Tägliche Andacht mit Wochenthema und Bibelkommentar

Markus Evangelium Mk Kapitel 7: Auslegung und Kommentar

Auslegung und Kommentar zum Markus Evangelium Mk Kapitel 7

Zum Markus-Evangelium Kapitel 7: Im Kapitel 7 des Markus-Evangeliums kritisiert Jesus die Pharisäer und Schriftgelehrten, die sich mehr um die Einhaltung von äußeren Reinheitsgebote kümmern als um die Reinheit des Herzens. Er betont, dass es nicht das, was von außen in den Menschen hineinkommt, unrein macht, sondern das, was aus dem Inneren des Menschen kommt. Diese Aussage zeigt, dass die reine Gesinnung und das gute Verhalten wichtiger sind als die Befolgung von starren Regeln. Zudem fordert Jesus die Jünger auf, auf ihre Worte und Handlungen zu achten, da sie das Potenzial haben, andere zu verletzen und damit unrein zu machen. Das Kapitel 7 ist somit ein Aufruf zur inneren Reinheit und zum verantwortungsvollen Umgang mit Worten und Handlungen

Mk 7,1-23: Über innere Reinheit

Auslegung und Kommentar zu Mk 7,1-23

Parallelstellen: Mt 15,1-20

Mk 7,1: Und es versammelten sich bei ihm die Pharisäer und etliche Schriftgelehrte, die von Jerusalem gekommen waren.

Mk 7,2: Als sie einige seiner Jünger mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen Brot essen sahen, tadelten sie es.

Zerrmonielle Waschungen: Die religiösen Führer meinten aufwändige zeremonielle Waschungen, nicht Waschen um der Sauberkeit willen. Die praktizierenden Juden jener Zeit befolgten streng ein strenges und umfassendes Ritual zum Waschen vor dem Essen.

Mk 7,3: Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, wenn sie sich nicht zuvor gründlich die Hände gewaschen haben, weil sie die Überlieferung der Alten halten.

Worte der goldenen Perle: Denn sie faßten die geistigen Worte der Propheten fleischlich auf, indem sie die Worte (Jes. 1): Wascht euch, seid rein; (Jes. 52): Reinigt euch, die ihr die Gefäße des Herrn tragt, die ihr die Gefäße des Herrn tragt allein auf die Waschung des Leibes bezogen. Hingegen ist es notwendig, daß Jene, welche an dem vom Himmel herabsteigenden Brot teilnehmen wollen, häufig durch Almosen, Tränen und andere Früchte der Gerechtigkeit ihre Werke reinigen. Auch ist es notwendig, daß man die Befleckung, in die man wegen der zeitlichen Geschäfte fiel, durch häufige nachfolgende gute Gedanken und Handlungen abwasche.

Mk 7,4: Und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich gewaschen zu haben. Und noch vieles andere haben sie zu halten angenommen, nämlich Waschungen von Bechern und Krügen und ehernem Geschirr und Polstern.

Mk 7,5: Deshalb also fragten die Pharisäer und Schriftgelehrten Jesus: Weshalb beachten deine Jünger unsere überlieferten Speisevorschriften nicht und essen mit ungewaschenen Händen?

Krankhafte Religiösität: Der Evangelist Markus warnt mich vor einer krankhaften Religiosität. Er beschreibt die Anhänglichkeit der damaligen Juden an Einzelheiten religiöser Vorschriften. Das führte zu Formalismus und drängt tiefes geistiges Leben auf den zweiten Platz. In dem beschriebenen Treffen wird das offenbar. Die Schriftgelehrten können keine tieferen Beziehungen mit Jesus aufnehmen. Sie besitzen keine Freude und keinen Frieden. Sie sind beschäftigt mit der Ausführung der Vorschriften und dem strengen Verurteilen anderer Menschen. Die Haltung der Pharisäer zeigt, dass strenge und oberflächliche Religiosität eben dazu führt, andere genauso zu behandeln. Was kann ich über meine Religiosität sagen? Hilft sie mir, eine tiefe Beziehung mit Jesus aufzunehmen? P. Wons

Mk 7,6: Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Trefflich hat Jesaja von euch Heuchlern geweissagt, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist fern von mir.

Das Gebet ist ein Herz-zu-Herz mit Gott. Das gut verrichtete Gebet berührt das Herz Gottes und bewegt ihn, uns zu erhören. Wenn wir beten, soll sich unser ganzes Sein Gott zuwenden: unsere Gedanken, unser Herz. Der Herr lässt sich rühren und kommt uns zu Hilfe. Bete und hoffe. Gerate nicht in Erregung; Aufgeregtheit dient zu nichts. Gott ist barmherzig und er hört dein Gebet. Das Gebet ist unsere stärkste Waffe: es ist der Schlüssel, der das Herz Gottes aufschließt. Du musst dich an Jesus wenden, weniger mit den Lippen als mit dem Herzen. Pater Pio

Würde Gott etwas Ähnliches zu uns sagen? Sie besuchen die Kirche, aber ihr Herz ist weit von Mir entfernt. Sie lesen ihre Bibel, aber ihr Herz ist weit von Mir entfernt. Sie beten beredt, aber ihr Herz ist fern von Mir. Sie spenden Geld, aber ihr Herz ist weit von Mir entfernt. Sie dienen, aber ihr Herz ist weit von Mir entfernt. Sie lieben es zu singen, aber ihr Herz ist weit von Mir entfernt. Sie sprechen mit anderen über Jesus, aber ihr Herz ist weit von Mir entfernt.

Mit den Lippen oder mit dem Herzen. Wir sind dazu geschaffen, um Gott zu ehren und in Beziehung mit ihm zu leben. Jesus erinnert uns heute daran, dass es nicht genügt, Gebete zu sprechen oder theologische Diskussionen zu führen. Das Herz bestimmt, was wir sind, mit unseren Gedanken, Worten, Gefühlen und Taten. Gott in unserem Herzen zu verehren, bedeutet, unser ganzes Leben mit ihm zu gestalten. Was sagt das mir? Eva Gloserová

Mk 7,7: Vergeblich aber verehren sie mich, weil sie Lehren vortragen, die Menschengebote sind.

Mk 7,8: Denn ihr verlasst das Gebot Gottes und haltet die Überlieferung der Menschen ein, Waschungen von Krügen und Bechern; und viele andere ähnliche Dinge tut ihr.

Mk 7,9: Und er sprach zu ihnen: Trefflich verwerft ihr das Gebot Gottes, um eure Überlieferung festzuhalten.

Mk 7,10: Denn Mose hat gesagt: »Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!«, und: »Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben!

Mk 7,11: ‭Ihr aber lehrt so: Wenn jemand zum Vater oder zur Mutter spricht: »Korban«, das heißt zur Weihegabe ist bestimmt, was dir von mir zugutekommen sollte!,

Mk 7,12: ‭dann gestattet ihr ihm auch fortan nicht mehr, irgendetwas für seinen Vater oder seine Mutter zu tun;

Mk 7,13: ‭und so hebt ihr mit eurer Überlieferung, die ihr weitergegeben habt, das Wort Gottes auf; und viele ähnliche Dinge tut ihr.

Mk 7,14: Und er rief die ganze Volksmenge zu sich und sprach zu ihnen: Hört mir alle zu und versteht!

Mk 7,15: Nichts, was außerhalb des Menschen ist und in ihn hineinkommt, kann ihn verunreinigen; sondern was aus ihm her­auskommt, das ist es, was den Menschen verunreinigt.

Auf das Herz kommt es an: Wenn der Mensch sich verunreinigt, dann geschieht dies durch das Herz, den Sitz des Willens und der Entscheidungen. Nur unser Wille kann den göttlichen Plan stören und es ist notwendig, wachsam zu sein, damit dies nicht geschieht. Oft drängen sich uns Eitelkeit, Eigenliebe, Mutlosigkeit wegen fehlenden Glaubens und Ungeduld über nicht erreichte Ziele, etc. auf. Wie wichtig ist es daher, auf unser Herz und seine Regungen zu achten! Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist. Wenn unser Herz auf den Herrn Jesus und die Erfüllung Seines Willens ausgerichtet ist, wird auch unser äußerer Wandel ein Zeugnis für Ihn sein.

Rechte Absichten – du wirst sie haben, wenn du immer und in allem allein Gott zu gefallen versuchst. Josefmaria

Wir denken oft, dass das Böse vor allem von außen kommt: vom Verhalten der anderen, von denen, die schlecht über uns denken, von der Gesellschaft. Wie oft geben wir anderen, der Gesellschaft, der Welt, die Schuld an allem, was uns widerfährt! Schuld sind immer „die anderen“: die Menschen, die Regierenden, das Pech. Die Probleme scheinen immer von außen zu kommen. Und wir verbringen viel Zeit damit, anderen die Schuld an unserem Unglück zuzuweisen. Aber seine Zeit damit zu verbringen, andere zu beschuldigen, ist Zeitverschwendung. Papst Franziskus

Mk 7,16: Wenn jemand Ohren hat zu hören, der höre!

Mk 7,17: Und als er von der Menge weg nach Hause gegangen war, fragten ihn seine Jünger über das Gleichnis.

Mk 7,18: Und er sprach zu ihnen: Seid auch ihr so unverständig? Begreift ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht verunreinigen kann?

Mk 7,19: Denn es kommt nicht in sein Herz, sondern in den Bauch und wird auf dem natürlichen Weg, der alle Speisen reinigt, ausgeschieden.

Mk 7,20: Was aus dem Menschen herauskommt, das verunreinigt den Menschen.

Das eigene Innere. Es geht um mein eigenes Inneres. Der ehrliche Blick auf sich selbst ist nicht leicht und kann schmerzvoll sein. Gut-werden und -sein ist ein lebenslanger Prozess, der auch verbunden ist mit Selbstkritik und Selbsterziehung, der aber vor allem Offenheit für Gottes Wege und Initiativen verlangt. Gott will keinen kalten Gesetzesgehorsam, Gott schaut auf das Herz, nicht auf das äußere Tun. Vor Gott kann nur bestehen, was bis ins Innerste echt ist, stimmig und gut. Ellen Charlotte Petermann

Mk 7,21: ‭Denn von innen, aus dem Herzen des Menschen, kommen die bösen Gedanken hervor, Ehebruch, Unzucht, Mord,

Mk 7,22: ‭Diebstahl, Geiz, Bosheit, Betrug, Zügellosigkeit, Neid, Lästerung, Hochmut, Unvernunft.

Liste des Bösen: Dies ist eine 13-teilige Liste, die die Art des Bösen aufdeckt, die im menschlichen Herzen lebt. Sie müssen nicht weit reisen, um die Quelle dieser Sünden zu finden. Sie müssen keine umfassende Suche durchführen. Alles, was Sie tun müssen, ist, auf Ihr eigenes Herz zu schauen. „Die Quelle, aus der diese Verschmutzungsströme entspringen, ist das natürliche Herz des Menschen. Sünde ist kein Schlammspritzer auf dem Äußeren des Menschen, sie ist ein Schmutz, der in ihm selbst entsteht. (Spurgeon)

Mk 7,23: All dieses Böse kommt von innen heraus und verunreinigt den Menschen.

Worte von Josemaria: Wenn wir vom menschlichen Herzen sprechen, meinen wir nicht allein die Gefühle, sondern die ganze Person, die liebt und sich anderen zuwendet. Im Sprachgebrauch der Menschen, den die Heilige Schrift übernimmt, um uns die Dinge Gottes verständlich zu machen, ist das Herz Mitte und Ursprung, Ausdruck und Urgrund der Gedanken, Worte und Handlungen. Man kann es so ausdrücken: Ein Mensch ist wert, was sein Herz wert ist.

Mk 7,24-30: Jesus treibt Dämon aus

Auslegung und Kommentar zu Mk 7,24-30

Parallelstellen: Mt 15,21-28

Mk 7,24: Und er brach auf von dort und begab sich in die Gegend von Tyrus und Zidon und trat in das Haus, wollte aber nicht, dass es jemand erfuhr, und konnte doch nicht verborgen bleiben.

Er konnte nicht verborgen werden: Es ist ein herrlicher Grundsatz – Jesus kann nicht verborgen werden . Wann immer Jesus überhaupt anwesend ist , findet er einen Weg, Leben zu berühren, weil er nicht verborgen werden kann.

Mk 7,25: ‭Denn eine Frau hatte von ihm gehört, deren Tochter einen unreinen Geist hatte, und sie kam und fiel ihm zu Füßen

Mk 7,26: ‭— die Frau war aber eine Griechin, aus Syrophönizien gebürtig—, und sie bat ihn, den Dämon aus ihrer Tochter auszutreiben.

Worte von Hilarius: Diese kanaanäische Heidin bedarf selbst nicht mehr der Heilung, da sie Christus als Herrn und Sohn Davids bekennt, aber sie bittet um Hilfe für ihre Tochter, d. h. für die vielen Heiden, die unter der Herrschaft unreiner Geister gefangen sind. Der Herr schweigt und bewahrt durch sein Schweigen den Vorzug des Heils für Israel. Dann antwortet er, das Geheimnis des Willens des Vaters in sich tragend, dass er zu den verlorenen Schafen Israels gesandt wurde, damit ganz deutlich wird, dass die Tochter der kanaanäischen Frau das Vorausbild der Kirche ist. Es ist ja nicht so, als wenn nicht auch den Heiden das Heil zuteilwerden soll, sondern es geht darum, dass der Herr „zu den Seinen und in sein Eigentum“ (vgl. Joh 1,11) kam und die Erstlingsfrüchte des Glaubens von diesem Volke erwartete, aus dem er hervorgegangen war; die anderen sollten später durch die Predigt der Apostel gerettet werden. Und damit wir verstehen, dass das Schweigen des Herrn mit Rücksicht auf die Zeit und nicht in der Abneigung des Willens begründet ist, fügt er hinzu: Frau, dein Glaube ist groß. Er wollte damit sagen, dass diese Frau, die ihres Heils bereits gewiss war, auch schon – was noch besser ist – zuversichtlich an die Sammlung der Heiden glaubte, an die nahende Stunde, in der diese durch ihren Glauben wie das junge Mädchen von jeder Form der Beherrschung durch unreine Geister befreit werden sollten. Und sogleich folgte die Bestätigung dafür: Denn nachdem das Volk der Heiden in der Tochter der kananäischen Frau sinnbildlich dargestellt worden war, wurden Scharen von Menschen mit verschiedenen Krankheiten vor den Herrn auf den Berg gebracht (Mt 15,30): Es waren Ungläubige, d. h. Kranke, die von Gläubigen unterwiesen wurden, anzubeten und vor ihm niederzufallen; diesen Kranken wurde nun die Gesundheit wiedergeschenkt, um Gott zu erfahren, zu schauen, zu loben und ihm zu folgen.

Mk 7,27: Aber Jesus sprach zu ihr: Lass zuvor die Kinder satt werden! Denn es ist nicht recht, dass man das Brot der Kinder nimmt und es den Hunden hinwirft!

Worte der Goldenen Perle: Der Sinn ist also, es sei nicht recht, daß die Heiden zuerst der Wohltat teilhaftig werden, die den Juden hauptsächlich verheißen wurde. Ferner erhört sie der Herr nicht sogleich, sondern verschiebt seine Gnade, um den standhaften Glauben der Frau zu zeigen, und daß wir lernen sollten, nicht sogleich abzulassen, wenn wir beten, sondern auszuharren, bis wir es erlangen.

Mk 7,28: Sie aber antwortete und sprach zu ihm: Ja, Herr; und doch essen die Hunde unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder!

Wenn die Frau geantwortet hätte: Wen rufst du einen Hund? sie hätte von Jesus nicht bekommen, was ihre Tochter brauchte. Ihre demütige, glaubenserfüllte Unterwerfung unter Jesus brachte den Sieg. Nichts sprach unseren gesegneten Herrn mehr an als Glaube gepaart mit Demut.

Mk 7,29: Und er sprach zu ihr: Um dieses Wortes willen geh hin; der Dämon ist aus deiner Tochter ausgefahren!

Worte von Dorit Wilke-Lopez: Die Frau in dieser Episode zieht sich nicht beleidigt zurück, nachdem sie von Jesus wenig charmant mit den Hunden verglichen wird. Sie nimmt ihre niedrige Position einfach als Tatsache von ihm an, bleibt aber bei ihrem Ziel, dass Jesus ihre Tochter befreien soll. Damit ist sie ein leuchtendes Beispiel für uns alle, unsere Aufgaben in der Kirche nicht mit der Wertschätzung für unsere Person zu verbinden. Manchmal höre ich bittere Bemerkungen von Ehrenamtlern über fehlenden Dank oder fehlende Bezahlung, und manch einer legt deswegen sein Amt nieder. Leider kommt man damit nicht zum Ziel. Nur weil die Frau völlig ziel- und sachorientiert ist, erreicht sie die Heilung ihrer Tochter.

Mk 7,30: Und als sie in ihr Haus kam, fand sie, dass der Dämon ausgefahren war und die Tochter auf dem Bett lag.

Mk 7,31-37: Heilung eines Taubstummen

Auslegung und Kommentar zu Mk 7,31-37

Mk 7,31: Und er verließ das Gebiet von Tyrus und Zidon wieder und begab sich zum See von Galiläa, mitten durch das Gebiet der Zehn Städte.

Mk 7,32: Dort wurde ein Mann zu ihm gebracht, der taub war und kaum reden konnte.

Zu der Geschichte dieser Heilung: Schlicht, einfach und doch tiefgehend beginnt die Heilung damit, dass Menschen den Taubstummen zu Jesus bringen. Ich kann Personen zu Jesus führen, die mir am Herzen liegen. Tun wir es auch nicht immer im gesprochenen Wort und der Tat, so können wir es immer und überall im Gebet vollziehen. Bewundern wir den Glauben, den diese Menschen hatten, dass Jesus ihn heilen wird. Jesus ist alle Macht auf der Erde und dem Himmel gegeben. Das ist unser Glaube. Zuletzt: Immer wieder sind wir auch in der Position des Taubstummen, wo wir auf andere Menschen und ihre Wegweisung angewiesen sind. Lasst uns dann unseren Stolz ablegen und nehmen wir wegweisende Hilfe an.

Der Mann steht als Bild für uns, wenn wir uns in Situationen befinden, wo die zeischenmenschlichen Fronten verhärtet sind, wir unfähig geworden sind, den anderen hörend wahrzunehmen, noch sprachlich einen Zugang zu ihm zu finden. So viele Gründe können zu so einer Situation führen: Enttäuschungen, Trauer, Trennung, Verbitterung durch erlittenes Unrecht, das Gefühl, nicht geliebt zu sein oder nicht ernst genommen zu werden, Sorgen und lähmende Ängste und vieles mehr. Die Meditation über diese Heilung kann in unserer Seele nur dann wirken, wenn wir den Brückenschlag zu unserem Leben finden, wo wir taub und stumm waren bzw. sind. Was macht mich verschlossen gegenüber meinem Nächsten? Was sind die Gründe meiner Verschlossenheit Jesu gegenüber?

Mk 7,32: Sie baten ihn, ihm die Hand aufzulegen.

Sie baten Ihn, Seine Hand auf ihn zu legen: Dies war ein weiteres Beispiel für Fürbitte. Die Freunde dieses bekümmerten Mannes kamen und brachten seine Not zu Jesus.

Berührung ist Nähe. Nähe setzt gegenseitige Offenheit voraus. Nähe entsteht, wenn ich Jesus wie auch den Nächsten innerlich an mich ran kommen lasse. Dazu braucht es Vertrautheit, Achtsamkeit und nicht zuletzt Mut, denn das sich Öffnen für Berührung macht auch verletzbar. Eines ist gewiss: Jesus Berührungen sind heilsam. Seine Nähe schenkt neue Lebenskraft. Unser Glaube an Jesus ist keine abstrakte Idee, sondern ist im tiefsten Kern diese gegenseitige Berührung. Da wir ein Leib sind, sind auch die Berührungen unter uns Menschen wichtig. Wo wirst du berührt? Welcher Mensch berührt dich? Ganz konkret: beim Verabschieden, einer Begrüßung, beim Trösten u.v.m. ? Durch einen herzlichen Händedruck, ein aufmunterndes Schulterklopfen, eine liebevolle Umarmung? Die Hand halten, jemanden in den Arm nehmen, über den Kopf oder den Rücken streicheln. All das tut gut, all das tröstet und ermutigt, es ist helfend, heilend, befreiend.

Mk 7,33: Er nahm ihn beiseite, weg von der Volksmenge.

Jesus nimmt auch mich beiseite und schaut mit Aufmerksamkeit auf mich. Er hat alle Zeit der Welt für mich. Ich erfahre, wie kostbar, wie wichtig ich für Jesus bin. Er nimmt mich weg vom Gerede, dem Urteilen und Verurteilen. Er nimmt mich weg vom Lärm der Welt und führt mich in die Stille. In der Stille erfahren wir, wie laut es in uns ist, wie viel Unruhe es in uns gibt. Jesus will mir die Stellen enthüllen, die am meisten krank sind. Es geht mir auf, wie notwendig ich seine Berührung habe. In der Stille erfahren wir, dass wir selbst jener Taubstumme sind. Im Gebet bin ich mit Jesus alleine, spüre seine heilende Nähe und seine wohltuende Gegenwart.

Mk 7,33: Er legte seine Finger in seine Ohren.

Heilung durch Berührung: Jesus berührt mich, um zu lockern, was fest gefahren ist, um zu lindern, was schmerzt, um zu heilen, was verwundet ist. Wo der Mensch leidet, erfährt er durch die Berührung Heilung. Lasst uns immer unsere Sorgen, unseren Schmerz, unser Ängste, unsere wunden Stellen, unsere Verletzungen Gott hinhalten, damit er sie heilsam berühre durch sein Wort. Wir sind oft so mit uns selbst beschäftigt, dass wir überhören, wenn Gott spricht. Wir müssen lernen, nach innen zu hören, auf die leise Stimme Gottes in unserem Herzen, in seinem Wort, in den Begegnungen mit den Menschen und in den Geschehnissen des Alltags. Gott spricht viel mehr als wir meinen! Und er spricht immer heilend.

Mk 7,33: Er berührte seine Zunge mit Speichel.

Intimität: Hier geschieht etwas ganz Intimes, etwas was man sich nur zwischen Liebenden vorstellen kann. Im liebenden Berühren übertragen sich Kräfte auf den anderen Menschen. Das ist keine Zauberhandlung oder sonst was. Dies ist eine zärtliche Geste, eine intime Nähe, fast wie ein Kuss, äußerste Intimität. Er löst seine Zunge. Er befreit ihn von seinen Fesseln. Wenn wir selbst nicht stumm bleiben wollen, müssen wir die Begegnung mit Jesus suchen, um aus seinen Händen alles zu empfangen. Er wandelt uns, so dass echte Kommunikation möglich wird.

Mk 7,34: Dann blickte er zum Himmel auf, seufzte und sprach zu ihm: Ephata!, das heißt: Tu dich auf!

Blick zum Himmel: Jesus sieht die Not unten und wendet sich für uns zum Himmel oben, d.h. zum Vater und holt Kraft für sein Tun. Er bindet sein Handeln und Wirken an den Willen des Vaters zurück, welch geheimnisvolle Einheit! Jesus möchte auch unseren Blick zum Himmel lenken und uns in diese Einheit ziehen. Dadurch klären sich Dinge, Leben ordnet sich, Wandlung geschieht, Schweres wird leichter, Bitteres verliert seinen herben Geschmack, ins Dunkel kommt Licht. Das Herz wird weit. Und auf einmal können wir vielleicht wieder neu ja sagen zu unserem Leben. Und wir wissen: es ist gut, wie es ist, denn Gott ist da. Er ist immer bei mir. Ich weiß mich gehalten und habe darin Ruhe und Sicherheit.

Christus seufzte, als er die Not sah. Aber wir dürfen eins nicht vergessen, was der Herr getan hat: zum Himmel blicken! es auch, wenn Not seinen Weg kreuzte. Folgen wir ihm darin, dann  werden wir davor bewahrt bleiben, dass aus Seufzen ein Murren wird.

Wenn uns etwas schwer auf dem Herzen liegt, seufzen wir. Dies kann so viel sein. Schwere Beziehungen, Krankheiten und vieles mehr. Jesus seufzt über mich, weil ich ihm am Herzen liege. Jesus kämpft um mich, damit ich mich wirklich für Gott entscheide, damit ich frei werde von Fesseln, von falschen Abhängigkeiten, von verkehrten Anhänglichkeiten und Neigungen, die dem gelebten Evangelium widersprechen. Jesus kämpft um mich, damit ich ausbreche aus meinen inneren Gefangenschaften, dass ich Gott wirklich einlasse in mein Leben. Er kämpft mit meiner Verschlossenheit, mit meinem Stummsein, mit meiner Taubheit, dass ich mich mit allen Sinnen für Gott öffne.

Mk 7,34: Er sagte: Effata. Das heißt: Öffne dich!

Effata: Das Wort Effata muss in der Art und Weise, wie es Jesus gesagt hat, auf die Jünger mächtigen Eindruck gemacht haben. Darum verwenden sie hier bewusst das aramäische Wort, so wie es Jesus gesprochen hat. Dieses heilige Effata ruft Jesus uns auch heute zu. Auch wenn es bei uns Situationen gibt, wo ein schützendes Verschließen notwendig ist, ist unsere Hauptrichtung die Öffnung unseres Herzens. Jesus lädt uns ein, dies immer neu zu versuchen. Das ist die tägliche Umkehr, sich zu öffnen für einander und für Jesus Wort und Beispiel. Wir können uns nichts Besseres wünschen, als dass Jesus auch in unser Leben tritt, uns heilend berührt und uns das befreiende Wort sagt: Effata! Öffne dich!

Worte von Papst Franziskus: Jesus hat uns das Geheimnis eines Wunders offenbart, das auch wir wiederholen können, indem wir zu Protagonisten des „Effata“ werden, jenes Wortes „Öffne dich“, mit dem er dem Taubstummen Wort und Gehör zurückerstattete. Es geht darum, uns den Bedürfnissen unserer leidenden und hilfsbedürftigen Brüder und Schwestern zu öffnen und so Selbstsucht und das Verschließen des Herzens zu vermeiden. Jesus ist gerade deswegen gekommen, um das Herz, das heißt den tiefen Kern der Person, zu „öffnen“, zu befreien und uns zu ermöglichen, die Beziehung zu Gott und zu den anderen in Fülle zu leben. Er ist Mensch geworden, damit der Mensch, innerlich durch die Sünde taub und stumm, die Stimme Gottes zu hören vermag, die Stimme der Liebe, die zu seinem Herzen spricht, und so lernt, seinerseits die Sprache der Liebe zu sprechen und sie in Gesten der Großherzigkeit und Selbsthingabe zu übersetzen.

Mk 7,35: Sogleich wurden seine Ohren aufgetan und das Band seiner Zunge gelöst und er redete richtig.

Mk 7,36: Er gebot ihnen, sie sollten es niemand sagen. Aber je mehr er es ihnen gebot, desto mehr machten sie es bekannt.

Dynamik des Evangeliums: Hier ist schon die Dynamik des Evangeliums zu spüren, die sich dann kraft des heiligen Geistes in der Apostelgeschichte umfassend entwickelt. Im Kern ist es doch ganz einfach: Wir glauben an Jesus. Wir erfahren, dass er uns liebt und trägt. Durch ihn ist unser Leben ein ganz anderes, ein neues Bei-ihm-sein. Dieses Unfassbare und doch so Wirkliche drängt in seiner Freude nach draussen und will geteilt werden. Erzählen wir anderen von Jesus. Keine komplizierten Theologien, sondern schlicht das: du bist geliebt von Gott. Du bist geschaffen, um geliebt zu werden und selbst zu lieben.

Fehlt uns nicht vielleicht der Mut, zu sprechen und Zeugnis zu geben, wie es die Zeugen der Heilung des Taubstummen in der Dekapolis getan haben? Unsere Welt braucht dieses Zeugnis; sie wartet vor allem auf das gemeinsame Zeugnis der Christen. Benedikt XVI

Mk 7,37: Die Menschen waren vor Staunen ganz außer sich. Wie gut ist alles, was er getan hat!, sagten sie. Er gibt sogar den Tauben das Gehör und den Stummen die Sprache wieder.

Er hat alles gut gemacht: Jesus macht die Dinge gut . Es gibt keine schlampige, schlampige Arbeit mit Ihm. Das gilt für die Schöpfung , aber noch mehr gilt es für sein Erlösungswerk .

Im Handeln Jesus haben sich die Verheißungen aus dem alten Testament erfüllt. An mehreren Stellen wird dort verheißen, dass der Erlöser die Augen der Blinden auftut, die Ohren der Tauben öffnet, Lahme springen lässt und die Zunge des Stummen lobsingen lässt (z.B. Jes 29,18- 19; 35,5- 6; 61,1)

Worte von Benedikt XVI: Durch seine Art zu handeln, die die Liebe Gottes, des Vaters, offenbart, heilt Jesus nicht nur die physische Taubheit, sondern er weist darauf hin, daß es eine andere Form der Taubheit gibt, von der die Menschheit geheilt, ja von der sie gerettet werden muß: die Taubheit des Geistes, die immer höhere Barrieren errichtet gegen die Stimme Gottes und des Nächsten, besonders gegen den Hilfeschrei der Geringsten und der Leidenden, und die den Menschen in einem tiefen und verderblichen Egoismus verschließt.

Worte von Papst Franziskus: Der Mann konnte nicht sprechen, weil er nicht hören konnte. Um die Ursache seines Leidens zu heilen, legt Jesus ihm erst die Finger in die Ohren, dann in den Mund, aber zuerst in die Ohren. Wir alle haben Ohren, aber oft sind wir nicht in der Lage zuzuhören. Es gibt in der Tat eine innere Taubheit, und wir können Jesus heute bitten, sie zu berühren und zu heilen. Diese innere Taubheit ist schlimmer als die körperliche, denn es ist die Taubheit des Herzens. Von Eile getrieben, weil wir tausend Dinge zu sagen und zu tun haben, finden wir nicht die Zeit, innezuhalten und denen zuzuhören, die zu uns sprechen. Fragen wir uns: Wie steht es um mein Zuhören? Lasse ich mich vom Leben der Menschen berühren, kann ich mir Zeit nehmen für die Menschen in meiner Nähe, um zuzuhören? Das gilt für uns alle.


Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Markus Evangelium Kapitel 7.


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Mein Name ist Joachim Brenner. Ich arbeite als Lehrer für Kinder und Jugendliche mit einer körperlichen Behinderung. Ich bin katholisch, jedoch mit einem zutiefst ökumenischen Geist. Christ ist derjenige, der Christus nachfolgt. Den täglichen christlichen Impuls schreibe ich seit 2014. Durch kurze und doch tiefgehende Worte zu einzelnen Bibelversen und einem jeweiligen Wochenthema möchte ich Geschwistern im Glauben Unterstützung in ihrem geistlichen Leben geben.