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Lk 6

Lukas Evangelium Lk 6. Kap.: Andacht, Auslegung und Kommentar zur Bibel

Andacht, Auslegung, Predigt und Kommentar zur Bibel zum Lukas Evangelium Lk 6. Kap.

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Andacht zum Lukas Evangelium Lk 6. Kap.

Lukas Evangelium Kapitel 6 enthält wichtige Lehren von Jesus Christus, einschließlich der Seligpreisungen und der „Goldenen Regel“. Jesus fordert seine Anhänger auf, Feinde zu lieben und nicht zu richten. Er betont auch die Bedeutung von Demut und weist darauf hin, dass die Qualität eines Baumes an seinen Früchten erkennbar ist. Dieses Kapitel stellt einen wichtigen Teil der christlichen Lehren dar und ermutigt die Gläubigen, in Liebe und Mitgefühl zu leben

Lk 6,1-5: Jünger pflücken am Sabbat Weizen

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 6,1-5

Parallelstellen: Mt 12,1-8; Mk 2,23-28

Lk 6,1: Es geschah aber, dass er am zweiten Sabbat nach dem ersten durch die Kornfelder ging; und seine Jünger streiften Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen und aßen sie.

Die Freiheit dessen, der mit Jesus geht

Es ist interessant zu sehen, dass sich die Jünger nicht an die strengen, von der religiösen Autorität verordneten Vorschriften halten, obwohl sie bekennende und überzeugte Juden sind.

Sie machen sich gar keine weiteren Gedanken darüber, denn sie sind bei Jesus. Alles andere scheint irgendwie zweitrangig zu werden. Ihnen kommt nicht in den Sinn, ihr Tun anzuzweifeln, da Jesus ihnen eine unglaubliche Freiheit schenkt.

Ihr Herz verlangt vor allem danach, Jesus zu gefallen, und nicht, Gesetze um ihrer selbst willen zu erfüllen oder bei den Menschen gut anzukommen.

Peter Hemm

Frage: Wann habe ich zuletzt gespürt, dass die Nähe zu Jesus mich frei macht von dem, was andere von mir erwarten?

Mit Jesus gehen

Es ist Sabbat und Jesus geht mit seinen Jüngern durch die Kornfelder. Vielleicht ziehen sie in ein anderes Dorf, vielleicht ist es auch einfach ein Sonntagsspaziergang (oder Sabbat-Spaziergang). Die Jünger und Jesus genießen es aber: An der frischen Luft, unter sich zu sein und die Natur zu erleben.

Vielleicht erinnert sich der ein oder andere an seine Kindheit, wenn er mit den Eltern durch die Felder spazieren ging. Wo alles gut war und keine Sorgen sie bedrückte – weil die Eltern ja da waren. So wie jetzt Jesus. Alles ist gut.

Mariano Ballestrem

Frage: Wann hast du das letzte Mal gespürt, dass „alles gut“ ist – und wo erfährst du dieses Vertrauen heute?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,1: 6,1–5: Mt 12,1–8; Mk 2,23–28; – Dtn 23,26

Lk 6,2: Da sagten etliche von den Pharisäern zu ihnen: Warum tut ihr, was am Sabbat nicht zu tun erlaubt ist?

Routine und das Wesentliche

Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Das ist gut und gleichzeitig gefährlich.

Auch im Glauben sind wir schnell in einer gewissen Routine gefangen. Die brauchen wir zwar, sie kann aber auch den Kern ersticken.

Der Kern der Botschaft des Alten Testaments ist klar: Gott über alles und den Nächsten wie sich selbst zu lieben.

Aber durch die Routine, durch das Erfüllen von Formeln und vieler Gesetze ist den Pharisäern das Wichtigste abhandengekommen. Sie lieben nicht mehr, sondern sie verachten, sind überheblich und kritisieren. Und das alles im Namen des Glaubens.

Jesus lenkt den Blick auf das Wesentliche. Und wie sieht es bei dir aus?
Klaus Einsle

Frage: Wo ist in meinem Glauben Routine erstarrt – und wie kann daraus wieder lebendige Liebe werden?

Echter Glaube und tote Formeln

Wir glaubende und praktizierende Christen müssen auf der Hut sein. Es ist so leicht, auch zu „Formelvollziehern” zu werden.

Ein ganzer Gottesdienst kann zur Formel verkommen. Ein Gebet kann leere Formel werden. Unsere schönen Riten und Volksfrömmigkeiten können toter Vollzug sein oder werden.

Überlege nur einmal, was es für dich überhaupt bedeutet, ein Kreuzzeichen zu machen? Ist das lebendig oder Formel? Oder die Kniebeuge? Oder wenn du in der Messe antwortest „und mit deinem Geiste!” und „wir haben sie beim Herrn”?

Klaus Einsle

Frage: Wann wird für mich mein äußeres religiöses Tun zu einem lebendigen Ausdruck meiner inneren Beziehung zu Gott – und wann bleibt es bloß Form?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,2: Joh 5,10

Lk 6,3: Und Jesus antwortete ihnen und sprach: Habt ihr nicht einmal gelesen, was David tat, als er und seine Gefährten hungrig waren?

Bezug auf 1 Samuel

In diesem Vers verweist Jesus auf 1. Samuel 21,1–6, wo David und seine Gefährten vom Priester Ahimelech die Schaubrote erhielten, die eigentlich nur den Priestern vorbehalten waren.

Jesus benutzt dieses Beispiel, um den Pharisäern zu zeigen, dass das Gesetz barmherzig ausgelegt werden muss. Die strikte Sabbatvorschrift wird durch die Notwendigkeit des Lebens untergeordnet.

Diese Stelle betont, dass der Mensch wichtiger ist als rigide Gesetzestreue. Jesus stellt sich damit gegen eine enge, gesetzliche Interpretation und zeigt, dass es Gottes Wille ist, dem Menschen zu dienen – nicht ihn durch das Gesetz zu belasten.

Frage: Wo in meinem Leben neige ich dazu, Regeln über Menschen zu stellen – und wie könnte Barmherzigkeit dort Raum gewinnen?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,3: 1Sam 21,1–6

Lk 6,4: Wie er in das Haus Gottes hineinging und die Schaubrote nahm und aß und auch seinen Gefährten davon gab, welche doch niemand essen darf als nur die Priester?

Beachtung der Not

Der Hinweis auf Davids Verwendung des heiligen Brotes ( Schaubrot oder Brot der Gegenwart ) in 1 Samuel 21:1-6 zeigte das erste Prinzip: Menschliche Not ist wichtiger als religiöses Ritual .

Parallelstellen zum Vers Lk 6,4: Lev 24,9

Lk 6,5: Und er sprach zu ihnen: Der Sohn des Menschen ist Herr auch über den Sabbat.

Lk 6,6-12: Jesus heilt am Sabbat

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 6,6-12

Parallelstellen: Mt 12,9-14; Mk 3,1-6

Lk 6,6: Es geschah aber auch an einem anderen Sabbat, dass er in eine Synagoge ging und lehrte; und dort war ein Mensch, dessen rechte Hand verdorrt war.

Der Mann mit der verdorrten Hand, ein verwundetes Schaf

Wir wissen nichts über den Mann. Nur dass er am Sabbat in der Synagoge ist und dass er Jesus sofort gehorcht, als dieser ihn in die Mitte des Raumes bittet.

Er ist kein Gelehrter, sondern ein einfacher Mann des Dorfes. Gott liebt diese einfachen, unkomplizierten Herzen. Auch dich und mich. Bei ihm müssen wir nichts Besonderes sein. Wir können so sein, wie wir sind.

Jesus sieht voller Mitleid alle unsere Wunden. Hab keine Angst, deine Wunden Jesus zu zeigen: Wunden in der Gefühlswelt, der Gedankenwelt, Wunden aus vergangenen Sünden, Wunden aktueller Sünden, Wunden der Angst, des Hochmuts, Wunden der Selbstverliebtheit…

Jesus ist für die Kranken gekommen! Halt ihm jetzt die Wunde hin, die am meisten schmerzt, für die du dich am meisten schämst, die dir die größte Mühe bereitet. Bitte ihn um Heilung und sage: „Ich vertraue. Du kannst alles.“

Glaube, dass Jesus voll Mitleid, Güte und Kraft auf dich blickt.

Klaus Einsle

Frage: Welche Wunde in dir sehnt sich heute danach, von Jesus berührt und geheilt zu werden?

Die Blickrichtung Jesu

Wenn man in einen Raum zu einer Gruppe von Menschen kommt, sucht man sehr schnell nach jemandem, den man kennt oder der sympathisch ist.

Jesus ist anders: Er sieht sehr schnell die Nöte und Bedürfnisse der Menschen. Er braucht nicht die Zuneigung der anderen. Er kommt, um uns zu beschenken.

Daher sieht er sofort den Mann und seine „verdorrte“ Hand. Er hat keine Angst vor den Pharisäern und ihrer Anklage. Er hat einen Blick der Liebe, der Barmherzigkeit und der Hilfsbereitschaft.

Welchen Blick hast du?
Raphaela Kloiber

Frage: Wie kann ich meinen Blick so schulen, dass ich – wie Jesus – das Bedürftige und Verletzliche im anderen erkenne und darauf mit Liebe antworte?

Am Sabbat

Vorzüglich am Sabbat heilte und lehrte er, nicht nur um den geistigen Sabbat anzudeuten, sondern auch, weil das Volk sich zahlreicher versammelte. Denn obwohl die zeitlichen Beschäftigungen ruhen sollen, so soll man doch von den guten Werken zum Lobe Gottes nicht ruhen. Goldene Perle

Verdorrte Hand

Dieser Mensch bedeutet aber das menschliche Geschlecht, welches zur Unfruchtbarkeit an guten Werken verdorrte wegen der Hand, die es im Stammvater nach dem Apfel ausstreckte, und diese heilte die unschuldige am Kreuz ausgespannte Hand. Goldene Perle

Parallelstellen zum Vers Lk 6,6: 6,6–11: Mt 12,9–14; Mk 3,1–6

Lk 6,7: Die Schriftgelehrten und Pharisäer beobachteten aufmerksam, wie Jesus sich verhalten würde. Sollte er es nämlich wagen, auch am Sabbat zu heilen, so könnten sie Anklage gegen ihn erheben.

Die Blickrichtung der Pharisäer

Die Pharisäer übersehen die Menschen. Sie sehen Formeln, Gesetze, das Einhalten von Normen. Alles und alle bewerten und beurteilen sie dementsprechend.

Daher beobachten sie wie Verkehrspolizisten, ob jemand einen Fehler macht, ein Gesetz bricht. Was für ein armseliger Blick, welche innere Begrenzung, was für eine Armut des Herzens!

Deshalb beobachten sie Jesus, ob er am Sabbat heilt und damit ein Gesetz bricht. Sie haben kein Interesse am Wohl der Menschen. – Und du?
Raphaela Kloiber

Frage: Wo in meinem Leben neige ich dazu, Regeln über das Mitgefühl zu stellen – und wie kann ich mein Herz wieder weiten?

Dunkel gefärbte Sicht auf den anderen

Menschen achten häufig auf schlechte Eigenschaften eines anderen Menschen.
Wir fokussieren schnell die Negativ-Liste. Schnell sind wir im Kritisieren, langsam dagegen in der Wahrnehmung des Guten beim Anderen.

Vorurteile schleichen sich ein, wo ich bei jeder Begegnung meine Wahrnehmung darauf richte, dass mein schlechtes Bild bestätigt wird. Selbsterfüllende Prophezeiung heißt das in der Psychologie. Der andere hat keine Chance. Das ist nicht gut.

Dagegen: der sich öffnende Mensch versucht immer wieder neu hinzuschauen. Ich habe die Gewohnheit, mir für mich schwierige Menschen gedanklich herzunehmen und aufzuzählen, welche guten Eigenschaften dieser Mensch hat. Meine Seele beruhigt sich dann, und die Negativ-Liste des anderen ist auf einmal gar nicht mehr so groß und mächtig – und ich erkenne den anderen in seiner Menschlichkeit.

Sei kritisch mit deiner eigenen Wahrnehmung oder, um es mit Heinz Erhardt zu sagen: Sie dürfen nicht alles glauben, was Sie denken.

Frage: Wann hast du das letzte Mal bewusst versucht, im Anderen das Gute zu sehen – selbst wenn es dir schwerfiel?

Andacht von Edeltrud Fuhr

Jesus hat die Gesinnung der Schriftgelehrten und Pharisäer durchschaut.
Es ist ihm ein brennendes Anliegen, ihre Herzenshärte und Verstocktheit aufzulösen.

Er schaut sie der Reihe nach an! Jetzt ist die Chance der Umkehr!
Dass sie ihren Stolz, ihre Überheblichkeit, ihre Kleinkariertheit, ihre Eifersucht und ihren Egoismus erkennen, aufgeben und sich von Jesus heilen lassen.

Danke, Jesus, denn jeden Tag neu schenkst du mir die Chance zur Umkehr.

Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken, und verleihe mir, o Herr, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen. Teresa von Ávila

Frage: Wo lade ich Jesus heute ein, mein Herz zu verwandeln und mich zur Umkehr zu führen?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,7: 11,54; 14,1; 20,20; Joh 9,16

Lk 6,8: Jesus wusste, was sie dachten. Er rief dem Mann mit der verkrüppelten Hand zu: »Steh auf und stell dich in die Mitte, damit alle dich sehen können!« Der Mann stand auf und trat vor.

Er aber wusste, was sie im Sinn hatten

Dieser Satz ist ein Beweis für die Allwissenheit unseres Herrn. Gott kennt unsere Herzen. Und zwar ganz genau.

Er kennt die geheimen Absichten der Pharisäer und er weiß, wie wichtig und lehrreich es ist, einen Dienst der Liebe auch am Sabbat zu vollbringen.

Obwohl die Pharisäer sich „wichtiger“ vorkommen mögen als der Rest der Besucher der Synagoge, weil sie anerkannt, gebildet und gegenüber Jesus in der Mehrzahl sind, lehrt uns Christus, was Gerechtigkeit vor Gott bedeutet: Wir sind vor allem Gott und unseren Nächsten verpflichtet, und es ist unser Auftrag, barmherzig zu sein.

Jesus tut, was immer sein Vater ihm sagt, egal wie das ausgehen mag. Keine Menschenfurcht, sondern Gottesfurcht herrscht in ihm. Gerechtigkeit, Liebe und Mitgefühl.

Andrea Heck

Frage: In welchen Momenten meines Lebens kann ich mehr auf Gottes Führung hören als auf die Meinung anderer?

Mitte

Er aber stellt jenen Menschen in den Mittelpunkt, damit sie durch seinen Anblick bewegt werden und so Mitleid mit ihm empfinden und ihre Bosheit ablegen. Pseudo-Chrysostomus

Lk 6,9: Nun wandte sich Jesus an die Pharisäer und Schriftgelehrten: »Ich will euch etwas fragen: Soll man am Sabbat Gutes tun oder Böses? Soll man das Leben eines Menschen retten oder soll man ihn zugrunde gehen lassen?

Gesetze, die die Liebe ausschließen

Jesus lässt die Pharisäer ihre Kritik erst gar nicht in Worte fassen. Er kommt ihnen zuvor, nimmt den kranken Mann in die Mitte und stellt die rhetorische Frage, ob es denn erlaubt sei, am Sabbat zu heilen.

Aus Sicht der Pharisäer ist das natürlich ein Verstoß gegen die Regel, gegen ihr Gebot. Jesus konfrontiert den Menschen mit den Geboten Gottes und stellt damit die bloß menschliche Ordnung in Frage.

Gott findet durch Jesus Christus seinen Weg zu den Menschen – wann er will, auch am Sabbat. Man darf das Heil nicht von der Einhaltung von Regeln abhängig machen, die vom Menschen geschaffen sind. Ebenso wenig kann man es durch deren Einhaltung erzwingen.

Die Pharisäer hassen ihn um dieser Klarstellung willen; sinnlose Wut erfüllt sie und böse Rachegedanken.

Frage: Wo in meinem Leben lasse ich Regeln oder Erwartungen wichtiger werden als die wirkliche Begegnung mit dem, was heilend und lebensspendend ist?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,9: 13,14–16; 14,3; Jes 58,6.7

Lk 6,10: Jesus sah einen nach dem anderen an. Schließlich sagte er zu dem Mann: »Streck deine Hand aus!« Er tat es, und die Hand war gesund.

Ein liebender Blick, der zur Umkehr mahnt. 

Jesus hat die Gesinnung der Schriftgelehrten und Pharisäer durchschaut.
Es ist ihm ein brennendes Anliegen, ihre Herzenshärte und Verstocktheit aufzulösen.

Er schaut sie der Reihe nach an! Jetzt ist die Chance der Umkehr!
Dass sie ihren Stolz, ihre Überheblichkeit, ihre Kleinkariertheit, ihre Eifersucht und ihren Egoismus erkennen, aufgeben und sich von Jesus heilen lassen.

Danke, Jesus, denn jeden Tag neu schenkst du mir die Chance zur Umkehr.

Frage: Welche inneren Blockaden halten mich heute noch davon ab, mein Herz bewusst für Heilung und Veränderung zu öffnen?

Strecke deine Hand aus

Dies ist das Heilmittel; auch du, der du eine gesunde Hand zu haben glaubst, hüte dich, daß sie nicht durch Habsucht oder Gottesraub zusammenschwinde.

Strecke sie öfter aus, um dem Nächsten zu helfen, um die Witwen zu unterstützen, und den von der Beleidigung zu befreien, welchen du auf ungerechte Weise verleumdet siehst.

Strecke sie aus nach dem Armen, welcher dich bittet; strecke sie aus zu dem Herrn für deine Sünden.

So wird die Hand ausgesteckt, so wird die Hand geheilt.

Goldene Perle

Frage: Welche Möglichkeiten gibt es in meinem Alltag, meine „Hand“ bewusst auszustrecken, um Heilung und Unterstützung zu schenken – sowohl anderen als auch mir selbst?

Andacht von Beda

Symbolisch gedeutet steht der Mann mit der verdorrten Hand für die Menschheit, die krank ist, weil sie unfähig ist, gute Werke hervorzubringen. Doch durch das Erbarmen des Herrn wurde sie geheilt.

Ihre Hand verdorrte, als sie im Urvater Adam die Frucht des verbotenen Baumes pflückte. Durch die Gnade des Erlösers, der seine unschuldigen Hände am Baum des Kreuzes ausstreckte, wurde sie durch das vollbrachte gute Werk wieder heil gemacht.

Beda

Frage: Welche „verdorrten Hände“ in deinem eigenen Leben könnten durch Mitgefühl, Gnade oder gute Taten Heilung erfahren?

Den Herrn berühren

Das Volk aber, welches den Herrn berühren konnte, wurde durch die Kraft seiner Berührung geheilt, wie oben der Aussätzige durch die Berührung des Herrn geheilt wurde.

Die Berührung des Herrn ist das Werk des Heils; ihn berühren heißt: fest an ihn glauben; von ihm berührt werden heißt: durch seine Gnade geheilt werden.

Frage: In welchen Bereichen deines Lebens könntest du heute offen dafür sein, von einer heilenden Kraft berührt zu werden?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,10: Strecke 5,13

Lk 6,11: Die Pharisäer und Schriftgelehrten aber packte eine sinnlose Wut. Sie berieten miteinander, was sie gegen Jesus unternehmen könnten.

Die Schriftgelehrten und Pharisäer, verschlossene Herzen

Es ist schon erstaunlich: da geschieht ein Wunder nach dem anderen. Jeder gesunde Menschenverstand spürt, dass Jesus besonders ist. Aber ein verschlossenes Herz kann das alles übersehen und seine eigene Welt schaffen.

Zahlreiche Pharisäer und Schriftgelehrte haben ihre eigene Welt des Stolzes, der Machtbesessenheit, des „So war das immer“, der Verhärtung geschaffen. Sie können Jesus nicht als das sehen, was er ist. Für sie ist und bleibt er eine Gefahr und ein Stolperstein.

Arme verschlossene Herzen! Sie stiften in ihrer eigenen Seele Unfrieden und ständige innere Anspannung. Aber da wäre doch der Friedensfürst, der sanft und demütig ihre Wunden heilen würde.

Hab niemals Angst vor Gott und seinem Wirken in deiner Seele. Alles, was er tut und zulässt, geschieht aus Liebe.

Klaus Einsle

Frage: Welche Wunden in deinem eigenen Herzen könntest du heute Jesus anvertrauen, um Frieden zu finden?

Leben retten

Dieses Evangelium handelt von der Kultur des Todes und der des Lebens. Die Pharisäer stehen Jesus kritisch gegenüber, und zwar so sehr, dass sie von maßloser Wut erfüllt werden. Schließlich planen sie, Jesus zu töten. Die Not des Mannes, den Jesus heilt, kümmert sie überhaupt nicht.

Jesus spricht in der Synagoge Worte des Lebens. Er bereichert das Leben, indem er die Menschen in seiner Umgebung heilt. Ich kann von Jesus lernen, wie ich zum Leuchtturm des Lebens werden kann, inmitten eines gesellschaftlichen Umfelds, das oft von Egoismus und Todessehnsucht geprägt ist.

Patrick Butler

Frage: Wie kann ich in meinem Alltag ein Leuchtturm des Lebens sein, der Hoffnung und Heilung inmitten von Herausforderungen ausstrahlt?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,11: Ps 2,1–3

Lk 6,12-16: Jesus wählt 12 Apostel aus

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 6,12-16

Parallelstellen: Mk 3,13-19

Lk 6,12: Es geschah aber in jenen Tagen, dass er hinausging auf den Berg, um zu beten; und er verharrte die Nacht hindurch im Gebet zu Gott.

Berg

Nun steigt der Herr auf einen Berg. Der Berg ist in der Heiligen Schrift das Bild eines erhabenen Standpunktes in Gemeinschaft mit Gott und in Abgeschiedenheit von der Welt. Arend Remmers

Gebet in der Stille

Lernen wir also aus dem, was Christus tat, wie wir dem Gebet obliegen sollen, nämlich von den Augen der Menschen entfernt und abgesondert, auch mit der Entschlagung der weltlichen Sorge, damit der Wille sich aufwärts zur Anschauung des göttlichen Angesichtes erhebe. Dieses erkennen wir daraus, daß Jesus auf den Berg hinausging und allein betete.

Wo und wie lange bete ich?

Jesus geht auf einen Berg, um zu beten, um sich mit dem Vater auszutauschen. Er bleibt dort die ganze Nacht. Warum wählt er einen solchen Ort? Er könnte es bequemer haben. Warum betet er so lange? Ist er nicht müde?

Sicherlich möchte er allein sein mit dem Vater, ganz ungestört, denn zu der Zeit folgten ihm viele Leute. Er wollte ungestört sein, denn scheinbar hatte er viel mit seinem Vater zu besprechen, wenn sein Gebet die ganze Nacht dauerte.

Auch für mich ist es manchmal nötig, mich herauszunehmen aus der Alltagswelt, einen besonderen, ruhigen Ort aufzusuchen, um zu beten. Und ein wichtiges Gespräch mit Gott sollte ich auf keinen Fall von einem Zeitlimit bestimmen lassen.

Ellen Charlotte Petermann

Frage: Welche besonderen Orte oder Momente in meinem Leben laden mich ein, in Stille und ohne Zeitdruck mit Gott in Verbindung zu treten?

Seinen Willen suchen

Wie beeindruckend ist es doch, Jesus zu betrachten, der immer über allem den Willen des Vaters sucht und ihn somit auch tut.

Die Sehnsucht Jesu, den Willen seines Vaters zu tun und bei seinem himmlischen Papa zu sein, ist so groß, dass er die ganze Nacht im innigen Gebet verbringt.

Können wir uns nicht ein Beispiel an diesem Jesus nehmen, der vor wichtigen Entscheidungen mit seinem Vater redet und seinen Willen sucht?

Auch ich als Sohn und Tochter Gottes darf meine wichtigen Entscheidungen voll Vertrauen zum Vater bringen. Denn unser himmlischer Vater weiß, was seine geliebten Kinder brauchen.

Raphaela Kloiber

Frage: Wie könnte mein Leben anders aussehen, wenn ich jede Entscheidung zuerst im Gebet mit meinem himmlischen Vater bespreche?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,12: 6,12–16: Mt 10,1–4; Mk 3,13–19; – Lk 5,16

Lk 6,13: Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte.

Auswahl der Apostel

Jesus war im Begriff, seine Jünger auszuwählen. In gewisser Hinsicht gab es nichts Wichtigeres in den drei Jahren des Dienstes Jesu vor dem Kreuz.

Dies waren die Männer, die das weiterführen würden, was er getan hatte, und ohne sie würde sich das Werk Jesu niemals auf die ganze Welt erstrecken.

Kein Wunder, dass Jesus dieser kritischen Entscheidung eine ganze Nacht lang gebetet hat.

Frage: Welche Entscheidungen in meinem Leben verdienen es, dass ich ihnen genauso viel Zeit im Gebet und in der inneren Einkehr widme?

Das Wort Apostel

Die Idee hinter dem altgriechischen Wort für Apostel ist Botschafter. Das griechische Wort ist apostolos, was Gesandter bedeutet. Es beschreibt jemanden, der einen anderen repräsentiert und eine Nachricht von seinem Absender überbringt.

In diesem weiteren Sinne war Jesus nach Hebr 3,1 auch ein Apostel: Denken Sie an den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Christus Jesus.

Frage: Wie kannst du in deinem eigenen Leben die Botschaft, die dir gegeben wurde, auf eine Weise weitergeben, die andere inspiriert und unterstützt?

Ich habe dich erwählt, damit du mir allein dienst

Voller Staunen und Dankbarkeit schaue ich heute auf diese kleine Gruppe von Männern, die Apostel. Mit all ihren Unzulänglichkeiten und Fehlern ist es ihnen zu verdanken, dass sich das Evangelium in der ganzen Welt verbreitet hat, auch in meinem eigenen Herzen.

Sie waren nicht nur mutige und ziemlich spontane Männer, sie haben uns gezeigt, dass das Vertrauen auf Jesus und seinen Geist ein Wagnis ist, ein Schreiten über das Wasser.

Und das Erstaunliche ist, dass wir in dieser Tradition stehen und dass wir auch zu Aposteln Christi berufen sind, da, wo wir sind, in unserer Familie, in der Nachbarschaft, in der Gesellschaft.

„Ich habe dich schon gekannt, ehe ich dich im Mutterleib bildete, und ehe du geboren wurdest, habe ich dich erwählt, um mir allein zu dienen“ (Jer 1,5).
Andrea Heck

Frage: In welchem Bereich deines Lebens spürst du den Ruf, wie ein Apostel Christi zu wirken, und wie könntest du diesem Ruf heute folgen?

Andacht von der Erzabtei Beuron

Die Berufung der Zwölf berichtet Lukas (6,12-16) mit ungewöhnlicher Feierlichkeit. Jesus geht auf den Berg, um zu beten. Der Berg ist der Ort der Gottesoffenbarungen, der bevorzugte Ort des Gebets. Nur an dieser Stelle wird berichtet, dass Jesus die ganze Nacht gebetet habe. Es ist ein entscheidender Augenblick.

Aus dem Kreis der Jünger werden zwölf herausgerufen, „ausgewählt“. Kein Wort darüber, warum gerade diese zwölf es sind, die der Vater ihm „gegeben“ hat. Wozu er sie auswählt, wird hier nicht gesagt (vgl. Mk 3,14). Vorerst sind sie die beständigen Begleiter Jesu, Zeugen all dessen, was er sagt und tut, später die Zeugen seiner Auferstehung (vgl. Apg 1,21-22).

Durch ihre Zwölfzahl sind sie Zeichen des neu geschaffenen Gottesvolkes, das aus allen Völkern der Erde zusammenkommt.

Frage: Welche Menschen in meinem Leben könnten für mich Wegbegleiter auf meinem eigenen spirituellen Weg sein?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,13: 9,1; Joh 6,70

Lk 6,14: ‭Simon, den er auch Petrus nannte, und dessen Bruder Andreas, Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus,

Mein Name, ein Programm! 

In diesem Evangelium lesen wir viele Namen. Wir „tragen“ alle einen Namen und sind nicht irgendeine Nummer.

Wenn wir einen Namen hören, denken wir oft an eine bestimmte Person. Wir werden mit unserem Namen gerufen.

Mein Name begleitet mich durch mein ganzes Leben. Kenne ich meinen Namenspatron? Sie oder er ist ein guter Freund und Fürsprecher beim Herrn.

Kann mein Namenspatron ein Vorbild für mich sein?

Frage: Welche Eigenschaften meines Namenspatrons könnten mich auf meinem eigenen Lebensweg inspirieren und stärken?

Apostel Andreas

Andreas stammte aus Betsaida und war Fischer. Zunächst war er Jünger Johannes‘ des Täufers. Als er das Zeugnis des Täufers über Jesus, „das Lamm Gottes“, hörte, trat er in dessen Gefolgschaft über (Joh 1,35-40) und wurde Teil der Gruppe der Zwölf. Er gewann auch seinen Bruder Petrus für Jesus (Joh 1,40-42).

Bei der Speisung der Fünftausend trat er besonders hervor (Joh 6,8-9). Außerdem wandten sich die Griechen an ihn, die nach dem Einzug in Jerusalem mit Jesus sprechen wollten (Joh 12,23). Der Überlieferung zufolge predigte Andreas später am Schwarzen Meer und in Griechenland das Evangelium und starb in Patras in Achaia den Martertod am Kreuz. Sein Gedenktag ist der 30.11.

Frage: Welche Menschen in meinem Leben könnte ich auf ihrem Weg inspirieren, ähnlich wie Andreas seinen Bruder Petrus begleitet hat?

Apostel Jakobus

Jakobus war der Sohn des Fischers Zebedäus und der Salome sowie der ältere Bruder des Jüngers Johannes. Beide gehörten zu den erstberufenen Jüngern.

Jakobus zählte neben seinem Bruder und Petrus zu den drei bevorzugten Jüngern, die bei der Verklärung Jesu und in seiner Todesangst im Garten Getsemani dabei waren.

Während die Apostelgeschichte vom Wirken Petrus und Johannes ausführlich berichtet, wird von Jakobus nur die Hinrichtung durch König Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahr 43 erwähnt, verbunden mit einer Verfolgung anderer Christen. Jakobus war somit der erste Märtyrer unter den Aposteln.

Attribute: als Pilger

Frage: Wie kannst du in deinem eigenen Leben Mut und Standhaftigkeit entwickeln, wenn du vor Prüfungen oder Ängsten stehst?

Apostel Johannes

Der Apostel Johannes, nach der Überlieferung Verfasser des vierten Evangeliums und dreier Briefe, war ein Bruder Jakobus’ des Älteren und stammte aus Betsaida, wo sein Vater Zebedäus die Fischerei betrieb.

Johannes war kaum jener sanfte Jüngling, den uns die christliche Kunst gemalt hat; er hatte wie sein Bruder ein heftiges Temperament, Jesus nannte die beiden „Donnersöhne“. Johannes war zuerst Jünger des Täufers gewesen, dann folgte er Jesus.

Das besondere Vertrauen, das Jesus zu ihm hatte, zeigte sich darin, dass er ihm sterbend seine Mutter anvertraute (Joh 19, 26–27). Nach dem Zeugnis des Johannes-Evangeliums war er der einzige Jünger unter dem Kreuz, wo Jesus ihn als seinen Lieblingsjünger bezeichnete. Mit Petrus war er auch der erste, der nach der Nachricht der Frauen zum leeren Grab Jesu eilte.

In der Frühphase der Urgemeinde in Jerusalem war Johannes zusammen mit Petrus die prägende Gestalt. Paulus zählte Johannes, seinen Bruder Jakobus und Petrus zu den Säulen der Urgemeinde (Gal 2, 9).

Frage: Welche Menschen in deinem Leben würdest du als Säulen bezeichnen, die dich geistlich oder persönlich tragen?

Apostel Philippus

Philippus, der zunächst dem Jüngerkreis um Johannes den Täufer angehörte, wurde von Jesus zum Jünger berufen. Er führte dann Nathanael als weiteren Jünger in den Kreis um Jesus ein.

Vor der Speisung der Fünftausend stellte Jesus ihn auf die Probe (Joh 6, 5 – 7). Griechen, die Jesus sehen wollten, wandten sich an Philippus (Joh 12, 21 – 22).

Er nahm am Abendmahl in Jerusalem teil und wurde dabei von Jesus gerügt, weil er dessen Sendung offenbar noch immer nicht verstanden hatte (Joh 14, 8 – 9).

Philippus soll am Kreuz gestorben sein. Nach lokaler Tradition wirkte Philippus – nachdem Paulus dort offenbar keine Gemeindegründung gelungen war – seine letzten beiden Lebensjahre in Athen und starb dort als Märtyrer.

Frage: Welche Situationen in meinem Leben fordern mich heraus, meinen eigenen Glauben und meine Berufung tiefer zu verstehen?

Apostel Bartholomäus

Von vielen Bibelinterpreten wird er mit Nathanael identifiziert. Er wurde demnach aus dem Kreise der Jünger Johannes des Täufers am Jordan von Philippus unter seinem israelitischen Namen Nathanael von Kana zu Jesus geführt.

Dieser erkannte ihn als Mann, in dem kein Trug ist, denn er hatte gesehen, wie du unter dem Feigenbaum warst – das heißt als einen, der bereits einen hohen Grad geistlicher Weisheit erreicht hat (Joh 1, 45–48).

Als Nathanael wird er noch bei der Erscheinung des Auferstandenen am See Gennesaret erwähnt (Joh 21, 2), in der Berufung der Apostel jedoch als Bartholomäus. Bartholomäus soll später in Indien, Mesopotamien und vor allem in Armenien gepredigt haben, wo er auch das Martyrium erlitt.

Seine Reliquien wurden nach der Insel Lipara und nach Benevent überführt; Kaiser Otto III. ließ sie nach Rom bringen und auf der Tiberinsel beisetzen.

Frage: Welche inneren Eigenschaften oder Weisheiten erkenne ich in mir selbst, die mich auf meinem spirituellen Weg leiten könnten?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,14: Joh 1,42

Lk 6,15: ‭Matthäus und Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Simon, genannt der Zelot,

Apostel Matthäus

Er war Zöllner in Kafarnaum, wahrscheinlich im Dienst des Herodes Antipas. In der Berufungsgeschichte bei Markus heißt er „Levi, Sohn des Alphäus“ (Mk 2,14; vgl. Lk 5,27), bei Matthäus 9,9 und in den Apostellisten erscheint er einfach als Matthäus.

Nach seiner Berufung gab Matthäus für Jesus und seine Begleitung ein Festessen, bei dem Jesus zu den Pharisäern sagte: „… Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.“

Später soll Matthäus in Äthiopien, Parthien und Persien das Evangelium gepredigt haben. Seine Reliquien werden in Salerno verehrt.

Frage: Wie offen bin ich dafür, Menschen jenseits meiner gewohnten Kreise anzunehmen und zu begleiten?

Apostel Thomas

Thomas war bis zu seiner Berufung als Jünger Fischer. Berühmt wurde Thomas durch seine Zweifel an der Auferstehung Jesu und sein Verlangen, handgreiflich die Auferstehung zu überprüfen. Erst nachdem Jesus ihn aufforderte, seine Wundmale zu berühren, glaubte er das Unfassbare und bekannte: Mein Herr und mein Gott!

Damit erkannte er als erster der Jünger die göttliche Natur Christi (Joh 20, 24 – 29). Attribute daher: dem Auferstanden an die Wundmale fassend.

Nach der Legende soll er später in Indien missioniert haben und dort als Märtyrer gestorben sein. Im 3. Jahrhundert wurden seine Reliquien nach Edessa überführt. Ephräm der Syrer (vgl. 9. Juni) hat ihn durch Hymnen verherrlicht.

Frage: Welche Zweifel in deinem eigenen Leben könnten dich tiefer zu deinem Glauben führen, wenn du den Mut hättest, ihnen offen zu begegnen?

Apostel Jakobus, der Sohn des Alphäus

Ob er derselbe ist wie der „Bruder des Herrn“ (Gal 1,19) und der Verfasser des Jakobusbriefs, wird von der heutigen Forschung mit guten Gründen bezweifelt. Die römische Liturgie scheint jedoch bei dieser Gleichsetzung zu bleiben.

Jakobus, „der Bruder des Herrn“, d. h. ein Verwandter Jesu, hat in der Kirche von Jerusalem eine führende Rolle gespielt und beim sogenannten Apostelkonzil in Jerusalem ein wichtiges Wort zur Frage der Aufnahme der Heiden gesprochen (Apg 15,13-21).

Nach der Überlieferung starb er im Jahr 62 als Märtyrer.

Frage: Wie kann die Vorstellung eines Menschen, der in tiefer Nähe zu Jesus lebte, deine eigene Beziehung zu Spiritualität und Glauben berühren?

Apostel Simon

Simon mit dem Beinamen „der Eiferer“ gehörte vermutlich zu der kämpferisch-nationalistischen Gruppe der Zeloten (Mt 10,4; Mk 3,18; Lk 6,15; Apg 1,14).

Im Übrigen wissen wir von ihm nicht mehr, als dass er zum Kreis der Zwölf berufen wurde. Später soll er in Ägypten und Persien gepredigt und in Persien zusammen mit Judas Thaddäus das Martyrium erlitten haben.

Dieser Judas Thaddäus wird in Lk 6,16 und Apg 1,13 „Judas des Jakobus“ genannt, was wahrscheinlich als „Sohn (nicht Bruder) des Jakobus“ zu verstehen ist. Welcher Jakobus hier gemeint ist, wissen wir nicht. Auch Judas scheint aus nationalistischen Kreisen zu stammen und in Jesus zunächst einen politischen Messias, einen nationalen Befreier, erwartet zu haben.

Frage: In welchen Momenten deines Lebens hast du vielleicht Erwartungen an das Göttliche oder das Universum gehabt, die sich anders erfüllt haben, als du es dir vorgestellt hast?

Lk 6,16: ‭Judas, den Sohn des Jakobus, und Judas Ischariot, der auch zum Verräter wurde.

Unmögliche Fälle

Der heilige Judas Thaddäus ist bekannt als der Patron der unmöglichen Fälle. Er war ein Verwandter unseres Herrn und schrieb einen der Briefe des Neuen Testaments.

Sein Patronat der unmöglichen Fälle meint natürlich, dass bei Gott nichts unmöglich ist.

Welchen unmöglichen Fall habe ich gerade? Welcher geistige Berg steht vor mir, der mir zu steil zum Hochklettern ist? Ist es tatsächlich so unmöglich, oder muss ich nur mehr vertrauen und härter arbeiten?

Frage: Welches kleine oder große Wunder könnte ich in meinem Leben zulassen, wenn ich ganz auf Gottes Führung vertraue?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,16: Judas Joh 14,22

Lk 6,17-26: Seligpreisungen

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 6,17-26

Parallelstellen: Mt 5,1-12

Lk 6,17: ‭Und er stieg mit ihnen hinab und stellte sich auf einen ebenen Platz mit einer Menge seiner Jünger und einer großen Menge Volkes aus ganz Judäa und von Jerusalem und von der Meeresküste von Tyrus und Zidon, die gekommen waren, um ihn zu hören und geheilt zu werden von ihren Krankheiten,

Stellte sich auf einen ebenen Platz

Diese Szene betont Jesu universale Sendung: Menschen aus verschiedenen Regionen suchen ihn auf, weil sie seine heilende und lehrende Autorität erkennen. Sie stehen symbolisch für die gesamte Menschheit, die nach Heilung – sowohl körperlich als auch geistlich – dürstet.

Die „Ebene“ könnte außerdem einen Kontrast zur Bergpredigt in Matthäus darstellen: Hier wird Jesus als derjenige gezeigt, der sich dem Volk auf Augenhöhe zuwendet, um es mit Gottes Wort und Heilung zu beschenken.

Frage: Welche Aspekte deines eigenen Lebens dürsten nach Heilung, und wie könntest du dich dem Göttlichen auf Augenhöhe öffnen, um sie zu empfangen?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,17: 6,17–19: Mk 3,7–12

Lk 6,18: ‭auch die, welche von unreinen Geistern geplagt waren; und sie wurden geheilt.

Dienen und helfen

Jesus kam mit seinen Jüngern herunter, um dieser Menge zu dienen und sie zu segnen. Jesus lehrte sie nicht nur, anderen zu dienen; Er wollte, dass sie ihm halfen.

Menschen kamen aus großer Entfernung, um von Jesus geheilt und von dämonischen Geistern befreit zu werden, sogar aus nichtjüdischen Städten wie Tyrus und Sidon.

Lk 6,19: Und die ganze Volksmenge suchte ihn anzurühren, denn Kraft ging von ihm aus und heilte alle.

Die Kraft, die von IHM ausgeht

Meine Schwachheit und meine Macken sind für Jesus weder ein Hindernis noch ein Problem, denn die Kraft geht von ihm aus. Paulus schreibt in seinem Brief an die Korinther, dass die göttliche Kraft sich in der menschlichen Schwachheit offenbart.

Gott möchte durch mich wirken, so wie ich bin, denn es ist seine Kraft. Und je empfänglicher ich werde für ihn, je demütiger und bedürftiger ich vor ihm bin, desto mehr kann er mit seiner Kraft durch mich wirken.

Kann ich glauben, dass es Jesus ist, der die Wunder tut, der die Kraft gibt und der alle heilt, oder kann ich nicht auf ihn vertrauen und versuche, auf meine Kraft zu bauen?

Ist es nicht staunenswert, dass der Sohn Gottes, Jesus, durch mich sündigen, schwachen Menschen wirken will? Ich möchte Jesus jetzt alles geben, was ich habe und bin, vor allem meine Schwachheit.

Raphaela Kloiber

Frage: Welche Bereiche meines Lebens darf ich heute vertrauensvoll in Jesu Hände legen, um seine Kraft wirken zu lassen?

Gespräch mit Christus: Guter Jesus, danke, dass du auf mich schaust und mich rufst, bei dir zu sein und dir nachzufolgen. Jesus, ich gebe dir heute vor allem meine Schwachheit, du kennst sie und du liebst sie. Hilf mir in allem, was ich tue, nie zu vergessen, dass ich dich brauche. Komm, wirke durch mich, mit deiner Kraft. Jesus, ich vertraue auf dich!

Gibt es heute noch Wunder?

Alle Leute versuchten ihn zu berühren, denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte. Glaube ich an Wunder? Gibt es sie heute noch?

Wir kennen so viele Wallfahrtsorte, wo die Kirchenwände voll mit Bildern der Danksagung geschmückt sind. Sind das alles nette Märchen?

Ich glaube auch an kleine Wunder in meinem Alltag. Wenn zum Beispiel zwei „Streithähne“ wieder die ersten Versöhnungsschritte aufeinander zu machen.

Frage: Wann habe ich zuletzt ein kleines Wunder in meinem Leben wahrgenommen und es bewusst gespürt?

Alle werden geheilt

Nach der Wahl der Zwölf erzählt uns der Evangelist von den Heilungen. Alle werden sie geheilt, ganz gleich, welche Krankheit sie plagte. Teilweise eher körperlicher Art, aber auch geistige und psychische Krankheiten kamen vor.

Jesus wählt nicht nur die Zwölf, er hat noch mehr Jünger. Und jeder, der zu ihm kommt, der sich zu ihm aufmacht, kann geheilt werden. Das ist nicht nur ermutigend für uns, es bestätigt auch, dass es letztendlich nur auf den Herrn ankommt. Er kann uns alle heilen.

Mache ich mich auch auf den Weg zu ihm?
Mariano Ballestrem

Frage: Welche Schritte kann ich heute gehen, um mich bewusst auf die Heilung und Führung des Herrn einzulassen?

Die Suche nach Gott

Damit das Lesen und Betrachten des Wortes Gottes wirklich fruchtbar wird, brauchen wir eine Haltung des Zuhörens und der Suche nach Gott.

Eine große Menschenmenge hat sich um Jesus versammelt, heißt es in unserer Bibelstelle. Alle haben Jesus gehört. Aber nicht alle haben einen Nutzen daraus gezogen. Vielleicht sind sie nur aus Neugier gekommen, vielleicht sogar, um Wunder zu sehen.

Dabei spricht Jesus Worte des Lebens, die den Menschen verändern und ihn innerlich frei machen, wenn er sich nur auf sie einlässt und sie in sein Leben integriert.

Einfache Neugier oder die Hoffnung auf große Veränderungen im Leben sind zu wenig. Wer aber ehrlich Gott sucht und bereit ist, sein Leben entsprechend dem Wort Gottes zu verändern, für den wird es tatsächlich zu einem Wort des Lebens.

Bertalan Egervári

Frage: Welche Worte Gottes haben dich zuletzt tief berührt, und wie könnten sie dein Leben auf eine neue Weise prägen?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,19: Kraft 5,17; Röm 1,16; anzurühren 8,44.46; Mt 14,36

Lk 6,20: Und er hob seine Augen auf über seine Jünger und sprach.

Lk 6,20: Jesus blickte seine Jünger an und sagte

Die glückselige Leere

Die Seligpreisungen erinnern uns an eine Regel des geistlichen Lebens: Wir müssen sterben, um Früchte zu bringen. Mit anderen Worten, wir müssen uns vollständig unserer selbst entledigen, damit Gott in uns leben kann, damit er uns mit seiner Gnade erfüllt.

So wie Christus sich seiner Herrlichkeit entblößte, um ein Mensch zu werden, müssen wir uns unser selbst entledigen, um an der Gottheit teilzunehmen. Aber wie funktioniert das?

Nun, Jesus gibt uns in den Seligpreisungen Hinweise. Es handelt sich einfach darum, die Gelegenheiten zu nutzen, die mich daran erinnern, dass nicht ich es bin, der den Ton angibt. Diese Gelegenheiten sind Armut, Hunger, Trauer und Verfolgung. Sie lassen mich erkennen, dass ich allein nichts tun kann und dass die einzige Lösung darin besteht, mich in die Arme Gottes zu werfen.

Das Unglück ist also eine Schule des Vertrauens zum allmächtigen und barmherzigen Gott, dem einzigen, der mir die wahre Seligkeit bieten kann.

Benoît Terrenoir

Frage: Welche Bereiche in deinem Leben laden dich dazu ein, loszulassen und dich tiefer in Gottes Vertrauen fallen zu lassen?

Andacht von Papst Franziskus

Es ist interessant, dass Jesus, obwohl er von einer großen Menschenmenge umgeben ist, sie verkündet, indem er seine Augen auf seine Jünger richtet. Er spricht zu den Jüngern.

Die Seligpreisungen definieren in der Tat die Identität des Jüngers Jesu. Sie mögen seltsam klingen, fast unverständlich für diejenigen, die keine Jünger sind. Aber wenn wir uns fragen, wie ein Jünger Jesu aussieht, besteht die Antwort in den Seligpreisungen.

Die Seligpreisungen Jesu sind eine entscheidende Botschaft, die uns anspornt, unser Vertrauen nicht auf materielle und vergängliche Dinge zu setzen, nicht das Glück zu suchen, indem wir Blendern folgen, die uns heiße Luft verkaufen – die oftmals Verkäufer des Todes sind –, den Profis der Illusion. Wir dürfen diesen Leuten nicht folgen, denn sie können uns keine Hoffnung geben.

Der Herr hilft uns, die Augen zu öffnen, einen durchdringenderen Blick auf die Wirklichkeit zu gewinnen, von der chronischen Kurzsichtigkeit zu genesen, mit der uns der weltliche Geist ansteckt. Mit seinem paradoxen Wort rüttelt er uns auf und lässt uns erkennen, was uns wirklich bereichert, sättigt, was uns Freude und Würde schenkt. Kurz gesagt, was unserem Leben wirklich Sinn und Fülle gibt.

Frage: Welche „Seligpreisungen“ leiten mein eigenes Leben und wie offen bin ich für die Wirklichkeit, die sie mir zeigen wollen?

Die Augen Jesu

Jesus richtete seine Augen auf seine Jünger. Die Augen und der Blick sagen so viel über die Seele und das Herz. Wir kennen das: Wenn wir jemanden von Herzen lieben, blicken wir ihm oder ihr gerne und lange in die Augen.

Der Blick kann aber auch unangenehm sein, und wir weichen ihm aus, wenn wir in uns oder im anderen Negatives spüren. Oder wir blicken beschämt zu Boden, wenn wir bei einem Fehler ertappt worden sind.

Betrachte jetzt den Blick Jesu und lass dich von ihm anschauen. Jesus richtet seine Augen auf seine Jünger, auf dich. Augen des tiefen Friedens; ein Blick des Verständnisses und des Mitleids; ein liebender Blick, der aufrichtet; ein Blick des Arztes, der die Krankheit heilen möchte; Augen, die sanft und gütig sind; barmherzige Augen.

Lass diesen Blick jetzt auf dir ruhen, und wenn du kannst, öffne dein Inneres ganz vor dem Herrn und „entblöße“ deine Seele, im Frieden, in der Geborgenheit dieser Liebe Jesu.

Klaus Einsle

Frage: Welche Bereiche deines Lebens darfst du heute Jesu Blick anvertrauen, um Heilung und Frieden zu erfahren?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,20: 6,20–26: Mt 5,1–12; – Jak 2,5

Lk 6,20: Glückselig seid ihr Armen, denn das Reich Gottes ist euer!

Segen für die Armen

Dieser Segen für die Armen steht aus gutem Grund an erster Stelle, weil er die folgenden Gebote relativiert. Sie können nicht aus eigener Kraft erfüllt werden, sondern nur durch das Vertrauen eines Bettlers auf Gottes Macht.

Die erste Seligpreisung der Armut führten beide Evangelisten an; denn sie ist der Ordnung nach die erste und die Quelle der Tugenden, weil der, welcher das Zeitliche verachtet, das Ewige verdient. Goldene Kette

Demut der Kleinheit

Wenn ich mich in meiner Beziehung zu Gott betrachte, erkenne ich meine Kleinheit und ein Empfinden für Gottes Heiligkeit wächst. Ich sehe mich vor Gott als der, der ich bin. Ich habe keine Leistung, die mich vor Gott qualifiziert.

Damit setze ich mich nicht als Persönlichkeit herab, sondern habe den Mut, zuzugeben, dass ich mit leeren Händen vor Gott stehe. Wenn ich diese Tür nicht aufmache, bleiben alle anderen Türen verschlossen.

Wer erkennt, dass er vor Gott arm ist, der findet zur Demut. Und diese Demut ist ein Segen. Wer sich als arm vor Gott erkennt, der ist stets innerlich zur Weiterentwicklung bereit, geleitet durch seinen Willen.

Was bedeutet diese Seligpreisung konkret für mein Leben?

Frage: Wo in meinem Leben darf ich anerkennen, dass ich mit leeren Händen vor Gott stehe, um Raum für Demut und inneres Wachstum zu schaffen?

Andacht von Edeltrud Fuhr

Selig könnte auch glücklich heißen. Wann sind wir Menschen glücklich? Ist es schon der Genuss meiner Lieblingsspeise oder ein Entspannungsbad? Es kann auch der Sieg in einem Wettkampf sein oder die bestandene Prüfung. Einem anderen Menschen zu helfen und ihm eine Freude zu bereiten, kann mir ebenfalls Freude und Glück schenken.

Doch alle diese Glücksmomente haben ein Ende. Alle diese Glücksbringer stoßen an ihre Grenzen und nähren oft nur das Verlangen nach mehr.

Ein Glück, das uns nicht genommen werden kann! Das Glück, das in Gott zu finden ist, kann uns nie genommen werden. „Die Seligpreisungen entsprechen dem natürlichen Verlangen nach Glück. Dieses Verlangen geht auf Gott zurück. Er hat es in das Herz des Menschen gelegt, um ihn an sich zu ziehen, denn Gott allein vermag es zu erfüllen.“
Edeltrud Fuhr

Frage: Wo in meinem Leben spüre ich ein Glück, das nicht von äußeren Umständen abhängt, sondern aus meinem Inneren oder aus meiner Verbindung zu Gott entsteht?

Lk 6,21: Glückselig seid ihr, die ihr jetzt hungert, denn ihr sollt gesättigt werden!

Hunger ist ein Bild für ein tiefe Sehnsucht

Glück hat etwas mit Sehnsucht zu tun. Entdecke deine Sehnsüchte, denn dein Leben wird davon getragen.

Wenn du das Leben mit seinen täglichen Aufgaben im Bewusstsein erfüllst, dass du von einer tief liegenden Sehnsucht geleitet wirst, dann wirst du ganz anders leben und die Dinge tun, als wenn du nur aus Pflicht, Anordnung oder Regeln heraus lebst.

In dem, was du tust, verwirklichst du Sehnsüchte, die tief in dir angelegt sind und die dich zutiefst befriedigen können. Satt werden wir, weil wir unser ganzes Leben in einem größeren Kontext zu sehen beginnen.

Das lässt uns unser Tun und Handeln als sinnerfüllt erleben. Das gibt uns eine ungeahnte innere Kraft.

Frage: Welche Sehnsucht in dir wartet darauf, endlich gelebt und erfüllt zu werden?

Der Hungrige sucht

Sie suchen nach Nahrung und hoffen, ihren Appetit zu stillen. Ihr Hunger treibt sie an und gibt ihnen einen einzigen Fokus. Jesus beschrieb die Glückseligkeit derer, die sich auf ihn und seine Gerechtigkeit konzentrieren, wie ein hungriger Mann sich auf Nahrung konzentriert.

Diese Leidenschaft ist real, genauso wie der Hunger real ist

Diese Leidenschaft ist natürlich, wie Hunger bei einem gesunden Menschen natürlich ist.
Diese Leidenschaft ist intensiv, genau wie der Hunger.
Diese Leidenschaft kann schmerzhaft sein, genau wie echter Hunger Schmerzen verursachen kann.
Diese Leidenschaft ist eine treibende Kraft, so wie der Hunger einen Menschen antreiben kann.
Diese Leidenschaft ist ein Zeichen von Gesundheit, genau wie Hunger Gesundheit zeigt.

Frage: Welche Leidenschaft in meinem Leben zeigt mir auf tiefer Ebene, dass ich wirklich lebendig und gesund bin?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,21: gesättigt Jes 65,13; Offb 7,16.17; lachen Jes 61,3; Ps 126,5.6

Lk 6,21: Glückselig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen!

Glücklich, die Weinenden? Widersprüchlich?

Christsein ist Freude und Trauer. Es geht nicht um das soziologische Trauern, zum Beispiel beim Tod eines Menschen. Es geht um ein geistliches Trauern.

Geistliches Trauern folgt aus der ersten Seligpreisung. Trauer hat etwas mit Verlust zu tun. Bei der Armut im Geiste verliere ich viel, was mir lieb ist – mein Ego, meinen Stolz, meine Kontrollwünsche und vieles mehr. Trauer ist in diesem Fall gut, mehr noch: notwendig.

Abgesehen von der Tatsache, dass Gott auch gerade in den dunklen Stunden meines Lebens bei mir ist, geht es hier um etwas anderes: echte Demut, tief empfundene Trauer über meinen Zustand und den Zustand der Welt.

Und aus und in dieser Trauer empfange ich in echter Hinwendung die Liebe und den Trost Gottes. Hieraus entspringt die Freude über das Errettetsein in Christus.

Frage: In welchen Bereichen meines Lebens kann ich loslassen und in der Demut die tiefe Nähe Gottes erfahren?

Lk 6,22: Glückselig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen, und wenn sie euch ausschließen und schmähen und euren Namen als einen lasterhaften verwerfen um des Menschensohnes willen.

Lk 6,22: Glücklich zu preisen seid ihr, wenn ihr um des Menschensohnes willen gehasst und ausgestoßen werdet und wenn man euch um seinetwillen beschimpft und euren Namen in den Schmutz zieht.

Selig, wenn sie euch beschimpfen

Geht Jesus da nicht ein bisschen weit? Das ist doch zu viel verlangt – Beschimpfung und Verfolgung aushalten um seinetwillen. Muss das sein?

Logischerweise ja – nur wenn ich unabhängig bin von der Meinung anderer und ganz in Jesus verankert, werde ich die frohe und gute Nachricht von Gottes Liebe auch denjenigen bringen können, die vielleicht kritisch sind oder sogar gefährlich werden können.

Nur dann kann ich es wagen, meine Feinde zu lieben. Jesus richtet seine Augen auf mich. Das genügt. Auch wenn es sich anders anfühlt – bin ich bereit, das zu glauben? Bin ich bereit, fest zu vertrauen?

Dorit Wilke-Lopez

Frage: Wo spüre ich in meinem Leben die Einladung, anderen mit Liebe zu begegnen, auch wenn es herausfordernd oder unbequem ist?

Überblick

Selig die Armen, so liegt darin die Mäßigung, welche von der Sünde abhält, die Welt verachtet und das Unerlaubte nicht sucht.

In den Worten: Selig, die ihr hungert, liegt die Gerechtigkeit; denn wer hungert, hat mit dem Hungrigen Erbarmung, gibt ihm aus Erbarmung, wird durch das Wohltun gerecht, weil seine Gerechtigkeit in Ewigkeit währt.

In den Worten: selig, die ihr jetzt weinet, liegt die Klugheit, welche das Tägliche beweint und das Ewige sucht.

In den Worten: Selig werdet ihr sein, wenn euch die Menschen hassen, liegt der Starkmut; aber die, welche wegen eines Vergehens keinen Haß verdient, sondern wegen des Glaubens Verfolgung erduldet. Denn so gelangst du zur Krone des Leibes, wenn du die menschliche Gunst verachtest, aber die göttliche suchst.

Also ist mit der Mäßigung des Herzens die Reinheit, mit der Gerechtigkeit die Barmherzigkeit, mit dem Frieden die Klugheit, mit der Sanftmut die Starkmut verbunden. Die Tugenden stehen mit einander in Verbindung

Goldene Perle

Frage: In welchen Momenten deines Lebens spürst du, dass wahre Stärke darin liegt, das Göttliche über das Menschliche zu wählen?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,22: Joh 15,18.19; 1Petr 2,19; 3,14; 4,14

Lk 6,23: Freut euch an jenem Tag und hüpft! Denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht.

Einzig der Lohn im Himmel zählt

Jesus möchte, dass ich mutig den Blick zum Himmel erhebe. Er liebt mich und möchte nicht, dass meine Befindlichkeiten, Sorgen und Verletzungen mein Leben regieren.

Er wird für mich sorgen und alles einrichten. Ich soll erkennen, dass es das „Paradies auf Erden“ für mich nicht gibt.

Es geht um den Weitblick im Glauben, um mein Vertrauen, um meine ganz persönliche Beziehung zu meinem liebenden Vater, der alle Tränen abwischt und mich im Himmel in die Arme schließen will.

Ellen Charlotte Petermann

Frage: In welchen Momenten spüre ich die Einladung, meinen Blick bewusst zum Himmel zu richten und dem Vertrauen in Gottes Führung Raum zu geben?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,23: Apg 5,41; Kol 1,24; Jak 1,2; Väter Mt 21,35

Lk 6,24: ‭Aber wehe euch, ihr Reichen, denn ihr habt euren Trost schon empfangen!

Warnung

Am Ende übermittelt uns der Evangelist Lukas aus Jesu Mund vier Weherufe, quasi das Gegenstück zu den Seligpreisungen.

Warum? Die Sätze, die wir lesen, sind wie Warnungen, denn wenn mein Leben auf Werte wie irdische Freuden, Karriere, materielle Güter und solcherlei Dinge ausgerichtet ist, muss ich aufpassen.

Mein Weg könnte dann sehr leicht in die Irre gehen. Ich sollte daher immer wieder mein Herz befragen. An wen habe ich es denn verloren? War es nicht dieser Jesus von Nazareth?

Frage: Wo in meinem Leben verliere ich mich vielleicht in äußeren Dingen, und wie kann ich mein Herz wieder bewusst auf das Wesentliche ausrichten?

Warnende Zeichen

Der Evangelist Lukas übermittelt uns nicht nur die Seligpreisungen, sondern auch ihre Gegensätze. Diese wirken wie warnende Zeichen auf unserem Lebensweg. Wenn mein Weg von diesen Gegensätzen geprägt ist, lohnt es sich, genauer hinzuschauen und zu überlegen, wohin er langfristig führt.

Wo mein Herz ist, da ist auch mein Schatz. Es stellt sich die Frage, ob mein innerstes Verlangen auf himmlische, ewige Freuden gerichtet ist oder auf irdische, vergängliche Vergnügen.

Patrick Butler

Frage: Welche Sehnsüchte meines Herzens zeigen mir, wohin mein Weg wirklich führt?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,24: 12,21; Jak 5,1; bereits 16,25; Mt 6,2; 6,5

Lk 6,25: ‭Wehe euch, die ihr satt seid; denn ihr werdet hungern! Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und weinen!

Leer, um mit Gott erfüllt zu werden!

Weh euch, die ihr jetzt satt seid!

Suchen wir unsere Sättigung nicht in den Dingen dieser Welt, weder in materiellen noch in geistlichen Gütern, letztlich in keinem Geschöpf, in nichts, was nicht Gott ist.

Je mehr wir leer werden von allem, was nicht Gott ist, desto mehr werden wir fähig, mit Gott erfüllt und von ihm gesättigt zu werden.

Nutzen wir die Dinge dieser Welt nur in dem Maße, wie es notwendig ist, um unsere Pflichten Gott gegenüber zu erfüllen; nur in dem Maße, wie er es uns aufträgt, nur im Hinblick auf Ihn allein, indem wir ganz leer bleiben von jeder Anhänglichkeit an irgendeines von ihnen …

Weit davon entfernt, uns an ihnen zu sättigen, wollen wir materiell von ihnen leer werden, machen wir also unser Herz vollständig und radikal leer davon; ja, radikal leer soll unser Herz sein, damit Gott es ganz erfüllen kann.

Charles de Foucauld

Frage: Welche Bereiche in meinem Leben brauche ich loszulassen, um Platz für Gottes Erfüllung in meinem Herzen zu schaffen?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,25: Jes 65,13.14; Jak 4,9

Lk 6,26: Wehe euch, wenn alle Leute gut von euch reden! Denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.

Lk 6,26: Weh euch, wenn euch alle Menschen loben.

Wehrufe

Die Reichen, die Satten, die Erfolgreichen stehen im Evangelium für Menschen, die scheinbar alles haben, die meinen, auf niemanden mehr angewiesen zu sein. Es sind Menschen, die sich selbst genügen, sich selbst zum Mittelpunkt machen und dabei andere an den Rand drängen. Sie nehmen die Not ihrer Mitmenschen nicht mehr wahr und leben gleichgültig und abgestumpft in den Tag hinein.

Frage: Wo in meinem Leben habe ich vielleicht schon verlernt, die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen, weil ich zu sehr auf mich selbst fokussiert bin?

Andacht von Bertalan Egervári

Reich sein, satt sein, lachen oder gelobt werden scheinen ein Problem zu sein. Soll das heißen, wir sollen nicht froh sein? Das würde nicht zum Rest seiner Botschaft passen.

Eher warnt er uns davor, nur diese Dinge zu suchen oder zu sehr an ihnen zu hängen. Die Suche nach Gott, der Dienst am Nächsten, das Wahre und Richtige tun und nach dem eigenen Gewissen handeln sind alles Dinge, die uns nicht unbedingt reich oder satt machen oder uns Lob einbringen.

Sie sind es jedoch, auf die wir unsere Anstrengungen richten sollen. Sie sind es, die uns wirklich froh machen. Reichtum und Gelächter tun uns zwar menschlich gut, sie sind aber nicht die Nahrung, die die Seele braucht. Im Zweifelsfall lenken sie uns nur von dem ab, wofür wir wirklich geschaffen sind.

Frage: Woran erkenne ich in meinem Leben, dass ich meiner Seele Nahrung gebe und nicht nur äußeren Freuden hinterherjage?

Andacht von Charles de Foucauld

Das Lob der Menschen und ihre Zuneigung könnten uns an sie binden, mein Gott, oder gar an unsere eigene Liebe. Dann hindern sie uns, uns nur an dich zu binden, nur dein Lob und deine Zuneigung zu suchen.

Du zeigst uns das als ein Gift, o du Gott der Güte, du eifersüchtiger Gott. Ja, du bist eifersüchtig, wie du uns so oft in der Heiligen Schrift sagst. Aber deine Eifersucht ist ganz anders als die der Menschen. Die Menschen sind eifersüchtig um ihrer selbst willen, aus Liebe zu sich selbst, so dass sie ihr Herz nicht verlieren und so ihr Glück verpassen.

Du aber bist unseretwegen eifersüchtig, aus Liebe zu uns, damit wir dich nicht verlieren, der allein uns glücklich machen kann. Was dich betrifft, der du grenzenlos und ewig glücklich bist, allmächtig und unser Schöpfer, du bräuchtest uns nicht. Aber du weißt, dass wir nur mit dir glücklich sein können.

Du wendest unzählige Mittel an, um unser Herz ganz für dich zu bewahren. In eifersüchtiger Sorge schiebst du alles beiseite, was daran hindern könnte ganz zu dir zu gehören. Wie bist du gut! O, welch selbstlose Eifersucht! Sie ist deiner wahrhaft würdig! Wie bist du gut!

Suchen wir also nicht das Lob der Menschen, sondern allein das Lob Gottes. Suchen wir nicht die Freundschaft der Menschen, sondern die Freundschaft Gottes. Seien wir nicht auf die Lobreden der Menschen bedacht, sondern allein auf Gott ausgerichtet. Sorgen wir uns nicht darum, was die Menschen von uns denken, sondern seien wir sorgfältig darauf bedacht, stets das zu tun, was Gott am meisten gefällt.

Frage: Wonach richte ich mein Herz wirklich aus – nach dem flüchtigen Beifall der Menschen oder nach der stillen Freude, die aus Gottes Nähe kommt?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,26: Jer 5,31; Joh 15,19

Lk 6,27-36: Über die Feindesliebe

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 6,27-36

Parallelstellen: Mt 5,43-48

Lk 6,27: Liebt eure Feinde.

Wer ist nun der Feind?

Feind kommt vom althochdeutschen fiant, was Hass bedeutet. Viele von uns haben, Gott sei Dank, keinen, den sie hassen. Aber wir haben sicher Menschen, die wir nicht unbedingt mögen und die uns immer wieder herausfordern.

Feindesliebe bedeutet, immer wieder in der Kraft Gottes ein Gegengewicht zu dieser Abneigung aufzubauen. Es ist sicher mühsam, aber es geht: den anderen segnen, ihm Gutes wünschen, nicht über ihn mit Dritten lästern und vieles mehr.

Beschreiten wir diesen Weg, erfüllen wir weniger eine moralische Forderung, sondern verbinden uns dadurch vielmehr innigst mit Gott, der die Liebe ist!

Frage: Welche Menschen in deinem Leben laden dich ein, die Kraft der Liebe über Ablehnung zu setzen, und wie könntest du heute damit beginnen?

Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen. Das ist die christliche Neuheit

Das ist der christliche Unterschied: Beten und lieben. Der Herr fordert von uns den Mut einer Liebe ohne Berechnung. Wie oft haben wir seine Forderung missachtet, wenn wir uns so wie alle verhalten haben!

Und doch ist das Liebesgebot nicht eine bloße Provokation, es bildet das Herzstück des Evangeliums. Kümmere dich nicht um die Bosheit des anderen, desjenigen, der schlecht über dich denkt. Beginne hingegen, aus Liebe zu Jesus dein Herz abzurüsten. Denn wer Gott liebt, hat im Herzen keine Feinde.

Franziskus

Wenn wir unsere Feinde lieben, tauchen wir in den großen Strom der Liebe Gottes durch Jesus Christus ein. Corrie ten Boom 

Frage: Welche Mauern in deinem Herzen könntest du aus Liebe zu Gott sanft abbauen?

Andacht von Franziskus von Assisi

OK, man muss den Text von Franziskus von Assisi mehrmals lesen, er ist holprig, aber in seinem Inhalt eine tiefgehende und vor allem praktische Anleitung der Nächstenliebe:

In der Tat liebt jener seinen Feind wahrhaftig, der nicht Schmerz empfindet über das Unrecht, das der andere ihm antut, sondern um der Liebe Gottes willen innerlich brennt wegen der Sünde, die der andere seiner Seele antut. Er möge ihm in Werken Liebe erweisen.

Viele gibt es, die oft, wenn sie sündigen oder Unrecht auf sich nehmen, dem Feind oder dem Nächsten die Schuld geben. Aber so ist es nicht. Denn ein jeder hat den Feind in seiner Gewalt, seinen Leib nämlich, durch den er sündigt.

Darum: Selig jener, der einen solchen Feind, der in seine Gewalt gegeben ist, immer gefangen hält und sich weise vor ihm in Acht nimmt. Denn wenn er das tut, kann ihm kein anderer Feind schaden, sei er sichtbar oder unsichtbar.

Franziskus von Assisi

Frage: Welche inneren „Feinde“ in deinem eigenen Herzen könntest du liebevoll anerkennen und transformieren, um Raum für mehr Mitgefühl und inneren Frieden zu schaffen?

Feindesliebe

Feindesliebe bedeutet nicht, dass wir uns überlegen fühlen oder andere abwerten, die wir als „Feinde“ wahrnehmen. Wenn wir lieben, um uns selbst als großzügig oder geduldig zu inszenieren, ist das keine echte Liebe – es ist ein Urteil, das wir über andere fällen.

Wahre Feindesliebe schenkt sich ohne Hintergedanken, ohne Anspruch auf Anerkennung oder Dankbarkeit. Sie richtet nicht, sondern begegnet dem anderen auf Augenhöhe. Wenn unsere Liebe abgelehnt wird, fühlen wir uns nicht verletzt oder bestätigt, sondern bleiben in unserer Haltung der Barmherzigkeit und des Mitgefühls.

Sie ist nicht Mittel zum Selbstzweck, sondern Ausdruck eines Herzens, das sich über die eigenen Grenzen hinaus für den anderen öffnet.

Wenn Jesus uns gebietet, unsere Feinde zu lieben, so gibt er selber uns die Liebe, die er von uns fordert. Corrie ten Boom

Frage: In welchen Momenten fällt es dir schwer, Liebe ohne Erwartung zu schenken, und was würde sich ändern, wenn du es dennoch tust?

Lk 6,27: Tut Gutes denen, die euch hassen.

Tut Gutes

Ich darf nicht erwarten, dass mein Verhalten unbedingt den anderen ändert. Auch wenn ich dem anderen vergebe, vergibt dieser nicht zwangsläufig auch mir. Auch wenn ich mich überwinde und ihm Gutes tue, heißt das nicht, dass mein Gegenüber dies ebenso tut.

Aber nicht danach soll die Liebe fragen, ob sie erwidert wird, vielmehr sucht sie den, der ihrer bedarf. Wer aber ist der Liebe bedürftiger als der, der ohne Liebe zu mir gefangen in allerlei Abneigung lebt.

Gutes tun nun bedeutet zuallererst, jedem mit Respekt zu begegnen und ihn als Mensch wahrzunehmen. Und für mich ganz wichtig: nicht mit anderen über jemanden lästern!

Die Liebe erkennt in jedem Menschen den Bruder und die Schwester und handelt eben so in geschwisterlicher Verbundenheit, unabhängig davon, ob dieser mich mag oder eben nicht.

Frage: Wie kann ich heute Liebe und Respekt zeigen, ohne an eine Gegenleistung zu denken?

Andacht von Bonhoeffer

Vom Feind ist die Rede, der Feind bleibt, ungerührt von meiner Liebe, der mir nichts vergibt, wenn ich ihm alles vergebe, der mich hasst, wenn ich ihn liebe, der mich umso mehr schmäht, je ernster ich ihm diene.

Aber nicht danach soll die Liebe fragen, ob sie erwidert wird, vielmehr sucht sie den, der ihrer bedarf. Wer aber ist der Liebe bedürftiger als der, der selbst ohne alle Liebe im Hass lebt? Wer ist also auch der Liebe würdiger als mein Feind?

Wo wird die Liebe herrlicher gepriesen als mitten unter ihren Feinden? Diese Liebe macht den Jünger sehend, dass er im Feind den Bruder erkennt, dass er an ihm handelt wie an seinem Bruder.

Frage: Wo in meinem Leben kann ich lernen, Liebe auch dort zu schenken, wo sie scheinbar nicht erwidert wird?

Andacht von Charles des Foucauld

Tun wir denen Gutes, die uns hassen. Tun wir ihnen das Bestmögliche für ihre Seelen wie für ihren Körper. Beten wir für sie. Opfern wir Gott Bußwerke für sie, denn die Schrift zeigt uns überall, dass Buße untrennbar mit dem Gebet verbunden ist.

Tun wir ihnen alles Gute, das Gott und der Gehorsam uns erlauben: Gunsterweise, Dienste, Freundlichkeit, Almosen, falls sie arm sind, Pflege für die Kranken, alles, was ihnen guttut.

Gewähren wir es ihnen, sowohl um dem Wort Jesu gehorsam zu sein, als auch um sein Beispiel nachzuahmen, um seinen kranken Gliedern Gutes zu tun, um diese Seelen für Gott zu gewinnen, indem wir „Kohlen der Liebe auf ihrem Haupt anhäufen“ und „das Böse durch das Gute“, ihren Hass durch unsere Wohltaten überwinden.

Frage: Wie könnte ich im Alltag bewusst dazu beitragen, selbst denen Gutes zu tun, die mir schwerfallen?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,27: 6,27–35: Mt 5,38–47; – Spr 24,17; 25,21; Ex 23,4.5

Lk 6,28: Segnet, die euch fluchen, und betet für die, welche euch beleidigen!

Für den Feind beten

Im Gebet trete ich hin zu jedem Menschen in meinem Umfeld, mit dem ich Probleme habe. Ich trete an seine Seite, ich bin mit ihm, bei ihm und für ihn vor Gott im fürbittendem Gebet.

Ich nehme seine und meine Not auf mich und trete vor Gott für ihn ein. Dadurch wird jede seiner Verletzungen mich nur näher mit Gott und mit diesem Menschen verbinden.

Das ist immer mühevoll und kostet Überwindung, ist aber das Äußerste, wo eben die Liebe unüberwindlich wird. Die Liebe, ja die Liebe, immer wieder konkret gelebt und umgesetzt.

Frage: Wie könnte ich die Liebe in meinem Alltag so leben, dass sie Hindernisse überwindet und mein Herz zugleich öffnet?

Übung

Ich habe es mir zur Übung gemacht, sofort (!) in einer schwierigen menschlichen Begegnung, den heiligen Geist innerlich anzurufen, schlicht mit den Worten: Heiliger Geist hilf! Und er hat mir bislang immer darin geholfen, einen liebenden, segnenden und fürbittenden Blick auf den anderen zu bewahren.

Gut Sprechen

Segne diejenigen, die dich verfluchen bedeutet, dass wir gut über diejenigen sprechen müssen, die schlecht über uns sprechen.

Fürbitte: Betet für sie. 

Eine konkrete Form der Liebe ist die Fürbitte. Ich muss dazu nicht der beste Freund jener Menschen sein, mit denen mir die Beziehung schwerfällt. Aber ich kann für sie beten, und nicht nur für ihre Umkehr, sondern auch für ihre Anliegen, Bedürfnisse und Sorgen, dafür, dass Gott sie segnet.

Es kann sein, dass ich gerade durch das Gebet eine neue Perspektive gewinne, um diese Menschen zu betrachten.

Fällt mir jemand ein, für den ich heute besonders beten möchte?
Eva Gloserová

Frage: Welche Menschen oder Situationen möchte ich heute mit meinem Herzen und meinem Gebet verbinden, und wie verändert das meine eigene Sicht auf sie?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,28: 23,34; Röm 12,14; 1Petr 3,9

Lk 6,29: Dem, der dich auf die eine Backe schlägt, biete auch die andere dar; und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch das Hemd nicht.

Ehre kommt allein vor Gott

Mach dich nicht abhängig von der Wertschätzung des Gegenübers, sondern wertschätze den anderen bedingungslos.

Andere werden dich immer wieder gewollt oder ungewollt gering schätzend, das heißt ehrlos behandeln. Schlimmste Beleidigung war damals die Ohrfeige, da diese die Ehre angriff. Unsere Ehre aber kommt allein von Gott, so dass wir getrost auch die andere Wange hinhalten können, das heißt auf jegliches, vor allem verbales, Zurückschlagen verzichten können.

Wenn wir darüber nachdenken, wie Jesus selbst beleidigt und angegriffen wurde – als Vielfraß, Betrunkener, uneheliches Kind, Lästerer, Verrückter und Ähnliches – sehen wir, wie er dieses Prinzip selbst lebte. Folgen wir ihm darin nach.

Frage: Wie kann ich in meinem Alltag lernen, die Ehre anderer bedingungslos zu achten und meine eigene in Gott verwurzelt zu sehen?

Feindesliebe und Glaube an Gott

Die Aufforderung zur Feindesliebe ist ganz tief im Glauben an Gott begründet. Wenn wir ihn Vater nennen, wenn wir das von ihm glauben und verkünden, dann muss es auch in unserem Leben gelten.

Man kann nicht Vater unser sagen und gleichzeitig die geballte Faust in der Tasche halten. Die christliche Liebe und in ihrer letzten Konsequenz auch die Feindesliebe wurzelt in der Erfahrung, dass ich selbst ganz ungeschuldet und unverdient von Gott geliebt bin.

Seitdem versteht sich christliche Liebe immer auch als Weitergabe der Liebe Gottes. Mag das Antlitz eines Menschen noch so unangenehm erscheinen, mag er noch ein so schwieriger Mensch sein, drehen Sie die Medaille um. Sie blicken direkt in das Antlitz Jesu Christi!

Frage: Wie würde sich mein Umgang mit anderen verändern, wenn ich in jedem Menschen das Antlitz Christi sehen könnte?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,29: 1Kor 6,7

Lk 6,30: Gib aber jedem, der dich bittet; und von dem, der dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück.

Tugend des Gebens

Wir helfen und tun Gutes, wo und wie es Gott für uns vorbereitet hat, jeder auf seine Art und Weise.

Wir pflegen unser Herz, damit es innerlich so groß wird, um den anderen aufzunehmen.

Wir sollen geben. Beim Geben geht es vor allem darum, mich selbst zu geben – Interesse zu zeigen, sich Zeit zu nehmen, den anderen bewusst wahrzunehmen, mitzufühlen und vieles mehr.

Dabei ist es wichtig, dies aus einer Haltung heraus zu tun, die erkannt hat, dass wir uns letztlich nicht uns selbst, sondern allein Gott gehören.

Wenn wir uns also dem anderen zuwenden und uns geben, dann geben wir schlichtweg das, was wir selbst empfangen haben: uns selbst.

Und Gott möchte, dass wir dies, eben uns selbst, jedem und ohne Ausnahme, weitergeben.

Sich selbst geben ist besser als nur geben. Mutter Teresa

Frage: Wie kann ich heute bewusst mein Herz öffnen und das, was ich von Gott empfangen habe, auf liebevolle Weise weitergeben?

Von Gott erhalten wir Alles

Was wir das Meinige und Deinige nennen, sind leere Worte. Wenn du von deinem Haus sprichst, so hast du ein Wort, das keine Bedeutung hat, gesprochen.

Denn auch die Lust, der Boden und der Kalk gehören dem Schöpfer, auch du selbst, der du das Haus gebaut hast.

Wenn aber auch der Gebrauch dir gehört, so ist er zweifelhaft, nicht nur wegen des Todes, sondern auch wegen der Veränderlichkeit der Dinge. Deine Seele wird von dir nicht besessen, und wie können die Schätze dir gehören?

Der Herr will aber, dass dieses dein gehöre, was dir für deine Brüder anvertraut wurde. Es wird aber das Deinige, wenn du es für Andere ausgeteilt hast.

Wenn du aber das, was das Deinige ist, übermäßig auf dich verwendest, so ist es schon Fremdes geworden.

Aber wegen der bösen Begierde nach Schätzen führen die Menschen vor Gericht Prozess. Dagegen sagt Christus: Und wer dir das Deinige nimmt, von dem fordere es nicht.

Frage: Wie könnte dein Leben leichter und freier werden, wenn du den Besitz nicht als dein eigenes, sondern als anvertraut für andere betrachten würdest?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,30: Dtn 15,7–10; Spr 21,26

Lk 6,31: Und wie ihr wollt, dass euch die Leute behandeln sollen, so behandelt auch ihr sie gleicherweise!

Goldene Regel

Die Logik des „ich gebe, damit du gibst“ wird gebrochen: Ich gebe nicht, um etwas zurückzubekommen, sondern weil ich weiß, was für mich gut ist und weil ich will, dass es auch anderen gut geht.

Die goldene Regel muss ins Herz dringen, so dass sie nicht im Sinne eines Nützlichkeitsdenkens (Du gibst mir – ich gebe dir) verstanden wird, sondern zu einem Leben der Hingabe führt.

Wenn du willst, dass man dich liebt, dir hilft, dich tröstet, dich aufbaut und ermutigt, dann frage dich: Wann kannst du lieben, wem helfen, wen trösten, wen aufbauen und ermutigen – heute, hier und jetzt?

Die goldene Regel war in der Antike weit verbreitet, allerdings in negativer Form: einem anderen nichts zu tun, was man selbst nicht erfahren möchte. Jesus formuliert sie hier positiv. Diese goldene Regel treibt uns an, Gutes zu tun.

Wenn du willst, dass man dir hilft, frage dich: Wem kannst du helfen? Die goldene Regel muss ins Herz dringen, damit sie zu einem Leben der Hingabe an den anderen führt. Denn Gott hat uns als Frucht seiner unendlichen Liebe erschaffen.

Frage: Wie kann ich heute aus reiner Hingabe handeln, ohne etwas zurückzuwarten, und so die Liebe Gottes in meinem Alltag spürbar machen?

Die Goldene Regel

Jesus gibt mir, was als „Goldene Regel“ bezeichnet wird: handle an anderen so, wie du von ihnen behandelt werden willst.

Da ich mich natürlich selbst so liebe, dass ich mir alles Gute wünsche und dass mir ja nichts Schlechtes in den Weg kommt, ermahnt mich Jesus, dieses Wohlwollen auch auf andere zu übertragen.

Das verlangt eine Anstrengung von mir, da ich ja zum Egoismus neige.

Was kann mich aus meiner Kleinheit und Enge herausholen?

Frage: Wie kann ich heute bewusst mein Herz öffnen, um Liebe und Mitgefühl über meine eigenen Bedürfnisse hinaus fließen zu lassen?

Wir brechen dieses Gebot, wenn….

Wir brechen dieses Gebot, wenn wir das Schlimmste von anderen denken.

Wir brechen dieses Gebot, wenn wir nur mit anderen über ihre Fehler sprechen.

Wir brechen dieses Gebot, wenn wir ein ganzes Leben nur nach seinen schlimmsten Momenten beurteilen.

Wir brechen dieses Gebot, wenn wir die verborgenen Motive anderer beurteilen.

Wir brechen dieses Gebot, wenn wir über andere urteilen, ohne uns in ihren gleichen Umständen zu betrachten.

Wir brechen dieses Gebot, wenn wir über andere urteilen, ohne daran zu denken, dass wir selbst beurteilt werden.

Frage: In welchen Momenten habe ich selbst vorschnell geurteilt, und wie würde sich mein Blick verändern, wenn ich mehr Mitgefühl und Verständnis übe?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,31: Mt 7,12

Lk 6,32: Und wenn ihr die liebt, die euch lieben, was für einen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder lieben die, welche sie lieben.

Was fragt die Liebe?

Die Liebe fragt niemals danach, was ihr jemand antut, sondern allein danach, was Jesus getan hat, der die Liebe selbst ist.

Je näher wir an und in ihm leben, immer wieder und immer öfter am Tag mit ihm uns verbinden durch Stoßgebete und Ähnliches, desto gewisser überwindet unsere Liebe den Hass und jegliche Abneigung.

Es ist ja nicht unsere eigene Liebe, die hier wirkt. Sie ist ganz allein die Liebe Jesu Christi, der für alle Menschen ans Kreuz ging.

Darin macht uns die Liebe Jesus sehend, dass sie auch den Feind eingeschlossen sieht in die Liebe Gottes, dass sie den Feind unter dem Kreuz Jesu Christi sieht.

Frage: Wie könnte es dein Herz verändern, wenn du jeden Menschen, auch den, der dir feindlich begegnet, durch die Liebe Jesu betrachtest?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,32: 1Petr 2,19.20

Lk 6,33: Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, was für einen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder tun dasselbe.

Was für einen Dank erwartet ihr dafür?

Jesus lehrt hier eine radikale Nächstenliebe, die über das gewöhnliche menschliche Verhalten hinausgeht. Es ist leicht, freundlich zu denen zu sein, die uns ebenfalls Gutes tun. Doch wahre Liebe zeigt sich darin, auch denen Gutes zu tun, die uns nichts zurückgeben oder uns sogar feindlich gesinnt sind.

Diese Aussage steht im Kontext der Feindesliebe (Lk 6,27-36). Jesus fordert seine Nachfolger auf, nicht nach weltlichen Maßstäben zu handeln, sondern sich an Gottes Barmherzigkeit zu orientieren. So wird Gottes Liebe sichtbar, die unabhängig von Verdiensten ist. Wer so handelt, lebt nach dem Prinzip der göttlichen Gnade und ahmt Christus nach.

Frage: In welchen Bereichen meines Lebens könnte ich heute bewusst Liebe und Gutes tun, ohne eine Gegenleistung zu erwarten?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,33: Lev 25,35.36

Lk 6,34: Und wenn ihr denen leiht, von welchen ihr wieder zu empfangen hofft, was für einen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder leihen den Sündern, um das Gleiche wieder zu empfangen.

Parallelstellen zum Vers Lk 6,34: 14,12–14

Lk 6,35: Vielmehr liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, ohne etwas dafür zu erhoffen; so wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein, denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.

Lk 6,35: Ihr aber sollt gerade eure Feinde lieben!

Was ist die vollkommene Liebe?

Es ist die Liebe, die sich nicht parteiisch denen zuwendet, die uns ihre Gegenliebe schenken. Nach Bonhoeffer ist das Außerordentliche Christliche der Weg völliger Liebe, völliger Reinheit, völliger Wahrhaftigkeit, völliger Gewaltlosigkeit, die Liebe zum Feind, die Liebe zu dem, der keinen liebt und den keiner liebt.

Es ist die größte Tugend, wenn wir die, welche uns schaden wollen, mit Wohltaten überhäufen. Daher: tut Gutes, da wo ihr steht, und lebt im Blick auf das Kreuz Christi.

Denn das Außerordentliche Christliche ist die Liebe Jesu Christi selbst, die leidend und gehorsam ans Kreuz geht. Das Außerordentliche Christliche ist das Kreuz.

Frage: Wie kann ich in meinem Leben Menschen lieben, die mir schwerfallen, und welche Kraftquelle könnte mir dabei helfen?

Daher folgt: Tut Gutes.

Denn wie das Wasser ein angezündetes Feuer löscht, so den Zorn die Vernunft mit Sanftmut. Denn was das Wasser dem Feuer ist, das ist die Demut und Sanftmut dem Zorne; und wie das Feuer nicht durch das Feuer gelöscht wird, so wird auch der Zorn nicht durch den Zorn beschwichtigt.

Das Leiden in der Liebe des Gekreuzigten, das ist das Außerordentliche an der christlichen Existenz.

Es ist aber die größte Tugend, wenn wir die, welche uns schaden wollen, mit Wohltaten überhäufen.

Leiht, ohne was zu erhoffen

Hier geht es anders zu als in der weltlichen Liebe.

Die weltliche Liebe ist eine Transaktion, eine Art Tauschhandel. Dieser Tauschhandel-Charakter der weltlichen Liebe ist genau das, womit wir Menschen immer wieder in Schwierigkeiten kommen. Wenn wir etwas hergeben, erwarten wir im Gegenzug, etwas zu bekommen.

Das führt dann zu Konflikten, und das ist auch die Ursache vieler Feindseligkeiten. Da kommt es dann zu Wut, Eifersucht, Abneigung und Rachegedanken. Dieses Liebes-Verständnis ist die Ursache des gesamten Chaos zwischen den Menschen.

Nouwen

Frage: Wo in meinem eigenen Lieben spüre ich noch den Wunsch nach Gegenseitigkeit – und wie könnte ich lernen, einfach zu geben?

Andacht von Nouwen

Das Hassen des Feindes kostet uns etwas. Oft erlauben wir dem Feind, Macht über uns zu haben. Ich habe in meinem eigenen Leben festgestellt, dass Menschen, die ich nicht mag, Macht über mich haben, weil ich dauernd an sie denke. Sie beschäftigen mich und haben Kontrolle über mein Denken.

Ich merke, dass ich eifersüchtig werde, voller Abneigung und rachsüchtig. Ich verliere meinen Frieden. Ich halte mich an diese Menschen als meine Feinde. Seine Feinde zu lieben, ist eine Möglichkeit, von unseren Feinden loszukommen. Wir befreien uns selbst, indem wir sie loslassen, sie lieben, uns um sie kümmern.

Etwas vom Schönsten ist es, dass wir dann, wenn wir mittels Liebe und Vergebung den Feind aus unserem Herzen entlassen, plötzlich frei dafür sind, diese grenzenlose, allumfassende Liebe Gottes in uns einfließen zu lassen. Jedes Mal, wenn wir einem Feind vergeben, werden wir ein neuer Mensch, weil wir den verärgerten Menschen in unserem Inneren loslassen, der in uns die Angst geschürt hat. Der Feind bleibt nur so lange Feind, wie wir noch nicht voll und ganz die Liebe Gottes erkannt haben.

Nouwen

Frage: Wem in meinem Leben gebe ich noch Macht über mich – und bin ich bereit, diese Macht durch Liebe und Vergebung in Freiheit zu verwandeln?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,35: 6,27; leiht Ps 37,26; Söhne Phil 2,15; weil Ps 86,5; 145,9

Lk 6,36: Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.

Wie auch

Oft steht in der Bibel das Wort „wie“, z.B. „wie ich euch geliebt habe“ – und eben auch an dieser Stelle.

Der Auftrag Jesu „seid barmherzig“ ist zuerst ein Auftrag des Verstehens und nicht des Handelns. Vor dem Handeln muss das „Wie“ verstanden werden.

Verstehen aber bedeutet Stehenbleiben, Bedenken, Nachsinnen, in die Tiefe zu gehen: Was ist und bedeutet denn die Barmherzigkeit des Vaters?

Jesu Auftrag hier lautet also nicht nur „sei barmherzig“, sondern auch und zuerst: Verstehe in der Tiefe, wie der Vater barmherzig ist. Dieses „Wie“ ist nie genug verstanden.

Angerührt von seiner Barmherzigkeit können auch wir Tag für Tag barmherzig mit den anderen sein.

Lass immer das Mitleid die Oberhand gewinnen, bis du in dir das Mitleid spürst, das Gott für die Welt empfindet. Isaak der Syrer

Frage: Wo und wie spüre ich selbst die Barmherzigkeit Gottes – und lasse ich sie in mir weiterwirken?

Andacht von Vinzenz von Paul

Selig jene, die den kurzen Augenblick unseres Lebens nutzen, um Erbarmen zu üben.

Barmherzigkeit ist das innerste Geheimnis Gottes. Gott schenke uns diesen Geist des Mitfühlens und Erbarmens in Fülle und halte ihn in uns lebendig.

Seien wir barmherzig, üben wir gegen alle Erbarmen, so dass uns nie ein Armer begegnet, den wir nicht trösten, so gut wir können, kein Unwissender, ohne dass wir ihm mit ein paar kurzen Worten sagen, was er braucht, um zu glauben und etwas für sein Heil zu tun.

Groß ist also das Lob der Barmherzigkeit. Denn diese Tugend macht uns Gott ähnlich.

Vinzenz von Paul

Frage: Wie kann ich heute Barmherzigkeit leben, damit sie in mir und durch mich spürbar wird?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,36: 6,36–42: Mt 7,1–5; – Mt 5,48; Eph 5,1; 1Petr 1,15

Lk 6,37-42: Über das Verurteilen

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 6,37-42

Parallelstellen: Mt 7,1-16

Lk 6,37: Richtet nicht, so werdet ihr nicht gerichtet.

Richte nicht

Geliebter Mensch, richte weder den anderen noch dich selbst.

Gewiss verlangt die Vernunft, dass uns unsere wie die Fehler des anderen missfallen und leid tun, aber dieses Missfallen darf nicht bitter, ärgerlich und zornig sein. Ein Fehlverhalten darf und muss sogar wahrgenommen und benannt werden. Aber immer in und mit Liebe.

Wenn ich dagegen richte, schaue ich kritisch verurteilend auf den anderen wie auf mich selbst und stehe damit schon außerhalb der Liebe. Der Nächste wie auch ich selbst kann uns Liebenden jedoch niemals Gegenstand verurteilender kritischer Betrachtung sein, sondern er wie auch ich sind jederzeit der lebendige Anspruch auf unsere Liebe.

Daher: Richtet nicht!

Ein Wort von Franz von Sales ist mir hier zum treuen Begleiter geworden: wenn ich mich schon verfehle, will ich mich lieber durch zu große Milde verfehlen als durch zu große Strenge.

Wer sich selber kennt, der sieht die Fehler der Brüder nicht. Apophthegmata

Es ist ein gar großer Unterschied zwischen Sünde richten und Sünde wissen. Wissen magst du sie wohl, aber richten sollst du sie nicht. Martin Luther

Frage: Wo in meinem Herzen bin ich eingeladen, mehr Milde als Strenge walten zu lassen – gegenüber mir selbst und meinen Mitmenschen?

Wer sind wir, um über andere zu richten?

Wer richtet, erweist sich als Feind der Barmherzigkeit.

Wer dagegen großherzig ist, kann über menschliche Unzulänglichkeiten hinwegsehen.

Achte darauf, am anderen nicht jede Kleinigkeit zu kritisieren.

Meße das Verhalten des Anderen mit einem sanftmütigen Maß.

Wir sind doch nicht besser als der andere.

Oft handeln wir ebenso schlecht, aber was noch schlimmer ist, wir entschuldigen uns dabei.

Was wir von anderen auszustehen haben, fühlen wir schnell und kreiden es an.

Was aber die anderen von uns hinnehmen, das sehen wir gar nicht.

Wer sich selbst recht beurteilt, hat keinen Grund, über andere scharf zu richten.

Frage: Wann habe ich zuletzt über jemanden geurteilt, statt ihn mit dem Blick der Barmherzigkeit zu sehen – und was hat das über meinen eigenen inneren Zustand offenbart?

Lk 6,37: Verurteilt nicht, so werdet ihr nicht verurteilt.

Andacht von Anselm Grün

Ob wir wollen oder nicht: Sobald wir einem Menschen begegnen, bewerten wir ihn und häufig genug folgt daraus ein Urteil. Der Grund liegt darin, dass wir uns selbst nicht kennen. Wir projizieren unsere eigenen Schattenseiten auf den andern.

Wer sich selbst erkennt, der urteilt nicht mehr über andere. Wer seine eigenen Schattenseiten sieht, der muss sie nicht mehr auf andere projizieren.

Sobald wir also merken, dass wir über jemanden urteilen, sollen wir das als Einladung nehmen, uns selbst genauer anzuschauen und besser kennen zu lernen. Wenn wir uns mit den eigenen Schattenseiten beschäftigen, sehen wir die Fehler der anderen gar nicht mehr.

Wenn ich meine Sünden betrachte, dann höre ich auf, nach den negativen Seiten des anderen zu forschen. Ich werde ihn achten und ehren und offen sein für das, was er mir sagen möchte. So wird die Begegnung für beide Seiten gut verlaufen.

Anselm Grün

Frage: Wann habe ich zuletzt gespürt, dass mein Urteil über einen anderen Menschen mir etwas über mich selbst sagen wollte – und war ich bereit, hinzuschauen?

Andacht aus der Nachfolge Christi

Oft nehmen wir es auch nicht wahr, dass wir innerlich blind sind. Oft handeln wir schlecht, aber was noch schlimmer ist, wir entschuldigen uns.

Zuweilen treibt uns Leidenschaft, wir aber nennen es Eifer. Wir tadeln Kleinigkeiten an anderen und übersehen Krebsschäden an uns.

Was wir von anderen auszustehen haben, fühlen wir schnell und kreiden es an. Was aber die anderen von uns hinnehmen, das sehen wir gar nicht.

Wer sich selbst recht und gerecht beurteilte, hätte keinen Grund, über andere scharf zu richten.

Nachfolge Christi

Frage: Wo in mir bin ich noch blind für mein eigenes Handeln – und wie kann ich lernen, mit dem Blick Christi auf mich selbst zu schauen?

Lk 6,37: Sprecht los, so werdet ihr losgesprochen werden!

Was bedeutet Vergebung?

Vergeben bedeutet nicht gutheißen, was uns zugefügt wurde. Nur wo etwas schlecht war, ist Vergebung überhaupt angebracht.

Doch solange wir nicht vergeben wollen, bleiben auch wir selbst in der Fessel verhaftet, in die uns die Sünde des anderen geschlagen hat. Und wir bleiben darin gefangen.

Es kann manchmal sehr lange dauern, bis man bereit ist, Vergebung zu schenken. Der Anfang ist gemacht, wenn der Wunsch zu vergeben in uns aufkeimt. Er holt uns aus der Passivität und löst die uns angelegte Fessel.

Wir beginnen wieder unsere Würde in Anspruch zu nehmen, die der andere verletzt hat. Wir gelangen allmählich wieder zum Eigenbesitz unserer selbst.

Achten wir auf unser Herz, dass es die Härte, die der Vergebung oft im Weg steht, überwindet.

Herzenshärte ist das Schändlichste von allem, weil sie keine Barmherzigkeit kennt, nichts von Liebe wissen will und weil sie nichts Gutes wirken kann. Hildegard von Bingen

Frage: Was in mir sehnt sich danach, frei zu werden durch das Geschenk der Vergebung?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,37: Jak 4,11.12

Lk 6,38: Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn mit demselben Maß, mit dem ihr messt, wird man auch euch messen.

Achtung

Das darf nicht als Automatismus oder gar Tauschhandel mit Gott verstanden werden. Vielmehr soll es uns ereifern, Gottes Nachahmer zu werden.

Ein gutes, überfließendes Maß an Vergebung gibt Gott, so bemühen wir uns nachahmend dem Nächsten zu vergeben. Überreiche Hilfe lässt er uns zukommen, so bemühen wir uns, dem Nächsten zu helfen.

Aus der Haltung „Wie Gott mir, so ich dir“ gehen wir in den Tag und handeln danach. Das ist nicht immer leicht.

Stellen wir uns darum in den Strom der schenkenden Liebe Gottes, der uns die notwendige Kraft und Weisheit dazu gibt, gute Worte zu sprechen, gute Taten zu tun und zuallerserst gute Gedanken über den anderen zu denken.

Frage: Wie kann ich heute ein Stück von Gottes schenkender Liebe weitergeben – in Gedanken, Worten oder Taten?

Mit dem Maß, das Sie verwenden, wird es Ihnen zurückgemessen

Dies ist das Prinzip, auf dem Jesus das Gebot: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet aufbaut.

Gott wird uns nach dem gleichen Maß messen, das wir für andere verwenden.

Dies ist eine starke Motivation für uns, mit Liebe, Vergebung und Güte anderen gegenüber großzügig zu sein.

Wenn wir mehr von diesen Dingen von Gott wollen, sollten wir anderen mehr davon geben.

Frage: Wie kannst du heute bewusst Liebe, Vergebung oder Güte weitergeben, um auch in deinem eigenen Leben mehr davon zu erfahren?

Aufforderung Jesus

Wenn Jesus sagt, dass wir mit dem Maß gemessen werden, mit dem wir messen, dann ist das keine Drohung, sondern er unterstreicht damit die Aufforderung, großzügig zu geben.

Indem er uns daran erinnert, dass wir alles, was wir haben, von Gott erhalten haben, auch die Liebe und die Vergebung. Er führt uns vor Augen, wie sehr wir geliebt sind und wie wir alles von ihm in Fülle erhalten haben.

Genauso sollen wir es unseren Brüdern und Schwestern weitergeben. Unser Leben und unsere Werke müssen in irgendeiner Weise die Liebe, die Gott Vater zu unseren Nächsten hat, widerspiegeln.

Frage: Wie kann ich heute die Liebe, die mir geschenkt wurde, bewusst an andere weitergeben?

Der Überfluss Gottes

In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken. Allein mit Blick auf die Natur, auf die kleinen Blumen und das ganze Universum, sieht man, wie Gott im Überfluss schenkt.

Gottes Überfluss beschränkt sich nicht nur auf die Natur, sondern wird noch deutlicher in seiner „überflüssigen“ persönlichen Liebe zu den Menschen, in seinem „überflüssigen“ Tod am Kreuz.

Somit ist der Überfluss etwas zutiefst Christliches, im äußerlichen Überfluss, wie dem Barock, aber vor allem in der „überflüssigen“ Hingabe an andere, einer Hingabe, die nicht überlegt, ob es jetzt langsam genug ist.

Nicht zu vergessen, es war gerade Judas, der die Verschwendung des teuren Nardenöls anmahnte und als überflüssig kritisierte.

Frage: Wo in meinem eigenen Leben darf ich die Fülle und Hingabe Gottes spüren und vielleicht selbst „überflüssig“ großzügig sein?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,38: Spr 11,25; 19,17; 2Kor 9,6

Lk 6,39: Er sagte ihnen aber ein Gleichnis: Kann auch ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in die Grube fallen?

Werden nicht beide in die Grube fallen?

Ein Blinder kann einen anderen Blinden nicht sicher leiten, selbst wenn er es mit den besten Absichten versucht. Wer selbst nicht sieht, braucht jemanden mit einem klaren Blick, der den Weg kennt.

Wissen und Einsicht entstehen allerdings nicht von selbst – sogar der Heilige Geist, der uns beisteht, stützt sich darauf, dass wir uns auf unsere Sendung vorbereiten. Der Horizont des Glaubens, der uns befähigt, andere mit Weisheit zu führen, wird durch beständige Bildung erweitert.

Bildung ist keine spontane Erscheinung, sondern das Ergebnis von Zeit, Fleiß und Hingabe. Wir sollten uns den Wunsch bewahren, unseren Glauben immer tiefer zu ergründen.

Diese Offenheit setzt eine Haltung der Demut voraus, denn wahre Weisheit erkennt an, dass sie niemals ausgelernt hat. Wir sind keine vollendeten Meister, sondern stets Lernende. Ein guter Lehrer bleibt immer Schüler, und der beste Führer ist derjenige, der sich selbst führen lässt.

Frage: In welchen Bereichen meines Lebens könnte ich mich heute noch bewusst von einem klaren Blick leiten lassen, um innerlich zu wachsen?

Kann ein Blinder einen Blinden führen?

Wenn also Christus nicht richtet, warum richtest du? Denn er kam nicht, die Welt zu richten, sondern sich über sie zu erbarmen. Wenn du einen Anderen richtest, und selbst dessen schuldig bist, bist du nicht einem Blinden ähnlich, der einen Blinden führt? Goldene Kette

Parallelstellen zum Vers Lk 6,39: Mt 15,14

Lk 6,40: Der Jünger ist nicht über seinem Meister; jeder aber, der vollendet ist, wird so sein wie sein Meister.

Der Jünger ist nicht über seinem Meister

Diese Aussage Jesu betont das Prinzip der Nachfolge und des Lernens. Ein Schüler kann seinen Lehrer nicht übertreffen, sondern nur von ihm lernen und sich ihm angleichen. Im geistlichen Sinne bedeutet dies, dass Nachfolger Christi sich nach seinem Vorbild ausrichten sollen.

Vollkommenheit besteht nicht in Überlegenheit, sondern in der Übereinstimmung mit dem Meister. Jesus fordert seine Jünger auf, sich in Demut und Gehorsam schulen zu lassen. Dies gilt besonders für Leiter in der Gemeinde: Sie sollen sich selbst als Lernende begreifen.

Erst durch diesen Reifungsprozess können sie Christus ähnlich werden. Diese Lehre ermutigt zur stetigen persönlichen und geistlichen Entwicklung.

Frage: Wie kann ich in meinem eigenen Leben Demut und Lernbereitschaft üben, um dem Vorbild Christi näher zu kommen?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,40: Mt 10,24.25; Joh 13,16; 15,20

Lk 6,41: Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?

Balken und Splitter

Oft ist es gerade so, dass mir die Fehler und Schwächen der anderen sehr schnell auffallen. Darin liegt eine große Gefahr und es lenkt mich von meiner eigenen Umkehr ab.

Komm, Heiliger Geist, und zeige mir meine Halbheiten, Sünden und Schwächen. Lass mich mit deiner Hilfe zuerst bei mir „aufräumen“.

Dann verändert sich auch mein Blick auf meinen Nächsten. Ich werde achtsamer und dankbarer.

Edeltrud Fuhr

Frage: Welche eigenen Schwächen oder blinden Flecken könnte ich heute mit offenem Herzen betrachten, um meinen Blick auf andere liebevoller zu gestalten?

Adleraugen der Kritik

Mit Kritik sind wir meist schnell bei der Hand gegenüber dem Nächsten. Da sieht man mit Adleraugen, was die anderen falsch machen und was schief läuft.

Für die eigenen Fehler fehlt oft jede Einsicht. Ehrliche Selbstprüfung und ernsthafte Umkehr ist angesagt. Sich an der eigenen Nase fassen. Bei sich selbst anfangen.

Wissen: während ich mit dem Finger auf andere zeige, zielen gleichzeitig drei Finger der Hand immer auf mich selbst.

Frage: In welchen Momenten fällt es mir am schwersten, ehrlich auf mich selbst zu schauen, und was könnte passieren, wenn ich es trotzdem tue?

Falsche Toleranz

Jesus zeigt, dass wir im Allgemeinen viel toleranter gegenüber unserer eigenen Sünde sind als gegenüber der Sünde anderer. Jesus benutzte diese übertriebenen, humorvollen Bilder, um seine Botschaft leichter verständlich und einprägsamer zu machen.

Lk 6,42: Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, halt, ich will den Splitter herausziehen, der in deinem Auge ist, während du doch den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter herauszuziehen, der im Auge deines Bruders ist!

Den Splitter entfernen

Dann kannst du versuchen, den Splitter deines Bruders herauszuziehen. Wie geht das? Ganz gewiss nicht mit einer moralisierenden Anklage. Um jemanden zur Umkehr zu bewegen, ist es notwendig, den anderen von Herzen zu lieben.

Vertraue auf Gott und überlasse diese Situation ganz seinem Willen. Bitte um Gottes Segen für diesen Menschen. Lass alles negative Reden über diese Person und schau, wie du selbst ein lebendiges Vorbild sein kannst. Glaube, dass Gott stärker ist.

Frage: Wie könntest du in deinem eigenen Leben mehr Liebe und Geduld zeigen, anstatt zu urteilen oder zu kritisieren?

Zur demütigen Selbsterkenntnis

Die Selbsterkenntnis scheint die schwierigste von allen zu sein. Denn nicht nur das Auge, das auf äußere Dinge schaut, versäumt es, sich selbst zu betrachten, sondern auch unser Verstand, der zwar schnell die Sünde eines anderen erkennt, ist langsam darin, die eigenen Fehler zu erkennen. Basilius

Andacht von Augustinus

Wenn wir tadeln oder korrigieren müssen, sollten wir peinlich genau darauf achten, uns die folgende Frage zu stellen: Haben wir diesen Fehler noch nie begangen? Sind wir davon geheilt?

Und selbst wenn wir ihn nie begangen haben, so sollten wir daran denken, dass wir Menschen sind und dass wir ihn hätten begehen können.

Wenn wir ihn aber in der Vergangenheit begangen haben, sollten wir uns unserer Gebrechlichkeit erinnern, damit Wohlwollen und nicht Hass uns den Vorwurf oder Tadel diktieren. Ob der Schuldige nun besser oder schlechter wird – denn der Ausgang ist ungewiss –, so sind wir zumindest sicher, dass unser Blick rein geblieben ist.

Doch wenn wir bei der Gewissenserforschung in uns denselben Fehler entdecken, den wir zu korrigieren vorgeben, sollten wir, anstatt ihn zu tadeln, mit dem Schuldigen weinen. Wir sollten ihn nicht auffordern, uns zu gehorchen, sondern unsere Bemühungen zu teilen.

Augustinus

Frage: Wie kann ich heute mit meinem eigenen inneren Fehlverhalten so umgehen, dass Mitgefühl und Verständnis, statt Schuldgefühle und Selbstkritik, meinen Weg leiten?

Lk 6,43-45: Frucht im Leben

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 6,43-45

Parallelstellen: Mt 7,15-20

Lk 6,43: Denn es gibt keinen guten Baum, der schlechte Frucht bringt, noch einen schlechten Baum, der gute Frucht bringt.

Gegen die Trägheit

Wenn du aber dieses hörst, so ergib dich nicht der Trägheit. Denn der Baum bewegt sich von Natur aus, du aber hast einen freien Willen, und jeder unfruchtbare Baum ist für etwas bestimmt, du aber bist zu dem Tugendwerke geschaffen.

Parallelstellen zum Vers Lk 6,43: 6,43–45: Mt 12,33–35

Lk 6,44: Jeder Baum wird an seiner Frucht erkannt; denn von Dornen sammelt man keine Feigen, und vom Dornbusch liest man keine Trauben.

Worauf es wirklich ankommt

Die Dinge dieser Welt sind vergänglich. Heute kaufen wir ein neues Auto, in ein paar Jahren steht es auf dem Schrottplatz. Was bleibt bei all dem?

Jesus lädt uns ein, gute Früchte zu bringen, Früchte, die bleiben, Früchte für die Ewigkeit. Das sind unsere guten Taten, die wir aus Liebe zu Gott und zum Nächsten vollbringen.

Das ist das aufmunternde Wort, das geduldige Zuhören, die großzügige Unterstützung, das mutige Zeugnis oder das stille Gebet.

Raphael Ballestrem

Frage: Welche kleinen Taten des Herzens könntest du heute tun, die Spuren für die Ewigkeit hinterlassen?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,44: Mt 7,16; Jak 3,12

Lk 6,45: Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor, und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz seines Herzens das Böse hervor; denn wovon sein Herz voll ist, davon redet sein Mund.

Was im Inneren, dafür steht das Herz, ist, dass bricht sich auch nach außen Bahn.

Wo das Gute im Inneren ist, kommt Gutes heraus und wo Böses im Inneren verankert ist, kommt Böses heraus. Denn: Das Herz ist nicht unbegrenzt aufnahmefähig, irgendwann muss heraus, was drinnen ist.

Unsere Worte offenbaren unser Herz

Wenn es einen guten Schatz im Herzen gibt, wird es sich zeigen; wenn böse , wird sich das auch mit der Zeit zeigen. Unsere Worte sagen mehr über uns aus, als wir denken , und offenbaren, dass manche gute Menschen und manche böse Menschen sind.

Wir müssen unser Herz befragen

Jesus wählt hier an dieser Bibelstelle wieder lebensnahe Beispiele, die für die Menschen damals gut zu verstehen waren. Er spricht von guten und schlechten Bäumen und Früchten, vom Dornenstrauch, der garantiert keine Trauben trägt.

Dann spricht er von unseren Herzen. Wie sieht es darin aus? Habe ich ein geduldiges, liebevolles Herz? Ist meine Seele gesund und stark, so solide wie der gute Baum? Oder ist mein Leben geprägt von den Wellen des Eigensinns, des Stolzes und der Streitsucht?

Wenn ich mich ändern und gute Früchte für das Reich Gottes bringen möchte, dann muss ich ganz tief in meinem Inneren damit beginnen, etwas zu verändern, das Übel bei der Wurzel packen und es ausreißen. Ich muss mich von den Sakramenten heilen lassen und durch sie immer wieder mein Leben von Grund auf neu gestalten.

Ellen Charlotte Petermann

Frage: Welche „Früchte“ meines Lebens möchte ich heute bewusst pflegen, damit mein Herz stark und gesund wird?

Lk 6,46-49: Bauen auf ein festes Fundament

Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 6,46-49

Parallelstellen: Mt 7,21-29

Lk 6,46: Was nennt ihr mich aber »Herr, Herr« und tut nicht, was ich sage?

Warnung vor oberflächlichen Glauben

Jesus kritisiert hier oberflächlichen Glauben ohne gehorsames Handeln. Er betont, dass wahre Nachfolge nicht nur aus Worten, sondern aus Taten besteht. Wer Jesus als Herrn bezeichnet, muss auch seinem Willen entsprechend leben.

Dies erinnert an das Gleichnis vom Hausbau (Lk 6,47–49), wo nur derjenige sicher steht, der Jesu Worte hört und befolgt. Die Stelle fordert Selbstprüfung: Ist unser Glaube echt, oder bleiben wir bei leeren Bekenntnissen?

Jesus ruft dazu auf, sein Leben nach Gottes Geboten auszurichten. Dies zeigt sich in Liebe, Barmherzigkeit und Gehorsam gegenüber Gott. Letztlich geht es um eine tiefe, gelebte Beziehung zu Christus, nicht bloß um religiöse Worte.

Frage: Wo in meinem Leben erkenne ich, dass mein Glaube wirklich in Taten umgesetzt wird, und wo könnte ich noch mehr nach Gottes Willen handeln?

Parallelstellen zum Vers Lk 6,46: 12,47; Mt 7,21; Mal 1,6

Lk 6,47: Jeder, der zu mir kommt und meine Worte hört und sie tut — ich will euch zeigen, wem er gleich ist.

Parallelstellen zum Vers Lk 6,47: 6,47–49: Mt 7,24–27; – Joh 13,17

Lk 6,48: Er ist einem Menschen gleich, der ein Haus baute und dazu tief grub und den Grund auf den Felsen legte. Als nun eine Überschwemmung entstand, da brandete der Strom gegen dieses Haus, und er konnte es nicht erschüttern, weil es auf den Felsen gegründet war.

Überschwemmung

Eine Überschwemmung entsteht auf dreifache Weise, entweder durch die Unruhe der bösen Geister, oder der bösen Menschen, oder der Seele und des Fleisches. So sehr sich die Menschen auf die eigenen Kräfte stützen, so sehr wanken sie; so sehr sie aber an jenem unbeweglichen Felsen hängen, so sehr können sie nicht wanken. Goldene Perle

Parallelstellen zum Vers Lk 6,48: Ps 46,2–4

Lk 6,49: Wer aber hört und nicht tut, der ist einem Menschen gleich, der ein Haus auf das Erdreich baute, ohne den Grund zu legen; und der Strom brandete gegen dasselbe, und es stürzte sofort ein, und der Zusammenbruch dieses Hauses war gewaltig.

Die wahre Grundlage im Verborgenen

In Jesu letzter Veranschaulichung der zwei Baumeister sah jedes Haus von außen gleich aus. Die wahre Grundlage des Lebens liegt meist im Verborgenen und beweist sich erst im Sturm. Die Zeit und die Stürme des Lebens werden die Stärke des eigenen Fundaments beweisen, selbst wenn es verborgen ist. 

Das Wort Gottes tun

Gottes Wort allein zu hören, reicht nicht aus, um eine sichere Grundlage zu schaffen. Es ist notwendig, dass wir auch Täter seines Wortes sind. Wenn wir es nicht sind, begehen wir die Sünde, die uns sicher aufdecken wird, die Sünde des Nichtstuns

Wie sieht es dann mit unserem Fundament aus?

Hält es? Ist unser Vertrauen auf Gott und seinen Plan für unser Leben groß genug? Oder verzweifle ich und hadere mit Gott? Hält mein Glaubensfundament stand?

Eines ist klar: Ich kann in Momenten schwerer Prüfung nur auf das zurückgreifen, was ich schon habe – auf mein Fundament. Ich kann es nicht auf die Schnelle aufstocken. Darum muss ich mich täglich und immer wieder darum kümmern, dass mein Fundament stabil und stark wird – und bleibt.

Gott wird mir dabei helfen, wenn ich zulasse, dass er mich formt und mein Herz verwandelt.

Ellen Charlotte Petermann

Frage: In welchen Momenten spüre ich, dass mein Vertrauen auf Gott wächst, und wie kann ich es bewusst nähren?

Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu Lk 6. Kap.

Das war eine Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 6. Kap.

Lk 6