Selbstliebe
Inhaltsverzeichnis
1. Wunderbar bin ich gemacht
Ich danke dir dafür, dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin. Ps 139,14
Der ein oder andere kennt es: unentwegt kritisieren wir uns, zweifeln an uns selbst, wollen besser, perfekter werden. Fakt ist aber: Du weißt nicht alles und wirst nie alles wissen. Du kannst nicht alles und wirst nie alles können. Jeder von uns hat Schwächen. Wir sind unvollkommene Menschen und eben nicht Gott! Daher: Versuche dir selbst mit Mitgefühl zu begegnen, sei nicht allzu streng mit dir. Sei freundlich zu dir. Lebe in Frieden mit dir. Der Weg der Selbstliebe ist sehr christlich und hat mit sündiger Ich-befangenheit nichts zu tun. Warum solltest du dich nicht lieben dürfen, wenn Gott dich so liebt? Erkenne, dass es dich auf der Welt nur ein einziges Mal gibt. Du bist einmalig! Nie gab es jemanden wie dich und nie wieder wird es jemanden wie dich geben.
2. Selbstliebe bedeutet nicht…
Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst! Lev 19,18
Sich selbst lieben bedeutet nicht: egoistisch um sich selbst kreisen. Vielmehr verlangt die Selbstliebe, dass ich mich so annehme, wie ich bin. Ich nehme meinen Leib an, in seiner Schönheit, aber auch mit seinen Begrenzungen. Ich nehme mich an mit meinen Stärken, aber auch mit meinen Schwächen. Nur wenn ich mich selbst liebe, werde ich den anderen wahrhaft lieben können. Denn ohne Selbstliebe wird meine Liebe zum Nächsten entweder vereinnahmend oder aber hart, mit Aggressionen vermischt. Und ich werde das, was ich bei mir nicht liebe, in den anderen projizieren und bei ihm auch nicht lieben können. Dann muss ich mich zwingen, den anderen zu lieben. Aber eine zwanghafte Liebe wird mich selbst überfordern. Und für den Nächsten wird sie keinen Segen bringen. Anselm Grün
3. Auch sich selbst annehmen
Das Ziel jeder Weisung und Unterweisung ist aber die Liebe. 1 Tim 1,5
Gott möchte, dass wir uns selbst lieben. Wer sich selbst nicht liebt, sich selbst nicht annimmt in all seinen Facetten, der ist auch nicht in der Lage, den anderen zu lieben und ihn in all seinen Facetten an zu nehmen. Die Selbstliebe ist gerade zu die Bedingung für die Nächstenliebe. Gott möchte, dass wir uns selbst lieben, da wir von ihm geliebt sind. Dass diese Selbstliebe keine egozentrische Selbstsucht meint ist dabei denke ich klar. Selbst- und Nächstenliebe, Selbst- und Fürsorge sind zwei Geschwister, die eins sind. Wir sind ein Leib in Christus. Lieben wir uns nicht selbst, so lieben wir den Leib Christi nicht.
4. Sich selbst lieben (1)
Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst. Mk 12,31
Selbstliebe wird als Maß für die Nächstenliebe genannt. Ist Selbstliebe überhaupt selbstverständlich? Ist es nicht so, dass unsere Herzlosigkeit nicht zuerst gegenüber unserem Mitmenschen, sondern gegenüber uns selbst auftritt? Unsere Seele sehnt sich nach Gott, doch stattdessen geben wir ihr Ablenkungen. Unser Herz sehnt sich nach echter Beziehung und wir halten es davon ab. Wir wissen, was uns menschlich guttun würde und tun es dann trotzdem nicht – aus mangelnder Selbstliebe. Somit benötigen wir sogar in der Selbstbliebe die Hilfe Gottes, der unser Heil möchte. Der Egoismus besteht nicht in einer übermäßigen Liebe seiner selbst, sondern in einer kurzsichtigen Selbstliebe, einer mittelmäßigen, herzlosen Selbstliebe, die nicht nur anderen, sondern auch uns selbst schadet. Eric Briemle
5. Sich selbst lieben (2)
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Röm 13,9
Wer sich selber nicht mag, der wird nur schwer ein Freund der Menschen sein. Wenn ich mich selber mit meinen Licht- und Schattenseiten nicht annehme, werde ich Mühe haben andere Menschen anzunehmen, so wie sie sind. Wenn ich mich selber nicht liebe, wie soll ich Gott lieben, der mich geschaffen hat? Nur wer sich selbst als einmaliges Geschöpf Gottes angenommen hat und mag, kann auch andere annehmen und lieben. Selbstliebe meint nicht Egoismus. Beim Egoisten dreht sich alles um die eigene Person, die eigenen Bedürfnisse. Er ist darauf fixiert. So wird er blind und unempfindsam für seine Mitmenschen. Selbstliebe nach dem Evangelium meint etwas anderes. Jeder ist in den Augen Gottes einmalig und wertvoll.
6. Selbstliebe als Voraussetzung der Nächstenliebe
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Mt 22,39
Die Nächstenliebe setzt eine Liebe zu sich selbst voraus. Eine gesunde Selbstliebe ist von Nöten, um sich hinzugeben und eine heroische Nächstenliebe zu leben. Diese Selbstliebe besteht darin, die Wahrheit über sich selbst zu erkennen und anzunehmen. Oft fällt es einem schwerer, die eigenen Schwächen demütig zu akzeptieren, als dem anderen etwas Gutes zu tun. Sich wertzuschätzen, geliebt zu wissen und die Tugend zu leben, sind nur einige Beispiele der Selbstliebe. Diese Liebe hat ihre Quelle in der Liebe Gottes zu mir. Ilona Kies
7. Gönne dich dir selbst
Wer sich selber nichts Gutes gönnt, was sollte der andern Gutes tun? Sir 14,5
Wenn also alle Menschen ein Recht auf dich haben, dann sei auch du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat. Warum solltest einzig du selbst nichts von dir haben? Wie lange noch schenkst du allen anderen deine Aufmerksamkeit, nur nicht dir selber? Bist du dir etwa selbst ein Fremder? Bist du nicht jedem fremd, wenn du dir selber fremd bist? Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wie kann der gut sein? Denke also daran: Gönne dich dir selbst. Ich sage nicht, Tu das immer. Ich sage nicht: Tu das oft. Aber ich sage: Tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.“ Bernhard von Clairvaux
Sören Kierkegaard: Vergess nicht, dich selbst zu lieben.