Psalm (Ps) 123: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Psalm (Ps) 123: Aufblick zu Gott
Ps 123,1: Zu dir erhebe ich meine Augen, der du im Himmel thronst.
Die zum Himmel aufgeschlagenen Augen sind der Ausdruck jenes Herzenszustandes, bei dem alles Begehren, Hoffen, Vertrauen und Erwarten auf den Herrn gerichtet ist. Gott ist freilich überall und doch ist es natürlich, dass wir uns ihn als über uns seiend denken in dem Land der Herrlichkeit. Denn diese Höhe bedeutet Macht, Herrlichkeit und Allerhabenheit in jeder Beziehung. Sei es denn unser fester Entschluss, dass es an dem himmelwärts gerichteten Blick bei uns nicht fehlen solle.
Siehe, o Herr, wie wir zu dir aufblicken, und blicke auch du in Gnaden auf uns nieder!
Ps 123,2: Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Gebieterin, so blicken unsere Augen auf den Herrn, unseren Gott, bis er uns gnädig ist.
Wir schauen die Führungen seiner Vorsehung und das Wirken seiner Gnade. Unser Blick ist mit voller Aufmerksamkeit auf alles gerichtet, was von dem Höchsten ausgeht. Wir schauen beständig auf ihn. Täglich neu! Auf den Herrn richten wir heute erwartungsvoll unsere Augen, um zu erhoffen: Beistand in der Not, Schutz in Gefahr, Lenkung unserer Worte und Taten und Stärkung unseres Glaubens. Auf ihn allein schauen wir, nur auf ihn setzen wir unser Vertrauen. Wir lernen es immer besser, in der rechten Art zu ihm aufzublicken, von dem herzlichen Bestreben erfüllt, sowohl im Tun als auch im Leiden seinen Namen zu verherrlichen. Alles zur Ehre Gottes.
Den Mut nicht verlieren: Verliere nicht den Mut, ich flehe dich an, und verschließe deine Augen nicht vor der Hoffnung auf das Gute, damit es dir nicht so ergeht wie denen, die Gott nicht lieben; denn nicht die große Zahl der Sünden bringt die Seele zur Verzweiflung, sondern die Geringschätzung Gottes. Jeder Gedanke, der uns die Hoffnung auf Umkehr nimmt, entspringt also einem Mangel an Glauben: Wie ein schwerer Stein, der an unserem Hals hängt, zwingt er uns, immer nach unten, zur Erde zu schauen, und lässt uns nicht die Augen zum Herrn erheben. Wer aber ein mutiges Herz und einen erleuchteten Geist hat, der kann sich von diesem schrecklichen Gewicht befreien. Hrabanus Maurus
Die Würde des Menschen gründet nicht in seiner Vollkommenheit, sondern in der erbarmenden Liebe Gottes. Mouhanad Khorchide
Ps 123,3: Sei uns gnädig, o Herr! Sei uns gnädig; denn wir sind reichlich gesättigt mit Verachtung!
Gnade ist, was wir brauchen, wonach wir ausschauen und was unser Herr uns erweisen wird. Diese Gnade geht stets vom Herrn zu uns, vom Vater zum Kind, vom Starken zum Schwachen, vom Mächtigen zum Ohnmächtigen. Wir haben keinerlei Macht über die Gnade des Allmächtigen. Wir können nur auf Gott hoffen, bis er uns gnädig ist. Wem der Herr seine Gnade zuwendet und wann er sie jemandem zuwendet, beides ist in Gottes Hand. Das Kind weiß aber, dass sein Vater ihm gnädig sein wird. Denn es ist sein Vater. Er ist unser Gott, er ist der Gott des Bundes, der sich mit uns verbunden hat.
Ps 123:4: Reichlich gesättigt ist unsere Seele mit dem Spott der Sorglosen, mit der Verachtung der Hochmütigen!
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Psalm (Ps) 123