Christliche Andacht
(Andacht vom 29.6. bis 05.07.)

Zum Hingabe-Gebet
Seit vielen Jahren schreibe ich nun die Impulse. Mit der Zeit haben sich hier mehr und mehr für mich wichtige Grundtugenden und Haltungen heraus geschält. Dazu habe ich ein Hingabe-Gebet formuliert mit 6 Strophen je 4 Versen. Dieses Gebet werde ich versweise kommentieren. Ich bete dieses Gebet schon längere Zeit. Die insgesamt 24 Verse für sich nehme ich oft auch als Stoßgebete.
15. Zum Menschen hörend will ich gehn (29.6.)
Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen, denn sie waren erschöpft und hilflos wie Schafe, die keinen Hirten haben. Mt 9:36
Wenn du einem anderen helfen willst, dann musst du mit ihm fühlen und leiden können. Aber du brauchst zugleich auch eine Distanz zu seinem Leiden. Wenn du mit seinem Leiden gleichsam verschmilzt, wenn du keine Grenze hast zu seinem Leid, dann gehst du unter im Meer seines Leidens, ohne ihn daraus retten zu können. Es gibt ein Mitleid, das keine Grenze kennt. Das Mitleid, das Jesus in der Bibel meint, ist anders. Ich kann mein Herz dem anderen nur öffnen, wenn ich in meiner Seele zuhause bin. Wenn ich in mir einen festen Stand habe, wenn ich in Gott ruhe. Wenn ich mit dem anderen grenzenlos mitleide,dann bedauere ich mich selbst, wie schlimm die Welt ist. Aber ich werde das Leid dadurch nicht lindern. Anselm Grün
Die wahre Frömmigkeit, sagt Hieronymus, hat immer Mitleid, die falsche nur Unmenschlichkeit. Franz von Sales
14. Barmherzigkeit sei mein Gewand (28.6.)
Seid barmherzig. 1 Petr 3,8
Wo Menschen aufeinandertreffen – ob in der Familie, im Beruf oder in der Kirche –, brauchen sie Barmherzigkeit. Gerade weil Gott uns mit so viel Barmherzigkeit begegnet, sind wir einander als Menschen auch dazu verpflichtet. Barmherzige Menschen können sich einfühlen, können mitfühlen und verzeihen. Sie sehen im Fremden und im Feind zuallererst den Nächsten. Das ebnet den Weg für Verständigung und Toleranz. Weil wir fast täglich Meinungen, Weltanschauungen und Lebensweisen begegnen, die wir nicht verstehen und teilen oder denen wir sogar widersprechen, ist Barmherzigkeit für ein gutes Miteinander unverzichtbar – es ist eine Herzensbildung, zu der Gott uns befähigen will. Doris Schulte
13. Zur Nächstenlieb bin ich gesandt (27.6.)
Wir lieben ihn, weil er uns zuerst geliebt hat. 1 Joh 4,19
Nur meine Bereitschaft, auf den Nächsten zuzugehen, ihm Liebe zu erweisen, macht mich auch fühlsam Gott gegenüber. Nur der Dienst am Nächsten öffnet mir die Augen dafür, was Gott für mich tut und wie er mich liebt. Gottes- und Nächstenliebe sind untrennbar: Es ist nur ein Gebot. Beides aber lebt von der uns zuvorkommenden Liebe Gottes, der uns zuerst geliebt hat. So ist es nicht mehr ,,Gebot’’ von außen her, das uns Unmögliches vorschreibt, sondern geschenkte Erfahrung der Liebe von innen her, die ihrem Wesen nach sich weiter mitteilen muß. Liebe wächst durch Liebe. Sie ist ,,göttlich’’, weil sie von Gott kommt und uns mit Gott eint, uns in diesem Einungsprozeß zu einem Wir macht, das unsere Trennungen überwindet und uns eins werden läßt, so daß am Ende ,,Gott alles in allem’’ ist (vgl. 1 Kor 15, 28). Benedikt XVI
12. Und auch im Leid erduldend stehn (26.6.)
Er thront im Himmel und herrscht über alles. Ps 11,4
Was können wir tun, wenn Krankheit hereinbricht, wenn Ehen scheitern, Kinder leiden und der Tod zuschlägt? David antwortet mit einer Erklärung: Doch der Herr ist in seinem heiligen Tempel und herrscht noch immer vom Himmel aus. Gott wird durch unsere Stürme nicht verändert. Unsere Probleme schrecken ihn nicht ab und jagen ihm keine Angst ein. Er ist in seinem heiligen Tempel und herrscht vom Himmel aus. Gebäude können einstürzen und Karrieren zusammenbrechen, aber Gott tut das nicht. Schiffbruch und Trümmer haben ihn nie entmutigt. Gott hat Tragödien immer in Triumph verwandelt. Max Lucado
Nicht das ist der Triumph des Glaubens, dass er das Leiden aufhebt, sondern dass er es in ein höheres Gelingen einbezieht. Pierre Teilhard de Chardin
11. Beim Sturm, lass mich gelassen gehn (25.6.)
Er brachte den Sturm zur Stille und die Wellen beruhigten sich. Ps 107,29
Was tun, wenn es im Leben plötzlich unruhig wird? Was ist, wenn ich in eine Krise gerate, die Ehe kriselt, die Eltern sterben, ein Unfall oder der Befund vom Arzt positiv ist? Was ist dann? Ich bin überzeugt, dass man mit Jesus zur inneren Ruhe findet. Wir kommen mit diesen Krisen besser zurecht, wenn Christus in uns ist. Das schließt nicht Phasen des Zweifelns odes Verzweifelns aus. Zu guter Letzt ist es die Frage, wie wir mit unserem Leiden umgehen. Ich kann das Leid als persönliche Herausforderung annehmen, mich nicht zerbrechen zu lassen, ihm zu widerstehen, zu kämpfen und trotzdem meinen Weg weiterzugehen.
Achte darauf, in deinen täglichen Stürmen und auch in dem Sturm über die ganze Welt hinweggefegt ist, still zu werden und deinen Blick auf Gott zu richten.
10. All mein Vertrauen ich dir geb (24.6.)
Bei Gott bin ich sicher und geborgen. Ps 92:16
Unser Leben als Christen wurzelt in dem Glauben an die Liebe Gottes. Wir sind ja nicht allein, sondern haben einen Vater, der uns liebt. In diesem Vertrauen können wir auch dann leben, wenn uns etwas bedrückt. Manchmal ist es die Angst vor der Zukunft, die Sorge um die Gesundheit, das Bangen um die eigene Familie, der Zweifel am Gelingen einer Arbeit, die Unsicherheit im Verhalten in einer bestimmten Situation, der Schreck über eine schlechte Nachricht, Ängste aller Art. Und genau in diesen Augenblicken möchte Gott, dass wir an seine Liebe glauben, ihm vertrauen. Wir dürfen unsere Sorgen auf ihn werfen, sie bei ihm abladen. Chiara Lubich
9. In Achtsamkeit ich vor dir leb (23.6.)
Haltet die Augen offen und seid wachsam! Mk 13,33
Achtsamkeit bedeutet, dass ich ganz bei dem bin, was ich gerade tue, denke oder spreche. Ich bin im Augenblick. Ich nehme diesen Augenblick wahr. Ich bin präsent und gegenwärtig. Gegenwart hat immer auch mit Begegnung zu tun. Ich begegne in der Gegenwart dem, der immer gegenwärtig ist: Gott, der reinen Gegenwart. Achtsamkeit heißt: Ich achte auf meinen Leib. Ich achte auf meinen Atem. Ich bin ganz bei mir und in mir. Ich achte auf das Leben in mir. Ich bin lebendig. Ich bin in meiner Mitte. Und ich bin in Beziehung zu mir, zu den Menschen um mich herum und zur Natur, die mich umgibt. Ich achte auf den Menschen, mit dem ich spreche. Achtsamkeit bedeutet dazu Wertschätzung. Ich achte diesen Menschen, mit dem ich jetzt spreche. Und ich bin ganz im Gespräch, im Hören und im Antworten. Anselm Grün
8. Anbetend fall ich nieder hier (22.6.)
Anbetend werfe ich mich nieder. Ps 138,2
Anbetung ist die Erfahrung von Geborgenheit, von Heimat. Wenn wir vor dem Geheimnis Gottes niederfallen, sind wir wirklich angekommen. Dann wird unsere Seele ruhig. Dann spüren wir, dass unsere tiefe Sehnsucht erfüllt wird und wir endlich gefunden haben, wovor wir niederfallen können… Wenn alles in die Begegnung mit Gott hineingehalten wird, dann wird alles in uns lebendig, alles wird verwandelt. Wenn wir uns von Seiner Gegenwart ganz erhellen lassen, dann verblassen die Sorgen und Probleme, denn wir fühlen uns geborgen, daheim. Anselm Grün
Ich blicke auf Gott, weil ich Ihn liebe. Gott blickt auf mich, weil Er mich liebt. Anbetung ist das Ineinandertauchen der Augen. Charles de Foucauld
7. Was du mir schenkst, ich danke dir (21.6.)
Eph 2,4: Gott ist reich an Erbarmen und hat uns seine ganze große Liebe geschenkt.
Gott hat dich in das Leben gerufen, nicht etwa weil er dich gebraucht hätte. Du kannst ihm doch nichts nützen. Er hat dich geschaffen, einzig um an dir durch das Geschenk seiner Gnade und seines Reichtums seine Güte zu betätigen. Deshalb gab er dir den Verstand, ihn zu erkennen; das Gedächtnis, dich seiner zu erinnern; den Willen, ihn zu lieben; die Phantasie, seine Wohltaten dir vorzustellen; die Augen, seine wunderbaren Werke zu sehen; die Zunge, ihn zu preisen. Franz von Sales
6. Und Frieden, dass du mir vergibst (20.6.)
Apg 13,38: Ihr sollt daher wissen, Geschwister, dass es durch Jesus Vergebung der Sünden gibt; das ist die Botschaft, die Gott euch verkünden lässt.
Vor unserem Blick steht unsere mangelnde Treue, stehen all die Fehler, Erbärmlichkeiten, Schlaffheiten. Jeder kennt da seine eigene Geschichte. Die wahrhaft demütige Seele läßt aber beim Anblick der eigenen Fehler den Mut nicht sinken, sondern spricht zum Herrn: Du weißt Herr, daß ich Dich gerade wegen meiner Erbärmlichkeiten liebe, denn sie bringen mich dazu, daß ich mich auf Dich stütze, der Du meine Stärke bist. Und dann, nach diesem Reueakt, beginnen wir von neuem.
Wenn Ihnen Fehler unterlaufen, welche auch immer, dann bitten Sie Unseren Herrn ganz sanft um Vergebung und sagen ihm, daß Sie fest überzeugt sind, daß er Sie liebt und Ihnen verzeiht; und das immer einfach und ruhig. Franz von Sales
5. Voll Freude, dass du bei mir bist (19.6.)
Mt 28,20: Ich bin bei euch alle Tage.
Jesus schickt uns nicht mit einer Liste von Regeln und Verheißungen auf die Pilgerreise. Nein, er tut so viel mehr. Er geht mit uns! Er wohnt in uns! Er wirkt durch Sein kraftvolles Wort in unseren Herzen! Seine Gegenwart in uns wird sichtbar, wenn wir Sein Wort befolgen. Er weiß, dass wir es nie schaffen werden, wenn er nicht in jedem Augenblick und in jeder Situation, an jedem Ort und in jeder Beziehung in uns wirkt. Er ist bei uns in den Schwierigkeiten, weil er die ganze Zeit bei uns ist. In unserem Kampf gegen das Böse ist er der einzige Retter, der uns helfen kann. In Ihm haben wir wirklich alles, was wir brauchen, bis unsere Pilgerreise beendet ist. Seine Gegenwart ist das beste Gnadengeschenk.
4. Oh Jesus ja, du bist mein Licht (18.6.)
Eph 5,8: Jetzt gehört ihr zum Licht, weil ihr mit dem Herrn verbunden seid. Verhaltet euch so, wie Menschen des Lichts sich verhalten.
Menschliches Leben bedeutet Unterwegssein. Zu welchem Ziel? Wie finden wir die Straße des Lebens? Es erscheint wie eine Fahrt auf dem oft dunklen und stürmischen Meer der Geschichte, in der wir Ausschau halten nach den Gestirnen, die uns den Weg zeigen. Die wahren Sternbilder unseres Lebens sind die Menschen, die recht zu leben wußten. Sie sind Lichter der Hoffnung. Gewiß, Jesus Christus ist das Licht selber, die Sonne, die über allen Dunkelheiten der Geschichte aufgegangen ist. Aber wir brauchen, um zu ihm zu finden, auch die nahen Lichter – die Menschen, die Licht von seinem Licht schenken und so Orientierung bieten auf unserer Fahrt. Benedikt XVI
Wer ist für dich so ein nahes Licht?
3. Ich liebe dich, mehr will ich nicht (17.6.)
Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Joh 21,16
In der Liebe von Jesus bleiben bedeutet, seine Liebe zu unserem Zuhause zu machen. Nicht zu einem Park neben der Straße oder zu einem Hotelzimmer, in das wir gelegentlich gehen, sondern zu unserem bevorzugten Aufenthaltsort. Wir ruhen in ihm aus und essen in ihm. Wenn der Donner grollt, treten wir unter sein Dach. Seine Wände schützen uns vor Stürmen. Sein Kamin wärmt uns in den Wintern des Lebens. Wir nehmen unseren ständigen Wohnsitz in einem Leben der Liebe. Wir verlassen das alte Haus falscher Liebe und ziehen in sein Haus echter Liebe. Es dauert eine gewisse Zeit, bis wir uns an dieses neue Zuhause gewöhnt haben. Max Lucado
2. In Hoffnung nur ich auf dich schau (16.6.)
Röm 5,5: In unserer Hoffnung werden wir nicht enttäuscht. Denn Gott hat uns den Heiligen Geist gegeben und hat unser Herz durch ihn mit der Gewissheit erfüllt, dass er uns liebt.
In unangenehmen Herausforderungen, Sorgen und Nöten und allerlei Belastungen, können wir voller Hoffnung darauf vertrauen, dass Gott uns den heiligen Geist gibt. In ihm ist er bei uns, ist unsere Hilfe, gerade dann, wenn wir selber keinen Ausweg und keine Lösung sehen und in der Gefahr stehen, unsere letzte Hoffnung aufzugeben. Gott ist immer in der Lage, durch seinen Geist sinnstiftend in unser Denken, Fühlen und Handeln hineinzuwirken. Gott kann aus jeder unserer hoffnungslosen Situationen etwas Gutes hervorbringen, wenn wir lernen, sie als eine von ihm persönlich zugelassene Situation anzunehmen. Gottes Geist ist in ungewollten Zeiten eine gewollte Hilfe. Das gibt uns Hoffnung.
1. Im Glauben, Herr, ich Dir vertrau (15.6.)
Ich weiß, an wen ich glaube. 2 Tim 1,12
Christlich glauben bedeutet, sich anvertrauen dem Sinn, der mich und die Welt trägt, ihn als den festen Grund nehmen, auf dem ich furchtlos stehen kann. Christlich glauben bedeutet das Jasagen dazu, dass der Sinn, den wir nicht machen, sondern nur empfangen können, uns schon geschenkt ist, sodass wir uns ihm nur anzuvertrauen brauchen. Dementsprechend bedeutet christlicher Glaube, dass das Empfangen dem Machen vorangeht. Nur weil wir empfangen haben, können wir auch »machen«. Christlicher Glaube ist das Bekenntnis zum Vorrang des Unsichtbaren als des eigentlich Wirklichen, das uns trägt und uns ermöglicht, mit gelöster Gelassenheit uns dem Sichtbaren zu stellen – in der Verantwortung vor dem Unsichtbaren als dem wahren Grund aller Dinge. Joseph Ratzinger (Manfred Lütz)
7. Gegen das Jammern (14.6.)
Sie schreien nicht nach mir, damit ich ihnen helfe, sondern liegen jammernd in ihren Betten. Hosea 7,14
Das Jammern vergisst Gottes Güte. Es ignoriert Seine Gegenwart. Es sieht nicht die Schönheit Seiner Verheißungen. Es erlaubt uns, die Entfaltung Seiner Pracht in der Schöpfung unbeachtet zu lassen. Es zieht die Güte, Treue und Liebe Gottes in Zweifel. Es stellt in Frage, ob es Ihn überhaupt gebe, und ob er für uns sorge. Wenn du an Gott glaubst, und dass er alles Existierende regiert, dann musst du akzeptieren, dass all dein Murren letztlich ein Murren gegen Ihn ist. Ja, es fällt uns so leicht, zu klagen. Es ist so leicht, die täglichen Segnungen zu vergessen, die auf einen jeden von uns herabregnen. Unsere Bereitschaft, uns zu beklagen, ist ein weiteres Argument für die Notwendigkeit der vergebenden und rettenden Gnade, für die Jesus bereitwillig starb, ohne zu klagen, um sie uns schenken zu können. Heute wirst du einsame Zeiten des Gesprächs mit dir selbst verbringen, entweder um deine Beschwerden aufzulisten oder um deine Segnungen zu zählen. Paul David Tripp
6. Die Neigung zum Jammern (13.6.)
Und sie rufen nicht von Herzen zu mir, sondern jammern auf ihren Lagern. Wegen Korn und Most laufen sie zusammen; von mir aber weichen sie ab. Hosea 7,14
Man gerät so schnell ins Murren. Es ist so einfach, unzufrieden zu sein. Es ist so leicht, etwas zu finden, was schlechter ist, als man es sich wünschte. Es kommt so leicht vor, dass man gereizt und ungeduldig wird. Es ist so einfach, über die Schwierigkeiten des Lebens zu seufzen und zu jammern. Es ist so leicht, unzufrieden zu sein. Warum geht das alles so leicht? Weil wir uns zu oft selbst in den Mittelpunkt zu stellen und dazu neigen unsere Welt auf die kleinen Begrenztheiten unserer Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle zu reduzieren. Versteht mich bitte nicht falsch. Selbstfürsorge ist wichtig (!) aber der Grad hin zur Selbstumkreisung ist oft schmal. Und eines zeigt die Erfahrung: Wenn du dich selbst in den Mittelpunkt deiner Welt stellst, wirst du vieles finden, über das du dich beklagen kannst.
Wenn die Liebe Gottes die Herzen der Menschen erfüllt, dann siegt sie über Selbstsucht. William MacDonald
5. Das Wesen dieser Welt vergeht (12.6.)
Das Wesen dieser Welt vergeht. 1 Kor 7,31
Wir messen vielen Dingen weit mehr Bedeutung zu, als sie tatsächlich besitzen. Wenn wir das tun, beginnen diese Dinge, die Hingabe unserer Herzen zu beanspruchen. Hier können, wenn auch schmerzvoll, Krisen heilsam sein. Menschen enttäuschen uns. Beziehungen werden bitter. Der Körper wird schwächer. Wir scheitern an unseren Erwartungen. Und so fort. Diese Nöte, denen wir alle zwischen dem »Schon-Jetzt« und dem »Noch-Nicht« begegnen, sind aber keineswegs ein Zeichen für Gottes Nichtstun oder Scheitern. Gott benutzt täglich unsere Gebrochenheit, um unsere Wertvorstellungen zu klären, was wirklich wichtig ist. Unsere Not trägt so zu unserem Heil bei.
4. Wir wissen wirklich nicht viel (11.6.)
Ich habe von Dingen geredet, die ich nicht begreife, sie sind zu hoch für mich und übersteigen meinen Verstand. Hiob 42,3
Wir wissen wirklich nicht viel. Immer wieder treffen uns Umstände, die wir nicht verstehen können und Dinge, die wir nicht erwartet haben. Niemand von uns kann ganz bestimmt voraussagen, wie sich seine persönliche Geschichte entwickeln wird. Wir sind alle ungewiss, was aus uns und aus den Menschen, die uns nahestehen, wird, und was in der Welt geschieht, in der wir leben. So sehr wir auch versuchen, Sinn in unser Leben zu bringen – es gibt Dinge, die wir einfach nicht begreifen können. All das bedeutet, dass du und ich niemals inneren Frieden und Ruhe finden werden, wenn wir alles herauszufinden versuchen. Frieden ist darin zu finden, dass wir in der Weisheit und Gnade dessen ruhen, der alles durchdacht hat und alles zu Seiner Ehre und unserem Wohl regiert. Paul David Tripp
3. Wankelmütige Herzen (10.6.)
Macht eure Herzen rein, ihr Wankelmütigen. Jak 4,8
Unser Herz kann wankelmütig sein. An einem Tag können wir Gott anbeten, am nächsten Tag richten wir die Anbetung unserer Herzen auf etwas anderes. Darum lässt uns Gott in Seiner Liebe bisweilen erleben, dass alles, was in dieser Welt ist, vergeht und unser Herz nicht befriedigen kann. Er zeigt uns, was Verluste sind, um uns davor zu schützen, unser Herz an Dinge zu hängen, die uns nie und nimmer das geben können, was unsere Herzen suchen. Das soll dazu dienen, unsere Liebe zu Ihm und unsere Anbetung zu vertiefen. Es ist alles darauf ausgerichtet, die Freude, die wir in Ihm haben, zu fördern. Und indem Gott das tut, bereitet er uns für den Augenblick vor, in dem wir von den gegenwärtigen Leiden befreit werden und all unser Sein für alle Ewigkeit Seiner Anbetung weihen. Paul David Tripp
2. Du hast Worte ewigen Leben (9.6.)
Kol 1,15: Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes.
Gott ist im Grunde analogielos und kann durch nichts Menschliches beschrieben werden, nicht einmal, denn das ist auch zuletzt nur eine Krücke durch den Begriff des Vaters. Gott ist Gott und damit ist er der Ewige und der „Nicht-Menschliche“, sondern nur der „Heilige“. Aber Jesus nun selbst kommt aus dieser Heiligkeit Gottes, er, dessen Herz an der Brust des Vaters ruht. Jesus wird Mensch, nimmt Fleisch an und in dieser Gabe, die Gott uns schenkt, wird die Aufgabe Jesus, einen neuen Bund zwischen Gott und dem Menschen zu schließen. Es geht hier immer um die Gottesfrage. Wie ist dieser unendliche Gott im Verhältnis zu uns? Worin besteht dieser neue Bund? Worin besteht diese Gemeinschaft? Diese Gemeinschaft besteht einzig aus dem Verhältnis zu Jesus Christus selbst. Der ewige Gott ist nicht einfach sichtbar, sondern er wird erst in Jesus sichtbar. Ohne die Person Jesus Christus und den Glauben an ihn ist christlicher Glaube somit nicht denkbar.
1. Wir knieten nieder und beteten (8.6.)
Apg 21,5: Wir knieten am Meeresstrand nieder und beteten.
Durch das Beten, wie es der Herr Jesus in der Bergpredigt gelehrt hat, gibst du deine Unabhängigkeit auf. Das ernste Gebet gibt jeden Gedanken daran auf, du könntest etwas selbst schaffen. Gebet bestätigt deine Abhängigkeit. Gebet erkennt deine Schwachheit an. Gebet widerruft die Behauptung, selbst etwas leisten zu können. Gebet nimmt gern die Realität des eigenen Unvermögens an. Gebet zeigt dir, dass du nicht im Zentrum stehst. Gebet ruft dich auf, deine Pläne zugunsten der weiseren Pläne eines Anderen fahren zu lassen. Gebet entströmt dem tiefen persönlichen Bedürftigkeitsempfinden und läuft auf die überreiche Gnade Gottes zu. Beten bedeutet, mein Vertrauen auf mich aufzugeben und zu der wahren Ruhe hinzueilen, die allein dann zu finden ist, wenn ich auf die Kraft Gottes vertraue.
Andacht vom 1.6. bis 7.6.
7. Geduld (7.6.)
Kol 3,2: So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld.
Geduld in Bezug auf mich: Wer das Leben mit allen Trübsalen in Geduld aushält, der erlangt Standfestigkeit und in dem wächst die Hoffnung auf das, was ihn erwartet. Weil wir auf etwas hoffen, das wir noch nicht sehen, können wir geduldig durchstehen, was uns erwartet.
Geduld in Bezug auf den anderen: Wir lernen nie Geduld, ohne etwas, an dem wir Geduld üben können. Die Schwächen unserer Geschwister sind eine gute Gelegenheit, unsere Geduld zu erproben: Möge Gott uns für jede dieser Gelegenheiten Gnade schenken.
Lerne Geduld haben mit fremden Fehlern; denn siehe, du hast auch viel an dir, was andere tragen müssen. Thomas von Kempen
Hab Geduld in allen Dingen, vor allem aber mit dir selbst. Franz von Sales
6. Sanftmut (6.6.)
Kol 3,12: So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld.
Ein Grund für das Scheitern vieler Beziehungen sind die rigorosen Forderungen, die wir an den andern stellen. Wir erwarten, dass er mit sich zurechtkommt, dass er fehlerfrei ist, uns versteht, uns die Wünsche von den Lippen abliest, für uns sorgt und uns Heimat und Geborgenheit schenkt. Was wir in uns nicht haben, das erwarten wir vom andern. Aber damit überfordern wir ihn und zugleich unsere Beziehung. Nur wenn wir mit einem milden Blick auf die Schwächen des andern sehen, werden wir mit ihm leben können. Und nur wenn wir ein weites Herz haben, in dem der andere in seiner Eigenart Platz findet, wird ein Miteinander möglich sein. Anselm Grün
Sanftmut lädt mich ein, einen Gang runterzuschalten. Ich muss nicht immer meine Meinung durchsetzen. Statt laut zu werden, kann ich ruhig und sanft bleiben.
5. Demut (5.6.)
So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld. Kol 3:12
Demut ist nicht Schwäche, sondern Stärke. Sie bedeutet, nicht immer recht haben zu müssen, den anderen wichtiger zu nehmen als sich selbst. Wenn ich demütig bin, kann ich zuhören, ohne gleich zu widersprechen. Ich kann Fehler eingestehen, ohne mich minderwertig zu fühlen. Gott selbst ist unser Vorbild – er kam in Jesus als Diener. Demut öffnet Türen zu echten Beziehungen, weil sie Stolz und Rechthaberei überwindet. Wenn ich heute demütig lebe, kann ich Frieden stiften und Gottes Liebe sichtbar machen.
Solange wir hier auf Erden leben, ist Demut unsere Vollkommenheit selbst. Augustinus
4. Freundlichkeit (4.6.)
So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld. Kol 3:12
Ein Lächeln, eine helfende Hand, ein freundliches Wort, kleine Taten der Freundlichkeit können den Alltag heller machen. In einer Welt, die oft von Hektik und Egoismus geprägt ist, ist es kostbar, bewusst freundlich zu sein. Paulus erinnert uns daran, dass Freundlichkeit ein Kleid ist, das wir täglich anziehen sollen. Das bedeutet: Ich entscheide mich, auch dann Gutes zu tun, wenn es mich Überwindung kostet. Mit Gottes Hilfe kann ich zum Segen für andere werden – und oft erlebe ich dabei, dass auch mein Herz leichter wird.
Wende dich jedem Menschen liebevoll und selbstverständlich zu, mit ehrlicher Freundlichkeit! Sei aus Liebe bereit, die Denkweise und Gefühle der anderen zu verstehen. Josefmaria
3. Herzliches Erbarmen (3.6.)
So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld. Kol 3:12
Manchmal fällt es schwer, anderen gegenüber freundlich und liebevoll zu sein, gerade, wenn sie uns enttäuschen oder verletzen. Doch Gott ruft uns auf, barmherzige Zuneigung zu zeigen. Das bedeutet: Ich schaue nicht nur auf das, was der andere falsch gemacht hat, sondern auf seine Not. Vielleicht steckt hinter dem schroffen Ton einfach Überforderung oder Schmerz. Wenn ich barmherzig reagiere, spiegele ich Gottes Liebe wider und kann Frieden in schwierige Situationen bringen. Barmherzigkeit beginnt damit, das Herz zu öffnen – auch für die, die es uns schwer machen.
Mitgefühl ist das Verständnis des Herzens. Helga Schäferling
2. Heilige und Geliebte (2.6.)
So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld. Kol 3:12
Heilige sein: Das bedeutet nicht, dass wir perfekt sind, sondern dass wir durch Gottes Liebe ausgesondert und für einen besonderen Zweck bestimmt sind. Jeder Tag bietet neue Gelegenheiten, diese Heiligkeit zu leben: ehrlich sein, freundlich bleiben, vergeben, auch wenn es schwer fällt. Es sind die kleinen Momente, in denen Gottes Heiligkeit durch uns sichtbar wird. Heute möchte ich bewusster darauf achten, in meinem Alltag ein Stück von dieser besonderen Berufung zu leben.
Geliebte sein: Das ist keine Liebe, die ich mir verdienen muss. Sie ist einfach da: bedingungslos, konstant, stark. In dieser Liebe kann ich ruhen, kann ich wieder aufstehen, auch wenn ich gefallen bin. Heute will ich mir Zeit nehmen, um diese Liebe neu zu empfangen. Sie verändert meine Sicht auf mich selbst und auf andere und schenkt mir die Kraft, diese Liebe weiterzugeben.
Ein Vorwort zum Wochenthema
Neben dem Lesen der Bibel im freien Rahmen, einer Leseordnung oder durch die Losungen, ist die Ruminatio, das „Wiederkäuen von Bibelversen“ über einen längeren Zeitraum eine sehr gute, fruchtbringende Methode, gerade wenn es darum geht, einen Bibelvers nicht nur zu verstehen, sondern ihn in die eigene Seele aufzunehmen. Die Ruminatio geht auf die Wüstenväter zurück. Hier habe ich die Ruminatio etwas genauer beschrieben:
Eine Einladung
Ich möchte euch einladen, euch diese Woche einen Bibelvers zu nehmen und ihn den Tag über und die Woche lang wiederzukäuen. Ich habe mich für Kollosser 3,12 entschieden und werde diesen im Einzelnen kommentieren. Ihr könnt euch aber auch einen anderen Vers nehmen. Das ist euch überlassen.
1. Gottes Auserwählte (1.6.)
So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld. Kol 3:12
Manchmal frage ich mich, ob ich gut genug bin für meine Familie, meine Freunde, ja sogar für Gott. Doch dann erinnert mich Kolosser 3,12 daran: Ich bin von Gott auserwählt. Nicht, weil ich perfekt bin, sondern weil Er mich liebt und einen Plan für mein Leben hat. Das gibt mir Hoffnung, gerade an Tagen, an denen ich mich schwach oder ungenügend fühle. Es bedeutet, dass ich trotz meiner Fehler und Zweifel in Gottes Augen wertvoll bin. Heute möchte ich dieses Wissen mitnehmen und mich daran erinnern: Ich bin nicht zufällig hier: Gott hat mich gewollt und berufen.
In der Welt muss man Prüfungen bestehen, um etwas wert zu sein, vor Gott aber darf man versagen und wird dennoch auserwählt. Corrie ten Boom
Extra: Blogartikel zur Jahreslosung 2025
Extra: Pilger der Hoffnung sein