Psalm (Ps) 85: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Psalm (Ps) 85: Gerechtigkeit und Frieden
Ps 85,2: Herr, du hast deinem Land Gnade gewährt.
So sehr wir uns auch anstrengen und wir sollen uns anstrengen und wachsam sein, wir machen Fehler und tun aus welchen Gründen auch immer das Falsche. Egal nun, was passiert und wie viele Fehltritte es sein mögen: wir gerade darüber nicht in eine resignierte Unruhe, sondern vertrauen uns umso stärker der Gnade Gottes an. Seine Gnade ist ein kräftiges Belebungsmittel der Hoffnung. So wissen wir, dass jeder, der an Jesus glaubt, den Segen der Sündenvergebung genießt.
Ps 85,3: Die Schuld deines Volkes hast du vergeben und alle seine Sünden zugedeckt.
Ps 85,5: So stelle uns wieder her, du Gott unsres Heils.
Immer wieder fallen wir, immer wieder stellt uns das Leben Herausforderungen, immer wieder! Immer wieder aber stellt uns Gott wieder her, reicht uns seine helfende Hand des Heils und belebt uns neu. Ja Herr: Belebe uns mit deiner Lebenskraft, denn Leben ist Freude! Du bist das Leben und darin ist Freude. Wenn wir geistlich träge werden, müde von allerlei Dingen, so lasst uns diesen Vers von Herzen beten: Stelle mich wieder her. Belebe mich neu! Der Herr wird es tun. Wenn wir dann den erquickenden Tau der Gnade verspüren, so wollen wir uns freuen. Ja: unsere Glückseligkeit wird es dann sein, uns über unseren Herrn zu freuen, der unsere Stärke ist.
Ps 85,7: Willst du uns nicht wieder neu beleben, damit dein Volk sich an dir erfreuen kann?
Ps 85,8: Herr, lass uns deine Gnade schauen und schenke uns dein Heil!
Die Liebe des Herrn zu uns ist unergründlich und unfassbar in Worte zu fassen. Er allein kann uns den Frieden und das Heil schenken. Er allein hilft allen und weist keinen ab. Er allein ist alles in allem für uns. Die Glückseligkeit des Menschen besteht so ganz und gar in der Liebe zu Jesus Christus, unserem höchsten Gut, unserem Erlöser. Das allein gibt jedem Tag seine Mitte und seinen tiefsten Sinn. Das allein ist das Schauen der Gnade in Christus, der uns sein Heil schenkt.
Manche sehen die Vollkommenheit in einem strengen Leben, andere im Beten, im häufigen Empfang der Sakramente oder im Almosengeben. Doch sie täuschen sich. Die Vollkommenheit besteht darin, Gott aus ganzem Herzen zu lieben. Franz von Sales
Ps 85,9: Ich will hören, was Gott, der Herr, reden wird. Denn er wird Frieden zusagen seinem Volk.
Oh, wie kostbar ist die Zeit! Selig diejenigen, welche sie gut zu nutzen wissen. Oft viel schneller als wir denken heißt es für uns: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man das Leben von dir fordern.“ (Lk 12:20). Darum nutze deine Zeit für gute Dinge. Sein Wort zu hören ist immer eine kostbare Zeit, die im Tagesverlauf ihre Früchte zeigt. Unser Alltag sei durchwoben mit der Pflege der Beziehung zu Gott durch allerlei Möglichkeiten: das Aufwachgebet, das Morgengebet, durch Stoßgebete, einen Blick auf Jesus am Kreuz. Die heilige Schrift sei dabei dein täglicher Begleiter. Das alles aber nicht aus Pflicht, sondern aus der Gewissheit heraus, dass allein Christus, dem du darin begegnest, dir den Frieden bringen kann.
Ps 85,11: Gnade und Wahrheit sind einander begegnet, Gerechtigkeit und Friede haben sich geküsst.
Wenn es nicht gerecht zugeht (Familie, Schule, Arbeit u.a.), wird es nicht friedlich zugehen. Gerechtigkeit und Friede sind aufs engste miteinander verbunden, wie bei einem Kuss, einer Umarmung. Dies gilt in menschlichen Beziehungen ebenso wie in der Gottesbeziehung: Gott ist zugleich ein gerechter Gott und Gott ist ein rettender Gott, der Frieden bringt. Warum? Gottes Wahrheit, die Sünde verurteilt und Sünder richtet, und Gottes Gnade, die Sündern vergibt, sind sich durch die Menschwerdung, das Leben, Sterben und Auferstehen des Sohnes Gottes einander begegnet. Darum kann Gott jetzt den Schuldigen rechtfertigen und dabei doch gerecht bleiben. Das ist zutiefst das Evangelium!
Kein Friede ohne Gerechtigkeit wie keine Gerechtigkeit ohne Vergebung. Johannes Paul II
Ps 85,12: Die Wahrheit wird aus der Erde sprossen und Gerechtigkeit vom Himmel herabschauen.
Was ist die Wahrheit? Der Sohn Gottes. Was ist die Erde? Das Fleisch. Frage dich, woraus Christus geboren ist und du siehst, warum die Wahrheit aus der Erde hervorgesproßt ist. Die Wahrheit ist aus der Jungfrau Maria geboren. Die Wahrheit, die zu fassen der Himmel nicht ausreicht, ist aus der Erde hervorgesproßt, um in eine Krippe gelegt zu werden. Zu wessen Nutzen hat ein so großer Gott sich so erniedrigt? Sicher nicht zu seinem eigenen, sondern zu unserem großen Nutzen, wenn wir glauben. Augustinus
In Jesus, der in Bethlehem aus der Jungfrau Maria geboren wurde, sind wirklich Liebe und Wahrheit einander begegnet, haben sich Gerechtigkeit und Friede geküßt. Benedikt XVI
Ps 85,13-14: Dann wird der Herr auch das Gute geben, und unser Land wird seinen Ertrag abwerfen. Gerechtigkeit wird vor Ihm hergehen und den Weg bereiten für seine Tritte.
Christus hat die Psalmen gebetet und sie zur Vollendung geführt. Deshalb gehören sie bleibend zum christlichen Gebet. Das Gute, was der Herr gibt, ist er selbst. Er schenkt sich uns ganz, wird in seiner Menschwerdung uns Bruder und Freund. Der Ertrag des Landes ist unser Glaube an ihn und die Werke, die daraus hervor gehen. Durch diesen Glauben an ihn sind wir gerecht. Er bereitet den Weg, d.h. er lenkt alle Dinge, alle Macht ist ihm gegeben und er führt uns mit Stärke zu unserem Ziel. Das ist unser Trost und unsere Hoffnung. Gelobt sei Jesus Christus
Das gläubige Beten der Psalmen bringt uns Gottes Hilfe und lässt uns Gott nicht vergessen. Basilius von Cäsarea
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Psalm (Ps) 85