Psalm (Ps) 145: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Psalm (Ps) 145: Geheiligt werde dein Name
Ps 145,1: Ich will dich erheben, mein Gott, du König und deinen Namen loben immer und ewiglich!
Einem König unterwerfen wir uns. Damit erhöhen wir ihn. Wir können ihn und seinen Thron nicht höher machen, aber wir können ihn für uns höher machen, indem wir uns tiefer erniedrigen und uns bedingungsloser seinem Thron unterwerfen. Wir sollen, wir müssen Gott erheben. Wir wollen ihn erheben, weil er der Erste und der Ewige ist, der Unumschränkte und der Alleinige. Dazu sind wir da, dazu haben wir das Leben, dazu haben wir ein Herz und einen Mund. Vier Mal heißt es in diesen Versen “Ich will” in Bezug auf das Lob Gottes. Gottes Lob kann man nicht durch einen Stellvertreter besorgen lassen. Entweder musst du selber, dein Ich, dein Herz, darin sein, oder es ist überhaupt nichts darin, es ist leerer Schall und Schein.
Ps 145,2: Täglich will ich dich preisen und deinen Namen rühmen immer und ewiglich!
Ps 145,3: Groß ist der Herr und hoch zu loben, ja, seine Größe ist unerforschlich.
Gottes Wesen und Taten tief zu überdenken und tief zu Herzen nehmen tut unserer Seele gut und gestaltet sie um. So werden wir befähigt, in angemessener Weise zu loben. Dich zu loben wagt der Mensch, ein winziger Teil Deiner Schöpfung, der Mensch, der seine Sterblichkeit spazieren führt und in allerlei Sünde gegen dich fällt. Dennoch, dich zu loben wagt der Mensch, ein winziger Teil Deiner Schöpfung. Du selber treibst ihn dazu an. Mit Augustinus: Du hast uns auf Dich hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir. Augustinus
Das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche ruhig zu verehren. Goethe
Ps 145:4: Ein Geschlecht rühme dem andern deine Werke und verkündige deine mächtigen Taten!
Ps 145,5: Von dem herrlichen Glanz deiner Majestät will ich sprechen und von deinen Wundertaten.
Ps 145:6: Von der Macht deines furchterregenden Waltens soll man reden, und deine Größe will ich verkünden.
Ps 145:7: Das Lob deiner großen Güte soll man reichlich fließen lassen, und deine Gerechtigkeit soll man jubelnd rühmen!
Ps 145,8: Gnädig und barmherzig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.
Er ist gnädig. Er behandelt uns mit Wohlwollen. Er ist barmherzig, voll weicher, wenn auch niemals weichlicher Empfindung. Er ist überaus milde und mitleidig. Er fühlt mit uns. Sein Herz ist nicht kalt, gefühllos, sondern warm und weich. Sein Erbarmen ist tief und reich, sein Herz fließt davon über, es ist göttlich groß, anhaltend und wirksam. Er ist langmütig. Er ist langsam zum Zorn und hat Geduld mit uns. Seine Geduld ist erfüllt vom Wunsch, dass der Sünder sich bekehre und lebe. Wenn die Menschen umkehren, finden sie die Vergebung schon auf sie wartend. Ihre Sünde ist groß, aber groß auch Gottes Gnade.
Ps 145,9: Der Herr ist gütig gegen alle, und seine Barmherzigkeit waltet über allen seinen Werken.
Ps 145:10: Alle deine Werke werden dich loben, o Herr, und deine Getreuen dich preisen.
Ps 145:11: Von der Herrlichkeit deines Reiches werden sie reden und von deiner Macht sprechen,
Ps 145:12: dass sie den Menschenkindern seine mächtigen Taten verkünden und die prachtvolle Herrlichkeit seines Reiches.
Ps 145:13: Dein Reich ist ein Reich für alle Ewigkeiten, und deine Herrschaft währt durch alle Geschlechter.
Ps 145:14: Der Herr stützt alle Strauchelnden, und richtet alle auf, die gebeugt sind.
Derselbe, der so machtvoll herrscht, neigt sich liebend nieder zu denen, die im Begriff sind zu fallen, um sie zu stützen, sie aufzurichten und aufrecht zu erhalten. Der unendlich Erhabene beugt sich nieder, um die Gebeugten aufzurichten. Er macht sich klein, damit die, welche zu fallen in Gefahr sind, sich auf ihn stützen können! Gerade die Verbindung von unbegrenzter Macht mit unendlicher Güte ist es, was wir am meisten bestaunen.
Wahr ist freilich, dass wir ohne die göttliche Gnade nichts, mit ihr aber alles vermögen. In der Hand der himmlischen Gnade wird das gebrechliche Rohr zur unerschütterlichen Säule. Franz von Sales
Hinfallen, Fehler machen, Versagen, Krisen, Prüfungen gehören zum Leben dazu. Wenn ich mich auch noch so bemühe, ich haben meine Grenzen. Ich bin nicht perkekt. Es geht nicht immer nur bergauf, manchmal befinde ich mich auch auf Talfahrt, wenn Dinge nicht so laufen, wie ich mir es erwartet habe. Wenn die Umstände schwierig sind oder Schuldgefühle mich plagen wäre es leicht aufzugeben und liegenzubleiben. Ich möchte mich jedoch entscheiden nicht auf meine Gefühle zu schauen, sondern auf den Herrn, meinen Blick auf die Verheißungen meines Vaters richten und mich an seiner Hand festhalten. Er hält mich wenn ich schwach bin und richtet mich wieder auf. Seine Liebe holt mich aus dem Tief heraus und gibt mir wieder Frieden. Ich kann wieder aufstehen, meine Krone richten, denn ich bin ein Königskind. Mein Vater ist König und Sieger über alle Umstände. An seiner Hand will ich weitergehen. Gerade in den tiefen Tälern lerne ich mein Vertrauen vollkommen und ganz auf IHN zu setzen. Ulrike Puintner
Ps 145:15: Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.
Worin aber, wann und wie können wir die wahre Treue bezeugen, die wir unserem Herrn schulden, als in den Heimsuchungen, bei Widersprüchen und bei Ärgerlichkeiten? In diesem Leben müssen wir nun einmal
mehr Bitteres schlucken als Honig. Er aber, um dessentwillen wir uns entschlossen haben, inmitten aller Widerstände die heilige Geduld zu üben, wird uns zur rechten Zeit den Trost seines Heiligen Geistes schenken. Hütet euch sehr davor je das Vertrauen zu verlieren, durch das gestärkt Ihr tapfer den Ansturm der Trübsale erleiden und ertragen werdet, so heftig er auch sein mag.
Ps 145,16: Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, mit Wohlgefallen.
Gott versorgt durch ein Öffnen seiner Hand. Aber seine Gemeinde musste er mit dem Blut seines Sohnes erlösen! Stillt Gott unsere Bedürfnissen einfach durch das Auftun seiner Hand, so lässt uns dies die Größe unserer Erlösung schattenhaft erahnen, da er hier seinen Sohn gab. Hier gab er etwas Besseres, Höheres als die Gaben seiner Hand, hier gab er sein Herz im Sohn, der nun der Hirte unserer Seelen ist. Gleich einer Herde Schafe stehen wir um den Herrn als unseren großen Hirten.
Ps 145,17: Der Herr ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken.
Ps 145,18: Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn in Wahrheit anrufen.
Naher Gott im Gebet: Das Gebet ist Ausdruck des Glaubens. Bete langsam. Bedenke, was du sagst, wer es sagt und zu wem. Denn dieses eilige und unbedachte Sprechen ist Lärm, blecherner Lärm. Beten ist Sprechen mit Gott. Aber wovon? Von Ihm und von dir, von Freude und Kummer, von Erfolgen und Misserfolgen, von hohen Zielen und alltäglichen Sorgen, von deinen Schwächen! Danksagungen und Bitten. Lieben und Sühnen. Kurz, Ihn erkennen und dich erkennen: Beisammen sein! Das Gebet des Christen ist niemals ein Monolog. Josemaría Escrivá
Du Gott bist nicht weit weg von uns. Du hast dein Zelt aufgeschlagen bei uns. In Jesus bist du einer von uns geworden, mit Leib und Blut wie wir. Bei der Himmelfahrt bist du nicht irgendwohin weit weggegangen. Du selbst als einer von uns bleibst bei uns. Wir können du zu dir sagen, mit dir reden. Du hörst auf uns, und wenn wir aufmerksam sind, hören wir auch, dass du Antworten gibst. Ich suche die Herzensanbindung an dich, indem ich dich anrufe aus der Sehnsucht heraus, dich zu lieben.
Ps 145,19: Er erfüllt das Begehren derer, die ihn fürchten; er hört ihr Schreien und rettet sie.
Ps 145,20: Der Herr behütet alle, die ihn lieben, und er wird alle Gottlosen vertilgen.
Gott überwacht uns nicht, sondern er schützt uns, er bewahrt uns. Gott sieht dich an deinen fröhlichen Tagen. Er sieht dich an deinen elenden Tagen. Er sieht dein Lachen. Er sieht deine Tränen. Er sieht deine Freude. Er sieht deine Verzweiflung. Er sieht dich. Unser Gott ist ein sehender Gott. Es ist sein Auge der Liebe, das auf uns blickt. Dafür will ich den Herrn loben!
Ps 145,21: Mein Mund soll den Ruhm des Herrn verkünden, und alles Fleisch lobe seinen heiligen Namen immer und ewiglich!
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Psalm (Ps) 145