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Worte von Henri Nouwen

1. Zur Dankbarkeit

Seid dankbar in allen Dingen. 1 Thess 5,18

Dankbarkeit bedeutet in der Tiefe, das Leben als ein Geschenk zu sehen, das man dankbar annimmt. Und wahre Dankbarkeit schließt das gesamte Leben ein: Das Gute und das Schlimme, das Freudige und das Schmerzliche, das Heilige und das nicht so Heilige. Und wir umfangen das alles, weil uns das Leben Gottes bewusst wird, die Gegenwart Gottes inmitten all dessen, was geschieht. Dankbarkeit hilft uns bei diesem Tanz nur, wenn wir sie einüben und pflegen. Denn Dankbarkeit ist mehr als ein Gefühl oder eine offensichtliche Haltung. Dankbar zu leben erfordert Übung. Es erfordert die anhaltende Bemühung, meine gesamte Vergangenheit neu zu sehen und sie als die konkrete Führung Gottes anzunehmen. Und wenn ich das tue, muss ich mich nicht nur dem stellen, was mich heute verletzt, sondern auch den Erfahrungen von Ablehnung und Verlassenwerden, von Angst und Versagen aus der Vergangenheit. Henri Nouwen

Ich lerne langsam, dass die Aufforderung zur Dankbarkeit der Appell an uns ist zu sagen: Alles ist Gnade!

2. Zum Vertrauen

Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Mt 28,10

Fürchte dich nicht. Das ist ein Wort, das sich durch die gesamte Geschichte des Evangeliums zieht: Gabriel sagte es zu Zacharias vor der Geburt Johannes des Täufers. Gabriel sagte es zu Maria vor der Geburt Jesu. Der Engel erklärte es den Frauen am Grab und der Herr selbst sagte es, als er seinen Jüngern erschien: Fürchtet euch nicht. Es ist, als ob Gott zu uns sagt: Ich bin der Gott der Liebe, ein Gott, der dich einlädt, die Gaben der Freude und des Friedens und der Dankbarkeit zu empfangen und eure Furcht loszulassen.

Das Wort, das im Neuen Testament so oft mit Glaube übersetzt wird, bedeutet von der Wurzel her wörtlich übersetzt „Vertrauen“. Glaube ist die tiefe Gewissheit, dass Gott gut ist und dass die Güte Gottes letzten Endes siegt. Glaube ist das innige, persönliche Vertrauen, mit dem man sagt: Ich vertraue mich deinen starken, liebenden Händen an. Henri Nouwen

3. Zum Geistlichen Leben

Ja, richtet eure Gedanken auf Gottes himmlische Welt und nicht auf das, was diese irdische Welt ausmacht. Kol 3,2

In vielerlei Weise ist es das, was mit dem Begriff geistliches Leben gemeint ist – das Nähren des Ewigen inmitten des Zeitlichen, des Dauerhaften inmitten des Vergänglichen, Gottes Gegenwart in der Familie der Menschheit. Es ist das Leben des Geistes Gottes in uns. Wird man sich dieser geheimnisvollen Gegenwart erst einmal bewusst, dann wird das eigene Leben völlig auf den Kopf gestellt. Man spürt selbst dann noch Freude, wenn sich andere beklagen; man erlebt Frieden, während die Welt Kriegspläne schmiedet, und man schöpft Hoffnung, selbst wenn die Schlagzeilen nichts als Verzweiflung melden. Man entdeckt eine tiefe Liebe, während die Luft um einen herum scheinbar vor Hass knistert. Henri Nouwen

4. Zur Hoffnung

Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden! Joh 16,33

Es ist unschwer zu erkennen, dass echte Hoffnung etwas anderes ist als Optimismus. Hoffnung bedeutet nicht einfach eine positive Einstellung, dass morgen alles besser wird. Ein Optimist sagt: Der Krieg wird vorbeigehen; deine Wunden werden heilen; die Depression wird verschwinden; alles wird gut. Der Optimist mag damit zwar Recht haben, aber er kann sich eben leider auch irren. Nein, Hoffnung hat genauso wenig wie der Glaube ihre Wurzel in wohlgemuten Voraussagen über den Zustand der Welt. Und die Hoffnung hängt auch nicht vom Auf und Ab unserer Lebensumstände ab. Hoffnung hat vielmehr mit Gott zu tun. Wir finden Hoffnung und Freude in unserem Glauben, weil wir glauben, dass zwar die Welt, in der wir leben, in Finsternis gehüllt ist, dass aber Gott diese Welt überwunden hat. Henri Nouwen

Hoffnung lässt Menschen die leitende Hand Gottes erkennen, und zwar nicht nur in den sanften und angenehmen Augenblicken, sondern auch im finsteren Tal von Enttäuschung und Dunkelheit.

5. Zum Mitleid

Seid voll Mitleid. Kol 3,12

Mitleid zu haben bedeutet, das Leid eines anderen mit ihm zu teilen. So verstanden fordert Mitleid uns zu mehr auf als zum Bedauern oder einem mitfühlenden Wort. Mitleid zu praktizieren bedeutet, mit hineinzugehen in die finsteren Augenblicke des anderen. Es bedeutet, sich an Orte des Schmerzes zu begeben und nicht zurückzuschrecken oder wegzuschauen, wenn andere sich quälen. Es bedeutet, da zu bleiben, wo die Menschen leiden. Mitleid hält uns zurück vor vorschnellen Erklärungen, wenn jemand, den wir kennen und lieben, eine Tragödie erlebt. Henri Nouwen

6. Zum Menschen als größtes Geschenk

So haben wir Gemeinschaft untereinander! 1 Joh 1,7

Wenn wir im Gebet alles Leben als Geschenk sehen lernen, dann werden Menschen das größte Geschenk. Sie sind dann keine Schachfiguren mehr, die wir in unseren ehrgeizigen Plänen hin und her schieben, sondern Personen, mit denen wir Gemeinschaft bilden und von denen wir lernen sollen. Im Gebet entdecken wir, dass Menschen mehr sind als ihr Charakter, und wenn wir füreinander Personen werden, dann strahlen wir einen Frieden aus, der größer ist, als wir ihn selbst je erreichen könnten, und eine Liebe, die tiefer und weiter ist, als wir sie selbst fassen können. Henri Nouwen

7. Zur Feindesliebe

Liebt eure Feinde. Mt 5,44

Wenn unsere Liebe aus der Liebe Gottes erwächst, dann unterteilen wir die Menschen nicht mehr in solche, die unsere Liebe verdient haben, und andere, auf die das nicht zutrifft. Es ist diese Liebe, die es uns gestattet, den Feind als jemanden zu sehen, der mit derselben Liebe geliebt wird wie wir. Wir brauchen uns nicht mehr über und gegen den anderen zu definieren. So zu lieben, wie Christus geliebt hat, bedeutet, Anteil zu haben an der Liebe Gottes, die keinen Unterschied macht zwischen Freund und Feind. Henri Nouwen