Lukas Evangelium Lk 22. Kap.: Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 22. Kap.
Inhaltsverzeichnis
Zum Lukas Evangelium Lk 22. Kap.
Lukas Evangelium Kapitel 22 beschreibt das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern, die Ankündigung seines Verrats durch Judas, seine Verhaftung im Garten Gethsemane, sein Verhör vor dem Hohen Rat und Petrus‘ Verleugnung. Es markiert den Beginn von Jesu Leiden und Kreuzigung, zeigt aber auch seine Liebe und Vergebung gegenüber seinen Jüngern und seinen Feinden.
Lk 22,1-2: Juden beschließen, Jesus zu töten
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 22,1-2
Parallelstellen: Mt 26,1-5; Mk 14,1-2
Lk 22,1: Es nahte aber das Fest der ungesäuerten Brote, das man Passah nennt.
Dann kam der Tag der ungesäuerten Brote
Das muss ein sehr bewegendes Gedenken an Jesus gewesen sein. Pessach erinnert an die Befreiung Israels aus Ägypten, die im Alten Testament der zentrale Akt der Erlösung war. Jesus stellte nun ein neues Zentrum der Erlösung bereit, an das durch ein neues zeremonielles Mahl erinnert werden soll.
Die Zeit ist bedeutsam, denn an Pessach war auch Jerusalem von messiaserwartungsvollen Scharen überfüllt.
Lk 22,2: Die obersten Priester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn umbringen könnten.
Vorhaben Jesus umzubringen
Markus und Matthäus berichten, dass sie es nicht am Passahfest, sondern danach machen wollten, weil dann weniger Menschen in Jerusalem waren. Dazu Gerrid Setzer: Die Führer des Volkes wollten in ihrer boshaften List Christus nach dem Passahfest umbringen. Es erschien ihnen zu riskant zu sein, ihn während des Festes, wenn sehr viele Menschen in Jerusalem sind, verhaften zu lassen.
Sie wollten keinen Aufruhr des Volkes riskieren, die ihn am Sonntag vorher noch als Messias bejubelt hatten. Doch es gab einen, der einen anderen Plan hatte. Dieser eine – war Gott. Er hatte im Alten Testament die Schlachtung des Passahlammes auf einen bestimmten Tag gelegt. Und genau an diesem Tag sollte auch das wahre Passahlamm geschlachtet werden – was auch immer die Menschen sich in ihrer List ausdachten.
Lk 22,3-6: Judas will Jesus verraten
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 22,3-6
Parallelstellen: Mt 26,14-16; Mk 14,10-11
Lk 22,3: Es fuhr aber der Satan in Judas, der mit Beinamen Ischariot genannt wird, welcher aus der Zahl der Zwölf war.
Lk 22,4: Judas ging zu den obersten Priestern und den Offizieren der Tempelwache und beriet mit ihnen, wie er Jesus an sie ausliefern könnte.
Einer der Zwölf soll ein Verräter sein?
Wir meinen oft, dass Judas verschieden gewesen sein muss, schlechter als die anderen Jünger. Wenn das gestimmt hätte, hätte jeder sofort ihn verdächtigt, als Jesus sagte: Einer von euch wird mich verraten. Sie hätten vermutet: Es muss Judas sein. Er war schon immer böse. Er ist fähig, Jesus zu verraten. Ich verstehe nicht, warum Jesus ihn ausgewählt hat. Doch Judas schien sich nicht so offensichtlich von ihnen zu unterscheiden. Sonst hätten sie ihn ja sofort verdächtigt.
Jeder von uns kann ein Judas werden, nach und nach, indem wir unsere Prinzipien immer mehr aufgeben, zuerst in den kleinen Dingen, und dann auch in wichtigen Angelegenheiten. Im christlichen Leben braucht es immer eine gesunde Spannung zwischen dem Vorwärtsstreben und der Wachsamkeit. Wer in den kleinen Dingen treu ist, ist es auch in den Großen. James Swanson
Lk 22,5: Und sie waren erfreut und kamen überein, ihm Geld zu geben.
Lk 22,6: Und er versprach es und suchte eine gute Gelegenheit, um ihn ohne Volksauflauf an sie auszuliefern.
Lk 22,7-30: Das Abendmahl
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 22,7-30
Parallelstellen: Mt 26,17-30; Mk 14,12-26, Joh 13,21-30
Lk 22,7-13: Vorbereitungen
Lk 22,7: Es kam aber der Tag der ungesäuerten Brote, an dem man das Passah schlachten musste.
Zum Passahmahl
Damit uns der Herr das himmlische Osterlamm sendete aß er das vorbildliche; er entfernte das Vorbild, damit die Wirklichkeit Platz greifen könnte. Goldene Perle
Lk 22,8: Und er sandte Petrus und Johannes und sprach: Geht hin, bereitet uns das Passah, damit wir es essen können!
Lk 22,9: Sie aber sprachen zu ihm: Wo willst du, dass wir es bereiten?
Lk 22,10: Und er sprach zu ihnen: Siehe, wenn ihr in die Stadt hineinkommt, so wird euch ein Mensch begegnen, der einen Wasserkrug trägt; dem folgt in das Haus, wo er hineingeht,
Ungewöhnlich
Dies war ein ungewöhnlicher Anblick, denn das Tragen eines Krugs war typischerweise die Arbeit einer Frau, und im Allgemeinen trugen Männer Flüssigkeiten in Behältern aus Tierhaut. Dies wäre ein deutliches Zeichen für die Jünger.
LK 22,11: und sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist das Gastzimmer, in dem ich mit meinen Jüngern das Passah essen kann?
Lk 22,12: Und jener wird euch einen großen, mit Polstern ausgelegten Obersaal zeigen; dort bereitet es zu!
Betrachte
Zuerst betrachtet die Majestät der Gottheit. Er redet mit den Jüngern und weiß schon, was anderswo geschehen wird, bewundere seine Demut denn nicht die Person des Reichen oder Mächtigen wird ausgewählt, sondern der Arme wird gesucht, und die niedrige Herberge eines Armen den geräumigen Wohnungen der Vornehmen vorgezogen. Goldene Perle
Lk 22,13: Sie bereiteten das Passah.
Zur Eucharistie
Das eucharistische Opfer ist Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens. Für mich persönlich ist die Sonntagsmesse mit dem Empfang des Leibes Christi der Höhepunkt der Woche, mit nichts zu vergleichen, unbeschreibbar. Hier loben und feiern wir Jesus, der zu unserem Heil gestorben und auferstanden ist. Die Eucharistie zu vertiefen, nichts wichtigeres gibt es, nicht nur als Ritus, sondern als existentiellen Vorgang, der mich in meinem Innersten mehr als jede andere Sache berührt und mich verändert und verwandelt und dadurch die Welt, in der ich lebe, verwandelt.
Eher könnte die Welt ohne Sonne bestehen, als ohne das heilige Messopfer. Pater Pio
Interessant
Keines der synoptischen Evangelien erwähnt ein Lamm beim Passahmahl. Dies kann daran liegen, dass sie vor dem offiziellen Pessach-Tag keine bekommen konnten. Außerdem könnte Jesus es so gewollt haben, um die Idee zu betonen, dass er das Passah-Opfer war.
Lk 22,14-18: Die Passahfeier
Lk 22,14: Und als die Stunde gekommen war, legte er sich zu Tisch und die Apostel mit ihm.
Seine Stunde
Jesus hat uns aufgetragen, in seine Stunde einzutreten. Jesus schenkt uns Teilhabe an seiner Stunde. In die Stunde Jesu treten wir ein bei der Verwandlung von Brot und Wein. Die Stunde Jesu ist die Stunde, in der die Liebe siegt. Die Stunde Jesu will unsere Stunde werden und wird es, wenn wir uns durch die Feier der heiligen Eucharistie in den Prozeß der Verwandlungen hineinziehen lassen, um die es dem Herrn geht. Ja, die Eucharistie verwandelt uns. Herr verwandle mich!
Ach wie gut ist es doch, die heiligen Worte zu hören, die Gott zu unserem Herzen spricht, wenn wir uns in die Nähe seines Herzens stellen. Franz von Sales
Lk 22,15: Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passah mit euch zu essen, ehe ich leide.
Lk 22,15: Mich hat es herzlich verlangt, dieses Passah mit euch zu essen, ehe ich leide.
Das Verlangen Jesus
Das Paschamahl ist im jüdischen Glauben das Gedächtnis der Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens. Im neuen Pascha der Eucharistie, dem Opfertod Jesus, geht es um das Gedächtnis der Befreiung durch Jesus Christus aus der Knechtschaft der Sünde. Damals in der Stunde des Abendmahls wie auch in jeder Eucharistie tritt Gott mit uns in eine Gemeinschaft die befreit. Durch Jesu Menschwerdung, durch sein vergossenes Blut sind wir in eine ganz reale Blutsverwandtschaft mit Jesus und so mit Gott selbst hineingezogen, die wahrlich befreit. Bitten wir den Herrn, dass wir die Grösse dieses Geheimnisses immer mehr verstehen.
Inbrünstig habe ich gewünscht
Dies war ein leidenschaftlicher Moment für Jesus. Es war nicht so sehr, dass er sich von seinen Jüngern verabschiedete, als dass er jetzt zu dem zentralen Grund kam, warum er zu den Menschen kam: um einen neuen Bund mit den Menschen zu errichten, basierend auf seinem eigenen Opfer. Dies war nicht der Anfang vom Ende; es war der Anfang vom Anfang.
Lk 22,16: Denn ich sage euch: Ich werde künftig nicht mehr davon essen, bis es erfüllt sein wird im Reich Gottes.
Lk 22,17: Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmt diesen und teilt ihn unter euch!
Lk 22,18: Denn ich sage euch: Ich werde nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken, bis das Reich Gottes gekommen ist.
Lk 22,19-20: Einsetzung des Abendmahls
Lk 22,19: Dann nahm er ein Brot. Er dankte Gott dafür, brach es in Stücke und gab es ihnen.
Er gab ihnen das Brot
Diese menschliche Urgeste des Gebens erhält im Abendmahl Jesus eine neue Tiefe. Jesus gibt nicht etwas, er gibt sich selbst. Die gebende Güte Gottes offenbart sich in ihrer Größe in diesem Augenblick, in dem Christus im Brot sich selber austeilt. Dieses Brechen und Geben des Brotes ist die elementare Mitte der Eucharistie. In der frühen Christenheit wurde daher für die Eucharistie das Wort Brotbrechen verwendet. Das Brotbrechen und Geben als Akt der liebenden Zuwendung zum Nächsten ist dadurch eine innere Dimension der Eucharistie selbst. Die Sorge um den anderen ist nicht ein Zweites, sondern er ist innerster Bestandteil des Abendmahles.
Lk 22,19: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Feiert dieses Mahl immer wieder und denkt daran, was ich für euch getan habe, sooft ihr dieses Brot esst!
Nach dem Empfang Christi schweige ich oft. Jean Marie Vianney schreibt zur Kommunion
Warum jetzt Menschenworte, wenn Gott zu uns spricht? Wir müssen darauf hören, was der liebe Gott zu unserem Herzen spricht. Geht deshalb zur heiligen Kommunion, empfangt Jesus mit Liebe und Vertrauen! Lebt von Ihm, um für Ihn zu leben. Sagt nicht, ihr wäret ihrer nicht wert. Ja, es ist wahr, ihr habt sie nicht verdient, aber ihr braucht sie. Wenn Gott darauf gesehen hätte, ob wir ihrer würdig wären, er hätte das wunderbare Sakrament seiner Liebe niemals eingesetzt; denn niemand auf der Welt ist es wert. Er aber hat unsere Not gesehen, und notwendig ist dieses Sakrament für jeden von uns.
Brot und Wein werden in sein Leib und sein Blut gewandelt
Doch die Verwandlung macht hier nicht halt. Leib und Blut Jesu Christi werden uns gegeben, damit wir verwandelt werden. Wir sind es, die durch dieses Brot des Lebens geheimnisvoll verändert werden. Christus nährt uns, indem er uns mit sich vereint und uns in sich hineinzieht. Indem er uns alle in sich hineinzieht, werden wir untereinander eins gemacht. Er durchdringt uns und will von uns auf die anderen übergreifen, daß seine Liebe das beherrschende Maß der Welt werde. Begreifen wir: der Empfang des Leib Christi und das Tun der Liebe sind nicht zweierlei Dinge, sondern zutiefst eins.
Jesus bricht das Brot
Er bricht selbst das Brot, welches er reicht, um zu zeigen, daß das Zerbrechen, d.h. Leiden, seines Leibes nicht ohne seinen Willen geschehe. Zweifle nicht, ob dieses wahr ist, da er deutlich sagt: Dieses ist mein Leib, sondern nimm vielmehr die Worte des Erlösers im Glauben auf. Denn da er die Wahrheit ist, so lügt er nicht. Goldene Perle
Lk 22,19: Das tut zu meinem Gedächtnis!
Wir feiern in der Messe nicht das Letzte Abendmahl im Sinne eines Nachspielens, sondern das Gedächtnis seines Opfertodes
Zur Wiederholung aufgetragen ist das, was Jesus an diesem Abend neu getan hat: das Brotbrechen, das Gebet des Segens und des Dankens und mit ihm die Worte der Verwandlung von Brot und Wein. Es vollzieht sich dadurch, was Jesu angekündigt hat, dass er vom Kreuz her alle an sich ziehen wird. Dieses Gedächtnis ist nicht nur ein nachahmendes Denken an das Abendmahl. Es ist Gegenwärtigsetzung des Geschehenen und darin tiefste Begegnung mit Gott.
Dieses tut zu meinem Andenken
Dieses tat aber Christus indem er uns zu einem größeren Freundschaftsbunde führte und seine Liebe gegen uns erklärte, sie nicht nur den Sehnsüchtigen zeigte, sondern auch berühren, essen, umfassen und die ganze Willensneigung erfüllen ließ. Lerne aber, auf welche Weise man den Leib Christi essen müsse, nämlich zum Andenken an den Gehorsam Christi bis zum Tode, damit, die da leben, nicht mehr in sich leben, sondern in dem, welcher für uns gestorben und aufgestanden ist (2. Kor. 5, 15). Goldene Perle
So erinnern wir uns daran, was Jesus für uns getan hat. Wenn wir das Brot essen, sollten wir uns daran erinnern, wie Jesus für unsere Erlösung gebrochen, durchbohrt und mit Striemen geschlagen wurde. Wenn wir den Kelch trinken , sollten wir uns daran erinnern, dass Sein Blut, Sein Leben für uns auf Golgatha vergossen wurde.
Lk 22,20: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.
Alter und neuer Bund
Der alte Bund beruhte auf dem Blut geopferter Tiere und auf dem Gehorsamsversprechen Israels (Ex 24). Dieses Versprechen wurde aber immer wieder gebrochen. Auch wir brechen immer wieder unseren Gehorsam und sündigen, weil unser Eigenwille die Oberhand gewinnt. Der neue Bund in Christi Blut und Leib ist daher nicht mehr auf diese immer brüchige Treue unseres menschlichen Wollens gegründet, sondern auf den Gehorsam des Sohnes, der gehorsam war bis in den Tod. Jesus hat deinen und meinen Ungehorsam in seinen bis in den Tod gehenden Gehorsam aufgenommen, durchlitten und überwunden. In der Eucharistie feiern wir diesen neuen Bund, der im Gehorsam und in der Liebe des Christus gegründet ist.
Bemerkenswerterweise kündigte Jesus die Einsetzung eines neuen Bundes an. Kein bloßer Mensch könnte jemals einen neuen Bund zwischen Gott und Mensch einführen, aber Jesus ist der Gottmensch. Er hat die Autorität, einen neuen Bund zu errichten , der mit Blut besiegelt ist, genauso wie der alte Bund mit Blut besiegelt wurde (Ex 24,8).
Lk 22,21-23: Was Judas tun wird
Lk 22,21: Aber euch muss klar sein: Hier mit mir am Tisch ist der Mann, der mich verrät.
Wo verrate ich Jesus?
Beobachte dich selbst und zwar ruhig und nicht urteilend. Erkenne deine eigenen Abgründe, wo du dich letztlich von Jesus abwendest, weltliche Dinge wichtiger sind, du ihn – benutzen wir dieses harte Wort – verrätst. Durch das Beobachten deiner eigenen Abgründe, erkennst du umso besser Gottes Geduld und Erbarmen mit deiner Seele. Der größte Abgrund sind häufig unsere springenden Gedanken, die ununterbrochen alles kommentieren und bewerten.
Bedenke: Situationen die uns in der einen Stunde negativ erregen, werden häufig schon in wenigen Stunden oder Tagen dies nicht mehr tun! Wenn wir das begreifen, können wir uns entschließen, diesen Gedanken von Anfang an nicht so viel Macht und Kontrolle über mich einzuräumen. Sei dir sicher: Deine Seele ist viel beständiger und ruhiger als es deine Gedanken und Gefühle je sein könnten.
Lk 22,22: Und der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie es bestimmt ist; aber wehe dem Menschen, durch den er verraten wird!
Lk 22,23: Und sie fingen an, sich untereinander zu befragen, welcher von ihnen es wohl wäre, der dies tun würde.
Lk 22,24-27: Wer ist der Größte?
Lk 22,24: Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen, wer von ihnen als der Größte zu gelten habe.
Unglaublich
Es ist fast beängstigend, daran zu denken, dass, nachdem Jesus drei Jahre seines Lebens in diese Männer gegossen hatte; nachdem sie den Charakter Jesu unter fast allen erdenklichen Umständen gesehen hatten; dass sie sich jetzt, in den letzten Stunden vor Seinem Verrat, seiner Verhaftung und Kreuzigung, darüber stritten, wer von ihnen der Größte sei.
Lk 22,25: Er aber sagte zu ihnen: Die Könige der Heidenvölker herrschen über sie, und ihre Gewalthaber nennt man Wohltäter.
Lk 22,26: Ihr aber sollt nicht so sein; sondern der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste, und der Führende wie der Dienende.
Worte von Jean Marie Vianney
Wie schön ist es und wie groß, Gott zu kennen und ihm zu dienen! Wir haben nichts weiter als dies zu tun auf der Welt. Alles, was wir sonst noch machen, ist verlorene Zeit. Mögt ihr suchen, in jeglichem Wohlstand und Vergnügen, ihr werdet euer Glück nicht finden. Die ganze Erde kann eine unsterbliche Seele ebenso wenig zufriedenstellen, wie ein Fingerhut voll Mehl einen Hungernden sättigen kann. Der liebe Gott hat uns auf die Erde gestellt, um zu sehen, wie wir uns hier bewähren. Wenn wir das bedenken, wenden wir stets unseren Blick dem Himmel zu, unserer wirklichen Heimat. Wodurch wird das religiöse Leben so verdienstvoll ? Durch den fortwährenden Verzicht, diesen Tod des eigenen Ich.
Jesus meinte nicht, dass man, wenn man an einem niedrigen Ort dient, immer einen großen Platz bekommen wird. Er meinte, dass in Gottes Augen der niedrige Ort der große Ort ist.
Lk 22,27: Denn wer ist größer: der, welcher zu Tisch sitzt, oder der Dienende? Ist es nicht der, welcher zu Tisch sitzt? Ich aber bin mitten unter euch wie der Dienende.
Jesus als der Diener
Wir könnten denken, dass Jesus das Problem hätte lösen sollen, indem er darauf hinwies, dass Er der Größte war. Stattdessen beantwortete Jesus ihre Frage mit dem, was er tat. Johannes 13:3-5 sagt uns, dass Jesus ihnen nach dem Abendessen die Füße wusch, und er hat diese Worte über wahre Größe vielleicht gesprochen, als er ihnen die Füße wusch oder nachdem er fertig war.
Der Diener
Der Meister wurde zum Sklaven. Gott diente den Menschen. Wenn wir begriffen haben, dass unser allmächtiger Gott auf die Erde kam, um uns zu dienen, können wir nur in demütiger Anbetung niederfallen. Christus gibt seinen Jüngern immer wieder das Beispiel seiner eigenen Mission: anderen zu dienen. Liebe Gott, indem du anderen dienst; lebe wie Jesus, indem du dich Gottes Willen demütig unterwirfst. Das ist das Wesentliche des Christentums: bescheidener Dienst an allen, besonders an den Menschen, bei denen es uns am schwersten fällt. Die Bezeichnung dafür ist: christliche Nächstenliebe. Todd Belardi
Jesus will sagen
Glaube nicht, daß der Jünger deiner, du aber nicht seiner bedürfest. Denn ich, der ich Keines bedarf, und dessen alles Himmlische und Irdische bedarf, habe mich bis zum Dienst herabgelassen. Er zeigt ihnen aber seinen Dienst, da er Brod und Kelch unter sie verteilt. An diesen Dienst erinnert er, um sie zu ermahnen, daß alle dieselbe Gesinnung haben sollen, wenn sie von demselben Brot aßen und von demselben Kelch tranken, und wenn Christus selbst Allen diente. Goldene Perle
Lk 22,28-30: Ermutigungen
Lk 22,28: Ihr aber seid die, welche bei mir ausgeharrt haben in meinen Anfechtungen.
Lk 22,29: Und so übergebe ich euch ein Königtum, wie es mir mein Vater übergeben hat,
Lk 22,30: sodass ihr an meinem Tisch in meinem Reich essen und trinken und auf Thronen sitzen sollt, um die zwölf Stämme Israels zu richten.
Lk 22,31-38: Petrus wird ihn verleugnen
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 22,31-38
Parallelstellen: Joh 13,31-38
Lk 22,31: Simon, Simon, der Satan hat sich erbeten, euch schütteln zu dürfen wie den Weizen im Sieb.
Lk 22,31: Zu Petrus gewandt sagte Jesus: »Simon, Simon, pass auf! Der Satan ist hinter euch her, und Gott hat ihm erlaubt, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Spreu
Landwirtschaftlich: Spreu bezeichnet die leichten, unbrauchbaren Hüllen oder Schalen von Getreidekörnern, insbesondere bei Weizen. Diese Hüllen werden beim Dreschen vom eigentlichen Korn getrennt.
Metaphorisch: In übertragener Bedeutung steht „Spreu“ für etwas Minderwertiges, Nutzloses oder Wertloses. Der Ausdruck „die Spreu vom Weizen trennen“ bedeutet daher, das Wertvolle (den Weizen) vom Wertlosen (der Spreu) zu trennen.
Worte von Max Lucado
Der Satan wird auf deinen Glauben einschlagen, wie ein Bauer auf dem Dreschboden auf den Weizen einschlägt. Man würde erwarten, dass die nächsten Worte Jesu lauten: „Deshalb verschwinde aus der Stadt!“ Oder: „Du musst untertauchen!“ Oder: „Leg den nächsten Gang rein, sonst ist es zu spät!“ Doch Jesus zeigt keine Panik. Er ist erstaunlich gelassen. „Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder“ Können Sie die Ruhe in seiner Stimme hören? Max Lucado
Lk 22,32: Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre; und wenn du einst umgekehrt bist, so stärke deine Brüder!
Jesus betet für uns!
Wie ermutigend ist der Gedanke an des Heilandes unaufhörliche Fürbitte für uns! Wenn wir beten, so bittet er für uns, und wenn wir nicht beten, dann vertritt er unsere Sache trotzdem und schützt uns durch Sein Flehen vor allen ungesehenen Gefahren. Wir wissen wenig davon, wie viel wir den Gebeten unseres Heilandes verdanken. Wie werden wir Ihn preisen, wenn wir einst die Höhen des Himmels erreichen und zurückschauen auf die vielen Wege, auf denen uns der Herr begleitet hat. Spurgeon
Er sagte aber nicht: Ich habe zugelassen, sondern: gebeten
Denn demütig redet er, da er zum Leiden geht, um seine Menschheit zu zeigen. Denn wie hatte der, welcher nicht durch das Gebet, sondern das Machtgebot gesagt hatte (Mt. 16): Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen und dir übergebe ich die Schlüssel des Himmelreiches, des Gebetes nötig, um die schwankende Seele eines einzigen Menschen zu stärken? Er sagte aber nicht: Ich habe gebeten, daß du nicht verleugnest, sondern: den Glauben nicht verlässt. Goldene Perle
Lk 22,33: Er aber sprach zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen!
Petrus wollte für Jesus sterben
Dessen rühmte er sich, aber seinen Gesundheitszustand durchschaute der Arzt Jesus. Petrus versprach, Jesus sah vorher. Petrus hat Christus verleugnet, er hat den Herrn seinen Gott verleugnet. Petrus bereute es später. Das hat er durch sein Weinen über die Verleugnung gezeigt. Petrus starb innerlich durch die Verleugnung, aber Petrus lebte wieder auf durch seine Bußfertigkeit.
In unserer Schwachheit lasst uns daher unsere Sünden erkennen und beweinen. Die Verleugnung des Herrn durch Petrus erinnert uns daran, daß kein Mensch auf menschliche Kräfte vertraue. Petrus starb innerlich, weil er stolz auf sich selbst vertraute. Petrus lebte wieder auf, weil Jesus ihn mild anblickte. Erhebe dich nicht in vermessenem Selbstvertrauen, aber versinke auch nicht in Verzweiflung, wenn du gefehlt hast, sondern setze dich dem barmherzigen Blick Jesus aus. (nach Augustinus)
Immer wieder kehren wir in Buße und Reue zu Gott zurück. Zeigen wir Einsicht in unser Fehlverhalten, so nimmt er uns wieder auf.
Die Verleugnung Jesu war eine schwere Sünde
Erstens aufgrund der Wiederholung der gleichen Sünde. Zweitens, weil sie am Tag des Abendmahls und Fußwaschung geschah. Drittens weil sie in der Nacht geschah, als sich Jesus dem Leiden übergab. Zuletzt geschah sie durch den, von dem man es am wenigsten erwartet hätte: dem Sprecher der Apostel Petrus, der ausdrücklich versprochen hatte, standhaft zu sein. Er verleugnete Gott! Nachdem Petrus seine schwere Sünde erkannte, zog er sich sogleich zurück, um sie bitterlich zu beweinen.
Sich darauf zu verlassen, wie man sich gerade fühlt, ist keine stabile Grundlage. Petrus fühlte sich im Moment mutig, würde aber bald vor einem demütigen Dienstmädchen eingeschüchtert sein und ihr gegenüber leugnen, dass er Jesus überhaupt kannte.
Lk 22,34: Er aber sprach: Ich sage dir, Petrus: Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst!
Lk 22,35: Und er sprach zu ihnen: Als ich euch aussandte ohne Beutel und Tasche und Schuhe, hat euch etwas gemangelt? Sie sprachen: Nichts!
Lk 22,36: Nun sprach er zu ihnen: Aber jetzt, wer einen Beutel hat, der nehme ihn, ebenso auch die Tasche; und wer es nicht hat, der verkaufe sein Gewand und kaufe ein Schwert.
Lk 22,37: Denn ich sage euch: Auch dies muss noch an mir erfüllt werden, was geschrieben steht: Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden. Denn was von mir geschrieben steht, das geht in Erfüllung!
Es geht in Erfüllung
Jesus hatte seinen Jüngern zuvor gesagt, dass er verworfen und gekreuzigt werden würde (Lk 17:25 , 18:31-33). Hier sagte ihnen Jesus, dass dies bald geschehen würde.
Lk 22,38: Sie sprachen: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter! Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug!
Lk 22,39-46: Jesus ringt mit Gott im Gebet
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 22,39-46
Parallelstellen: Mt 26,36-46; Mk 14,32-42
Lk 22,39: Und er ging hinaus und begab sich nach seiner Gewohnheit an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch seine Jünger.
Er ging zum Ölberg, wie Er es gewohnt war
Jesus hatte in dieser Woche seine Nächte dort verbracht (Lk 21:37), und er weigerte sich, diese Routine zu ändern, obwohl er wusste, dass es bedeutete, dass Judas ihn leicht finden konnte.
Lk 22,40: Betet, dass ihr nicht in Versuchung kommt!
Franz von Sales zur Versuchung
Sobald du die Versuchung fühlst, mache es wie die kleinen Kinder, die sofort zu Vater und Mutter laufen. So nimm auch du deine Zuflucht zu Gott. Bleib vor allem stets demütig und dir deiner Schwäche bewußt. Bitte Gott, daß er sich deiner erbarme und dir helfe. Jesus selbst lehrt uns: Betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet. Beteure, daß du der Versuchung nicht zustimmen willst, bitte Jesus um Hilfe und setze deine Beteuerung fort, solange die Versuchung anhält. Betrachte dabei aber nicht die Versuchung, sondern den Herrn. Streite nicht mit dem Feind! Erwidere kein Wort außer dem einen, womit der Herr ihn beschämte: Zurück, Satan! Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und ihm allein dienen. Franz von Sales
Sieh aber , wie der Herr sich nicht verwirren ließ, sondern mit der Heiligen Schrift in Demut dem Bösen entgegentritt , damit du Christus so ähnlich wie möglich wirst. Chrysostomus
Lk 22,41: Darauf entfernte er sich von ihnen etwa einen Steinwurf weit, beugte seine Knie und betete.
Jesus wirft sich zur Erde
Das ist die Gebetshaltung der äußersten Unterwerfung unter den Willen Gottes. In diesem von der Todesangst durchdrungenen Beten Jesu nimmt er die ganze Schuld der Menschheit auf sich, er nimmt dich und mich auf sich und trägt uns zum Vater hin. Jesus selbst ist der Hirte der Menschheit. So ist dieser Augenblick der Todesangst Jesu ein wesentliches Moment im Vorgang der Erlösung. Wir folgen seinen Spuren, wenn wir unser Ja zum Willen Gottes täglich erneuern, auch wenn es uns in bestimmten Situationen schwer fällt, ihn anzunehmen.
Daher läßt sich der, welcher unsere Leiden auf sich nahm und für uns Vermittler wurde, durch den Menschen, welchen er annahm, auf die Knie nieder und betet, um zu zeigen, daß man zur Zeit des Gebetes nicht stolz, sondern in Allem demütig sein müsse, weil Gott den Stolzen widersteht, aber den Demütigen seine Gnade gibt. Goldene Perle
Die übliche Art zu beten war damals, im Stehen zu beten. Dass Jesus niederkniete, beweist die Gewalt seines Kampfes in Gethsemane.
Worte der goldenen Perle
Hier findest du ihn entfernt beten, damit du lernest, man müsse mit aufmerksamer Seele und ruhigem Leib mit dem erhabenen Gott reden. Aber nicht aus Bedürfnis fremder Hilfe betete er, der die allmächtige Kraft des Vaters ist, sondern damit wir lernen, daß man bei Versuchungen nicht schlafen, sondern vielmehr dem Gebet obliegen soll. Auch betet er allein für Alle, da er allein für Alle leiden wollte, zum Zeichen, daß sein Gebet so sehr als sein Leiden von dem unsrigen verschieden sei. Goldene Perle
Lk 22,42: Vater, wenn es dein Wille ist, dann lass diesen bitteren Kelch des Leidens an mir vorübergehen. Aber nicht was ich will, sondern was du willst, soll geschehen.
Der Kelch
Im Alten Testament ist ein Kelch immer wieder ein kraftvolles Bild des Zorns und des Gerichts Gottes.
Was ist hier Jesus Wille im Gegensatz zum Willen des Vaters?
Wer steht sich da gegenüber? Der Vater und der Sohn? Der Mensch Jesus und der dreifaltige Gott? Ein Verständnis des Ineinander von göttlichem und menschlichem Willen in der Gestalt Jesu Christi ist hier wichtig zu verstehen: zwei Naturen, eine Person. In dem menschlichen Willen Jesu ist in ihm der ganze Widerstand der menschlichen Natur gegen Gott anwesend. Unser aller Eigensinn gegen Gott ist da. und Ringend zieht Jesus diese unsere widerständige Natur in ihr eigentliches Wesen hinauf, das spricht: Nicht ich, sondern du! Es ist die völlige Übergabe des Ich an das Du Gott Vaters.
Die Entscheidung
Wir haben Gefühle und wir haben einen Verstand. Es ist eine Wunschvorstellung, dass diese immer miteinander im Einklang sind. Täglich erfahren wir Momente, wo diese sich widerstreben. Dies ging Jesus in seinem vollen Menschsein ebenso. In allem war er uns gleich! Der wohl beeindruckenste ist der Nacht vor seinem Tod. Jesus betete, daß das Leiden an ihm vorübergehe. Damit drückte er sein Gefühl aus angesichts des bevorstehenden Leidens. Im Geist und Verstand aber nahm er den Tod freiwillig auf sich. Im Kleinsten sind wir ebenso in diese Momente gestellt. Wir können z.B. im Gefühl eine Person als anstrengend, schwierig und dergleichen empfinden. Im Geist und Verstand und in der Kraft Gottes aber entscheiden wir uns dafür, dieser Person möglichst liebevoll zu begegnen. Täglich also erfahren wir diese widerstrebende Willensregungen in uns, aber nur solange, bis sich der Wille entscheidet, hin zu dem, was Gott will.
Jesus ringt mit dem Vater
Jesus ringt mit sich selbst und er ringt um uns. „Der Hirte gibt sein Leben für die Schafe.“ (Joh 10,11) Jesus erleidet die Angst vor der Macht des Todes. Dies ist zunächst einfach die dem Menschen eigene Erschütterung vor der Gegenwart des Todes. Aber bei Jesus geht es um mehr: er sieht die schmutzige Flut aller Lüge und alles Niedrigen, die auf ihn zukommt in dem Kelch, den er trinken muß. Es ist die Erschütterung des ganz Reinen und Heiligen vor der ganzen Flut des Bösen dieser Welt, die auf ihn hereinbricht. In diesem Ringen folgen wir ihm nach.
Worte von Benedikt XVI
Das ist das große Ereignis des Ölberges, der Weg, der sich im Grunde in jedem unserer Gebete verwirklichen sollte: unseren egoistischen Willen verwandeln lassen, ihn öffnen, damit er in den göttlichen Willen verwandelt wird. Benedikt XVI
Christus hat die menschliche Natur angenommen und hat auch seelisch den tiefsten Schmerz gefühlt. In diesem Drama der Todesangst, des Gegensatzes zwischen dem menschlichen Willen, nicht zu sterben, und dem göttlichen Willen, der sich dem Tod ausliefert, in diesem Drama von Getsemani verwirklicht sich das ganze menschliche Drama unserer Erlösung. Denn in dieser Erlösung nimmt er dieses sein Menschsein mit.
In der Hingabe seiner selbst wird er umgeschmolzen in eine neue Weise des Seins, in der er nun immer zugleich beim Vater und bei den Menschen ist. Das Kreuz, den Akt der Tötung wandelt er um in einen Akt der Hingabe, der Liebe bis ans Ende. Jesus wird freiwillig und aus Liebe zum Opfer und trägt den Schmerz der Menschheit und weigert sich, ihn abzuweisen. Benedikt XVI
Beten im Leiden
Durch das Gebet Jesu am Ölberg wurde Jesus der Kreuzestod nicht genommen, aber er bekam die Kraft, seinen Weg zu gehen. Beten in der Krankheit und im Leiden heißt: Auf das Wunder hoffen, aber nicht erzwingen, sondern sich in Gottes Willen ergeben. Der Umgang mit Leiden ist eine Gratwanderung zwischen Kampf gegen das Leiden und Annahme des Leiden – beide Seiten aber verweisen auf Gottes Willen und führen zur Erkenntnis, dass ich mein Leben nicht selbst in der Hand habe. Es liegt in Gottes Hand.
Das ist eine der bewegendsten und erschütterndsten Situationen im Leben Jesus
Es ist das Ringen zwischen der göttlichen und der menschlichen Seele Jesus. Im Umfeld von Getsemani und Golgota wird das menschliche Bewusstsein Jesu der härtesten Prüfung unterworfen werden. Es zeigt, dass Jesus kein dem Leiden gegenüber unempfindlicher Übermensch ist. Hier ist ihm der Abgrund der Sünde und alles Bösen ins Innerste der Seele gedrungen. Hier ist er von der Erschütterung des nahen Todes berührt worden. Jesus spürt Einsamkeit und Betrübnis. Aus dieser Situation bittet er die Jünger und auch uns: Bleibt hier und wacht mit mir!
Lk 22,43: Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn.
Lk 22,44: Jesus litt Todesängste und betete so eindringlich, dass sein Schweiß wie Blut auf die Erde tropfte.
Todesangst
Wenn Jesus uns hier etwas vorspielte, war Gethsemane die schrecklichste Farce, die man sich nur denken kann. Aber das war sie nicht. Er war ganz Mensch. Gott wurde Mensch und als Mensch spürte er die Angst in ihrem ganzen Ausmaß! Jesus hatte Todesangst. Aber die Angst Jesu ist etwas viel Radikaleres als die Angst, die jeden Menschen angesichts des Todes überfällt. Sie ist der Zusammenstoß zwischen Licht und Finsternis, zwischen Leben und Tod selber, das eigentliche Entscheidungsdrama der menschlichen Geschichte. Dieses Drama am Ölberg müssen wir auch auf uns ganz persönlich beziehen. Auch meine Sünde war in jenem erschreckenden Kelch mit gegenwärtig.
Worte von Benedikt XVI
Wenn wir über das Drama von Getsemani nachdenken, sehen wir auch den starken Gegensatz zwischen Jesus mit seiner Angst, mit seinem Leiden und dem großen Philosophen Sokrates, der ruhig und ungestört dem Tod entgegensieht. Und das scheint das Ideal zu sein. Wir mögen diesen Philosophen bewundern, aber die Sendung Jesu war eine andere. Seine Sendung war nicht die völlige Gleichgültigkeit und Freiheit; seine Sendung war es, unser ganzes Leiden, das ganze menschliche Drama in sich zu tragen. Und daher ist gerade diese Demütigung des Getsemani für die Sendung des Gottmenschen wesentlich.
Er trägt unser Leiden, unsere Armut in sich und verwandelt sie nach dem Willen Gottes. Und so öffnet er die Tore des Himmels, öffnet er den Himmel: Der Vorhang des Allerheiligsten, den der Mensch bislang gegen Gott verschlossen hatte, wird durch sein Leiden und seinen Gehorsam geöffnet. Ich ermutige euch dazu, Christus während der ganzen Karwoche zu folgen, um das Geheimnis seines Todes und seiner Auferstehung besser zu verstehen und seine große Liebe zu uns zu entdecken. Benedikt XVI
Lk 22,45: Und als er vom Gebet aufstand und zu seinen Jüngern kam, fand er sie schlafend vor Traurigkeit.
Schläfrigkeit
Unsere geistliche Schläfrigkeit bleibt damals wie heute die Chance für die Macht des Bösen. Schläfrig werden wir dann, wenn unsere Seele abstumpft, wir uns nicht mehr innerlich berühren lassen vom Leid des Nächsten oder dem Bösen, was Menschen einander antun. Schläfrigkeit ist eine Stumpfheit, die all dies lieber nicht wahrnehmen möchte. Geistlich wach werden wir in der Beziehungspflege zu Gott. Ohne diese Beziehung zu Gott gibt der Mensch schließlich seinem Egoismus den Vorrang gegenüber der Solidarität und der Liebe, zieht er das Materielle den Werten vor, das Haben dem Sein.
Die Stille, in der die Mystiker sich Gott nähern, ist spannungsvoll und wachsam – genau das Gegenteil von Schläfrigkeit und Träumerei. Clive Staples Lewis
Lk 22,46: Und er sprach zu ihnen: Was schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt!
Schlafende Jünger
Zweimal hören wir in der Heiligen Schrift, dass Jesus, drei seiner Jünger in seiner unmittelbaren Nähe haben wollte. Beim Gebet auf dem Berg Tabor und bei seinem Gebet auf dem Ölberg. Bei seiner Verklärung und in seiner Todesangst. Und was machen die Jünger? Sie werden müde und schlafen ein! Jesus, wecke mich aus meiner geistigen „Schläfrigkeit“ auf. Alltägliche Sorgen und Routine können mich oberflächlich und gleichgültig machen. Komm, Heiliger Geist, und lass mich wachsam sein! Edeltrud Fuhr
Lk 22,47-53: Jesus wird verraten und verhaftet
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 22,47-53
Parallelstellen: Mt 26,47-56; Mk 14,43-52; Joh 18,1-11
Lk 22,47: Während er aber noch redete, siehe, da kam eine Schar, und der, welcher Judas hieß, einer der Zwölf, ging vor ihnen her und näherte sich Jesus, um ihn zu küssen.
Interessant
Die Zahl derer, die geschickt wurden, um Jesus zu verhaften, zeigt, dass die religiösen Führer dies eindeutig als eine gefährliche Operation betrachteten, die ohne Risiko eines Aufruhrs oder Scheiterns durchgeführt werden sollte.
Verrat durch einen Kuss
Das war die Krönung der Entsetzlichkeiten dieser Stunde, die letzte Schändlichkeit, über die menschliche Schändlichkeit nicht mehr hinausgehen kann, als Judas dort im Garten seinen Meister verriet, nicht mit einem Schrei, einem Schlag oder einem Stoß, sondern mit einem Kuss. Mit unendlicher Ergriffenheit fragte Jesus: Judas, überlieferst du den Sohn des Menschen mit einem Kuss? MacDonald
Lk 22,48: Jesus aber sprach zu ihm: Judas, verrätst du den Sohn des Menschen mit einem Kuss?
Lk 22,49: Als nun seine Begleiter sahen, was da geschehen sollte, sprachen sie zu ihm: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?
Lk 22,50: Und einer von ihnen schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab.
Lk 22,51: Da antwortete Jesus und sprach: Lasst ab davon! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.
Lk 22,52: Es sprach aber Jesus zu den obersten Priestern und Hauptleuten des Tempels und zu den Ältesten, die an ihn herangetreten waren: Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und mit Stöcken!
Lk 22,53: Als ich täglich bei euch im Tempel war, habt ihr die Hände nicht gegen mich ausgestreckt. Aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.
Lk 22,54-65: Petrus leugnet, dass er Jesus kennt
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 22,54-65
Parallelstellen: Mt 26,69-75; Mk 14,66-72; Joh 18,25-27
Lk 22,54: Nachdem sie ihn nun festgenommen hatten, führten sie ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von ferne.
Lk 22,55: Da sie aber mitten im Hof ein Feuer angezündet hatten und beisammensaßen, setzte sich Petrus mitten unter sie.
Lk 22,56: Es sah ihn aber eine Magd beim Feuer sitzen, schaute ihn an und sprach: Auch dieser war mit ihm!
Lk 22,57: Er aber verleugnete ihn und sprach: Frau, ich kenne ihn nicht!
Lk 22,58: Und bald danach sah ihn ein anderer und sprach: Du bist auch einer von ihnen! Petrus aber sprach: Mensch, ich bin“s nicht!
Lk 22,59: Und nach einer Weile von ungefähr einer Stunde bekräftigte es ein anderer und sprach: Wahrhaftig, der war auch mit ihm; denn er ist ein Galiläer!
Lk 22,60: Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst! Und sogleich, während er noch redete, krähte der Hahn.
Lk 22,61: Der Herr wandte sich um und sah Petrus an. Da erinnerte sich Petrus an das Wort des Herrn, das er zu ihm gesprochen hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen!
Jesus sieht Petrus an
Es krähte der Hahn, aber nicht nur das, sondern es traf ihn auch der Blick Jesu. Aus seinem bereits übel zugerichteten Gesicht schauten Petrus nun die liebenden Augen des allwissenden Herrn an und sahen in die Tiefe seiner Seele. Es war nicht der Blick des Vorwurf’s sondern der Blick der Liebe, der ihn dann in der Tiefe der Seele traf.
Suche den Blick Jesus
Immer, immer, immer, wenn du in Gedanken, Worten oder Taten auf falschen Wegen gegangen bist, dann verurteile dich dafür nicht in zerstörerischen Selbstvorwürfen, sondern suche den Blick Jesus, dessen Liebe in dir eine reinigende Reue wachsen lässt, die aufbaut, statt nieder zu drücken.
Wir wachen auf, aber nicht von selbst. Göttliches Eingreifen hat uns geweckt
Als Beispiel sei hier die Verleugnung Jesus durch Petrus genannt. Am Boden liegend hätte sich Petrus niemals mehr erhoben, wenn nicht das Krähen des Hahnes, ein Werkzeug der göttlichen Vorsehung, sein Ohr getroffen und der liebreiche Blick seines Erlösers gleich einem Liebespfeil sein steinernes Herz verwundet hätte. Gott wirbt um uns, er lockt uns liebevoll an sich durch zarte und heilige Eingebungen. Er tut uns keinen Zwang an. Er wirft in unsere Herzen frohe Empfindungen als Lockmittel. Er berührt machtvoll, zugleich aber so zart.
Lk 22,62: Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.
Er brach zusammen und weinte
Es ist bedeutsam, dass alle vier Evangelien die Verleugnung des Petrus berichten. Wir müssen alle lernen, dass Selbstvertrauen zur Demütigung führt. Wir müssen lernen, uns selbst zu misstrauen und uns ausschließlich auf die Macht Gottes zu verlassen. MacDonald
Worte von Benedikt XVI
Petrus ist Jesus mit Eifer gefolgt, er hat die Glaubensprüfung bestanden, indem er sich ihm ganz hingab. Trotzdem kommt der Augenblick, in dem er der Angst nachgibt und fällt: Er verrät den Meister. Die Schule des Glaubens ist kein Triumphmarsch, sondern ein Weg, der mit Leiden und Liebe bedeckt ist, mit Prüfungen und einer Treue, die jeden Tag erneuert werden muß. Petrus, der vollkommene Treue versprochen hatte, kennt die Bitternis und die Demütigung der Verleugnung:
Der Übermütige lernt auf eigene Kosten die Demut. Auch Petrus muß lernen, schwach zu sein und der Vergebung zu bedürfen. Als ihm endlich die Maske abfällt und er die Wahrheit seines schwachen Herzens, das das Herz eines gläubigen Sünders ist, begreift, bricht er in befreiende Tränen der Reue aus. Nach diesen Tränen ist er bereit für seine Sendung. Benedikt XVI
Lk 22,63: Die Männer aber, die Jesus festhielten, verspotteten und misshandelten ihn;
Lk 22,64: und nachdem sie ihn verhüllt hatten, schlugen sie ihn ins Angesicht und fragten ihn und sprachen: Weissage uns, wer ist“s, der dich geschlagen hat?
Lk 22,65: Und viele andere Lästerungen sprachen sie gegen ihn aus.
Lästerungen
Es war wichtig für Jesus, sich diesem Missbrauch zu stellen, obwohl es für Jesus schmerzhaft war, es zu ertragen, und für Seine Nachfolger schmerzhaft, darüber nachzudenken. Es war wichtig zu zeigen, dass die richtige Antwort auf Hass nicht mehr Hass, sondern Liebe ist. Es war wichtig, sein Vertrauen in Gott den Vater zu demonstrieren, dass Gott ihn rechtfertigen würde und er sich nicht verteidigen musste. Es war wichtig, dass diejenigen, die missbraucht und gedemütigt werden, Zuflucht bei einem Gott finden können, der weiß, was sie erleben
Lk 22,66-71: Der Hohe Rat verurteilt Jesus
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 22,66-71
Parallelstellen: Mt 27,1-2; Mk 15,1
Lk 22,66: Und als es Tag geworden war, versammelten sich die Ältesten des Volkes, die obersten Priester und Schriftgelehrten, und führten ihn vor ihren Hohen Rat; und sie sprachen:
Die dritte Phase des religiösen Prozesses fand am Morgen vor dem Hohen Rat statt
Kein Fall durfte am gleichen Tag abgeschlossen werden, an dem er begonnen worden war, es sei denn, der Angeklagte wurde freigesprochen. Ehe das Urteil verkündet wurde, sollte eine Nacht vergehen, damit sich in der Zwischenzeit Gefühle der Gnade regen konnten. In diesem Fall scheint es so, als ob die religiösen Führer jede Regung der Barmherzigkeit ausschließen wollten. Immerhin kamen sie zu einer morgendlichen Sitzung zusammen, um ihrem Urteil auch Gültigkeit zu verleihen, denn nächtliche Prozesse waren verboten.
Lk 22,67: Bist du der Christus? Sage es uns! Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich es euch sagte, so würdet ihr es nicht glauben.
Lk 22,68: Wenn ich aber auch fragte, so würdet ihr mir nicht antworten, noch mich loslassen.
Lk 22,69: Von nun an wird der Sohn des Menschen sitzen zur Rechten der Macht Gottes.
Jesus will sagen
Es ist fürderhin keine Zeit mehr, euch zu lehren und mit euch zu reden, sondern von nun an wird die Zeit des Gerichtes sein, wenn ihr mich als Menschensohn zur Rechten der Kraft Gottes sitzen seht. — Wenn aber von dem Sitzen und Thron Gottes gesprochen wird, so wird die königliche und allbeherrschende Würde bezeichnet. Denn wir haben uns keinen Stuhl vorzustellen, auf den sich der Herr von Allem stützt, auch überhaupt nicht, daß es eine Rechte oder Linke bei der göttlichen Natur gebe; denn nur den Körpern kommt Gestalt, Raum und Sitzen zu. Goldene Perle
Lk 22,70: Da sprachen sie alle: Bist du also der Sohn Gottes? Er aber sprach zu ihnen: Ihr sagt es, denn ich bin es!
Lk 22,71: Da sprachen sie: Was brauchen wir ein weiteres Zeugnis? Denn wir haben es selbst aus seinem Mund gehört!
Historischer Hintergrund
Nach jüdischem Gesetz durften während der Pessachzeit keine Strafsachen verhandelt werden. Nach jüdischem Recht konnte am Verhandlungstag nur ein Freispruch ausgesprochen werden; Schuldsprüche mussten eine Nacht warten, bis Gefühle der Barmherzigkeit aufkommen konnten. Nach jüdischem Recht mussten alle Beweise durch zwei Zeugen sichergestellt werden, die getrennt vernommen wurden und keinen Kontakt miteinander haben durften.
Falsches Zeugnis wurde nach jüdischem Gesetz mit dem Tod bestraft; den vielen falschen Zeugen im Prozess Jesu wird nichts angetan. Nach jüdischem Recht begann ein Prozess immer damit, dass der Beweis für die Unschuld des Angeklagten erbracht wurde, bevor der Schuldbeweis erbracht wurde; das war hier nicht üblich. Das ganze Verfahren war auf Barmherzigkeit ausgelegt; und sogar aus Lukas zusammenfassendem Bericht geht klar hervor, dass der Sanhedrin, als er Jesus vor Gericht stellte, weit davon entfernt war, seine eigenen Regeln und Vorschriften einzuhalten.
Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu Lk 22. Kap.
Das war eine Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 22. Kap.