Priester (Wortbedeutung)

Die Bedeutung des Begriffs „Priester“ in der Bibel hat sich im Laufe der Zeit sowohl im Alten als auch im Neuen Testament gewandelt. In diesem Zusammenhang spielen die hebräischen und griechischen Ursprünge des Begriffs eine entscheidende Rolle, um ein tieferes Verständnis des Begriffs im biblischen Kontext zu entwickeln. Die exegetische Auslegung untersucht, wie der Begriff „Priester“ in beiden Teilen der Bibel verstanden und verwendet wird.

Hebräisches Wort für Priester

Im Alten Testament wird der Begriff „Priester“ hauptsächlich durch das hebräische Wort Kohen (hebr. כהן) wiedergegeben. Dieses Wort ist verwandt mit der Bedeutung von „dienen“ und bezeichnet eine Person, die in einem religiösen Dienst steht, besonders im Kontext des Tempels und des Kultus. Kohanim, die Priester, hatten die Aufgabe, Opfer darzubringen und für das Volk zu beten, aber auch, Gottes Gebote zu lehren und zu bewahren.

Bedeutung von Kohen

Das Wort Kohen im Alten Testament geht über den reinen Tempeldienst hinaus und umfasst auch die Rolle eines Vermittlers zwischen Gott und den Menschen. Es ist ein Begriff, der mit religiöser Verantwortung und Heiligkeit verbunden ist, wobei die Priester im Alten Testament als göttlich eingesetzte Führer in der religiösen Praxis verstanden werden.

Kohen und das Volk Israel

Im Alten Testament wurden die Priester aus dem Stamm Levi, insbesondere der Familie Aarons, ausgewählt. Ihre Rolle war nicht nur religiöser Natur, sondern auch eine soziale und kulturelle Funktion innerhalb des Volkes Israel. Die Priester waren verantwortlich für die Einhaltung des Gesetzes, die Feier der Opfer und die Aufrechterhaltung der Reinheit im Volk.

Griechisches Wort für Priester

Im Neuen Testament wird der Begriff „Priester“ durch das griechische Wort hiereus (griech. ιερεύς) übersetzt. Der Begriff hat eine ähnliche Bedeutung wie das hebräische Kohen, bezieht sich jedoch auch auf den universellen Priesterdienst, der mit Jesus Christus und den Gläubigen verbunden ist.

Bedeutung von Hiereus

Das Wort hiereus bezieht sich im Neuen Testament auf eine Person, die in einem religiösen Dienst steht, wobei der Schwerpunkt oft auf der Opferung von Gaben und dem Gebet liegt. Die Rolle des Priesters in der frühen Kirche war auch mit der Vermittlung von Sündenvergebung und der Heilung von Beziehungen zwischen Gott und den Menschen verbunden.

Der Hohepriester im Neuen Testament

Im Neuen Testament wird die Rolle des Hohenpriesters durch Jesus Christus selbst verkörpert. In Hebräer 4,14-16 wird Jesus als der wahre Hohepriester beschrieben, der nicht nur als Vermittler zwischen Gott und den Menschen dient, sondern auch als derjenige, der das endgültige Opfer für die Sünden der Menschheit darbringt. Diese Auslegung stellt den Übergang von der priesterlichen Funktion im Tempel zu einer spirituellen und universellen Rolle im christlichen Glauben dar.

Verbindung zwischen Altem und Neuem Testament

Die Bedeutung des Begriffs „Priester“ in der Bibel zeigt eine kontinuierliche Entwicklung zwischen dem Alten und dem Neuen Testament. Während im Alten Testament die Priester als spezifische religiöse Amtsträger innerhalb des Tempels dienten, wird im Neuen Testament die Idee des Priestertums auf alle Gläubigen ausgeweitet. In 1. Petrus 2,9 wird die Gemeinde als „ein königliches Priestertum“ bezeichnet, was darauf hinweist, dass jeder Christ in gewisser Weise eine priesterliche Funktion übernimmt.

Die universelle Priesterschaft der Gläubigen

Im Neuen Testament wird die Idee des Priestertums radikal erweitert. Die Gläubigen werden zu einer priesterlichen Gemeinschaft, die nicht nur für sich selbst betet, sondern auch als Vermittler zwischen Gott und der Welt fungiert. Diese universelle Priesterschaft hebt die Unterscheidung zwischen den traditionellen Priesterrollen der Kirche und denen der gesamten christlichen Gemeinschaft auf, die in Christus als dem Höchsten Priester zusammenkommen.