Demut
Inhaltsverzeichnis
1. Weg der Demut
Im Kreuz hat Christus in einer unüberbietbaren Demut den letzten Platz eingenommen. Wir sind nun Diener von Christus, die sich bemühen, seinem Weg zu folgen, einen Weg der Demut und Liebe. In Demut erkennen wir, dass wir nie aufgrund eigener Leistung handeln, sondern weil es allein der Herr uns gibt. In Demut begreifen wir uns als Werkzeug in der Hand des Herrn. In Demut tun wir das, was uns möglich ist und in Demut überlassen wir alles andere Jesus Christus, unserem Herrn. Er regiert, nicht wir. Wir dienen ihm nur, soweit wir können und er uns die Kraft dazu gibt. Mit dieser Kraft freilich alles zu tun, was wir vermögen, ist der Auftrag, der uns immerfort in Bewegung hält. Die Liebe Christi drängt uns.
Dienen heißt Demut lernen! Waldemar Scherer
2. Sucht Demut!
Sucht Demut. Zef 2,3
Für die Mönche ist die Demut eine wichtige Haltung, sich den eigenen Leidenschaften zu stellen. Demut als humilitas (das kommt von humus = Erde) ist der Mut, hinabzusteigen in das innere Chaos, mich anzunehmen mit all dem, was in mir auftaucht. Wenn ich mich in der Demut der eigenen Erdhaftigkeit und Menschlichkeit stelle, dann bedeutet das auch, dass ich von meinen eigenen Illusionen Abschied nehme. Denn oft genug finden wir in uns die Illusion, wir seien doch spirituelle Menschen, wir seien doch mit uns im Einklang. Demut ist der Mut zur eigenen Wahrheit. Anselm Grün
Du wolltest Gott sein, obwohl du Mensch warst, und gingst so verloren. Er wollte Mensch sein, obwohl er Gott war. So schwer schlug dein menschlicher Stolz dich nieder, dass nur die Demut eines Gottes dich wieder aufrichten konnte. Augustinus
Solange wir hier auf Erden leben, ist Demut unsere Vollkommenheit selbst. Augustinus
3. Das Gegen-Laster: die Hochmut
Hochmut kommt vor dem Fall! Spr 16,18
Wir bemühen uns doch alle ein möglichst gutes Leben zu führen, ausgerichtet an Jesus. Fromm zu sein. Dabei begegnet uns immer wieder neu die Gefahr eines frommen Hochmuts, dieser giftige Gedanke, dass man besser, mehr und tiefer religiös ist als der andere. Das ist Mist. Das ist Gift! Wer sich wirklich selber kennt, wird nichts in sich finden, was ihn hochmütig machen könnte. Worauf sind wir denn stolz, die wir Staub und Asche sind. Diese Selbsterhöhung ist Hochmut vor Gott, ist Verachtung anderer Menschen und ist letztlich Mangel an Selbsterkenntnis. Selbsterniedrigung dagegen ist Demut, ist wissen, dass ich Geschöpf bin vor dem Schöpfer, dass ich nichts aus mir selber bin und habe und dass ich immer angewiesen bin auf Gottes Barmherzigkeit. Angewiesen sein! Mutter Teresa sagt: Wenn ihr entmutigt seid, ist das ein Zeichen, dass ihr hochmütig seid; es zeigt, dass ihr zu viel Vertrauen in euch selbst habt. Darum: Angewiesen sein auf Gott!
Daher kommt aller Hochmut: wenn ein Mensch vom Herrn abfällt und sein Herz von seinem Schöpfer weicht. Sir 10,12
4. Einladung zur Demut
Alles ist möglich dem, der glaubt! Mk 9,23
Im Geist der Welt, der vom Stolz beherrscht wird, lädt uns das Wort Gottes, das wir heute gehört haben, zu Demut und Sanftmut ein. Demut bedeutet nicht, sich selbst abzuwerten. Demut ist vielmehr jener gesunde Realismus, der uns unsere Möglichkeiten und auch unser Elend erkennen lässt. Die Demut lässt uns – von unserem Elend ausgehend – den Blick von uns selbst abwenden und auf Gott richten, der alles vermag und uns auch das erlangt, was wir aus eigener Kraft nicht schaffen: Alles kann, wer glaubt. Papst Franziskus
5. Gott der Demütigen
Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind. Jes 57,15
Wir reden am liebsten über die Fehler der anderen. Das wertet uns auf und lenkt von unseren eigenen Fehlern ab. Die Demut dagegen legt erst gar nicht die Vergrößerungslupe auf die Fehler des anderen, sondern betrachtet vielmehr die eigenen. Die Demut ist die Tugend, die es wagt, sich in der eigenen Menschlichkeit und Begrenztheit anzunehmen. Wer das tut, der wird friedfertiger gegenüber allen Menschen. Er hat ja die gleichen Fehler wie sie. So wünscht er sich und den anderen, dass sie in Frieden kommen mit sich selbst. In ein demütiges Herz zieht Gott ein.
Abbas Isaias sagte von der Demut; Sie hat keine Zunge, um von jemandem zu sagen, er sei nachlässig, oder von einem anderen, er sei verachtenswert. Sie hat keine Augen, um die Fehler des anderen zu sehen, noch Ohren, um für die Seele schädliche Dinge zu hören. Sie kümmert sich um nichts anderes als um ihre Sünden. Sie ist friedfertig gegenüber allen Menschen.
6. Seid demütig
Seid demütig. Eph 4,2
Bleibe vor Gott und den Menschen immer demütig in der Liebe. Bemühe dich, stets die Demut und die Liebe beständig zu halten, denn sie sind die Säulen des geistlichen Baues, und alle anderen sind von ihnen abhängig. Sei stets in der Demut und der Liebe. Die eine ist die tiefste, die andere die höchste. Die Beständigkeit eines Hauses hängt vom Fundament und vom Dach ab. Wenn wir unser Herz immer auf die Ausübung dieser beiden Tugenden ausrichten, werden wir keine Schwierigkeiten in den andern haben. Diese beiden sind die Mütter aller Tugenden, sie folgen ihnen wie die kleinen Küken ihren Müttern folgen. Pater Pio
7. Mit Demut bekleiden
Ihr alle sollt euch gegenseitig unterordnen und mit Demut bekleiden! 1 Petr 5:5
Lasst uns in Demut reden, in Demut arbeiten, in Demut lesen, in Demut die Psalmen singen, in Demut gehen, in Demut essen, in Demut uns entschuldigen – und wahrlich, wir werden sehen, wie reich ihre Frucht ist, wie süß und wie lieblich; wie sie uns ganz erleuchtet und zu Nachahmern Gottes macht. „Lernt von mir“, sagt er nämlich, „denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele“ (Mt 11,29). Denn in ihr ist wirklich Ruhe zu finden; durch sie fließen Gnadenströme in die Seelen, durch sie vollzieht sich die Reinigung des Herzens; durch sie fließen reichlich Tränen; durch sie sprudelt die Quelle der Zerknirschung hervor; in ihr sind Weisheit und Verstand, Frömmigkeit, Selbstbeherrschung, Sammlung, Abwesenheit von Prahlerei und schlechten Scherzen und jedes andere Gut, das existiert, das benannt und definiert werden kann. Theodor von Studion
8. Die Wortbedeutung von Demut
Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen! Mt 11:29
Demut bedeutet das gläubige Anerkennen Gottes. Es beinhaltet ein Bewusstsein unendlichen Zurückbleibens hinter der erstrebten Vollkommenheit. Von seiner altdeutsche Herkunft bedeutet Demut dienstwillig zu sein. Demut bedeutet sich in einer dienenden Haltung zu Gott zu befinden. Wir sind seine geliebten Werkzeuge. Von seiner hebräischen Herkunft dagegen bedeutet Demut “sich beugen“. Demut bedeutet, sich vor Gott zu beugen, ihn somit als Gott anzuerkennen und als Herr unseres Lebens. Das lateinische Wort für Demut “humilitas” hat mit Humus zu tun, mit Erdnähe. Demütige Menschen stehen mit beiden Beinen auf der Erde, um zum Himmel zu blicken. Ein Glauben ohne Demut ist undenkbar. Es ist neben der Tugend der Liebe die Tugend schlechthin. Lernen wir von der Demut Jesus.
Es ist wirklich nicht gut, weder geistig noch körperlich, auf Zehenspitzen zu gehen. Franz von Sales
9. Demut als Befreiung von der eigenen Wichtigkeit
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: was anders als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott? Micha 6:8
Demut bedeutet nicht, sich klein zu machen und seinen eigenen Wert zu leugnen. Falsche Demut ist, wenn man sich selbst nur schlecht macht. Wir Menschen sind Gottes Ebenbild. Wenn wir uns selbst verachten, verachten wir Gott. Demut besteht nicht darin, dass wir uns für minderwertig halten, sondern darin, dass wir vom Gefühl unserer eigenen Wichtigkeit frei sind. Demut bedeutet eine realistische Selbsteinschätzung, bei der man seiner eigenen Geringheit im Vergleich mit der Größe Gottes bewusst wird. Demütige Menschen haben Mut zu dieser ihrer eigenen Wahrheit. Sie wissen, daß alle Abgründe dieser Welt auch in ihnen sind. Daher verurteilen sie niemanden. Stattdessen halten wir unser Herz ganz unten, ganz ruhig, zu Füßen des Kreuzes.
10. Demut im Betrachten meiner Stärken und Schwächen
Ich habe dem Herrn gedient in aller Demut. Apg 20:19
Sieh auf deine Fehler und Schwächen und erkenne, dass du ohne Gottes Hilfe überhaupt keine Chance hast. Betrachte ebenso auch deine guten Seiten, deine Fähigkeiten und Stärken, sei dir aber bewusst, dass diese nicht aus dir selbst kommen, sondern Geschenke Gottes sind. Demut ist jene Tugend, die dir die Kraft gibt, dich selbst so anzunehmen, wie du bist: Deine Fehler und Schwächen ebenso wie deine Stärken. Weder vor dir selbst noch vor deinen Mitmenschen und schon gar nicht vor Gott ist es notwendig, irgendwelche Masken aufzusetzen. Der demütige Mensch lebt so wie er ist.
Wir sind doch alle nur Bettler. Martin Luther
11. Demut im Betrachten des Nächsten
Abbas Isaias sagte von der Demut: Sie hat keine Zunge, um von jemandem zu sagen, er sei nachlässig, oder von einem anderen, er sei verachtenswert. Sie hat keine Augen, um die Fehler des anderen zu sehen, noch Ohren, um für die Seele schädliche Dinge zu hören. Sie kümmert sich um nichts anderes als um ihre Sünden. Sie ist friedfertig gegenüber allen Menschen.
Wir reden über die Fehler der anderen. Das wertet uns auf und lenkt von unseren eigenen Fehlern ab. Die Demut dagegen legt erst gar nicht die Vergrößerungslupe auf die Fehler des anderen, sondern betrachtet vielmehr die eigenen. Die Demut ist die Tugend, die es wagt, sich in der eigenen Menschlichkeit und Begrenztheit anzunehmen. Wer das tut, der wird friedfertiger gegenüber allen Menschen. Er hat ja die gleichen Fehler wie sie. So wünscht er sich und den anderen, dass sie in Frieden kommen mit sich selbst. In ein demütiges Herz zieht Gott ein.
12. Gottes Tun
Begegnet ihm mit Demut und Verehrung. Ps 22:24
Als demütige Menschen bleiben wir geerdet. Das was wir sind, sind wir doch nur Dank Gottes Güte und Gnade und häufig auch durch Menschen, die er uns auf unseren Lebensweg schickt. Der Wunsch, alles durch sich selbst sein zu wollen, ist ein falscher Stolz. Mit Bonhoeffers Worten: Nicht unsere ausgereckte Bettlerhand, sondern das, womit Gott sie füllt, darauf kommt’s an. Und das heißt eben, zunächst nicht wir und unser Tun, sondern zunächst Gott und Gottes Tun.
Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn. Benedikt XVI
13. Demut vertraut auf Gott
Vertraue dem Herrn von jetzt an und für alle Zukunft. Ps 139,3
Ein demütiger Mensch weiss, dass Gott derjenige ist, der letztlich alle Umstände in seiner Hand hält und vertraut lieber ihm als sich selber. Stolz hält Gott die eigenen Pläne vor die Nase. Demut erwartet hoffnungsvoll Gottes Handeln. Und sie glaubt daran, dass er gut ist, selbst in Momenten, in denen es nicht danach aussieht. Vertrauensvolles Warten, Hoffnung und Ausstrecken nach Gott, das sind Eigenschaften, die einen demütigen Menschen auszeichnen. Demut glaubt, wartet und hofft auf den Gott, der lebt und der eingreifen wird. Zu seiner Zeit.
Meister mein, ich überlasse das Steuer meiner Seele ganz dir; führe sie selbst nach deinem göttlichen Belieben. Faustina
14. Demut gegenüber Gott und dem Nächsten
In Demut achte einer den anderen höher als sich selbst. Phil 2:3
In Demut unsere eigene Schwachheit zu erkennen und zu empfinden, wie sehr wir Christus benötigen, ist der Anfang des Glaubens. Je stärker uns bewusst wird, dass alles ein Geschenk ist, desto demütiger wird unser ganzer Lebensstil. Demütig vor Gott zu sein fällt uns oft leichter, als dem Nächsten in Demut zu begegnen, denn die Mücke erkennt leicht die Größe des Elefanten und der Tropfen ergibt sich in den großen Ozean, der Funke in die Sonne. Demut gegen den Nächsten fordert uns dagegen oft heraus, dass man sich eben nicht höher schätzt und besser hält als der andere, daß man ebenso auch von anderen nicht höher eingeschätzt werden will.
15. Andacht von Franziskus zur Demut
Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Lk 14,11
Die Demut ist der Weg zum Himmel. Das lateinische Wort für Demut, humilitas, hat mit dem Humus, dem »Erdboden« zu tun. Das ist paradox: Um nach oben, in den Himmel, zu kommen, muss man unten auf dem Boden bleiben! Jesus lehrt: »Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden« (Lk 14,11). Gott erhöht uns nicht wegen unserer Gaben, unseres Reichtums, unserer Fähigkeiten, sondern wegen unserer Demut; Gott ist verliebt in die Demut. Gott erhöht die, die sich erniedrigen, die dienen. Franziskus



