Psalm (Ps) 37: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Psalm (Ps) 37: Glückselig die Sanftmütigen
Ps 37,3: Vertraue auf den Herrn und tue Gutes, wohne im Land und übe Treue.
Das Erste, was wir tun müssen: Vertraue! Das ist das Grundlegendste. Was auch kommt, wir dürfen uns nicht dazu drängen oder hinreißen lassen, unser Vertrauen wegzuwerfen. Wir wollen den weisen, den guten und gerechten Führungen des Herrn vertrauen. Er weiß, was er tut. Wir müssen nicht alles wissen, aber uns genügt zu wissen, dass er weiß. Wir sind sein und er ist unser, was um uns auch geschehen mag. Vertraue ich ihm, tue ich schon das erste Gute und aus diesem Guten erwächst alles weitere Gute.
Vertrauen und Gutes tun: Gott hat uns nicht erschaffen, damit wir egoistisch sind und uns nur darauf konzentrieren, wie wir uns selbst helfen können. Er will, dass wir guten Samen ausstreuen, indem wir anderen helfen. Gutes zu tun ist sehr befriedigend, weil es sich wunderbar anfühlt, etwas Positives zu bewirken. Außerdem öffnet es eine Tür für Gott, sodass er uns noch mehr beschenken kann. Vertraue Gott, dass er das Richtige in deinem Leben tun wird. Hilf anderen, während du auf sein Handeln wartest. Du wirst erleichtert sein, wenn du nicht mehr die ganze Zeit über dich selbst nachdenkst. Während du Gott vertraust und das Gute tust, das vor dir liegt, wird er dich treu segnen und deine Bedürfnisse stillen.
Gebet: Gott, ich will nicht selbstsüchtig und ichbezogen leben. Ich vertraue darauf, dass du mich zum richtigen Zeitpunkt segnen wirst, während ich denen Gutes tue, die du in mein Leben bringst.
Ps 37,4: Habe deine Lust am Herrn, so wird er dir geben, was dein Herz begehrt!
Ps 37,5: Befiehl dem Herrn dein Leben an und vertraue auf ihn, er wird es richtig machen.
Wir befehlen dem Herrn unseren Weg, wie der Herr auch seinen ganzen Weg Gott befahl, bis ans Ende auf dem Hügel Golgatha. Unsere Sache ist es nicht, den Weg zu bestimmen, auf dem wir durch diese Welt gehen. Unsere Sache ist einzig, dem Herrn zu vertrauen und zu gehorchen. Es wäre eine viel zu große Last, müssten wir unseren Weg selbst bestimmen und dafür sorgen, dass wir ihn gehen können. Nein, diese Last sollen wir auf den Herrn wälzen. Er ist besorgt um uns und er handelt für uns. Übergib in des ewigen Hände das, was dir das Herz beschwert, alle deine Kümmernisse und Sorgen. Unterstelle ihm den ganzen Lauf deines Lebens. Lass fahren alle Angst. Überlass alles deinem treuen Gott. Sei still! Vertraue still!
Ps 37,7: Halte still dem Herrn und warte auf ihn!
Ps 37,7: Sei still vor dem Herrn und warte auf ihn.
Wir finden unsere ruhigen Orte. Wir ziehen uns zurück. Wir nehmen uns Zeit. Manchmal brauchen wir nur ein paar Minuten. Ein anderes Mal reicht eine Stunde nicht aus. Wir entschleunigen. Atmen. Wir kommen wieder in der Gegenwart an. Wir beginnen zu fühlen. So kommen wir in die Freiheit. Unsere Erfolge und Misserfolge verlieren langsam die Macht über uns. Wir werden frei von der Tyrannei der Meinung anderer. Wir sind frei, einfach wir selbst zu sein. In der Stille und Einsamkeit kommt unsere Seele endlich nach Hause. Nichts weiter als Kinder unseres Vaters. Adoptiert in Liebe. Es ist eigentlich so einfach, sich jeden Tag ein wenig Zeit zu nehmen, um in der Stille mit sich und Gott allein zu sein.
Versuche, deine Seele immer in Frieden und Ruhe zu halten. Ignatius von Loyola
Ps 37,8: Lass dich nicht von Zorn und Wut überwältigen.
Umkehr beinhaltet den täglichen verantwortungsvollen Umgang mit den eigenen Gefühlen z.B. wie du mit Wut umgehst. Wut darf nicht verdrängt werden. Das rächt sich. Aber Wut darf nicht unkontrolliert ausgelebt werden. Das rächt sich auch. Sie zu, wohin dich der Zorn führt. Wer Groll im Herzen trägt, steht am Rand eines Abgrunds. Denn im Zorn tun wir niemals, was Gott gefällt. Wut ist da, steigt in uns auf, da können wir kaum was tun. In unserer Verantwortung liegt es, ob wir uns davon überwältigen lassen. Wut darf nicht die Macht und Kontrolle über uns als Ganzes übernehmen.
Jeder kann wütend werden, das ist einfach. Aber wütend auf den Richtigen zu sein, im richtigen Maß, zur richtigen Zeit, zum richtigen Zweck und auf die richtige Art, das ist schwer. Aristoteles
Ps 37,11: Die Sanftmütigen werden das Land erben und sich großen Friedens erfreuen.
Wenn du sanftmütig sein willst, lerne zuallererst, alles was dir geschieht anzunehmen, ohne gleich in die Haltung des Richters zu verfallen, der verurteilt. Spiritualität, die uns hart und selbstgerecht macht, ist wertlos. Es sind unzählige Stellen im Evangelium, in denen das Jesus verurteilt. Bleibe stattdessen standhaft und beharrlich bei einem gütigen Auge. Dein Blick auf den anderen Menschen ist das entscheidende Moment. Ein Mensch mit Sanftmut hat großes Verständnis für die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Menschen und kann diese annehmen. Und ja, ich weiß, dass dies bei bestimmten Personen eine echte Herausforderung ist und bleiben wird.
Fehler sind dick, wo die Sanftmut dünn ist. Englisches Sprichwort
Ps 37,16: Das Wenige, das ein Gerechter hat, ist besser als der Überfluss vieler Gottloser.
Die Zufriedenheit findet viel in wenig. Bescheidenheit als Frucht des hl. Geistes ist eine Entscheidung, mit dem glücklich zu sein, was man hat. Wir können uns dafür entscheiden, jeden Tag zufrieden zu sein mit dem was wir haben und was ist und unsere Gier und Sehnsucht zügeln. Zufriedenheit in der Bescheidenheit! Es liegt durchaus an uns wieviele Sternchen wir dem Tag am Ende geben, abhängig mit wie viel Wünschen und Ansprüchen wir in den Tag gehen. Sind diese zu viel und zu hoch, dann scheitern wir wahrscheinlich recht häufig daran. Ergebnis ist meist Unzufriedenheit. Bescheidenheit ist die Fähigkeit, mit Wenigem zufrieden zu sein. So
Schmücke dein Haus mit Bescheidenheit. Chrysostomus
Ps 37,18: Der Herr kennt die Tage der Rechtschaffenen und ihr Erbe wird ewiglich bestehen.
Das ist unser Trost, dass unser Lebensweg unserem Gott bekannt ist und nichts von alledem, was uns zukünftig begegnen wird, ihn überraschen kann. Weder in der Zeit noch in der Ewigkeit kann uns irgendein Übel zustoßen, das Gott nicht vorhergesehen hätte. Die Zukunft wird nur eine fortgehende Entfaltung all des Guten sein, das der Herr für uns aufbewahrt hat. Der Herr kennt die Seinen und die Seinen hören auf seine Stimme. Er wacht über alle. Was haben wir doch für einen fürsorgenden Hirten. Gelobt sei Jesus Christus!
Ps 37,19: Sie sollen nicht zuschanden werden zur bösen Zeit, sondern genug haben auch in den Tagen der Hungersnot.
Ps 37,21: Der Gottlose borgt und zahlt nicht zurück. Der Gerechte aber ist barmherzig und gibt.
Der Gerechte will sein wie sein Herr, der gnädig ist und gibt. Er weiß, dass er in Gott alles hat. Die Barmherzigkeit in Jesus Christus gibt ihm viel. Darum gibt auch er in barmherziger Liebe den Bedürftigen. Er ist mildtätig und je mehr er gibt, desto mehr hat er. Darum ist er frei von Habsucht und Ruhmsucht, von Geldgeiz und Ehrgeiz. Er leiht nicht, sondern er gibt. So viel er nur kann, leiht er der Stimme der Not sein Ohr. Es tut ihm nicht weg, von seinem eigenen Besitz herzugeben, sei dies nun materieller oder geistlicher Art. Echter Glaube zeigt sich in unserer Freigebigkeit.
Ps 37,22: Die von Ihm Gesegneten werden das Land erben.
Ps 37,24: Fällt er, so wird er nicht hingestreckt liegen bleiben. Denn der Herr stützt seine Hand.
Alles ist in Gottes Hand und diese Hand stützt uns, wenn wir fallen. Wir vertrauen auf die ewigen Arme Gottes, die unter uns sind. Wir mögen straucheln, aber wir stehen wieder auf. Wir mögen wie Petrus für kurze Zeit einbrechen, aber der Herr führt wieder zurück. Keiner von uns wird fallen, ohne in der Gnade Gottes sich wieder zu erheben.
Ps 37,25: Ich bin jung gewesen und alt geworden, doch habe ich nie den Gerechten verlassen gesehen.
Ps 37,27: Weiche vom Bösen und tue Gutes, so wirst du ewiglich bleiben!
Wer Gott liebt, hasst das Böse. Wir wollen das Gute tun, weil der Herr das Gute liebt. Das große Werk der Gnade, das Gott an Sündern tut, hat auch dies zum Ziel: unsere Zuneigungen mit Gottes Zuneigungen in Einklang zu bringen. Mag kommen, was will, die Gläubigen werden in Christus Jesus bewahrt. Er lebt und sie sollen auch leben.
Ps 37,28: Sie werden ewiglich bewahrt.
Ps 37,29: Die Gerechten werden das Land erben und für immer darin wohnen.
Die Gerechten sind die Menschen, die gerecht sind in Jesus Christus und ihm in allen Dingen folgen und nachahmen. Jesus Christus ist voller Sanftmut. Vor allem darin folgen wir ihm von ganzem Herzen nach, so dass wir keine Gewalt welcher Art auch immer anwenden. Jesus Christus ist voller Geduld. Trotz unserer Schwächen und unserer Sünden macht er immer wieder einen Anfang mit uns. Er vergibt mir, auch wenn er weiß, daß ich morgen wieder fallen und sündigen werde. Und wiederum gehört diese Geduld, diese Großherzigkeit und die Bereitschaft zur Vergebung zur Nachfolge Christi.
Ps 37,31: Das Gesetz seines Gottes ist in seinem Herzen und seine Schritte wanken nicht.
Es geht nicht um oberflächliches Tun. Im Herzen aufgenommen gestaltet mich das Wort Gottes um, reinigt meine innersten Beweggründe und Wünsche und stärkt mich im Gehorsam gegenüber dem Herrn, bewahrt mich vor bedenklichen Fehltritten. Einen festen Gang zu bewahren, diese Gnade wird allerdings nur solchen gegeben, deren Herzen gegen Gott aufrichtig gesinnt sind und die darum in Wahrheit Gott ihren Gott nennen können. Im aufrichtigem Glauben tun wir dies. Mit festen Schritten gehe ich so durch den Tag, wissend, dass der Herr bei mir ist. Wie drückt es Theresa von Avila so schön aus: Auch zwischen den Kochtöpfen wandelt der Herr.
Ps 37,34: Harre auf den Herrn und bewahre seinen Weg, so wird er dich erhöhen, dass du das Land erbst.
Bleibe auf dem schmalen Pfad. Lass dich nicht durch Hast nach Reichtum oder durch Genuss und Bequemlichkeit zu unguten Handlungen verleiten. Vorwärts, immer vorwärts auf dem Weg des Glaubens. Wer bis ans Ende beharrt, der wird selig. Wer auf Gott vertraut, wartet geduldig und wandelt auf Gottes Weg, ob dieser auch ein Umweg scheint. Wir eilen mit Weile und stürzen unsere Seele nicht durch Hast in Gefahr. Wir treten nicht ab von dem guten und geraden Weg des Herrn.
Heute muss alles schnell gehen. In dieser Zeit, die keine Zeit hat, versuche, Mensch zu bleiben. Lass dich nicht hetzen! Auch die Schnecke erreichte die Arche Noah! Phil Bosmans
Ps 37,37: Für den Mann des Friedens gibt es eine Zukunft!
Seien wir Menschen des Friedens. Das können wir nur sein, wenn wir die Andersheit des Anderen annehmen. Aber die Andersheit des anderen ist immer eine Last. Warum ist der andere anders? Aber gerade diese Vielfalt, diese Andersheit ist notwendig für die Schönheit der Symphonie Gottes. Und gerade durch die Demut, in der ich meine Grenzen, meine Andersheit gegenüber dem anderen, die Last, die ich für den anderen bin, erkenne, müssen wir fähig werden, den anderen nicht nur zu ertragen, sondern gerade in der Andersheit mit Liebe auch den Reichtum seines Seins und der Ideen und Phantasie Gottes erkennen. Dann können wir im Frieden mit ihm leben.
Ps 37,39: Die Rettung der Gerechten kommt von dem Herrn. Er ist ihre Zuflucht zur Zeit der Drangsal.
Alle Rettung kommt von Gott. Lasst uns seinen Namen preisen. Gott ist unsere Stärke und Hilfe in der Not. In unserem Leben, das einem Tag gleicht, mag es am Morgen regnen, am Mittag donnern und danach in Strömen gießen. Aber es wird sich zuletzt aufklären, ehe die Sonne unter den Horizont sinkt. Kampf und Not mögen andauern bis zu unserer letzten Stunde, aber dann werden wir zum letzten Mal damit zu tun gehabt haben und heim kehren in den Himmel.
Ps 37,40: Der Herr wird ihnen beistehen und sie erretten.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Psalm (Ps) 37