Jona 4. Kap.: Auslegung, Kommentar und Andacht zur Bibel
Inhaltsverzeichnis
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Jona 4. Kap.
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Zu Jona 4. Kap.
Im vierten Kapitel des Buches Jona wird der Prophet Jona wütend, weil Gott den Niniviten, die sich von ihren bösen Wegen abgewendet haben, vergibt. Jona hatte sich gewünscht, dass die Stadt zerstört wird, da er die Umkehr der Menschen nicht akzeptieren konnte. Gott lehrt Jona durch ein Beispiel mit einem Rizinusstrauch, der schnell wächst und dann wieder verfällt. Jona zeigt mehr Mitgefühl für den Strauch als für die 120.000 Menschen in Ninive. Gott fragt Jona, ob er recht ist, zornig zu sein, und zeigt ihm, dass seine Barmherzigkeit auch für die Menschen von Ninive gilt. Das Kapitel endet offen, was darauf hinweist, dass Jona die Lektion noch lernen muss.
Jona 4,1-11: Gottes Güte geht Jona zu weit
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Jona 4. Kap.
Jona 4,1: Das aber missfiel Jona sehr, und er wurde zornig.
Für dein Leben
- Akzeptiere Gottes Wege: Vielleicht verstehst du nicht immer, warum er gnädig ist, aber vertraue darauf, dass sein Plan größer ist als dein Ärger.
- Lass deinen Zorn los: Wut kann dein Herz verhärten. Lerne, Gottes Gnade anzunehmen – für dich und für andere.
- Parallelstellen zum Vers Jona 4,1: Mt 20,15
Das aber missfiel Jona sehr
In Jona 4,1 sehen wir die Reaktion von Jona auf Gottes Gnade gegenüber Ninive. Jona ist unzufrieden und empört darüber, dass Gott sein Versprechen nicht eingelöst hat, die Stadt zu zerstören. Er offenbart seine Frustration, indem er sagt: „Ist das nicht, was ich sagte, als ich noch in meinem Land war?“ Jona ist hier selbstsüchtig und zeigt eine mangelnde Bereitschaft, Gottes barmherzige Natur zu akzeptieren. Diese Passage lehrt uns, dass selbst diejenigen, die Gott dienen, mit ihren eigenen Vorstellungen und Erwartungen kämpfen können. Es ermutigt uns, uns von unserem egoistischen Denken zu lösen und Gottes Weisheit und Liebe zu vertrauen.
Jona 4,2: Und Jona betete zum Herrn und sprach: Ach, Herr, ist es nicht das, was ich mir sagte, als ich noch in meinem Land war, dem ich auch durch die Flucht nach Tarsis zuvorkommen wollte? Denn ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langmütig und von großer Gnade, und das Unheil reut dich!
Gottes Gnade – Ärgernis und Hoffnung
Jona 4,2 ist einer der erstaunlichsten Verse der Bibel: Ein Prophet Gottes wirft Gott seine Güte vor. Jona zitiert hier bewusst die sogenannte Gnadenformel, wie sie in Exodus 34,6 und mehrfach in den Psalmen (z.B. Ps 103,8) vorkommt. Aber was in den Psalmen Grund zum Lobpreis ist, wird Jona zum Grund des Grolls. Warum?
Barmherzig und gnädig
Auch hier steht das hebräische Wort רַחוּם (rachum) – barmherzig – im Zentrum. Gottes Barmherzigkeit ist keine abstrakte Eigenschaft, sondern eine tief empfundene Zuwendung. Sie sieht Not und reagiert mit helfendem Erbarmen. Gnädig – חַנּוּן (channun) – zeigt Gottes Bereitschaft, sich den Menschen freundlich und großzügig zuzuwenden, auch (und gerade) wenn sie es nicht verdient haben. Diese Gnade war für Ninive lebensrettend – für Jona jedoch eine Zumutung.
Langsam zum Zorn
אֶרֶךְ אַפַּיִם (erech appajim) beschreibt, wie Gott sich mit dem Zorn Zeit lässt. Er lässt nicht sofort das Gericht sprechen, sondern eröffnet einen Raum zur Umkehr. Diese göttliche Geduld war für Ninive ein Fenster der Rettung – für Jona aber ein Ärgernis, weil sie sein eigenes Gerechtigkeitsempfinden herausforderte
Von großer Gnade
וְרַב־חָסֶד (werav-chased) – reich an Güte, an chesed, der treuen, bundeshaltenden Liebe. Gott bleibt sich selbst treu, auch wenn es unseren Vorstellungen widerspricht. Seine Gnade übersteigt unsere Maßstäbe.
Eine Herausforderung an unser Herz
Jona erinnert uns daran, wie schwer es fallen kann, Gottes Gnade auch anderen zu gönnen – besonders denen, die wir für „nicht würdig“ halten. Gottes Güte sprengt unsere Vorstellungen von Gerechtigkeit. Sie stellt uns vor die Wahl: Wollen wir Gottes Herz teilen oder uns an unsere engen Maßstäbe klammern?
Fazit
Jona 4,2 ist keine Lobpreisung – es ist ein Spiegel. Er zeigt uns, wie tief Gottes Gnade geht – und wie eng manchmal unser eigenes Herz ist. Doch gerade darin liegt die Einladung dieses Verses: Lass dich verwandeln von dem Gott, der barmherzig, gnädig, geduldig und voller Güte ist – nicht nur dir gegenüber, sondern auch deinem Nächsten.
Parallelstellen zum Vers Jona 4,2: Ex 34,6; Ps 86,15; 103,8–10; Joe 2,13
Jona 4,3: Und nun, Herr, nimm doch meine Seele von mir; denn es ist besser, ich sterbe, als dass ich lebe!
Parallelstellen zum Vers Jona 4,3: 1Kön 19,4
Jona 4,4: Da sprach der Herr: Ist es recht, dass du so zornig bist?
Parallelstellen zum Vers Jona 4,4: 4,9; Pred 7,9; Jak 1,19.20
Jona 4:5: Hierauf ging Jona zur Stadt hinaus und ließ sich östlich von der Stadt nieder und machte sich dort eine Hütte und saß unter ihrem Schatten, bis er sähe, wie es der Stadt ergehen würde.
Hierauf ging Jona zur Stadt hinaus
In Jona 4,5 findet eine interessante Wendung statt, als Jona sich außerhalb der Stadt niederlässt und eine Laubhütte baut. Diese Handlung spiegelt möglicherweise Jonahs innere Unruhe und seine Ambivalenz gegenüber Gottes Gnade wider. Trotz der Erfüllung seiner Mission fühlt sich Jona uneins mit Gottes Barmherzigkeit gegenüber Ninive und wünscht sich sogar seinen Tod. Die Laubhütte symbolisiert vielleicht Jonahs Bedürfnis nach Schutz vor Gottes Urteil oder seine Suche nach spiritueller Erfüllung. Diese Szene erinnert uns daran, dass Gottes Gnade und Barmherzigkeit oft schwer zu verstehen sind und dass Selbstgerechtigkeit und Vorurteile unsere Wahrnehmung trüben können.
Jona 4,6: Da entsandte Gott, der Herr, eine Rizinusstaude, die wuchs über Jona empor, um seinem Haupt Schatten zu spenden und ihn von seiner üblen Laune zu befreien; und Jona freute sich sehr über den Rizinus.
Freude des Jona
So wie Gott einen großen Fisch bereitete, um Jona zu verschlingen, bereitete Er jetzt eine besondere Pflanze vor, um Jona zu beschützen, während er wartete und hoffte, dass die Stadt zerstört würde. Das ist das erste Mal, dass wir Jonah glücklich finden. Jona war erfreut, denn nach all dem Mitgefühl Gottes für andere Menschen tat Gott endlich etwas für Jona. Egoistisch? Natürlich war es das.
Schatten spendende Rizinusstaude
Dies zeigt, wie Gott in seiner Gnade einen Rizinus wachsen ließ, um Jona Schatten zu spenden und ihn vor seiner Verärgerung zu bewahren. Dies zeigt Gottes Fürsorge für Jona, trotz seiner Rebellion gegen Gottes Befehl. Es erinnert uns daran, dass Gottes Liebe und Barmherzigkeit immer größer sind als unsere Unvollkommenheiten.
Diese Pflanze zeigt Gottes Fürsorge und Gnade, sogar für Jona, der mit seinen eigenen Gedanken und Emotionen kämpfte. Die Pflanze dient als Symbol für Gottes Barmherzigkeit und die Lehre, dass Gott sich um alle seine Geschöpfe kümmert, selbst um diejenigen, die in ihrem Glauben schwanken. Es ist eine Erinnerung daran, dass Gottes Liebe und Fürsorge universell sind und dass wir uns auf seine Güte verlassen können, auch wenn wir es nicht verdienen.
Parallelstellen zum Vers Jona 4,6: 2,1; 4,1
Jona 4,7: Da entsandte Gott einen Wurm, als die Morgenröte am anderen Morgen aufstieg; der stach den Rizinus, sodass er verdorrte.
Für dein Leben
- Wie Jona kannst auch du manchmal frustriert oder unzufrieden sein, wenn Dinge nicht nach deinen Vorstellungen laufen. Gott möchte dir aber zeigen, dass seine Barmherzigkeit und Liebe größer sind als deine momentanen Gefühle.
- Die Lektion der Rizinuspflanze: Manchmal hängst du dein Herz an Dinge, die vergänglich sind. Gott erinnert dich daran, dass er allein die Quelle des Lebens und der Freude ist.
Bitterkeit des Jona
Wenn Sie, liebe Freunde, wie Jonah, sich beschweren wollen, werden Sie bald etwas zu beklagen haben. Menschen, die entschlossen sind, sich zu ärgern, schaffen sich im Allgemeinen selbst Gründe für Ärger. Spurgeon
Jona 4,8: Und es geschah, als die Sonne aufging, da entsandte Gott einen heißen Ostwind, und die Sonne stach Jona aufs Haupt, sodass er ganz matt wurde; und er wünschte sich den Tod und sprach: Es ist besser, dass ich sterbe, als dass ich am Leben bleibe!
Parallelstellen zum Vers Jona 4,8: 1Kön 19,4; Jak 1,2
Jona 4,9: Da sprach Gott zu Jona: Ist es recht, dass du so zornig bist wegen des Rizinus? Da sprach er: Ja, ich bin mit Recht zornig bis zum Tod!
Parallelstellen zum Vers Jona 4,9: Pred 7,9; Lk 15,28
Jona 4,10: Da sprach der Herr: Du hast Mitleid mit dem Rizinus, um den du dich doch nicht bemüht und den du nicht großgezogen hast, der in einer Nacht entstanden und in einer Nacht zugrunde gegangen ist.
Parallelstellen zum Vers Jona 4,10: 4,6
Jona 4,11: Und ich sollte kein Mitleid haben mit der großen Stadt Ninive, in der mehr als 120 000 Menschen sind, die ihre rechte Hand nicht von ihrer linken unterscheiden können, dazu so viel Vieh!
Für dein Leben
- Verbinde dich mit Gottes Barmherzigkeit: So wie Gott Jona aufforderte, Mitgefühl mit den Menschen von Ninive zu haben, so fordert er auch dich auf, Mitgefühl mit den Menschen in deiner Umgebung zu haben.
- Sei bereit, deine Perspektive zu ändern: Jona musste seine Einstellung gegenüber den Menschen von Ninive ändern. Auch du wirst möglicherweise aufgefordert, deine Denkweise und Vorurteile zu überdenken.
- Parallelstellen zum Vers Jona 4,11: unterscheiden Dtn 1,39
Sollte ich kein Mitleid haben?
In Jona 4,11 spricht Gott zu Jona über seine Liebe und Sorge für die Menschen in Ninive. Er sagt, dass sogar die Tiere in der Stadt ihm am Herzen liegen. Diese Verse zeigen Gottes unermessliche Barmherzigkeit und sein Wunsch nach Versöhnung und Gnade für alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Glauben. Für mich persönlich ist dies eine Erinnerung daran, dass Gottes Liebe und Fürsorge keine Grenzen kennt und dass wir als seine Geschöpfe dazu berufen sind, diese Liebe und Barmherzigkeit auch anderen gegenüber zu zeigen, selbst denen, die wir vielleicht als unwürdig erachten. Es ist eine Aufforderung zur Nächstenliebe und zur Offenheit gegenüber der göttlichen Gnade.
Mitleid Gottes
Gottes Sorge um die Menschen geht nicht nur über Israel hinaus, sondern er ist völlig berechtigt, dies zu tun. Die Lektion von Jona erinnert uns daran, dass Gott der Gott aller Menschen ist.
Die jüdische Tradition sagt, dass, nachdem Gott die Worte von Jona 4:11 gesagt hatte, Jona dann auf sein Angesicht fiel und sagte: „Regiere deine Welt nach dem Maß der Barmherzigkeit, wie es heißt, Dem Herrn, unserem Gott, gehören Barmherzigkeit und Vergebung .“ (Dan 9:9) Wir können nur hoffen, dass Jona – und wir – so demütig reagieren würden.
Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zum Buch Jona
Das war eine Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Jona 4. Kapitel
