns liebt, ja der die Liebe selbst ist. „Gott ist Liebe, und wer in dieser Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1. Joh 4:16).
Dieser Vater und seine Liebe sind unteilbar, egal wie viel Kirchen es gibt. Und so sind wir alle Geschwister als Kinder Gottes. Lasst uns bei allen Unterschieden nie vergessen. Wir haben alle einen Vater im Himmel, unteilbar in seinem Sein, unteilbar in der Liebe. Ich wünsche dir einen gesegneten Tag als Kind Gottes.
Dimension der Gemeinschaft im Vaterunser
Wir können das Vaterunser nicht beten, solange wir uns von der Gemeinschaft fern halten, nicht solidarisch sind. Es heißt ja: Gib uns unser Brot, vergib uns unsere Schuld. Gott wollte die Gemeinschaft des Brotes, ja selbst der Sünder. Gott hat uns somit gelehrt, dass dieses Gebet notwendig geschwisterlich sei, dass man, um Sohn zu sein, Bruder bzw. Schwester sein muss. Trenn ich mich von meinen Geschwistern, dann bin ich nicht mehr Sohn bzw. Tochter. Entzieht er sich der Gemeinschaft, so ist er kein Gotteskind mehr. In Gott sind es drei Personen, die sich lieben. Gott ist eine Gemeinschaft von Personen, Gott ist Ausströmen, und die Menschen sind nach dem Bild Gottes geschaffen worden. Man ist nicht Vater für sich allein, ebenso wenig Sohn. Man ist nicht Geist des Austauschs und der Liebe für sich allein. In Gott sind mehrere. Hörten wir auf, Geschwister zu sein, blieben wir getrennt, so wären wir Ebenbild eines einsamen Gottes.
Geheiligt werde dein Name
Nach dem Anruf folgt nun die erste Bitte. Gottes Name soll geheiligt werde. Auch hier folgen wir Jesus nach, der die Herrlichkeit des Vaters offenbart hat. Jesus verweist uns auf einen Gott, der einen Namen hat und der damit Person ist. Wir dürfen Gott begegnen, der uns als Du gegenübertritt und mit dem wir eine Beziehung eingehen können. Gott in seiner Person soll für uns offenbar werden. In dieser Gottesbeziehung finden wir zu uns selbst und auch den Nächsten.
Lk 11,2: Dein Reich komme! Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf Erden
Dein Reich komme
Jesus hat uns das Kommen des Reiches Gottes verkündigt. Wo dieses Reich Gottes kommt, da geschieht Heilung. Eigentlich ist es nicht notwendig, um das Kommen seines Reiches zu bitten, denn das Reich Gottes wird kommen, ob wir wollen oder nicht. Die Bitte dient vielmehr dazu, in uns die Sehnsucht zu wecken nach der mystischen Erfahrung des Reiches Gottes, das in uns ist. Wir beten dass das Reich Gottes uns seelisch durchdringt und sich dadurch auch auf den Umgang mit unserem Nächsten auswirkt. Wir sind das Salz und das Licht der Erde, berufen Gottes Reich in Wort und Tat zu verkündigen. In der Bitte um das Reich Gottes bitten wir darum, dass wir dieser Sendung auch gerecht werden können.
Die ersten drei Bitten im Zusammenhang
Betrachten wir zunächst, dass diese ersten drei Bitten an Gott eine einzigartige Beziehung zur Gottheit haben. Die erste Bitte befasst sich mit dem Vater: „Unser Vater … geheiligt werde dein Name.“ Die zweite Bitte befasst sich mit dem „Königreich“; das ist der Sohn. Jesus sprach viele Gleichnisse über den Sohn, der ein Königreich empfangen und als König der Könige zurückkehren würde.
Ohne ihn könnten wir nicht einmal zum Vater kommen. Und was „deinen Willen“ betrifft, wer führt uns in den Willen Gottes? Der Geist, der uns den Willen Gottes und die Liebe zu Christus einprägt. Es ist der Geist, der die Macht gibt, den Willen Gottes zu tun. Und so sind der Vater, der Sohn und der Geist in den ersten drei Bitten des Vaterunsers dargestellt.
Lk 11,3: Gib uns täglich unser nötiges Brot!
Das täglich nötige Brot
Empfange täglich, was dir täglich nützen kann. Lebe so, dass du es täglich zu empfangen verdienest. Der Tod des Herrn und die Nachlassung der Sünden wird bezeichnet; wer eine Wunde hat, sucht eine Arznei. Es ist eine Wunde, da wir unter der Sünde sind; eine Arznei ist das himmlische und anbetungswürdige Sakrament. Wenn du es täglich genießt, hast du täglich Heute, steht dir Christus täglich auf. Denn heute ist, wann Christus aussteht. Goldene Kette
Lk 11,4: Vergib uns unsere Sünden, denn auch wir vergeben jedem, der uns etwas schuldig ist!
Wille zur Vergebung
Im Vaterunser bekennen wir unseren Willen zu vergeben. Es ist oft schwer, weil Verletzungen tief sein können, aber Gott sieht unser Bemühen. Wenn wir es dann doch schaffen, von Herzen zu vergeben, dann befreit uns das von viel negativer Energie. Vergebung reinigt. Das Vaterunser erinnert uns auch daran, dass wir immer wieder selbst schuldig werden und auf Vergebung angewiesen sind.
Worte von Johannes Cassianus
Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern! O unaussprechliche Güte Gottes! Er gibt uns damit nicht nur ein Modell, wie wir beten sollen, er stellt nicht nur die Lebensregel auf, nach der wir in seinen Augen Gefallen finden können; diese Formel, die er uns lehrt und von der wir nach seinem Gebot beim Beten beständig Gebrauch machen sollen, stellt selbst eine Mahnung dar, mit der er geradezu zwangsläufig die Wurzeln des Zornes und der Traurigkeit aus uns herausreißt.
Damit nicht genug: Er gibt uns die Gelegenheit und macht es uns leicht, ihn durch dieses Gebet zu einem nachsichtigen und barmherzigen Urteil über uns zu bewegen; er gibt uns gewissermaßen die Macht, selbst den Urteilsspruch, der uns erwartet, zu mildern und ihn durch das Beispiel unserer eigenen Nachsicht zur Vergebung zu verpflichten, wenn wir zu ihm sagen: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben.“
Kraft dieses Gebetes wird jener die Verzeihung seiner Sünden mit Zuversicht erbitten, der sich seinen Schuldnern gegenüber vergebungsbereit gezeigt hat. […] Wollen wir mit Milde gerichtet werden, dann lasst uns auch selbst denen gnädig sein, die uns Unrecht getan haben. Es wird uns in dem Maß vergeben werden, wie wir denen vergeben, die uns Böses getan haben, worin auch immer ihre Bosheit bestanden haben mag. Johannes Cassianus
Lk 11,4: Führe uns nicht in Versuchung.
Führe uns nicht in Versuchung
Gott selbst versucht uns nicht. In diesen Worten bitten wir, dass uns Gott beisteht, damit wir in der Versuchung standfest bleiben. Auch hier folgen wir Jesus, der ebenso mit der Versuchung zu kämpfen hatte. Weil Jesus selbst versucht worden ist, kann er uns in unserer Versuchung beistehen. So erfahren wir gerade in der Versuchung eine besondere Nähe zu Jesus. Er versteht uns und er hilft uns, damit wir der Versuchung nicht erliegen.
Worte von Charles de Foucauld
Führe uns nicht in Versuchung, ist wie der Schrei Hilfe!, der in jeder Stunde und von einem jeden menschlichen Geschöpf in diesem schmerzhaft zu führenden Lebenskampf ertönt. Ohne Unterlass von den Dämonen bestürmt fallen die Welt und die geschundene Schöpfung in Ohnmacht, ohne Kampfunterbrechung, jeden Moment verletzt und getötet, in sich nichts als Schwäche findend. Der Mensch hat kein anderes Mittel des Sieges als die Macht Gottes. In jeder Stunde und in jedem Augenblick muss er Ihm zurufen: Hilfe!
Lk 11,4: Erlöse uns von dem Bösen!
Erlöse uns von dem Bösen
Das Böse begegnet uns in unserer Welt, aber ebenso in unserem Innern. Wir kennen es doch alle immer wieder: böse Gedanken, in die Irre führende Begegnungen, sinnlose Leiden, Drangsale, böse Menschen und der böse Trieb. Es als gegeben hinnehmen? So bin ich halt! Nein! Unser Leben ist immer auch geistlicher Kampf. Unterwerfen wir daher nach besten Kräften unseren freien Willen der ewig der himmlischen Liebe auf. Franz von Sales schreibt: Nie hat mein Wille soviel Leben als im Augenblick, wo er sich selbst stirbt, und nie ist mein Wille so tot, als wenn er für sich selbst lebt. Machen wir uns zu Sklaven der Liebe.
Wer ist gemeint mit Erlöse uns von dem Bösen?
Mit „dem Bösen“ im Vaterunser ist nicht eine negative geistige Kraft oder Energie gemeint, sondern der Böse in Person, den die Heilige Schrift unter den Namen Versucher, Vater der Lüge, Satan oder Teufel kennt. Niemand wird leugnen, dass das Böse in der Welt von verheerender Gewalt ist, dass wir von teuflischen Einflüsterungen umgeben sind, dass in der Geschichte oft dämonische Prozesse ablaufen.
Nur die Heilige Schrift nennt die Dinge beim Namen: „Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt“ (Eph 6,12). Die Vaterunser-Bitte, vom Bösen erlöst zu werden, trägt das ganze Elend dieser Welt vor Gott und fleht darum, dass Gott, der Allmächtige, uns von allen Übeln befreit, wie es auch im Embolismus zum Ausdruck kommt
Ein gutes Mittel, uns in Herzenserhebungen zu üben, besteht darin, das Vaterunser nacheinander herzunehmen, indem man für jeden Tag einen Satz wählt. Franz von Sales
Lk 11,5-13: Beharrlich beten
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 11,5-13
Lk 11,5: Dann sagte Jesus zu den Jüngern: Stellt euch vor, einer von euch hat einen Freund. Mitten in der Nacht geht er zu ihm, klopft an die Tür und bittet ihn: Leih mir doch bitte drei Brote.
Bilder in diesem Vers
Dieser Freund ist Gott, welcher Alle liebt und Alle selig machen will. Wer ist auch gegen uns ein größerer Freund, als der, welcher für uns seinen Leib hingab? Es wird uns aber hier ein anderes Gebot gegeben, dass man alle Augenblicke, nicht nur am Tage, sondern auch zur Nacht, beten soll. Der Freund, zu dem er mitten in der Nacht kommt, damit er ihm drei Brote leihe, wird zum Gleichnis genommen, wonach Jemand Gott mitten in der Trübsal bittet, dass er ihm die Erkenntnis der Dreieinigkeit verleihen wolle, wodurch er sich in den Mühen dieses Lebens trösten könnte.
Denn die Drangsal ist die Mitternacht selbst, welche ihn inständig um die drei Brote zu bitten zwingt. In den drei Broten liegt auch die Eine Wesenheit der Dreieinigkeit. Wenn du aber die drei Brote, d.h. das Verständnis der Dreieinigkeit, erlangst, so hast du genug zu leben und zu genießen. Fürchte nicht, damit zu Ende zu kommen. Denn jenes Brot geht nicht zu Ende, sondern macht deinem Bedürfnis ein Ende. Lerne und lehre; lebe und genieße.
Freund, leih mir drei Brote
Die Bitte, „Freund, leih mir drei Brote“, vorgebracht um Mitternacht an Nachbars Tür, mag uns befremdlich erscheinen. Als Erstes ging mir durch den Kopf: Wer macht so etwas? – wie unangenehm! Dennoch ist es befreiend und ein Geschenk, wenn wir Menschen haben, bei denen wir bei Nacht und Nebel anklopfen können. Gott macht uns in diesem Evangelium die Zusage: Du kannst dich immer an mich richten. Keine Bitte ist mir unangenehm. Ich möchte dir freund sein. Deine Zudringlichkeit öffnet mein Herz. Habe ich das Vertrauen, zu Gott zu gehen, oder ist es mir unangenehm, ihn ehrlich um etwas zu bitten? Melanie Zoll
Worte von Bonaventura
Dem geistlichem Verständnis nach ist mit diesem Freund Christus gemeint, der spricht: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde“ (vgl. Joh 15,15). Man muss zu diesem Freund bei Nacht gehen, d. h. in der Stille der Nacht, so wie Nikodemus damals, von dem berichtet wird, dass er „Jesus bei Nacht aufsuchte“ (vgl. Joh 3,2). Und zwar in erster Linie, weil man in der heimlichen Stille der Nacht durch Beten anklopfen soll, wie Jesaja sagt: „Meine Seele verlangt nach dir in der Nacht“ (vgl. Jes 26,9). Oder man kann „Nacht“ auch im Sinn von „in der Not“ verstehen, wie Hosea sagt: „In ihrer Not werden sie wieder nach mir Ausschau halten“ (vgl. Hos 5,15) Bonaventura
Beharrlichkeit im Gebet
Es brauchte viel Kühnheit für den Mann in der Geschichte, seinen Freund mitten in der Nacht so schamlos zu fragen; er wollte und brauchte das Brot wirklich. Gott wartet oft auf unsere leidenschaftliche Beharrlichkeit im Gebet. Es ist nicht so, dass Gott zögert und überzeugt werden muss. Unsere Beharrlichkeit verändert Gott nicht; es verändert uns und entwickelt in uns ein Herz und eine Leidenschaft für das, was Gott will.
Lk 11,6: Denn mein Freund ist von der Reise zu mir gekommen, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann!
Worte von Bonaventura
Der Freund nämlich, der von der Reise heimkehrt, ist unser Geist, der zu uns zurückkehrt, so oft er sich der zeitlichen Güter wegen entfernt hatte. Das Vergnügen treibt diesen Freund weg, doch die Not bringt ihn zurück, wie es später bei Lukas über den verlorenen Sohn gesagt wird, der sich der Ausschweifungen wegen entfernt hatte und seines Elendes wegen zurückkehrte (vgl. Lk 15,11–32). Wer zurückkehrt, geht in sich, doch er findet sich allen geistlichen Trostes entleert.
Für diesen hungrigen Freund muss man also den wahren Freund um drei Brote bitten, d. h. um das Verständnis für die Dreifaltigkeit, nämlich die Namen der drei Personen, damit er seine Nahrung in der Erkenntnis des einen Gottes finde. Die drei Brote können auch Glaube, Hoffnung und Liebe sein, als dreifache Tugend der Seele
Lk 11,7: Jener würde von innen antworten und sagen: Mache mir keine Mühe! Die Türe ist schon verschlossen, und meine Kinder sind bei mir in der Kammer; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben!
Lk 11,8: Ich sage euch: Wenn er auch nicht deswegen aufstehen und ihm etwas geben wird, weil er sein Freund ist, so wird er doch um seiner Unverschämtheit willen aufstehen und ihm geben, so viel er braucht.
Lk 11,9: Ich sage euch: Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan!
Beständiges, wiederholtes Bitten
Die griechische Zeitform bezeichnet ein beständiges, wiederholtes Bitten. Wir sollten nicht sparsam sein mit unseren Bitten. Bitte voll kindlichem Vertrauen, verbunden mit dem vorweggenommenen Dank und mit dem Zusatz „Dein Wille geschehe“, selbst wenn dieser nicht immer verstehbar für dich ist. Weiter: es geht beim Bitten nicht um viele Worte, sondern um die Echtheit des Herzens.
Deshalb sei dein Gebet kurz und rein. Beim Gebet ist es besser, ein Herz ohne Worte als Worte ohne Herz zu haben. Außerdem: überlasse es Gott, auf welche Weise er dir helfen wird: Der geistliche Mensch beschränkt sich darauf, dem Geliebten seine Not und Qual vorzustellen, denn wer besonnen liebt, wird nur auf seine Bedürftigkeit hinweisen, anstatt das Gewünschte zu erbitten.
So bleibt die Art und Weise der Abhilfe dem Geliebten überlassen. Ich bin mir bewusst, dass es Lebenssituationen gibt, wo dies dir schwer fällt und wo wir leiden darüber, dass Gott scheinbar nicht hilft, Bitten nicht erhört werden. Dies geht einher mit einer Glaubensprüfung und bisweilen einem Leiden an der Unbegreiflichkeit Gottes.
Diese Aufforderung steht direkt nach dem Vater unser
Bittet, sucht und klopft! Empfehlt euch jeden Morgen Gott an. Sprecht mit ihm, wie mit einem Freund und dennoch mit großer Ehrfurcht. Gott wird uns nicht abweisen. Er gibt uns, was wir zum Leben und zur Liebe brauchen. Gott ist unser guter Vater. Er weiß, was uns guttut. Erheben wir möglichst häufig daher unser Herz zu Gott
Bittet, dann wird euch gegeben werden
Jesus sagt ganz eindeutig: Bittet, dann wird euch gegeben werden. Es ist eine Aufforderung, dass wir bitten sollen. Er bittet uns nicht, uns mit wenig zu begnügen. Er erwartet keine Askese oder Zurückhaltung. Nein, im Gegenteil. Wir sollen bitten, damit uns gegeben wird, damit wir empfangen. Jesus hatte einmal Schwester Faustyna anvertraut, wie er traurig darüber sei, um wie wenig er gebeten wird. Dabei wäre es ihm eine große Freude, wenn er uns viel geben könnte, weil wir ihn um viel bitten! Ilka Haiberger
Bitten, suchen, anklopfen und … stören
Dieser Text aus dem Lukasevangelium kann in drei Worten zusammengefasst werden: Beten ohne Entmutigung. Das Durchhalten im Gebet ist durch die drei Verben „bitten“, „suchen“ und „anklopfen“ ausgedrückt. Aber ist diese Zudringlichkeit nicht etwa störend? Wird es nicht peinlich für den Vater, wenn er so eine Beharrlichkeit ertragen muss? Ja, es wäre für ihn unangenehm, wenn Gott wie wir wäre. Aber Gott ist kein Mensch. Er benimmt sich nicht wie wir. Er reagiert nicht wie wir. Je mehr wir ihn im Gebet drängen, desto bereitwilliger wird er auf unsere Bitten antworten. Wir können ihn nicht stören. Im Gegenteil, ihm gefällt das blinde Vertrauen seiner Kinder, die alles von ihm erwarten und nicht müde werden, ihm ihre Bitten vorzustellen. Bete ich mit diesem kindlichen und unermüdlichen Vertrauen? Benoît Terrenoir
Lk 11,10: Denn jeder, der bittet, empfängt; und wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan.
Gott erhört Gebete
Mit diesen Worten gibt Jesus zu verstehen, dass Gott immer antwortet, dass kein Gebet ungehört bleibt. Warum? Weil er der Vater ist und seine leidenden Kinder nicht vergisst. Gewiss, diese Worte stürzen uns in eine Krise, denn es scheint, dass viele unserer Gebete kein Resultat erlangen. Wie oft haben wir gebeten und nichts erhalten – wir alle haben diese Erfahrung –, wie oft haben wir geklopft und sind auf eine geschlossene Tür gestoßen? Jesus empfiehlt uns, in jenen Augenblicken beharrlich zu sein und uns nicht geschlagen zu geben. Das Gebet verändert immer die Wirklichkeit, immer.
Wenn die Dinge um uns herum sich nicht verändern, dann verändern zumindest wir uns, verändert sich unser Herz. Jesus hat jedem Menschen, der betet, die Gabe des Heiligen Geistes verheißen. Wir können sicher sein, dass Gott antworten wird. Die einzige Unsicherheit betrifft den Zeitraum, aber wir dürfen nicht zweifeln, dass er antworten wird. Er hat es uns versprochen: Er ist nicht wie ein Vater, der eine Schlange anstelle eines Fisches gibt. Es gibt nichts, was sicherer wäre: Der Wunsch nach Glückseligkeit, den wir alle im Herzen tragen, wird eines Tages erfüllt werden. Papst Franziskus
Was Gott nicht verweigern kann
Christus sagt, dass der Vater jedem, der ihn bittet, geben wird. Aber wird er mir alles geben, worum ich ihn bitte? Wird er alle meine Wünsche erhören? Gewiss nicht, weil ich nicht immer weiß, worum ich in rechter Weise bitten soll. Es kann passieren, dass ich, ohne es zu erkennen, um etwas Schädliches bitte. Aber es gibt schon Eines, das mir der Vater zweifellos schenken wird, wenn ich ihn darum bitte. Es handelt sich um die beste Gabe, die ich aufnehmen kann: den Heiligen Geist. Ganz gleich wie alt oder wie gelaunt ich bin, ich kann nichts Besseres brauchen als den Heiligen Geist. Der Vater, der mir das Beste geben will, kann mir dieses Geschenk nicht verweigern. Das ist die Schwäche Gottes. Herr, ich bitte dich, gib mir deinen Heiligen Geist! Benoît Terrenoir
Lk 11,11: Welcher Vater unter euch wird seinem Sohn einen Stein geben, wenn er ihn um Brot bittet? Oder wenn er ihn um einen Fisch bittet, gibt er ihm statt des Fisches eine Schlange?
Lk 11,12: Oder auch wenn er um ein Ei bittet, wird er ihm einen Skorpion geben?
Lk 11,13: Trotz all eurer Bosheit wisst ihr Menschen doch, was gut für eure Kinder ist, und gebt es ihnen. Wie viel mehr wird der Vater im Himmel denen den Heiligen Geist schenken, die ihn darum bitten!
Ihr, die ihr böse seid
Das ist heftig. Jesus nennt uns böse. Natürlich sind wir keine großen Heiligen, das ist uns schon klar. Aber deswegen sind wir doch nicht gleich böse. Oder doch? Mit dem letzten Satz des heutigen Evangeliums setzt sich Jesus uns gegenüber. Es wird zum Gegensatz: Wir sind böse und Gott ist gut. Ich glaube, der Evangelist möchte uns damit ganz klar machen, wie gut es Gott doch mit uns meint. Wenn wir, die wir böse sind, schon Gutes tun, wie viel mehr wird Gott uns dann mit dem Besten bedenken!Mariano Ballestrem
Kein naiver Optimismus
Diese Stelle des Evangeliums gibt auch eine Antwort auf die Frage, wie Gott die Menschen sieht. In den Augen Gottes sind wir weder untadelige Geschöpfe noch harmlose Kinder. Christus sagt ohne Umschweife, dass wir „böse“ sind. Im Gleichnis heißt es dann, dass uns unser Verlangen nach Ruhe wichtiger ist, als unser Pflichtgefühl gegenüber Freundschaften. Diese Bosheit und dieser Egoismus, beides Früchte der Erbsünde, haben aber nicht das letzte Wort. Christus weiß sehr wohl, dass uns die Sünde fesselt. Er kommt gerade deswegen, um uns die Freiheit zurückzugeben. Er macht sich keine Illusionen, er ist kein naiver Optimist, sondern sieht uns in einem viel tieferen Licht: mit unendlicher Liebe. Herr, du weißt, dass ich böse bin, dass ich ohne dich nur Schaden anrichten werde. Mit dir aber ist alles möglich! Benoît Terrenoir
Worte von Symeon
O Wunder! O allen unbekanntes Geheimnis, unbekannt denen, die sich nicht um ein reines Herz bemüht haben, unbekannt denen, die nicht mit glühendem Herzen darum bitten, den göttlichen Geist zu empfangen, unbekannt denen, die nicht glauben, dass Gott auch jetzt noch denen den Heiligen Geist gewährt, die ihn suchen. Denn der Unglaube verdrängt und verscheucht den göttlichen Geist: Wer nicht glaubt, der bittet nicht; und wer nicht bittet, der empfängt auch nicht. Der Meister aller himmlischen und irdischen Wesen hat uns den göttlichen Geist geschenkt und dieser Geist, der Gott ist, gibt uns alle Güter.
Lk 11,14-26: Jesus Antwort auf Anklagen
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 11,14-26
Lk 11,14: Und er trieb einen Dämon aus, und der war stumm. Es geschah aber, nachdem der Dämon ausgefahren war, redete der Stumme. Und die Volksmenge verwunderte sich.
Jesus heilt einen Stummen
Der Herr heilt einen, der stumm ist. Stummheit ist unter allen Leiden, die ein Mensch haben kann, besonders mitleiderregend. Das Sprechvermögen ist unter allen Geschöpfen nur dem Menschen gegeben. Stummheit beraubt ihn dessen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Jemand, der stumm ist, ist in seinem eigenen Geist und Körper eingesperrt.
Die Stummheit dieses Mannes ist ein Bild für die Unmöglichkeit, dass ein Mensch mit Gott kommunizieren kann. Menschen sprechen nicht mit Gott, weil sie nicht an Ihn glauben; sie sind von der Sünde gefangen. Es ist Satan darum zu tun, den Menschen in seiner Stummheit gefangen zu halten. Das Letzte, was er will, ist, dass der Mensch sich Gott gegenüber äußert. Doch der Herr kann dieses Stillschweigen durchbrechen. Als Er ihn geheilt hat, kann der Stumme sprechen. Er kann bitten, suchen und anklopfen. Er kann Gott loben.
Dämonen stellen sich dem Reich Gottes entgegen
Der Dämon überträgt seine Stummheit auf den Mann, denn solange er in ihm war, konnte auch der Mann nicht sprechen. Wir sind heute nicht mehr geschult, hinter dem Unvermögen, in Fülle zu leben, gleich das Wirken geistiger Wesen zu erkennen. Zum Beispiel wenn jemand nicht fähig ist, Verantwortung zu übernehmen, Zeugnis zu geben, Frieden zu schließen, Streit zu schlichten, konstruktiv an der Welt mitzubauen, seine Pflichten nachzugehen, sich auch um sich selber zu kümmern, seine Trägheit zu überwinden… Jesus aber kann alle Fesseln lösen, auch diese, damit wir wirklich und in Fülle leben können. Ilka Haiberger
Jesus ist gekommen, um zu befreien
Der Kampf gegen das Böse in meinem Leben und um mich herum ist hart. Je mehr man realisiert, dass trotz aller Bemühungen Böses ins Leben kommt, man immer wieder in alte Muster fällt und es nicht schafft, aus ihnen auszubrechen, desto mehr wächst die Erkenntnis, dass ein Retter nötig ist, ein Retter, der stärker ist als die Mächte des Bösen, „ein Stärkerer“, der dem Bösen „all seine Waffen wegnimmt“. Das Christentum ist keine Lebensphilosophie, kein Life-Style, sondern eine in diesem Sinn nicht zu beschönigende, brutal reale Rettung (blutig am Kreuz) von einem realen Bösen in unserem Leben, das uns gefangen hält. Eric Briemle
Die verwunderte Volksmenge
Sie glaubten, dass sie den Dämon dazu bringen müssten, seinen Namen zu offenbaren, oder sie hätten keine Autorität über den Dämon, um ihn auszutreiben. Deshalb wunderte sich die Menge , als Jesus einen Dämon austrieb, der Stummheit verursachte. Nach jüdischem Denken jener Zeit war es unmöglich, den Dämon auszutreiben, weil er den Mann unfähig machte zu sprechen und den Namen des Dämons zu enthüllen.
Lk 11,15: Aber etliche von ihnen sprachen: Durch Beelzebul, den Obersten der Dämonen, treibt er die Dämonen aus!
Überirdische Kraft
Es ist schon ein starkes Stück, dass man ausgerechnet Jesus, dem Sohn Gottes, vorwirft, er sei mit dem Teufel im Bunde. Andererseits haben einige sicher nur die gewaltige Macht Jesu vor Augen und können sich nichts anderes vorstellen, als dass es eine „überirdische“ Kraft ist, die er nutzt. Damit wiederum liegen sie natürlich nicht falsch, sie denken nur in die verkehrte Richtung. Aber was hätte ich gedacht, wenn ich in ihrer Situation gewesen wäre? Felix Honekamp
Lk 11,16: Und andere versuchten ihn und verlangten von ihm ein Zeichen aus dem Himmel.
Lk 11,17: Er aber, da er ihre Gedanken kannte, sprach zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet, und ein Haus, das gegen sich selbst ist, fällt.
Er wusste, was sie dachten
Das Wort: „Er wusste, was sie dachten“, berührt mich sehr. Jesus schaut auf unser Herz; ihn können wir nicht mit Scharfsinn oder Fangfragen beeindrucken. Er schaut auf unser Herz und das ist ihm wichtig. Das Herz sollen wir hüten und bewahren, mit Gutem nähren. Wie steht es mit meinem Herzen? Lasse ich mich von Gott anschauen, mich von seinem Blick durchdringen? Was macht das mit mir? Melanie Zoll
Lk 11,18: Wenn aber auch der Satan mit sich selbst uneins ist, wie kann sein Reich bestehen? Ihr sagt ja, ich treibe die Dämonen durch Beelzebul aus.
Lk 11,19: Wenn ich aber die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein.
Lk 11,20: Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen!
Der Heilige Geist als Finger Gottes
Der Heilige Geist heißt Finger Gottes, während der Sohn Hand und Arm des Vaters heißt. Denn der Vater wirkt Alles durch ihn. Wie also der Finger von der Hand nicht getrennt, sondern der Natur nach mit ihm verbunden ist, so ist der Heilige Geist wesentlich mit dem Sohn verbunden, und der Sohn wirkt Alles durch ihn.
Lk 11,21: Wenn der Starke bewaffnet seinen Hof bewacht, so bleibt sein Besitztum in Frieden.
Jesus fordert Satans Herrschaft heraus
Der starke Mann, von dem Jesus spricht, ist der Teufel. Er hat die Menschheit seit Adams und Evas Fall unter Kontrolle. Er musste sich bislang um nichts Sorgen machen, weil er der starke Mann war, der seinen Preis der gefallenen menschlichen Natur in alle Richtungen verteidigen konnte. Aber Jesus ist stärker, und er ist gekommen, um den Teufel anzugreifen und von ihm zurückzugewinnen, was er genommen hat. Er nimmt seine Waffen des Bösen, des Hasses, der Wut, der Lust und des Egoismus weg. Er erlöst die Menschheit von den Fesseln des Bösen. Kann ich wirklich sagen, dass ich mein ganzes Vertrauen, meinen Glauben auf Gott setze, und dass er wirklich das Gute hervorbringt trotz der natürlichen Übel oder der schlechten Absichten und Handlungen anderer, eingeschlossen die des Teufels selbst? Daniel Polzer
Lk 11,22: Wenn aber der, welcher stärker ist als er, über ihn kommt und ihn überwindet, so nimmt er ihm seine Waffenrüstung, auf die er sich verließ, und verteilt seine Beute.
Jesus besiegt den starken Mann
Jesus hat diesen starken Mann einfach besiegt und allen gezeigt, dass er stärker ist als er. Jesus machte deutlich, dass er der stärkere Mann war, der nicht unter dem starken Mann gefangen war. Seine Botschaft war: „Ich bin nicht unter Satans Macht. Stattdessen beweise ich, dass ich stärker bin als er, indem ich ihn aus denen vertreibe, die er besessen hat.
Geistlicher Kampf gegen Beelzebul
Jesus benutzt die Bilder eines Kampfes um ein Haus: Der Stärkere nimmt dem Schwächeren alles weg, was er hat. Dabei stellt sich die Frage, wer der jeweils Stärkere ist. Gott selbst ist allmächtig, ohne ihn kann ich nichts erreichen. Aber allzu oft meine ich, dem Leben, seinen Herausforderungen und besonders seinen Versuchungen alleine entgegentreten zu können. Ein fataler Fehler, denn die Menschen in Jesu Umfeld haben eines richtig erkannt: Der Beelzebul ist mächtig, so mächtig, dass man ihm nicht alleine entgegentreten kann. Felix Honekamp
Der Stärkere gewinnt
Darum brauchen wir in den Versuchungen und Herausforderungen des Lebens Jesus an unserer Seite. Er will, dass wir selbst kämpfen, aber er kämpft mit uns. Wie der heilige Augustinus zitiert wird: „Ohne Gott können wir nicht. Ohne uns will Gott nicht.“ Darum muss ein Christ auch keine Angst vor Beelzebul haben, wenn er an Gottes Seite steht. So wahr der Teufels existiert, so wahr ist auch, dass er durch Jesu Tod und Auferstehung endgültig besiegt worden ist. Ihn zu unterschätzen wäre fatal, ihn zu überschätzen – für einen Mann an der Seite Gottes – aber auch unnötig furchtsam. Felix Honekamp
Lk 11,23: Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut!
Jünger sein
Jünger sein bedeutet, dem Herrn zu folgen und so auf seiner Seite zu stehen. Es bedeutet, mitzuarbeiten, um zu einen, nicht zu zerstreuen. Solch ein Jünger ist nicht teilnahmslos, sondern selbst auf dem Weg. Stell dir vor, wirklich an seiner Seite zu sein und mit ihm zu gehen! Er selbst ist es, der dich dazu einlädt.
Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich
Was heißt es, MIT Jesus zu sein? Der moderne Mensch gibt sich oft damit zufrieden, nichts falsch zu machen, gemütlich dahinzuleben und nicht anzuecken. Doch Jesus stellt an dieser Stelle klar heraus, dass Passivität nicht Teil seiner Nachfolge ist, dass das „Mit-ihm-sein“ immer wieder eine aktive Entscheidung fordert. MIT Jesus zu sein, bedeutet, Einheit mit ihm zu haben, insbesondere also Einheit mit seinen Prinzipien. Was sind Jesu Prinzipien? Die Liebe zu Gott und den Mitmenschen. Somit kann ich in Einheit mit Jesus leben, MIT Jesus sein, wenn ich wie er aus Liebe zu Gott und meinen Mitmenschen lebe und nicht aus Gewohnheit oder kurzsichtiger Selbstliebe. Eric Briemle
Lk 11,24: Wenn der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so durchzieht er wasserlose Gegenden und sucht Ruhe. Und da er sie nicht findet, spricht er: Ich will zurückkehren in mein Haus, aus dem ich weggegangen bin.
Lk 11,25: Und wenn er kommt, findet er es gesäubert und geschmückt.
Lk 11,26: Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit sich, die bösartiger sind als er selbst, und sie ziehen ein und wohnen dort, und es wird der letzte Zustand dieses Menschen schlimmer als der erste.
Tugend der Wachsamkeit
Eine der nützlichsten Tugenden, die es zu üben gilt, ist die der Wachsamkeit. Jesus beschreibt die Notwendigkeit dieser Aufmerksamkeit uns selbst und der Kirche gegenüber – die Notwendigkeit der Wachsamkeit – durch ein wirkungsvolles Beispiel. Er sagt: „Wenn ein unreiner Geist aus dem Menschen ausfährt, durchwandert er wasserlose Gegenden, um eine Ruhestätte zu suchen, findet aber keine.
Dann sagt er: Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe.“ Unsere erste Bekehrung bringt eine gewisse Ordnung mit sich: Das Böse, das wir erkannt und versucht haben, aus unserem Leben auszurotten, geht tatsächlich von uns weg; aber es ist naiv zu glauben, dass es für lange Zeit fernbleibt. In Wirklichkeit kehrt es nach einer Weile in einem neuen Gewand wieder. Wirkte es früher grob und gewalttätig, so verhält es sich jetzt eleganter und höflicher. Dann müssen wir es erneut erkennen und entlarven.
Erlaubt mir diesen Ausdruck: das sind die „gut erzogenen Dämonen“: Sie kommen höflich herein, ohne dass ich es bemerke. Nur die tägliche Praxis der Gewissenserforschung kann uns dies bewusstmachen. Daran sieht man die Bedeutung der Gewissenserforschung, um unser Haus zu bewachen. Papst Franziskus
Lk 11,27-28: Gottes Wort hörend bewahren
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 11,27-28
Lk 11,27: Es geschah aber, als er dies redete, da erhob eine Frau aus der Volksmenge die Stimme und sprach zu ihm: Glückselig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die du gesogen hast!
Selig die Frau, deren Leib dich getragen!
Was die Frau gesagt hat, war richtig. Die Mutter Jesu verdient es, geehrt zu werden. Maria war im Plan Gottes keine „Leihmutter“, so als ob sie sich des Kindes zu entledigen gehabt hätte oder ihr Dienst nur ein äußerlicher gewesen wäre. Nein, nein, nein! Maria ist wahre Mutter Jesu, Mutter des Sohnes Gottes. Nur durch ihr „Ja“ konnte Gott Mensch werden. Jesus und Maria sind ein Fleisch und ein Blut! Jesus ist wahrer Sohn Marias, damals, heute und in Ewigkeit. Anton Stehmer
Ein Lob in den höchsten Tönen
Die stärkste Seligpreisung – indogermanisch bedeutet Seligkeit „Glück“ und „Heil“ -, die eine Frau aussprechen kann, ist doch wohl, die Mutter dessen selig zu preisen, der den gerade Angesprochenen und Gepriesenen zur Welt gebracht und aufgezogen hat. Aus Ergriffenheit über Jesu Worte ruft diese Frau daher aus der Menge. (Und einen gewissen Anklang an Elisabeths Ausruf beim Besuch Mariens „Gesegnet bist du mehr als alle anderen und die Frucht deines Leibes“ scheint man hier herauszuhören. Christoph Kunkel
Lk 11,28: Er aber sprach: Glückselig sind vielmehr die, die Gottes Wort hören und es bewahren!
Glückselig
Wer Jesus begegnet und sein Wort hört, empfängt eine neue Fähigkeit zur Freude, eine neue Freiheit zum Wort. Das hat die Frau erfahren, die auf einmal nicht mehr schweigen konnte und die Mutter Jesu glücklich preisen musste. Die Ehrung der Mutter gilt in Wirklichkeit Jesus selbst. Seine Antwort ist keine Zurückweisung, sondern eine Klarstellung, und zwar nach zwei Richtungen:
1. Maria ist glücklich zu preisen nicht schon deshalb, weil sie die leibliche Mutter Jesu ist, sondern weil sie zu denen gehört, „die das Wort Gottes hören und es befolgen“;
2. Maria ist die vollkommene Hörerin des Wortes, aber sie ist nicht die einzige; alle, die das Wort Gottes hören und es befolgen, haben Gemeinschaft mit Jesus, und sie alle sind glücklich zu preisen. Erzabtei Beuron
Selig, die das Wort Gottes aufnehmen
Es ist das Verdienst der Jungfrau Maria, Christus in ihrem Schoß empfangen zu haben, doch steht es allen Erwählten zu, ihn mit Liebe in ihrem Herzen zu tragen. Selig, ja überselig ist die Frau, die Jesus neun Monate lang in ihrem Leib getragen hat (vgl. Lk 11,27). Selig aber sind auch wir, wenn wir darauf achten, ihn unablässig in unserem Herzen zu tragen. Sicherlich war die Empfängnis Christi im Schoß Mariens ein großes Wunder, aber es ist kein geringeres Wunder, dass er Gast in unserem Herzen wird.
Das ist die Bedeutung des Zeugnisses von Johannes: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten“ (Offb 3,20). […] Auch hier, meine Brüder, sollten wir bedenken, welche Würde wir haben und welche Ähnlichkeit mit Maria. Die Jungfrau empfing Christus in ihrem leiblichen Schoß, und wir tragen ihn im Schoß unseres Herzens. Maria hat Christus genährt, indem sie ihm die Milch ihrer Brüste gab, und wir können ihm das vielfältige Mahl guter Taten anbieten, das ihm so köstlich mundet. Petrus Damiani
Worte aus der goldenen Kette
Durch diese Antwort verschmähte er nicht die Mutter, sondern zeigte, dass ihr die Geburt nichts genützt hätte, wenn sie nicht sehr gut und gläubig gewesen wäre. Wenn übrigens Maria es nichts nützte, ohne die Tugenden der Seele, da Christus von ihr geboren wurde, so kann es umso weniger uns etwas nützen, wenn wir einen tugendhaften Vater, oder eine tugendhafte Mutter, oder einen tugendhaften Sohn haben, aber seine Tugend nicht besitzen.
Maria, die zweimal Selige
Maria ist zwar selig, weil sie Jesus in ihrem Leib getragen und ihn an ihrer Brust genährt hat. Aber noch seliger ist sie, weil sie das Wort Gottes gehört und befolgt hat. Vom ersten Augenblick an hat sie an dieses Wort, das ihr vom Engel verkündigt wurde, geglaubt. Und so hat in ihrem Leib das ewige Wort Gottes Fleisch angenommen. Ich kann Christus zwar nicht in meinem Leib so tragen, wie ihn Maria während ihrer Schwangerschaft getragen hat, wenn ich aber das Wort Gottes befolge, trage ich dieses Wort als unvergänglichen Samen in mir, der langsam reift. Herr, lass dein Wort in mir wachsen bis zum ewigen Leben! Benoît Terrenoir
Lk 11, 29-32: Jesus warnt vor Unglauben
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 11,29-32
Lk 11,29: Als aber die Volksmenge sich haufenweise herzudrängte, fing er an zu sagen: Dies ist ein böses Geschlecht! Es fordert ein Zeichen; aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona.
Zeichen fordern
Auch wir fordern von Gott manchmal unbewusst Zeichen, die es uns erleichtern, an seine Gegenwart und manchmal sogar an seine Existenz zu glauben. Wir fühlen uns dann sicherer, dass Gott mit uns ist und manchmal brauchen wir auch kleine Zeichen, weil wir schwach sind und uns allzu schnell entmutigen lassen. Aber das größte und letzte Zeichen Gottes für den Menschen sind der Tod und die Auferstehung Jesu Christi. In diesem Zeichen hat er uns gezeigt, dass er bereit ist, alles aus Liebe für den Menschen und aus Sorge um sein ewiges Heil hinzugeben. Er möchte, dass auch wir als Christen dieses Zeichen weitertragen und selber zum „Zeichen“ seiner Liebe für andere werden.
Jesus bezeichnet seine Generation als böse, weil sie ein Zeichen fordert
Es geht um ein Zeichen, das seine Lehre legitimiert. Sie hatten in ihrem Kopf gespeichert, dass ein Prophet, ein Meister, ein Zeichen vollbringen muss, damit er glaubwürdig ist. Jesus möchte aber kein Zeichen geben, er möchte, dass die Menschen den Glauben nicht von Zeichen abhängig machen. Jesus möchte nach und nach entdeckt werden, er lässt die Abkürzungen nicht zu, weil sie nicht nachhaltig sind. Ein Zeichen mag für den Moment wirksam sein, aber nach einer gewissen Zeit verliert die Erinnerung daran ihre Kraft. Der Glaube sollte Schritt für Schritt entdeckt werden und sich als bleibende Kraft erweisen. Štefan Kavecký
Worte der goldenen Kette
Das Zeichen ist eine deutliche Sache, welche etwas Verborgenes offenbar macht, wie das Zeichen des Jona Christi Hinabsteigen zur Unterwelt und Wiederkehr, so wie die Auferstehung von den Toten darstellt. Er gibt ihnen ein Zeichen nicht vom Himmel, weil sie eines solchen unwürdig waren, sondern von der Tiefe, nämlich das Zeichen der Menschwerdung, nicht der Gottheit, des Leidens, nicht der Verherrlichung.
Lk 11,30: Denn gleichwie Jona den Niniviten ein Zeichen war, so wird es auch der Sohn des Menschen diesem Geschlecht sein.
Jesus selbst ist das Zeichen
Jesus ist dieses Zeichen, sowohl für seine gegenwärtige als auch für unsere Generation. Jesus selbst ist das Zeichen; wir sollen an Ihn glauben, nicht an ein Zeichen.
Die Liebe Christi am Kreuz
Gott kam nicht in diese Welt, um uns mit außergewöhnlichen Handlungen und Zeichen zu befreien. Er kam, um uns seine Liebe zu uns zu zeigen, damit wir an sie glauben und dadurch verwandelt und geheilt werden. Manchmal verlieren wir uns in der Suche nach Zeichen und Bestätigung. Die Liebe Christi am Kreuz ist aber das größte Zeichen, größer als jedes Wunder und sie genügt allein. Bettina Duda
Das Zeichen des Jona
Jesus zieht hier eine Parallele zwischen den drei Tagen des Jonas im Bauch des Wales und seinen drei Tagen im Grab zwischen Tod und Auferstehung. Im Falle des Jonas wurde die Umkehr der Menschen möglich und genauso sollen der Tod und die Auferstehung Jesu das für alle erkennbare Zeichen der unendlichen Liebe Gottes zu uns sein, der sich erniedrigt, um uns zu erheben. Lässt mich dieses Zeichen vielleicht kalt? Oder was sagt es mir? Wozu lädt es mich ein?
Wie Jona im Fisch „begraben“ war, so wurdest du, Jesus, ins Grab gelegt. Jona war nicht gestorben in seinem Fisch-Grab, sondern hat überlebt. Jesus, du bist so viel größer. Man hat Lügen über dich verbreitet, man hat dich – heute würde man sagen – gemobbt, man hat dich hintergangen, dich bespuckt, und letztlich hat der Hass und die Niedertracht der Menschen dich getötet. Doch selbst der leibliche Tod konnte dir nichts anhaben. Du hast das Grab wieder lebendig verlassen, so wie der nie gestorbene Jona den Fisch. Das ist kein kleines, sondern ein überwältigendes, noch nie da gewesenes Zeichen. Wie gütig ist Gott, und wie sehr kommt er uns entgegen und will auch uns vor dem ewigen Tode retten. Jan Burghardt
Lk 11,31: Die Königin des Südens wird im Gericht auftreten gegen die Männer dieses Geschlechts und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören; und siehe, hier ist einer, der größer ist als Salomo!
Bei der Glaubenssuche scheut man keine Mühe
Heutzutage werden wir schnell müde, wenn wir die Lösung nicht sofort finden. Ein Zeichen von oben hätte uns die Mühe des Suchens und des Zweifelns ersparen können. Jesus nimmt die Königin vom Süden als Beispiel, denn sie hatte eine mühsame Reise auf sich genommen, um Salomo kennenzulernen, weil sie viel Gutes über ihm gehört hatte. Sie wollte seine Weisheit selbst erfahren und am Ende konnte sie sich selbst davon überzeugen. (vgl. 1 Kön 10). Sie hatte den Weg zurückgelegt und sich selbst ein Urteil gebildet. Sie steht damit für die Zeitgenossen Jesu und für uns alle als Beispiel da. Štefan Kavecký
Lk 11,32: Die Männer von Ninive werden im Gericht auftreten gegen dieses Geschlecht und werden es verurteilen; denn sie taten Buße auf die Verkündigung des Jona hin; und siehe, hier ist einer, der größer ist als Jona!
Es bedarf der Fähigkeit zuzuhören
Die Männer von Ninive haben auf die Predigt von Jonas gehört. Sie haben sich auf ihn eingelassen, er kam in ihre Stadt und hat schlicht gesagt, dass Ninive in drei Tagen zerstört wird. Das hat sie derart getroffen, dass sie sich bekehrt haben. Sie waren fähig zuzuhören. Die Botschaft war nicht angenehm, aber sie ließen sich stören und hörten zu. In solchen Fällen ist es doch einfacher wegzuschauen, an etwas anderes zu denken, nicht zuzuhören. Der Glaube kommt vom Zuhören, es bedarf der Fähigkeit, den Menschen, den Situationen, den Umständen, der Heiligen Schrift zuzuhören. Das Gehörte erweckt in uns eine Reaktion, die von Gott ausgeht. Štefan Kavecký
Der Prophet Jona
Der Prophet Jona war für die Stadt Ninive ein Mahnzeichen. Er sollte die Menschen zur Umkehr rufen. Gott stärkte seinen Auftritt durch das Wunder, dass er drei Tage im Walfisch war und trotzdem weiter lebte. Jesus bezog dieses Wunder auf sich. Er war drei Tage tot und ist von den Toten auferstanden. Somit gibt er uns das große Zeichen Seiner Auferstehung von den Toten, damit wir Seinen Worten glauben und umkehren.
Dem ungläubigen Israel stellt er zwei Beispiele aus der Heidenwelt gegenüber
Die Königin des Südens und die Männer von Ninive; die Heiden, die dem jüdischen Bewusstsein als unwissend und unrein gelten, sind in Wirklichkeit für den Anruf Gottes empfänglicher als das satte und selbstgerechte Israel; sie sind bereit, zu hören und sich zu bekehren
Der Punkt ist klar: Die Königin des Südens und die Männer von Ninive waren beide Heiden, aber sie hatten ein offeneres Herz für die Dinge Gottes als die religiösen Menschen zur Zeit Jesu, die das Werk Gottes nicht glauben und annehmen wollten direkt vor ihren Augen.
Zwei Beispiele
Zwei Beispiele, die ihnen zu denken geben müssten: eine heidnische Königin, die den weiten Weg nach Jerusalem machte, um Salomo reden zu hören – und die Einwohner einer ebenfalls heidnischen Stadt, die ihr Leben völlig änderten, nachdem Jona ihnen gepredigt hatte. Jesus stellt unmissverständlich klar, dass er mehr ist als irgendein König oder Prophet. Er hat nicht nur Lebensweisheiten zu bieten, oder Gottes Gericht anzukündigen. Er ist Gott selbst – und er erwartet eine Entscheidung von seinem Volk. Dieses jedoch ist bis auf wenige Ausnahmen nicht aufnahmebereit für ihn. Es ist schon so weit von seinem Gott abgedriftet, dass es ihn nun nicht mehr erkennt. Es kann nicht, weil es nicht will. Das ist das Drama der Verstockung. Beate Scheilen
Hier aber ist einer, der mehr ist
Viele Personen, die uns im Alten Testament begegnen, haben das Kommen Jesu vorbereitet. Aber Jesus ist nicht nur ein weiser König oder ein geschulter Prediger. Er ist mehr. Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Wer ihm begegnet, begegnet Gott selber, dem Schöpfer des ganzen Universums. Das Alte Testament berichtet davon, dass niemand Gott schauen kann, ohne zu sterben. Wir dürfen uns nie an die Begegnungen mit Gott gewöhnen. Jede Begegnung mit ihm ist etwas ganz Besonderes – die Begegnungen in der Eucharistie, im Gebet, im Nächsten. Was beeindruckt dich an Gott am meisten? Raphael Ballestrem
Lk 11,33-36: Jesus spricht über das Licht
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 11,33-36
Lk 11,33: Niemand zündet eine Öllampe an und versteckt sie dann oder stellt sie unter einen Eimer. Im Gegenteil: Man stellt sie auf den Lampenständer, so dass jeder, der hereinkommt, das Licht sieht.
Gott ist derjenige, der die Lampe angezündet hat
In der Person und dem Werk des Herrn Jesus gab Gott uns ein helles Licht zur Erleuchtung der Welt. Wenn jemand dieses Licht nicht sieht, ist das nicht Gottes Schuld. Gott ist derjenige, der die Lampe angezündet hat. In der Person und dem Werk des Herrn Jesus gab Gott uns ein helles Licht zur Erleuchtung der Welt.
Lk 11,34: Durch die Augen fällt das Licht in deinen Körper. Wenn sie klar sehen, bist du ganz und gar vom Licht erfüllt. Wenn sie aber getrübt sind, ist es dunkel in dir.
Worte von MacDonald
Wenn ein Mensch ehrlich erkennen will, ob Jesus der Christus Gottes ist, dann wird Gott es ihm offenbaren. Doch wenn seine Beweggründe unecht sind, wenn er an seiner Habgier festhalten will, wenn er immer noch vor dem Gerede der anderen Angst hat, dann ist er gegen über dem wahren Wert des Heilands verblendet. Der Mensch dagegen dessen Motive rein sind und der sein ganzes Wesen Jesus als dem Licht der Welt öffnet, wird mit geistlicher Erleuchtung durchflutet. Sein Inneres wird von Christus erleuchtet, so wie der Leib erleuchtet wird, wenn er direkt im Lichtstrahl einer Lampe sitzt.
Auge und Licht
Wir verstehen, dass unser Auge die Lampe des Leibes ist. Denn es gibt dem Menschen Orientierung in einer Welt, die sonst dunkel bliebe. Es hilft mindestens in einem äußeren Sinne dazu, dass wir uns einigermaßen zurechtfinden. Aber was ist denn ein klares Auge? Hier kommt man nur weiter, wenn man begreift, dass in der biblischen Sprache das Auge dasjenige Organ ist, das den Kontakt mit anderen Personen, seien es die Mitmenschen oder sei es Gott, vermittelt.
Ist unser Auge auf Gott gerichtet dann wird es von Gott erleuchtet und klarer. Und dieser mit Gott verbindende Kontakt macht unseren ganzen Leib, unsere ganze Person licht. Ist aber unser Auge von Gott abgewandt, dann wird es böse. Dann wird auch unsere ganze Person finster sein.
Lk 11,35: Deshalb achte darauf, dass das Licht in deinem Innern nicht erlischt!
…das das Licht nicht erlischt!
Wir können unsere Ausstrahlung nicht einfach ändern. Aber Jesus zeigt uns mit diesen Worten, dass wir daran arbeiten können, dass unsere Ausstrahlung heller wird. Unsere Aufgabe ist es, mit dem inneren Auge alles in uns zu erhellen und in alles das Licht Jesu eindringen zu lassen. Dann sollten wir mit diesen Augen auch auf unsere Mitmenschen schauen, damit wir etwas Gütiges, Liebevolles, Lichtes auf die Menschen ausstrahlen.
Das Licht in uns drückt sich durch Liebe, Geduld, Demut und Frieden aus. Es ist beispielsweise ein freundliches Wort mitten im Alltagstrubel. Es ist die helfende Hand oder die Rücksichtnahme im Straßenverkehr, das Gebet füreinander, Freundlichkeit im Umgang miteinander. Letztlich ist Jesus dieses Licht in mir, das zum Ausdruck kommt. Ich weiß heute: Er ist der Hellmacher meiner Seele. Und ich merke, wie gut es mir tut, mich an ihn zu halten und finsteren Gestalten den Rücken zu kehren. Das Licht, das er in mir entzündet hat, möchte ich weitergeben, damit es im Leben anderer hell werden kann.
Lk 11,36: Wenn du es einlässt und keine Finsternis in dir ist, dann lebst du im Licht – so als würdest du von einer hellen Lampe angestrahlt.
Lk 11,37-54: Jesus kritisiert die Juden
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 11,37-54
Lk 11,37-44: Rede gegen die Pharisäer
Lk 11,37: Und während er redete, bat ihn ein gewisser Pharisäer, bei ihm zu Mittag zu essen. Und er ging hinein und setzte sich zu Tisch.
Lk 11,38: Der Pharisäer aber verwunderte sich, als er sah, dass er sich vor dem Mittagsmahl nicht gewaschen hatte.
Er war verwundert
Jesus, wie oft bin ich wie der Pharisäer verwundert. Ich bin auf das fixiert, was mich meine Kultur gelehrt hat, was man mir beigebracht hat, wie man sich zu verhalten hat. Viele Glaubenssätze und Regeln habe ich unreflektiert übernommen. Wie oft schaue ich nur auf das Äußere und meist mehr noch auf das Äußere des Anderen. Betet der Gegenüber genauso andächtig den Rosenkranz, bleibt die Kirchenbank – Nachbarin bis zum letzten Orgelton andächtig sitzen, sind alle zur Feier der heiligen Messe angemessen und würdig gekleidet? Doch letztlich bist du Gott, so ganz anders. Dir geht es nicht um Äußerlichkeiten oder einen Gesetzes-Glauben. Dir geht es um unser Inneres, letztlich darum, dass wir Liebende werden und sind. Jan Burghardt
Lk 11,39: Da sprach der Herr zu ihm: Nun, ihr Pharisäer, ihr reinigt das Äußere des Bechers und der Schüssel, euer Inneres aber ist voll Raub und Bosheit.
Reinheit des Herzens
Reinheit und Sauberkeit sind sehr wichtig und heute wird viel Energie und Einsatz in die Sauberkeit von Luft, Häusern, Autos, Kleidung usw. gesteckt. Es geht Jesus aber darum, dass wir in unserem Leben an erster Stelle die Reinheit unseres Herzens suchen und so eine rechte Ordnung hergestellt wird. Bettina Duda
Lk 11,40: Ihr Toren! Hat nicht der, welcher das Äußere schuf, auch das Innere gemacht?
Hat er nicht auch das Innere geschaffen?
Gott möchte, dass wir ihm als Erstes unser Herz schenken. Er weiß noch besser als wir, dass wir ihm damit ein armes, verletztes und kleines Herz schenken. Aber genau das möchte er. Er möchte nicht unsere großen äußeren Werke und Taten, sondern dieses kleine, arme Herz. Das ist viel mehr und oft viel schwerer, weil es dann unser Innerstes ist, was wir ihm geben: unseren Willen, unsere ganze Liebeskraft. Wie großzügig bin ich, ihm mein Herz zu schenken? Bettina Duda
Worte von Papst Franziskus
Das sind keine schönen Worte. Jesus sprach klar, er war kein Heuchler. Er sprach klar. Und so sagt er: „Aber warum schaut ihr auf das Äußere? Schaut nach innen, was dort ist.“ Ein andermal hatte er ihnen schon gesagt: „Ihr seid wie weißgetünchte Gräber.“ Ein tolles Kompliment: von außen schön aussehend, alle perfekt… ganz perfekt… Innen aber voller Fäulnis, also voller Raffsucht, Bosheit. Jesus unterscheidet zwischen Schein und der inneren Wirklichkeit: diese Herren sind die „Lehrer des Scheins“: immer perfekt, immer. Doch im Innern, was ist dort? Papst Franziskus
Hat nicht der, der das Äußere schuf, auch das Innere geschaffen?
Jesus kritisiert den Pharisäer recht heftig, wie auch an anderen Stellen. Es geht ihm nämlich um einen wesentlichen Punkt, der auch mich auf besondere Weise betrifft. Das Äußere ist wichtig und ich muss dafür Rechenschaft ablegen, aber noch mehr zählt vor Gott die innere Haltung, das Herz. Hier kann ich mich fragen, inwieweit meinen guten Taten (meine Arbeit, Rosenkränze, Wallfahrten, Spenden…) auch der rechten inneren Einstellung entspringen. Valentin Schmidts
Ihr Unverständigen!
Jesus spricht klar, ja hart. Zu den Menschen, die dachten, dass sie es besonders gut machen. Eine Warnung für uns. Verlassen wir uns nicht auf die religiösen Äußerlichkeiten. Nur weil ich beispielsweise Kommunionhelfer, Lektorin, Religionslehrer oder Pastoralreferentin bin, bin ich nicht automatisch ein liebender Christ und ein würdiger Nachfolger Christi. Werden wir verständige und liebende Christen. Laden wir unser Herz ein, beim Herrn und bei den Menschen zu sein. Jan Burghardt
Lk 11,41: Gebt nur von dem, was darin ist, Almosen, siehe, so ist euch alles rein!
Lk 11,41: Gebt das, was in euren Bechern und Schüsseln ist, den Armen, dann seid ihr auch vor Gott rein!
Heilmittel der Barmherzigkeit
Du siehst, welch ein Heilmittel! Es reinigt uns die Barmherzigkeit. Der Barmherzige ermahnt zur Barmherzigkeit, und weil er die, welche er um einen großen Preis loskaufte, erhalten will, lehrt er, dass die nach der Taufe Wiederbefleckten wieder gereinigt werden können. Er sagt aber: Gebet Almosen, nicht: Ungerechtigkeit; denn das Almosen ist von jeder Ungerechtigkeit frei. Dieses macht Alles rein und ist vorzüglicher als Fasten. Denn wie ein Arzt, welcher häufig Verwundete heilt, leicht mit den Schwachheiten der Nächsten Mitleiden hat: so werden auch wir, wenn wir den Armen zu Hilfe kommen, leicht das Gegenwärtige verachten und uns zum Himmel erheben. Nicht schwer ist also das Heilmittel der Barmherzigkeit, da man sie für alle Wunden brauchen kann. Goldene Kette
Gebot der Liebe
Die Liebe deckt viele Sünden zu. Damit wiederholt der heilige Petrus die Worte Christi: Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für euch alles rein. Das Gebot der Liebe ist das wichtigste aller Gebote des Herrn. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten ist zugleich die Quelle und der Höhepunkt des Gesetzes des Alten und des Neuen Bundes. Ein Leben nach diesen beiden wichtigsten Geboten reinigt unsere Herzen und hält sie sauber – die Innenseite des Bechers. Wenn also Christus sagt, lieber Almosen zu geben, dann fordert er damit die Pharisäer auf, ihre Nächsten zu lieben. Dann werden ihre Herzen rein sein. Daniel Ray
Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir, dass du von mir keine großen Werke verlangst, sondern mein Herz. Hilf mir dabei, auch die kleinsten Dinge mit der größten Liebe zu tun.
Vorsatz: Ich möchte heute selbst die kleinsten Kleinigkeiten mit großer Liebe tun und dabei im Herzen sagen Für dich, Jesus.
Lk 11,42: Wehe euch, ihr Pharisäer! Sogar von Küchenkräutern wie Minze und Raute und auch von allen anderen Gewürzen gebt ihr Gott den zehnten Teil. Aber das, was viel wichtiger wäre – Gerechtigkeit und die Liebe zu Gott –, ist euch gleichgültig. Doch gerade darum geht es hier: das Wesentliche tun und das andere nicht unterlassen.
Warnung an die Pharisäer
Jene zogen von allen ihren Früchten den zehnten Teil ab, und gaben Almosen, was nicht leicht ein Christ tut. Sie verspotteten ihn also, da er zu ihnen dieses sagte als zu Menschen, die gleichsam nicht Almosen gäben. Da er als Gott dieses wusste, setzte er hinzu: Doch wehe euch Pharisäern, weil ihr die Krausemünze, die Weinraute und jegliches Gemüse verzehntet, aber die Gerechtigkeit und die Liebe Gottes übertretet. Dieses heißt also nicht Almosen geben; denn Almosen geben, heißt Barmherzigkeit üben. Goldene Kette
Die Pharisäer waren in ihrem äußerlichen Gehorsam so vorsichtig, dass sie buchstäblich den Zehnten von ihren Kräutergärten abgaben, Samen und Blätter zählten und ein Zehntel von jedem Gott gaben.
Am größten ist die Liebe
Was bringt es den Pharisäern oder uns, den Zehnten von Minze usw. zu geben, viel zu tun und die Gesetze zu befolgen, aber das Wichtigste zu vergessen, die Liebe? Den Himmel können wir uns nicht durch unsere Anstrengung verdienen oder gar erkaufen. Wir können uns das ewige Leben nur schenken lassen und Gott möchte es jedem Menschen schenken. Der Dreh- und Angelpunkt dieses Lebens ist die wahre Liebe, die wir bei ihm finden und lernen. Deswegen fordert Jesus uns damals und heute mit hart scheinenden Worten heraus. Bettina Duda
Die Gerechtigkeit aber und die Liebe zu Gott vergesst ihr
Wieder eine aus Liebe gegebene Erklärung Jesu. Und er spricht energisch, weil die Menschen so sicher sind, richtig zu handeln. Die ganze religiöse Kultur sagt es ihnen so. Kann es auch bei uns, in unserem Leben solches geben? Dass wir nur das Äußere erfüllen, uns innerlich aber längst von Gott und der Lehre der Kirche verabschiedet haben? Jesus sagt, dass wir beides tun sollen, den Zehnten geben und für das Recht und die Barmherzigkeit in Liebe eintreten. Jan Burghardt
Lk 11,43: Wehe euch Pharisäern, dass ihr den ersten Sitz in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Märkten liebt!
Ablegen der Eitelkeit
Jesus will, dass wir die Eitelkeit ablegen und nicht mehr nach dem Scheine Haschen sollten, als nach der wahren Wirklichkeit, was damals die Pharisäer taten.
Lk 11,44: Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr wie die unkenntlich gewordenen Gräber seid, über welche die Leute dahingehen, ohne es zu wissen!
Ihr seid wie Gräber, die man nicht mehr sieht
Sind wir nicht auch wie Gräber, die man nicht mehr sieht? Merken unsere Mitmenschen, dass wir für Christus und seine heilige katholische Kirche und die Lehre der Kirche brennen? Oder wollen wir uns lieber verstecken, wegducken, nicht auffallen und Teile der Lehre der Kirche leugnen, vielleicht gar verdrehen, relativieren und bewusst falsch wiedergeben? Ist es uns peinlich, dass wir uns als Katholiken zu Gott, Jesus, dem Heiligen Geist, der Gottesmutter Maria und der Lehre der Kirche bekennen?Jan Burghardt
Kein verborgenes Grab sein
Was meint Jesus, wenn er sagt, sie seien wie verborgene Gräber, über die die Leute hinwegschreiten, ohne es zu merken? Er meint damit alle versteckten Sünden. Nicht nur die Pharisäer, auch wir neigen dazu, uns eine „weiße Weste“ anzuziehen, Sünden und Fehler zu verbergen, uns ganz rein und perfekt zu zeigen – während doch niemand sagen kann, er sei ohne Sünde. So werden auch wir zu unsichtbaren Gräbern. Manchmal aus Angst vor Schuld, manchmal aus Scham. Wir dürfen vor Gott schuldig sein, uns eingestehen, dass wir es sind, und uns erlösen lassen. Bettina Duda
Lk 11,45-52: Rede gegen die Gesetzgelehrten
Lk 11,45: Da antwortete einer der Gesetzesgelehrten und sprach zu ihm: Meister, mit diesen Worten schmähst du auch uns!
Worte an die Gesetzeslehrer
In Mt 23 stehen sieben Wehrufe, die sich gegen Schriftgelehrte (Gesetzeslehrer) und Pharisäer gemeinsam richten. Lukas hat drei Wehrufe gegen die Pharisäer und drei gegen die Schriftgelehrten. Nicht alle Pharisäer waren Gesetzeslehrer, aber die wichtigsten Gesetzeslehrer gehörten der pharisäischen Richtung an.
In diesen Kreisen legte man größten Wert auf gewissenhafte Beobachtung des mosaischen Gesetzes; bis in die letzten Kleinigkeiten war das Leben von den Vorschriften des Gesetzes bzw. der Gesetzeslehrer geregelt. Schließlich wurde das Gesetz zum Selbstzweck, über dem man oft genug den eigentlichen Gotteswillen, dessen Ausdruck das Gesetz war, vergaß: die Gerechtigkeit und die Liebe (V. 42). Wo aber diese fehlen, wird alle Gesetzestreue zur leeren Formel. Für Jesus waren Gesetz und Liebe keine Gegensätze: die Liebe – sie allein – erfüllt das Gesetz. Erzabtei Beuron
Lk 11,46: Er aber sprach: Wehe auch euch Gesetzesgelehrten! Denn ihr ladet den Menschen unerträgliche Bürden auf, und ihr selbst rührt die Bürden nicht mit einem Finger an.
Ihr ladet den Menschen unerträgliche Lasten auf
Oft denken wir, die Lasten, die uns Gott auferlegt, sind schwer. Doch dies ist eine Lüge. Die Lasten der Welt und unser Egoismus machen uns müde. Die Pflichten, die uns nicht von Gott, sondern von anderen aufgebürdet werden, machen uns kraftlos. Die Gebote Gottes hingegen machen uns frei. Wenn unser Blick rein und unbelastet ist, erkennen wir: Sie sind leicht zu halten und führen uns zum ewigen Leben. Sie bedeuten keinen Verzicht, sondern Fülle. Sie führen uns zu Gott und lassen uns in seiner Liebe bleiben. Glaube ich das? Jan Burghardt
Worte der goldenen Kette
So oft also ein Lehrer tut, was er lehrt, erhebt er die Last und stellt sich selbst zum Beispiel hin. Wenn er aber nichts von dem tut, was er lehrt, so scheint es denen, welche seine Lehre empfangen, eine schwere Last zu sein, gleichsam als ob sie selbst vom Lehrer nicht getragen werden könnte. Denn wie ein wenig Sauerteig eine ganze Masse von Mehl durchdringt, so beraubt die Heuchelei die Seele der ganzen Lauterkeit und Wahrheit der Tugenden.
Einer trage des anderen Last
Ein weiteres „Weh euch“ ergeht an die Gesetzeslehrer, die anderen kaum tragbare Lasten aufladen, aber selber „keinen Finger rühren“. Ein vom Heiligen Geist erfüllter Mensch trägt in Demut seine Kreuze und hat keine Angst davor, auch anderen ein Simon von Cyrene zu sein. Ein wahrer Jünger Jesu fühlt mit denen, die unter ihrer Last fallen und ist bereit zu helfen, etwas von sich und sogar sich selbst zu opfern, ohne zu urteilen. Er hat ein Herz nach dem Herzen Gottes, er schaut mit den Augen Gottes und dafür braucht es Demut. Bettina Duda
Lk 11,47: Wehe euch, dass ihr die Grabmäler der Propheten baut! Eure Väter aber haben sie getötet.
Lk 11,48: So bestätigt ihr also die Taten eurer Väter und habt Wohlgefallen daran; denn jene haben sie getötet, ihr aber baut ihre Grabmäler.
Geschieht euch recht!
Man könnte eine gewisse Genugtuung verspüren, wenn „die da“, die Pharisäer, von Jesus mit harten Worten gerügt werden. Oft erwische ich mich dabei, selber die Rolle Jesu zu übernehmen, mich über andere zu erheben und sie in die Schranken weisen zu müssen. Dabei vergesse ich aber etwas sehr Entscheidendes: die Herzenshaltung. Bevor ich wieder die Neigung verspüre, verurteilen zu wollen, sollte ich mich fragen, ob ich diese Person wirklich liebe, gerade das Beste für sie suche und ob ich bereit wäre, mich für sie hinzugeben. Christus ist für alle gestorben, auch für die Pharisäer. Bettina Duda
Lk 11,49: Deshalb hat die Weisheit Gottes auch gesagt: ›Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen schicken; einige von ihnen werden sie umbringen, andere verfolgen.
Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden
In der Erlösungsgeschichte sehen wir immer wieder, wie Gott uns Menschen seinen Willen und die Wahrheit offenbaren will. Das ist ihm offenbar sehr wichtig. Man sieht es daran, dass er es sogar dann noch tut, wenn mehrere seiner Propheten vehement abgelehnt und verfolgt werden. Jetzt ist ein Moment, Gott für sein unermüdliches, geduldiges Streben nach unserem Heil zu danken – denn im Grunde sieht meine eigene Lebensgeschichte ja genauso aus. Valentin Schmidts
Lk 11,50: Darum wird diese Generation zur Rechenschaft gezogen für den Mord an allen Propheten, und zwar seit Gründung der Welt,
Lk 11,51: angefangen bei Abel bis hin zu Secharja, der zwischen dem Brandopferaltar und dem Haus Gottes umgebracht wurde.
Lk 11,51: vom Blut Abels an bis zum Blut des Zacharias, der zwischen dem Altar und dem Tempel umkam. Ja, ich sage euch, es wird gefordert werden von diesem Geschlecht!
Bis zum Blut des Zacharias
Hier erfahren wir einer apokryphen Tradition aus dem Protoevangelium des Jakobus nach etwas über den Tod des Vaters von Johannes (dem Täufer). Anderen Auslegungen nach handelt es sich um den letzten Mord, der im letzten Buch des jüdischen Bibelkanons berichtet wird (2. Chr 24,20-22). In jedem Fall zeigt uns Jesu Ausspruch, wie hart der Kampf um das Evangelium ist. Der Kampf betrifft nicht nur Jesus, nein, auch seine Familie und sein Umfeld sind davon massiv betroffen. Alle, die ihm folgen, werden angegriffen werden. Angegriffen werden wegen unserer Treue zu Christus und zur Lehre der römisch-katholischen Kirche ist immer auch ein gutes Zeichen. Nämlich auf dem richtigen Weg zu sein, den schon die Apostel vor uns gegangen sind. Jan Burghardt
Lk 11,52: Wehe euch, ihr Gesetzeslehrer! Denn durch eure Lehren verhindert ihr, dass die Menschen den Schlüssel finden, der die Tür zur Wahrheit öffnet. Ihr selbst seid nicht durch diese Tür gegangen, und ihr versperrt auch noch allen den Weg, die hineinwollen.
Lk 11,52: Wehe euch Gesetzesgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen! Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, welche hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert!
Weh euch!
Der Ausruf Jesu „Weh euch!“ drückt den tiefen Schmerz Jesu aus, wenn er auf verschlossene und harte Herzen trifft, wie auch in anderen Momenten: „Weh euch, ihr Reichen (…)“. Das Griechische uai oder Hebräische oj, hoj sind Ausrufe des Schmerzes. Diese Worte sind an jeden von uns gerichtet: Wenn wir unser Herz verhärten, unser Herz der Liebe Jesu verschließen, wenn wir verurteilen, wenn wir selbstgerecht werden und uns sättigen an falschen Dingen, blind werden der Not unseres Nächsten gegenüber. Der Schmerz Jesu entspringt der reinen und tiefen Liebe, die er zu uns hat. Bettina Duda
Wehe meiner Seele, wenn der Herr nicht in ihr wohnt
Wehe der Seele, wenn der Herr nicht mehr in ihr lebt und mit seiner Stimme die bösen Tiere nicht mehr verscheucht! Wehe dem Haus, wenn der Herr nicht mehr in ihm wohnt! Wehe der Erde, wenn der Bauer fehlt, der sie bebaut. Wehe dem Schiff ohne Steuermann, denn es wird auf den tobenden Wogen des Meeres dahingetrieben und geht zugrunde.
Wehe der Seele, wenn in ihr der wahre Steuermann Christus fehlt. Sie treibt auf dem bitteren Meer der Finsternis dahin, wird von den Wogen der Leidenschaften geschüttelt, vom Gewittersturm der bösen Geister bedrängt und geht schließlich unter. Sie ist öde, voll Dornen und Disteln, und am Ende erwartet sie statt der Ernte verzehrendes Feuer. Wenn der Herr, Christus, nicht mehr in ihr wohnt, ist sie erfüllt vom Modergeruch der Leidenschaften, eine Behausung des Bösen. Makarios
Ihr habt den Schlüssel zur Tür der Erkenntnis weggenommen
Welcher ist denn der Schlüssel, der die Tür zur Erkenntnis öffnet? Beim Wort Erkenntnis höre ich in der Bibel immer das „Erkennen“ mit, mit dem die körperlich-geistliche Liebe zwischen Mann und Frau beschrieben wird. Erkennen in diesem Sinn heißt, eine Person, die mein Wesen ergänzt, so zu lieben, dass ich mit ihr eins werde. Das heißt, mit ihr Zeit zu verbringen, mit ihr zu reden, sie anzuschauen, bei ihr zu sitzen, auf intime Weise mit ihr zu verkehren.
Gott will sich von uns genauso berühren lassen! Der Schlüssel dazu ist das Gebet. Ein Gebet, in dem wir Gott berühren. Diese Art von Gebet braucht Zeit, eine stille Kammer, Vertrauen, Geduld, die Bitte um Gottes Nähe und die Umarmung des Heiligen Geistes. Dann können auch Worte helfen. Dann können die Sakramente in Fülle wirken. Das ist zunächst schwierig, wird dann aber immer einfacher. Dorit Wilke-Lopez
Worte von MacDonald
Schließlich beschuldigt der Herr Jesus die Gesetzesgelehrten, dass sie den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen hätten, d. h. dass sie den Menschen das Wort Gottes vorenthalten hätten. Obwohl sie sich nach außen hin zur Schrifttreue bekannten, weigerten sie sich jedoch hartnäckig, den Einen anzunehmen, von dem die Schrift spricht, und sie hinderten andere daran, zu Christus zu kommen. Sie wollten ihn selbst nicht haben, und sie waren auch dagegen, dass andere ihn annahmen.
Lk 11,53-54: Heftiger Widerstand
Lk 11,53: Als Jesus das Haus wieder verließ, setzten ihm die Gesetzeslehrer und die Pharisäer mit vielen Fragen hart zu.
Lk 11,54: Sie lauerten darauf, ihn bei einer verfänglichen Äußerung zu ertappen.
Sie lauerten ihm auf
Die Welt meint es oft nicht gut mit den Christen. Und auch in der Kirche ist viel Falschheit, Verlogenheit, oder Vereinsmeierei. Teils geht es nur um Macht und Eitelkeiten und nicht um die Liebe zu Christus und den Menschen. Distanzieren wir uns von solchen inneren Haltungen. Relativieren wir Jesu Aussagen nicht. Seien wir Apostel, auch wenn es uns etwas kostet. Äußern wir uns, auch wenn es Ansehen, den erhofften Job, die nächste Gehaltserhöhung kosten sollte. Verkünden wir das Evangelium, ob gelegen oder ungelegen. Seien wir mutig, stehen wir mit Christus unter dem Kreuz und geben wir mutig Zeugnis von unserem Glauben. Jan Burghardt
Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu Lk 11. Kap.
Das war eine Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 11. Kap.