Hiob 6. Kap.: Auslegung, Kommentar, Andacht und Predigt

Auslegung, Kommentar, Andacht und Predigt zum Buch Hiob 6. Kap.

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Zu Hiob 6. Kap.

Hiob Kapitel 6 beschreibt Hiobs Klage und seine Reaktion auf das Leid, das ihn getroffen hat. Er spricht von seinem tiefen Schmerz und seiner Frustration darüber, dass seine Freunde ihn nicht verstehen. Hiob fühlt sich verlassen und unverstanden, seine Qual ist für ihn unerträglich. Er wünscht sich, dass Gott ihn von seinem Leid erlöst, weil seine Kraft am Ende ist. Hiob kritisiert seine Freunde, weil sie ihm Vorwürfe machen, anstatt ihn zu unterstützen. Dieser Abschnitt zeigt, wie wichtig Mitgefühl und Unterstützung in Zeiten des Leids sind. Es erinnert uns daran, dass wir in schwierigen Zeiten ehrliche Gespräche führen und Verständnis zeigen sollten.

Hiob 6,1-30: Hiob – Mein Schmerz ist unerträglich

Auslegung, Kommentar, Andacht bzw. Predigt zu Hiob 6,1-30

Hiob 6:1: ‭Da antwortete Hiob und sprach:

Hiobs zweite Rede

Hiob verteidigt sich, indem er zuerst seine unbesonnenen Worte von Kapitel 3 mit der Größe seiner Leiden entschuldigt (V. 1-7), dann beklagt er sich darüber, dass Gott von ihm zu viel verlange (V. 8-13), darauf beschwert er sich darüber, dass seine Freunde ihn so bitter enttäuscht haben (V. 14-23). Benedikt Peters

Hiob 6:2: ‭O dass man meinen Unmut wiegen könnte und mein Unglück auf die andere Waagschale legte!

Seht doch mein Leid

Hiob will, dass die Freunde auf die Größe seines Leidens aufmerksam werden. Es ist groß. Aber die anderen sollen es wissen, sollen begreifen, wie dreckig es ihm geht. Wir können mit Hiob mitfühlen, und wir wissen, dass wir an seiner Stelle ziemlich sicher ebenso gehandelt hätten. So sind wir eben, wir Sünder. Wie natürlich ist der Wunsch Hiobs, wie regelmäßig huldigen wir Menschen solchen Gefühlen! Benedikt Peters

Das Beispiel Jesus

Nur ein Mensch ist anders gewesen als die übrigen Menschen, der Mensch Christus Jesus. Als der Herr Jesus am Kreuz hing, litt er Größeres, als irgendein Mensch je gelitten hat. Er verlangte nicht von den Umstehenden, dass sie den Skandal dieses Unrechts und die Tiefen seines furcht baren Leidens doch bitte zur Kenntnis nehmen möchten. Wir lesen umgekehrt von ihm, dass er am Kreuz an die Umstehenden und die mit ihm Gerichteten dachte: Er tat Fürbitte für seine Peiniger und für seinen Mitgekreuzigten (Lk 23), und er nahm sich des Kummers seiner Mutter an (Joh 19). Benedikt Peters

Hiob 6:3: ‭Denn nun ist es schwerer als der Sand der Meere; darum sind meine Worte so ungestüm.

Deshalb waren meine Worte vorschnell

Hiobs Ausbruch in Hiob 3 hat Gott nicht verflucht, aber er kam ihm nahe. Hiob gab hier zu, dass seine Worte in der Tat unbesonnen waren, erklärte aber, dass dies an der übermäßigen Schwere seines Kummers lag. Hiob erklärte praktisch, dass er den Schrei nicht verstand, weil er den Schmerz nicht kannte.

Hiob 6:4: ‭Denn die Pfeile des Allmächtigen ste­cken in mir, mein Geist trinkt ihr Gift; die Schrecken Gottes bestürmen mich.

Hiob 6:5: ‭Schreit auch ein Wildesel auf der Grasweide, oder brüllt ein Stier, wenn er Futter hat?

Hiob 6:6: ‭Lässt sich etwa Fades ohne Salz essen? Oder findet man am Eiweiß irgendwelchen Geschmack?

Hiob 6:7: ‭Was meine Seele zu berühren verschmähte, das ist jetzt mein tägliches Brot, mir zum Ekel!

Hiob 6:8: ‭O dass doch meine Bitte in Erfüllung ginge, und Gott mein Verlangen gewährte:

Hiob 6:9: ‭dass doch Gott sich entschlösse, mich zu zermalmen, seine Hand ausstreckte, um mich abzuschneiden!

Hiob will sterben, aber Gott gibt ihm in seiner Gnade nicht, was er will

Gott hat sich vorgenommen, Hiob zu erhalten, um ihn am Ende mehr zu segnen als am Anfang. Gott wird dem Hiob geben, was er will – nicht, was Hiob will. Ist uns das anstößig? Empören wir uns dagegen, dass Gott Sündern Gutes gibt, das sie selbst nicht gewollt hatten? Darf Gott uns nur geben, was wir selbst gewollt haben? Wir können Gott nicht genug danken, dass er uns oft nicht gibt, was wir begehren und uns stattdessen gibt, was wir nicht begehrt haben. Benedikt Peters

Hiob 6:10: ‭So bliebe mir noch der Trost — und ich frohlockte darüber im schonungslosen Schmerz —, dass ich die Worte des Heiligen nicht verleugnet habe!

Hiob 6:11: ‭Wie groß ist denn meine Kraft, dass ich noch ausharren, und wann kommt mein Ende, dass meine Seele sich gedulden soll?

Hiob 6,11: Meine Kraft reicht nicht aus, um noch länger zu hoffen!

Welche Kraft habe ich, dass ich hoffen sollte

Hiob spiegelte das Gefühl der Hoffnungslosigkeit des schwer und chronisch Leidenden wider. Da er keine innere Stärke spürte , um die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen zu meistern, verspürte er überhaupt keine Hoffnung.

Die Hoffnung nicht verlieren

Hiob kämpft mit sich. Seine Hoffnung wankt. Auch wir stehen in der Gefahr aufzugeben, wenn das Leben hart wird. Gott auch mitten im Sturm zu vertrauen, führt uns an unsere Grenzen und fordert unseren Glauben heraus. Gott möchte, dass wir in allen Nöten darum wissen, dass er alles in der Hand hat und uns nicht fallen lässt in Christus.

Das Unterwegssein mit Christus ist eine Kraft, die uns hilft die Kreuze und die damit verbundene Mühsal zu tragen. Wenn wir seine große Liebe in uns tragen, dann verleiht uns das Flügel, welche uns alle Beschwernisse des Lebens leichter ertragen lässt. Sich von Gott in Jesus Christus lieben zu lassen ist das kräftigende Licht. Unsere Verantwortung ist es dabei, das Fenster unserer Seele zu öffnen, damit dieses Licht Gottes in uns eintreten kann, auch wenn wir es hier und da nicht offensichtlich spüren.

Hiob 6:12: ‭Ist mir denn die Kraft der Steine gegeben? Ist mein Fleisch denn aus Erz?

Hiob 6:13: ‭Bin ich denn nicht hilflos und jeder Stütze beraubt?

Hiob 6:14: ‭Dem Verzagten gebürt Mitleid von seinem Freund, sonst wird er die Furcht des Allmächtigen verlassen.

Mitleid mit dem Verzagten

Es stimmt zwar, dass ein echter Freund sich gerade in der Not als solcher erweist (Spr 17,17). Es ist aber nicht unsere Sache, vom Nächsten zu fordern, was er uns schuldet; vielmehr soll unser Kummer einzig der sein, ob wir dem Nächsten das Geschuldete geleistet haben. Wir sind schuldig, den Bruder zu lieben (Röm 13,8), nicht vom Bruder Liebe zu fordern. Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn wir genau wissen, was die anderen uns schulden.

Wir sind immer arm, wenn wir von solchen Überlegungen gefangen sind. Glücklich ist hingegen, wer von Christus gefangen ist und deshalb nicht über sich weint. Er will auch nicht, dass andere über ihn weinen, sondern er vergisst vielmehr sich selbst und will mit den Weinenden weinen. Benedikt Peters

Hiob 6:15: ‭Meine Brüder haben sich trügerisch erwiesen wie ein Wildbach, wie das Bett der Wildbäche, die vergehen,

Düsteres Gefängnis

Alles hängt miteinander zusammen: Klage über die Größe des eigenen Unglücks, Klage darüber, dass Gott zu viel verlange, Klage über die Mängel der anderen. Es ist ein düsteres Gefängnis, in dem Hiob gefangen ist. Benedikt Peters

Hiob 6:16: ‭die trübe werden vom Eis, wenn der Schnee sich darin birgt,

Hiob 6:17: ‭die aber versiegen zur Zeit der Sommerhitze und von ihrem Ort verschwinden, wenn es heiß wird.

Hiob 6:18: ‭Es winden sich die Pfade ihres Laufs; sie ziehen hinauf in die Öde und verlieren sich.

Hiob 6:19: ‭die Karawanen Temas halten Ausschau, die Reisegesellschaften von Saba hoffen auf sie.

Hiob 6:20: ‭Aber sie werden in ihrer Hoffnung betrogen; sie kommen dorthin und werden enttäuscht.

Hiob 6:21: ‭So seid auch ihr jetzt ein Nichts geworden; ihr seht Schreckliches und fürchtet euch davor!

Hiob 6:22: ‭Habe ich etwa gesagt: »Gebt mir etwas!«, oder »Macht mir ein Geschenk von eurem Vermögen!«,

Hiob 6:23: ‭oder »Rettet mich aus der Hand des Bedrängers und erlöst mich aus der Hand des Tyrannen!«?

Hiob 6:24: ‭Belehrt mich doch, und ich will schweigen, weist mir nach, worin ich geirrt habe!

Hiob 6:25: ‭Wie eindringlich sind Worte der Wahrheit! Aber was bringen eure Zurechtweisungen schon zurecht?

Hiob 6:26: ‭Gedenkt ihr Worte zu bekritteln und haltet die Reden eines Verzweifelten für Wind?

Hiob 6:27: ‭Ja, ihr würdet selbst über eine Waise das Los werfen und euren Freund verschachern!

Hiob wird ausfallend

Hier wird Hiob seinerseits gegen seine Freunde ziemlich ausfällig. Es stimmt zwar, dass sie ihn enttäuscht haben, und wir verstehen seinen Ärger, aber es ist sicher nicht wahr, dass seine Freunde ihm bewusst in den Rücken fallen. Sie handeln nicht mit berechnender Bosheit wie jemand, der die Waise verlost oder einen Freund verkauft, sondern sie irren aus Unverstand. Das ist ein erheblicher Unterschied. Benedikt Peters

Hiob 6:28: ‭Und nun tut mir den Gefallen und schaut mich an; ich werde euch doch wahrhaftig nicht ins Angesicht belügen!

Hiob 6:29: ‭Kehrt doch um, tut nicht Unrecht! Ja, kehrt um! Noch bin ich hier im Recht!

Hiob 6:30: ‭Ist denn Unrecht auf meiner Zunge, oder unterscheidet mein Gaumen nicht, was verderblich ist?

Hiob ist empört, dass seine Freunde es überhaupt wagen, Unrecht auf seiner Zunge zu vermuten

Wie sollte er, Hiob, Un rechtes reden, wie sollte sein Gaumen Böses nicht merken? Gleichzeitig findet es Hiob keineswegs empörend, dass er mit einer jeden seiner Fragen an Gott dessen Recht und Gerechtigkeit infrage stellt. Was für Torheiten, zu denen wir Sünder fähig sind! Welche Verdrehtheiten wir uns leisten! Der Unglaube macht uns wirklich blind für Gott. Wir haben ihn an den Rand und uns in die Mitte gedrängt. Wir haben damit alles auf den Kopf gestellt. Darum ist es kein Wunder, dass wir oben und unten, Licht und Finsternis, Recht und Unrecht miteinander verwechseln. Benedikt Peters

Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zum Buch Hiob


Das war eine Auslegung und ein Kommentar zu ausgewählten Bibelversen aus dem Buch Hiob 6. Kapitel


Hiob 6