Hiob (Hi) Kapitel 1 bis 18: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch Hiob (Hi) Kapitel 1 bis 18
Hiob Kap. 1
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 1
Hiob 1,1-5: Hiobs Rechtschaffenheit
Hiob 1,1: Im Land Uz lebte ein Mann namens Hiob. Dieser Mann war aufrichtig und vollständig Gott ergeben. Er fürchtete Gott und mied das Böse.
Das Thema des Buches Hiob: Das Buch Hiob zeigt uns einen guten Menschen, der ohne ersichtlichen Grund leiden muss. Hiob erleidet schuldlos schlimme Dinge. Voller Verzweiflung frägt er: Warum ich? Mit über 40 Kapitel ist das Buch recht umfangreich. Eines sei hier schon gesagt: er wird die Frage nach dem Warum nicht beantwortet bekommen. Er muss weiterleben, ohne Antworten auf seine Fragen zu bekommen. Auch wir müssen so durch das Leben gehen: jeden Tag aufs Neue und ohne immer Antworten auf unsere Fragen zu bekommen. Werden wir, wie Hiob, Gott trotzdem vertrauen? Oder werden wir der Versuchung nachgeben und verbittert sagen: Ich bin Gott egal?
Hiob war aufrichtig. Dies Wort wird in der Schrift gebraucht, wenn sich bei einem Menschen Offenheit ohne Trug und Heuchelei findet, wenn einer sich nach außen ebenso zeigt, wie er von innen ist, ohne einen versteckten Winkel, in dem er sich vor Gott verbirgt, wenn er alle seine Gedanken und seinen ganzen Willen, ja sein ganzes Herz Gott aufdeckt und nichts anderes begehrt, als sich Gott zu weihen und ganz zu eigen zu geben. Hiob wird also aufrichtig genannt. Wie ist das zu verstehen? Es war in ihm keine Heuchelei, kein falscher Schein, er hat kein „doppeltes Herz“ gehabt. Jean Calvin
Wahre Heiligkeit fängt im Innern an. Wäre unser äußerer Schein vor den Menschen auch der allerschönste von der Welt , wäre unser Leben auch noch so wohl geordnet , dass uns jedermann deshalb lobte, – ohne diese Aufrichtigkeit und Einfalt vor Gott wäre es nichts. Denn zuerst muss die Quelle rein sein, dann erst können reine Bächlein daraus fließen. Wollen wir eine rechte Aufrichtigkeit haben, so müssen Auge, Hand und Fuß, Arm und Bein mit dem Herzen zusammenstimmen, und unser ganzes Leben muss den Beweis liefern, dass wir Gott dienen wollen. Jean Calvin
Gottesfürchtig wird er genannt. Es ist wahr: Wir können nicht auf unseres Nächsten Bestes bedacht sein, wenn wir nicht auf Gott blicken. Denn wer seinem natürlichen Triebe folgt, der mag wohl scheinbar allerlei schöne Tugenden haben, aber dennoch beherrscht ihn von vornherein die Selbstliebe, und er lässt sich nur von der Ehrsucht treiben, was alle scheinbar vorhandene Tugend verdirbt. Auf Gott müssen wir blicken, weil wir dazu geschaffen sind, ihm zu dienen und ihn anzubeten; denn obschon er unseres Dienstes nicht bedarf wie unser Nächster, und obschon ihm unser Dienst weder kalt noch warm einbringt, so hat er doch vernünftige Geschöpfe haben wollen, die ihn erkennten. Leben wir in der Furcht Gottes? Dann begehren wir sicherlich nichts anderes, als ihn zu ehren und völlig sein Eigentum zu sein. Kennen wir ihn? Dann müssen wir ihn so kennen , wie er sich offenbart, nämlich als unsern Schöpfer und Erhalter, der uns eine so väterliche Güte erzeigt, dass wir uns billig als seine Kinder fühlen müssen. Jean Calvin
Er hütete sich vor dem Bösen. Wir wollen uns vor dem Bösen hüten, und zwar so, dass der Satan es mit allen seinen Versuchungen nicht erreicht, uns in das Böse zu verstricken. Jean Calvin
Hiob 1:2: Ihm wurden sieben Söhne und drei Töchter geboren.
Hiob 1:3: Er besaß 7000 Schafe, 3000 Kamele, 500 Rindergespanne, 500 Eselinnen und sehr viele Sklaven. Er hatte das größte Ansehen von allen Männern im Nahen Osten.
Hiobs Tugend ist hoch zu preisen. Indessen sehen wir, dass es doch eine wunderbare Tugend Hiobs war, sich mitten in seinem Reichtum die Augen nicht verbinden zu lassen und in seinem Herzen nicht hoffärtig zu werden , sich über die andern nicht zu erheben und Gott zu vergessen, nicht in Ruchlosigkeit, Üppigkeit und Prachtliebe zu versinken, sondern seinen Weg ruhig weiterzugehen. Jean Calvin
Hiob 1:4: Seine Söhne pflegten ausgelassene Feste in ihren Häusern zu feiern, wenn sie Geburtstag hatten. Dann luden sie auch ihre drei Schwestern ein, um mit ihnen zu essen und zu trinken.
Seine Söhne gingen und feierten in ihren Häusern, jeder an seinem bestimmten Tag: Die Idee dieser Beschreibung scheint zu sein, dass Hiobs Familie eine glückliche und enge Beziehung hatte. Dies verstärkt die Vorstellung, dass Hiob und seine Familie sehr gesegnet waren, und scheint nicht darauf hinzudeuten, dass sie sich übermäßig dem Feiern und der Suche nach Vergnügungen hingegeben hatten.
Hiob 1,5: Wenn diese Festlichkeiten dann vorbei waren, ließ Hiob seine Söhne holen und heiligte sie. Dann stand er früh am Morgen auf und brachte Gott für jeden von ihnen ein Brandopfer. Er sagte sich nämlich: Vielleicht haben sie gesündigt und sich in ihrem Herzen von Gott losgesagt. So machte es Hiob jedes Mal.
Der fürsorgende Hiob: Hiob liebte seine Kinder und war um deren Wohl besorgt. Nun bringen wir heute keine Brandopfer mehr da. Aber als Eltern oder noch weiter gefasst als Mitmenschen können wir dieselbe Liebe zu unseren Kindern bzw. Mitmenschen zeigen, indem wir für sie beten, also täglich etwas von unserer Zeit opfern, um Gott zu bitten, ihnen zu vergeben, sie zu beschützen und ihnen dabei zu helfen, zu wachsen und Menschen zu werden, die ihm gefallen.
Das wichtigste auf dem Weg zu Gott ist es, denjenigen nicht zu verpassen, den Gott dir geschickt hat. Erzpriester Wladimir Astachov
Die fürsorgliche Vorsorge des Hiobs: Hiob hat nicht allein für sich gesorgt, sondern auch für die, die ihm anvertraut waren. Hiob hat nicht gewartet, bis ihm Gott eine Botschaft schickte, um ihm wegen der Sünden seiner Kinder zu drohen, sondern er kam dem zuvor. Heutzutage gibt es wenige, die es ertragen können, dass man sie ermahnt und ihnen ihre Fehler zeigt; auch wenn ihre Fehler allgemein bekannt sind, finden sie doch Mittel und Wege, sich zu entschuldigen und zu decke. Will man sie tadeln, so muss man sich auf einen tödlichen Krieg gefasst machen, und man macht sich die, um deren Heil man besorgt ist, zu Todfeinden. Jean Calvin
Welch schönes Beispiel gibt Hiob christlichen Eltern! Wenn deine Mädchen unter Fremde gehen und deine Jungen auf die großen Wege der Welt, und du nicht in der Lage bist, ihnen deinen Willen aufzuzwingen, wie in den Tagen der Kindheit, kannst du dennoch für sie beten und den Schutzschild über sie werfen Fürbitte, mit starkem Geschrei und Tränen. Sie sind außerhalb Ihrer Reichweite; aber durch Glauben kannst du den Arm Gottes für sie bewegen. Meier
Hiob 1,6-12: Satans Anklage
Hiob 1:6: Eines Tages kamen die Söhne Gottes, um sich vor Jahwe einzufinden. Unter ihnen war auch der Satan.
Zu Satan: Die Tatsache, dass Satan unter sie kam, zeigt, dass Satan selbst ein engelhaftes Wesen ist und in keiner Weise Gott gleichgestellt ist. Wir übertreiben oft – zu seiner großen Freude – Satans Status und Bedeutung, indem wir ihn als das Gegenteil von Gott betrachten, als ob Gott Licht und Satan Dunkelheit wäre; als ob Gott heiß und Satan kalt wäre. Satan wünscht sich , er wäre das Gegenteil von Gott, aber Gott möchte, dass wir wissen, dass Satan ein bloßes Geschöpf und keineswegs das Gegenteil von Gott ist. Wenn Satan ein Gegenteil hat, dann ist es nicht Gott der Vater oder Gott der Sohn; es wäre ein hochrangiges engelhaftes Wesen wie Michael.
Hiob 1:7: Da sagte Jahwe zum Satan: Wo kommst du denn her? — Ich habe die Erde durchstreift, erwiderte der Satan, und bin auf ihr hin und her gezogen.
Hiob 1:8: Da sagte Jahwe zum Satan: Hast du auf meinen Diener Hiob geachtet? Auf der Erde gibt es keinen zweiten wie ihn. Er ist mir aufrichtig und vollständig ergeben. Er fürchtet Gott und meidet das Böse.
Hiob 1:9: Der Satan erwiderte Jahwe: Ist Hiob etwa umsonst so gottesfürchtig?
Die Anklage des Satans: Ein Dialog zwischen Gott und Satan wird nun angeführt. Satan behauptet, dass Hiob nur deshalb an Gott glaubt, weil es ihm gut geht. Seit er mit Gott geht, gelingt ihm sein Leben. Würde es ihm schlecht gehen, würde er sich schnell gegen Gott wenden. Der Satan möchte beweisen, dass Hiob nicht Gott liebt, sondern nur den Segen, den er von ihm bekommen hat. So ganz ohne ist die Behauptung des Satans nicht. Es kann in der Tat einen schwachen Glauben geben, der Gott nur so lange folgt, wie es einem gut geht. Echter Glaube dagegen wird in der Not gestärkt. Der Gläubige senkt seine Wurzeln gleichsam noch tiefer in Gott hinein, um dem Sturm zu widerstehen. Wie tief geht unser Glaube?
Satan der Ankläger: Satan ist der Verkläger, der Widersacher aller Gotteskinder; auch in der Offenbarung heißt er der Verkläger unserer Brüder. Ja, wir haben einen starken Gegner und haben ´ s wohl nötig, dass Christus unser Fürsprecher ist und uns mit seiner Kraft gegen den Satan beisteht, damit er uns mit seinen Tücken und Listen nicht umgarne. Fürchtet Hiob den Herrn etwa umsonst? Der Teufel tut hier nur, was sein Geschäft ist: er verkehrt alles Gute in sein Gegenteil. Jean Calvin
In uns wohnende Krankheit: Wiewohl er aber Hiob fälschlich der Heuchelei bezichtigt, so deckt er nichtsdestoweniger damit das Böse auf, das sich so leicht im Menschen findet und zu dem wir von Natur geneigt sind. Er weist auf eine Krankheit hin, mit der alle behaftet sind, bis uns Gott durch seine Gnade davon heilt: Im Glück können wir Gott wohl preisen, aber wenn er uns schlägt, dann fängt das Murren an, und wir haben ganz vergessen, dass wir ihm doch Lob gespendet haben, als er uns nach unseren Wünschen behandelte. Jean Calvin
Heutzutage gibt es viele, bei denen man mit Recht diese Frage aufwerfen könnte. Denn sie lieben Gott deshalb, weil Er es ihnen wohl ergehen lässt. Ihre Liebe ist eine Liebe zur Mahlzeit, nicht zum gastfreundlichen Hausherrn; eine Liebe zum vollen Becher, nicht zum Freunde, den man hochleben lässt. Aber ein wahrer Christ erwartet seinen Lohn erst in jenem Leben und macht sich gefasst, hier vieles zu erdulden. Spurgeon
Hiob 1:10: Du beschützt ihn doch von allen Seiten, sein Haus und alles, was er hat! Du lässt ja all sein Tun gelingen, und seine Herden breiten sich im Land aus.
Der Satan ist ein Vater der Lügen; aber hier spricht er einmal die Wahrheit: Bist du Hiob nicht auf allen Seiten ein Bollwerk gewesen? Hast du nicht sein Haus und all das Seine befestigt? So spricht er denn Grundsätze aus, die an sich ganz wahr sind, aber er tut es nur in böser Absicht; er sucht nur Hiobs Verderben. Jean Calvin
Hiob 1:11: Versuch es doch einmal und lass ihn alles verlieren, was er hat! Ob er dir dann nicht ins Gesicht hinein flucht?
Vermutung Satans: Die Vermutung des Satans, dass die Verehrung Gottes durch Hiob nur auf egoistischen Beweggründen beruht, trifft vermutlich auf jede Beziehung zwischen Gott und einem gläubigen Menschen zu. Wird ein Mensch dem Herrn auch dann dienen, wenn er davon selbst keinen Vorteil hat? Das Buch Hiob wirft also nicht nur die Frage nach dem Leid des Gerechten auf, sondern es behandelt auch die Frage, mit welcher Motivation jemand einen frommen Lebensstil pflegt.
Hiob 1,12: Da sagte Jahwe zum Satan: Pass auf! Alles, was er hat, ist in deiner Hand. Nur ihn selbst taste nicht an! Da entfernte sich der Satan aus der Gegenwart Jahwes.
Auch wenn es schwerfällt, es zu akzeptieren: Manchmal bekommt der Satan offenbar die Erlaubnis uns etwas wegzunehmen, was uns viel bedeutet. Etwas, was uns in unserem Lebensalltag Sinn und Halt gibt. Nüchtern betrachtet gleichen wir dabei einem kleinen Kind, dem man seine Kuscheldecke wegnimmt. Wir fühlen uns plötzlich so schutzlos und verloren. Und selbst wenn es sich um gar nichts Großartiges handelt, kommen wir uns vor, als würde eine Welt zusammenbrechen.
Hiob 1,13-22: Hiob verliert Güter und Familie
Hiob 1:13: Eines Tages saßen Hiobs Söhne und Töchter im Haus ihres erstgeborenen Bruders, um zu essen und Wein zu trinken.
Hiob 1:14: Da kam ein Bote zu Hiob und berichtete ihm: Wir pflügten gerade mit den Rindern und die Eselinnen weideten nebenan,
Hiob 1:15: da fielen die Sabäer über uns her und raubten alle Tiere. Alle Knechte haben sie erschlagen. Nur ich bin entkommen, ich allein, um es dir zu berichten.
Hiob 1:16: Während dieser noch redete, kam ein anderer und berichtete: Ein Feuer Gottes ist vom Himmel gefallen. Es hat das Kleinvieh und die Knechte verbrannt und völlig aufgezehrt. Nur ich bin entkommen, ich allein, um es dir zu berichten.
Hiob 1:17: Während dieser noch redete, kam ein anderer und berichtete: Drei Horden der Chaldäer haben unsere Kamelherden überfallen und weggetrieben. Alle Knechte haben sie erschlagen. Nur ich bin entkommen, ich allein, um es dir zu berichten.
Hiob 1:18: Während dieser noch redete, kam ein anderer und berichtete: Deine Söhne und Töchter aßen und tranken Wein im Haus ihres erstgeborenen Bruders.
Hiob 1:19: Da kam ein Sturm von jenseits der Wüste her und packte das Haus an allen vier Ecken. Es stürzte über den jungen Leuten zusammen und hat sie alle erschlagen. Nur ich bin entkommen, ich allein, um es dir zu berichten.
Hiob 1:20: Da stand Hiob auf, riss sein Obergewand ein und schor sich den Kopf. Dann ließ er sich zur Erde sinken und beugte sich nieder.
Hiob stand auf, zerriss sein Gewand und rasierte sich den Kopf: Ziemlich angemessen betrauerte Hiob seine ungeheuren Verluste. Er hatte seine Söhne und Töchter und Diener und eine große Menge materiellen Reichtums verloren. Es war eine Zeit der Trauer.
Er fiel zu Boden und betete an: Inmitten seiner Trauer beschloss auch Hiob, Gott trotz seiner Umstände und Gefühle anzubeten. Wir könnten sagen, dass dies in der Tat reine Anbetung war und Gott sehr verherrlichte. Später in diesem Buch, wenn in und um Hiob ein geistlicher Kampf ausgetragen wird, scheint er sich sehr weit von diesen Worten der Anbetung zu entfernen. Es ist jedoch wichtig, sich daran zu erinnern, dass die erste Reaktion eines Mannes oft sehr aufschlussreich ist und offenbart, was sein Herz wirklich beherrscht. Anbetung war Hiobs erste Reaktion auf seine Krise.
Als Reaktion auf die entsetzlichen Unglücksfälle zerriss Hiob sein Kleid und schor sein Haupt. Das war ein Zeichen für seine innere Erregung und für seine unbeschreibliche Trauer. Es ist also keinesfalls so, als ob ihn das alles völlig unberührt gelassen hätte. Dann fiel Hiob nieder auf die Erde. Aber nicht aus purer Verzweiflung, sondern aus Ehrfurcht vor Gott. Die Trauer hat zwar das Aussehen Hiobs verändert, aber den Trost des Glaubens konnte sie ihm nicht nehmen. Seine Lebenseinstellung und seine Lebensphilosophie sind wirklich beispielgebend!
Der geduldige Glaube des Hiob: Hiob hätte wohl bei allen seinen Unglücksbotschaften in den Abgrund versinken mögen, aber er stand auf, zerriss sein Kleid und schor sein Haupt, fiel nieder und betete an. Die Geduldigen haben also wohl Bekümmernis und empfinden Trauer und Angst in ihrem Herzen. Wären wir ein Holzblock oder Stein, so gäbe es keinerlei Tugend in uns. Ein Mensch, der von seinem Jammer nichts merkte oder fühlte, der wäre keines Lobes wert. Das Wort Geduld hat nicht die Bedeutung, dass die Menschen abgestumpft sind, dass sie keine Traurigkeit fühlen, wenn sie Trübsal erfahren, sondern von einer Tugend der Geduld kann man nur reden, wenn sie sich beherrschen und mäßigen können, wenn sie ohne Aufhören Gott in ihren Trübsalen verherrlichen, wenn sie nicht dermaßen verängstigt sind, dass sie alles verloren geben, sondern ihre Gefühle beherrschen, bis es ihnen gelingt, sich in den guten Gotteswillen zu schicken und zu dem Ergebnis kommen wie Hiob: Gott ist gerecht in allen Dingen. Jean Calvin
Hiob 1,21: Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen. Der Name des Herrn sei gelobt!
Hiob 1:21: Nackt bin ich aus dem Leib meiner Mutter gekommen, nackt gehe ich wieder dahin. Jahwe hat gegeben und hat es wieder genommen. Gelobt sei der Name Jahwes.
Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen: Hiob analysierte seine Situation auf göttliche und weise Weise. Hiob verstand, dass: Er kam mit nichts auf diese Welt, also war alles, was er hatte, tatsächlich ein Segen aus der Großzügigkeit Gottes. Wenn er jetzt weniger hatte, war es immer noch mehr, als er in diese Welt kam und mehr, als er in die jenseitige Welt mitnehmen würde. Sein früherer Wohlstand war nicht auf Glück oder bloße menschliche Genialität zurückzuführen; es war wegen des großen und mächtigen Segens Gottes auf seinem Leben. „Ich freue mich sehr darüber, dass Hiob überall die Hand Gottes erkannt hat, die . Er sagte: Der Herr hat es gegeben. Er sagte nicht: ‚Ich habe mir alles verdient. Er sagte nicht: Da sind alle meine hart verdienten Ersparnisse weg. Wir sollten niemals denken, dass die guten Dinge dieser Welt von der Erde zu uns kommen; sie kommen vom Himmel. Sie kommen als Geschenke zu uns ; das heißt, sie sind unverdient. Dies zu wissen, versüßt den Wert von allem, was wir haben; Dinge sind wertvoller, weil sie Geschenke eines liebenden Gottes sind. Es ist leicht, Gott etwas zurückzugeben, wenn wir wirklich verstehen, dass alles, was wir haben, von ihm kommt. Wir müssen immer den Geber anbeten und nicht die Gaben. Der Geber ist größer als die Gaben, die er gibt.
Hiobsbotschaften: Gott erlaubt es dem Satan, ihn auf eine furchtbare Art anzugreifen: an einem einzigen Tag verliert er alle seine Kinder und seinen gesamten Besitz. Auch wenn der heutige Vers sehr abgeklärt wirkt, Hiob trauert. Hiob wird 42 Kapitel lang mit Gott ringen, ehe er wirklich Frieden findet. Sich fügen in Gottes Willen, kann sehr schwer sein. Auch Christen erleben Rückschläge und Katastrophen. In diesen Prüfungen den Glauben nicht zu verlieren, darum geht es. Wie reagieren wir, wenn das Leben hässlich wird? Was, wenn uns genommen wird, woran unser Herz hängt?
Worte von Franz von Sales: Möchten doch auch wir alles aus der Hand des Herrn annehmen, das Gute wie das Böse, Freud wie Leid, dabei immer den Gesang der Liebe anstimmen: „Der Name des Herrn sei gebenedeit!“ und ihn auf der gleichen Melodie heiliger Gelassenheit singen. Sind wir so glücklich, in diesem Sinn zu handeln, dann wird ein großer Friede in uns sein. Wir wollen nicht den Menschen gleichen, die den Kopf hängen lassen, wenn die innere Freudigkeit fehlt, und gleich wieder trällern, wenn sie wieder da ist. Franz von Sales
Der Name des Herrn sei gelobt! In diesen Worten liegt eine völlige Unterwerfung unter Gott und ein Bekenntnis zu seiner Güte und Gerechtigkeit, auch da er so hart von seiner Hand geschlagen wird. Dass Hiob in all seiner Trauer damit angefangen hat, Gott in den höchsten Tönen zu preisen, ist aber schon bemerkenswert. Keine Spur von Verbitterung, sondern Dankbarkeit für alles, was er bis vor kurzem noch besaß und genießen konnte. Hiobs erstaunliche Reaktion macht also deutlich, dass Satan mit seiner Voraussage, Hiob werde Gott abschwören, völlig danebenlag.
Hiob 1,22: Obwohl dieses Leid über ihn hereinbrach, versündigte Hiob sich nicht. Kein böses Wort gegen Gott kam über seine Lippen.
Hiob 1:22: Bei alldem sündigte Hiob nicht und schrieb Gott nichts Ungebührliches zu.
Festhalten an Gott: Gott hält uns in Hiob einen Spiegel vor, worin wir sehen können: Man muss sein Elend nicht noch schlimmer machen, als es ist, und sich nicht verweichlichen, dass man denkt: Schlimmer als ich hat ´ s niemand! Wir müssen immer denken: Ja, mein Elend drückt mich hart, aber das kommt daher, dass ich so weichlich bin. Und was sollte wohl aus mir werden, wenn mein Gott mir nicht seine Hand böte? Es gibt wohl andere und schlimmere Plagen, als ich sie leiden muss, und Gott weiß in seinem Betrüben Maß zu halten. Jean Calvin
Hiob Kap. 2
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 2
Hiob 2,1-10: Prüfung durch schwere Krankheit
Hiob 2:1: Es geschah aber eines Tages, dass die Söhne Gottes vor den Herrn traten, und unter ihnen kam auch der Satan, um sich vor den HERRN zu stellen.
Hiob 2:2: Da sprach der Herr zum Satan: Wo kommst du her? Und der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Vom Durchstreifen der Erde und vom Umherwandeln darauf!
Hiob 2:3: Da sprach der Herr zum Satan: Hast du meinen Knecht Hiob beachtet? Denn seinesgleichen gibt es nicht auf Erden, einen so untadeligen und rechtschaffenen Mann, der Gott fürchtet und das Böse meidet; und er hält immer noch fest an seiner Tadellosigkeit, obwohl du mich gereizt hast, ihn ohne Ursache zu verderben!
Hiob 2:4: Der Satan aber antwortete dem Herrn und sprach: Haut für Haut! Ja, alles, was der Mensch hat, gibt er hin für sein Leben;
Haut für Haut! Ja, alles, was ein Mensch hat, wird er für sein Leben geben: Satan behauptete hier, dass Hiob es versäumt habe, Gott zu verfluchen, nur weil er befürchtete, dass dies eine persönliche Bestrafung von Gott bringen würde, wenn er es täte. Satan argumentierte, dass das Problem bei den vorherigen Angriffen darin bestand, dass keiner der vorherigen Angriffe Hiob direkt berührte, sondern nur Dinge neben oder außerhalb von Hiob (seine Familie und sein Besitz).
Hiob 2,5: Greif nur seinen Körper und seine Gesundheit an, ganz sicher wird er dich dann vor allen Leuten verfluchen!
Weiteres Leiden: Das Leid geht weiter. Gott erlaubt es dem Satan nun auch Hiobs Gesundheit anzugreifen. Er wurde schwer krank. Seine Frau hat nur noch Spott für ihn übrig. Aber Hiob hält am Glauben fest und vertraut weiter Gott. Traue ich Gott zu, dass er es gut mit mir meint, egal wie es mir geht? Hiob hatte es gewagt. Gott ist nicht davon abhängig, ob wir ihm vertrauen. Aber wir sind abhängig von ihm. An Hiobs Haltung können wir uns orientieren: Gott hält uns fest, deswegen können wir an ihm festhalten. Blicken wir immer auf Jesus. Leisten wir Jesus im Ölgarten immer Gesellschaft, dann wird uns in den schweren Stunden zu trösten wissen.
Hiob 2:6: Da sprach der Herr zum Satan: Siehe, er ist in deiner Hand; nur schone sein Leben!
Hiob 2:7: Da ging der Satan vom Angesicht des Herrn hinweg; und er plagte Hiob mit bösen Geschwüren von der Fußsohle bis zum Scheitel,
Hiob 2:8: sodass Hiob eine Scherbe nahm, um sich damit zu kratzen, während er mitten in der Asche saß.
Hiob 2:9: Da sprach seine Frau zu ihm: Hältst du immer noch fest an deiner Tadellosigkeit? Sage dich los von Gott und stirb!
Hiobs Frau: Sie kann es nicht ertragen, ihren Mann so leiden zu sehen. Ihr Herz, das bereits durch den Verlust ihrer zehn Kinder gebrochen war, ist jetzt ohne Hoffnung. Sie sagt: Verflucht sei Gott, und er wird dich auch totschlagen. Dann kannst du diesem Schmerz entfliehen. Der Tod wäre besser als das.
Hältst du noch immer an deiner Frömmigkeit fest? Sie meint: Was gewinnst du damit, dass du Gott dienst? Du wolltest dadurch doch erreichen, dass er dich auf seinen Armen trage, dass er dich liebkose, du wolltest auch etwas davon merken, dass er dein Vater sei, und nun siehst du, dass er dein Feind und dein Verfolger ist. Da siehst du, deine Frömmigkeit hilft dir nichts. Jean Calvin
Hiob 2,10: Haben wir Gutes aus der Hand Gottes empfangen, warum sollten wir nicht auch Übles annehmen?
Hiob 2:10: Er aber sprach zu ihr: Du redest so, wie eine törichte Frau redet! Wenn wir das Gute von Gott annehmen, sollten wir da das Böse nicht auch annehmen? Bei alledem versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.
Alles aus Gottes Hand empfangen: O Gott, welche Liebe liegt in diesem Wort! Ijob erwägt, daß er alles Gute aus der Hand Gottes empfangen hat und bezeugt damit, daß er die Güter nicht so sehr als Güter geschätzt hat, sondern weil sie aus der Hand Gottes kamen. Und weil es so ist, darum schließt er daraus, daß man auch die Widerwärtigkeiten mit Liebe ertragen muß, weil sie aus der gleichen Hand Gottes hervorgehen, die ebenso liebenswürdig ist, wenn sie Leiden schickt, wie wenn sie Tröstungen schenkt. Gutes wird von allen bereitwillig angenommen, aber Übel entgegenzunehmen vermag nur die vollkommene Liebe, die sie um so mehr liebt, als sie nur in Anbetracht der Hand, die sie gibt, liebenswert sind.
Akzeptieren, was ist: Die Grundhaltung, die das seelische Immunsystem stärkt, ist die Akzeptanz. Fakt ist, dass Unglück, Enttäuschung und Widrigkeiten Teil unseres Lebens sind. Dies innerlich zu akzeptieren, kann bisweilen ein langer Weg sein. Gebe dir die notwendige Zeit. Akzeptanz heißt, sich Schritt für Schritt der Wirklichkeit zu öffnen, um sie zu begreifen und anzunehmen. Geduld mit sich und mit anderen ist hier eine unerlässliche Tugend. “Mit dir selbst hab Geduld. Gott hat sie auch.” (Edith Stein) Statt in einer Krise sofort zu überlegen: Was kann ich tun? verlangt Akzeptanz zuerst die Frage: Was kann und muss ich lassen und loslassen? Was muss ich annehmen?
Wir können eine Sache nicht verändern, wenn wir sie nicht akzeptieren. Carl Gustav Jung
Beherrschung der Zunge: Wer sich so beherrschen kann, dass ihm kein unbedachtes Wort entfährt, der ist mit einer ganz einzigartigen Gnade Gottes begabt. Hiob kennt kein Widerstreben gegen Gott, ja, selbst seine Worte sind genau abgewogen, während sonst die Menschen so leichtfertig sind, dass sie ihre Zunge nicht im Zaum halten können: so hat sich Hiob vor Gott gedemütigt. Lasst uns denn Gott anrufen , er wolle uns die Gnade verleihen, dass kein Wort über unsere Lippen komme, das der Ehre seines heiligen Namens Abbruch tue! Denn vornehmlich die Zunge soll der Ehre Gottes geweiht sein. Dazu sollen wir zwar alle unsere Glieder gebrauchen; wie er alles geschaffen hat, so ist es auch billig, dass der ganze Mensch der Ehre Gottes diene; aber er will ausdrücklich, dass die Zunge in unserm Munde also erklinge, dass sie ein Werkzeug seiner Verherrlichung sei. Jean Calvin
Hiob 2,11-13: Besuch der drei Freunde
Hiob 2:11: Als aber die drei Freunde Hiobs von all diesem Unglück hörten, das über ihn gekommen war, kamen sie, jeder von seinem Ort, nämlich Eliphas, der Temaniter, und Bildad, der Schuchiter, und Zophar, der Naamatiter; diese verabredeten sich, miteinander hinzugehen, um ihm ihr Beileid zu bezeugen und ihn zu trösten.
Hiob 2,11: Sie wollten ihm ihr Mitgefühl zeigen und ihn trösten.
Der Trost der Freunde: Die Freunde nehmen sich Zeit, um ihrem Freund nahe zu sein. Sie weinen mit ihm. Ganz ohne Worte zeigen sie durch ihr schweigendes Handeln ihre Solidarität, ihr Entsetzen und dass sie selbst auch vom Leid Hiobs getroffen sind. Sie leiden schweigend mit Hiob. Oft ist Schweigen tatsächlich das Beste, wenn wir einen tief unglücklichen Menschen besuchen, weil ein Schmerz oft nicht mit Worten heilbar ist. Stilles Mitgefühl kann lauter reden als eifrig zitierte Lebensweisheiten oder Bibelsprüche. Wie schnell sind wir dabei, dem Schmerz und dem Leid anderer auszuweichen, indem wir sie meiden? Weil uns die Worte fehlen, gehen wir auf Distanz. Aber schon allein unsere schweigende Nähe kann ein Anfang des Trostes sein.
Zu kommen und mit ihm zu trauern und ihn zu trösten: Ihr beabsichtigtes Ziel war gut und edel. Sie kamen, um bei ihm zu sein (zu kommen), um seinen Kummer zu teilen (und mit ihm zu trauern) und um Hiob etwas Erleichterung zu bringen (und ihn zu trösten).
Hiob 2:12: Und als sie von ferne ihre Augen erhoben, erkannten sie ihn nicht mehr. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten; und jeder zerriss sein Gewand, und sie warfen Staub über ihre Häupter zum Himmel.
Mitfühlende Anwesenheit: Das war eine wunderbare Demonstration des Trostes und der gemeinsamen Sache mit Hiob. Sie teilten seinen gequälten Zustand und taten so, als wären sie in ähnlicher Weise gequält. Sie gaben keine Erklärung ab, außer ihrer mitfühlenden Anwesenheit.
Hiob 2,13: Sieben Tage und sieben Nächte saßen sie da, ohne ein Wort zu sagen, denn sie spürten, wie tief Hiobs Schmerz war.
Hiob 2:13: Dann setzten sie sich zu ihm auf den Erdboden sieben Tage und sieben Nächte lang, und keiner redete ein Wort mit ihm; denn sie sahen, dass sein Schmerz sehr groß war.
Mitgefühl der Freunde: Dass sie aber ihr Obergewand zerreißen, sich neben ihn auf die Erde setzen, ohne ein Wort zu sprechen, ist ein Ausdruck ihres Mitgefühls, zugleich aber wollen sie sich mit Hiob demütigen und gleichsam bei Gott fürbittend für ihn eintreten, dass er ihm gnädig sei. Und das ist die größte Hilfe, die wir ihm erzeigen können, dass wir Gott bitten, er wolle ihn nicht ganz und gar verwerfen. Dazu aber gehört, dass wir ganz in Gemeinschaft mit den anderen treten und uns vor Gott demütigen, um mit ihnen zu leiden. Jean Calvin
Hiob Kap. 3
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 3
Hiob 3,1-26: Hiob verflucht Tag seiner Geburt
Hiob 3:1: Danach tat Hiob seinen Mund auf und verfluchte den Tag seiner Geburt.
Zum Kapitel 3: Das ganze Kapitel 3 des Hiobbuches besteht aus einer einzigen Klagerede, die uns tief in Hiobs Herz schauen lässt. Die bildhafte Sprache, die Hiob dabei verwendet, erinnert uns sofort daran, dass das ganze Buch Hiob zu den poetischen Büchern des Alten Testaments gerechnet wird.
Kampf in Hiobs Geist und Seele: Dieses Kapitel beginnt den Kampf in Hiobs Geist und Seele. Er wird nicht mehr verlieren oder mehr leiden, als er bereits hat (obwohl seine körperlichen Schmerzen anhalten werden). Doch jetzt können wir sagen, dass die Schlacht eine ganz andere Arena betritt; die Arena von Hiobs Geist und Seele. Wie wird er über sein Leiden nachdenken? Wie wird er darüber nachdenken, was andere über sein Leiden denken? Wie wird er sich entscheiden, bei all dem über Gott nachzudenken? Dies sind die Fragen, die den Rest des Buches einnehmen und bald jedem Leidenden begegnen. Der katastrophale Verlust selbst ist nur ein Einstieg in den qualvollen Kampf in Geist und Seele.
Hiobs Glaube kippt: Bisher hat sich Hiob ganz und gar unterworfen und nicht aufgehört, Gott zu preisen bei all seinem Elend. Nun aber schlägt er scheinbar eine ganz andere Richtung ein und lehnt sich trotzig gegen ihn auf. Da stehen wir vor einem Kampf, der auf der einen Seite die menschliche Schwachheit offenbart, andererseits aber zeigt, dass noch ein Rest von Widerstandskraft da ist. Hiob hinkt auf beiden Seiten: vorher war in ihm lauter Standhaftigkeit und Widerstandskraft, jetzt ist alles in ihm in Verwirrung, und die Schwachheit seines Fleisches macht ihn wankend , so dass er gegen Gott murrt. Jean Calvin
Immerfort ändern wir uns: bisweilen blasen wir uns auf, als hätten wir einen Löwenmut, und gleich darauf sind wir so weichlich und weibisch, dass wir ganz ohne Vernunft und Verstand sind. Ja, wir haben es wahrlich nötig, immerdar um uns selbst in Sorge zu sein und anzuhalten mit Gebet und Flehen.
Hiob 3:2: Und Hiob begann und sprach:
Hiob 3:3: O wäre doch der Tag ausgelöscht, da ich geboren wurde, und die Nacht, die sprach: Ein Knabe ist gezeugt!
Möge der Tag vergehen, an dem ich geboren wurde: Hier verfluchte Hiob in feiner hebräischer Poesie den Tag seiner Geburt. Doch als ob das nicht genug wäre, geht er noch weiter zurück und verflucht die Nacht seiner Empfängnis. Hiobs Klage ist, dass es besser wäre, wenn er nie geboren würde, als seine gegenwärtige Katastrophe des Elends zu ertragen. Wir können sagen, dass er seinen Tag verfluchte, aber nicht seinen Gott , wie der Teufel es von ihm wollte.
Hiob 3:4: Wäre doch dieser Tag Finsternis geblieben; hätte doch Gott in der Höhe sich nicht um ihn gekümmert, und wäre doch niemals das Tageslicht über ihm aufgeleuchtet!
Hiob 3:5: Hätten doch Finsternis und Todesschatten ihn zurückgefordert, Gewölk sich auf ihm niedergelassen und diesen trüben Tag überfallen!
Hiob 3:6: Und jene Nacht — hätte doch das Dunkel sie hinweggerafft, hätte sie sich nur nicht gefreut unter den Tagen des Jahres, und wäre sie doch nicht in die Zahl der Monate eingereiht worden!
Hiob 3:7: Ja, wäre doch jene Nacht unfruchtbar geblieben, hätte doch kein Jubel sie erreicht!
Hiob 3:8: Hätten sie doch die verwünscht, die den Tag verfluchen können, die imstande sind, den Leviathan aufzuwecken!
Hiob 3:9: Hätten sich doch die Sterne ihrer Morgendämmerung verfinstert, hätte sie doch auf Licht gehofft, ohne dass es erschienen wäre; hätte sie doch die Strahlen der Morgenröte nicht geschaut!
Hiob 3:10: Doch sie verschloss mir nicht die Pforte des Mutterleibes und verbarg nicht den Jammer vor meinen Augen.
Hiob 3:11: Warum starb ich nicht gleich bei der Geburt, kam nicht um, sobald ich aus dem Mutterschoß hervorging?
Hiob aber verflucht den Tag seiner Geburt. Das ist in keiner Weise zu entschuldigen; man muss sagen, er sei damit viel zu weit gegangen. Wir müssen immer zwei Dinge miteinander verbinden: zum ersten, dass uns Gott, als er uns erschuf, sein Bild aufgeprägt und uns damit die Ehre angetan hat, dass wir über alle Kreaturen sollten erhaben sein. Darin haben wir immerwährend seinen Namen zu preisen, und sei dieses Leben auch des Unglücks voll bis zum Rand, so können wir doch die unermessliche Güte nicht genugsam preisen, die uns Gott damit erzeigt hat, dass er uns unser gegenwärtiges Leben gegeben hat und uns darinnen erhält; er lässt uns Tag für Tag erfahren, dass er sich um uns sorgt und uns nicht verlassen will, es gehe, wie es will. Ist das nicht Grund genug zur Freude, auch wenn von allen Seiten Trübsale uns umringen? So wird denn ein Gläubiger, wenn er verständig und besonnen redet, niemals den Tag seiner Geburt verfluchen, wie schlecht es ihm auch gehen mag
Worte von Maria Laach: In der zweiten Testphase wird Ijob von einer schweren, schmerzhaften Krankheit befallen. Jetzt klingt er nicht mehr so gefasst wie bei den Unglücksnachrichten im ersten Kapitel des Buches. Seine Frau verspottete ihn. Die Freunde saßen tagelang stumm und ratlos neben ihm und konnten ihn nicht trösten. Da bricht das Elend aus ihm heraus: Warum starb ich nicht gleich bei meiner Geburt? Dann hätte ich jetzt Ruhe. Der Tod wäre jetzt das geringere Übel. Er wünscht ihn herbei, wie einen Freund, der sein Leiden beendet. Es dauert viele Gespräche lang, bis Ijob aus seiner Todessehnsucht herausfindet. Maria Laach
Der leidende Hiob: Es ist einfach – aber sehr, sehr falsch – zu denken, dass Hiob ein Sünder war, weil er so emotional war. Aber die Bibel bietet uns keine stoische, gefühllose, oberlippensteife Herangehensweise an die Probleme des Lebens. Es kann nicht genug betont werden, dass die erschreckenden Gefühle, die in dieser Rede zum Ausdruck kommen, nicht bedeuten, dass Hiob unter der Belastung zusammengebrochen ist. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Satan endlich seinen Standpunkt klar gemacht hat. Die Prüfung des Herrn besteht nicht darin, herauszufinden, ob Hiob unbewegt wie ein Stück Holz sitzen kann.
Hiob 3:12: Warum kamen mir Knie entgegen, und wozu Brüste, dass ich daran trank?
Alles dunkel sehen: Hiobs Verzweiflung ist so groß, dass er nicht einmal mehr die Liebe und Fürsorglichkeit seiner Mutter und vermutlich auch seines Vaters würdigen kann. So etwas passiert, wenn das Leid so sehr das Leben eines Menschen bestimmt, dass er an nichts anderes mehr denken kann. Nicht selten wird ein solcher Mensch dann richtiggehend ungerecht. Was den Umgang mit ihm gewiss nicht einfach macht! Bestimmt sind Sie solchen verhärmten und verbitterten Personen auch schon mal begegnet. Seien Sie gnädig mit ihnen, denn nicht selten haben sie viel Leid durchmachen müssen!
Hiob 3:13: Denn jetzt läge ich da und wäre still; ich wäre entschlafen und hätte nun Ruhe.
Worte von der Erzabtei Beuron: Warum? Wozu? Ijob ist nicht der Erste, der den Tag seiner Geburt verflucht; Jeremia hat es mit ähnlichen Worten getan, als er eines Tages sein Prophetenschicksal beklagte. Ijob, der Mann, dem alles zerschlagen wurde, wünscht, er wäre nie geboren, oder er wäre gleich bei seiner Geburt gestorben. Dann nimmt seine Auflehnung die Form bitterer Fragen an. Der Mensch fragt nach dem Warum des Leides: er betrachtet es weder als normal noch als notwendig mit der menschlichen Existenz selbst gegeben. Es muss einen Grund, eine Ursache haben. Und hier öffnet sich der Abgrund des Problems: die Ursache kann letzten Endes nur „er“ sein, der den Menschen „von allen Seiten einschließt. Erzabtei Beuron
Es ist schon erschütternd, welch eine Verzweiflung und welch eine Todessehnsucht Hiob plötzlich befällt. Und dennoch, so behaupte ich, steckt in Hiob noch sehr viel Lebenskraft. Allein die Tatsache, dass er seinen Jammer nicht als Anklage gegen Gott formuliert, deutet darauf hin, dass er einfach nur mal Dampf ablassen muss.
Hiob 3:14: zusammen mit Königen und Ratgebern der Erde, die sich längst verfallene Paläste erbauten,
Hiob 3:15: oder mit Fürsten, reich an Gold, die in ihren Häusern Silber häuften.
Hiob 3:16: Oder wäre ich doch niemals da gewesen, wie eine verscharrte Fehlgeburt, den Kindern gleich, die nie das Licht erblickten!
Hiob 3:17: Dort hört das Toben der Gottlosen auf, dort finden die Erschöpften Ruhe;
Hiob 3:18: dort sind alle Gefangenen in Frieden, sie hören die Stimme des Treibers nicht mehr;
Hiob 3:19: Kleine und Große sind dort gleich, und der Knecht ist frei von seinem Herrn!
Hiob 3:20: Warum lässt Er den Mühseligen das Licht sehen und gibt Leben den Verbitterten,
Schrei der Verzweiflung: Mit einem Schrei der Verzweiflung solidarisiert sich Hiob mit allen Verbitterten und mit allen, die am Leben verzweifeln. Hiob redet hier nicht mehr nur über sich und über sein Schicksal, sondern er reiht sich ein in den Kreis seiner Schicksalsgefährten. Ich will darüber nicht weiter spekulieren, aber vielleicht ist das ja auch eine wichtige Erkenntnis: „Ich bin nicht der einzige Mensch auf der Welt, der ein schweres Schicksal meistern muss.
Verborgener Weg: Der hier beschriebene Mann kann keinen Grund für die Schwierigkeiten sehen, in denen er sich befindet; sein Weg ist verborgen . Doch es gab tatsächlich eine wunderbare Antwort auf Hiobs Frage, wenn er sie nur mit dem Auge des Glaubens sehen könnte. Gott erlaubte Hiob, sein Leben fortzusetzen, um Engelwesen eine Lektion zu erteilen. Gott erlaubte Hiob, im Leben weiterzumachen, um ihn besonderes Vertrauen auf Gott zu lehren. Gott ließ Hiob weiterleben, um ihn zu lehren, die Weisheit des Menschen nicht so sehr zu beachten. Gott erlaubte Hiob, sein Leben fortzusetzen, um ihn vor anderen Menschen zu rechtfertigen. Gott erlaubte Hiob, sein Leben fortzusetzen, um ihn zu einer Lehre und einem Beispiel für alle Altersgruppen zu machen. Gott ließ zu, dass Hiob sein Leben fortsetzte, um ihm mehr zu geben, als er jemals zuvor hatte.
Hiob 3:21: denen, die auf den Tod harren, und er kommt nicht, die nach ihm graben, mehr als nach verborgenen Schätzen;
Hiob 3:22: die sich jubelnd freuen würden, die frohlockten, wenn sie ein Grab fänden,
Hiob 3:23: dem Mann, dem sein Weg verborgen ist, den Gott ringsum eingeschlossen hat?
Hiob 3:24: Denn statt zu essen, seufze ich, und mein Gestöhn ergießt sich wie Wasser.
Hiob 3:25: Denn das Schreckliche, das ich befürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, das hat mich getroffen.
Hiob 3,26: Ich sehe nur noch Dunkelheit. Ohne Ruhe und Frieden lebe ich dahin.
Jeder kann in Depression und Verzweiflung fallen: Mit diesen letzten vier Hammerschlägen beendet Hiob seine erste Rede. Durch all das zeigt er uns, dass selbst ein großer Mann des Glaubens in große Depression und Verzweiflung fallen kann.
Hiobs Klage und Schmerz: Dein Schmerz ist tief und will nicht vergehen. Sein Kreuz zu tragen bedeutet, daran nicht zu Grunde zu gehen. Jesus ermutigt dich, dein eigenes Leben zu umarmen und ihm zu vertrauen, der die tiefste Dunkelheit durchlebt hat. Bemühe dich nicht allzu sehr, selbst dein Herz zu heilen, denn deine Mühe würde es nur noch kränker machen. Gebe dich stattdessen in allem Gott hin, in Freud und in Leid. Jesus ist das Licht, dass in deine Dunkelheit leuchtet. Jesus ist der Friede, der deinen Unfrieden heilt. In ihm allein wirst du Ruhe finden in deinem Leid.
Interessanterweise formuliert er seinen ganzen Jammer an keiner einzigen Stelle als Anklage gegen Gott. Umgekehrt versucht er aber auch nicht, Gottes Handeln zu erklären und gewissermaßen zu entschuldigen. Und schon gar nicht leugnet er die Existenz Gottes. Das alles deutet darauf hin, dass Hiob einfach nur ratlos und verzweifelt ist. Er kann sich einfach keinen Reim darauf machen, was gerade mit ihm geschieht.
Das Leben ist ein fortwährender Kampf gegen sich selbst, und nur um den Preis des Schmerzes erblüht es in voller Schönheit. Pater Pio
Hiob Kap. 4
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 4
Hiob 4,1-21: Erste Rede des Eliphas
Hiob 4:1: Da ergriff Eliphas, der Temaniter, das Wort und sprach:
Eliphas von Teman: Er antwortet als Erster auf Hiobs Klagen und erweist sich damit als Wortführer der drei Freunde. Entsprechend wird er am Ende auch von Gott als der Hauptverantwortliche zur Rede gestellt (42,7). Er formuliert auch den Grundsatz, den er und seine beiden Begleiter in allen nachfolgenden Reden bestätigen werden, nämlich: Gott ist gerecht, darum kann er nur Ungerechte strafen, und darum wird er die Gerechten segnen. In seinen Reden legt Eliphas jeweils den Grundsatz dar, während Bildad ihn illustriert und Zophar ihn anwendet. Benedikt Peters
Hiob 4:2: Wenn man ein Wort an dich richtet, wird es dich verärgern? Aber Worte zurückhalten, wer könnte das?
Hiob 4,3: Siehe, du hast viele unterwiesen und hast müde Hände gestärkt.
Hiobs Nächstenliebe: Hiob ist ein eindrucksvolles Beispiel für das Ineinander der Gottes- und Nächstenliebe. Diese sind untrennbar verbunden. Es ist nur ein Gebot. Beides aber lebt von der uns zuvorkommenden Liebe Gottes, der uns zuerst geliebt hat. So ist es nicht mehr Gebot von außen her, das uns Unmögliches vorschreibt, sondern geschenkte Erfahrung der Liebe von innen her, die ihrem Wesen nach sich weiter mitteilen muß. Liebe wächst durch Liebe. Sie ist göttlich, weil sie von Gott kommt und uns mit Gott eint, uns in diesem Einungsprozeß zu einem Wir macht, das unsere Trennungen überwindet und uns eins werden läßt, so dass am Ende Gott alles in allem ist. Wo stärkst du deinen Nächsten und richtest ihn wieder auf?
Hiob 4:4: Deine Worte haben den Strauchelnden aufgerichtet, und wankende Knie hast du gekräftigt.
Hiob 4:5: Nun aber, da es an dich kommt, bist du verzagt; weil es dich trifft, bist du bestürzt!
Hiob 4:6: Ist nicht deine Gottesfurcht deine Zuversicht, und die Tadellosigkeit deines Weges deine Hoffnung?
Gefälltes Urteil: Ohne es offen ausgesprochen zu haben, hat Eliphas damit sein Urteil über Hiob bereits gefällt: Hiob hat gesündigt, wenn er auch seine Sünde vor den Menschen verborgen hat.
Hiob 4:7: Bedenke doch: Ist je ein Unschuldiger umgekommen, und wo wurden Rechtschaffene vertilgt?
Stimmt das? Ein Unschuldiger, der umkam, war Abel; und in der Fülle der Zeit kam der Unschuldige, der Sohn Gottes, um. Beide wurden von Gottlosen getötet; beide Male ließ Gott die Bösen gewähren. An so etwas denkt Eliphas natürlich nicht. Er behauptet mit seiner Frage vielmehr, Hiob müsse schuldig sein, er sei nicht so rechtschaffen, wie es den Anschein hat. Benedikt Peters
Hiob 4:8: Soviel ich gesehen habe: Die Unrecht pflügen und die Unheil säen, die ernten es auch.
Erster Irrtum Eliphas: Es besteht tatsächlich ein kausaler Zusammenhang zwischen Taten und Lohn, zwischen Sünde und Strafe. Wächst irgendwo eine Unheilsernte, wo nicht zuerst eine Unheilssaat gesät worden ist? Was Eliphas weiß, weiß der Mensch auch ohne Offenbarung. Der Zusammenhang von Saat und Ernte ist zu offenkundig. Allerdings ist das nicht die ganze Wahrheit. Gottes sittliches Universum ist weiter, ist tiefer, ist höher, kurz: geheimnisvoller. Gnade durchbricht das unerbittliche Gesetz. Der Irrtum des Eliphas ist der, dass er den Satz von Saat und Ernte ganz einfach rückwärtsliest und meint, er müsse so auch stimmen: Wer Mühsal erduldet, muss vorher die entsprechende Mühsal gesät haben. Das sollte uns lehren, Dinge nicht beurteilen zu wollen, die wir nicht verstehen. Der Zusammenhang von Größe der Schuld und Größe der Strafe ist in einer Welt der Sünde viel zu komplex, als dass wir ihn mit dem Rechenschieber erfassen könnten. Darum sollten wir dieses Urteilen Gott überlassen. Benedikt Peters
Hiob 4:9: Durch Gottes Odem kommen sie um; durch den Hauch seines Zornes werden sie verzehrt.
Elifas liegt falsch: Mit der Behauptung, dass Gott Menschen, die an ihn glauben, vernichtet, liegt Elifas nun völlig daneben. Gott wünscht sich nichts sehnlicher, als dass sie Buße tun und zu ihm umkehren, wenn sie in Sünde gefallen sind. Wir können nur ahnen, wie sich Elifas‘ Worte auf die Gemütslage des ohnehin schon geplagten Hiob auswirken.
Hiob 4:10: Das Brüllen des Löwen und die Stimme des Junglöwen verstummt, und die Zähne der jungen Löwen werden ausgebrochen.
Zweiter Irrtum Eliphas: Mit diesen Worten bringt Eliphas seinen zweiten Irrtum bezüglich Sünde und Strafe zum Ausdruck. Der Löwe ist noch nicht verstummt; noch geht der Widersacher brüllend umher und sucht, wen er verschlinge (1Petr 5,8). Noch ist der Böse Fürst und Gott dieser Welt (Joh 12,31; 2Kor 4,4); Gott lässt das Böse noch gewähren. Darum widerfährt auch dem Gerechten noch Böses, und noch rächt Gott das Böse nicht sofort. Benedikt Peters
Hiob 4:11: Der Löwe kommt um aus Mangel an Beute, und die Jungen der Löwin zerstreuen sich.
Hiob 4:12: Zu mir aber kam heimlich ein Wort, mein Ohr vernahm ein leises Flüstern;
Hiob 4:13: in Schreckgedanken, durch Nachtgesichte erregt, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt,
Hiob 4:14: Da kam Furcht und Zittern über mich und durchschauerte alle meine Gebeine.
Hiob 4:15: Denn ein Geist ging an mir vorüber; die Haare meines Leibes standen mir zu Berge.
Hiob 4:16: Er trat vor mich hin, und ich konnte sein Aussehen nicht erkennen; eine Gestalt war vor meinen Augen, ich hörte eine flüsternde Stimme:
Hiob 4,17: Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott?
Die Antwort der Freunde: Alle drei Freunde Hiobs nehmen fälschlich an, dass Hiobs Leiden die Folge einer großen Sünde sein muss. Sie argumentieren, dass Leiden von Sünde verursacht wird und folglich Hiobs Leiden enden wird, wenn er seine Sünde bekennt. Dies war der damalige Glaube an den Tun-Ergehens-Zusammenhang. Das Buch Hiob zeigt klar, dass der Leidende keineswegs immer selbst schuld ist. Dennoch lohnt es sich, die vielen Kapitel zu lesen, in denen die drei Freunde mit Hiob argumentieren. Auch wenn die Gesamtargumentation der Freunde nicht stimmt, sagen sie im Einzelnen viele richtige Dinge.
Wahrheiten falsch angewendet: Das kann nicht bestritten werden..Es ist sogar so wahr, dass das Neue Testament zweimal aus der ersten Rede des Eliphas zitiert. Aber: Wahrheiten, die falsch angewendet werden, entstellen die Wahrheit und richten darum Böses an, nicht Gutes. Es ist wahr, dass Gott Sünder straft, aber das trifft auf Hiob nicht zu, und darum ist Eliphas’ Aussage falsch. Mit Wahrheiten kann man andere er schlagen, und das taten die Freunde Hiobs. Sie sagten dem falschen Mann zur falschen Zeit viele wahre Dinge. Benedikt Peters
Hiob 4:18: Siehe, seinen Dienern traut er nicht, seinen Engeln wirft er Irrtum vor;
Hiob 4:19: wie viel mehr denen, die in Lehmhütten wohnen, die auf Staub gegründet sind, die wie Motten zerstört werden!
Hiob 4:20: Zwischen Morgen und Abend gehen sie zugrunde; ehe man sich”s versieht, sind sie für immer dahin.
Hiob 4:21: Wird nicht ihr Zeltstrick abgerissen? Sie sterben, ohne Weisheit erlangt zu haben.
Unsensibler Eliphas: Gegen den Inhalt dieser beiden Verse 20-21 gibt es nichts zu sagen. Sie entsprechen der Wahrheit. Und dennoch tragen sie allenfalls dazu bei, dass Hiob noch mehr in Schwermut versinkt. Was mich daran erinnert, dass man andere Menschen tief verletzen kann, wenn man ihnen auf lieblose Art und Weise die Wahrheit um die Ohren haut. Besser ist es, sich vorher selbst zu fragen, was man damit beim anderen womöglich auslöst und ob es ihm auf irgendeine Weise weiterhilft. Einem anderen die Wahrheit sagen, auch da gilt: Der Ton macht die Musik!
Hiob Kap. 5
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 5
Hiob 5,1-27: Eliphas Ermahnung
Hiob 5:1: Rufe doch! Ist einer da, der dir antwortet? Und an welchen von den Heiligen willst du dich wenden?
Hiob 5:2: Denn den Narren bringt der Unmut um, und den Unverständigen tötet der Eifer.
Hiob 5:3: Ich selbst habe einen Narren gesehen, der Wurzel schlug, und sogleich verfluchte ich seine Wohnung.
Hiob 5:4: Seine Kinder fanden keine Hilfe, und sie wurden im Tor zertreten, ohne dass es einen Retter gab;
Hiob 5:5: seine Ernte verzehrte der Hungrige und holte sie ihm selbst aus den Dornhecken heraus, und sein Vermögen schnappten die Habgierigen weg.
Hiob 5:6: Denn Unglück wächst nicht aus dem Staub hervor, und Unheil sprosst nicht aus der Erde;
Hiob 5:7: sondern der Mensch ist zum Unglück geboren, wie die Funken nach oben fliegen.
Hiob 5:8: Ich jedoch würde Gott suchen und Gott meine Sache darlegen,
Hiob 5:9: der große, unerforschliche Dinge tut, Wunder, die nicht zu zählen sind:
Der Hochmut des Eliphas: Wie wahr sind diese Worte! Gott tut wirklich Großes, das niemand ausloten kann. Darum können weder ein Eliphas noch einer seiner Gefährten Gottes Handeln an Hiob verstehen. Glaubte Eliphas, was er hier bekennt, redete er nicht so viel, sondern schwiege und suchte selbst Gott, wie er dem bedrängten Hiob eben geraten hat. Wenn Eliphas erkennt, dass Gottes Tun in der Schöpfung schon unerforschlich ist, dann hätte er eigentlich Grund genug gehabt zu bekennen, dass Gottes Tun in seiner Regierung erst recht unerforschlich ist. Nun aber wendet er diese Wahrheit einzig gegen Hiob, um ihm damit zu sagen: Du verstehst zwar Gottes Handeln an dir nicht, aber ich verstehe es und rate dir deshalb: Kehre zu Gott um, dann wird er dich wieder erhöhen. Benedikt Peters
Hiob 5:10: Er gießt Regen auf die Erde und sendet Wasser über die Fluren.
Regen gibt er auf die Erde: Gott lässt wahrhaftig regnen auf die Erde, und zwar, wie der Sohn Gottes uns ausdrücklich sagt, über Gute wie über Böse (Mt 5,45). Wendet nun Gott ohne Verdienst dem Bösen Gutes zu, warum sollte er nicht ohne unmittelbare Schuld dem Guten zeitweilig Böses widerfahren lassen? Hiob hatte in der Stunde seines Unglücks bekannt, dass wir, wenn wir aus Gottes Hand das Gute empfangen, auch das Böse ohne Murren hinnehmen sollten (2,10). Inzwischen hat er es vergessen; sein guter Freund Eliphas hat es nie erkannt. Benedikt Peters
Hiob 5:11: er erhöht die Niedrigen, und die Leidtragenden erlangen das Heil;
Hiob 5:12: er vereitelt die Anschläge der Listigen, dass ihre Hand sie nicht ausführen kann;
Hiob 5:13: er fängt die Weisen in ihrer List, und der Rat der Verschlagenen wird über den Haufen geworfen;
Hiob 5:14: bei Tag stoßen sie auf Finsternis, und am Mittag tappen sie umher wie in der Nacht.
Hiob 5:15: Aber er rettet den Elenden vom Schwert, aus ihrem Rachen und aus der Hand des Starken,
Hiob 5:16: sodass der Geringe Hoffnung fasst und die Frechheit ihr Maul verschließt.
Elifas redet an Hiobs eigentlicher Not vorbei: Unglaube kann man Hiobs Freund Elifas also wirklich nicht vorwerfen. Er führt uns Gott sowohl in seiner Größe und Macht als auch in seiner Liebe und Barmherzig vor Augen. Und er weist sogar darauf hin, dass Gott Wunder tut und dass er sich nicht immer in die Karten schauen lässt, wenn er die angeblich ach so Klugen und die Verkehrten in die Irre gehen lässt. Und dennoch: All das Gute und Schöne und Wahre, was Elifas hier zum Ausdruck bringt, hat nur wenig mit dem zu tun, was Hiob gerade durchmacht und was ihn an den Rand der Verzweiflung bringt.
Hiob 5,17: Glücklich ist der Mensch, den Gott zurechtweist! Der Allmächtige will dich erziehen! Sträube dich nicht!
Gottes liebende Zurechtweisung: Der Gläubige steht unter dem Schutz Gottes! Gott stärkt uns, hilft uns und richtet uns auf. Gott möchte uns aber auch auf unserem Glaubensweg vorwärts bringen. So lässt er manches zu und lässt uns auch Unangenehmes widerfahren, damit wir daran wachsen. Die Schwierigkeiten und Leiden auf deinem Weg sollen dich tiefer in die Liebe führen. Das Leiden läutert uns, d.h. reinigt uns von alledem, was uns weg zieht von Gott. Eine geläuterte Seele dagegen kommt dagegen immer näher zu Gott und je näher du bei Gott bist, desto mehr wird dir sein Friede, Seine Freude und Seine Liebe zuteil.
Hiob 5:18: Denn er verwundet und verbindet; er zerschlägt, und seine Hand heilt.
Hiob 5:19: In sechs Bedrängnissen wird er dich erretten, und in sieben wird dich nichts Böses antasten:
Hiob 5:20: In Hungersnot wird er dich vom Tod erlösen und im Krieg von der Gewalt des Schwertes;
Hiob 5:21: Vor der Geißel der Zunge wirst du geborgen sein und wirst die Verwüstung nicht fürchten, wenn sie kommt.
Hiob 5:22: Über Verwüstung und Dürre wirst du lachen und vor den wilden Tieren der Erde nicht erschrecken.
Hiob 5:23: Denn mit den Steinen des Feldes stehst du im Bund, und das Wild des Feldes hält Frieden mit dir.
Geschenkte Güte Gottes: Wir haben hier eine schöne Aufzählung von Erweisen der Macht und Güte Gottes. Die Worte sind, für sich genommen, alle samt wahr, und dennoch sagt Eliphas nicht die Wahrheit; denn nach seiner Meinung gelten diese Worte für Hiob erst, wenn er seine Schuld eingestanden hat. Gott habe ihm seiner Sünden wegen Schmerz bereitet und ihn seiner Missetaten wegen zerschlagen; er werde ihn aber aus allen sieben Drangsalen befreien und von allem Mangel erlösen, wenn er nur seine Sünden bekennen wolle. Benedikt Peters
Hiob 5:24: Du wirst erfahren, dass dein Zelt sicher ist, und betrachtest du deine Wohnung, so fehlt dir nichts.
Hiob 5:25: Du wirst erfahren, dass dein Same zahlreich wird und deine Sprösslinge wie das Gras auf Erden.
Hiob 5:26: Du wirst in gutem Alter begraben werden, wie man Garben einbringt zu ihrer Zeit.
Hiob 5:27: Siehe, das haben wir erforscht, so ist es; höre du darauf und merke es dir wohl!
Wir sollten uns durch das schlechte Beispiel des Eliphas warnen lassen: Es gibt wenige Dinge, die einen Geplagten so plagen wie wohlfeile biblische Ratschläge, die nicht am Platz sind. Der Schreiber des Buches der Sprüche sagt, ein gutes Wort an den rechten Mann und zur rechten Zeit gesprochen, sei überaus kostbar. Unberufene Tadler sind allen, Gott und den Menschen, ein Ärgernis; ein weiser Tadler ist Gold wert. Benedikt Peters
Hiob Kap. 6
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 6
Hiob 6,1-13: Hiobs Unmut und Schmerz
Hiob 6:1: Da antwortete Hiob und sprach:
Hiobs zweite Rede: Hiob verteidigt sich, indem er zuerst seine unbesonnenen Worte von Kapitel 3 mit der Größe seiner Leiden entschuldigt (V. 1-7), dann beklagt er sich darüber, dass Gott von ihm zu viel verlange (V. 8-13), darauf beschwert er sich darüber, dass seine Freunde ihn so bitter enttäuscht haben (V. 14-23). Benedikt Peters
Hiob 6:2: O dass man meinen Unmut wiegen könnte und mein Unglück auf die andere Waagschale legte!
Seht doch mein Leid: Hiob will, dass die Freunde auf die Größe seines Leidens aufmerksam werden. Es ist groß. Aber die anderen sollen es wissen, sollen begreifen, wie dreckig es ihm geht. Wir können mit Hiob mitfühlen, und wir wissen, dass wir an sei ner Stelle ziemlich sicher ebenso gehandelt hätten. So sind wir eben, wir Sünder. Wie natürlich ist der Wunsch Hiobs, wie regelmäßig huldigen wir Menschen solchen Gefühlen! Benedikt Peters
Das Beispiel Jesus: Nur ein Mensch ist anders gewesen als die übrigen Menschen, der Mensch Christus Jesus. Als der Herr Jesus am Kreuz hing, litt er Größeres, als irgendein Mensch je gelitten hat. Er verlangte nicht von den Umstehenden, dass sie den Skandal dieses Unrechts und die Tiefen seines furcht baren Leidens doch bitte zur Kenntnis nehmen möchten. Wir lesen umgekehrt von ihm, dass er am Kreuz an die Umstehenden und die mit ihm Gerichteten dachte: Er tat Fürbitte für seine Peiniger und für seinen Mitgekreuzigten (Lk 23), und er nahm sich des Kummers seiner Mutter an (Joh 19). Benedikt Peters
Hiob 6:3: Denn nun ist es schwerer als der Sand der Meere; darum sind meine Worte so ungestüm.
Deshalb waren meine Worte vorschnell: Hiobs Ausbruch in Hiob 3 hat Gott nicht verflucht, aber er kam ihm nahe. Hiob gab hier zu, dass seine Worte in der Tat unbesonnen waren, erklärte aber, dass dies an der übermäßigen Schwere seines Kummers lag. Hiob erklärte praktisch, dass er den Schrei nicht verstand, weil er den Schmerz nicht kannte.
Hiob 6:4: Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir, mein Geist trinkt ihr Gift; die Schrecken Gottes bestürmen mich.
Hiob 6:5: Schreit auch ein Wildesel auf der Grasweide, oder brüllt ein Stier, wenn er Futter hat?
Hiob 6:6: Lässt sich etwa Fades ohne Salz essen? Oder findet man am Eiweiß irgendwelchen Geschmack?
Hiob 6:7: Was meine Seele zu berühren verschmähte, das ist jetzt mein tägliches Brot, mir zum Ekel!
Hiob 6:8: O dass doch meine Bitte in Erfüllung ginge, und Gott mein Verlangen gewährte:
Hiob 6:9: dass doch Gott sich entschlösse, mich zu zermalmen, seine Hand ausstreckte, um mich abzuschneiden!
Hiob will sterben, aber Gott gibt ihm in seiner Gnade nicht, was er will. Gott hat sich vorgenommen, Hiob zu erhalten, um ihn am Ende mehr zu segnen als am Anfang. Gott wird dem Hiob geben, was er will – nicht, was Hiob will. Ist uns das anstößig? Empören wir uns dagegen, dass Gott Sündern Gutes gibt, das sie selbst nicht gewollt hatten? Darf Gott uns nur geben, was wir selbst gewollt haben? Wir können Gott nicht genug danken, dass er uns oft nicht gibt, was wir begehren und uns stattdessen gibt, was wir nicht begehrt haben. Benedikt Peters
Hiob 6:10: So bliebe mir noch der Trost — und ich frohlockte darüber im schonungslosen Schmerz —, dass ich die Worte des Heiligen nicht verleugnet habe!
Hiob 6:11: Wie groß ist denn meine Kraft, dass ich noch ausharren, und wann kommt mein Ende, dass meine Seele sich gedulden soll?
Hiob 6,11: Meine Kraft reicht nicht aus, um noch länger zu hoffen!
Welche Kraft habe ich, dass ich hoffen sollte: Hiob spiegelte das Gefühl der Hoffnungslosigkeit des schwer und chronisch Leidenden wider. Da er keine innere Stärke spürte , um die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen zu meistern, verspürte er überhaupt keine Hoffnung.
Die Hoffnung nicht verlieren: Hiob kämpft mit sich. Seine Hoffnung wankt. Auch wir stehen in der Gefahr aufzugeben, wenn das Leben hart wird. Gott auch mitten im Sturm zu vertrauen, führt uns an unsere Grenzen und fordert unseren Glauben heraus. Gott möchte, dass wir in allen Nöten darum wissen, dass er alles in der Hand hat und uns nicht fallen lässt in Christus. Das Unterwegssein mit Christus ist eine Kraft, die uns hilft die Kreuze und die damit verbundene Mühsal zu tragen. Wenn wir seine große Liebe in uns tragen, dann verleiht uns das Flügel, welche uns alle Beschwernisse des Lebens leichter ertragen lässt. Sich von Gott in Jesus Christus lieben zu lassen ist das kräftigende Licht. Unsere Verantwortung ist es dabei, das Fenster unserer Seele zu öffnen, damit dieses Licht Gottes in uns eintreten kann, auch wenn wir es hier und da nicht offensichtlich spüren.
Hiob 6:12: Ist mir denn die Kraft der Steine gegeben? Ist mein Fleisch denn aus Erz?
Hiob 6:13: Bin ich denn nicht hilflos und jeder Stütze beraubt?
Hiob 6,14-30: Hiob wehrt sich
Hiob 6:14: Dem Verzagten gebürt Mitleid von seinem Freund, sonst wird er die Furcht des Allmächtigen verlassen.
Mitleid mit dem Verzagten: Es stimmt zwar, dass ein echter Freund sich gerade in der Not als solcher erweist (Spr 17,17). Es ist aber nicht unsere Sache, vom Nächsten zu fordern, was er uns schuldet; vielmehr soll unser Kummer einzig der sein, ob wir dem Nächsten das Geschuldete geleistet haben. Wir sind schuldig, den Bruder zu lieben (Röm 13,8), nicht vom Bruder Liebe zu fordern. Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn wir genau wissen, was die anderen uns schulden. Wir sind immer arm, wenn wir von solchen Überlegungen gefangen sind. Glücklich ist hingegen, wer von Christus gefangen ist und deshalb nicht über sich weint. Er will auch nicht, dass andere über ihn weinen, sondern er vergisst vielmehr sich selbst und will mit den Weinenden weinen. Benedikt Peters
Hiob 6:15: Meine Brüder haben sich trügerisch erwiesen wie ein Wildbach, wie das Bett der Wildbäche, die vergehen,
Düsteres Gefängnis: Alles hängt miteinander zusammen: Klage über die Größe des eigenen Unglücks, Klage darüber, dass Gott zu viel verlange, Klage über die Mängel der anderen. Es ist ein düsteres Gefängnis, in dem Hiob gefangen ist. Benedikt Peters
Hiob 6:16: die trübe werden vom Eis, wenn der Schnee sich darin birgt,
Hiob 6:17: die aber versiegen zur Zeit der Sommerhitze und von ihrem Ort verschwinden, wenn es heiß wird.
Hiob 6:18: Es winden sich die Pfade ihres Laufs; sie ziehen hinauf in die Öde und verlieren sich.
Hiob 6:19: die Karawanen Temas halten Ausschau, die Reisegesellschaften von Saba hoffen auf sie.
Hiob 6:20: Aber sie werden in ihrer Hoffnung betrogen; sie kommen dorthin und werden enttäuscht.
Hiob 6:21: So seid auch ihr jetzt ein Nichts geworden; ihr seht Schreckliches und fürchtet euch davor!
Hiob 6:22: Habe ich etwa gesagt: »Gebt mir etwas!«, oder »Macht mir ein Geschenk von eurem Vermögen!«,
Hiob 6:23: oder »Rettet mich aus der Hand des Bedrängers und erlöst mich aus der Hand des Tyrannen!«?
Hiob 6:24: Belehrt mich doch, und ich will schweigen, weist mir nach, worin ich geirrt habe!
Hiob 6:25: Wie eindringlich sind Worte der Wahrheit! Aber was bringen eure Zurechtweisungen schon zurecht?
Hiob 6:26: Gedenkt ihr Worte zu bekritteln und haltet die Reden eines Verzweifelten für Wind?
Hiob 6:27: Ja, ihr würdet selbst über eine Waise das Los werfen und euren Freund verschachern!
Hiob wird ausfallend: Hier wird Hiob seinerseits gegen seine Freunde ziemlich ausfällig. Es stimmt zwar, dass sie ihn enttäuscht haben, und wir verstehen seinen Ärger, aber es ist sicher nicht wahr, dass seine Freunde ihm bewusst in den Rücken fallen. Sie handeln nicht mit berechnender Bosheit wie jemand, der die Waise verlost oder einen Freund verkauft, sondern sie irren aus Unverstand. Das ist ein erheblicher Unterschied. Benedikt Peters
Hiob 6:28: Und nun tut mir den Gefallen und schaut mich an; ich werde euch doch wahrhaftig nicht ins Angesicht belügen!
Hiob 6:29: Kehrt doch um, tut nicht Unrecht! Ja, kehrt um! Noch bin ich hier im Recht!
Hiob 6:30: Ist denn Unrecht auf meiner Zunge, oder unterscheidet mein Gaumen nicht, was verderblich ist?
Hiob ist empört, dass seine Freunde es überhaupt wagen, Unrecht auf seiner Zunge zu vermuten. Wie sollte er, Hiob, Un rechtes reden, wie sollte sein Gaumen Böses nicht merken? Gleichzeitig findet es Hiob keineswegs empörend, dass er mit einer jeden seiner Fragen an Gott dessen Recht und Gerechtigkeit infrage stellt. Was für Torheiten, zu denen wir Sünder fähig sind! Welche Verdrehtheiten wir uns leisten! Der Unglaube macht uns wirklich blind für Gott. Wir haben ihn an den Rand und uns in die Mitte gedrängt. Wir haben damit alles auf den Kopf gestellt. Darum ist es kein Wunder, dass wir oben und unten, Licht und Finsternis, Recht und Unrecht miteinander verwechseln. Benedikt Peters
Hiob Kap. 7
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 7
Hiob 7,1-21: Hiobs Leiden und Auflehnung
Hio 7:1: Hat der Mensch nicht harten Frondienst auf Erden; sind seine Tage nicht wie die eines Tagelöhners?
Inhalt des Kapitels: Hiob fährt in Kapitel 7,1-6 fort und klagt, sein Leben bringe ihm nur enttäuschte Hoffnungen und Ruhelosigkeit, und dann wendet er sich in seiner Klage wieder direkt an Gott und protestiert dagegen, dass er ihn so hart behandelt, wo er doch nur ein Hauch und sein Leben so kurz ist (7,721). Diese Klagen sind alles Kinder des bereits erwähnten Unglaubens, in dem Hiob gefangen ist. Der Unglaube drängt Gott an den Rand und stellt das eigene Ich in die Mitte; ist das einmal geschehen, kann man nicht anders empfinden und anders reden, als Hiob es hier tut. Benedikt Peters
Allmählich ändert sich der Tonfall in Hiobs Antwortrede. Hat er bisher vor allem seinen Freunden Vorhaltungen gemacht, so beklagt er nun ganz allgemein die Mühsal, mit der sich ein jeder Mensch durchs Leben quält. Dafür gibt’s ohnehin nur einen geringen Lohn. So sieht es jedenfalls Hiob in seiner gegenwärtigen Lage. Und er jammert, dass ihm sogar der geringe Lohn eines Tagelöhners vorenthalten werde.
Hiob 7:2: Wie einem Knecht, der sich nach dem Schatten sehnt, und wie einem Tagelöhner, der auf seinen Lohn harrt,
Hiob 7:3: so wurden auch mir Monate voller Enttäuschung beschert und Nächte voller Qual zugeteilt.
Hiob 7:4: Wenn ich mich niederlege, so spreche ich: Wann werde ich aufstehen? Aber der Abend zieht sich hin, und ich bin gesättigt mit Unrast bis zur Morgendämmerung.
Hiob 7:5: Mein Fleisch ist bekleidet mit Maden und Schorf; meine Haut verkrustet und eitert.
Hiob 7:6: Meine Tage gleiten schneller dahin als ein Weberschiffchen; sie entschwinden ohne Hoffnung.
Hiob 7:7: Bedenke doch, dass mein Leben nur ein Hauch ist, dass mein Auge nichts Gutes mehr sehen wird!
Hiob 7:8: Das Auge dessen, der mich jetzt erblickt, wird mich nicht mehr sehen; wenn deine Augen nach mir sehen, so bin ich nicht mehr!
Hiob 7:9: Wie die Wolke vergeht und verschwindet, so kommt, wer ins Totenreich fährt, nicht mehr herauf;
Hiob 7:10: er kehrt nicht mehr in sein Haus zurück, und seine Stätte kennt ihn nicht mehr.
Hio 7:11: Darum will auch ich meinen Mund nicht zurückhalten; ich will reden in der Bedrängnis meines Geistes, in der Verbitterung meiner Seele will ich klagen:
Hiob 7,11: Der Schmerz wühlt in meinem Innern. Ich lasse meinen Worten freien Lauf, ich rede aus bitterem Herzen.
Den Schmerz ausdrücken: Hiob scheut sich nicht, seine tiefe Qual, Bitterkeit und Frustration vor Gott hinauszulassen. Das ist so wichtig! Gefühle zu ignorieren und den inneren Dialog abzubrechen ist ein sicherer Weg in das eigene Aus! Es wird uns den Schlaf rauben. Wir dürfen unseren Schmerz nicht in uns hinein fressen, sondern müssen ihn ausdrücken, sonst wirkt er zerstörerisch. Seien wir also im Schmerz stets in achtsamer Weise in Kontakt mit uns selbst. Suchen wir weiter Menschen, denen wir unser Herz ausschütten können. Am wichtigsten aber: Bringen wir unsere Gefühle stets offen vor Gott. Wenn du leidest, dann gehe ins Gebet!
Hiob 7:12: Bin ich denn das Meer oder ein Ungeheuer, dass du eine Wache gegen mich aufstellst?
Hiob 7:13: Wenn ich denke: Mein Bett wird mich trösten, mein Lager wird meine Klage erleichtern!,
Hiob 7:14: so erschreckst du mich mit Träumen und ängstigst mich durch Gesichte,
Hiob 7:15: sodass meine Seele lieber ersticken möchte und ich lieber tot wäre, als ein Gerippe zu sein.
Hiob 7:16: Ich habe genug! Ich will nicht ewig leben; lass ab von mir; meine Tage sind nur ein Hauch!
Lass mich!: Welche furchtbare Bitte! Ließe Gott von uns ab und würde er uns dann uns selbst überlassen, wären wir verloren. Wir sänken in die Hölle und blieben ewig dort. Wie froh müssen wir sein, dass Gott uns nicht immer gibt, was wir begehren! Wie froh müssen wir sein, dass er uns unserem eigenen Willen nicht überlässt. Nein, nach seinem Willen enthält er uns manches vor, was wir begehren, und nach seinem Willen gibt er uns manches, was wir nie begehrt haben. Und dieser Wille ist für uns das ewige Leben. Benedikt Peters
Hiob 7:17: Was ist der Mensch, dass du ihn so hochhältst und dass du auf ihn achtest?
Hiob 7:18: Du suchst ihn Morgen für Morgen heim; alle Augenblicke prüfst du ihn.
Hiob 7:19: Warum schaust du immer noch nicht von mir weg und lässt mir nicht einmal so viel Ruhe, dass ich meinen Speichel herunterschlucken kann?
Hiob 7:20: Habe ich gesündigt? Was tue ich dir an, du Menschenhüter? Warum hast du mich zu deiner Zielscheibe gemacht, sodass ich mir selbst zur Last bin?
Hiob 7:21: Warum vergibst du meine Übertretung nicht und erlässt mir nicht meine Schuld? Denn jetzt muss ich mich in den Staub legen, und wenn du nach mir suchst, so bin ich nicht mehr!
Hiob Kap. 8
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 8
Hiob 8,1-22: Erste Rede des Bildad
Hiob 8:1: Da antwortete Bildad, der Schuchiter, und sprach:
Zu Bildad: Bildad wiederholt mit anderen Worten, was Eliphas bereits gesagt hat. Seine Rede ist sogar fast gleich aufgebaut wie die seines Vorgängers. Er ist dabei aber nicht so wortreich wie Eliphas, sondern sagt direkter und ungeschminkter, was er von Hiob und von seinem Unglück hält.
Hiob 8:2: Wie lange willst du solche Reden führen, wie lange sollen die Worte deines Mundes wie heftiger Wind sein?
Hiob 8:3: Beugt denn Gott das Recht, oder verkehrt der Allmächtige die Gerechtigkeit?
Hiob 8:4: Wenn deine Kinder gegen ihn gesündigt haben, so hat er sie dahingegeben in die Gewalt ihrer Missetat.
Giftiger Stachel: Welch giftgetränkter Stachel für einen Mann, der erst kürzlich alle seine Kinder verloren hat, der stets aus Sorge, seine Kinder könnten gesündigt haben, für sie geopfert hatte. Bildad wieder holt damit Eliphas herzlosen Ausspruch von Kapitel 5,25. Wir begreifen, dass Hiob seine Freunde nicht anders als leidige Tröster nennen kann.
Bildad war dreist genug, ihm den Tod von Hiobs Söhnen ins Gesicht zu werfen. Es gibt nicht nur stählerne Gleichgültigkeit gegenüber Hiobs Notlage, sondern auch eine arrogante Gewissheit, dass Hiobs Kinder genau das bekommen haben, was sie verdient haben, und dass Hiob auf dem besten Weg war, dasselbe Schicksal zu erleiden.
Hiob 8,5: Du aber solltest unermüdlich nach Gott suchen und zum Allmächtigen um Gnade flehen.
Gott suchen: Nicht hier und da suchen wir Gott, sondern unermüdlich. Häufig nimmt uns der Alltag gefangen. Hetzen, hetzen! Schaffen, schaffen! Dabei sehen wir nur auf den gegenwärtigen Augenblick. Du aber solltest die Dinge unter dem Gesichtswinkel der Ewigkeit sehen, das Ziel und die Vergangenheit gegenwärtig haben. Intensives Leben in deinem Innern: Gott suchen im Gebet und im Lesen der heiligen Schrift. Sei darauf bedacht, dein Herz von der Liebe zum Sichtbaren zu lösen und dich zum Unsichtbaren zu erheben. Auch wenn viele Dinge dieser Welt schön und angenehm sind, sollten wir sie nicht so sehr lieben, dass sie uns von Gott wegziehen.
Wenn du Gott eifrig suchst: Das hatte Eliphas schon empfohlen (5,8), und Zophar wird es auch noch tun (11,13). Gott zu suchen, ist eine gute Sache. Wer will das leugnen? Wer will dann Bildad widersprechen? Das Tückische an dieser Empfehlung ist die Voraussetzung, unter der sie gemacht wird: Hiob habe gesündigt, er solle Gottes Angesicht suchen und seine Sünde endlich bekennen. Bildad wiederholt in diesen Versen Eliphas’ Thesen, nämlich: Wenn einer ungerecht ist, dann Hiob, niemals Gott. Hiobs Kinder wurden hinweggerafft, weil sie gesündigt hatten. Wenn Hiob die Sünde aus seinem Leben entfernte, würde Gott ihn wieder segnen.
Hiob 8:6: Wenn du lauter und aufrichtig bist, so wird er sich um deinetwillen aufmachen und dein gerechtes Heim wiederherstellen.
Hiob 8:7: Da wird dein früheres Glück im Vergleich zu deinem späteren klein sein!
Hiob 8:8: Denn frage doch das frühere Geschlecht und beherzige das, was ihre Väter erforscht haben!
Hiob 8:9: Denn von gestern sind wir und wissen nichts; ein Schatten nur sind unsere Tage auf Erden.
Hiob 8:10: Sind sie es nicht, die dich belehren, es dir sagen und Sprüche hervorholen aus ihrem Herzen?
Hiob 8:11: Schießt der Papyrus ohne Sumpf empor, oder gedeiht das Riedgras ohne Wasser?
Hiob 8:12: Noch steht es in vollem Trieb, ist nicht zum Schneiden reif — da verdorrt es schon vor allem anderen Gras.
Hiob 8:13: Das ist der Weg all derer, die Gott vergessen; ja, die Hoffnung des Ruchlosen geht zugrunde!
Bild von Papyrus und Gras: Papierschilf kann nur wachsen, wo ein Sumpf ist, und Riedgras schießt nur auf, wo Wasser ist. So kann auch der Mensch nur Gedeihen haben, wenn er in Gott verwurzelt ist. Aber alle, »die Gott vergessen«, werden verdorren wie Gras, das man ausrauft. So muss »des Ruchlosen Hoffnung schwinden«. Wir fragen: Ist Hiobs Hoffnung zugrunde gegangen? Bildad hält das für erwiesen. Folglich ist Hiob einer dieser Ruchlosen, die keine Verbindung mit Gott haben und darum vergehen.
Hiob 8:14: Seine Zuversicht wird abgeschnitten, und sein Vertrauen ist ein Spinngewebe.
Hiob 8:15: Er stützt sich auf sein Haus, aber es hält nicht stand; er hält sich daran fest, aber es bleibt nicht stehen.
Hiob 8:16: Er steht voll Saft im Sonnenschein, und seine Ranken überziehen seinen Garten;
Hiob 8:17: über Steinhaufen schlingen sich seine Wurzeln, auf ein Haus von Steinen schaut er hin.
Hiob 8:18: Doch wenn man ihn von seiner Stätte wegreißt, so verleugnet sie ihn: »Ich habe dich nie gesehen!
Hiob 8:19: Siehe, das ist die Freude seines Weges, und aus dem Staub werden andere wachsen.
Hiob 8:20: Siehe, Gott verwirft den Unschuldigen nicht, und er reicht auch keinem Übeltäter die Hand;
Hiob 8:21: während er deinen Mund mit Lachen füllen wird und deine Lippen mit Freudengeschrei,
Hiob 8:22: werden deine Hasser mit Schande bekleidet werden, und das Zelt der Gottlosen wird nicht mehr sein!
Hiob Kap. 9
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 9
Hiob 9:1: Da antwortete Hiob und sprach:
Hiob 9:2: Wahrhaftig, ich weiß, dass es sich so verhält; und wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott?
Hiob 9,10: Gott ist´s der Wunder tut, unzählbar viele, so groß, dass wir sie nicht verstehen können.
Gott tut Wunder: Jesus ist ein Gott, der Wunder tut, ich muss nur meine Augen dafür öffnen. Seit Jesus mit mir durchs Leben geht ist jeder Tag spannend und ich bin immer wieder neugierig und freue mich zu erleben und zu sehen, was er mit mir vorhat. Ich versuche mich auf das Gute zu fokussieren, meinen Blick darauf zu richten was Gott mir jeden Tag schenkt. Es gelingt mir nicht immer, aber ich möchte in allen meinen Umständen Gottes Wirken erkennen, auch in Situationen die mir nicht so gut gefallen. Ich will ihm voll und ganz vertrauen. Ich weiss, sein Plan ist immer gut und alle Dinge sollen mir zum Besten dienen. Ulrike Puintner
Jedes mal, wenn wir einander Gutes tun, geschieht ein Wunder. Jedes mal,, wenn die Sonne aufgeht geschieht ein Wunder. Jedes mal, wenn ich Schutz und Bewahrung erlebe, geschieht ein Wunder. Jedes Mal, wenn ich die Natur beobachte, sehe ich ein Wunder. Jedes mal, wenn Gott meine Seele heilt, mir Frieden schenkt, geschieht ein Wunder. Jedes mal, wenn Gott mich von Ängsten und Sorgen befreit, geschieht ein Wunder. Ich bin überzeugt, dass wir jeden Tag Wunder mit Gott erleben. So manches ist uns vielleicht gar nicht bewusst oder selbstverständlich geworden. Ulrike Puintner
Hiob Kap. 10
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 10
Hiob 10,8: Deine Hände haben mich gebildet und geformt.
Gott ist unser Schöpfer. Das ist einer der Kernpunkte des christlichen Glaubens. Gott hat uns das Leben geschenkt. Glauben bedeutet, im Heiligen Geist eine sehr persönliche Bindung zu unserem Schöpfer und Erlöser aufzubauen und dafür zu sorgen, daß diese Bindung die Grundlage des ganzen Lebens ist. Gott ist unser Leben. Lassen wir Gott, so lassen wir unser Leben. Geben wir uns ihm hin, so bewahrt er uns in seiner Fürsorge.
Hiob 10,12: Du hast mir das Leben geschenkt und mir deine Güte erwiesen. Deine Fürsorge hat mich stets bewahrt.
Hiob Kap. 11
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 11
Hiob 11,7: Kannst du die Geheimnisse Gottes erforschen und die Vollkommenheit des Allmächtigen erfassen?
Die Unbegreiflichkeit Gottes: Glauben bedeute, die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang aushalten (Karl Rahner). Gott ist und bleibt für zuletzt unbegreifbar. Gott ist eine Wirklichkeit, die wir nie ausloten können. Aber eines ist entscheidend: In Jesus hat er uns sein Wesen offenbart. Wer Jesus sieht, der sieht den himmlischen Vater. Einer der Wesenszüge Gottes, die uns Jesus offenbarte ist: Gott sucht dich voller Liebe. Keinen gibt er auf. Das tröstet in Krankheit, Ausweglosigkeit und Todesnähe. So ist Glaube immer ein gegenseitiges Suchen: wir suchen Gott und Gott sucht uns.
Hiob 11,13: Streck deine Hände empor und bete zu Gott.
Hiob Kap. 12
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 12
Hiob 12,10: Alle Lebewesen hält er in der Hand, den Menschen gibt er ihren Atem.
Gott hält uns in der Hand, wie eine Mutter ihr Kind: geborgen, behütet und beschützt. Durch diese bewahrende und stärkende Nähe Gottes können wir zuversichtlich ins Leben gehen. Bei aller Angst und Sorge, die uns immer wieder überfällt, schauen wir dennoch hoffnungsvoll weiter, weil wir um Gottes Obhut wissen. Gehalten von Gott, das ist eine Realität, die trägt.
Wenn du dich Gott wirklich hingibst, wird es nichts mehr geben, was deinen Optimismus erschüttern könnte. Josemaría Escrivá
Hiob Kap. 13
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 13
Hiob Kap. 14
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 14
Hiob 14,1: Der Mensch, von der Frau geboren, lebt nur kurze Zeit und ist voll Unruhe.
Das Übel der Unruhe: Die Unruhe ist das größte Übel, das eine Seele außer der Sünde treffen kann. Denn es gibt keinen Fehler, der mehr als die Unruhe den Fortschritt in der Tugend und die Überwindung des Lasters hemmt. Wie die Aufstände einen Staat völlig zerstören und verhindern, dass man den Feind bekämpfen kann, so verliert unser Herz, wenn es in sich verwirrt ist, die Kraft, die Tugend zu erwerben und die Mittel anzuwenden, die sie gegen die Feinde einsetzen müsste, die im getrübten Wasser fischen können, wie man sagt. Die Unruhe entspringt dem hitzigen und ungeordneten Wunsch, von dem Übel befreit zu werden, das man im Geist oder im Körper fühlt. Und so sehr diese Unruhe nach Befreiung strebt, führt sie im Gegenteil dazu, diese zu verzögern. Was führt denn dazu, dass die Vögel und andere Tiere im Netz gefangen bleiben, als daß sie, sobald sie hineingeraten sind, kämpfen und sinnlos um sich schlagen, um schnell daraus freizukommen, und sich dadurch um so mehr verfangen und behindern. Franz von Sales
Hiob 14,2: Wie eine Blume sprießt er auf und verwelkt; gleich einem Schatten flieht er und hat keinen Bestand.
Die Vergänglichkeit unseres Lebens: Eines Tages kommt das Ende unseres irdischen Lebens. Aber Jesus Christus und die Glaubensverbindung zu ihm bleiben. Dazu wurden wir Menschen von Gott geschaffen, dass wir das ewige Leben durch die Auferweckung Jesu vom Tod erhalten. Wer oder was bleibt also übrig von unserem Leben? Jesus Christus ist unser entscheidender Trost im Sterben und im Leben. Damit haben wie schon heute Anteil für eine bleibende Zukunft des Lebens in Christus. Auf die Frage in Hiob 14,10 “Kommt ein Mensch um – wo ist er?” können wir im Glauben sagen: beim Herrn
Hiob 14,5: Die Jahre eines jeden Menschen sind gezählt. Die Dauer seines Lebens hast du festgelegt.
Hiob Kap. 15
Auslegung und Kommentar zum Buch Hiob Kap. 15
Hiob 15,11: Gott will dich trösten!
Gott tröstet: Gott will dich trösten wie eine Mutter. Wir dürfen mit unserem Kummer genauso vertrauensvoll zu unserem Gott laufen wie das Kind zu seiner Mutter springt. Und wir werden von Gott wie ein Kind liebevoll in den Arm genommen und getröstet. Wie oft habe ich das schon erfahren! Gott schenke dir in dunklen Zeiten immer wieder neue Hoffnung, einen Lichtstreifen am Horizont, ein überwältigendes Gefühl der göttlichen Liebe und Geborgenheit, einfach Gottes segnende Nähe und das an jedem Tag. Immer ist er ein Kommender. Vergessen wir nicht, dass Gott dabei oft auch durch andere Menschen zu uns kommt und in vielerlei anderer Art und Weise.
Hiob 15,11: Durch uns redet er dich freundlich an.
Hiob 15,12: Du lässt dich vom Ärger mitreißen.
Minimiere deinen Ärger: Ganz wirst du es nie schaffen. Minimiere es daher zumindest, dich über dich oder andere zu ärgern. Mache dir folgenden Grundsatz zu eigen: keine Energie in die Verärgerung, sondern in die Veränderung! Dazu ein Wort von Franz von Sales: Alles, was uns da in den Weg kommt, kann uns Anstoß sein, das Gleichgewicht zu verlieren und hinzufallen: bald ist es ein Ärger, bald ein Gerede, bald schlechte Laune, in der uns kein Mensch etwas recht machen kann. Dann wieder ekelt uns der Beruf an, weil wir in einem Anfall von Schwermut glauben, daß wir doch nichts leisten. Kurz, alles Mögliche kommt da in unserer seelischen Kleinwelt vor.
Wenn Ärger in dir aufkeimt, lenke dagegen. Versuche im Frieden Jesus zu bleiben und überlege, was du nun konkret tun kannst unter Anrufung der Hilfe des heiligen Geistes.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch Hiob (Hi) Kapitel 1 bis 18.