Tägliche Andacht mit Wochenthema und Bibelkommentar

Psalm (Ps) 69: Auslegung und Kommentar

Auslegung und Kommentar zum Psalm (Ps) 69: In schwerer Not

Ps 69,2: Hilf mir, o Gott, denn die Wasser gehen mir bis an die Seele!

Es kann uns verwirren, ja, erschüttern, dass der Gott, den wir als unseren Retter kennen, uns überhaupt in tiefe Wasser sinken lässt. Sobald wir glauben können, ist aber der Qual des Unbegreiflichen der Stachel gezogen. Die Not schmerzt noch, aber wir wissen, dass Gott weiß, was er tut, wenngleich wir nicht wissen, wofür es gut sein soll. Diese Anfangsverse erinnern auch an Jesus in seinen Todesstunden. Jesus versank vollends in den Fluten des Todes und des Gerichts für dich und für mich.

Ps 69,3: Ich bin versunken in tiefem Schlamm und habe keinen Stand. Ich bin in tiefes Wasser geraten, und die Flut überströmt mich.

Ps 69,8: Um deinetwillen trage ich Schmach und Schande bedeckt mein Angesicht.

Sie besudelten sein heiliges Angesicht mit Speichel und bedeckten es mit Wunden, sodass Pilatus mit seinem Rufe Ecce homo die Aufmerksamkeit der Welt auf ihn richtete als auf ein beispielloses Bild des Elends und der Schande. Teurer Heiland, es war unsere Schmach, die dir zu tragen gegeben wurde. Als du für uns zur Sünde gemacht wurdest, erlittest du solche Schändung. Dank, ewig Dank sei dir, dass du es erduldet hast. Wir schulden dir mehr, als unser Herz begreifen kann, dass du dich in deiner Liebe so unergründlich tief erniedrigt hast!

Ps 69,14: Ich aber bete zu dir.

Worte von Johannes Hartl: Gebet ist die ultimative Rebellion: Der größte Irrtum des Menschen ist der Glaube, alles erklären oder erreichen zu können. Wer betet, entsagt dem Kontrollwahn und spricht: nicht mein Wille geschehe, sondern Deiner. Wer betet, erkennt die Grenzen des eigenen Hirns an. Er kniet nieder vor dem, was er nicht verstehen kann. Wer betet, öffnet die Hände und lässt sich beschenken, weil im Leben das meiste Geschenk und nicht alles Leistung ist. Der größte Wahnsinn des Menschen ist, um sich selbst zu kreisen, sich durch Besitz und Anerkennung zu definieren. Wer betet, kreist nicht mehr um sich selbst. Wer betet, lässt sich durch Gottes Liebe definieren, nicht durch Leistung oder Anerkennung. Beten ist das Gegenteil dessen, was unsere konsum-, kontroll- und leistungsorientierte und verkopfte Zeit vorlebt.

Ps 69,14: Gott, nach deiner großen Gnade erhöre mich mit deiner treuen Hilfe!

Selbst der eine, der von keiner Sünde wusste, rief Gott bei seiner großen Güte an. Wie viel mehr sollten wir so beten! Alle bitteren Lebenserfahrungen können uns nicht den Blick auf Gott, auf seine Gnade, Güte und Hilfe verstellen. Im Elend ist uns keine Eigenschaft Gottes so kostbar wie seine Gnade und wenn die Leiden groß werden, schätzen wir umso mehr die Größe dieser seiner Gnade. Gottes Gnade allein ist gut. Gottes Gegenwart ist allein Licht. Nichts als seine Nähe und das Licht seines Angesichts können trösten.

Ps 69,15: Lass mich Rettung finden.

Ps 69,17: Erhöre mich, Herr, denn deine Gnade ist freundlich. Wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit.

Ps 69,18-19: Verbirg dein Angesicht nicht. […] Nahe dich meiner Seele, erlöse sie.

Jesus ist nie fern, er ist immer da. Die Nähe ist der Stil Gottes, der uns auch in der Menschwerdung nahegekommen ist. Der Herr tröstet in der Nähe, er macht keine leeren Worte, er bevorzugt die Stille, die Kraft der Gegenwart. Er spricht wenig, aber er ist nahe. Dass Gott sich unserer Seele nahen möge, ist alles, was wir ersehnen.

Ps 69,21: Die Schmach hat mein Herz gebrochen, und ich bin elend. Ich wartete auf Mitleid, aber da war keines und auf Tröster, aber ich fand sie nicht.

Jesus sah hinab in die ganze Tiefe. Er hatte den Menschen geliebt und für seine Liebe wurde er an gefeindet. Niemand war da. Er war vollständig allein. Die Liebe des Herrn war grenzenlos. Als er sein Alles gab, wandten sich die Menschen mit der ganzen Kraft gegen ihn, als er ihnen seine arglose Seele entblößte, zerfetzten sie ihn erbarmungslos. Er dürstete nach Liebe, aber man gab ihm Essig in seinem Durst.

Ps 69,22: Sie gaben mir Galle zur Speise und Essig zu trinken in meinem Durst.

Ps 69,27: Sie verfolgen den, welchen du geschlagen hast.

Ps 69,30: Ich aber bin elend und voller Schmerzen. Deine Rettung, o Gott, berge mich in der Höhe!

Wie gewiss war sich unser Erlöser Jesus Christus des Sieges, da er zu loben und danken gelobte, während er noch im Leiden war! Auch unser Glaube sieht den freudvollen Ausgang aller Trübsale voraus und drängt uns dazu, schon jetzt die fröhliche Zukunftsmusik des Dankes zu beginnen, die in immer volleren und herrlicheren Akkorden erklingen wird in die Ewigkeiten der Ewigkeiten.

Ps 69,31: Ich will den Namen Gottes loben mit einem Lied und ihn erheben mit Dank.

Ps 69,33: Wenn das die Elenden sehen, werden sie sich freuen. Ihr, die ihr Gott sucht, euer Herz soll aufleben!

Ps 69,34: Der Herr hört auf die Armen.

Ps 69,37: Die seinen Namen lieben, werden darin wohnen.

Die seinen Namen, d. h. seine geoffenbarten Vollkommenheiten lieben, werden am Ende dort wohnen, wo er wohnt. Sie werden Ruhe und Frieden genießen. So endet dieser Psalm der außergewöhnlichen Leiden und Bitterkeiten mit dem Ausblick auf die ewige Ruhe und die nie endende Wonne der Erlösten. Wahrhaftig, das Ende einer Sache ist besser als ihr Anfang.

Berühre mein Herz mit Deiner Barmherzigkeit. Durchatme mich mit Deinem Wehen. Heile meine Wunden. Heilige meine Gedanken und befreie mich von allen Ketten der Sünde und der schlechten Gewohnheiten.


Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Psalm (Ps) 69. 


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Mein Name ist Joachim Brenner. Ich arbeite als Lehrer für Kinder und Jugendliche mit einer körperlichen Behinderung. Den täglichen christlichen Impuls schreibe ich seit 2014.

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