Psalm Ps 136: Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Psalm Ps 136
Inhaltsverzeichnis
➡️ Inhaltsverzeichnis Psalm 1-150
Zum Psalm Ps 136: Heilsgeschichte Israel
Der Psalm fasst die ganze Heilsgeschichte zusammen, von der das Alte Testament uns Zeugnis gibt. Es handelt sich um ein großes Loblied, das den Herrn in den zahlreichen immer wiederkehrenden Offenbarungen seiner Güte in der Geschichte der Menschheit preist. Der ganze Psalm 136 läuft in litaneiartiger Form ab, unterteilt von der antiphonalen Wiederholung »denn seine Huld währt ewig«. In dem Werk werden die vielen Wunder Gottes in der Geschichte der Menschheit sowie seine ständigen Eingriffe zugunsten seines Volkes aufgezählt. Und auf jede Verkündigung des Heilswirkens des Herrn antwortet die Antiphon, wobei der Hauptbeweggrund der Lobpreis ist: die ewige Liebe Gottes, eine Liebe, die Treue, Barmherzigkeit, Güte, Gnade, Fürsorge einschließt.
Ps 136,1-3: Dankt dem Herrn, denn er ist gütig
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Ps 136,1-3
Ps 136,1: Dankt dem Herrn, denn er ist gütig. Denn seine Gnade währt ewiglich!
Dankt dem Herrn
Es gibt Menschen, die sich das Leben selber schwer machen, weil sie nur das Negative sehen. Je mehr sie das Negative sehen, desto mehr werden sie durch ihr Erleben bestätigt. Sie ziehen kleine Unglücksfälle durch ihre pessimistische Sichtweise geradezu an. Im normalen Leben wird es einem oft gar nicht bewusst, dass der Mensch überhaupt unendlich mehr empfängt, als er gibt und dass Dankbarkeit das Leben erst reich macht. Der Mund, der unaufhörlich Dank sagt, empfängt den Segen Gottes. In dem Herzen, das stets Dankbarkeit erweist, verbleibt die Gnade.
All meine Hoffnung ruht in deinem reichen Erbarmen. Augustinus
Wir empfangen so viel: Wir machen uns das Leben oft zusätzlich schwer, wenn wir zu sehr immer das Negative in den Blick nehmen. Das ist ein Teufelskreis. Je mehr wir das Negative sehen, desto mehr werden wir durch dessen Erleben bestätigt. Was tun? Dankbarkeit! Dank ist eine starke Kraft gegen die Negativkräfte in unserem Leben. Sich klar werden, dass wir überhaupt unendlich mehr empfangen, als wir geben. Sich bewusst werden: der Mund, der Dank sagt, empfängt den Segen Gottes.
Gewöhne dich daran, dein Herz viele Male während des Tages in Dankbarkeit zu Gott zu erheben, weil Er dir dies und jenes gibt. Josemaria
Denn er ist gütig
Er ist seinem Wesen nach die Güte selbst, alles, was er tut, ist gut und seine Geschöpfe erfahren es immer neu, wie gütig er ist. Lasst uns ihm danken, dass wir geschaut, erprobt, geschmeckt haben, dass er freundlich ist. Er ist die Quelle alles Guten, der Erhalter des Guten, der Vollender des Guten und der Vergelter des Guten. Alles, was er tut, geschieht aus Liebe und Barmherzigkeit und weil seine Güte nimmer aufhört, wird er fortfahren, seine Liebestaten zu vervielfältigen.
Diesen Kehrreim werden wir in jedem der 26 Verse des Liedes wiederfinden, doch wird es auch nicht ein einziges Mal zu oft sein. Der Psalmist will die Unermüdlichkeit der göttlichen Gnade ins Licht stellen und deren unerschöpflichen Reichtum. Es ist das Lieblichste, Kostbarste, was ein Mensch singen kann. Welche Freude, dass es Gnade gibt, und zwar göttliche, dauernde, ewig währende Gnade. Wir bedürfen ihrer stets, wir stellen sie immer wieder auf die Probe, wir beten stets aufs Neue um Gnade und empfangen immer wieder neue Wohltaten derselben. Darum lasst uns auch immerdar von ihr singen. Viel liebliche, köstliche Dinge sind in Gottes Wort, aber das Wort Gnade ist doch das süßeste in der ganzen Heiligen Schrift.
Ps 136:2: Dankt dem Gott der Götter; denn seine Gnade währt ewiglich!
Ps 136:3: Dankt dem Herrn der Herren; denn seine Gnade währt ewiglich!
Immer wieder: Dankt dem Herrn
Wir wollen dem Herrn danken. Es ist recht, dass wir ihm danken, denn er ist Gott. Es ist recht, dass wir ihm danken, denn er ist gut, ja, er allein ist gut. Es ist immer gut, ihm zu danken, denn seine Güte währt immer. Wir ändern uns, die Menschen um uns ändern sich, unsere Lebensumstände ändern sich. Gott aber bleibt immer der gnädige, der gerechte, der reine und der heilige Gott. Der Strom seiner Gnade hört nie auf zu fließen. Darum danken wir ihm ungeachtet der Zeit und der Umstände. Wir danken ihm, ob wir uns gut fühlen oder nicht, wir danken ihm, ob wir besitzen, was wir begehren, oder nicht.
Ps 136,4-9: Dankt dem Herrn wegen seiner Schöpfungswunder
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Ps 136,4-9
Ps 136,4: Ihm, der allein große Wunder tut. Denn seine Gnade währt ewiglich!
Der alleine große Wunder tut
Je länger ich lebe, desto mehr staune ich, o mein Gott, über all die Werke deiner Hände. Ich sehe bewundernswerte Kunst in den allergeringsten Geschöpfe, dass ich bei deren Beobachtung Tag für Tag mehr staunen muss. Selbst wenn ich nur eine Spinne an meinem Fenster, eine Biene im Garten oder einen kleinen Käfer zu meinen Füßen betrachte, so werde ich schon von Staunen überwältigt. Er hat dabei keinen, der ihm die Gedanken eingibt, und keinen, der ihm bei der Ausführung hilft. Ganz aus eigenem Antrieb geht er ans Werk, und alles, was er wirkt, ist Gottes würdig. So haben wir also sonst niemand nötig, wir sind von allen anderen unabhängig. Alle unsere Quellen sind in ihm.
Dreierlei wird hier über Gott bezeugt, dass er Wunder tut, dass die Wunder, welche er wirkt, groß sind und dass er allein sie tut. Aurelius Augustinus.
Ps 136,5: Der die Himmel in Weisheit erschuf. Denn seine Gnade währt ewiglich.
Der die Himmel erschuf
Die geschaffene Welt ist nicht einfach nur ein Hintergrund, vor dem das Heilswirken Gottes stattfindet, sondern sie ist der Anfang jenes wunderbaren Wirkens. Durch die Schöpfung zeigt sich der Herr in all seiner Güte und Schönheit, er geht eine Bindung mit dem Leben ein und offenbart sein Wohlwollen, aus dem jedes andere Heilswirken hervorgeht. Benedikt XVI
Ps 136:6: Der die Erde über den Wassern ausbreitete; denn seine Gnade währt ewiglich!
Ps 136:7: Der große Lichter machte; denn seine Gnade währt ewiglich!
Ps 136:8: Die Sonne zur Beherrschung des Tages; denn seine Gnade währt ewiglich!
Ps 136:9: Den Mond und die Sterne zur Beherrschung der Nacht; denn seine Gnade währt ewiglich!
Ps 136,10-24: Dankt dem Herrn wegen seiner Erlösungswunder
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Ps 136,10-24
Ps 136,10: Der Ägypten schlug an seinen Erstgeborenen; denn seine Gnade währt ewiglich!
Befreiung aus Ägypten
Der Übergang zur Offenbarung Gottes in der Geschichte beginnt mit dem großen Ereignis der Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft, dem Exodus, der in seinen bedeutendsten Elementen dargelegt wird: die Befreiung aus Ägypten mit der Plage, die über die Erstgeburt Ägyptens kommt, der Auszug aus Ägypten, der Durchzug durch das Rote Meer, der Weg durch die Wüste bis zum Einzug in das Gelobte Land.
Ps 136,11: Und Israel aus ihrer Mitte führte; denn seine Gnade währt ewiglich!
Ps 136,11: Er führte sein Volk Israel aus Ägypten heraus – seine Gnade hört niemals auf!
Gott befreit
In der Bibel ist der Gott, der befreit und rettet, derselbe, der das Universum erschuf, und diese beiden göttlichen Handlungsweisen sind zutiefst und untrennbar miteinander verbunden: Ach, mein Herr und Gott! Du hast Himmel und Erde erschaffen durch deine große Kraft und deinen hoch erhobenen Arm. Nichts ist dir unmöglich. Du hast dein Volk Israel unter Zeichen und Wundern. aus Ägypten herausgeführt. (Jer 32,17.21). Papst Franziskus
Ps 136,12: Mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm; denn seine Gnade währt ewiglich!
Ausgestreckter Arm
Die Bildrede von dem ausgereckten Arm ist durchaus passend. Wir strecken den Arm aus, wenn eine besondere Kraftanstrengung erforderlich ist, und eben dies will der Ausdruck besagen, dass Gott eine außerordentliche, nicht eine gewöhnliche oder kleine Erweisung seiner Macht offenbart habe, als er sein Volk erlöste. Johannes Calvin.44
Ps 136:13: Der das Schilfmeer in zwei Teile schnitt; denn seine Gnade währt ewiglich!
Ps 136:14: Und Israel mitten hindurchführte; denn seine Gnade währt ewiglich!
Der das Meer in zwei Teile schnitt
Das Bild vom Roten Meer, das in zwei Teile zerschnitten ist, erinnert an die Idee vom Meer als einem großen Ungeheuer, das in zwei Teile zerschlagen und so außer Gefecht gesetzt wird. Die Macht des Herrn überwindet die gefährlichen Gewalten der Natur und die des von Menschen aufgestellten Heeres: Das Meer, das dem Volk Gottes den Weg zu versperren schien, läßt Israel trockenen Fußes hindurch ziehen und schließt sich dann wieder über den Ägyptern und verschlingt sie. Die starke Hand und der hoch erhobene Arm des Herrn zeigen sich so in all ihrer rettenden Kraft: Der ungerechte Unterdrücker ist besiegt, vom Wasser verschlungen, während das Volk Gottes hindurchzieht, um seinen Weg in die Freiheit fortzusetzen. Benedikt XVI
Ps 136,15: Und den Pharao samt seinem Heer ins Schilfmeer stürzte; denn seine Gnade währt ewiglich!
Ps 136,16: Der sein Volk durch die Wüste führte. Denn seine Gnade währt ewiglich!
Der sein Volk durch die Wüste führte
Diese wenigen Worte enthalten eine Erfahrung von 40 Jahren, eine entscheidende Zeit für Israel: Indem es sich vom Herrn führen läßt, lernt es, aus dem Glauben, im Gehorsam und in der Fügsamkeit gegenüber dem Gesetz Gottes zu leben. Es sind schwere Jahre, die von der Härte des Lebens in der Wüste geprägt sind, aber auch glückliche Jahre, Jahre der Zuversicht auf den Herrn, des kindlichen Vertrauens. Wie der Hirte im Psalm 23 hat der Herr sein Volk 40 Jahre lang geführt. Er hat es erzogen und geliebt und ins Gelobte Land geführt, indem er auch die Widerstände und die Gegnerschaft feindlicher Völker überwunden hat, die seinen Heilsweg behindern wollten. Benedikt XVI
Ps 136:17: Der große Könige schlug; denn seine Gnade währt ewiglich!
Ps 136:18: Und mächtige Könige tötete; denn seine Gnade währt ewiglich!
Ps 136:19: Sihon, den König der Amoriter; denn seine Gnade währt ewiglich!
Ps 136:20: Og, den König von Baschan; denn seine Gnade währt ewiglich!
Ps 136,21: Und ihr Land als Erbe gab. Denn seine Gnade währt ewiglich!
Der ihr Land als Erbe gab
Im Lobpreis der immerwährenden Huld des Herrn wird jetzt das Geschenk des Landes in Erinnerung gerufen, ein Geschenk, das das Volk empfangen muß, ohne es sich jemals anzueignen. Es soll stets in einer Haltung erkenntlicher und dankbarer Annahme leben. Israel empfängt das Land, in dem es leben soll, zum Erbe: Dieser Ausdruck bezeichnet ganz allgemein den Besitz eines Gutes, das von einem anderen empfangen wurde, ein Eigentumsrecht, das sich insbesondere auf den väterlichen Besitz bezieht. Eine der besonderen Eigenschaften Gottes ist das Schenken und jetzt, am Ende des Exodus, tritt Israel, der Empfänger des Geschenks, wie ein Sohn in das Land der erfüllten Verheißung ein. Benedikt XVI
Ps 136,22: Als Erbe seinem Knecht Israel. Denn seine Gnade währt ewiglich!
Ps 136,23: Der an uns gedachte in unserer Niedrigkeit. Denn seine Gnade währt ewiglich!
Der an uns gedachte
Er gedachte an uns. Das ist ein Wort von tiefer, vielfältiger Bedeutung. Gedenken heißt sich jemandes erinnern, im Gegensatz zum Vergessen. Bei Menschen mag es je nachdem von wenig Belang für uns sein, ob sie unser gedenken. Bei Gott aber ist es nie nutzlos. Gedenken heißt zweitens an jemand oder etwas denken im Gegensatz zu Vernachlässigung. So hat Gott von uns und unserer Lage Kenntnis genommen. Drittens heißt es, mit vollem Mitgefühl jemandes gedenken, sich seine Lage erbarmend zu Herzen nehmen. Das gehört so recht zu Gottes Wesen. So hat Gott in rettender Liebe Israels gedacht.
Welch erstaunliche Güte ist es, wenn der Herr unser auch nur gedenkt, denn wie tief muss er sich herabneigen zu unserer Niedrigkeit!
Ps 136,24: Und uns von unseren Feinden erlöste. Denn seine Gnade währt ewiglich!
Der uns erlöste
Die Sünde ist unser Feind, aber wir sind von ihr erlöst durch das kostbare Blut. Der Satan selbst ist unser Feind, aber wir sind von ihm errettet durch die Macht unseres Erlösers. Die Welt ist unser Feind, aber wir sind von ihr erlöst durch den Heiligen Geist. Wir waren in schrecklicher Sklaverei, aber wir sind befreit. O lasst uns von unserer Freiheit Gebrauch machen! Christus hat unsere Erlösung vollbracht. O lasst uns seinen Namen erhöhen!
Ps 136,25-26: Dankt dem Herrn, der alles am Leben erhält
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zu Ps 136,25-26
Ps 136,25: Der allem Fleisch Speise gibt. Denn seine Gnade währt ewiglich!
Der allem Fleisch Speise gibt
Gott ist ein Gott, der das Universum mit seiner guten Gegenwart erfüllt, indem er für das Leben Sorge trägt und Brot gibt. Die unsichtbare Kraft des Schöpfers und Herrn offenbart sich im kleinen sichtbaren Brot, das er uns gibt, durch das er uns leben läßt. Und so symbolisiert und umfaßt dieses tägliche Brot die Liebe Gottes als Vater und öffnet uns hin zur neutestamentlichen Vollendung, zu jenem Brot des Lebens, der Eucharistie, die uns in unserem Leben als Gläubige begleitet und die ein Vorgeschmack ist auf die Freude des messianischen Mahls im Himmel.
Ps 136,26: Dankt dem Gott des Himmels. Denn seine Gnade währt ewiglich!
Dankt dem Gott des Himmels
Das ist auch für uns wichtig: Erinnerung an die Güte des Herrn zu besitzen. Die Erinnerung wird zur Kraft der Hoffnung. Die Erinnerung sagt uns: Gott ist da, Gott ist gut, seine Barmherzigkeit währt ewig. Und so öffnet die Erinnerung auch an einem finsteren Tag, in einer finsteren Zeit den Weg in die Zukunft: Sie ist das Licht und der Stern, die uns leiten. Auch wir besitzen eine Erinnerung an das Gute, an die barmherzige, ewige Liebe Gottes.
Bereits die Geschichte Israels stellt auch für uns eine Erinnerung dar: daß Gott sich offenbart, sich sein Volk erschaffen hat. Dann ist Gott Mensch geworden, einer von uns: Er hat mit uns gelebt, er hat mit uns gelitten, er ist für uns gestorben. Er bleibt bei uns im Sakrament und im Wort. Es ist eine Geschichte, eine Erinnerung an die Güte Gottes, die uns seine Güte zusichert: Seine Huld währt ewig.
Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu Ps 136
Das war eine Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Psalm Ps 136