Hosea 11. Kap.: Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch Hosea 11. Kap.

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Hosea 11,1-11: Israel ist untreu, Gottes Liebe bleibt

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Hosea 11,1-11

Hosea 11,1: Als Israel jung war, liebte ich ihn, und aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.

Als Israel jung war, liebte ich ihn

Israel aus, vergleichbar mit der Liebe eines Vaters zu seinem Kind. Er erinnert sich an die Zeiten, als Israel jung und unschuldig war, und an die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. Diese Verse zeigen Gottes unerschütterliche Hingabe und Treue zu seinem Volk, trotz ihrer Fehler und Abkehr. Es ist eine Erinnerung an Gottes unendliche Liebe und Fürsorge für uns, seine geliebten Kinder.

Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen

Diese Worte sind auch eine Vorahnung auf Jesus, den Sohn Gottes, der aus Ägypten zurückkehrte, nachdem seine Eltern vor Herodes geflohen waren. Die Verbindung zwischen dem alten Israel und Jesus betont Gottes anhaltende Liebe und Fürsorge für sein Volk, die durch die Jahrhunderte hindurch besteht und sich in der Erlösung durch Christus erfüllt.

Aus Ägypten gerufen

Gott erinnerte sich Seiner zärtlichen Liebe zu Israel, als Er sie mehr als 500 Jahre vor der Zeit Hoseas aus Ägypten herausführte. Dies ist eine „unerwartete“ Prophezeiung, die sich im Leben Jesu erfüllt hat. Matthäus 2,15 zeigt, wie sich die Worte aus Ägypten, die ich Meinen Sohn nannte , erfüllten, als das Jesuskind aus Ägypten zurückkehrte, nachdem es dort am Vorabend von Herodes‘ Massaker an den Unschuldigen geflohen war.

Hosea 11:2: ‭Aber sobald man sie rief, wandten sie sich vom Angesicht der Rufenden ab. Den Baalen opferten sie, und den Götzenbildern räucherten sie.

Hosea 11,3: Und ich war es doch, der Ephraim gehen lehrte, der sie auf seine Arme nahm. Aber sie haben nicht erkannt, dass ich sie heilte.

Sie haben nicht erkannt, dass ich sie heilte

Trotz seiner Liebe und seiner Bemühungen, sie zu heilen und zu schützen, haben sie ihn nicht wahrhaftig erkannt. Es ist eine zutiefst traurige Erkenntnis, dass seine Liebe von ihnen nicht erkannt wurde, obwohl sie so offensichtlich war. Gott sehnt sich danach, dass sie ihn erkennen und seine Liebe annehmen, aber gleichzeitig respektiert er ihre Freiheit, sich von ihm abzuwenden.

Das Nicht-Erkennen der Heilung

Gott tut so viel für sein Volk, dass sie sich dessen nicht bewusst sind. Oft schreiben wir einen Segen direkt aus der Hand Gottes einer anderen Quelle zu.

Das Bild zeigt einen Elternteil, der einem Kind das Gehen beibringt, indem es die Arme des Kindes hält und das Kind bei seinen unbeholfenen Schritten unterstützt.

Hosea 11,4: Mit menschlichen Banden zog ich sie, mit Seilen der Liebe; ich hob ihnen gleichsam das Joch auf vom Kinn und neigte mich zu ihnen, um ihnen Nahrung zu geben.

Hosea 11,4: Mit Freundlichkeit und Liebe wollte ich sie ihren Weg führen. Ich habe ihnen ihre Last leicht gemacht – wie ein Bauer, der seinem Ochsen das Joch hochhebt, damit er besser fressen kann, ja, der sich bückt, um ihn selbst zu füttern.

Seilen der Liebe

In Hosea 11,4 spricht Gott metaphorisch darüber, wie er sein Volk liebevoll führt. Er beschreibt seine Fürsorge und Geduld, ähnlich wie ein Vater, der sein Kind leitet und unterstützt. Die „Seile der Liebe“ symbolisieren die starken, aber sanften Wege, auf denen Gott sein Volk leitet und sie zu sich zieht. Diese Seile stehen für seine unerschütterliche Liebe und Barmherzigkeit, die uns sicher und liebevoll durchs Leben führen. Es ist eine Erinnerung daran, dass Gottes Liebe nicht nur stark ist, sondern auch einfühlsam und voller Vergebung.

Gottes Freundlichkeit

Selbst wenn Gott sein Volk zieht, geschieht es mit sanften Schnüren der Liebe , nicht mit harter Manipulation oder Zwang. Gott will uns gewinnen, aber nicht mit roher Gewalt.

Ich bückte mich und fütterte sie

Gott erniedrigte sich, um seinem bedürftigen Volk zu dienen. Man könnte fast meinen, es sei unter der Würde und Ehre Gottes, sich so für sein Volk zu beugen, aber er denkt das nie. Dies ist das Herz, das sich in der Dienernatur Jesu widerspiegelt.

Diese Worte gehen zu Herzen

Gott bückt sich sogar, um uns Nahrung zu geben. Zutiefst hat er sich in Jesus zu uns gebückt. Er ist unsere wahre Nahrung. Im Gegensatz zur nur vorübergehenden Erfüllung sinnlicher Bedürfnisse und Wünsche besteht das wahre Glück im Besitz des ewigen und darum eben höchsten Gutes: Jesus Christus. Glücklich zu sein bedeutet für den Geist, in Christus Gott zu haben und ihn zu genießen.

Gott führt in Freundlichkeit uns auf unserem Weg.

In der Nachfolge Christi folgen wir ihm in dieser Tugend nach. Oft ist das nicht leicht. Gerade dann, wenn wir schlecht behandelt werden, merken wir ganz schnell, dass wir von uns aus niemals zu dieser Person aus tiefstem Herzen freundlich sein können. Genau in diesen Momenten tritt die übernatürliche Freundlichkeit auf, die wir nur mit Hilfe des Heiligen Geistes praktizieren können. Mögen wir Gott heute nochmals neu darum bitten, dass wir mit Hilfe des Heiligen Geistes seine Freundlichkeit leben, damit hierdurch andere Menschen um uns herum Veränderung erfahren dürfen, weil sie sehen, dass wir anders sind.

Hosea 11:5: ‭Er soll nicht nach dem Land Ägypten zurückkehren, sondern der Assyrer soll ihr König werden, weil sie nicht umkehren wollen!

Hosea 11:6: ‭Und das Schwert soll in ihren Städten umgehen und ihre Riegel vernichten und sie wegen ihrer Ratschläge verzehren.

Hosea 11:7: ‭Mein Volk hält am Abfall von mir fest; ruft man es nach oben, so erhebt sich gar niemand!

Hosea 11,8: Wie könnte ich dich dahingeben, Ephraim, wie könnte ich dich preisgeben, Israel? Wie könnte ich dich behandeln wie Adama, dich machen wie Zeboim? Mein Herz sträubt sich dagegen, mein ganzes Mitleid ist erregt!

Hosea 11,8: Ich habe Mitleid mit dir!

Mein ganzes Mitleid ist erregt

In Hosea 11,8 spricht Gott über sein zutiefst bewegendes Mitgefühl für sein Volk. Er fühlt eine tiefe Verbundenheit und Liebe zu ihnen, trotz ihrer Ungehorsamkeit und Abkehr von ihm. Diese Worte zeigen, dass Gottes Liebe und Barmherzigkeit unermesslich sind, selbst wenn wir seine Gebote missachten. Sie offenbaren seine väterliche Fürsorge und sein Verlangen danach, uns zu schützen und zu leiten, auch wenn wir uns von ihm entfernen. Es ist ein Ausdruck der unendlichen Gnade Gottes, die uns immer wieder Raum zur Umkehr und zur Rückkehr zu ihm bietet.

Doch Gott sagt

Wir sind in Sünde und schuldig vor Gott. Doch Er sagt: Wie kann ich dich aufgeben? Die Gerechtigkeit verlangt, dass Er dies tut, doch in Seinem Herzen muss Er einen Weg der Erlösung finden. Darin sendet Gott Jesus Christus, und am Kreuz wurde Jesus an unserer Stelle „aufgegeben“.

Zum Mitleid

Wenn wir andere Menschen bedauern, schwächen wir sie, tun ihnen nicht gut. „Dauern“ heißt eigentlich: Leid tun. „Bedauern“ ist so verstanden: ein beständiges Leid antun. Den, den ich bedauere, verletze ich immer wieder, anstatt ihn aufzurichten und zu stärken. Dagegen: Annehmen des anderen, der leidet, bedeutet, dass ich mir sein Leid selbst zueigne, dass es auch mein Leiden wird.

Eben dadurch aber, dass es nun geteiltes Leid geworden ist, dass ein anderer in ihm da ist, dringt das Licht der Liebe in dieses Leiden ein. Das lateinische Wort con-solatio, Tröstung, drückt dies sehr schön aus, indem es die Vorstellung eines Mitseins in der Einsamkeit weckt, die dann keine Einsamkeit mehr ist. Das ist Solidarität, die bereit ist, wirklich zu helfen, den Rücken zu stärken.

Hosea 11,9: Ich will nicht handeln nach der Glut meines Zorns, will Ephraim nicht wiederum verderben; denn ich bin Gott und nicht ein Mensch, als der Heilige bin ich in deiner Mitte und will nicht in grimmigem Zorn kommen.

Als der Heilige bin ich in deiner Mitte

In meiner Liebe zu euch, meinem geliebten Volk, bin ich immer bei euch, um euch zu führen und zu schützen. Ich sehe eure Fehler und eure Abweichungen, aber meine Liebe zu euch bleibt unerschütterlich. Ich bin nicht hier, um zu verurteilen, sondern um zu erlösen und zu heilen. Meine Güte kennt keine Grenzen, und meine Treue zu euch ist unveränderlich. In euren dunkelsten Momenten bin ich da, um euch zu erleuchten und euch Hoffnung zu geben. Vertraut mir, denn als euer Gott bin ich immer in eurer Mitte, bereit, euch zu umarmen und euch zu trösten.

Worte von Benedikt XVI

Vor allem Hosea zeigt uns die weit über den Aspekt der Unverdientheit hinausreichende Agape-Dimension der Liebe Gottes zum Menschen. Israel hat die ,,Ehe’’ gebrochen — den Bund; Gott müßte es eigentlich richten, verwerfen. Aber gerade nun zeigt sich, daß Gott Gott ist und nicht ein Mensch Die leidenschaftliche Liebe Gottes zu seinem Volk — zum Menschen — ist zugleich vergebende Liebe. Sie ist so groß, daß sie Gott gegen sich selbst wendet, seine Liebe gegen seine Gerechtigkeit. Der Christ sieht darin schon verborgen sich anzeigend das Geheimnis des Kreuzes: Gott liebt den Menschen so, daß er selbst Mensch wird, ihm nachgeht bis in den Tod hinein und auf diese Weise Gerechtigkeit und Liebe versöhnt.

Hosea 11:10: ‭Sie werden dem Herrn nachfolgen, der brüllen wird wie ein Löwe; wenn er brüllt, so werden die Söhne zitternd vom Meer herbeieilen;

Sie werden dem Herrn nachfolgen

In Hosea 11,10 spricht Gott über sein Volk, das trotz aller Fehler und Abweichungen letztendlich zu ihm zurückkehren wird. Die Auslegung dieses Verses könnte persönlich sein, indem man betont, dass trotz unserer Menschlichkeit und Unvollkommenheit Gott uns immer wieder ruft und uns liebt. Wir werden dem Herrn nachfolgen, nicht aus Zwang, sondern aus Liebe und Dankbarkeit für seine unendliche Gnade und Treue. Es ist eine Ermutigung, sich bewusst zu machen, dass Gottes Liebe und Vergebung größer sind als unsere Fehler und dass wir in seinem Licht einen Weg der Hoffnung und des Friedens finden können.

Hosea 11:11: ‭wie Vögel werden sie aus Ägypten zitternd herbeieilen und wie Tauben aus dem Land Assyrien; und ich werde sie in ihren eigenen Häusern wohnen lassen, spricht der Herr.

Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zum Buch Hosea


Das war eine Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch Hosea 11. Kapitel


Hosea 11