Matthäus Evangelium Mt 23. Kap.: Auslegung, Kommentar und Andacht zur Bibel
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 23. Kap.
Inhaltsverzeichnis
Evangelium nach Matthäus Mt 23. Kap.
Matthäus Kapitel 23 ist ein Kapitel im Neuen Testament der Bibel, das hauptsächlich aus einer Reihe von Aussagen Jesu besteht, die sich gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten richten. Jesus verurteilt ihr Verhalten und ihre falsche Frömmigkeit und fordert stattdessen aufrichtige Herzen und Taten. Das Kapitel endet mit einer Tränen erstickten Prophezeiung über das Schicksal Jerusalems.
Mt 23,1-36: Warnung vor den Schriftgelehrten
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 23,1-36
Parallelstellen: Mk 12,38-40; Lk 20,45-47
Mt 23,1-4: Warnung vor deren Praktiken
Mt 23,1: Da redete Jesus zu der Volksmenge und zu seinen Jüngern
Zum Abschnitt Mt 23,1-36
In Mt 23,1-36 kritisiert Jesus die Schriftgelehrten und Pharisäer scharf. Sie lehren das Gesetz, aber leben nicht danach. Sie tragen schwere Lasten auf andere, suchen Ehre und Ansehen und genießen ihre Machtstellung. Jesus warnt davor, ihnen blind zu folgen.
Er ruft zur Demut auf: „Der Größte unter euch soll euer Diener sein“ (Vers 11). Dann spricht er acht „Weherufe“ aus, die die Heuchelei der Pharisäer entlarven. Sie verschließen den Menschen das Himmelreich, sind blind für Gottes Wahrheit und kümmern sich mehr um äußere Reinheit als um ein reines Herz.
Jesus zeigt, dass Gott keine äußerliche Frömmigkeit, sondern echte Gerechtigkeit und Barmherzigkeit will. Diese Worte fordern uns heraus, unseren Glauben authentisch und demütig zu leben.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,1: 23,1–12: Mk 12,38–40; Lk 20,45–47
Mt 23,2: und sprach: Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben sich auf Moses Stuhl gesetzt.
Moses Stuhl
In den Synagogen gab es einen besonderen Stuhl, auf dem der Rabbiner Platz nahm, der die Heilige Schrift auslegte. Im übertragenen Sinne stand der „Stuhl des Mose“ für das Lehramt der Gesetzeslehrer, die das Volk unterwiesen. Doch wie Jesus betont, war ihr Leben voll von Widersprüchen: Sie predigten das Gesetz, hielten sich selbst jedoch nicht daran. Nachsichtig mit sich selbst, aber unerbittlich gegenüber anderen, redeten sie viel, doch ihre Werke zeugten nicht von ihrem Glauben.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,2: Esr 7,6; 7,10; Moses Joh 9,28
Mt 23,3: Alles nun, was sie euch sagen, dass ihr halten sollt, das haltet und tut; aber nach ihren Werken tut nicht, denn sie sagen es wohl, tun es aber nicht.
Jesus warnt mich vor der Versuchung der Zweideutigkeit
Sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen. Von solch einer Haltung ist es nur ein kleiner Schritt zur nächsten, die noch schlimmer ist: „Sie legen anderen Lasten auf, rühren selber aber keinen Finger, um die Lasten zu tragen. Was empfinde ich in meinem Herzen, wenn ich diese Mahnung Jesu höre? Wirft mein Inneres mir nicht irgendeine Zweideutigkeit in meinem Leben vor? Predige ich anderen, lebe selbst aber nicht das, was ich von anderen verlange? Ich vertraue Jesus meinen Seelenzustand an. Um was will ich Ihn bitten?
Selbst tun
Anspruch an andere und Wirklichkeit bei sich selbst liegen bei den Pharisäern offensichtlich weit auseinander; während sie genau wissen, was andere tun sollen, sind sie bei sich selbst großzügig. Und wie ist es bei mir? Verlange ich von meinen Mitmenschen, der Familie und den Arbeitskollegen Dinge, die ich selbst nicht umsetze? Franz Schmeink
Parallelstellen zum Vers Mt 23,3: tut Dtn 17,11; Werken 5,20; Röm 2,19–23
Mt 23,4: Sie binden nämlich schwere und kaum erträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern; sie aber wollen sie nicht mit einem Finger anrühren.
Zwei Lasten
Die Last der religiösen Führer steht in scharfem Kontrast zur Last Jesu. Seine Last ist leicht und sein Joch ist sanft (Mt11:30). Diese religiösen Führer waren Lastbringer. Jesus war ein Lastenträger.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,4: Lk 11,46
Mt 23,5-7: Sich vor den Menschen sehen lassen
Mt 23,5: Alle ihre Werke tun sie aber, um von den Leuten gesehen zu werden. Sie machen nämlich ihre Gebetsriemen breit.
Wir Jünger Jesu dürfen nicht nach Ehren-, Autoritäts- oder Vorrangtiteln trachten
Wir Jünger Jesu dürfen das nicht tun, da unter uns eine einfache und brüderliche Haltung herrschen soll. Wir sind alle Brüder und Schwester und dürfen auf keine Weise die anderen unterdrücken und sie von oben herab anschauen. Nein. Wir sind alle Brüder und Schwestern. Wenn wir vom himmlischen Vater besondere Talente empfangen haben, dann müssen wir sie in den Dienst der Brüder und Schwestern stellen und dürfen sie nicht für unsere Befriedigung und unser persönliches Interesse ausnutzen. Franziskus
Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen
Die Pharisäer und Schriftgelehrten lebten sehr auf sich selbst bezogen. Es ging ihnen nur um ihr eigenes Ansehen. Wie sieht das bei mir aus? Was ist meine Motivation bei meinen Handlungen, Diensten und Arbeiten? Wie wichtig ist mir mein Ansehen bei den anderen? Paulus schreibt: Arbeitet nicht nur, um euch bei den Menschen einzuschmeicheln und ihnen zu gefallen, sondern fürchtet den Herrn mit aufrichtigem Herzen! Tut eure Arbeit gern, als wäre sie für den Herrn und nicht für Menschen; ihr wisst, dass ihr vom Herrn euer Erbe als Lohn empfangen werdet. Dient Christus, dem Herrn! Edeltrud Fuhr
Alles tun sie nur, damit die Menschen es sehen
Es ist eine immer neue Herausforderung, reine Absichten zu bewahren. Bei den Pharisäern hat sich die Eitelkeit in eine eigentlich tugendhafte Handlung, die des Gebets, eingeschlichen. Oft kann sich der Egoismus auch in andere, sehr tugendhafte Handlungen einschleichen. Das können zum Beispiel die (sehr wichtigen) Glaubensgespräche mit weniger gläubigen Mitmenschen sein: wodurch die eigentliche Absicht, also die Nächstenliebe und die Hingabe, fast unmerklich ersetzt werden kann: durch die Freude, Recht zu haben, es besser zu wissen, ohne echtes Zuhören, ohne Aufeinander-Eingehen und ohne Verständnis. Überprüfe ich regelmäßig in einer Gewissenserforschung auch die Absicht, die meinen Handlungen zugrunde liegt? Eric Briemle
Sie machen ihre Gebetsriemen breit
Mach dein Herz weit, nicht deine Gebetsriemen. Das Herz ist der Motor meines Handelns. Was treibt meinen Motor an? Was bewegt mich? Wenn es menschlicher Ruhm und Anerkennung ist, wird mein Herz mich zur Selbsterhöhung führen. Wenn ich mein Herz weit mache, wenn ich es damit fähiger mache, uneigennütziger zu lieben, wird es allein das Wohl und das Glück der anderen suchen. Wenn ich Gott als meinen Vater, Meister und Lehrer annehme, dann werde ich mich damit begnügen, eine unbekannte helfende Hand zu sein, die andere zu ihm führt.
Ehrlichkeit vor Gott im Gebet
Wenn wir beten, begehen wir vielleicht allzu oft den gleichen Fehler wie die Pharisäer: Wir machen viele Worte, aber das Herz bleibt dabei kalt. Wir „sprechen Gebete“, und vergessen dabei zu beten, unser Herz zu öffnen, mit aller Freude und allem darin befindlichen Leid. Ehrlichkeit vor Gott bedeutet, mein ganz persönliches Gebet zu finden, und im festen Vertrauen zu dem zu sprechen, der mir liebevoll zuhört. Und: Vielleicht sehen mich andere beim Beten, vielleicht auch nicht. – Im Gebet sprechen wir nicht zu Menschen, sondern zu Gott. Also spielt es keine Rolle, ob andere es bemerken oder nicht. Hubert Reiner
Lautere Absicht
Natürlich ist es menschlich, auf die Meinung anderer zu achten – wir leben schließlich in einer Gemeinschaft. Es ist verständlich, dass wir von unseren Mitmenschen geschätzt werden wollen, vor allem von denen, die uns nahestehen. Doch eine lautere Absicht lenkt unseren Blick auf das Wesentliche: darauf, Gott Freude zu bereiten und das Wohl unserer Mitmenschen zu suchen. Wir wollen nur insofern gefallen, als wir die Menschen, die wir lieben, glücklich machen.
Der heilige Josefmaria betonte, dass Lauterkeit der Absicht bedeutet, „ausschließlich und in allem“ die Ehre Gottes zu suchen.3 Dies sollte das zentrale Kriterium für unser Handeln sein.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,5: Gebetsriemen 6,5; Dtn 6,8; 11,18; Spr 6,21; Offb 13,16; Quasten Num 15,38.39; Dtn 22,12
Mt 23,6: und sie lieben den obersten Platz bei den Mahlzeiten und die ersten Sitze in den Synagogen
Sie lieben den obersten Platz
Damit kritisiert Jesus ihr Streben nach Anerkennung und Macht. Ihr Glaube ist nicht von Demut und Gottesfurcht geprägt, sondern von Eitelkeit und Selbstdarstellung.
Jesus zeigt, dass wahre Größe nicht im Ansehen vor Menschen liegt, sondern in der Haltung des Dienens. Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, aber wer demütig ist, wird von Gott erhöht (vgl. Mt 23,12).
Diese Warnung gilt auch heute: Echte Nachfolge Jesu bedeutet nicht Prestige oder äußeren Ruhm zu suchen, sondern mit aufrichtigem Herzen Gott und den Mitmenschen zu dienen. Wahre Ehre kommt von Gott, nicht von Menschen.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,6: ersten Lk 11,43
Mt 23,7: und die Begrüßungen auf den Märkten, und wenn sie von den Leuten »Rabbi, Rabbi« genannt werden.
Wahre Größe kann klein sein
Wenn es Menschen genügt, dem Schein nach Geltung zu erlangen, dann besteht die Gefahr, dass sie sich künstlich aufblähen. Etwas abwertend nennen wir sie dann hin und wieder Wichtigtuer. Wenn aber ein Mensch seine Identität vor Gott-Vater kennt und in ihr ruht, dann kann er sich vor anderen klein machen und muss sich nicht aufblähen. Denn vor Gott sind wir die geliebten, geschätzten Kinder voller Würde und Segen. Wir müssen nicht nach Achtung suchen, denn wir haben sie bereits. Wer seine Größe erkennt und erfährt (die Gott ihm schenkt), der kann sich in dieser Welt klein machen. P. Klaus Einsle LC
Mt 23,8-12: Einer ist euer Meister
Mt 23,8: Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen, denn einer ist euer Meister, der Christus; ihr aber seid alle Brüder.
Nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder
Du sagst es uns deutlich, mein Herr Jesus: Alle Menschen bilden eine große Familie. Alle sind Brüder und Gott ist der gemeinsame Vater. Alle müssen füreinander solche Gedanken, Worte und Werke haben, wie ein guter Vater es sich von seinen Kindern untereinander wünscht. Die Liebe, von der der beste aller Väter möchte, dass sie unter seinen Kindern herrsche, ist genau die Liebe, die wir allen Menschen schulden, jedem Menschen, ohne Ausnahme.
Und Jesus, unser Vorbild, gibt uns ein Beispiel dafür: Gott selbst ist es, der auf die Erde kommt, um uns in menschlicher Gestalt zu zeigen, wie er möchte, dass jeder Mensch die anderen Menschen liebt. Was tut Jesus? Er lebt vierunddreißig Jahre und vergießt unter grausamsten Qualen sein Blut für die Heiligung und das Heil aller Menschen.
Nicht nur für alle im Allgemeinen, sondern für jeden einzelnen, sodass es keinen Menschen gibt, von dem man nicht sagen muss: Für diesen Menschen ist Jesus gestorben, um ihn zu retten und heilig zu machen. Nach dem Gebot der brüderlichen Liebe folgt hier das Beispiel, wie Jesus es gegeben hat. Wie der heilige Paulus sagt: Denn um einen teuren Preis ist euer Bruder erkauft worden (vgl. 1 Kor 6,20).
Jeder Mensch ist unser wahrer Bruder in Gott, und jeder Mensch wurde von Jesus so sehr geliebt und hoch geschätzt, dass er für ihn gestorben ist. Jeder Mensch muss uns als Bruder erscheinen, und zwar als ein Bruder, der wie mit einem Mantel vom Blut Jesu bedeckt ist. Charles de Foucauld
Parallelstellen zum Vers Mt 23,8: Joh 1,49; 1Petr 5,3
Mt 23,9: Nennt auch niemand auf Erden euren Vater; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist.
Einer ist euer Vater, der im Himmel
Jesus warnt hier vor einer falschen Autoritätshierarchie im Glauben. Er kritisiert die religiösen Führer, die sich Titel aneignen und sich über andere erheben. Damit macht er deutlich, dass letztlich nur Gott die höchste Autorität hat.
Das bedeutet nicht, dass man seinen leiblichen Vater nicht so nennen darf, sondern dass kein Mensch geistlich an die Stelle Gottes treten darf. Alle Gläubigen sind Brüder und Schwestern vor Gott.
Diese Aussage erinnert uns daran, Demut zu bewahren und unser Vertrauen auf Gott zu setzen, anstatt Menschen zu idealisieren. Wahre geistliche Führung dient anderen, anstatt Macht über sie auszuüben.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,9: Jes 63,16; Mal 1,6; 2,10
Mt 23,10: Auch sollt ihr euch nicht Meister nennen lassen. Denn einer ist euer Meister, der Christus.
Nur einer ist euer Lehrer – nur einer ist euer Vater
Jesus lädt uns ein, uns Gott zu unterstellen, der alles überragt. Er ist der Eine, der über alles erhaben, groß, mächtig, weise, gütig und väterlich ist. Von ihm geht alle Weisheit dieser Welt, alle Güte, Macht und Väterlichkeit dieser Welt aus. Alles soll sich an ihm messen und ihn zum Vorbild nehmen. Nur einer ist Lehrer – nur einer Vater. Und wir sind es nur in dem Maß, wie wir uns an dem echten Lehrer und Vater ein Beispiel nehmen. Wo nimmst du Maß? An dem, was Menschen über dich sagen oder von dir denken, vielleicht am Verhalten der Welt? Oder an dem, was Gott uns vorlebt und über uns denkt? Klaus Einsle
Christus ist unser Meister
Auch die heutige Gesellschaft bietet uns eine Unzahl von Verhaltensvorbildern, die auf eine atemberaubende, wahnwitzige Existenz abzielen und dabei den eigentlichen Sinn der Transzendenz schwächen. Lassen wir nicht zu, dass diese falschen Wegweiser uns den wahren Lehrer aus dem Blick verlieren lassen. Nutzen wir die Fastenzeit, um unsere Überzeugungen als Schüler von Jesus Christus zu stärken. Trachten wir, heilige Momente von Einsamkeit zu finden, in denen wir uns selbst wieder begegnen, wie auch dem wahren Vorbild und Meister. Gerardo Gomez
Parallelstellen zum Vers Mt 23,10: 1Kor 8,6
Mt 23,11: Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein.
Wahre Größe dient und vergisst sich selbst
In dem Maß, in dem Menschen sich nicht mehr selber suchen müssen, weil sie sich in Gott und seiner Liebe gefunden haben, werden sie fähig, den Blick von sich weg auf andere zu richten. Sie sehen das Leid, die Bedürfnisse, die Sorgen der anderen um sie herum. Und da sie voll von Gott sind, können sie schenken, was sie in sich tragen. Diese Menschen sind die wahrhaft Großen der Welt: Sie sind die Diener des Wohls anderer. Es gibt sie überall: in Politik, Wirtschaft, Medien, Dienstleistung, Bildung, Kirche, Familie, Ehe. Das sind die wahren Kinder Gottes, die das Reich des Vaters gegenwärtig machen. P. Klaus Einsle LC
Wie schön ist es und wie groß, Gott zu kennen und ihm zu dienen!
Wir haben nichts weiter als dies zu tun auf der Welt. Alles, was wir sonst noch machen, ist verlorene Zeit. Mögt ihr suchen, in jeglichem Wohlstand und Vergnügen, ihr werdet euer Glück nicht finden. Die ganze Erde kann eine unsterbliche Seele ebenso wenig zufriedenstellen, wie ein Fingerhut voll Mehl einen Hungernden sättigen kann. Der liebe Gott hat uns auf die Erde gestellt, um zu sehen, wie wir uns hier bewähren. Wenn wir das bedenken, wenden wir stets unseren Blick dem Himmel zu, unserer wirklichen Heimat. Wodurch wird das religiöse Leben so verdienstvoll ? Durch den fortwährenden Verzicht, diesen Tod des eigenen Ich. Jean Marie Vianney
Die Attraktivität des Dienens
Kaum ein Mensch setzt sich wohl als Lebensziel, Diener zu sein. Dennoch sagt Jesus zu uns: „Der Größte unter euch soll euer Diener sein.“ Seit der Sünde ist das Dienen dem Augenschein nach mit einer dicken Schicht abstoßender Eigenschaften versehen. Wir verbinden Dienen mit Unterwürfigkeit, Gewalt, Respektlosigkeit, Verachtung etc. Jesus spricht aber von einem Dienen aus Liebe: Andere aus Liebe groß sein lassen; keine Angst davor zu haben, übersehen zu werden. Das ist die Haltung, die aus einem in Gottes Liebe verankerten Herzen kommt. Und doch: Wie attraktiv wirken auf uns Menschen, die aus Liebe dienen! Sarah Briemle
Parallelstellen zum Vers Mt 23,11: 20,26
Mt 23,12: Wer sich aber selbst erhöht, der wird erniedrigt werden und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.
Sich selbst erniedrigen
Höre nicht auf, Akte der Demut und Liebe gegenüber Gott und den Menschen zu vollziehen; denn Gott spricht zu dem, der sein Herz demütig vor ihm hält, und er beschenkt ihn reich mit seinen Gaben. Wenn Gott die Leiden seines Sohnes für dich bereithält und dich deine eigene Schwachheit mit Händen greifen lässt, dann ist es besser, Akte der Demut zu vollziehen, als den Mut zu verlieren. Lass ein Gebet der Hingabe und der Hoffnung zu Gott aufsteigen, wenn deine Schwäche deinen Fall verursacht, und danke dem Herrn für alle Gnaden, mit denen er dich beschenkt. Pater Pio
Lieben Sie Ihre Erniedrigung
Aber, so sagen Sie, was heißt das: seine Erniedrigung lieben? Denn mein Verstand ist dunkel und ohn-mächtig für alles Gute. Nun, meine Tochter, das ist es: Wenn Sie demütig ruhig, sanftmütig vertrauend bleiben inmitten dieser Dunkelheit und Ohnmacht, wenn Sie nicht ungeduldig werden, wenn Sie sich nicht ab-hasten, wenn Sie wegen alldem nicht der Aufregung verfallen, sondern gerne (ich sage nicht „ fröhlich“, aber ehrlich und fest) dieses Kreuz umfassen und in diesen Dunkelheiten bleiben, dann lieben Sie Ihre Erniedrigung. Denn was heißt erniedrigt sein anderes, als in Dunkelheit 124 und Ohnmacht sein? Lieben Sie sich so aus Liebe zu dem, der Sie so haben will, und Sie werden Ihre eigene Erniedrigung lieben. Franz von Sales
Zur Demut
Letzter sein und doch gewinnen, sich klein machen und darin wirkliche Größe erlangen, all das ist widersprüchlich aus weltlichen Maßstäben gesehen. Doch in der Nachfolge Christi erfahren wir, dass die Loslösung vom Zwang, der Erste sein zu müssen, eine unglaubliche Befreiung ist. Wir erfahren die Schönheit der Demut, die uns ermöglicht, uns selbst so zu sehen und anzunehmen, wie wir wirklich sind. Wenn wir hier unsere eigene Armseligkeit begreifen, öffnen wir uns damit für die Größe Gottes und das ist es, was unsere wahre Größe ausmacht. Gott wünscht unsere Demut, um uns von der Enge des eigenen Ichs zu befreien, damit er uns ganz erfüllen kann.
Durch die Stufen der Demut steigt man auf zu den Höhen des Himmels. Augustinus
Parallelstellen zum Vers Mt 23,12: Lk 14,11
Mt 23,13-36: Weherufe
Mt 23,13: Aber wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr das Reich der Himmel vor den Menschen zuschließt! Ihr selbst geht nicht hinein, und die hinein wollen, die lasst ihr nicht hinein.
Wehe euch
Dieses „Wehe euch“ von Jesus soll vor allem ein Aufruf zur Umkehr und nicht zur Verdammung sein. Wenn Jesus streng wird, dann tut er das immer aus Liebe. Denn Gott möchte, dass alle Menschen gerettet werden. Sollte Gott mit dir hin und wieder streng sein, so erblicke darin vor allem seine liebende Väterlichkeit. Und wenn du mit anderen streng sein musst, so vergiss nie die Liebe dabei. Klaus Einsle
Weh euch, ihr Heuchler!
Jesus, du wünschst dir, dass wir unser ganzes Wesen auf dich hin ausrichten. Wir sollen auf dich bezogen sein, nicht auf die anderen Menschen und nicht auf uns selbst. Wenn wir religiöse Pflichten verrichten, um vor uns selbst oder anderen gut dazustehen, dann dienen wir damit nicht dir, sondern dem bloßen Anschein, also der Hölle! Jesus, du kennst meine Versuchung, andere beeindrucken zu wollen, und du kennst auch meine Versuchung, vor dir eine religiöse Checkliste abarbeiten zu wollen. Befreie mich zur Liebe, Herr! Dorit Wilke-Lopez
Harte Worte
Weh euch, ihr Heuchler! Schonungslos geht Jesus mit den Pharisäern und Schriftgelehrten ins Gericht. Warum diese harten Worte, wo Jesus doch sonst immer so sanft, barmherzig, rücksichtsvoll ist? Selbst am Kreuz betet er: „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Wir dürfen davon ausgehen, dass Jesus auch bei diesen harten Vorwürfen barmherzig ist. Nur scheinbar bedeutet das in dieser Situation, dass er die Pharisäer klar auf ihre Fehler hinweisen muss. Vor allem die heuchlerische Haltung, sich nach außen als so perfekt darzustellen, in Wahrheit aber viel „Dreck am Stecken“ zu haben, ist Jesus ein Dorn im Auge. Dazu kommt die stolze, uneinsichtige Überzeugung, im Recht zu sein, und die Tatsache, dass sie auch andere auf falsche Wege führen. In einem solchen Fall hilft scheinbar nichts anderes als feurige, klare Worte. Bertalan Egervári
Das Himmelreich verschließen
In diesem Evangelium finden wir drei Weherufe Jesu. Jesus reagiert leidenschaftlich und sicher auch mit Zorn, wenn er erfährt, dass Menschen mit ihren Worten und ihrem Verhalten anderen den Zugang zum Reich Gottes versperren. Wie weh muss ihm das tun! Die Schriftgelehrten und Pharisäer misstrauen Jesus, empören sich und sind hartherzig. Was sie selber ablehnen, wollen sie auch anderen nicht gönnen. Ellen Charlotte Petermann
Die religiösen Führer hielten die Menschen vom Himmelreich fern, indem sie menschliche Traditionen und menschliche religiöse Regeln wichtiger machten als Gottes Wort.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,13: 23,13–36: Lk 11,39–54; – Mk 12,40; Lk 20,47; schwereres 11,22
Mt 23,14: Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr die Häuser der Witwen fresst und zum Schein lange betet. Darum werdet ihr ein schwereres Gericht empfangen!
Dass ihr die Häuser der Witwen fresst
Sie nutzen ihre religiöse Autorität aus, um die Schwächsten auszubeuten, während sie sich äußerlich als fromm darstellen. Witwen waren besonders schutzbedürftig, und anstatt ihnen zu helfen, bereicherten sich die Pharisäer an ihnen.
Jesus verurteilt diese Scheinheiligkeit und kündigt ein strengeres Gericht an. Wahre Frömmigkeit zeigt sich nicht in langen Gebeten oder äußerlicher Religiosität, sondern in aufrichtiger Liebe und Gerechtigkeit. Diese Warnung erinnert uns daran, dass Gott nicht den äußeren Schein, sondern unser Herz und unser Handeln sieht.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,14: 16,19; Lk 11,52
Mt 23,15: Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr Meer und Land durchzieht, um einen einzigen Proselyten zu machen, und wenn er es geworden ist, macht ihr einen Sohn der Hölle aus ihm, zweimal mehr, als ihr es seid!
Falscher Eifer
Der zweite Weheruf klagt die Schriftgelehrten und Pharisäer wegen ihres falschen Eifers an. Sie hatten großen missionarischen Eifer, denn sie wollten Menschen für ein Leben nach ihren Gesetzen gewinnen. Auch wir müssen vorsichtig sein, wenn wir Menschen für unseren Glauben gewinnen wollen, damit wir ihnen den authentischen Christus vermitteln. Der christliche Glaube besteht nicht in der blinden Befolgung von Gesetzen, er bringt in Kontakt mit einer lebendigen Person: Christus. Den Himmel kann man sich auch nicht verdienen, wie die Pharisäer anscheinend dachten. Man bekommt ihn geschenkt! Ellen Charlotte Petermann
Parallelstellen zum Vers Mt 23,15: Proselyten Est 8,17; Sohn Joh 8,44; Apg 13,10
Mt 23,16: Wehe euch, ihr blinden Führer, die ihr sagt: Wer beim Tempel schwört, das gilt nichts; wer aber beim Gold des Tempels schwört, der ist gebunden.
Die Spitzfindigkeit der Pharisäer
Die Pharisäer wollen äußerst spitzfindig und raffiniert sein, was ihre Aussagen über das Schwören angeht. Dabei muss niemand schwören, wenn ihm sein Wort überhaupt etwas gilt. Sie prahlen überall mit ihrer scheinbar makellosen Gerechtigkeit, für die sie von anderen geachtet und bewundert werden wollen. In ihren Herzen sind Nächstenliebe, Demut und Gottvertrauen eigentlich längst tot. So kann man niemanden für das Reich Gottes gewinnen. Ellen Charlotte Petermann
Ihr Blinden!
Jesus, du wirfst hier den Pharisäern vor, blind zu sein. Sie sind blind für die Heiligkeit des Altars, des Opfers, des Tempels, des Himmels. Das Heilige wird von ihnen instrumentalisiert für eigene Zwecke – um ihrem Schwur Gewicht zu verleihen. Jesus, du kennst die Unempfindlichkeit, die ich oft gegen Heiliges habe. Befreie mich zur Ehrfurcht, Herr! Lass mich Heiliges erkennen und davor staunen! Dorit Wilke-Lopez
Parallelstellen zum Vers Mt 23,16: blinde 15,14; schwört 5,34–36; Jak 5,12
Mt 23,17: Ihr Narren und Blinden, was ist denn größer, das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt?
Das Gold des Tempels
Wenn man sich die Vorwürfe Jesu genauer ansieht, geht es hauptsächlich darum, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten nicht mehr den wahren, von Gott offenbarten Glauben verkünden, sondern Menschen für ihren selbstfabrizierten Glauben gewinnen. Solcher Glaube ist mehr auf Irdisches gerichtet als auf Himmlisches: Das Gold steht über dem Tempel, das Opfer wird wichtiger, als der Altar. Letztlich geht es ihnen nur darum, ihr hohes Ansehen zu bewahren und sich ein Leben in Wohlstand zu sichern. Gott und Glaube sind nur noch Mittel zum Zweck. Sie streben nur noch nach irdischem „Glück“ und befinden sich deshalb auf dem Holzweg. Sie vergessen, dass unser Weg auf Erden nur ein Pilgerweg zur wahren Heimat ist. Bertalan Egervári
Ablenkungen
Wie leicht ist es, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren und sich für das Äußerliche und Weltliche mehr zu verausgaben als für Gott! Wie oft passiert es uns, dass wir uns mehr um das Gold des Tempels – die geschaffenen Dinge – kümmern als um den Tempel selbst – in dem der Schöpfer wohnt! Jesus weist mit den Pharisäern auch uns zurecht. Wir dürfen Gott nicht aus unserem Alltagsleben verbannen, ihn nicht unseren Aufgaben, Pflichten und Verantwortungen nachordnen. Jesus warnt uns, damit wir nicht wegen der vielen Ablenkungen Gott aus den Augen verlieren. Er möchte uns seine Liebe schenken! Schauen wir auf ihn. Peter Hemm
Gott inmitten der Kochtöpfe
Die wenigsten Menschen haben die Berufung zum Eremiten, der sich völlig aus der Welt zurückzieht und nur für und mit Gott lebt. Doch der Auftrag, Gott über alles zu stellen, ist an alle Menschen gerichtet. Wie macht man das inmitten der Verpflichtungen im Alltag? Gott möchte inmitten unserer Aufgaben sein, uns stets begleiten, bei uns sein. Er möchte, dass wir die Dinge nicht nur aus Pflichtbewusstsein erledigen, sondern vor allem aus Liebe zu ihm. Dann nimmt das Gold des Tempels wieder seinen rechten Stellenwert ein. Und Gott, seine Gegenwart im Tempel und in unserem Alltag, heiligt alles, was wir tun. Peter Hemm
Parallelstellen zum Vers Mt 23,17: 23,19
Mt 23,18: Und: Wer beim Brandopferaltar schwört, das gilt nichts; wer aber beim Opfer schwört, das darauf liegt, der ist gebunden.
Mt 23,19: Ihr Verblendeten! Was ist denn wichtiger: die Gabe auf dem Altar oder der Altar, der die Gabe erst zum Opfer werden lässt?
Wichtiger als alles Irdische
In Wirklichkeit sind Tempel und Altar natürlich wichtiger als Gold oder Gaben, weil sie auf Gott hinweisen. Er ist es, der die Gaben auf dem Altar heiligt; er erfüllt den Tempel mit seiner Gegenwart. Er steht im Zentrum des Glaubens. Das Großartige und Neue der Frohen Botschaft ist, dass sich Gott uns Menschen auf menschliche Weise offenbart, in der Person Jesu Christi. Er ist es, um den es wirklich geht, noch lange vor irgendwelchen Glaubensregeln oder moralischen Vorschriften. Das ist es auch, was die Besonderheit des Christentums ausmacht. In jeder anderen Religion geht es um ein System oder Regeln, wie man zu leben und Gott zu verehren hat. Im Christentum geht es um eine Person, um Jesus, den menschgewordenen Gott; um Gott, der die Liebe ist. Er ist auch unser Vorbild, unser Ideal. Jede Regel, jedes Gebot soll uns nur zeigen, wie wir es ihm gleichtun, ihn nachahmen können. Bertalan Egervári
Was ist größer?
Hier betonte Jesus, dass der Altar selbst größer ist als das darauf dargebrachte Opfer. Der Altar ist der etablierte Treffpunkt zwischen Gott und Mensch, und unser Altar ist Jesus selbst und sein Werk am Kreuz.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,19: Ex 29,37; 30,29
Mt 23,20: Darum, wer beim Altar schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was darauf ist.
Mt 23,21: Und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der darin wohnt.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,21: Ex 25,8; Ps 26,8; 132,14; Jes 57,15
Mt 23,22: Und wer beim Himmel schwört, der schwört bei dem Thron Gottes und bei dem, der darauf sitzt.
Ihr sollt nicht schwören
Jesus warnt uns davor, unnütze Worte zu machen oder zu übertreiben und er will nicht, dass wir im Namen Gottes oder bei seinem Altar schwören. Er will, dass wir in allem, was wir sagen und tun, ehrlich sind, damit alle unsere Aufrichtigkeit sehen können. Wenn wir mit einem reinen Gewissen leben und alles vor Gott tun, dann genügt es, wenn wir unser Wort geben, denn es ist der Ausdruck unseres Innersten. Wie wunderbar ist der Umgang mit Menschen, die einfach und transparent sind, auf die wir zählen können, weil sie niemals unaufrichtig, falsch oder berechnend sind. Richard Gill
Parallelstellen zum Vers Mt 23,22: Thron 5,34
Mt 23,23: Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr die Minze und den Anis und den Kümmel verzehntet und das Wichtigere im Gesetz vernachlässigt, nämlich das Recht und das Erbarmen und den Glauben! Dieses sollte man tun und jenes nicht lassen.
Die wahre Bedeutung des Zehnten
Ursprünglich wollte Gott von seinem Volk den Zehnten, damit es ihn ‐ Gott ‐ als die Quelle aller Gaben in ihrem Leben anerkenne. Das Geben des Zehnten soll unsere Anerkennung sein, dass alles was wir haben, von ihm kommt, dass er unser Herr ist, und dass sein Gesetz der Weg zu unserem Heil ist. Die Israeliten sind aber einer sturen Gesetzestreue verfallen und haben den wahren Sinn des Zehnten vergessen. Sie haben die Buchstaben des Gesetzes befolgt und dabei die wahre Bedeutung des Gesetzes vergessen: die Anerkennung der Souveränität Gottes. Letztlich gehört alles, was wir sind und haben, Gott. Darum müssen wir unsere Talente, unseren Reichtum und unseren Besitz für ihn und sein Reich einsetzen. Gibt es einen Bereich, wo ich Gottes Souveränität in meinem Leben nicht anerkenne? Richard Gill
Was wirklich zählt
Welche Dinge im Gesetz sind am wichtigsten? Jesus spricht von Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Glauben. Wenn wir diese vernachlässigen, dann verdrehen wir den wahren Sinn der Religion. Denn weder Formalismus noch Aktionismus gefallen Gott, sondern allein das Öffnen unseres Herzens für sein Wort. Unsere Herzen sollen seinem Herzen ähnlich werden, wir sollen wie er unsere Nächsten lieben und mit ihnen barmherzig sein. Wie oft vergessen wir die wichtigen Dinge und kümmern uns um Unwichtiges? Wie oft meinen wir, dass wir Gottes Willen tun, und tun stattdessen unseren eigenen Willen? Wie oft verlieren wir den eigentlichen Sinn der Gebote Gottes aus den Augen? Richard Gill
Wichtige Grundprinzipien
In dieser Evangelienstelle kritisiert Jesus die Pharisäer heftig. Er wirft ihnen vor, den Menschen ein falsches Gottesbild zu vermitteln, in dem sie die Grundprinzipien übersehen, nämlich: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue. Die Schriftgelehrten waren so penibel darauf bedacht, ihre Gesetze einzuhalten, dass viele von ihnen das wichtigste Gebot, nämlich das Liebesgebot Gottes, völlig aus dem Blick verloren hatten: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzer Seele und ganzer Kraft und deinen Nächsten wie dich selbst. Ellen Charlotte Petermann
Parallelstellen zum Vers Mt 23,23: Lev 27,30; Dtn 14,22; gewichtiger. 1Sam 15,22; Hos 6,6; Mi 6,8
Mt 23,24: Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke aussiebt, das Kamel aber verschluckt!
Kamel und Mücke
Unter dem Kamel versteht man die Größe der Gebote, wie das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben; unter der Mücke die Verzehntung der Krausemünze, des Anis, des Kümmels und der anderen geringen Gemüse. Die Gebote Gottes aber, welche groß sind, verschlingen und vernachlässigen wir, während wir aus Gewissenhaftigkeit im Kleinen, was Gewinn bringt, sorgfältig sind. Goldene Perle
Mt 23,25: Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr das Äußere des Bechers und der Schüssel reinigt, inwendig aber sind sie voller Raub und Unmäßigkeit!
Inwendig aber sind sie voller Raub
Diese Worte verdeutlichen Jesu Ablehnung äußerlicher Frömmigkeit ohne innere Reinheit. Die Pharisäer achteten auf strenge religiöse Vorschriften, doch ihre Herzen waren von Gier und Ungerechtigkeit erfüllt. Jesus fordert eine echte innere Veränderung statt bloßer äußerer Scheinheiligkeit.
Diese Warnung gilt auch heute: Wahre Gerechtigkeit beginnt im Herzen. Äußere religiöse Rituale sind wertlos, wenn sie nicht von Liebe, Ehrlichkeit und Barmherzigkeit begleitet werden. Jesu Botschaft ruft zur Selbstprüfung und zur authentischen Nachfolge Gottes auf.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,25: reinigt Mk 7,4; 7,8; Innen 15,19.20
Mt 23,26: Du blinder Pharisäer, reinige zuerst das Inwendige des Bechers und der Schüssel, damit auch ihr Äußeres rein werde!
Sein und nicht Schein
Diese Worte lehren uns, dass wir streben sollen, gerecht zu sein, nicht zu erscheinen. Denn der, welcher gerecht scheinen will, reinigt das Äußere und pflegt das Sichtbare, vernachlässigt aber das Herz und das Gewissen. Wer aber das Innere, d.h. die Gedanken, zu reinigen sucht, muss auch das Äußere reinigen. Goldene Perle
Die zentrale Bedeutung des Inneren
Die entscheidenden Kämpfe im Leben spielen sich nämlich in unserem Inneren ab. So ist auch der paradoxe Satz Jesu zu verstehen: „Mach den Becher zuerst innen sauber, dann ist er auch außen rein“. Wer nämlich innerlich und von Herzen gerecht, barmherzig und treu ist, der wird auch äußerlich so handeln. Eine rein äußerliche Erfüllung ohne entsprechende innere Haltung ist dagegen so gut wie wertlos. Das Innerliche ist es, was den Menschen ausmacht; zwar unsichtbar und verborgen, aber doch unendlich wertvoll. Bertalan Egervári
Innere Reinigung
Mach den Becher zuerst innen sauber…” Wir sollten uns um unsere Seele kümmern und darauf achten, dass hinter unseren Handlungen reine Absichten stehen. Manchmal handeln wir nur, um vor den anderen gut dazustehen, um für tugendhaft und heilig gehalten zu werden, in unserem Inneren sind wir aber voll von negativen Urteilen, und es fehlt uns an wahrer Nächstenliebe. Tugend wächst aus dem Herzen des Menschen, wo der Geist wohnt und uns erleuchtet, wie er will. Wir müssen auf die Stimme des Heiligen Geistes hören und ihr folgen. Richard Gill
Leben ohne Masken, ohne Lügen
Der Glaube und die Gnade Gottes erlauben uns, verinnerlichte Menschen zu werden, das egoistische Herz aus Stein auszutauschen für ein Herz aus Fleisch, das neu und lebendig ist, das fühlen kann, wie Gott fühlt, und lieben kann, wie Gott liebt. Gute Gedanken werden uns nicht als äußere Leistung abgefordert, sondern sie werden so aus unserem Inneren kommen. Wir brauchen nicht mehr die Maske eines „netten“ oder „gerechten Menschen“ aufzusetzen. Wir tragen das Gute, das in uns zutiefst brennt, nach außen: Liebe, Verständnis, Barmherzigkeit. Alejandro Espejo
Parallelstellen zum Vers Mt 23,26: Tit 1,15; Hebr 10,22; Jak 4,8
Mt 23,27: Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr getünchten Gräbern gleicht, die äußerlich zwar schön scheinen, inwendig aber voller Totengebeine und aller Unreinheit sind!
Kehrt doch um
Dieses „Wehe euch“ von Jesus soll vor allem ein Aufruf zur Umkehr und nicht zur Verdammung sein. Wenn Jesus streng wird, dann tut er das immer aus Liebe. Denn Gott möchte, dass alle Menschen gerettet werden. Sollte Gott mit dir hin und wieder streng sein, so erblicke darin vor allem seine liebende Väterlichkeit. Und wenn du mit anderen streng sein musst, so vergiss nie die Liebe dabei. Klaus Einsle
Heuchelei
Es scheint, als reize Jesus nichts so sehr wie Heuchelei. Die Sünderin, deren Sünden offenbar sind, der Zöllner, der bereut sie dürfen mit sanften, wenn auch deutlichen Worten rechnen. Wer aber so tut, als sei er gerecht, den Anschein der Heiligkeit erwecken will, für den findet Jesus drastische Worte. Gibt es in meinem Leben Dinge, die Jesus in Rage bringen würden? Felix Honekamp
Ihr erscheint wie Gräber, die von außen schön aussehen
Ich glaube, dass Jesus hier vom Zustand meiner eigenen Seele spricht. Die Pharisäer waren fromme Leute, die sich bemühten, vor Gott alles richtig zu machen und denen das sicher auch größtenteils gelang. Ich gebe mir auch Mühe. Gott schaut aber tiefer und sieht den Zustand der Seele. In einer Predigt habe ich neulich gehört, dass der heilige Pfarrer von Ars Gott um die Gnade gebeten habe, den Zustand seiner eigenen Seele sehen zu dürfen, und er sei entsetzt gewesen über den furchtbaren Anblick. Wenn das schon bei einem Heiligen so ist, um wie viel mehr dann bei meiner Seele! Aber ich selbst erkenne das nicht, weil die Erbsünde meine Augen verdunkelt. Dorit Wilke-Lopez
Parallelstellen zum Vers Mt 23,27: übertünchten Apg 23,3; Totengebein. Num 19,16
Mt 23,28: So erscheint auch ihr äußerlich vor den Menschen als gerecht, inwendig aber seid ihr voller Heuchelei und Gesetzlosigkeit.
Äußerliche Frömmigkeit
Jesus richtet diese Worte an die Pharisäer und Schriftgelehrten. Er kritisiert ihre scheinbare Frömmigkeit, die nur äußerlich besteht, während ihre Herzen von Sünde erfüllt sind. Sie legen Wert auf religiöse Rituale und das Urteil anderer Menschen, aber ihr Inneres ist nicht von Gottes Liebe und Gerechtigkeit durchdrungen.
Diese Warnung gilt auch heute: Wer nur äußerlich fromm wirkt, aber innerlich unehrlich, egoistisch oder lieblos lebt, verfehlt den wahren Glauben. Gott schaut nicht auf äußere Perfektion, sondern auf ein reines Herz. Echtes Christsein zeigt sich in wahrer Liebe, Demut und Gerechtigkeit.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,28: 12,34; Lk 16,15
Mt 23,29: Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr die Gräber der Propheten baut und die Denkmäler der Gerechten schmückt
Kann man die Realität mit Lügen beschönigen?
Die Pharisäer wollten die Realität beschönigen, und so bauten sie Denkmäler für die Propheten, um gut dazustehen (ihre Väter hatten die Propheten ermordet). Vielleicht konnten sie damit Menschen von ihrer Rechtschaffenheit überzeugen, aber nicht Gott. Die einzige Art und Weise, die Propheten zu ehren, besteht darin, ihre Worte als wahr anzunehmen und uns zu bekehren. Es ist so, als ob ich sagen würde: „Mama, wenn du mich zurechtweist, sprichst du schöne Worte voller Weisheit“, danach aber hingehe und genauso unklug handle wie vorher. Wie bei den Pharisäern gibt es hier keinen echten Wunsch, sich zu bekehren.
Wenn du dieses Doppelleben oder solche Masken in deinem Leben bemerkst, wenn du merkst, dass der Egoismus noch in deinem Herzen wohnt und du das ändern willst, hab keine Angst, weil Gott dir zur Seite steht. Schlimmer wäre es, wenn wir diese Realität leugnen und uns für gerecht halten würden, wenn dem gar nicht so ist. Der erste Schritt besteht darin, mich mit Gottes Gnade so zu sehen, wie Gott mich sieht. Nur Er kann seine Gnade und sein Licht in mein Herz leuchten lassen. Alejandro Espejo
Parallelstellen zum Vers Mt 23,29: Lk 11,47.48; Apg 2,29
Mt 23,30: und sagt: Hätten wir in den Tagen unserer Väter gelebt, wir hätten uns nicht mit ihnen des Blutes der Propheten schuldig gemacht.
Wenn wir in den Tagen unserer Väter gelebt hätten.
Ich würde es besser machen, wenn ich an seiner Stelle wäre!“ Die Empörung über ein Unrecht wird schnell zur Empörung über die vermeintliche Schlechtigkeit derer, die es begehen. Wir sitzen mit unserer Sündhaftigkeit aber alle im selben Boot. Der heilige Pfarrer von Ars sagt: „Die Heiligen erkannten sich selbst besser, als dies bei den übrigen Menschen der Fall ist; denn sie waren demütig. Es ist unbegreiflich, wie und worauf so kleine Geschöpfe wie wir stolz sein können… Weniger als eine Handvoll Staub sind wir nach unserem Tode. Das ist nicht sehr viel, um überheblich zu sein. Dorit Wilke-Lopez
Anklage durch Jesus
Er tadelt sie also nicht darum, weil sie die Gräber bauen, sondern er klag ihre Absicht an, womit sie diese erbauten, nämlich nicht wegen der Ehre derer, die getötet worden waren, sondern um sich selbst bei dieser Gelegenheit ein Denkmal zu setzen, und aus Furcht, es möchte in der Folgezeit nach dem Verschwinden der Grabmäler das Andenken an eine solche Kühnheit erlöschen.
Oder weil sie zu sich sprachen: Wenn wir den Armen wohltun, sehen es nicht Viele und sehen es nur kurze Zeit. Ist es also nicht besser, wenn wir Bauten errichten, die Alle sehen, nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Zukunft? O törichter Mensch, was nützt dir nach dem Tode dieses Denkmal, wenn du da, wo du dich befindest, gequält, und wo du nicht bist, gelobt wirst? Goldene Perle
Mt 23,31: So gebt ihr ja euch selbst das Zeugnis, dass ihr Söhne der Prophetenmörder seid.
Nicht wie die „Väter“
Jesus stellt eine Verbindung zwischen den Vätern und den Söhnen her. Die Väter der Schriftgelehrten und Pharisäer, so sagt Jesus, waren Prophetenmörder. Auch sie haben nicht die Wahrheit gesucht, sondern ihren eigenen Vorteil. Immer wieder geschieht es, dass Kinder in Fußstapfen treten, in denen ihre Eltern gingen. Manchmal – wenn diese Fußstapfen negativ waren – ist es nötig, bewusst diese negativen Bindungen zu trennen, damit wir in Freiheit auch andere Wege beschreiten können. Klaus Einsle
Parallelstellen zum Vers Mt 23,31: 5,12; Apg 7,52
Mt 23,32: Ja, macht ihr nur das Maß eurer Väter voll!
Parallelstellen zum Vers Mt 23,32: 1Thes 2,15.16; Gen 15,16
Mt 23,33: Ihr Schlangen! Ihr Otterngezücht! Wie wollt ihr dem Gericht der Hölle entgehen?
Jesus sprach aus zwei Gründen so stark über diese religiösen Führer
Erstens wollte er nicht, dass andere von ihnen getäuscht werden. Zweitens liebte er diese Männer. Diese Männer waren am weitesten von Gott entfernt und sie mussten vor dem kommenden Gericht gewarnt werden. Was Jesus wirklich wollte, war ihre Reue, nicht ihr Gericht.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,33: 3,7
Mt 23,34: Siehe, darum sende ich zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und etliche von ihnen werdet ihr töten und kreuzigen, und etliche werdet ihr in euren Synagogen geißeln und sie verfolgen von einer Stadt zur anderen,
Etliche von ihnen werdet ihr töten
Dies ist eine Ankündigung sowohl der kommenden Verfolgung seiner Jünger als auch eine Anklage gegen das Volk Israel, das in der Vergangenheit Gottes Boten zurückgewiesen hat.
Diese Worte stehen im Kontext der Weherufe gegen die Pharisäer, die sich scheinheilig geben, aber Gottes Wahrheit ablehnen. Jesus zeigt auf, dass sich Israels Geschichte der Verwerfung göttlicher Gesandter wiederholt. Gleichzeitig verweist er auf sein eigenes Schicksal: Auch er wird verworfen und gekreuzigt. Die Passage mahnt zur Umkehr und Offenheit gegenüber Gottes Wahrheit, um nicht in das Gericht zu geraten.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,34: geißeln 10,17; Mk 13,9; Lk 11,49; verfolgen 10,23; Apg 22,19
Mt 23,35: damit über euch alles gerechte Blut kommt, das auf Erden vergossen worden ist, vom Blut Abels, des Gerechten, bis zum Blut des Zacharias, des Sohnes Barachias, den ihr zwischen dem Tempel und dem Altar getötet habt.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,35: Offb 18,24; Abel Hebr 12,24; Zacharias 2Chr 24,20–22
Mt 23,36: Wahrlich, ich sage euch: Dies alles wird über dieses Geschlecht kommen!
Parallelstellen zum Vers Mt 23,36: 24,34; 27,25; Lk 11,50.51
Mt 23,37-39: Klage über Jerusalem
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 23,37-39
Mt 23,37: Jerusalem, Jerusalem, die du die Propheten tötest und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel sammelt, aber ihr habt nicht gewollt!
Klage über Jerusalem
Dieser von Herzen kommende Schrei ist eine weitere Möglichkeit zu sehen, dass Jesus diese Männer, die er so stark zurechtwies, nicht hasste. Sein Herz brach für sie. Wenn wir sündigen, hasst Gott uns nicht; Er trauert aufrichtig um uns, da er weiß, dass unsere Sünde und Rebellion in jeder Hinsicht nur unser Leben zerstört. Wir sollten hoffen, Gottes Leid für die verlorene Menschheit zu teilen.
Bild der Henne mit Kücken
Jesus wollte sein Volk, die Juden, beschützen, nähren und pflegen, wie eine Vogelmutter die jungen Küken beschützt. Das Bild einer Henne (griechisch ist einfach Vogel), die ihre Jungen beschützt, wird im Alten Testament für Gottes Schutz seines Volkes verwendet (Ps 17:8 ; 91:4 ;Jes 31:5) Dieses Bild einer Henne und ihrer Küken sagt uns etwas darüber, was Jesus für diejenigen tun wollte, die ihn ablehnten. Er wollte sie in Sicherheit bringen. Er wollte sie glücklich machen. Er wollte sie zu einem Teil einer gesegneten Gemeinschaft machen. Er wollte ihr Wachstum fördern. Er wollte, dass sie Seine Liebe kennen. Dies konnte nur geschehen, wenn sie zu Ihm kamen, als Er rief.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,37: 23,37–39: Lk 13,34.35; oft 2Chr 36,15.16; Flügel Ps 17,8; 91,4; wolltet 22,3; Lk 19,14
Mt 23,38: Siehe, euer Haus wird euch verwüstet gelassen werden.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,38: Haus Lk 19,43.44; 2Chr 7,20; Jer 22,5
Mt 23,39: Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht mehr sehen, bis ihr sprechen werdet: Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn!
Verweis auf die Endzeit
Diese Aussage Jesu erfolgt am Ende seiner Rede gegen die Pharisäer. Er prophezeit, dass Israel ihn erst wiedersehen wird, wenn es ihn als den von Gott gesandten Messias anerkennt. Der Vers verweist auf Psalm 118,26 und deutet auf Jesu Wiederkunft hin.
Die Worte enthalten sowohl Gericht als auch Hoffnung: Weil Israel ihn verworfen hat, wird es ihn nicht mehr sehen. Doch wenn es ihn als Herrn bekennt, wird er wiederkommen. Dies kann sich auf die Endzeit beziehen, wenn Israel als Volk zu Christus findet, oder auf einzelne Menschen, die ihn als Retter annehmen.
Parallelstellen zum Vers Mt 23,39: 24,30; 21,9; 26,64; Ps 118,26; Sach 12,10–14
Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu Mt 23. Kap.
Das war eine Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 23. Kap.