Tägliche Andacht mit Wochenthema und Bibelkommentar

Psalm (Ps) 130: Auslegung und Kommentar

Auslegung und Kommentar zum Psalm (Ps) 130: Aus der Tiefe

Ps 130,1: Aus der Tiefe rufe ich zu dir, o Herr.

Das ist ein Bekenntnis, dass die eigene Armut und Hilflosigkeit erkennt. Wir empfinden, dass wir in der Tiefe liegen, wenn wir niedergeschlagen oder verzweifelt sind. Je größer unsere Not ist, desto tiefer ist der Glaube, der mutig auf den Herrn vertraut und darum ihn allein anruft. Tiefe Fluten erzeugen tiefes Gebet. Er, zu dem wir rufen, ist unendlich viel höher als wir. Der Herr selbst streckt seine Hand aus von der Höhe und zieht mich aus der Tiefe. Wer aus den Tiefen zu Gott schreit, der wird bald auf Höhen singen.

Indem er aus der Tiefe ruft, steigt er aus der Tiefe empor und gerade dass er ruft, das macht, dass er nicht lange in der Tiefe bleibt. Augustinus.

Es hat wenig zu bedeuten, wo wir uns befinden, wenn wir zu beten imstande sind. Unser Beten aber ist nie echterer Art und nie annehmbarer bei Gott, als wenn es aus den schlimmsten Lagen zu Gott aufsteigt. Tiefe Fluten erzeugen tiefe Andacht. Je größer unsere Not ist, desto vorzüglicher ist der Glaube, der mutig auf den Herrn traut und darum ihn, und ihn allein, anruft. Aus dem Grunde ihres Herzens dringt starkes Geschrei zu dem allein wahren und lebendigen Gott. Wer in den Tiefen betet, den können sie nicht verschlingen. Wer aus den Tiefen zu Gott schreit, der wird bald auf Höhen singen. Spurgeon

Ps 130,2: Herr, höre meine Stimme! Lass deine Ohren aufmerksam sein auf die Stimme meines Flehens!

Dass Gott unsere Stimme höre, ist alles, was wir begehren. Mit nichts weniger können wir uns zufriedengeben. Wenn er uns nun hört, so wollen wir es seiner Weisheit überlassen, was er dann zu tun für gut findet. Beachte: Wenn der Herr uns die unbedingte Zusage geben würde, alle unsere Bitten nach ihrem Wortlaut zu erhören, so könnte das uns mehr zum Unglück als zum Segen gereichen. Dann würde die Verantwortlichkeit für die Gestaltung unserer Lebensschicksale auf uns selber lasten und wir kämen nicht mehr aus der Angst und Sorge heraus. Da aber der Herr unsere Bitten hört, sie liebevoll beachtet und erwägt, können wir unser Herz in ihm stillen. Dass er unser Flehen hört, ist uns genug.

Ps 130,3: Wenn du, o Herr, Sünden anrechnest , Herr, wer kann bestehen?

Ich sehe meine Sünden. Sie sind nicht nur Schwächen, sondern Verschuldungen. Ich kann nur beten: O Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig! Wenn nicht Jesu Blut für uns sei, wie könnten wir hoffen zu bestehen? Ich werde es nie begreifen, warum der Vater bereit war, alles auf seinen Sohn zu legen. Ich sinke vor ihm nieder, und stammle ihm, so gut ich kann, meinen Dank. Bei ihm ist Vergebung! Nicht bei Menschen, sondern bei ihm. Er, der als Einziger die ganze Tiefe der Sünde ermisst, der genau weiß, wie groß ihre Schuld ist, er spricht frei von der Schuld. Wir sind auf seine Gnade angewiesen, auf seine unverdiente Vergebung.

Ps 130,4: ‭Aber bei dir ist die Vergebung, damit man dich fürchte.

Ps 130,5: Ich harre auf den Herrn, meine Seele harrt, und ich hoffe auf sein Wort.

Zweimal steht hier dieses Wort harren, was soviel wie warten heißt. Wir mögen es nicht, zu warten. Warum? Weil wir keine Macht auf das erwünschte Geschehen haben, sondern nur warten können, bis das Erhoffte eintritt. Wir wollen aber unser Geschick selbst lenken. Wir kommen nicht umhin, warten zu lernen, d.h. in Demut Gottes Stunde abwarten können. Ich kann die Art und die Stunde seines Eingreifens nicht bestimmen. Bis er mir zur Hilfe erscheint, muss ich weiter harren, die Hoffnung festhaltend auch in den Tiefen. Also warte ich still auf Gottes Handeln. Er tue mit mir, wie es ihm gefällt!

Schon das Warten selbst ist uns heilsam und nützlich. Es erprobt unseren Glauben, übt uns in der Geduld, lehrt uns volle Ergebung und macht uns die Hilfe umso wunderbarer, wenn sie dann kommt.

Ein Wort vom Herrn ist der Seele des Gläubigen wie nahrhaftes Brot. Ist sie durch diese Speise erquickt, so vermag sie auszuharren durch die lange Nacht des Leidens, dem Anbruch der Freude erwartungsvoll entgegenschauend. Bei diesem Warten versenken wir uns forschend in das Wort, glauben wir an das Wort, hoffen wir auf das Wort, leben wir von dem Wort und dies alles, weil es sein Wort ist, das Wort dessen, der nie ein vergeblich Wort geredet hat. Des Herrn Wort ist ein fester Grund, darauf ein harrendes Menschenherz ruhen kann.

Ps 130,6: Meine Seele harrt auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen, mehr als die Wächter auf den Morgen.

Die Wächter damals warteten auf einen Morgen, von dem sie wussten, dass er kommt. Noch mehr weiß ich im Glauben: Es wird hell werden, auch wenn ich jetzt noch eine Zeit lang im Dunkel sitzen mag. Es naht der Tag und mit ihm kommt das süße Licht der Sonne. Ich warte allein auf den Herrn. Schon in diesem Warten finde ich mehr wahre Befriedigung, als die ganze Welt mir mit allen ihren Genüssen bieten kann. Was wird dann erst der Lohn meines Wartens sein, wenn schon das Warten selbst mir so gesegnet ist.

Ein Christ ist ein Mensch, der warten kann. Hermann von Bezzel

Ps 130,7: Israel, hoffe auf den Herrn! Denn bei dem Herrn ist die Gnade, und bei ihm ist Erlösung in Fülle.

Wie groß ist der Gegensatz zwischen dem Anfang und dem Ende dieses Psalms! Er beginnt in der Tiefe der Verzweiflung und endet mit der Gewissheit der Erlösung. Der letzte Vers ist so eine deutliche Weissagung auf das erste Kommen des Herrn Jesus. Gnade und Erlösung werden uns in Christus geschenkt. An uns liegt es, zu glauben. Guardini schreibt dies so: Ein Mensch kann sich nicht selbst erlösen. Die Erlösung ist Gottes Werk. Sie ist vollständig abgeschlossen. Der einzelne Mensch braucht sie nur noch anzunehmen.

Ps 130,8: Ja, er wird Israel erlösen von allen seinen Sünden.


Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Psalm (Ps) 130


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Mein Name ist Joachim Brenner. Ich arbeite als Lehrer für Kinder und Jugendliche mit einer körperlichen Behinderung. Ich bin katholisch, jedoch mit einem zutiefst ökumenischen Geist. Christ ist derjenige, der Christus nachfolgt. Den täglichen christlichen Impuls schreibe ich seit 2014. Durch kurze und doch tiefgehende Worte zu einzelnen Bibelversen und einem jeweiligen Wochenthema möchte ich Geschwistern im Glauben Unterstützung in ihrem geistlichen Leben geben.