Psalm (Ps) 131: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Psalm (Ps) 131: Zufrieden bei Gott
Ps 131,1: Ein Wallfahrtslied. Von David. O Herr, mein Herz ist nicht hochmütig, und meine Augen sind nicht stolz; ich gehe nicht mit Dingen um, die mir zu groß und zu wunderbar sind.
Das Herz ist der Mittelpunkt unseres ganzen Wesens. Ist da Hochmut vorhanden, so wird unser ganzes Leben davon befleckt werden, gerade wie Unreinigkeit in der Quelle den ganzen Bach trüb macht. Darum: Herr, mache uns demütig und bewahre uns in der Demut. Halte uns für immer fest in ihr. Wirke so an uns durch deine Gnade, dass wir in der Lage seien, das Bekenntnis dieses Verses mit voller Aufrichtigkeit vor dir, dem Richter aller Welt, als unser eigenes abzulegen.
Lebe in heiliger Einfachheit: Lassen wir uns nicht in Dinge ein, die über unser Vermögen gehen. Nicht das Außergewöhnliche tun wollen, sondern das Gewöhnliche außergewöhnlich gut tun. Zu großen Taten ist selten Gelegenheit, die kleinen aber begegnen uns zu Hunderten. Verwenden wir viel Sorgfalt und Liebe auf diese kleinen Dinge: Geduld haben, den Nächsten ertragen, Hilfsbereitschaft, Demut, ein freundlicher Mut, Liebenswürdigkeit, Duldsamkeit unserer eigenen Unvollkommenheit gegenüber, solche kleine Tugenden also. Ich empfehle Ihnen die heilige Einfachheit. Wenig und milde, wenig und gut, wenig und einfach, wenig und ungezwungen, wenig und liebenswürdig. Franz von Sales
Mit den großen und zu wunderbaren Dingen sind Gottes verborgene Ratschlüsse gemeint. Ich suche nicht Gottes Tiefen zu ergründen. Ich halte meinen Verstand bei Weitem nicht dafür gewachsen. Aber es verlangt mich, in gewissem Maß deine Wahrheit zu verstehen, an die mein Herz glaubt und die es liebt. Denn ich suche nicht, zu erkennen, um zu glauben, sondern ich glaube, damit ich erkennen möge.
Ps 131,2: Nein, ich habe meine Seele beruhigt und gestillt; wie ein entwöhntes Kind bei seiner Mutter, wie ein entwöhntes Kind ist meine Seele still in mir.
Eher möchte einer den Ozean glätten, den Sturm beschwören oder einen Tiger zähmen, als sich selber zur Ruhe zu bringen. Wir sind von Natur voller Unruhe, zu Unzufriedenheit und Anmaßung geneigt, und gar mancher Sturm der Leidenschaft bringt uns in ungestüme Wallung. Nichts als die Gnade kann uns still machen unter Leiden, unter so mancherlei Reizungen, die auf uns eindringen, und den vielen Enttäuschungen des Lebens. Aber sie vermag es auch.
Der Säugling kennt keine andere Lust als die Mutterbrust. Aber es muss der Tag kommen, an dem dem Kind die Brust nicht mehr gereicht wird und dann muss es lernen, mit festerer Speise zufrieden zu sein. Gott entwöhnt seine Kinder auch, indem er anfängt, ihnen Freuden und Tröstungen, die sie bisher genossen hatten, zu entziehen. Das Kind soll lernen, ihn zu suchen, bei ihm zu sein und an ihm zu hängen um seinetwillen, nicht um der Tröstungen willen, die es bisher immer begehrt und bekommen hat. Es ist ein Zeichen dafür, dass wir geistlich dem Säuglingsstadium entwachsen sind, wenn wir zufrieden sind ohne jene Freuden, die wir einst für unverzichtbar hielten, und unsere Zufriedenheit finden in dem, der sie uns nicht mehr gibt. Spurgeon
Eines der besten Kennzeichen für die Güte der Eingebungen ist Friede und Ruhe des Herzens. Denn der göttliche Geist ist wohl gewaltig, aber von einer sanften, milden, friedlichen Gewalt. Dem Frieden des Herzens ist die Demut untrennbar verbunden. Demut nenne ich aber nicht einen Wortschwall, äußere Gesten, das Küssen des Erdbodens oder Verneigungen, wenn man diese Dinge ohne inneres Empfinden der eigenen Niedrigkeit tut. Denn all das ist nur ein eitles Getue schwacher Geister und muß eher eine Verzerrung der Demut als Demut genannt werden. Ich rede vielmehr von einer echten und handfesten Demut, die uns empfänglich für Zurechtweisungen, lenksam und bereit zum Gehorsam macht. Franz von Sales
Die Brust der Mutter ist die Schatzkammer des kleinen Kindes. Es kennt keinen anderen Reichtum als diesen, der ihm wertvoller ist als Gold und liebenswerter als alles andere in der Welt. Das Kindlein macht seine kleinen Anstrengungen, um zur Brust der Mutter zu gelangen und strampelt vor Behagen, sobald es dieselbe enthüllt sieht. Die Mutter ihrerseits reicht sie mit eifrigster Liebe dar. Dieses Kind an der Brust und am Hals seiner Mutter sträubt und wehrt sich, wenn man es wegnehmen will, weil es Zeit ist, es in seine Wiege zu legen. Es wehrt sich soviel es nur kann, um ja nicht diese ihm so liebe Brust verlassen zu müssen. Nimmt man es ganz weg, so fängt es zu weinen an und schreit nach seiner lieben Mutter bis man es in den Schlaf gewiegt hat. Das ist ein wunderschönes Bild unserer Seele, die liebevoll Gott betrachtet und sich in allem ihm überlässt und darin eine unvergleichliche Freude findet. Franz von Sales
Ps 131,3: Israel, hoffe auf den Herrnvon nun an bis in Ewigkeit!
Der Pilger muss auf den Herrn harren und ihn den Weg vorausgehen lassen. Er darf ihm nicht vorauseilen wollen. Auf Erden müssen wir immer wieder zwischen Furcht und Hoffnung kämpfen, wobei aber die Hoffnung immer stärker sei in Anbetracht der Allmacht dessen, der uns beisteht. Wie immer eure Lage dabei sein mag, nie kann sie außerhalb des Bereichs von Gottes Macht und Gnade sein.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Psalm (Ps) 131