Psalm (Ps) 64: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Psalm (Ps) 64: Abgrund des Herzens
Ps 64,2-3: Höre, o Gott, mein lautes Klagen, schütze mein Leben vor dem Schrecken des Feindes! Verbirg mich vor der Schar der Bösen, vor dem Toben derer, die Unrecht tun.
Viele Martyrer haben ähnliches gelitten, aber nichts ragt so hervor wie das Haupt der Martyrer: bei ihm sehen wir besser, was jene an sich erfahren haben. Er ward beschützt vor der Menge der Bösen, denn Gott beschützte ihn, ja der Sohn selbst und der Mensch, den er trug, beschützte sein Fleisch, da er Menschensohn und Gottessohn ist, Gottessohn wegen der Gestalt Gottes, Menschensohn wegen der Gestalt des Knechtes. Deshalb lag es in seiner Macht, sein Leben hinzugeben und es wieder an sich zu nehmen. Was konnten ihm seine Feinde antun? Sie töteten den Leib, die Seele konnten sie nicht töten. Augustinus
Ps 64,4: Ihre Zungen sind scharf geschliffene Schwerter, und ihre bissigen Worte verletzen wie Pfeile.
In den Psalmen werden wir immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass das Böse seinen Ausgang im Wort hat, dass die tiefsten Verwundungen mit Worten geschlagen werden. Worte können wirken, ohne dass man weiß, wer sie eigentlich in Umlauf gesetzt hat, sie wirken aus dem Versteck, d.h. der Urheber braucht sich nicht als Täter zu offenbaren und das Opfer ist unvorbereitet und wehrlos. Gerade heute sehen sich viele Menschen Worten ausgesetzt, gegen die sie hilflos sind, vor allem dann, wenn diese Worte sich über Medien völlig unkontrollierbar verbreiten.
Ps 64,7: Sie brüten Gemeinheiten aus.
Das Herz eines jeden Menschen ist ein Abgrund, und wir können froh und dankbar sein, wenn uns diese Tatsache meistens verborgen ist, in Bezug auf uns selbst und in Bezug auf die anderen. Doch immer wieder werden uns die Augen geöffnet, vor allem dann, wenn „ganz normale“ Menschen plötzlich etwas tun, was so grauenvoll ist, das wir nur noch mit Entsetzen reagieren können. Machen wir uns nichts vor, in jedem von uns ist dieser Abgrund, und danken wir Gott, wenn wir ihn nie bis in seine Tiefe erfahren müssen.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Psalm (Ps) 64