Tägliche Andacht mit Wochenthema und Bibelkommentar

Markus Evangelium Mk Kapitel 6: Auslegung und Kommentar

Auslegung und Kommentar zum Markus Evangelium Mk Kapitel 6

Zum Markus-Evangelium Kapitel 6: Das Markus-Evangelium Kapitel 6 beschreibt die Reaktionen der Menschen auf die Lehren und Wunder Jesu. Es zeigt, wie Jesus in seiner Heimatstadt nicht anerkannt wird und wie er seine Jünger aussendet, um in anderen Städten zu predigen und Wunder zu wirken. Das Kapitel betont die Bedeutung von Glauben und Vertrauen in Jesus, sowohl bei den Jüngern als auch bei den Menschen, die er heilt und speist. Es zeigt auch, wie Jesus die Bedeutung von Demut und Dienst am Nächsten lehrt, indem er selbst als Diener handelt und seine Jünger anweist, sich um die Bedürfnisse anderer zu kümmern. Zusammenfassend betont das Markus-Evangelium Kapitel 6 die Bedeutung von Glauben, Vertrauen, Demut und Dienst am Nächsten in der Nachfolge Jesu. Es ermutigt die Leser, Jesus als ihren Herrn und Retter anzuerkennen und ihm zu folgen

Mk 6,1-6: Unglaube in Nazareth

Auslegung und Kommentar zu Mk 6,1-6

Parallelstellen: Mt 13,53-58

Mk 6,1: Und er zog von dort weg und kam in seine Vaterstadt; und seine Jünger folgten ihm nach.

Mk 6,2: Und als der Sabbat kam, fing er an, in der Synagoge zu lehren; und viele, die zuhörten, erstaunten und sprachen: Woher hat dieser solches? Und was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist, dass sogar solche Wundertaten durch seine Hände geschehen?

Mk 6,3: Ist dieser nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria, der Bruder von Jakobus und Joses und Judas und Simon? Und sind nicht seine Schwestern hier bei uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm.

Ist das nicht der Zimmermann? Das war kein Kompliment. Es war eine Art, darauf hinzuweisen, dass Jesus keine formelle theologische Ausbildung hatte. Er war nie ein formeller Schüler eines Rabbiners, geschweige denn ein prominenter Rabbi.

Der Sohn der Maria: Auch das war kein Kompliment. Der Zusatz der Sohn der Maria ist wahrscheinlich abwertend. Es widersprach dem jüdischen Brauch, einen Mann als Sohn seiner Mutter zu bezeichnen, selbst wenn sie Witwe war, außer in beleidigenden Ausdrücken.

Mk 6,4: Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet ist nirgends verachtet außer in seiner Vaterstadt und bei seinen Verwandten und in seinem Haus!

Mk 6,5: ‭Und er konnte dort kein Wunder tun, außer dass er wenigen Kranken die Hände auflegte und sie heilte.

Mk 6,6: ‭Und er verwunderte sich wegen ihres Unglaubens. Und er zog durch die Dörfer ringsumher und lehrte.

Unter den Worten: Er konnte nicht, muß man verstehen: Er nahm sie nicht an, oder er wollte nicht, nicht weil er selbst ohnmächtig, sondern weil sie ungläubig waren. Also wirkte er dort keine Wunder, indem er ihrer schonte, damit sie keine größere Strafe verdienten, wenn sie selbst nach den Wundern nicht glaubten. Goldene Perle

Worte von Benedikt XVI: Die Wunder Christi nämlich sind keine Zurschaustellung von Macht, sondern Zeichen der Liebe Gottes, die sich dort verwirklicht, wo sie dem Glauben des Menschen begegnet, wo eine Gegenseitigkeit gegeben ist. Origenes schreibt: Und wie es im Bereich des körperlichen Seins eine natürliche Anziehungskraft vom einen her auf das andere hin gibt, wie des Magnets zum Eisen, so auch eine solche des Glaubens zur göttlichen Wirkkraft.

Mk 6,7-13: Aussendung der 12 Apostel

Auslegung und Kommentar zu Mk 6,7-13

Parallelstellen: Mt 10,1-15; Lk 9,1-6

Mk 6,7: Er ruft die Zwölf zu sich, und fing an sie auszusenden.

Er ruft die Zwölf und sendet sie aus. Er ruft, ja beruft auch uns, um uns zu senden. Charles Foucauld sagt, dass man eben diese Berufung nicht selbst wählt, man empfängt sie, und man muss sich anstrengen, sie zu erkennen. Man muss der Stimme Gottes sein Ohr leihen, um die Zeichen seines Willens zu erspähen. Und ist einmal sein Wille erkannt, so muss man ihn tun, wie immer er sei, koste es, was es wolle. Zuerst ist man nun Berufener, dann Gesandter. Wer im Namen Jesu Gesandter des Evangeliums sein will, der muss zuerst mit Jesus leben, der muss immer wieder auf ihn schauen und von ihm lernen. Nur so ist es möglich Gesandter Jesu Christi zu sein, Sprachrohr seiner Botschaft, Bote seiner Liebe und Werkzeug seines Friedens.

Es gehört zu deiner Berufung, das Evangelium von den Dächern zu rufen, nicht durch dein Wort, sondern durch dein Leben. Charles de Foucauld

Aussendung: Die Sendung von Jüngern zu den Menschen, das Weitersagen der Heilsbotschaft ist ein Herzensanliegen Jesu. Bis in unser Heute setzt sich diese Sendung bei uns fort. Wir sind als Boten des Evangeliums unterwegs. Bevor wir allerdings Boten sind, sind wir wie damals die Apostel Berufene, berufen bei Jesus zu sein, mit ihm zu gehen und von ihm zu lernen. Wer im Namen Jesu Bote des Evangeliums sein will, der muss zuerst mit Jesus leben, der muss immer wieder auf ihn schauen und von ihm lernen. Nur so ist es möglich Gesandter Jesu Christi zu sein, Sprachrohr seiner Botschaft, Bote seiner Liebe und Werkzeug seines Friedens.

Mk 6,7: Er sandte sie jeweils zu zweit aus und gab ihnen Vollmacht über die bösen Geister.

Jesus schickt die Jünger zu zweit aus. Sie sollen einander unterstützen, miteinander die Lasten tragen, Strapazen aushalten, Krisen meistern und Gefahren bestehen. Zu zweit kann man sich auch austauschen, Probleme besprechen, sich gegenseitig anspornen. Gemeinsamkeit verleiht Stärke und Kraft. Es geht um gelebte Gemeinschaft. Sie predigen nicht nur durch ihr Wort, sondern auch durch ihr gelebtes Beispiel, miteinander Leben zu teilen, Liebe zu üben, Geduld zu haben und verzeihen zu können. Christen sind keine Einzelkämpfer. Wir sind ein Leib in Christus. Geschwisterlichkeit und Weggemeinschaft ist angesagt. Es gilt immer wieder das Gemeinsame suchen, im Gespräch zu bleiben, einander zu stützen und zu stärken. P. Pius

Mk 6,8: Dann befahl er ihnen: Nehmt nichts mit auf die Reise außer einem Wanderstock! Ihr sollt kein Essen, keine Tasche und kein Geld bei euch haben.

Mk 6,9: Nur Schuhe dürft ihr tragen, aber kein zweites Hemd mitnehmen.

Wir müssen leichtes Gepäck haben. Wir müssen zwar planen, uns Gedanken machen und Dinge regeln, aber immer im Bewusstsein, das Gott alles lenkt. Dadurch erfahren wir, wie es ist, sich ganz auf die Vorsehung Gottes zu verlassen, welcher der tragende Grund des Lebens ist, gewissermaßen der Wanderstock, der unserem unsicheren Gang Halt gibt. Der Mensch denkt, Gott lenkt. Gott ist heute mit uns. Genügt das nicht?

Übertragen heißt das “Nehmt nichts mit” auch: Geh zu den Menschen so wie du bist. Sei du selbst! Gib dich selbst! Sag, was du glaubst! Verstecke dich nicht hinter Rollen oder Scheinidentitäten. Sei innerlich arm und verlasse dich allein auf Gott.

Von Gott abhängig: Das Reisen mit leichtem Gepäck hielt sie von Gott abhängig. Sie mussten dem Herrn für alles vertrauen, wenn sie nicht viel mitnahmen. Wenn der Prediger Gott nicht vertraut, wie kann er dann anderen sagen, dass sie ihm vertrauen sollen?

Mk 6,10: ‭Und er sprach zu ihnen: Wo immer ihr in ein Haus eintretet, da bleibt, bis ihr von dort weggeht.

Begegnung: Bildlich gesprochen ist jede Begegnung ein Eintreten in das Haus der Seele des anderen. Dort zu bleiben bedeutet, wirklich von Herzen beim anderen zu sein, ihn wirklich in zu hören, in dem was er sagt und was ihn bewegt. Das fordert uns zuweilen. Die Nächstenliebe liegt eben nicht in schönen Worten. Sie fordert Taten. Sie fordert ein Stück von uns selbst, sind wir doch alle Arbeiter im Weinberg des Herrn. Bedenken wir also stets, dass Jesu sich nicht allein zu unserer Heilung aufgeopfert hat, sondern auch für die anderen Seelen. Er will nun auch dass man Ihm bei der Rettung der Seelen hilft. Dies ist sicher ein großes Wort, aber Gott beruft uns eben zu Großem.

Mk 6,11: ‭Und von allen, die euch nicht aufnehmen noch hören wollen, zieht fort und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis. Wahrlich, ich sage euch: Es wird Sodom und Gomorra erträglicher gehen am Tag des Gerichts als jener Stadt!

Mk 6,12: Dann zogen die Jünger los und forderten die Menschen auf: Kehrt um zu Gott!

Dynamik des Mitteilens: Ein wirklich innerlich angenommenes Christentum ist mit der Dynamik behaftet, dass ich davon mitteilen muss. Ich habe sozusagen etwas gefunden, wie man es richtig macht und da kann ich nicht sagen, das reicht mir. In dem Augenblick zerstöre ich auch schon wieder den Fund. Es ist genauso, wie wenn jemand eine große Freude hat, er muss es irgendwie sagen und mitteilen, sonst ist es gar keine echte Freude. So ist tatsächlich die Dynamik des Weitergebens ein Bestandteil der Sendung, die Christus den Seinigen gegeben hat und eben auch die Ermutigung zur Phantasie und zur Kühnheit, selbst mit dem Risiko, dabei etwas zu verlieren. Benedikt XVI

Tun: Sie taten es tatsächlich. Wir können den ganzen Tag Jesu Wort zu uns hören, aber etwas fehlt, bis wir es tun.

Das Wenige, das wir vom Evangelium begreifen entfaltet sich in uns, sobald wir es, und sei es noch so schüchtern, weitergeben. Frère Roger

Mk 6,13: Sie befreiten Menschen, die von bösen Geistern beherrscht waren, salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.

Gelebter Glaube beinhaltet immer auch heilende Seelsorge! Es geht darum, die Menschen heil zu machen, sie zu befreien, von dem, was sie bedrückt, fesselt, krank und kaputt macht. Die bösen Geister haben viele Gesichter: Richtergeist und Perfektionismus sind nur zwei davon, die ich häufig treffe. Für wenn in meinem Umfeld bin ich gerufen, Seelsorge zu tun? Unter welchen bösen Geistern leidet diese Person? Wie kann ich heilen? Es geht dabei seltenst um eine Großtat, sondern um das kleine und doch wichtige Tun: ein gutes Wort, ein Gebet für den anderen, eine gute Tat.

Heilungsauftrag: Neben dem Auftrag zur Verkündigung werden die Jünger auch beauftragt, zu heilen. Es geht darum, die Menschen heil zu machen, sie zu befreien, von dem, was sie bedrückt, fesselt, krank und kaputt macht. Die bösen Geistern haben auch heute viele Gesichter. Gelebter Glaube beinhaltet nicht nur Askese, sondern immer auch eine befreiende und heilende Seelsorge! Jesus gibt ihnen diese Vollmacht. Nicht nur ein Wort, nicht nur eine Lehre, sondern wirksame Macht empfangen die Apostel.

Salbung mit Öl: Daß sie mit Öl salbten, erzählt Markus allein. Denn das Öl heilt die Schmerzen und dient zum Lichte und zur Heiterkeit. Es bezeichnet aber das Öl die Barmherzigkeit der Salbung Gottes, die Heilung der Krankheit, und die Erleuchtung des Herzens, welches alles das Gebet bewirkt. Goldene Perle

Immer, überall und zu jeder Zeit kann man Gutes tun. Die innige Gottesliebe sieht in ihrem Umkreis fortwährend die Notwendigkeit, mit der Tat, dem Wort und dem Gebet Hilfe zu leisten. Faustina

Mk 6,14-29: Täufer wird getötet

Auslegung und Kommentar zu Mk 6,14-29

Parallelstellen: Mt 14,1-12; Lk 9,7-9

Mk 6,14: Und der König Herodes hörte das (denn sein Name wurde bekannt), und er sprach: Johannes der Täufer ist aus den Toten auferstanden; darum wirken auch die Wunderkräfte in ihm!

Mk 6,15: Andere sagten: Er ist Elia; wieder andere aber sagten: Er ist ein Prophet, oder wie einer der Propheten.

Mk 6,16: Als das Herodes hörte, sprach er: Er ist Johannes, den ich enthauptet habe; der ist aus den Toten auferstanden!

Mk 6,17: Denn er, Herodes, hatte ausgesandt und Johannes ergreifen und ihn im Gefängnis binden lassen wegen Herodias, der Frau seines Bruders Philippus, weil er sie zur Frau genommen hatte.

Mk 6,18: Denn Johannes hatte zu Herodes gesagt: Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben!

Mutiger Johannes: Obwohl Herodes ein grausamer Tyrann war, zögerte Johannes nicht, sein ehebrecherisches Verhalten und seine Sünde öffentlich zu verurteilen. Johannes wurde vom Heiligen Geist bewegt, Zeugnis zu geben und die Menschen zu lehren, dass niemand Gottes Gebote legitim verletzen darf, auch nicht ein König. Johannes fürchtete nicht die Konsequenzen seines Handelns, weil er wusste, dass Gott ihm beistehen und ihn niemals verlassen würde, wenn er treu bleibt, auch wenn er für die Wahrheit leiden müsste. Auch wir sollen mutige Zeugen sein: vor unserer Familie, unseren Freunden und der Gesellschaft im Ganzen. Wenn wir das tun, wird Gott uns beistehen und wir werden nichts zu fürchten haben. Richard Gill

Worte von Papst Franziskus: Johannes hat sich ganz Gott und seinem Gesandten Jesus geweiht. Doch was ist am Ende geschehen? Er ist um der Wahrheit willen gestorben, als er den Ehebruch von König Herodes und Herodias anprangerte. Wie viele Menschen zahlen einen hohen Preis für den Einsatz für die Wahrheit! Wie viele aufrechte Menschen ziehen es vor, gegen den Strom zu schwimmen, nur um nicht die Stimme des Gewissens zu verleugnen, die Stimme der Wahrheit! Aufrechte Menschen, die keine Angst haben, gegen den Strom zu schwimmen!

Mk 6,19: Herodias aber stellte ihm nach und wollte ihn töten; und sie konnte es nicht.

Mk 6,20: Herodes fürchtete den Johannes, weil er wusste, dass er ein gerechter und heiliger Mann war, und er bewachte ihn, und er gehorchte ihm in manchem und hörte ihn gern.

Hörender Herodes: Der Evangelist Markus erzählt uns, dass Herodes, obwohl er Johannes den Vorwurf des Ehebruchs übel nahm, ihm gerne zuhörte und dadurch unruhig und ratlos wurde. Weil er moralisch schwach war, änderte er sein Leben nicht, und doch drangen die Rufe des Propheten nach Reue in sein Gewissen. Herodes wusste nicht, was er tun sollte; etwas rührte sein Gewissen an; der Heilige Geist wollte sein Inneres zur Reue über seine Sünden bewegen. Gott verlässt die Sünder nicht, er gibt ihnen die Gnade zur Umkehr. Wir dürfen also nie die Hoffnung für jemanden verlieren, der verloren scheint und in Sünde lebt. Wir sollen nie aufhören, die Wahrheit in Liebe zu sprechen und für seine Umkehr zu beten. Gott kann selbst das Herz des schlimmsten Sünders wandeln. Er hat uns so viel vergeben, er kann auch anderen ebenso vergeben. Richard Gill

Furcht des Herodes: Er fürchtete ihn, sage ich, indem er ihn in Ehren hielt; denn er wußte, daß er gerecht sei in Bezug auf die Menschen und heilig in Bezug auf Gott. Betrachte aber, was die Wut der Begierlichkeit tut; denn obschon Herodes eine solche Ehrfurcht gegen Johannes hatte, so vergaß er doch dieses alles und war nur auf seine Wollust bedacht. Goldene Perle

Mk 6,21: ‭Als aber ein gelegener Tag kam, als Herodes seinen Großen und Obersten und den Vornehmsten von Galiläa an seinem Geburtstag ein Gastmahl gab,

Mk 6,22: ‭da trat die Tochter der Herodias herein und tanzte. Und weil sie dem Herodes und denen, die mit ihm zu Tisch saßen, gefiel, sprach der König zu dem Mädchen: Bitte von mir, was du willst, so will ich es dir geben!

Mk 6,23: Und er schwor ihr: Was du auch von mir erbitten wirst, das will ich dir geben, bis zur Hälfte meines Königreichs!

Mk 6,24: Sie aber ging hinaus und sprach zu ihrer Mutter: Was soll ich erbitten? Diese aber sprach: Das Haupt Johannes des Täufers!

Mk 6,25: Und sogleich ging sie rasch zum König hinein, bat und sprach: Ich will, dass du mir jetzt gleich auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers gibst!

Mk 6,26: Da wurde der König sehr betrübt; doch um des Eides und um derer willen, die mit ihm zu Tisch saßen, wollte er sie nicht abweisen.

Moralische Schwäche des Herodes: Im Evangelium hören wir, wie Herodes durch sein unkluges Versprechen, das er der Tochter der Herodias gemacht hat, sich daran gebunden fühlte und aus Angst, sein Gesicht zu verlieren, den Befehl gab, Johannes zu enthaupten. Seine moralische Schwäche war stärker als das beginnende Wirken der Gnade zur Umkehr. Aufgrund seiner Sinneslust und seiner Eitelkeit verschloss er sein Herz dem Wirken von Gottes Gnade und ließ einen unschuldigen Menschen umbringen. Die Sünde kann das Gewissen verdunkeln und Gottes Gnade im Herzen eines Menschen auslöschen, der allein seine Leidenschaften befriedigen will. Richard Gill

Angst des Herodes: Weil Herodes Angst hatte, seine Frau zu verärgern oder vor seinen Freunden das Gesicht zu verlieren, tat er etwas, von dem er wusste, dass es falsch war. Die tiefe Not, die Herodes auf Salomes Bitte um das Haupt Johannes des Täufers empfand, wird durch das griechische Wort perilypos, sehr betrübt, anschaulich ausgedrückt.

Mk 6,27: Und der König schickte sogleich einen von der Wache hin und befahl, dass sein Haupt gebracht werde.

Teilhabe am Mysterium des Paschamahles: Die letzte Ehre, die Christus einem treuen Apostel gewährt, der trotz aller Provokationen des Bösen um ihn herum stark in der Wahrheit geblieben ist, ist – in gewissem Sinne – eine volle Teilhabe am Mysterium des Paschamahles. Johannes begann seine Sendung mit dem Aufruf zur Buße und Bekehrung, er beschließt seine Sendung, indem er mit seinem Tod Zeugnis für die siegreiche Hoffnung gibt, die die Seligen in Christus besitzen.

Mk 6,28: Dieser aber ging hin und enthauptete ihn im Gefängnis und brachte sein Haupt auf einer Schüssel und gab es dem Mädchen, und das Mädchen gab es seiner Mutter.

Worte von Ellen Petermann: Diese Bibelstelle, in der wir über derartig ungeheuerliche Ereignisse erfahren, sollte uns lehren, wie wichtig es ist, uns von unseren Sünden abzukehren, solange noch Zeit dazu ist und was geschehen kann, wenn wir immer wieder den Ruf zur Umkehr ignorieren. Irgendwann können unsere sündigen Neigungen zu festen Verhaltensmustern werden, die wir nicht mehr abzuschütteln vermögen. Es ist besser, das Steuer frühzeitig herumzureißen, als weiter in die verkehrte Richtung zu laufen und vor Gott unsere Schuld anwachsen zu lassen. Barmherziger Vater, schenke mir wahre Erkenntnis meiner Sünden, tiefe Reue und den festen Willen zur Umkehr. Lass mich ein liebender Jünger sein und Zeugnis davon geben.

Mk 6,29: Und als seine Jünger es hörten, kamen sie und nahmen seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.

Jünger Jesu werden oft Verfolgung erleiden: Im vorigen Abschnitt beruft Jesus die zwölf Apostel und sendet sie zu zweit aus, um ihnen genaue Anweisungen zu geben, was zu tun ist. Dann lesen wir in dieser Passage über das Martyrium von Johannes dem Täufer. Danach fährt Markus mit seiner vorherigen Geschichte fort. Er erzählt uns, wie die Apostel zu Jesus zurückkehren und ihre Erfahrungen mit ihm teilen. Diese Technik, eine Geschichte mit einer anderen zu unterbrechen, ist typisch für Markus. Er tut es neunmal. Indem er zwei Geschichten auf diese Weise kombiniert, sagt uns Markus, dass die beiden Geschichten zusammengelesen werden sollten. Was hat die Aussendung der Apostel mit dem Martyrium Johannes des Täufers zu tun? Die Botschaft ist, dass Jesu Jünger oft Verfolgung erleiden werden.

Mk 6,30-44: Fünftausend Menschen werden satt

Auslegung und Kommentar zu Mk 6,30-44

Parallelstellen: Mt 14,13-21; Lk 9,10-17; Joh 6,1-15

Mk 6,30: Und die Apostel versammelten sich bei Jesus und verkündeten ihm alles, was sie getan und was sie gelehrt hatten.

Rückkehr: Denn die Flüsse gehen an den Ort, wovon sie ausströmen, zurück. Die Abgesandten danken immer Gott für das, was sie empfangen hatten. Goldene Perle

Mk 6,31: Es waren viele, die gingen und kamen, und sie hatten nicht einmal Zeit zu essen.

Mk 6,31: Geht jetzt an einen einsamen, stillen Platz! sagte Jesus zu ihnen. Ihr habt Ruhe nötig!

Entspannung und Erholung: Geist und Körper verlangen von Zeit zu Zeit nach Entspannung durch irgendeine Erholung. Cassian erzählt, ein Jäger habe den Evangelisten Johannes eines Tages mit einem Rebhuhn auf dem Arm angetroffen, das er streichelte. Der Jäger konnte nicht verstehen, wie ein solcher Mann seine Zeit mit so gewöhnlichen Dingen vertun könnte, worauf der Heilige ihn fragte: Warum trägst du deinen Bogen nicht immer gespannt? Der Jäger antwortete: Wäre der Bogen immer gespannt, dann hätte er nicht mehr die Kraft zurückzuschnellen, wenn man ihn braucht. Der Apostel antwortete: Wundere dich also nicht, wenn auch ich die angestrengte Aufmerksamkeit des Geistes ein wenig vermindere, um mich zu erholen. Nachher kann ich mich um so frischer der Betrachtung widmen. Wo und wie erholst du dich?

Sorge für regelmäßige Entspannungszeiten. Mindestens einmal am Tag solltest du das bewusste Gefühl der Entspannung haben. Plane Pausen ein. Sorge für erholsamen und ausreichenden Schlaf. Auch Urlaub muss sein! Und achte auf deine Ernährung. Der Mensch ist, was er isst: Ausgewogen ernähren und die Vitamine nicht vergessen. Durch diese Entspannungsphasen bewahrt Gott dein Leben. Das deutsche Wort bewahren kommt von dem althochdeutschen wara und bedeutet „Aufmerksamkeit, Acht, Obhut, Aufsicht“. Es meint, daß wir aufmerksam und behutsam mit unseren physischen und psychischen Energien umgehen.

Jesus schickt uns in die Einsamkeit. Einsamkeit gibt Gelegenheit, unsere Seele aufzuräumen, bei sich und bei Gott anzukommen. Das ist Arbeit im Garten unserer Seele. Wir können das Unkraut beseitigen und Platz für Neues schaffen, für eine neue Gottesbegegnung. Jesus schickt auch seine Jünger weg, damit sie sich auf eine neue Erfahrung mit ihm vorbereiten. Das kann erst dann geschehen, wenn die Seele aufgeräumt ist.

Akku aufladen: Bester Schutz vor Bournout ist es regelmäßig seinen Akku mit Wohlfühleinheiten aufzuladen: beten, Pausen machen, spazieren gehen, Musik hören, lesen, Mittagssschlaf, ein Käffchen am Nachmittag, usw ….

Pause meint ein Innehalten. Sie ist eine Unterbrechung meiner Tätigkeit, um mich zu erholen, um mir neue Kraft und neue Ideen zu holen. Die Griechen singen das Lob der Pause. “Anapausis” ist nicht nur die zeitliche Pause, sondern auch das Aufatmen. Viele meinen, sie müssten an einem Stück arbeiten. Sie hätten so viel zu tun, dass sie sich keine Ruhe gönnen dürften. Die Mittagspause wird auf ein Minimum verkürzt. Hauptsache, man wird mit seiner Arbeit fertig. Doch das ist ein Trugschluss. Da bräuchten wir den “Kleine-Pausen-Engel”, der uns einlädt, innezuhalten, damit wir im Innern wieder Halt finden, damit im Innern neue Ideen hochkommen und neue Kraft in unsere Seele strömt. In der Pause kommen die großen Ideen. Wenn wir immer weiterarbeiten, sind wir in einem Trott gefangen. Wir gehen nur in eine Richtung. Der Kleine-Pausen-Engel möchte uns auf die Schulter tippen und sagen: ” Atme mal ganz ruhig durch. Sieh dich um. Schaue einfach mal durchs Fenster, nimm die schöne Natur wahr. Oder leg dich ein paar Minuten hin. Gönne es dir, gar nichts zu tun. Dann kommen von allein neue Gedanken, die deine Arbeit befruchten. Und du hast wieder mehr Frische und mehr Lust, dich von neuem deiner Arbeit zuzuwenden. Anselm Grün

Worte von Anselm Grün: Neben Auszeiten im Urlaub oder im Kloster gibt es Tag für Tag die Gelegenheit, sich eine kleine Auszeit zu nehmen. Ich kann mich etwa am Morgen vor die Christusikone setzen und mir gönnen, einige Minuten einfach dazusitzen und es zu genießen, dass ich nichts tun muss, dass ich einfach Christus anschaue und mich von ihm anschauen lasse. Oder ich kann mir tagsüber immer wieder kleine Auszeiten gönnen. Das kann auch mitten in der Arbeit geschehen, wenn ich mir bewusst eine kleine Pause gönne. Die kann manchmal vielleicht nur eine Minute dauern. Entscheidend ist, dass ich vom Äußeren nach innen gehe, dass ich versuche, in den inneren Raum der Stille zu gelangen. Dort habe ich das Gefühl: Zu diesem Raum der Stille hat der Lärm um mich herum keinen Zutritt. Da können auch die Erwartungen von außen nicht eindringen. Es ist ein innerer Zufluchtsort. Ich laufe da nicht vor den Problemen meines Alltags davon. Ich nehme Zuflucht, um mich von dort aus innerlich erneuert und erfrischt wieder dem Alltag zuwenden zu können. Viele sagen, sie würden im Trubel des Alltags diesen Ort der Stille auf dem Grund ihrer Seele nicht spüren. Aber allein schon die Vorstellung, dass jenseits der Probleme, die uns herausfordern, ein Ort der Stille in uns ist, relativiert die Probleme. Sie verwandelt unser Gefühl: Wir fühlen uns innerlich gelassen, frei und erfrischt.

Mk 6,32: Und sie fuhren allein zu Schiff an einen einsamen Ort.

Mk 6,33: Und die Leute sahen sie wegfahren, und viele erkannten ihn; und sie liefen aus allen Städten zu Fuß dort zusammen und kamen ihnen zuvor und versammelten sich bei ihm.

Mk 6,34: Als Jesus aus dem Boot stieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Deshalb nahm er sich viel Zeit, ihnen Gottes Botschaft zu erklären.

Er hat Mitleid mit ihnen! Jesus, du siehst die Menschen und hast Mitleid mit uns. Dein Blick auf uns ist ganz anders als der Blick, den wir oft auf unsere Mitmenschen oder uns selber haben. Du kennst unsere Sorgen, Nöte, Ängste und Unsicherheiten und weißt, was wir am meisten brauchen. Deine Gegenwart und Nähe ist es! Svenja Nonnenmacher

Wenn die Bibel von Jesu Mitleid spricht, dann verwendet sie das Wort: splanchnizomai. Es meint: In den Eingeweiden ergriffen werden. Die Eingeweide sind für die Griechen der Ort der verwundbaren Gefühle. Jesus öffnet sich dem Leid des Menschen. Er ist verwundbar. Daher spürt er die vielfältigen Leiden der Menschen, auch deine! In dieser Einfühlung ist Jesus das große, vollkommene Vorbild. Einfühlung in andere ist eine wichtige menschliche Fähigkeit und die Voraussetzung von Mitleid. Es meint die Solidarität mit dem Leid des anderen, nicht nur oberflächlich, sondern tief – eine Solidarität, die auch tätig wird, aktiv dem anderen hilft. Allerdings heißt es nicht, im Mitleid zu zerfließen. Denn dann helfe ich dem anderen nicht wirklich! Gott segne dich und diese Woche, der Allmächtige mache dein Herz enfühlend, damit du die Werke tun kannst, welche die Weisheit für dich vorbereitet hat.

Mk 6,35: ‭Und als nun der Tag fast vergangen war, traten seine Jünger zu ihm und sagten: Dieser Ort ist einsam, und der Tag ist fast vergangen.

Mk 6,36: ‭Entlasse sie, damit sie in die Höfe und Dörfer ringsumher gehen und sich Brot kaufen; denn sie haben nichts zu essen.

Fürbitte der Jünger: Betrachte aber, wie die Jünger Christi in der Liebe zu den Menschen zunehmen. Denn aus Erbarmung über das Volk treten sie zu Christus und bitten für sie. Goldene Perle

Mk 6,37: Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen! Und sie sprachen zu ihm: Sollen wir hingehen und für 200 Denare Brot kaufen und ihnen zu essen geben?

Gebt ihr ihnen zu essen! Jesus bezieht seine Jünger in alle Dinge mit ein. Sie sind ein Teil seines Heilsplans und wichtig, obwohl er die Dinge eigentlich auch alle selbst machen könnte. Aber darum geht es Gott nicht. Er will, dass wir ihm helfen. Das Essen ist für die Menschen wichtig, und sie könnten es auch in den umliegenden Dörfern kaufen. Jesus aber will, dass die Jünger sehen, zu was er fähig ist, um ihren Glauben immer mehr zu stärken und zu zeigen, dass er ihre Mithilfe möchte. Svenja Nonnenmacher

Die Jünger werden auf die Probe gestellt: Der Herr stellte sie aber auf die Probe, ob sie seine Macht für so groß hielten, daß er das Volk speisen könnte. Daher folgt: Und er antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihnen zu essen. Mit diesen Worten ermahnt er die Apostel, Brot unter sie zu verteilen, damit die Größe des Wunders um so bekannter würde, wenn sie bezeugten, daß sie es nicht vermöchten. Goldene Perle

Mk 6,38: Er aber sprach zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht hin und seht nach! Und als sie es erkundet hatten, sprachen sie: Fünf, und zwei Fische.

Gottes Vorsorgeweg beginnt immer mit dem, was wir schon haben. Er möchte, dass wir das, was wir bereits haben, weise nutzen. Beten Sie nicht törichterweise um mehr von Gott, wenn Sie das, was er Ihnen bereits gegeben hat, nicht auf göttliche Weise nutzen.

Mk 6,39: Und er befahl ihnen, dass sich alle in Gruppen ins grüne Gras setzen sollten.

Mk 6,40: Und sie setzten sich gruppenweise, zu hundert und zu fünfzig.

Mk 6,41: Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf und dankte, brach die Brote und gab sie seinen Jüngern, damit sie ihnen austeilten; auch die zwei Fische teilte er unter alle.

Das Gesetz des Lebens ist dem Gesetz der Liebe verwandt: Geben und Empfangen bedingen sich: Schenken ist Beschenktwerden. Der Mensch gewinnt sein Leben in dem Maß, als er bereit ist, es für andere hinzugeben. Wer sich aufsparen will, dessen Leben bleibt klein und unfruchtbar.

Mk 6,42: Und sie aßen alle und wurden satt.

Alle wurden satt: Jesus, wenn wir dir vertrauen und auf dich hören, dann werden auch wir in unserem Glauben an dich wachsen. Du liebst es, wenn wir mitarbeiten und freust dich über unser Staunen. Selbst als die Jünger alles austeilten und gaben, was sie hatten, blieb noch nach der Speisung ein Überfluss zurück. Keiner ging leer aus und alle wurden satt. Svenja Nonnenmacher

Mk 6,43: Und sie hoben zwölf Körbe voll an Brocken auf, und auch von den Fischen.

Mk 6,44: Und die, welche die Brote gegessen hatten, waren etwa 5 000 Männer.

Mk 6,45-52: Jesus geht auf dem See

Auslegung und Kommentar zu Mk 6,45-52

Parallelstellen: Mt 14,22-33; Joh 6,16-21

Mk 6,45: Er selbst blieb zurück, denn er wollte erst noch die Leute verabschieden.

Zum Abschied: Wenn wir einen Besuch verabschieden, umarmen wir uns oder geben einander fest die Hand und schauen uns an. Meine Frau bekommt zum Abschied einen Kuss. Das ist wichtig: Man will einander noch einmal spüren, noch einmal nahe sein. Auch mit den Verstorbenen machen wir das. Wir streicheln sie noch einmal, spüren die Nähe, erzählen von ihrem Leben. Wo immer möglich, sollten Abschiede (Todesfälle, Arbeitswechsel, Krankheit, Auszug aus dem Elternhaus u.v.m.) langfristig so gestaltet sein, dass wir das, was war, umarmen unabhängig in wieweit es emotional gefärbt ist. Das ist eine lebensbejahende, lebensannehmende Haltung.

Mk 6,46: Und nachdem er sie verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten.

Betend auf dem Berg: Aber nicht Jeder, welcher betet, steigt auf einen Berg, sondern nur der, welcher recht betet und welcher Gott im Gebet sucht. Wer aber um Reichtum oder weltliche Dinge, oder um den Tod des Feindes bittet, der bleibt in der Tiefe liegen und richtet zu Gott ein eitles Gebet empor. Goldene Perle

Mk 6,46: Nachdem er sie verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten.

Mk 6,47: Und als es Abend geworden war, befand sich das Schiff mitten auf dem See und er allein auf dem Land.

Mk 6,48: ‭Und er sah, dass sie beim Rudern Not litten; denn der Wind stand ihnen entgegen. Und um die vierte Nachtwache kommt er zu ihnen, auf dem See gehend; und er wollte bei ihnen vorübergehen.‭

Jesus schaut auf uns. Die Jünger machen sich allein auf den Weg und haben es schwer, gegen den Wind anzukommen. Sie scheinen allein zu sein. Doch der Herr schaut auf sie. Er steht im Dialog mit seinem Vater und gleichzeitig hat er einen Blick für unsere Nöte. In seinem Dialog mit dem Vater sind wir gegenwärtig. Wenn wir diese Szene hier betrachten, werden wir merken, dass es uns oft ähnlich geht wie den Aposteln. Wir scheinen allein auf dem Weg zu sein. Doch wie im Fall der Apostel ist der Herr uns im Alltag nah und lässt uns niemals aus den Augen. Br. Jonathan Fuhr 

Welch Gegensatz. Hier Jesus allein auf dem Berg und ruhig im Gebet. Dort die Jünger allein gelassen im Boot auf dem See, verzweifelt gegen den Sturm ankämpfend. Der See symbolisiert unser gegenwärtiges Leben und die Unbeständigkeit der Welt. Der Sturm verweist auf jede Art von Schwierigkeit, die uns begegnet. Das Boot steht für die Kirche. Jesus sieht ihre Seenot und hilft dennoch erst einmal nicht. Es ist die große, manchmal wirklich bedrückende Frage, die Menschen stellen, die großes Leid, schwere Prüfungen erlitten haben: Wo war Gott in dieser Not? Warum nicht Hilfe jetzt und sofort. Auch wenn es oft keine Antwort auf diese Frage im konkreten Fall gibt, so gilt doch eines: Jesus will die Jünger dazu erziehen, mutig die Widrigkeiten des Lebens zu ertragen und dabei auf Gott zu vertrauen.

Der Herr ließ aber die Jünger in Gefahr kommen, damit sie geduldig würden: darum kam er ihnen nicht sogleich zu Hilfe, sondern ließ sie während der ganzen Nacht in Gefahr, um ihnen zu lehren, daß sie geduldig erwarten und nicht vom Anfang an in den Drangsalen Hilfe suchen sollten. Denn es folgt: Und er sah, wie sie sich im Rudern anstrengten. Goldene Perle

Ob Windstille oder Sturm, was kümmert es den Weisen? Er weiß, daß nichts von Dauer ist, daß hier nicht die Ruhestätte ist. In guten wie in schlimmen Tagen hält er unerschütterlich, beständig und entschieden an seinem Entschluß fest, nur nach dem Genuß ewiger Güter zu streben und zu verlangen. Franz von Sales.

Warum kam er nicht früher in seiner Hilfe? Es gilt hier zu bedenken: Während die Jünger sich in Seenot abmühen, ist Jesus nicht untätig. Er betet. Er betet auch für die Jünger. Er betet auch für uns in unserer Not. Er steht uns bei nicht allein durch die Tat, sondern durch das Gebet. Aber hilft das? Wir können die Wirkung des Gebets nicht messen. Es hat vor allem mit Vertrauen zu tun. Immer kann ich darauf vertrauen, dass Gott helfen kann. Beten stärkt das Gottvertrauen. Und Gottvertrauen hilft, auch in den Stürmen des Lebens nicht mutlos zu werden, sondern an Jesus und seine Auferstehung zu glauben. Übrigens: Die vierte Nachtwache meinte die frühen Morgenstunden. Das ist allerdings weit mehr als eine historische Zeitangabe, sondern vielmehr schon ein Fingerzeig auf die Auferstehung, die ebenso in den frühen Morgenstunden statt gefunden hat.

Mk 6,49: ‭Als sie ihn aber auf dem See gehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien.

Mk 6,50: Jesus sprach sie sofort an: Habt keine Angst! Ich bin es doch, fürchtet euch nicht!

Zusammenhang: Vor dem Sturmerlebnis steht in den Evangelien das Wunder Brotvermehrung. Gerade noch waren die Jünger voller Freude und Verwunderung, nun im Sturm voller Angst. Wenn dies zusammen gedacht wird, ist es ein Bild für unser Glaubensleben. Eben haben wir z.B. eine überwältigende Glaubenserfahrung gemacht, sind voller Freude und Begeisterung, spüren Gott ganz nah, da vergeht nur kurze Zeit und wir stehen mitten im Sturm und geraten in die Dunkelheit schwieriger Situationen und Gottes Nähe scheint ganz fern. Und doch klingen in den Worten Jesu “Ich bin es” die gewaltigen Worte Gottes aus dem brennenden Dornbusch im Buch Exodus denken. Beten wir daher, daß wir inmitten so vieler Sorgen, Probleme und Schwierigkeiten, die das Meer unseres Lebens aufwühlen, im Herzen das beruhigende Wort Jesu erklinge, der auch uns zuruft: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!, damit unser Glaube an ihn wachse.

Mk 6,51: Er stieg zu ihnen ins Boot, und sogleich legte sich der Sturm. Da waren sie außer sich vor Entsetzen.

Der Sturm legte sich: Wenn Jesus zu uns ins Boot kommt, legt sich der Sturm, vergeht die Unruhe, findet unser Herz zur Ruhe. Eine Herzensruhe, die durch den Sturm erprobt wurde. Denn eine Ruhe, die nicht durch den Sturm erprobt wurde, ist eine faule und trügerische Ruhe. Jesus stellt uns nicht auf einmal auf die Spitze des Berges, sondern es ist ein ständiges Aufwärts- und Abwärtsgehen. Das Wachsen im Glauben hat niemals eine Grenze erreicht, genauso wenig wie eine Ehe mit der Trauzeremonie aufhört. Es ist ein Prozess täglich neuer Hingabe, täglicher Übung im Glauben und im Gehorsam. Glaube ist zuallererst Sich-Anvertrauen an Gott, eine lebendige Beziehung zu ihm. Im Glauben schwingt die ewige Gegenwart Gottes mit, die über die Zeit hinausreicht und dennoch von uns nur in unserem unwiederholbaren Heute aufgenommen werden kann.

Mk 6,52: Denn sie waren nicht verständig geworden durch die Brote; denn ihr Herz war verhärtet.

Mk 6,53-56: Jesus heilt alle, die ihn berühren

Auslegung und Kommentar zu Mk 6,53-56

Parallelstellen: Mt 14,34-36

Mk 6,53: Und als sie hinübergefahren waren, kamen sie zum Land Genezareth und legten dort an.

Mk 6,54: Und als sie aus dem Schiff traten, erkannten die Leute ihn sogleich.

Mk 6,55: Von überall holten sie die Kranken, um sie auf ihren Tragen dahin zu bringen, wo sie Jesus gerade vermuteten.

Menschen zu Jesus bringen: Um von Jesus berührt zu werden, braucht es offenbar Menschen, die einen zu ihm hinbringen. Welche Menschen in welchen Umständen bringen mich wohl heute zu Christus? Vielleicht sind das gerade die Menschen, die mich nerven oder verletzen – vielleicht soll ich gerade für sie beten und dadurch selbst näher zu Jesus gebracht werden. Seien wir gespannt! Und wen bringe wiederum ich heute näher zu Christus, und wodurch?

Mk 6,56: Alle, die ihn berührten, wurden geheilt.

Wenn Jesus jemanden berührt, wird er geheilt. Dies ist sicherlich immer ein Geschenk Gottes, eine Gnade. Aber offenbar sind wir zur Mitarbeit aufgerufen, damit diese Gnade wirksam werden kann.

Gebet: Jesus, danke, dass du dich berühren lässt. Ich will dich bitten für (Namen einsetzen), lass ihn oder sie wenigstens ein bisschen von dir erfahren. Nimm mich als dein Werkzeug dazu, Herr. Und lass mich die Menschen erkennen, in denen du mir heute besonders begegnen willst.


Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Markus Evangelium Kapitel 6.


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Mein Name ist Joachim Brenner. Ich arbeite als Lehrer für Kinder und Jugendliche mit einer körperlichen Behinderung. Ich bin katholisch, jedoch mit einem zutiefst ökumenischen Geist. Christ ist derjenige, der Christus nachfolgt. Den täglichen christlichen Impuls schreibe ich seit 2014. Durch kurze und doch tiefgehende Worte zu einzelnen Bibelversen und einem jeweiligen Wochenthema möchte ich Geschwistern im Glauben Unterstützung in ihrem geistlichen Leben geben.