Psalm (Ps) 31: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Psalm (Ps) 31: In Gottes Hand
Ps 31,2: Bei dir, o Herr, habe ich Zuflucht gefunden. Lass mich niemals zuschanden werden. Errette mich durch deine Gerechtigkeit!
Nirgendwo anders suche ich Zuflucht. Auf Dich, Herr, setze ich mein Vertrauen. Sagen wir das oft, sagen wir das mit einem brennenden Herzen, sagen wir das mutig und zuversichtlich. Sagen wir das so, dann werde ich nicht zuschanden werden weder in diesem noch im künftigen Leben. Wissen wir doch, dass der Herr zu jeder Stunde auch auf das schwächste Seufzen seiner geringsten Kinder auf Erden bemerkt und hört. So beten wir: Gott, lass dich zu meiner Niedrigkeit herab. Lausche meinen Bitten, wie einer, der sich kein Wort entgehen lassen möchte.
Ps 31,3: Neige dein Ohr zu mir, rette mich rasch. Sei mir ein starker Fels, eine feste Burg zu meiner Rettung!
Ps 31,4: Führe und leite du mich.
Ps 31,6: In deine Hand befehle ich meinen Geist.
Diese Worte betete Jesus am Kreuz. Als Jesus so betete, bezeugte er damit seine vollkommene Ergebenheit in den Willen des Vaters und drückte damit auch aus, dass er aus seinem eigenen und freien Willen heraus sein Leben hingab. Im Mund Davids dagegen und damit in unserem Munde bedeuten die gleichen Worte nicht ganz das Gleiche. Hier bedeuten sie: Ich höre jetzt auf, selbst planen und schalten zu wollen. Ich bekenne, dass ich aus dem Labyrinth nicht herausfinde, dass ich mich nicht selbst retten kann. Ich lasse mich jetzt von dir leiten und von dir tragen.
Von Gott hat der Mensch den Geist erhalten. Gott bewahrt unseren Geist. In seinen Händen ist alles wohlgeborgen.
Wie ein kleines Kind: Ein ganz in den Willen Gottes ergebener Wille soll nichts anderes wollen, als dem Willen Gottes einfach zu folgen. Nichts mehr wollen, sich ganz der göttlichen Vorsehung überlassen. Es ist wie bei einem kleinen Kind, das noch nicht den Gebrauch seines Willens hat, um irgendetwas anderes als die Brust und das Angesicht seiner lieben Mutter zu wollen und zu lieben. Es denkt gar nicht an etwas, außer in den Armen seiner Mutter zu sein, mit der es ein Wesen zu sein glaubt. Es überläßt seiner Mutter die Sorge, dorthin zu gehen, das zu wollen und zu tun, was sie für gut findet. So mit dem Willen unseres höchsten Gutes ganz eins sein, ist sicher die höchste Vollkommenheit unseres Willens.
Ps 31,6: Du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott!
Jesus hat durch seinen Gehorsam und sein Sterben die Erlösung für mich erworben. So nimm mich hin, ewiger Vater, um Christi willen: meine Wunden, dass du sie heilst, meine Blindheit, dass ich sehend werde, meine Kälte, dass du sie erwärmst, meine Irrwege, dass du mich auf den rechten Weg führst. Ja, nimm all das Böse, das in mir ist, dass du es mit allen seinen Wurzeln mir aus der Seele reißest. In deine erlösenden Hände lasse ich mich fallen, mit allem, was ich bin. Was ich bin, weißt du weit besser als ich: schwach, elend, verwundet, wankend, blind, taub, stumm, arm. Lenke alles so, dass es zu deiner Herrlichkeit und Ehre diene. Lehre mich in allen Stücken deinen Willen tun und in allem das Wirken deiner Hände erkennen.
Ps 31,7: Ich vertraue auf den Herrn.
Ps 31,8: Ich will frohlocken und mich freuen an deiner Gnade.
Ps 31,9: Du hast mich nicht ausgeliefert in die Hand des Feindes, sondern hast meine Füße in weiten Raum gestellt.
Was bedeutet für mich weiter Raum? Wenn ich an einen weiten Raum denke, bedeutet das für mich Freiheit. Es bedeutet Möglichkeiten zu haben, sich zu entfalten und etwas gestalten zu können. Es kann auch heißen, Neues zu entdecken, dass sich neue Türen öffnen. Darüber hinaus denke ich auch an eine Weite in meinen Gedanken. Oft beschränke ich mich selbst, enge mich selbst ein, ich traue mir etwas nicht zu oder mir fehlt das Selbstbewusstsein etwas Neues anzufangen. Oder ich habe nicht den Mut Altes loszulassen. Ich bin in negativen Gedankenmustern gefangen. Immer wieder auf meinem Lebensweg werde ich in Situationen gestellt, in denen ich mich entscheiden muss. In welche Richtung will ich gehen? Manchmal stellt sich die Frage, ob ich einen neuen unbekannten Raum betrete oder nicht. Ulrike Puintner
Ps 31,11: Unter Kummer schwindet mein Leben dahin, unter Seufzen vergehen meine Jahre. Meine Schuld raubt mir alle Kraft und lähmt meine Glieder.
Unser Kummer ist bisweilen groß. Mal ist er selbst verursacht, mal nicht. Unser Kummer kostet uns seelische und körperliche Lebenskraft. Dennoch: Wir müssen stets auch sehen, dass wir aus unserem Kummer lernen können. Unser Kummer kann eine heilsame Arznei sein, wenn wir zum einen die Ursache des Kummers suchen, um in Zukunft diese zu vermeiden, zum anderen wenn wir durch den Kummer noch stärker zu unserem Gott finden. Gerade Zeiten des Leids haben mich näher zu Gott gebracht und mein Vertrauen in ihn gestärkt.
Ps 31,15: Aber ich vertraue auf dich, o Herr. Ich sage: Du bist mein Gott!
Ps 31,16: In deiner Hand steht meine Zeit.
Alles ist in den Händen des allmächtigen Gottes. Wir werden eben nicht willkürlich hin und her geworfen. Seine Hand, ja die unendliche Weisheit selbst, steuert und leitet uns. Sturm und Stille wechseln nach göttlicher Bestimmung. Die göttliche Vorsehung ist ein sanftes Ruhekissen für unsere sorgenbeschwerte Seelen. Ob die Zeiten erfrischend oder niederdrückend sind, steht bei ihm, welcher der Herr der Zeit und der Ewigkeit ist, und wir freuen uns, dass es in seinen Händen liegt. Dinge werden geschehen, die du nicht vorhersehen kannst, aber dein Herr hat alles vorhergesehen und für alles gesorgt. Wenn uns nur die göttliche Sonne leuchtet, dann können wir in allen Stürmen des Lebens bestehen.
Ps 31,17: Lass dein Angesicht leuchten über deinem Knecht. Rette mich durch deine Gnade!
Ps 31,20: Wie groß ist deine Güte.
Gottes Güte hat kein Maß. Dies ruft in uns anbetende Bewunderung hervor. Wo wir nicht messen können, können wir nur staunen. Je größer die Not war, durch die Gott uns führte, desto größer erscheint uns nun seine Güte. An dieser Güte dürfen wir in keiner Not, in keinem Kummer zweifeln. Auch wenn sie uns verborgen scheint, wissen und glauben wir, dass sie da ist: Wer glaubt, schaut nicht auf das, was man sieht, sondern auf das, was man nicht sieht.
Ps 31,21: Du gibst ihnen Schutz in deiner Nähe.
Ps 31,24: Liebt den Herrn.
Gib dich mir, mein Gott, und gib dich mir wieder! Ja, ich liebe und ist es zu wenig, will ich heißer noch dich lieben. Ich kann es ja nicht messen, wie viel mir fehlt zu dem, was erst genug ist, dass mein Leben sich in deine Arme wirft und nie mehr sich lösen lässt, bis es verborgen ist in der Verborgenheit deines Angesichts. Nur das eine weiß ich, dass ich, wenn ich dich nicht habe, im Übel bin, nicht nur bei allem außer mir, sondern auch in mir selbst, und dass all mein Reichtum, der nicht mein Gott ist, Armut ist. Augustinus
Ps 31,24: Wer treu zu ihm hält, steht unter seinem Schutz.
Ps 31,25: Seid stark, und euer Herz fasse Mut.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Psalm (Ps) 31