Markus Evangelium Mk Kapitel 12: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Markus Evangelium Mk Kapitel 12
Mk 12,1-12: Gleichnis von den bösen Bauern
Auslegung und Kommentar zu Mk 12,1-12
Parallelstellen: Mt 21,33-46; Lk 20,9-19
Mk 12,1: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und zog einen Zaun darum und grub eine Kelter und baute einen Wachtturm und verpachtete ihn an Weingärtner und reiste außer Landes.
Er ging ausser Landes: Ich beschränke mich heute auf den einen Satz: er ging außer Landes, und verbinde ihn mit dem Gedanken, daß wir Christen den Weinberg, in den der Herr uns gestellt hat, nicht verlassen dürfen. Die Aufgaben innerhalb des umzäunten Bereiches müssen unsere ganze Kraft in Anspruch nehmen: Wir werden in der Kelter arbeiten, wir werden uns nach des Tages Mühe im Turm ausruhen. Ließen wir uns von der Bequemlichkeit leiten, dann wäre es, wie wenn wir Christus entgegneten: Nun, meine Jahre gehören mir, nicht Dir; ich denke nicht daran, mich um Deinen Weinberg zu kümmern. Josemaria
Und reiste in ein anderes Land: Nicht indem er an einen anderen Ort ging, denn von keinem Ort kann Gott abwesend sein. Nur scheinbar geht er von dem Weinberg fort, damit den Winzer die Freiheit gegeben wird, so zu handeln, wie sie es wollen. Hieronymus
Wir sind Arbeiter im Weinberg des Herrn: Der Herr hat uns das Leben, unsere Sinne, unsere Fähigkeiten und zahllose Gnaden geschenkt; deshalb dürfen wir nicht vergessen, daß jeder von uns ein Arbeiter unter vielen anderen ist, und daß der Besitzer uns auf seinem Landgut angestellt hat, damit wir an der Aufgabe mitwirken, andere Menschen mit Nahrung zu versorgen. Der umzäunte Bereich ist der Ort unseres Wirkens; dort müssen wir arbeiten, Tag für Tag, und so zum Werk der Erlösung beitragen. Josemaria
Zum Gleichnis: Dieses Gleichnis sagt uns, dass Jesus wusste, dass er der Sohn – der Sohn Gottes – war und dass er wusste, dass er bald getötet werden würde.
Mk 12,2: Und er sandte zur bestimmten Zeit einen Knecht zu den Weingärtnern, damit er von den Weingärtnern von der Frucht des Weinberges empfange.
Früchte: Die erwarteten Früchte bestehen nur zu einem geringen Teil aus vorzeigbaren Leistungen. Vor Gott können auch leere und gebundene Hände – wie die ans Kreuz genagelten Hände seines Sohnes – „erfüllt“ und „fruchtbar“ sein. Vor ihm ist auch ein schweres Schicksal, eine unheilbare Krankheit, ja jedes tapfer getragene Leiden eine kostbare Frucht. So hat jeder und jede von uns seine und ihre Art geistiger Fruchtbarkeit. Bitten wir Gott, dass er uns erkennen und vollbringen lässt, was er von uns will und erwartet.
Mk 12,3: Die aber ergriffen ihn, schlugen ihn und schickten ihn mit leeren Händen fort.
Mk 12,4: Und wiederum sandte er einen anderen Knecht zu ihnen; und den steinigten sie, schlugen ihn auf den Kopf und schickten ihn entehrt fort.
Mk 12,5: Und er sandte wiederum einen anderen, den töteten sie, und noch viele andere; die einen schlugen sie, die anderen töteten sie.
Mk 12,6: Nun hatte er noch einen einzigen Sohn, seinen geliebten; den sandte er zuletzt auch zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen!
Der Sohn war der letzte Bote. Es würde keinen anderen geben. Entweder würden sie die Botschaft des Sohnes annehmen oder sich einem bestimmten Gericht stellen. Wenn du den geliebten Sohn Gottes nicht hörst, hast du deine letzte Hoffnung verweigert. Er ist Gottes Ultimatum. Nichts bleibt, wenn Christus abgelehnt wird. Niemand sonst kann gesendet werden; der Himmel selbst enthält keinen weiteren Boten. Wenn Christus abgelehnt wird, wird die Hoffnung abgelehnt. Spurgeon
Der Sohn wird gesendet: Der Gutsbesitzer, sprich Gott, dem der ganze Weinberg, sprich Israel, gehört, schickt wiederholt Knechte, sprich Propheten, zu den Winzern, damit diese ihm den Ertrag abgeben mögen. Die Winzer aber antworten nur mit Gewalt und Totschlag. Sie verweigern dem Gutsbesitzer nicht nur seine Früchte, schlimmer noch, sie schlagen, steinigen und töten seine Boten. Hat nun die Güte des Gutsbesitzers ein Ende? Ist es mit der Gnade Gottes vorbei? Nein! Der Gutsbesitzer sendet seinen eigenen Sohn mit der Hoffnung, dass sie diesen achten und die Früchte bringen, die er von ihnen erwartet.
Mk 12,7: Jene Weingärtner aber sprachen untereinander: Das ist der Erbe! Kommt, lasst uns ihn töten, so wird das Erbgut uns gehören!
Mk 12,8: Und sie ergriffen ihn, töteten ihn und warfen ihn zum Weinberg hinaus.
Mk 12,9: Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und den Weinberg anderen geben!
Mk 12,10: Habt ihr nicht auch dieses Schriftwort gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden.
Verworfener Eckstein: Jesus umschreibt diesen Tod mit einem neuen Bild aus dem Psalm: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden …« (Mt 21,42; Ps 118,22). Aus dem Tod des Sohnes sprießt das Leben hervor, entsteht ein neuer Bau, ein neuer Weinberg. Er, der in Kana das Wasser in Wein verwandelte, hat sein Blut in den Wein der wahren Liebe verwandelt und verwandelt so den Wein in sein Blut. Im Abendmahlssaal hat er seinen Tod vorweggenommen und ihn in die Selbsthingabe, in einen Akt radikaler Liebe, verwandelt. Sein Blut ist Hingabe, ist Liebe und darum der wahre Wein, den der Schöpfer erwartete. Auf diese Weise ist Christus selbst zum Weinstock geworden, und dieser Weinstock trägt immer gute Frucht: die Gegenwart seiner Liebe zu uns, die unzerstörbar ist. Benedikt XVI
Mk 12,11: Vom Herrn ist das geschehen, und es ist wunderbar in unseren Augen?
Mk 12,12: Da suchten sie ihn zu ergreifen, aber sie fürchteten das Volk; denn sie erkannten, dass er das Gleichnis gegen sie gesagt hatte. Und sie ließen ab von ihm und gingen davon.
Mk 12,13-17: Frage über Steuer
Auslegung und Kommentar zu Mk 12,13-17
Parallelstellen: Mt 22,15-22; Lk 20,20-26
Mk 12,13: Und sie sandten etliche von den Pharisäern und Herodianern zu ihm, um ihn in der Rede zu fangen.
Mk 12,14: Diese kamen nun und sprachen zu ihm: Meister, wir wissen, dass du wahrhaftig bist und auf niemand Rücksicht nimmst; denn du siehst die Person der Menschen nicht an, sondern lehrst den Weg Gottes der Wahrheit gemäß. Ist es erlaubt, dem Kaiser die Steuer zu geben, oder nicht? Sollen wir sie geben oder nicht geben?
Mk 12,15: Da er aber ihre Heuchelei erkannte, sprach er zu ihnen: Weshalb versucht ihr mich? Bringt mir einen Denar, damit ich ihn ansehe!
Mk 12,16: Da brachten sie einen. Und er sprach zu ihnen: Wessen ist dieses Bild und die Aufschrift? Sie aber sprachen zu ihm: Des Kaisers!
Mk 12,17: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!
Was gebe ich Gott: Es ist eine Frage, die in unserem Leben nie an Aktualität verliert: Was gebe ich Gott? Ist Er wirklich das Wichtigste in meinem Leben? Wem gehört mein Herz? Wir müssen unser ganzes Wesen Gott weihen, denn sein Ebenbild tragen wir in uns. Während seines ganzen Lebens redet Jesus Christus von der der Möglichkeit zu wählen. Wir sind dazu berufen, uns zu entscheiden, und die Alternativen sind klar: unser Leben nach den Werten dieser Welt oder nach den Werten des Evangeliums auszurichten. Für die Wahl und die Bekehrung ist es nie zu spät, wir können unser Leben immer nach der Dynamik Gottes neu gestalten. Im Gebet wird uns offenbart, was Gott von uns erwartet. Wer sich für Gott entscheidet, wird Ihn in sich tragen.
Worte von Hilarius: Wir müssen Gott geben, was ihm gehört, das heißt den Leib, die Seele und unsere Willenskraft. Diejenige Goldmünze gehört dem Kaiser, die sein Bild trägt. Die Münze aber, die Gott gehört, ist der Mensch, in den das Bild Gottes eingezeichnet ist. Darum gebt euren Reichtum dem Kaiser, euer reines Gewissen aber bewahrt für Gott.
Mk 12,18-27: Frage über Auferstehung
Auslegung und Kommentar zu Mk 12,18-27
Parallelstellen: Mt 22,23-33
Mk 12,18: Und es kamen Sadduzäer zu ihm, die sagen, es gebe keine Auferstehung; und sie fragten ihn und sprachen:
Mk 12,19: Meister, Mose hat uns geschrieben: Wenn jemandes Bruder stirbt und eine Frau hinterlässt, aber keine Kinder, so soll sein Bruder dessen Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen erwecken.
Zum Hintergrund: Das mosaische Gesetz (in Deuteronomium 25:5-6 ) legte etwas fest, das Levirat-Ehe genannt wurde, vom lateinischen Wort levir , was „Schwager“ bedeutet. Im Wesentlichen stellte die Praxis sicher, dass, wenn ein verheirateter Mann kinderlos starb, sein Bruder die Witwe zur Frau nehmen musste, damit ein Sohn und Erbe für den verstorbenen Mann bereitgestellt werden konnte und sein Familienname und sein Erbe nicht untergingen.
Mk 12,20: Nun waren da sieben Brüder. Und der erste nahm eine Frau, und er starb und hinterließ keine Nachkommen.
Mk 12,21: Da nahm sie der zweite, und er starb, und auch er hinterließ keine Nachkommen; und der dritte ebenso.
Mk 12,22: Und es nahmen sie alle sieben und hinterließen keine Nachkommen. Als Letzte von allen starb auch die Frau.
Mk 12,23: In der Auferstehung nun, wenn sie auferstehen, wessen Frau wird sie sein? Denn alle sieben haben sie zur Frau gehabt.
Mk 12,24: Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Irrt ihr nicht darum, weil ihr weder die Schriften kennt noch die Kraft Gottes?
Mk 12,25: Wenn die Toten auferstehen, werden sie nicht mehr wie hier auf der Erde heiraten. Es wird ganz anders sein: Sie sind dann wie die Engel Gottes im Himmel.
Das Leben im Himmel: Hier sind wir in der Zeit, dort in der Ewigkeit; hier im Werden und Vergehen, dort in der Vollendung ohne Wandel. Die Schwierigkeit für uns, die wir hier in dieser Welt leben, ist die völlige Unvorstellbarkeit der anderen Welt. Unser Wissen reicht nur bis an die Grenze des irdischen Lebens. Drüben ist es ganz anders. Da wir nur dieses Leben kennen, können wir uns jenes nicht vorstellen. Hier sind wir in der Zeit, dort in der Ewigkeit. Hier gibt es daher alles, was zum zeitlichen Leben notwendig ist: Nahrung, Heirat, Zeugung, Geburt, die Folge der Generationen. All das ist notwendig, damit das Leben auf dieser Erde weitergeht. Drüben ist das anders. Wo es keinen Tod mehr gibt, da fallen auch Zeugung, Geburt, Heirat weg. Wie das sein wird? Wir haben dafür keine Vergleiche. Wir werden, so sagt Jesus Söhne und Töchter Gottes geworden sein, wie Christus, der auch leiblich aus dem Grab auferstanden ist.
Wir wissen, dass es nicht dasselbe sein wird wie auf der Erde, aber wir können nicht sicher sagen, wie es im Himmel sein wird – außer zu wissen, dass wir nicht enttäuscht werden.
Mk 12,26: Was aber die Toten anbelangt, dass sie auferstehen: Habt ihr nicht gelesen im Buch Moses, bei der Stelle von dem Busch, wie Gott zu ihm sprach: Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs?
Mk 12,27: Er ist doch nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden.
Gott der Lebenden: Wenn der Horizont über den Tod hinausgeht, wird das Leben bedeutsam. Zu wissen, dass Gott selbst garantiert, dass mit dem Tode nicht alles vorbei ist, kann so unendlich tröstlich sein, aber es stellt auch in die Verantwortung, das Leben heute im Lichte Gottes zu sehen, weil bei ihm noch einmal alles zur Sprache kommt, was in diesem Leben gewesen ist.
Mk 12,28-34: Über das wichtigste Gebot
Auslegung und Kommentar zu Mk 12,28-34
Parallelstellen: Mt 22,34-40
Mk 12,28: Da trat einer der Schriftgelehrten herzu, der ihrem Wortwechsel zugehört hatte, und weil er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das erste Gebot unter allen?
Mk 12,29: Jesus aber antwortete ihm: Das erste Gebot unter allen ist: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist Herr allein.
Frage und Antwort: Mit dieser Frage testeten sie Jesus, um zu sehen, ob er einige Bereiche des mosaischen Gesetzes missachten oder vernachlässigen würde. Anstatt ein Gebot über ein anderes zu stellen, definierte Jesus das Gesetz in seiner Essenz: Liebe Gott mit allem, was du hast, und liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Höre: Das erste Wort des höchsten Gebots heißt nicht: Glaube! Es heißt auch nicht: Tu dies oder das! Es heißt nicht: Lern erstmal etwas!Es heißt: Höre! Dies sind die Worte mit dem das höchste jüdische Gebet anfängt, das Sch’ma Israel. Höre! Am Anfang der Liebe steht die Hörbereitschaft gegenüber dem einzigen Gott. Für ihn ständig Ohr und Herzen offen zu halten, ist so wichtig und dringlich, dass es aller Anstrengung wert ist. Ist in meinem Leben das Hören auf Gott das Erste?
Beten heißt: auf Wegweisung und Instruktionen hören, mit einem Herzen, das ihm zugewandt ist; es ist ein Gespräch zwischen Vater und Kind. Corrie ten Boom
Mk 12,30: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft!
Liebe zu Gott: Wie das Herz die innerste Mitte und die treibende Kraft des Menschen ist, so muss die Liebe zu Gott unser ganzes Leben durchdringen, antreiben und bewegen. Gott will den Menschen ganz. Das macht unsere Würde und Größe aus, dass Gott auf unsere Liebe so großen Wert legt. Diese Gottesliebe ist Freundschaft mit Gott. Es ist keine Liebe, die etwas haben will, denn durch die Gottesliebe lieben wir Gott um der Liebe seiner selbst willen, in Anbetracht seiner überaus liebenswerten Güte. Diese Freundschaft ist eine echte Freundschaft, weil sie gegenseitig ist.
Liebe und Gegenliebe: Gott hat nicht nur Liebe. Gott ist Liebe, nichts als Liebe, Liebe, die alles Begreifen übersteigt. Gottes Liebe aber ist eine Einladung an uns zur Gegenliebe. Seine Liebe lockt und ruft unsere Liebe, dass wir Antwort geben, dass wir seine Liebe erwidern.
Gott hat dich erlöst und dich mit ihm versöhnt, damit du ihn liebst: Du bist berufen zur Anbetung. Liebe Gott mit deinem ganzen Herzen. Du wurdest erschaffen, um Gott Freude zu bereiten, deshalb ist es dein Lebensziel, Gott durch Anbetung zu lieben. Gott an erster Stelle: Zum Götzen wird alles, was in meinem Leben wichtiger ist als Gott. Setze Gott an erster Stelle deines Lebens, jeden Tag neu. Darum ist das Gebet unersetzlich, wahrlich, wir können sagen, wer betet ist Gott nahe, wer nicht betet, ist fern von Gott, auch wenn dieser ihm nahe bleibt. Darum bete ihn an! Dazu bist du gerufen. Mein Tagesanfang ohne mein Morgengebet zu Gott ist für mich persönlich unvorstellbar. Das gehört für mich genauso dazu wie jeden Morgen selbstverständlich die Sonne aufgeht.
Warum sollen wir Gott lieben: Gott befiehlt uns Menschen nicht deshalb, ihn aus ganzem Herzen, mit all unseren Kräften und mit ganzer Seele zu lieben, damit wir dadurch seine Macht und Herrlichkeit vergrößern. Das können wir gar nicht, denn Gott ist und bleibt immer der unbegreiflich große und allmächtige Gott, egal wie sehr oder wie wenig wir ihn lieben. Gott befiehlt uns, ihn zu lieben, weil es für uns Menschen das Beste ist, was uns passieren kann. Weil es mir und meiner Entwicklung gut tut, deshalb will Gott, dass ich ihn liebe. Er will es nicht nur, er erlaubt es mir nicht nur, sondern er befiehlt es mir sogar.
Worte von Franz von Sales: Die Einfachheit im geistlichen Leben ist nichts anderes als ein reiner, einfacher Akt der Liebe, der nur eines bezweckt: Die Liebe zu Gott zu erringen. Unsere Seele ist dann einfach, wenn wir in allem, was wir tun oder anstreben, einzig nur das wollen. Diese ganz einfache Liebe, die uns bei allem, was wir tun, nur auf eines hinsehen und hinzielen läßt, nämlich auf das Verlangen, Gott zu gefallen, das ist Marias Teil, das ist das eine Notwendige (Lk 10,42), das ist die Einfachheit, die mit der Liebe unzertrennlich verbunden ist, da sie nur auf Gott schaut und keinen egoistischen Nebengedanken duldet.
Es liegt nicht im Interesse Gottes, dass wir ihn lieben, sondern in unserem. Unsere Liebe bringt ihm keinen Nutzen, uns aber ist sie von großem Vorteil. Aus Liebe zu uns will Gott, dass wir ihn lieben. Franz von Sales
Mk 12,31: Ebenso wichtig ist das andere Gebot: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.
Wer Gott liebt, liebt auch sein Geschöpf. Sein Hauptgeschöpf aber ist der Mensch. Wer daher Gott liebt, muß alle Menschen lieben. Das Gebot der Nächstenliebe findet sich schon im alten Testament. Dieses Gebot der Nächstenliebe ist nun allerdings in und durch Christus nicht mehr nur ein Gebot, sondern Antwort auf das Geschenk des Geliebtseins durch ihn, mit dem Gott uns entgegengeht. Dazu gehört so vieles: sich Zeit nehmen für einander, kleine Aufmerksamkeiten, schlichten Freundlichkeiten, gern gegebene Hilfen, wissen, was den anderen freut, ahnen und spüren, was ihm weh tut und was ihn traurig macht, Bereitschaft zur Versöhnung, sich um Geduld bemühen, den anderen ertragen u.v.m. Herr Jesus, lehre uns zu lieben wie Du geliebt hast!
Herr Jesus, lehre uns zu lieben wie Du geliebt hast. Dass wir nicht lieben um geliebt zu werden, sondern dass wir immer mehr hineinwachsen in die Liebe, die Du uns zeigst.
Gott hat dich erlöst und dich mit ihm versöhnt, damit du ihm dienst: Du bist berufen zum Dienst. Es ist letztlich das praktische Tätigwerden, dass aus der Berufung zur Anbetung, zur Nachfolge und zur Gemeinschaft entspringt. Täglich neu die Ego-Mauer durchbrechen: Durchbreche die Mauer deines eigenen Ego zum anderen hin. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Denke nicht nur an deinen eigenen Vorteil, sondern habe stets das Wohl der anderen im Auge, denn wer in Gottes Augen groß sein will, der soll allen anderen dienen. Es ist für mich einer der Aussagen Gottes in der heiligen Schrift, die mich ehrfürchtig Erstaunen lässt. Gott sagt: Ich bin in dir und ich bin im Nächsten. Gerade im Alltag begegnet mir Gott hier in den unterschiedlichsten Menschen auf unterschiedlichste Art und Weise und so kann der Dienst auch unterschiedlich aussehen: zuhören, praktisch helfen, Mut zusprechen, Zeit schenken, vergeben u.v.m.
Wie dich selbst: Doch dann kommt da noch ein kleiner zweiter Teil dieses Verses: „wie dich selbst“ – viel zu oft übersehen, in vielen christlichen Gemeinschaften nicht so ernst genommen und nicht selten negativ mit „Egoismus“ in Verbindung gebracht, ist vielen von uns vielleicht nicht klar, was diese Worte bedeuten sollen. Pure Selbstverliebtheit und Egoismus ist sicher nicht damit gemeint. Jesus Christus will nicht, dass wir nur selbstverliebt, also ohne die Gedanken an unsere Nächsten leben. Aber er will im Umkehrschluss auch nicht, dass wir nur selbstvergessen und selbstlos lieben, also ohne an uns selbst zu denken immer nur für die Anderen da sein müssen. Nur wer sich selbst auch annehmen kann, wer sich selbst einmal etwas Gutes tun kann, der kann mit der Liebe Gottes in innerer Ausgeglichenheit und mit einem inneren Frieden leben! Denn nur ein ausgeglichener, in sich ruhender und zufriedener Mensch kann Gottes Liebe genießen und wird deshalb in der rechten Weise auch seinen Nächsten lieben. Deshalb, gönn’ DIR heute einen guten Tag! Rolf Aichelberger
Mk 12,31: Kein anderes Gebot ist wichtiger als diese beiden.
Aus zwei wird ein Gebot: Durch dieses Wort macht Jesus aus den im originalen Wortlaut selbständigen zwei Geboten der Gottes- und Nächstenliebe eine Einheit. Er verknüpft und bindet die Liebe zu Gott an die Liebe zum Nächsten. Die Nächstenliebe braucht die Verankerung in Gott. Wenn ich mich Gott ganz zuwende, erfahre ich, dass er für mich da ist. Alles, was ich bin und habe, ist sein Geschenk. Ich erfahre mich von ihm geliebt und angenommen trotz meiner Mängel und Schwächen. Aus diesem Beschenktsein heraus werde ich selber zum Schenkenden. Weil Gott mich so wichtig nimmt, dass er von mir geliebt sein will, nehme ich den nahen und fernen Nächsten wichtig und schenke ihm meine Liebe. Das Standbein der Liebe zu Gott gibt mir den Halt und die Kraft, mich für den Nächsten einzusetzen und tätig zu werden.
Frère Roger: Wenn der Nächste aus unserer Zwiesprache mit Christus verschwindet, dann hat unsere Gottesliebe nicht den Christus des Evangeliums zum Inhalt.
Worte von Madeleine Delbrêl: Gott ist es, den wir lieben und die Liebe zu Gott ist das erste Gebot; aber das zweite entspricht ihm, weil wir Gott die Liebe, die er uns erwiesen hat, nur mittels der anderen zurückschenken können. Es besteht die Gefahr, dass das zweite Gebot zum ersten wird. Hier aber können wir einen Gegentest machen und prüfen, ob wir jeden Menschen lieben, also Christus lieben, Gott in jedem Menschen lieben, ohne Bevorzugung, ohne Kategorien, ohne Ausnahme. Die zweite Gefahr besteht darin, dass wir es nicht zu Stande bringen und auch nicht bringen werden, wenn wir die Nächstenliebe vom Glauben und der Hoffnung abkoppeln. Der Glaube und die Hoffnung erwachsen aus dem Gebet. Ohne Gebet können wir nicht lieben. Denn nur der Glaube und die Hoffnung, die durch das Gebet vermehrt werden, vermögen den Weg unserer Liebe von ihrem lästigsten Hindernis zu befreien: die Sorge um uns selbst. Die dritte Gefahr ist die, dass wir nicht „wie Jesus uns geliebt hat“, sondern auf rein menschliche Art lieben. Und das ist vielleicht die größte Gefahr. Es ist nicht unsere Liebe, die wir zu geben haben: es ist Gottes Liebe. Die Liebe Gottes, die eine göttliche Person ist, die ein Geschenk Gottes an uns ist, die aber ein Geschenk bleibt, das sozusagen durch uns hindurchgehen, uns durchdringen [durchbohren] muss, um anderswo hinzugehen, um in andere hineinzugehen.
Mk 12,32: Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Recht so, Meister! Es ist in Wahrheit so, wie du sagst, dass es nur einen Gott gibt und keinen anderen außer ihm;
Mk 12,33: und ihn zu lieben mit ganzem Herzen und mit ganzem Verständnis und mit ganzer Seele und mit aller Kraft und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer!
Der Schriftgelehrte wiederholt Jesus Worte und spricht so die ehemals zwei Gebote in einem aus. Gott lieben und den Nächsten wie sich selbst, das ist das allerwichtigste. Darauf kommt es an, wenn dein Leben Sinn und Ziel haben, wenn es erfüllt sein und gelingen soll. Mache uns bewußt, dass wir nicht wegen der Mitmenschen anfangen wollen zu lieben, sondern allein weil wir auf Deine Liebe Antwort geben wollen. Und lass uns aus dieser Erkenntnis heraus hinwachsen, dass wir auch nicht wegen Menschen aufhören zu lieben. Lass uns lieben, weil Du die Liebe bist. Wer danach handelt, kann sich der Zusage Jesus gewiss sein: Du bist nicht weit von Gottes Reich entfernt.
Worte von Franz von Sales: Aus der Liebe zu Gott geht die zum Nächsten hervor. Den Nächsten mit heiliger Liebe lieben, heißt Gott im Menschen oder den Menschen in Gott lieben. Es heißt, Gott aus Liebe zu ihm selbst und das Geschöpf aus Liebe zu Gott lieben. So wissen wir auch, daß ein und dieselbe heilige Liebe die Gottesliebe wie die Nächstenliebe in sich schließt. Sie hebt unseren Geist hinauf zur Vereinigung mit Gott, um uns dann wieder zum liebreichen Verkehr mit dem Nächsten zurückzuführen, jedoch so, daß wir den Nächsten als Abbild und Gleichnis Gottes lieben. Die Seele des Nächsten ist dabei der Baum des Lebens des irdischen Paradieses. Es ist verboten, sie zu berühren, weil sie Gott gehört und es ihm zusteht, über sie zu urteilen wie über uns. Wenn uns die Anwandlung überkommt, uns über jemand zu ärgern, müssen wir diese Seele sogleich im Herzen Gottes sehen, dann werden wir nicht daran denken, uns über sie zu ärgern, und das ist das rechte Mittel, den Frieden in unserem Herzen und die Nächstenliebe zu wahren.
Mk 12,34: Du bist nicht fern vom Reich Gottes!
Worte von Franz von Sales: Herr hat seine Geschöpfe so sehr geliebt, daß er es nicht für ausreichend hielt, Engel oder Heilige zu schicken, um uns die Liebe zu zeigen, die er für uns hegt, wenn er nicht selbst in Person kam, um unsere Menschennatur anzunehmen und sein Blut und sein Leben für unsere Erlösung hinzugeben. Das soll uns sehr ermutigen, ihn von ganzem Herzen zu lieben und ihm freudig zu dienen. Bemühen wir uns, nichts im Verstand zu haben als Jesus, nichts im Gedächtnis als Jesus, nichts im Willen als Jesus, nichts in der Vorstellung als Jesus. Sprechen wir diesen heiligen Namen aus, sooft wir können. Bitten wir, es möge ihm gefallen, ihn in diesem Leben auf dem Grund unseres Herzens einzuprägen, um ihn im anderen zu sehen. Man muß unsere Geschwister als Bräute unseres Herrn recht lieben. Wundern Sie sich dabei nicht, wenn Ihre Liebe nicht zärtlich ist, sowohl gegen Gott als auch gegen die Geschöpfe; das ist um so besser, damit sie stark ist. Man muß sie so zärtlich lieben, wie man es vermag.
Mk 12,35-37: Im Gespräch mit führenden Juden
Auslegung und Kommentar zu Mk 12,35-37
Parallelstellen: Mt 22,41-46; Lk 20,41-44
Mk 12,35: Wie können die Schriftgelehrten sagen, dass der Christus Davids Sohn ist?
Worte von Ambrosius: Aus dem Schoß der Jungfrau ist er geboren, Diener und Herr zugleich. Diener, um ein Werk zu vollbringen, Herr, um Befehle zu erteilen, um Gott ein Königreich im menschlichen Herzen einzurichten. Er hat eine doppelte Herkunft, ist aber ein einziges Wesen. Er ist nicht jemand anderes, wenn er aus dem Vater hervorgeht und nicht jemand anderes, wenn er aus der Jungfrau hervortritt. Sondern er ist derselbe, der vor aller Zeit aus dem Vater geboren, zur festgesetzten Zeit von der Jungfrau Fleisch angenommen hat. Darum wird er sowohl Diener als auch Herr genannt: Diener wegen uns, aber aufgrund der Einheit mit dem göttlichen Wesen, dem Gott von Gott, dem Ursprung allen Ursprungs, ist er Sohn, der dem Vater in allem gleich ist und somit Gott gleich.
Religiöser Hochmut: Diese religiösen Führer dachten, sie wüssten so ziemlich alles, was es über den Messias zu wissen gibt. Jesus stellte diesen Gedanken in Frage und forderte sie auf, darüber nachzudenken, ob sie vielleicht etwas zu lernen haben.
Mk 12,36: David selbst sprach doch im Heiligen Geist: Der Herr sprach zu meinem Herrn.
Mk 12,37: David selbst nennt ihn also Herr; wie kann er dann sein Sohn sein? Und die große Volksmenge hörte ihm mit Freude zu.
Worte von Ambrosius: Indem er Fleisch annimmt, verliert er nichts von seiner Größe, die kein Ende kennt. Als Sohn Gottes ist er also Gott gleich und indem er Mensch wurde, hat er die Knechtsgestalt angenommen. Wie gut ist doch diese Knechtsgestalt, die uns alle befreit hat! Wahrlich, wie gut ist sie! Sie hat ihm den Namen verdient, der größer ist als alle Namen! Wie gut ist seine Erniedrigung! Sie hat bewirkt, dass alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr.
Mk 12,38-40: Warnung vor Schriftgelehrten
Auslegung und Kommentar zu Mk 12,38-40
Parallelstellen: Mt 23,1-12; Lk 20,45-47
Mk 12,38: Und er sagte ihnen in seiner Lehre: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, welche gern im Talar einhergehen und auf den Märkten sich grüßen lassen.
Mk 12,39: In der Synagoge sitzen sie am liebsten in der ersten Reihe, und bei den Festen wollen sie die Ehrenplätze bekommen.
Wahre Größe kann klein sein. Wenn es Menschen genügt, dem Schein nach Geltung zu erlangen, dann besteht die Gefahr, dass sie sich künstlich aufblähen. Etwas abwertend nennen wir sie dann hin und wieder Wichtigtuer. Wenn aber ein Mensch seine Identität vor Gott-Vater kennt und in ihr ruht, dann kann er sich vor anderen klein machen und muss sich nicht aufblähen. Denn vor Gott sind wir die geliebten, geschätzten Kinder voller Würde und Segen. Wir müssen nicht nach Achtung suchen, denn wir haben sie bereits. Wer seine Größe erkennt und erfährt (die Gott ihm schenkt), der kann sich in dieser Welt klein machen. Klaus Einsle
Wer sich eitel und anmaßend verhält, verfehlt das Ziel. Wer maßlos ist und nur auf das eigene Image bedacht ist, verfehlt das Ziel. Wer sich selbst zum Mittelpunkt macht, verfehlt sich selbst und verliert Gott und die Nächsten aus den Augen und dem Herzen. Wer sich nicht für das Zentrum der Dinge hält, ist schon auf dem Weg. Wer von sich selbst absieht, ist schon auf dem Weg. Wer sich selbst riskiert, ist auf dem Weg. Wer ohne Rückversicherung das Letzte hergibt, ist auf dem Weg zum Ziel. Wer von Gott mehr erwartet als von sich selbst, ist auf dem Weg. Solange Jesus redet, ist es einfach, sich für den Weg zu entscheiden, der zum Ziel führt. Solange Jesus weiterspricht, bleibt es einfach und der Weg ist gut ausgeleuchtet. Solange Jesus spricht. Jesus spricht auch heute.
Mk 12,40: Welche die Häuser der Witwen fressen und zum Schein lange Gebete sprechen. Diese werden ein umso schwereres Gericht empfangen!
Mk 12,41-44: Eine arme Witwe gibt alles
Auslegung und Kommentar zu Mk 12,41-44
Parallelstellen: Lk 21,1-4
Mk 12,41: Jesus setzte sich dem Opferkasten gegenüber und schaute zu, wie die Leute Geld in den Opferkasten legten. Und viele Reiche legten viel ein.
Ich schaue auf den göttlichen Blick Jesus. Er sieht nicht nur die Gesten, sondern auch auf die Herzen derer, die die Gaben darbringen. Worauf Menschen nicht schauen, das sieht allein Gott. Ich denke dabei an mich. Jesus schaut auf mich bis in die Tiefe des Herzens. Er schaut auf mein Herz, und nicht auf äußerliche Gesten. Er weiß darum, dass meine Hingabe an ihn oft kümmerlich und schwach ist. Aber er sieht mein tägliches Bemühen, Hingabe zu leben. Und sind wir untreu, so ist und bleibt er treu.
Unsere Hingabe mag unbeständig sein, Gottes Hingabe niemals. Max Lucado
Mk 12,42: Und es kam eine arme Witwe, die legte zwei Scherflein ein, das ist ein Groschen.
Mk 12,43: Da rief er seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten gelegt als alle, die eingelegt haben.
Sie gab alles: Das Wunderbare an der Gabe dieser Witwe war, dass sie zwei Scherflein hatte und sie beide gab. Sie hätte vielleicht eine Münze für sich behalten, und niemand würde es ihr verübeln, wenn sie es täte. Stattdessen gab sie mit erstaunlicher Großzügigkeit. Die Witwe wirft die letzten Münzen, die ihr verblieben sind, in den Opferkasten des Tempels. Aus materieller Hinsicht ist dieses Opfer wertlos, einen Cent gibt sie nach heutiger Rechnung. Aber ihre Tat enthält eine große Lehre. Die Tatsache, dass Jesus seine Jünger zusammen ruft und das betonte „Wahrlich ich sagen euch“ erleiht der Handlung der Witwe eine besondere Bedeutung. Hatte Jesus kurz zuvor die Scheinheiligkeit der Schriftgelehrten geradelt, so wird er nun die Hingabe der Witwe als ein Vorbild tiefer Frömmigkeit heraus stellen.
Alle christliche Frömmigkeit ist nur so viel wert, als sie die Hingabe unseres Willens an den Seinen enthält. Albert Schweitzer
Das ist die Mathematik des Himmels. Die Reichen gaben von dem, was sie zu viel hatten und behielten genug für sich zurück. Die arme Witwe gab von dem, was sie zu wenig hatte, und behielt nichts für sich zurück. Das zeugt von einer großen Liebe und einer tiefen Hingabe an Gott. Das machte ihr Opfer so großartig. Auch heute gilt für uns: Wahres Christentum ist völlige Hingabe und zwar an den Herrn Jesus Christus.
Das innerste Wesen der Liebe ist Hingabe. Edith Stein
Wie geben wir? Jesus sieht uns an, wenn wir geben, und er merkt, wie wir geben. Als Jesus hinschaut, ist er mehr daran interessiert, wie wir geben, als daran, wie viel wir geben. Als Jesus sah, wie die Menschen gaben, studierte er keine Technik. Er schaut mehr auf Motiv und Herz. Jesu Grundsatz hier zeigt uns, dass vor Gott der Geist des Gebens den Wert des Geschenks mehr bestimmt als die Menge. Gott will kein widerwillig gegebenes Geld oder Schuldgeld. Gott liebt den fröhlichen Geber.
Mk 12,44: Denn alle haben von ihrem Überfluss eingelegt. Diese aber hat von ihrer Armut alles eingelegt, was sie hatte, ihren ganzen Lebensunterhalt.
Die Witwe hat von ihrer Armut gegeben, ein schönes Paradox. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in Gottes Vorsehung an einen bestimmten Platz in dieser Welt gestellt sind. An diesem Platz aus unserer Armut heraus und selbst ganz zu geben, das ist christliches Leben. So geben wir Gott die Ehre. Meine Hingabe wird dabei dann fruchtbar werden, wenn sie mit Herzen und in ihrer Ganzheit vollzogen wird. Die arme Witwe zeigt uns, dass es Gott nicht einfach um Gaben geht, sondern darum, dass der Mensch ihm sein ganzes Leben hingibt, sich selbst als Opfer darbringt.
Die Witwe gibt ihr ganzes Leben. Sie gibt sich selbst. Sie gibt sich hin. Sie ist ein Sinnbild für Proexistenz, d.h. des Daseins für andere, die bis zur äußersten Konsequenz geht. So hat Jesus seinen eigenen Tod verstanden und gedeutet. Am Wendepunkt des öffentlichen Wirkens Jesu hin zu seiner Passion steht diese Erzählung. Auf diese Weise wird diese Witwe zum Sinnbild für Christus, der sich nun aufmacht sein Leben hinzugeben.
Die arme Witwe ist ein Beispiel wahrer Jüngerschaft. Wir sind die arme Witwe, weil wir das übertriebene Streben nach Zeitlichem hinwegwerfen. Wir sind die arme Witwe, weil unser Bräutigam Christus für uns den Tod ertrug. Wir sind die arme Witwe, weil wir alles loslassen, so dass Gott Wohnung in uns nehmen kann.
Selbsthingabe: Die vollkommene Selbsthingabe an den Herrn ist das grundlegende Merkmal des Christen. In unserer Lebenshingabe vollziehen wir den wahren Gottesdienst. Versuche, bei allen Aufgaben des Tages in voller Hingabe zu leben, horchend und gehorchend. Im Kern geht es um eine bedingungslose Hingabe an Gott. Hier ist uns die Witwe Vorbild. Für uns ist sie täglich neu zu leben im Glauben und im Gehorsam und mit dem Herzen.
Therese von Lisieux: Der Herr verlangt von uns keine großen Taten, sondern nur Hingabe und Dankbarkeit. Er braucht unsere Werke nicht, sondern allein unsere Liebe.
Franz von Sales: Was mich kümmert und was mich fordert ist das Heute. Das Heute gehört der Gnade Gottes und der Hingabe meines Herzens.
Hingabe ist: Dem Herrn geben, was ihm gehört. Corrie ten Boom
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Markus Evangelium Mk Kapitel 12