Christliche Affirmationen
Antirrhetische Methode erklärt
Unsere inneren Stimmen
Spr 4,23: Achte auf deine Gedanken, denn sie entscheiden über dein Leben!
Negative innere Sätze, die wir teils bewusst, teils unbewusst, immer wieder denken, können die Ursache sein für unsere Schwierigkeiten im Umgang mit einem selbst, im Umgang mit anderen und im Umgang mit dem Leben als Ganzes. Wir leben ständig von irgendwelchen Sätzen, die wir uns vorsagen: Das kann ich nicht. Schon wieder aufstehen. Was für ein Wetter! Die Arbeit nervt. Keiner mag mich. Ich habe Angst. Ich schaffe das nicht. Alles regt mich auf. Ich bin gestresst und so weiter. All das ist dann so, wie wir es eben fühlen und lässt sich nicht einfach vom Tisch wischen, aber ein Stück weit liegt es auch an uns, ob wir untätig diesen Gedanken freien Lauf lassen, oder dem auch bewusst entgegen wirken, indem wir mit Sätzen dagegen andenken, die uns aufbauen und stärken, wie: Es wird sich schon alles finden. Alles hat seinen Sinn. Alles geht einmal vorbei. Gott liebt mich so, wie ich bin. Du kannst das. Herr, sei bei mir. Gib mir Kraft. Danke für diesen Tag und dergleichen.
In dieser Woche geht es um die antirrhetische Methode der alten Mönchsväter im Umgang mit negativen inneren Stimmen.
Zwei Pole
Lk 5,22: Was denkt ihr in euren Herzen?
Wir leben immer zwischen zwei Polen: zwischen dem Laster und der Tugend, zwischen Angst und Vertrauen, zwischen Haß und Liebe, zwischen Leben und Tod usw. Es geht darum die negativen inneren Stimmen durch geistlich stärkende innere Stimmen zu ersetzen bzw. zumindest den negativen Stimmen nicht so viel Raum zu geben. Es geht nicht um das oberflächliche Bemühen, einfach positiver zu denken. Es geht darum, dass unsere Gedanken darüber entscheiden, ob wir nach dem Geist Gottes leben, denn die Gedanken prägen unsere Haltung. Wie einer denkt, so handelt er auch. Wenn ich ständig denke, dass ich es so schwer habe, dann wird mir alles schwer. Wenn ich ständig denke, dass mich niemand mag, werde ich alles wahrnehmen, das dies bestätigt. Wenn ich ständig an den baldigen Tod meiner Eltern denke und wie dann alles kommt, wird der Dämon der Angst riesengroß. Die negativen Gedanken drücken uns nieder.
Antirrhetische Methode konkret
Röm 12,14: Segnet, die euch verfolgen.
Die alten Mönchsväter haben die antirrhetische Methode (oder auch Widerrede) entwickelt, um mit negativen inneren Stimmen umzugehen. Hört sich vom Wortlaut kompliziert an, ist aber im Grundverständnis schlicht und einfach. Die Methode besteht darin, dass ich, sobald mir ein negativer Satz in den Sinn kommt, sofort einen positiven Satz dagegensetze, meist ist es ein Satz aus der Heiligen Schrift. Beispiel: begegne ich einer Person, bei der ich unwillkürlich denke „Der schon wieder. Der nervt!“, kann ich ein kurzes Segenswort zu sprechen: Herr, segne ihn. Danke, dass es ihn gibt. Dabei ist es egal, dass ich das nicht gleich fühle und aus vollem Herzen sagen kann, denn es wird auf längere Sicht meine Haltung innerlich verändern.
Ich werde wöchentlich einmal meine eigene aktuelle Widerrede schicken, als Anregung und Beispiel. Widerreden sind sehr individuell je nach deiner Lebenssituation.
Gegen den Gedanken, der uns beredet, dass Gott in unserem Alltag nicht wirklich bei uns ist:
Hier ist wirklich das Haus Gottes, das Tor zum Himmel. Gen 28,17
Gebet & Tätigkeiten
Kol 3,2: Denkt nicht an weltliche Angelegenheiten, sondern konzentriert eure Gedanken auf ihn!
Immer wieder habe ich mir vorgenommen, häufig am Tag an Gott zu denken und merke dann oft am Abend, dass ich es kaum oder sogar oft gar nicht getan habe. Der fromme Vorsatz, oft am Tag an Gott zu denken, hat oft wenig Chancen auf Erfolg. Diesselbe Erfahrung machten wohl auch die alten Mönchsväter, und so verbanden sie dieses „An Gott denken“ oder nennen wir es schlicht Gebet mit einfachen sich täglich wiederholenden Tätigkeiten. Wenn wir einen Bibelspruch oder ein Gebet mit einer Tätigkeit verbinden, die wir sowieso verrichten, dann kostet es keine Energie, einen solchen Vorsatz durchzuhalten. Wir binden ihn an die Tätigkeit, die wir ohnehin verrichten werden. Und sobald wir das oder jenes tun, kommt uns der Satz aus der Bibel in den Sinn. Die Kunst des geistlichen Lebens besteht darin, die kleinen Dinge des Alltags zu einer Einübung in die Gegenwart Gottes zu machen. Anselm Grün
Beispiel: immer wenn ich aus dem Haus die Hofeinfahrt runter gehe spreche ich den Psalm: Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Es geht nicht um plattes positives Denken
2 Kor 10,5: Alles menschliche Denken nehmen wir gefangen und unterstellen es Christus, dem es gehorchen muss.
Die antirrhetische Methode ist deswegen nicht einfach ein positives Denken, weil das Dagegensetzen von geistlichen inneren Stimmen, sich aus dem Glauben speist. Idealerweise sind es Worte aus der heiligen Schrift: ein Psalmwort oder ein Wort von Jesus. Die Bibel beinhaltet unzählige Heilungsworte.
Wenn ich dachte „Ich bin ein Versager“ werde ich nun denken: Wirf deine Sorgen auf den Herrn.
Wenn ich dachte „Das kann ich nicht“ werde ich nun betend denken: Herr, du kannst alles, hilf mir
….oder ich nehme mir ein Losungswort meditierend mit in den Tag.
Es geht nicht um Unterdrückung
Phil 4,7: Und der Frieden Gottes, der alle menschlichen Gedanken weit übersteigt, wird euer Herz und euer Denken in Christus Jesus bewahren.
Wir können die negativen Gedanken in uns nicht einfach vertreiben. Das ist auch nicht nötig. Wir sollen uns über keinen Gedanken wundern, der in uns auftaucht, auch wenn er noch so gemein und unfair, noch so egoistisch und brutal ist. Wir sollen keine Angst bekommen, wenn wir in uns Hass und Neid, Eifersucht und Groll entdecken oder wenn wir merken, dass wir einem anderen den Tod wünschen. Wir sollen uns dann keine Vorwürfe machen, dass wir doch so nicht denken dürfen, dass wir von Grund auf schlecht sind, weil wir solche Gedanken in uns haben. Wir sollten vor keinem Gedanken in uns erschrecken. Denn das nützt uns nichts und treibt uns nur in Angst und unfruchtbare Selbstvorwürfe.
Was wir aber tun sollen: Wir sollen aktiv auf negative Gedanken reagieren. Wir sollen sie nicht unterdrücken, sondern mit ihnen umgehen, mit ihnen kämpfen. Dass sie immer wieder kommen, ist nicht schlimm. Wir können sie nicht daran hindern.
Es geht nicht um eine Technik
Jak 1,22: Seid aber Täter des Wortes und nicht bloß Hörer, die sich selbst betrügen.
Es geht nicht um eine Technik oder einen Psychotrick. Es geht um den Glauben. Wir sagen Bibelworte nicht als Zauberformel auf, sondern üben uns im Glauben, nähren unsere Seele mit dem Wort Gottes. Und daraus handeln und leben wir. Anselm Grün schreibt: Es nützt nichts, dass wir uns das Wort Jesu immer wieder vorsagen. Wir müssen auch danach handeln. Wir können nicht warten, bis wir in uns Kraft spüren, bis wir es sicher wissen, dass wir aus uns herausgehen können. Das Tun ist das Experiment, das die Richtigkeit der Glaubenshypothese erweist. Wir dahegen wollen den Geist Gottes in uns erfahren und erst auf die Erfahrung hin handeln. Doch das ist letztlich Unglaube. Wir glauben nur an das, was wir spüren, was wir erfahren.
Affirmationen (thematisch)
Gegen den Gedanken der Zukunftsangst, wie alles kommen wird, sprich:
Der Mensch denkt, Gott lenkt. (vgl. Spr. 16,9)
Gegen den Gedanken, der Angst und Sorge verbreitet, sprich:
Ich lasse meine Sorgen und Ängste los und vertraue darauf, dass du Gott über mein Leben wachst.
Gegen den Gedanken, der innere Unruhe verbreitet, sprich:
Warum bist du betrübt, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue (Ps 42,6).
Gegen den Gedanken der Kleinmut, sprich:
Ich werde heute durch mein Handeln meinen Glauben zeigen im Bekenntnis und in der geschwisterlichen Liebe.
Gegen den Gedanken, der uns beredet, dass Gott in unserem Alltag nicht wirklich bei uns ist:
Hier ist wirklich das Haus Gottes, das Tor zum Himmel. Gen 28,17