Schriftgelehrte (Wortbedeutung)

Die Begriffe „Schriftgelehrter“ und ähnliche Ausdrücke tauchen sowohl im Alten als auch im Neuen Testament auf. Ihre Bedeutung und die Rolle dieser Personen in der biblischen Gesellschaft variiert, je nachdem, ob das Alte oder Neue Testament betrachtet wird. Diese exegetische Auslegung untersucht die Begriffe im Kontext des hebräischen und griechischen Originals und erklärt ihre religiösen und sozialen Funktionen.

Hebräischer Begriff im Alten Testament

Im Alten Testament bezieht sich der Begriff „Schriftgelehrter“ in der Regel auf eine Person, die mit dem Studium und der Auslegung der Tora, also des Gesetzes, betraut ist. Der hebräische Begriff, der hierfür verwendet wird, ist „sofer“ (bzw. „soferim“ im Plural). „Sofer“ bedeutet wörtlich „Schreiber“, aber im biblischen Kontext bezeichnet er einen Experten in der Schrift und der Interpretation der religiösen Gesetze.

Rolle der Schriftgelehrten im Alten Testament

Im Alten Testament spielten die „soferim“ eine wichtige Rolle als Bewahrer des Gesetzes und als Lehrer des Volkes. Ihre Aufgabe war es, das Wissen um die Gesetze Gottes zu bewahren und weiterzugeben. Sie waren auch dafür verantwortlich, das Gesetz zu dokumentieren und zu bewahren, da viele Schriften zu dieser Zeit mündlich überliefert wurden.

Griechischer Begriff im Neuen Testament

Im Neuen Testament wird der Begriff „Schriftgelehrter“ häufig mit dem griechischen Wort „grammateus“ übersetzt. Der Begriff „grammateus“ kommt von „gramma“, was „Buchstabe“ oder „Schrift“ bedeutet. Ein „grammateus“ war demnach ein Experte in der Auslegung der hebräischen Schriften und des Gesetzes. Diese Rolle wurde im Neuen Testament oft in Verbindung mit den Pharisäern und Sadduzäern erwähnt.

Bedeutung der Schriftgelehrten im Neuen Testament

Im Neuen Testament sind die „grammateis“ (Plural von „grammateus“) oft mit den religiösen Autoritäten des jüdischen Volkes verbunden, die das Gesetz interpretierten und die religiösen Praktiken überwachten. In den Evangelien treten sie häufig als Gegenspieler Jesu auf, da sie oft in Konflikt mit seinen Lehren gerieten. Die Schriftgelehrten sahen sich selbst als Bewahrer der Tradition und als diejenigen, die das Gesetz am reinsten verstanden. Sie waren jedoch oft zu sehr auf die wörtliche Einhaltung der Gesetze bedacht und verkannten die tiefere Bedeutung, die Jesus verkündete.

Unterschiedliche Rollen in der Gesellschaft

Die Schriftgelehrten im Alten und Neuen Testament hatten also eine zentrale Rolle im religiösen Leben. Im Alten Testament war ihre Aufgabe mehr mit der Erhaltung und Weitergabe des Gesetzes verbunden, während sie im Neuen Testament auch als religiöse Führer und häufig als Widersacher der messianischen Botschaft Jesu agierten. Der Begriff selbst, sowohl im Hebräischen als auch im Griechischen, trägt die Bedeutung von „Wissender“ oder „Lehrer“, der über tiefes Wissen der Schrift verfügt und dieses Wissen mit der Gemeinschaft teilt.