Matthäus Evangelium Mt 13. Kap.: Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 13. Kap.
Inhaltsverzeichnis
Matthäus Evangelium Mt 13. Kap.
Das 13. Kapitel des Matthäusevangeliums enthält mehrere Gleichnisse, die von Jesus erzählt wurden. Diese Gleichnisse behandeln Themen wie den Wert des Himmelreichs, das Wachstum des Reiches Gottes und die Endzeit. Die Gleichnisse sollen den Zuhörern helfen, die Bedeutung dieser Themen zu verstehen und ihre Beziehung zu Gott zu vertiefen.
In Mt 13 sind sieben Gleichnisse zusammengestellt: es ist die dritte größere Redeeinheit des Matthäusevangeliums. In diesen Gleichnissen handelt es sich um das Königtum Gottes, oder in der Sprache des Matthäus: um die Geheimnisse des Himmelreiches. Die Geheimnisse enthüllen sich dem, „der Ohren hat“ (13,9); für den einfachen Menschen und für den hochgebildeten ist es gleich leicht und gleich schwer, sie zu verstehen. Die Frage ist, ob ich im Gleichnis das finde, was mich angeht, was von Gott her direkt auf mich zukommt. Denn in jedem Gleichnis ist ebenso von mir die Rede wie von Gott und seinem Königtum. Erzabtei Beuron
Mt 13,1-23: Gleichnis der vier Ackerböden
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 13,1-23
Parallelstellen: Mk 4,1-9; Lk 8,4-8
Mt 13,1: An jenem Tag aber ging Jesus aus dem Haus hinaus und setzte sich an den See.
Mt 13,2: Und es versammelte sich eine große Volksmenge zu ihm, sodass er in das Schiff stieg und sich setzte; und alles Volk stand am Ufer.
Mt 13,3: Und er redete zu ihnen vieles in Gleichnissen und sprach: Siehe, der Sämann ging aus, um zu säen.
Mutter aller Gleichnisse
Dieses Gleichnis vom Sämann ist ein wenig die Mutter aller Gleichnisse, denn es spricht vom Hören des Wortes. Es erinnert uns daran, dass es ein fruchtbares und wirksames Samenkorn ist; und Gott streut es überall großzügig aus, ungeachtet der Verschwendung. So ist das Herz Gottes! Jeder von uns ist ein Boden, auf den der Same des Wortes fällt, niemand wird ausgeschlossen. Das Wort wird jedem von uns gegeben. Wir können uns fragen: was für eine Art von Boden bin ich? Wenn wir wollen, dann können wir mit Gottes Gnade zu gutem Boden werden, der mit Sorgfalt urbar gemacht und angebaut wird, um den Samen des Wortes reifen zu lassen. Papst Franziskus (zu Mt 13,3)
Die Bilder in dem Gleichnis
Der Sämann ist unser Gottvater im Himmel. Die Saat, die er sät, ist das fleischgewordene Wort Jesus Christus. Auf vielfältige Weise kommt es zu uns: vor allem durch die Schrift, aber auch durch Worte anderer Menschen. Dieses Wort nun fällt auf unterschiedlichen Boden (Weg, Fels, Dornen, gute Erde), einzig allein um die Beschaffenheit dieses Bodens geht es hier. Der Boden ist ein Bild für das menschliche Herz ist. Vier Böden, vier Herzenszustände werden beschrieben, die einen unterschiedlichen Grad von Empfänglichkeit besitzen. Wir alle haben diese unterschiedlichen Böden in unserem Herzen. Dass möglichst viel Saatgut auf gute Erde fällt, liegt auch in unserer Verantwortung. Das ist der Kern des Gleichnisses.
Mt 13,4: Und als er säte, fiel etliches an den Weg, und die Vögel kamen und fraßen es auf.
Das Bild des Weges
Der Weg ist trocken und hart. Er steht für den Zustand meines Herzens in der geistigen Dürre, wo ich unempfänglich bin für das Wort. Wie harter Boden reagieren wir, wenn der Heilige Geist uns eingibt, was wir tun sollen, und wir diese Eingebungen nicht weiter beachten. Habe also acht, dass Gottes heutige Worte an dich nicht von den geschäftigen Füßen des Alltags zertreten werden oder von vorbeifliegenden Vögeln gefressen wird. Sammle dich. Suche Gott in dir und horche auf Ihn. Dies ist eine täglich neue Aufgabe. Aber genau das soll dein inneres Leben sein: beginnen und wieder beginnen.
Vertiefung: Der Boden am Wegesrand repräsentiert diejenigen, die das Wort nie wirklich mit Verständnis hören. Das Wort Gottes muss verstanden werden, bevor es wirklich Früchte tragen kann. Eines der Hauptwerke Satans ist es, die Menschen hinsichtlich ihres Verständnisses des Evangeliums im Dunkeln zu halten. Wie der Weg am Wegesrand gewähren wir dem Wort manchmal überhaupt keinen Raum in unserem Leben.
Mt 13,5: Anderes aber fiel auf den felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte; und es ging sogleich auf, weil es keine tiefe Erde hatte.
Mt 13,6: Als aber die Sonne aufging, wurde es verbrannt, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es.
Das Bild des felsigen Bodens
Ein wenig Jesus geht nicht. Unsere Verwurzelung in ihm muss tief und immer tiefer gehen. Hingabe sowohl im Gebet wie in der Arbeit. Hingabe unseres ganzen Lebens. Nur so wird unsere Seele Ruhe finden. Mir persönlich hilft es, einen Gedanken, einen Bibelvers mit in den Tag zu nehmen als Wegbegleitung, die nährt. Hierzu Worte von Corrie ten Boom: Jesus Christus wird dich tiefer und tiefer heiligen, bis Jesus dein Alles ist. Er stellt uns nicht auf einmal auf die Spitze des Berges, sondern es ist ein ständiges Aufwärts- und Abwärtsgehen. Heiligung hat niemals eine Grenze erreicht, genauso wenig wie eine Ehe mit der Trauzeremonie aufhört. Es ist ein Prozess täglich neuer Hingabe, täglicher Übung im Glauben und im Gehorsam.
Vertiefung: Die Saat geht auf, geht aber ein, weil die Wurzeln durch den Fels unter der Erde nicht genügend Wasser bekommen und so in der Hitze verdorren. Ein Bild dafür, wenn wir das Wort Jesus kurzzeitig begeistert aufnehmen, doch dieses Interesse ist nicht beständig und oberflächlich und so keine Wurzeln schlägt. In Zeiten der Anfechtung haben sie keine Ausdauer und lassen sich vom Windstoß eines kleinen Sturms in ihrem Glauben umwerfen. Bin ich konsequent in der Vertiefung meiner Beziehung zum Wort Jesu? Ich richte meine Aufmerksamkeit auf ein tiefes geistiges Leben. Wie die steinigen Orte haben wir manchmal Begeisterungsblitze beim Empfangen des Wortes, die schnell ausbrennen.
Mt 13,7: Anderes aber fiel unter die Dornen und die Dornen wuchsen auf und erstickten es.
Das Bild der Dornen
Der von Unkraut überwucherte Boden steht für ein Herz, dass sich von den Dingen dieser Welt zu sehr in Beschlag nehmen lässt. Da ist erstens das Dornengestrüpp der Sorgen. Wie häufig überfallen uns schon wegen Kleinigkeiten am Morgen die Sorgen. Statt sie Jesus abzugeben, grüble ich den ganzen Tag darüber nach und verhindere dadurch, dass das Wort Jesu in meinem Herzen wirken kann.
Da ist zweitens das Dornengestrüpp der Verlockungen und die Gier nach allerlei weltlichen Dingen. Die Angebote dieser Welt überfluten das Herz und ersticken die Wahrheit von Gottes Wort. Was beschäftigt mein Herz am meisten, wovon lebt mein Herz? Gegenüber welchen Anhänglichkeiten und Sorgen ist das Wort in meinem Leben der Verlierer? Wie die Erde unter Dornen , drohen die Sorgen dieser Welt und die Täuschung des Reichtums ständig, Gottes Wort und unsere Fruchtbarkeit zu ersticken.
Mt 13,8: Anderes aber fiel auf das gute Erdreich und brachte Frucht, etliches hundertfältig, etliches sechzigfältig und etliches dreißigfältig.
Das Bild des fruchtbaren Bodens
Der fruchtbare Boden steht für das Herz, das hört im tiefsten Innern. Das Merkmal echten Glaubens ist das beständige Hören auf das Wort Gottes. Jesus, gib mir Deine Gnade, trotz meiner Geschäftigkeit, trotz dem Druck der Gesellschaft, trotz all der Sorgen und Begierden jeden Tag Zeit für Dein Wort zu finden. Hilf mir, es zu hören, es im Herzen zu bewahren, um 100fach Frucht zu bringen in meinem Leben! Wie der gute Boden trägt das Wort in unserem Leben Früchte.
Herzenszustände nach Gerrid Setzer
Es werden uns vier grundsätzlich verschiedene Herzenszustände vorgestellt. Sehen wir uns das etwas näher an:
Der Weg – das harte Herz. Das Herz ist durch den Betrug der Sünde verhärtet worden. Der Teufel hat leichtes Spiel, um dafür zu sorgen, dass die Botschaft Gottes nicht eindringt.
Das Steinige – das oberflächliche Herz. Das Herz ist bereit, das Wort aufzunehmen, es mangelt aber an wirklichem Interesse und Tiefgang. Das Fleisch wird verhindern, dass Frucht emporwächst.
Das Dornige – das geteilte Herz. Das Wort wird aufgenommen, aber in dem Herz ist auch viel Platz für andere Dinge. Die „Welt“ dringt hinein und erstickt die Frucht.
Die gute Erde – das aufnahmebereite Herz. Das Wort wird mit wahrem Verständnis aufgenommen und Frucht wird hervorgebracht.
Mt 13,9: Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Mt 13,10: Da traten die Jünger herzu und sprachen zu ihm: Warum redest du in Gleichnissen mit ihnen?
Mt 13,11: Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Weil es euch gegeben ist, die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu verstehen; jenen aber ist es nicht gegeben.
Mt 13,12: Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und er wird Überfluss haben; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen werden, was er hat.
Wer hat, dem wird gegeben
„Wer hat, dem wird gegeben. Wer nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.“ Tatsache. So ist es wirklich in der Welt: Die Armen werden immer ärmer, die Reichen immer reicher. Doch ich denke, dass Jesus hier etwas anderes meint. Ich möchte es wagen, den Satz einmal umzuformulieren: „Wer Offenheit hat, den werde ich reich beschenken; wer keine Offenheit hat, dem kann ich nichts geben, und er wird auch noch verlieren was er hat.“ Anstelle von Offenheit könnten wir auch Glauben sagen, Vertrauen oder Sehnsucht. Denn Gott zwingt niemandem seine Geschenke auf. Er schenkt dem, der beschenkt werden möchte. Magdalena Sczuka (zu Mt 13,12)
Mt 13,13: Darum rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie sehen und doch nicht sehen und hören und doch nicht hören und nicht verstehen;
Mt 13,14: und es wird an ihnen die Weissagung des Jesaja erfüllt, welche lautet: »Mit den Ohren werdet ihr hören und nicht verstehen, und mit den Augen werdet ihr sehen und nicht erkennen!
Nicht alle verstehen das Evangelium
Jesus verkündet die Frohe Botschaft. Es ist tatsächlich eine sehr gute und frohe Botschaft, aber manche wollen sie nicht hören. Vielleicht habe ich mich schon einmal selbst darüber gewundert, warum die Liebe Gottes für mich so offensichtlich ist, und warum so viele Menschen, die sie auch bräuchten, sich gar nicht dafür interessieren. Es ist ein Geschenk, dass ich die Frohe Botschaft verstehe. Eva Gloserová (zu Mt 13,14)
Mt 13,15: Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt, und mit den Ohren hören sie schwer, und ihre Augen haben sie verschlossen, dass sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile.
Ein Problem ist das Herz
Eine Ursache für die Blindheit und Taubheit wird erwähnt: Das Herz dieses Volkes ist hart geworden. Was bedeutet das? Dass sie sich Gott gegenüber verschließen? Dass sie ihn nicht brauchen und lediglich aus eigener Kräften leben wollen? Dass sie nicht darauf vertrauen, dass Gott ihnen ein erfülltes und glückliches Leben wünscht? Eva Gloserová (zu Mt 13,15)
Mt 13,16: Aber glückselig sind eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass sie hören!
Selig seid ihr!
Selig sein, heißt glücklich sein. Glücklich, gesegnet seid ihr, die ihr auf Gott und seine Liebe zu euch vertraut. Wer das Leben so betrachtet, kann auch in schwierigen Situationen die Zeichen der Liebe und Vorsehung Gottes lesen und erkennen. Eva Gloserová
Selig sind wir, wenn wir von ihm die Gnade empfangen, ein wenig in das Mysterium Gottes hineinzuschauen! Nur er kann uns das geben. Wir können es nicht aus eigener Kraft. Danken wir ihm dafür: dass wir den Glauben haben; dass wir den Wert des Gebetes erkennen; dass wir das Wort Gottes gläubig hören. Denken wir daran, dass das, was wir haben, uns gegeben wurde – nicht aufgrund von eigenem Verdienst, sondern aus Gnade. Magdalena Sczuka (zu Mt 13,16)
Körperliches und geistiges Auge und Ohr
Daher sind die Augen derer, welche sehen und nicht glauben wollen, zu bedauern; eure Augen aber selig zu preisen, weil sie sehen; und eure Ohren, weil sie hören. Hätten wir oben nicht gelesen, dass der Heiland die Zuhörer zum Verständnis aufforderte, indem er sprach: Wer Ohren hat zu hören, der höre; so könnten wir glauben, es seien die körperlichen Augen und Ohren selig zu preisen. Mir aber scheinen jene Augen selig zu sein, welche die Geheimnisse Christi erkennen können. Goldene Perle (zu Mt 13,16)
Mt 13,17: Denn wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben zu sehen begehrt, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
Mt 13,18: So hört nun ihr das Gleichnis vom Sämann:
Mt 13,19: Sooft jemand das Wort vom Reich hört und nicht versteht, kommt der Böse und raubt das, was in sein Herz gesät ist. Das ist der, bei dem es an den Weg gestreut war.
Ins Herz gesät
So betrachtet Gott die Worte, die er zu uns spricht: als eine uns ins Herz gepflanzte Saat. Nicht wie einen Befehl, nicht etwa nur als Information sieht er sie an. Sie sind eine Gabe, die das Potential hat, in mir zu wachsen und Frucht bringen. Sein Wort hat die Kraft, mich und die Welt um mich herum zu bereichern, ja sogar zu verwandeln. Es ist eine kostbare Saat. Eva Gloserová (zu Mt 13,19)
Der Same auf dem Weg
Eine Art, wie der Böse den Samen Gottes aus unserem Herzen wegnimmt, sind die Zweifel. Der Vater der Lüge (Joh 8,44) sät unterschwellig Zweifel, Halbwahrheiten und Lügen in unser Herz, wie zum Beispiel: „Du bist zu schlecht für Gott.“ „Die Erlösung ist zu schwach für dich.“ „Du musst dir die Liebe Gottes verdienen.“ „Du bist allein.“ „Gott hört dich nicht.“ „Es gibt keine Hoffnung für dich.“ Wir dürfen diese Lügen zurückweisen und uns auf die Wahrheit Gottes besinnen, damit sein Same in uns wachsen kann. Michael Hemm (zu Mt 13,19)
Mt 13,20: Auf den felsigen Boden gestreut aber ist es bei dem, der das Wort hört und sogleich mit Freuden aufnimmt;
Mt 13,21: er hat aber keine Wurzel in sich, sondern ist wetterwendisch. Wenn nun Bedrängnis oder Verfolgung entsteht um des Wortes willen, so nimmt er sogleich Anstoß.
Der Same auf dem felsigen Boden
Der felsige Boden steht für eine Haltung der Oberflächlichkeit und Weltlichkeit. Wenn wir „felsigen Boden“ im Herzen haben, sehen oder spüren wir den Glauben und das Gebet nur als Pflicht, nicht als persönliche Beziehung. Wem eine tiefgehende und daher persönliche Glaubenserfahrung fehlt, der wird den Glauben beim Auftauchen der ersten Schwierigkeiten fallen lassen. Doch auch alle, die schon das Geschenk einer persönlichen Gotteserfahrung bekommen haben, sind gerufen, ihren Glauben immer mehr zu vertiefen und besonders in trockenen Zeiten bestärken zu lassen. Michael Hemm (zu Mt 13,21)
Mt 13,22: Wieder ein anderer Teil der Saat fällt ins Dornengestrüpp. Das bedeutet: Jemand hört das Wort, doch die Sorgen dieser Welt und die Verlockungen des Reichtums ersticken es, und es bleibt ohne Frucht.
Der Same unter den Dornen
Die Dornen stehen für unsere Sorgen, den Stress, die Überdosis an weltlicher Ablenkung, die Arbeit und den Alltag, der uns manchmal über den Kopf wächst. Bisweilen denken wir, wir müssten für Gott alles perfekt machen, leisten und performen. Doch Gott möchte keine Hochleistungsgläubigen, die hauptsächlich auf sich selbst schauen. Er möchte Kinder, die auf ihn schauen, die er lieben kann und die glücklich sind – auch in den Sorgen des Alltags, weil sie wissen, dass der Vater trotz allem dornigen Wirrwarr die Kontrolle behält. Michael Hemm (zu Mt 13,22)
Glaube versus unsere Sorgen
Die Sorgen dieser Welt hindern uns daran, den Glaube in unserem Herzen tiefe Wurzeln fassen zu lassen. Ja, wir glauben an Gott, wollen ihm vertrauen. Doch sobald die Nöte dieser Welt aufkommen, die Sorge um unsere Zukunft, Krankheit, Verlust, Personen, die uns verletzen, … vergessen wir ganz schnell, auf wen wir unsere Hoffnung und unser Vertrauen gesetzt haben.
Und dennoch: Gott weiß, was passiert, er hat alles in der Hand! Dort, wo uns Sorgen überfallen und Gott nichts zu tun scheint, wollen wir im ersten Moment unser Leben am liebsten selbst in die Hand nehmen. Doch genau da will und wird Jesus für uns da sein und alles zum Besten lenken! Gott ist so gut! Übergeben wir also Gott unsere Sorgen, denn nur er weiß, was am besten für uns ist. Theresa Dömling (zu Mt 13,22)
Sich nicht ablenken lassen
Neugierde, Ehrgeiz, Unruhe, Unachtsamkeit u.v.m. sind die Ursache, daß wir tausendmal mehr Hindernisse als Werke, mehr Beschäftigungen als Aufgaben haben. Diese Trödeleien, diese überflüssigen Beschäftigungen, mit denen wir uns belasten, sind es, die uns von der Liebe zu Gott abziehen, nicht aber die eigentlichen Arbeiten in Familie und Beruf.
Nehmen wir nicht wie ein Chamäleon die Farbe seines Aufenthaltsortes an, die Farbe unserer Arbeiten und Gespräche, sondern bleiben wir immer ganz mit Gott verbunden, immer weiß an Reinheit, rot an Liebe und immer voll von Demut. So lieben fromme Menschen die Liebe nicht minder, wenn sie sich den äußeren Notwendigkeiten zuwenden, als wenn sie beten. Ihr Schweigen und ihre Stimme, ihre Taten und ihre Beschauung, ihre Beschäftigungen und ihre Ruhe singen in gleicher Weise in ihnen das Lied ihrer Liebe.
Mt 13,23: Auf das gute Erdreich gesät aber ist es bei dem, der das Wort hört und versteht; der bringt dann auch Frucht, und der eine trägt hundertfältig, ein anderer sechzigfältig, ein dritter dreißigfältig.
Guter Boden sein
Wir sind guter Boden, wenn wir das Wort hören und verstehen. Denn nur dann können wir sein Wort auch weitergeben, sein Licht ausstrahlen, Licht der Welt sein. Doch alleine, aus eigener Kraft, können wir das wiederum nicht. Um das Wort wirklich zu verstehen, brauchen wir den Heiligen Geist. Wir brauchen seine Weisheit, um Gottes Wort nicht nur zu hören, sondern auch zu verstehen und zu verinnerlichen. Wenn wir Jesus um seinen Geist bitten und offen sind für das, was er uns sagen will, dann kann er uns sein Wort offenbaren. Dann werden wir im Glauben auch immer fester verwurzelt sein, sodass der Böse es nicht mehr schaffen kann, uns den Glauben zu entreißen. Theresa Dömling (zu Mt 13,23)
Mt 13,24-30: Gleichnis Unkraut unter Weizen
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 13,24-30
Mt 13,24: Das Reich der Himmel gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte.
Das Böse in der Welt und die Geduld Gottes
Die Szene spielt sich auf einem Acker ab, auf den der Herr Weizen sät. Doch eines Nachts kommt der Feind und sät Unkraut. Die Knechte möchten das Unkraut sofort ausreißen, doch der Herr hindert sie daran mit der Begründung, dass sie zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen ausreißen würden. Es geht in diesem Gleichnis um das Problem des Bösen in der Welt und in uns und es geht um die Geduld Gottes. Der gute Samen ist Christus selbst. Wer ihn aufnimmt in den Acker seiner Seele, der wird zum guten Weizen heran wachsen und Frucht bringen.
Mt 13,24: Gottes himmlisches Reich kann man vergleichen mit einem Bauern und der guten Saat, die er auf sein Feld säte.
Bilder in dem Gleichnis
Jesus sät guten Samen auf das Feld. Das Feld ist unser Herz. Jesus sät Liebe in unser Herz. Wir wissen uns geliebt und können seine Liebe weitergeben. Wir haben Freude an der Gemeinschaft mit Gott, wir empfangen die Sakramente, lesen in der Bibel, beten. Wir tun Gutes und setzen uns für andere ein. Der Angst in den „Krisen“ unseres Lebens können wir mit Gelassenheit und Vertrauen auf Gott begegnen. Wenn die Früchte der Liebe in unserem Herzen heranreifen können, gleicht unser Herz einem reifen Weizenfeld. Ellen Charlotte Petermann (zu Mt 13,24)
Mt 13,25: Während aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut mitten unter den Weizen und ging davon.
Nacht der Unbewusstheit
In der Nacht, in der wir schlafen, in der wir unbewusst dahin leben, sät der Feind das Unkraut aus. Der Feind kommt in der Nacht, in der Finsternis, wo kein Licht ist. Sobald wir dann am Tag bewusst auf den Acker unserer Seele schauen, bemerken wir, dass da Weizen neben dem Unkraut wächst, dass Gutes und Böses in uns ist.
Das gilt es erst einmal zu erkennen. Natürlich arbeiten wir an uns und doch machen wir die ernüchternde Erfahrung, wie hartnäckig die Unvollkommenheit uns begleitet. Das Gute und Reine mögen unsere Ideale sein, tatsächlich bleiben uns aber immer nur Annäherungen. Bei allem guten Willen und bei aller Anstrengung bleiben wir immer wieder hinter dem, was wir uns vorgenommen haben oder was uns aufgetragen ist zurück.
Mt 13,26: Als nun die Saat wuchs und Frucht ansetzte, da zeigte sich auch das Unkraut.
Unkraut in unserem Herzen
Wie in jedem Garten und auf jedem Feld macht sich immer dort, wo das Gute wächst, auch gern hartnäckiges Unkraut breit. So auch in unserem Herzen: Zweifel, Angst, Anfechtungen, Trotz und vieles mehr wird es unter den guten Früchten in unserem Herzen immer wieder geben. Es ist nicht möglich, das Böse dauerhaft ganz aus unseren Herzen zu entfernen. Besonders in schwachen Momenten wird dieses „Unkraut“ eine Lücke finden, um wieder aufzukeimen. Das darf uns nicht erschrecken. Suchen wir Gott und seine Liebe, werden wir immer Hilfe und Vergebung finden. Ellen Charlotte Petermann (zu Mt 13,26)
Weizen und Unkraut
Unser Herz ist wie ein Feld, auf das Gott Weizen sät, damit es gute Früchte trägt. Gleichzeitig wächst aber auch aufgrund der Folgen der Erbsünde dazwischen das Unkraut. Es ist interessant, dass der Weizen mühsam aufgezogen und geerntet wird, während das Unkraut manchmal wie von selbst zu wachsen scheint, fast ohne jede Mühe. Auch in unserem Leben kann der Feind, wenn wir nicht wachsam und aufmerksam sind, Unkraut säen und so finden sich Selbstsucht, Stolz, Eitelkeit und alle Sünden bei uns ein, ohne dass wir es merken.
Um das zu verhindern, gibt es einen Schlüssel, den Jesus uns in diesem und in vielen anderen Abschnitten des Evangeliums reicht: Seid wachsam, bleibt wach, haltet Wache und betet. Wie können wir das in unserem täglichen Leben umsetzen? Indem wir unser Gewissen prüfen. Indem wir diesen täglichen Moment der Stille suchen, um unser Herz vor Gott zu stellen und darüber nachzudenken, was geschehen ist, was wir gesät haben und was gesät wurde: Weizen, Gras, Unkraut? José Andrés González Fernández (zu Mt 13,26)
Mt 13,27: Und die Knechte des Hausherrn traten herzu und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen in deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut?
Woher kommt das Unkraut?
In der Welt, in unserem Umfeld und in unserem eigenen Leben, in unserem eigenen Herzen entdecken wir oft auch das Negative und Böse. Das Böse erschreckt uns, wir wollen es nicht wahrhaben und es scheint oft übermächtig, unaufhaltsam oder unüberwindbar. Dabei hilft es uns jedoch, dass wir alles, was uns Angst macht und uns „runterzieht“, beim Namen nennen und wie die Knechte im Gleichnis zum Gutsherrn, zu unserem Herrn bringen und ihm offenlegen können. Michael Hemm (zu Mt 13,27)
Mt 13,28: Er aber sprach zu ihnen: Das hat der Feind getan! Da sagten die Knechte zu ihm: Willst du nun, dass wir hingehen und es zusammenlesen?
Innere Ambivalenz des Menschen
Mit den gleichen Ohren verstehen und missverstehen wir, mit ein und demselben Herzen vertrauen und misstrauen wir, mit den gleichen Händen bauen wir auf und reißen wir nieder, öffnen wir Türen und schlagen sie zu. Wir sind nicht eindeutig gut und nicht eindeutig böse. Der Zwiespalt, der Konflikt steckt in uns selbst, in jedem. Wir sind der Acker, in dem Unkraut und Weizen wachsen.
Wenn Gott, der uns so viel Freiheit schenkt, wenn Jesus, der uns erlöst hat, uns das Leben in Ambivalenzen nicht nimmt, muss gerade das für etwas gut sein. Die alten Mönchsväter der Wüste wussten darum, dass gerade der unausweichliche Konflikt uns wachhält, dass das, was wir als Anfechtung erleben und womit wir ringen, uns schult im Umgang mit den Energien, die in uns stecken, unsere Kraft und Beharrlichkeit stärkt auf dem Weg des Heils. Noch ist nicht die Zeit der Ernte, noch ist Arbeitszeit.
In dir wächst Weizen und Unkraut
Das Unkraut versuchen wir allzu oft vor anderen zu verbergen, um ein möglichst schönes Bild nach außen ab zu geben, Schein und Sein, daraus können im Extremfall ganze Lebenslügen aufgebaut werden. Wer das Unkraut, das „Nicht-so-Schöne“ in sich verdrängt, gerät in eine Sackgasse, denn es lässt sich nicht verdrängen. In uns wächst Weizen UND Unkraut. Das ist Fakt! Das Unkraut können und dürfen wir nicht negieren, sondern müssen es Gottes unbegreiflicher Barmherzigkeit hinhalten. Klar und für das Weizen können und dürfen wir ganzem Herzen und Verstand sagen: „Gott sei Dank!“
Worte von Anselm Grün
Das Gleichnis vom Unkraut im Weizen holt uns sozusagen auf den Boden der Tatsachen zurück, was unsere Sicht auf Reinigung angeht. Wir möchten uns als Menschen gerne auf perfekte Weise von allen negativen Emotionen, Leidenschaften und Kräften reinigen, sodass kein einziger dunkler Fleck auf unserer Seele und unserer Weste zurückbleibt. Doch dieses Gleichnis zeigt uns, dass die Realität anders aussieht.
Das Unkraut, von dem er hier spricht, ist der sogenannte Lolch. Er verbindet seine Wurzeln mit denen des Weizens. Wenn man das Unkraut ausreißt, reißt man daher eben auch den Weizen mit aus. Übertragen auf unser Leben heißt das: Wir möchten am liebsten unsere Fehler und Schwächen aus uns herausreißen. Wir möchten sozusagen chemisch rein sein, perfekt, ohne jeden Makel.
Doch Jesus macht mit diesem Gleichnis deutlich: Das geht nicht. Weil man nicht das eine tilgen kann, ohne das andere auch zu beschädigen. Beschrieben ist hier die typische Tendenz von Perfektionisten, alles Negative aus sich herausreißen zu wollen. Doch dann wächst auch alles Gute in uns nicht mehr. Dann bleibt das Leben ohne Frucht. Das Gleichnis beschreibt eine falsch verstandene Weise des Reinigens. Man möchte – um im Bild zu bleiben – sich chemisch reinigen und sterilisieren. Doch dann wird der Mensch eben steril. Anselm Grün (zu Mt 13,28)
Mt 13,29: Er aber sprach: Nein!, damit ihr nicht beim Zusammenlesen des Unkrauts zugleich mit ihm den Weizen ausreißt.
Geduld und Gelassenheit
Wenn wir das Unkraut ausreißen möchten, würden wir den Weizen mit herausziehen. Dann würde gar nichts wachsen. Wir sollen nicht perfektionistisch auf unsere Fehlerlosigkeit fixiert sein, denn der Preis für diesen Perfektionismus ist die Unfruchtbarkeit. Allerdings dürfen wir das Unkraut auch nicht wuchern lassen. Er muss beobachtet, notfalls zurück geschnitten werden. Nur ausreißen können wir es nicht. Tief in unserer Seele ist eine Tendenz, alles Fehlerhafte in uns auszuradieren. Doch dann wird unsere Seele unfruchtbar, kann auch das Gute nicht mehr wachsen. Es braucht viel Geduld und Gelassenheit, um beides in uns gedeihen zu lassen. Anselm Grün (zu Mt 13,29)
Worte von Papst Franziskus
Unserer Ungeduld wird das geduldige Warten Gottes gegenübergestellt. Bisweilen haben wir es sehr eilig, zu urteilen, einzuordnen, hier die Guten, dort die Schlechten hinzustellen. Gott dagegen vermag zu warten. Er schaut auf den Acker des Lebens eines jeden Menschen voll Geduld und Barmherzigkeit. Er sieht den Schmutz und das Böse viel besser als wir, doch er sieht auch die Keime des Guten und wartet vertrauensvoll, dass sie heranreifen. Gott ist geduldig, er versteht zu warten. Wie schön ist das doch: Unser Gott ist ein geduldiger Vater, der uns immer erwartet, und er wartet offenen Herzens auf uns, um uns zu empfangen. Papst Franziskus (zu Mt 13,29)
Worte von Joh. Bapt. Metz
Nie tun Menschen einander so viel Böses an, als wenn sie ungeduldig das rein Gute verwirklichen wollen, wenn sie sich selbst zum Richter erheben in verfrühter Stunde. Der Gang der Geschichte beweist es uns immer wieder: wie im Namen von Utopien des innerweltlichen Heils Knechte, die nicht von Gott gesandt waren, auszogen, um alles Unkraut zu jäten, und dabei den Weizen Gottes furchtbar zerstörten. Die Geschichte der Welt kann sich nicht selbst ins Reine bringen, sich nicht selbst erlösen. Auch die Geschichte der Kirche nicht; auch für sie gilt das Gesetz unseres Gleichnisses; auch in ihr muss immer wieder jenen Knechten Widerstand geleistet werden, die sich im Namen einer ‚reinen‘ Kirche zu eigenmächtigem Gericht erheben und die Geduld Gottes auf die Probe stellen …
Nie kann sich unser Dasein im Licht des reinen, fraglosen Guten erheben: ungeschieden sprossen Weizen und Unkraut auf dem Acker unserer Freiheit, der unser Leben ist – bis zum Tag der Ernte, der nicht unser Tag ist. Wir können nicht endgültig den Weizen vom Unkraut sondern; immer begegnen wir uns im Spiegel unseres Bewusstseins als die, die gut und böse sind, obwohl unser Ende gut oder böse ist“
Mt 13,30: Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte will ich den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, dass man es verbrenne; den Weizen aber sammelt in meine Scheune!
Herr der Lage
Als die Knechte im Gleichnis den Gutsherrn voller Sorge vom Unkraut berichten, bleibt dieser völlig gelassen: Er weiß schon Bescheid, mehr noch: Er behält die Kontrolle über seinen Acker und ist immer Herr der Lage. Das gilt auch für unser Leben. Nicht wir müssen die Welt wieder ins Lot bringen und sie retten. Das hat Jesus schon für uns getan. Gott hat das Böse schon in seinen Heilsplan mit einberechnet. Nichts kann ihn überraschen. Wir dürfen darauf bauen, dass Gott in jedem Fall die Kontrolle behält, und in allen Umständen auf ihn vertrauen. Michael Hemm (zu Mt 13,30)
Zur Zeit der Ernte
Bei der Ernte – in unserem Tod – werden die Engel Gottes in uns beides voneinander trennen. Sie werden das Unkraut verbrennen und den Weizen in die Scheunen bringen. Dann wird es nur noch reinen Weizen in uns geben. Doch solange wir leben, werden wir auch mit dem Unkraut leben müssen. Wir dürfen aber darauf vertrauen, dass Gott in unserem Tod alles Unreine von uns wegwischt, damit das reine und ursprüngliche und unverfälschte Bild Gottes in uns aufstrahlt. Anselm Grün (zu Mt 13,30)
Worte der Wüstenväter
Es wird erzählt: Ein junger Mönch kommt zu Abbas Poimen und sagt: Alles, was ich an Gutem tue, entwerten die Dämonen. Wenn ich jemandem helfe, dann sagt mir meine innere Stimme: Das tust du nur, um vor anderen gut dazustehen, um dich beliebt zu machen.
Wenn ich bete, sagt mir meine innere Stimme: Du betest ja nur, um vor den anderen als frommer Mönch zu erscheinen. Alles Gute ist immer vermischt mit egoistischen Motiven. Also hat es gar keinen Sinn, Gutes zu tun. Statt einer Antwort erzählt ihm Poimen eine Geschichte: In einer Stadt gab es zwei Bauern. Beide wollten Getreide aussäen. Als sie damit begannen, merkten sie, dass das Getreide nicht gereinigt war.
Der eine Bauer sagte: Das säe ich nicht aus. Der andere tat es trotzdem. Nach einem Jahr gab es in der Stadt eine Hungersnot. Poimen fragt nun den jungen Mönch: Wer von beiden hatte wohl zu essen? Dieser antwortete: Der, der ungereinigtes Getreide gesät hat. Da sagte Poimen: Also lasst uns ungereinigtes Getreide säen, damit wir und andere etwas zu essen haben. Wir dürfen nicht warten, bis unsere Motive beim Helfen, beim Beten, beim Spenden, beim Einsatz für andere ganz rein sind. Sie werden immer vermischt sein mit egoistischen Motiven. Es braucht Demut, das anzuerkennen. Anselm Grün (zu Mt 13,30)
Mt 13,31-32: Gleichnis vom Senfkorn
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 13,31-32
Parallelstellen: Mk 4,30-34
Mt 13,31: Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: Das Reich der Himmel gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das Reich der Himmel gleicht einem Senfkorn
Es lohnt sich, an dieser Stelle ein Bild eines Senfkorns anzuschauen, zum Beispiel im Vergleich zu einer kleinen Münze. Das Senfkorn ist verschwindend klein und winzig, und dennoch vergleicht Jesus das Himmelreich damit. In dem Gleichnis ist aber nicht nur davon die Rede, wie klein das Senfkorn ist, sondern auch davon, wie groß und füllig der daraus wachsende Baum oder Strauch ist. Im Alten Testament wird das Bild des weitverzweigten Baumes auch für Königreiche verwendet, und so ist das Reich Gottes ebenso weit verzweigt, sodass die Vögel des Himmels – manchmal gedeutet als die heidnischen Völker – auch darin Platz finden. Dadurch ist das Gleichnis nicht nur eines der Größe, sondern auch der Großzügigkeit Gottes. Die Welt kann darin Platz finden, auch wenn der Anfang manchmal so klein erscheint wie ein Senfkorn. Habe ich Vertrauen in dieses „Senfkorn“? Felix Honekamp (zu Mt 13,31)
Mt 13,32: Dieses ist zwar von allen Samenkörnern das kleinste; wenn es aber wächst, so wird es größer als die Gartengewächse und wird ein Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.
Bild für unseren Glauben
Das Senfkorn ist ein Bild für unseren Glauben. Es ist klein, fast armselig, aber es birgt in sich die Potentialität des Wachsens. Es wächst langsam aber stetig. Alles, was im Glauben geschieht, lärmt nicht, wirkt im Verborgenen, aber immer mit einer großen Kraft. Wir müssen das Kleine und Unscheinbare in unserem „Tag-fürTag“ immer wieder neu erkennen und uns nicht vom Großen und Lauten einlullen lassen. Dieses Kleine begegnet dir gerade im Alltag, unscheinbar aber dennoch mächtig in dir wirkend, so dass aus dem Senfkorn ein Baum entsteht, ein tiefer Glaube, der trotz der Stürme in deinem Leben tief verwurzelt da steht Im Wochenthema steht die Bedeutung und Wichtigkeit unseres Alltags im Mittelpunkt.
Das Reich Gottes beginnt im Kleinen
Aus etwas scheinbar Unwichtigem wird etwas von großer Wichtigkeit. Das ist die Kraft des Glaubens, der klein beginnt, dann wächst und schließlich unser ganzes Leben durchdringt und uns in Jesus das Leben in Fülle bringt. In Jesu Bild vom Senfkorn kann ich die Kraft der Verheißung von aufblühendem Leben für mich wiederfinden, gerade in schwierigen Lebenssituationen. Die Vögel nisten in diesem Baum des Glaubens, d.h. seine Nützlichkeit geht weit über die eigenen Bedürfnisse hinaus. Es schützt und hilft anderen.
Der Wert des Kleinen
Ich glaube, er will uns besonders zeigen, dass das Kleine und Verborgene den größten Wert vor ihm hat. Ein versteckter Akt der Liebe ist in seinen Augen groß, weil er immer aus einem reinen Herzen kommt. Die Gefahr, dass wir eigentlich nur handeln, weil wir gesehen werden oder man uns bewundert, wächst umso mehr, je größer und wichtiger die Dinge sind, die wir tun.
Es kommt Gott aber nicht auf die Wichtigkeit unserer Projekte an, sondern auf die Liebe und die Reinheit, mit denen wir sie verfolgen. Daher sind es genau die Momente, die keinen interessieren und uns kein Lob einbringen, die wir aus reiner Liebe zu ihm vollbringen. Diese verborgen Taten der Liebe sind die Senfkörner in unserem Leben, aus denen das Reich Gottes wachsen wird. Nils Schäfer (zu Mt 13,32)
Jesus als Senfkorn
Zitat von Gregor dem Großen: Das Senfkorn ist der Herr selbst, der im Garten begraben wurde, aber als großer Baum erstand. Ein Korn war er im Tod, ein Baum in der Auferstehung. Ein Korn in der Niedrigkeit der Menschennatur, ein Baum in der Macht seiner Majestät.
Die Vögel der Luft nisten in den Zweigen
Christus möchte, dass die Saat, die er in unsere Herzen gesät hat, zu schlanken, gesunden Bäumen heranwächst, so dass die Vögel des Himmels dort Schutz finden können. Er möchte uns zu Menschen machen, die seine fruchtbare Saat aussäen. Er braucht uns, damit wir seine Worte zu anderen Menschen bringen. Christus sandte seine Apostel in eine feindlich gesinnte Welt: eine Welt, die an viele Götter glaubte, eine Welt, die Christus gerade gekreuzigt hatte. Dennoch säten die Apostel weit und breit die Botschaft des Evangeliums aus, und sie schlug Wurzeln in vielen Herzen.
Das Himmelreich wuchs. Jetzt sind wir an der Reihe. Jesus ruft uns auf, Apostel zu sein, sein Evangelium weit und breit auszusäen. Wir sind Teil einer unzerbrechlichen Kette des Glaubens. So wollen wir unser Leben als treue und furchtlose Apostel leben. Herr, Jesus, wie kann ich dein treuer und mutiger Apostel sein? Roderick Ermatinger (zu Mt 13,32)
Mt 13,33-35: Gleichnis vom Sauerteig
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 13,33-35
Mt 13,33: Das Reich der Himmel gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und heimlich in drei Scheffel Mehl hineinmischte, bis das Ganze durchsäuert war. Obwohl sie nur wenig davon unter eine große Menge Mehl mischt, ist am Ende alles durchsäuert.
Der Sauerteig als Bild für die Liebe
Augustinus deutet das Gleichnis so: Der Sauerteig steht für die Liebe und in ihr für jegliche andere Tugend. Die drei Scheffel Mehl sind der Mensch mit Herz, Seele und Verstand. Die Liebe soll also unser ganzes Dasein ergreifen, umwandeln, durchsäuern. Dort wo das Reich Gottes angenommen wird, gewinnt diese Liebe an Raum.
Eine kleine Menge Sauerteig (=Liebe) kann einen riesigen Teig (=Mensch) verwandeln. Drei Scheffel Mehl war ein halber Zentner (ca. 36 Liter), eine unüblich große Menge für einen Privathaushalt. Das verdeutlicht die Kraft der Liebe, die sich ausdrückt im Glauben an den Menschen, an den guten Kern, an den göttlichen Funken, der in jedem ist. Die Liebe verwandelt die gewöhnlichen Taten unseres Alltags, indem es sie in Gottes Augen viel schöner macht.
Langsames Wachsen in uns
Wenn wir ehrlich mit uns sind, sehen wir schnell, dass es in unserem Handeln noch viel Eigenliebe und wenig reine Liebe gibt. Das sollte uns aber nicht in eine Selbstanklage führen, denn Christus spricht heute auch davon, dass das Himmelreich wie ein Teig ist, der langsam durchsäuert wird. Vielleicht bin ich noch weit davon entfernt, Gott mit reiner und selbstloser Liebe zu leben, aber es braucht auch Zeit, bis uns Gottes Leben ganz durchdringt.
Das Wichtige ist, dass wir immer wieder den Sauerteig Gottes in unser Leben hinzugeben, damit er uns durchdringen kann. Gott wirkt langsam und verborgen, aber er wirkt. Solange wir ihm immer wieder in den Sakramenten und durch das Lesen der Bibel Raum lassen, wird er bewirken, dass sein Leben in uns wächst. Nils Schäfer (zu Mt 13,33)
Er sagt aber: Bis es ganz durchsäuert ist, weil die in unserer Seele verborgene Liebe so lange wachsen muß, bis sie die ganze Seele zu ihrer Vollkommenheit umwandelt, was hier angefangen, dort aber vollendet wird. Goldene Perle
Ein kleines bisschen reicht
Durchdringend ist auch der Sauerteig. Schon ein wenig reicht aus, um eine ganze Masse Teig zu durchsäuern (hier ist in anderen Übersetzungen von „drei Sea“ – Scheffel – die Rede, knappe 40 Liter). Jesus beschreibt einerseits die Kraft, die Gottes Gnade innewohnt, andererseits aber auch die Macht, von der die Mission der Jünger erfüllt sein wird. Es ist gar nicht viel notwendig, um die Welt in ihrer Substanz zu verbessern, sie auf Gott auszurichten. Schon ein wenig meines Zutuns, in meinem Umfeld, im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten reicht aus. Wo in der Welt bin ich selbst solch ein Sauerteig? Ich bin hierin unersetzlich, denn es gilt auch das Gegenteil, wie Jesus in Matthäus 16,5-12 deutlich macht, wenn er vom Sauerteig der Pharisäer spricht, vor dem sich die Jünger hüten sollen. Felix Honekamp (zu Mt 13,33)
Mt 13,34: Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zu der Volksmenge, und ohne Gleichnis redete er nicht zu ihnen,
Gleichnisse
Der Evangelist Matthäus weist darauf hin, dass Jesus viele seiner Botschaften in Gleichnissen formuliert. Wäre es denn nicht besser, wenn er in klareren Worten sprechen würde? Aber würden die Menschen ihm dann zuhören, wenn sie nur hörten, dass sie missionieren sollten; dass das Himmelreich groß sein wird? Selbst wenn mir die Themen Senfkorn oder Sauerteig fremd sind, so kann ich doch erkennen, dass dahinter eine größere Geschichte steckt als die von weltlichem Erfolg, ja ein tiefes Geheimnis. Habe ich genug Vertrauen und auch Demut, um mich auf diese Gleichnisse einzulassen? Felix Honekamp (zu Mt 13,34)
Mt 13,35: damit erfüllt würde, was durch den Propheten gesagt ist, der spricht: Ich will meinen Mund zu Gleichnisreden öffnen; ich will verkündigen, was von Grundlegung der Welt an verborgen war.
Geheimnisse offenbaren
Christus sprach in Gleichnissen, weil er uns helfen wollte zu verstehen, dass es das Reich Gottes gibt und dass es erreichbar ist. Gott will in unseren Herzen regieren, und die Erfüllung seines Willens wird für uns durch seine Gnade zur Realität. Das Geheimnis für die Fruchtbarkeit unseres Lebens liegt in unserer Offenheit und Mitarbeit mit Gottes Gnade. Es liegt an uns, ob wir unseren Glauben praktizieren wollen. Christus ist gekommen, um unsere Augen für Gottes Gnade zu öffnen. Zeigen wir unsere Dankbarkeit, indem wir seinen Willen erfüllen? Ernest Daly (zu Mt 13,35)
Mt 13,36-43: Deutung Gleichnis vom Unkraut
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 13,36-43
Mt 13,36: Da entließ Jesus die Volksmenge und ging in das Haus. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker!
Mt 13,37: Und er antwortete und sprach zu ihnen: Der den guten Samen sät, ist der Sohn des Menschen.
Mt 13,38: Der Acker ist die Welt; der gute Same sind die Kinder des Reichs; das Unkraut aber sind die Kinder des Bösen.
Gesunder Realismus
Jesus weiß, dass wir es auf dem Weg zum Himmel immer wieder mit einem Feind zu tun bekommen. An Hindernissen mangelt es nicht, und auch im Herzen jedes Menschen wachsen Unkraut und Weizen gemeinsam. Jesus blickt voller Güte auf uns. Er sieht die hellen und dunklen Seiten unseres Lebens und weiß um sie. Es frustriert ihn nicht und sorgt ihn nicht, wenn wir nur vor ihm mit offenen Karten spielen, uns immer bessern wollen und nichts mehr wünschen, als mit ihm einmal ganz vereint zu sein. Wenn Jesus aber so gütig mit uns und unseren dunklen Seiten umgeht, sollten wir dann nicht mit den dunklen Seiten anderer genauso umgehen? Bernadette Ballestrem (zu Mt 13,38)
Mt 13,39: Der Feind, der es sät, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Weltzeit; die Schnitter sind die Engel.
Mt 13,40: Gleichwie man nun das Unkraut sammelt und mit Feuer verbrennt, so wird es sein am Ende dieser Weltzeit.
Mt 13,41: Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden alle Ärgernisse und die Gesetzlosigkeit verüben aus seinem Reich sammeln
Mt 13,42: und werden sie in den Feuerofen werfen; dort wird das Heulen und das Zähneknirschen sein.
Mt 13,43: Dann werden alle, die nach Gottes Willen gelebt haben, im Reich ihres Vaters leuchten wie die Sonne. Wer Ohren hat, der soll auf meine Worte hören!
Sich dem Licht Gottes aussetzen
Du schaffst das Böse nicht aus der Welt, indem du dich dagegen ereiferst. Wende dich dem göttlichen Erbarmen zu! Setz dich dem Licht aus! Richte die ganze Kraft deiner Aufmerksamkeit auf das Licht! So wird deine Schattenseite mehr und mehr welken und vergehen, ohne dass du sie ausreißt und ausmerzt ähnlich wie die Sonne den größten Eisberg schmelzen kann.
Lass dich also nicht durch Gedanken an dein Unkraut, dein Unvermögen, deine Schwachheit und Armseligkeit niederdrücken. Gott ist Gott. Und Gott ist gut. Er ist die Liebe. Sein Erbarmen ist unermesslich. Und er hat unendlich viel Geduld. Hab darum nicht nur Geduld mit den anderen, sondern auch mit dir selbst. Sei barmherzig anderen gegenüber, aber auch mit dir selbst! Gott schaut auf dich mit Augen der Güte. Er kennt dich und liebt dich trotzdem. Mit dem gleichen Blick der Liebe schau auch du dich an!
An das Ende denken
Es wird uns diese Woche gut tun, an das Ende zu denken. Wenn der Herr mich heute rufen würde, was würde ich tun? Was würde ich sagen? Welchen Weizen würde ich ihm zeigen? Der Gedanke an das Ende hilft uns, voranzugehen weil er durch die Tugend, durch die Hoffnung vorangetragen wird.
Ja, es wird ein Ende geben, aber dieses Ende wird eine Begegnung sein: eine Begegnung mit dem Herrn. Es ist wahr, es wird ein Rechenschaftsbericht über das sein, was ich getan habe, doch es wird auch eine Begegnung der Barmherzigkeit, der Freude, des Glücks sein. An das Ende denken, an das Ende der Schöpfung, an das Ende des eigenen Lebens, das ist Weisheit: weise Menschen tun dies. Papst Franziskus (zu Mt 13,43)
Den Herrn hören
Es gilt, das Wort des Herrn zu hören. Dazu muss man hinhorchen und nicht wieder weghören, die nötige Zeit einsetzen, sich nicht davonmachen; das Wort empfangen und es bewahren. Christus, unser Meister und Herr, ist jetzt nicht mehr sichtbar auf Erden; ich werde so sehr auf sein Wort im Evangelium hören und ich werde, Wort für Wort, versuchen, das zu tun, was er gesagt hat, damit ich ihn in allem, was ich in seinem Sinne tue, immer besser kennenlerne. Mit ihm beginnt und endet alles in diesem Satz: „Du sollst lieben.“ Das ist eine unwiderrufliche Weisung. Madeleine Delbrêl (zu Mt 13,43)
Unser Ziel vor Augen
Hier erinnert uns Jesus an das Ziel unseres Lebens. Diese Welt ist nicht alles – wir gehen gemeinsam dem Himmel entgegen! Die Sorgen, Nöte, Ängste dieser Welt werden eines Tages vorbei sein. Wie sehr relativieren sie sich, wenn wir das bedenken. Im Vergleich zur Ewigkeit ist das Leben auf der Erde nicht mehr als ein einziger Lidschlag. Heute dürfen wir uns daran erinnern, dass Jesus im Himmel – diesem Ort, an dem Frieden, Freude und Liebe herrschen, – auf uns wartet. Bernadette Ballestrem (zu Mt 13,43)
Mt 13,44-46: Gleichnisse Schatz und Perle
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 13,44-46
Mt 13,44: Wiederum gleicht das Reich der Himmel einem verborgenen Schatz im Acker. Den Schatz findet einer, deckt ihn wieder zu mit Erde und geht dann hin in seiner Freude, verkauft all seine Habe und kauft den Acker.
Der Schatz als Bild für Christus
Dieser „Eine“, das bist du. Der Acker ist dein Leben, der den Schatz enthält. Deinen Acker pflügst du mit dem Spaten. Dieser Spaten ist dein hörendes Herz. Der Schatz aber ist Christus und deine Beziehung zu ihm. Für diesen Schatz verkaufst du all deine Habe, d.h. du vertraust nur ihm. Er steht an erster Stelle. Wer sich für Jesus entscheidet, findet den größten Schatz, der allem übrigen Wert verleiht.
Oder mit Augustinus: Hat einer vor, glücklich zu sein, dann muss er sich verschaffen, was Dauer hat, was kein Schicksalssturm ihm rauben kann. Dieser Schatz im Acker ist so wertvoll, dass er alle bis in alle Ewigkeit unendlich reich machen kann, denn dieser Schatz ist Christus selbst, der Rettung, Vergebung, Liebe, Freude, Frieden, Tugend, Güte u.v.m. beinhaltet. Alles, was diese Welt für wichtig hält, ist letztlich wertlos im Vergleich zu dem Gewinn, Jesus Christus zu kennen und zu ihm zu gehören.
Der Schatz als Bild für das eigene Selbst
Der Schatz im Acker steht für das eigene Selbst, das ursprüngliche Bild Gottes von uns. Dieses eigene Selbst, findest du nicht in luftigen Höhen, in Idealen, an denen du immer wieder scheiterst, sondern du findest den Schatz in der Erde, im Schmutz, du musst dir die Hände dreckig machen. Erst wenn du geerdet in deiner Menschlichkeit stehst mit all dem Schwachen, offenbart sich in uns Gott.
Ich spüre das immer wieder als Lehrer, der mit körper- und geistig behinderten Schülern arbeitet. Neben all der Freude, die mir diese Arbeit bereitet, fordert sie mich bisweilen auch stark, bringt mich an meine Grenzen, konfrontiert mich mit meinen Schwächen und erdet mich dadurch und das ist gut so. „Wenn du siehst dass ein junger Mönch mit seinem eigenen Willen nach dem Himmel strebt, halte seine Füße fest, ziehe ihn nach unten, denn es hat für ihn keine Nutzen“.
Worte von Vinzenz Pallotti
Alles, was Gott betrifft, will ich als einen verborgenen Schatz betrachten. So will ich mich bemühen, alles zu verkaufen, das heißt von mir zu entfernen, was mich daran hindert, einen solch großen Schatz zu erwerben. Und ich will ihn kaufen, das heißt, ich will mich bemühen, ihn zu besitzen.
Und wenn ich diesen Schatz auch besitze, werde ich ihn doch immer als mir verborgen betrachten, weil ich niemals dahin gelangen kann, den Wert all dessen, was Gott betrifft, zu erfassen. Ich will all das als die Drachme und die kostbare Perle des Evangeliums betrachten. Und wenn ich es, wie die Drachme, verlieren werde, will ich mit aller Sorgfalt wieder danach suchen, so wie es die Frau im Evangelium machte. Vinzenz Pallotti (zu Mt 13,44)
Das höchste Gut
Diese Stelle beschreibt das Himmelreich als einen Schatz, der es wert ist, alles dafür zu geben. Gott ist der objektiv höchste Wert. In der Tradition wir er deshalb „summum bonum“, das höchste Gut, genannt. Es verlangt zwar eine radikale Entscheidung, aber was würde passieren, wenn ich wirklich bereit wäre, alles in meinem Leben nach dieser Wahrheit auszurichten? Wenn ich wirklich bereit wäre, in Freude alles zu verkaufen, um Gott zu gewinnen? Gott ist es wert. Wenn unser Leben wirklich auf einen objektiven Wert ausgerichtet ist, blühen wir auf. Die Frage ist, ob mein Leben wirklich auf das summum bonum, auf Gott, ausgerichtet ist. Ist Gott es mir wert, dass ich mein ganzes Leben auf ihn hin gestalte? Nils Schäfer
Mt 13,45: Wiederum gleicht das Reich der Himmel einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte.
Mt 13,46: Als er eine kostbare Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
Die Perle als Bild für Christus
Wie wunderbar es doch ist! Dieses Leben in Christus, der unsere Perle ist. Jeder Tag, ja jede Minute ist von einzigartiger Bedeutung und von tiefem Wert. Ist diese diese Perle im Glauben gefunden, kann man nicht mehr so dahinleben. Haben wir Ehrfurcht vor diesem Leben in Christus, das immer wieder neu und jung ist und das Freude vermittelt, die man auch im Schmerz leben kann, denn sie ist davon völlig unabhängig.
Alles, was diese Welt für wichtig hält, ist letztlich wertlos im Vergleich zu dem Gewinn, Jesus Christus zu kennen und zu ihm zu gehören. Wir müssen bereit sein, alles andere beiseite zu lassen, um diese Perle zu empfangen. Mache ich meine Freundschaft mit Christus zum einzigen Wert, von dem mein Herz und meine Entscheidungen geleitet werden?
Biologischer Hintergrund
Von den biblischen Bildern ist dieses mein Highlight aufgrund des biologischen Hintergrunds, denn: die Perle entsteht aus den Wunden der Muschel. Ist echt so! Eine Deutung ist: Die Perle steht für Christus. In der Auseinandersetzung mit unseren eigenen Wunden (eigene Persönlichkeit, Beziehungskrisen, Krankheit, Scheitern u.v.m.) begegnen wir Christus.
Die Wunden tun weh und schmerzen, aber in diesen Wunden finden wir die Verwiesenheit auf die Perle Christus. Eine andere Deutung ist: die Perle steht für schöne Sachen, die aus unseren Wunden entstanden ist. Ich z.B. habe in der Auseinandersetzung mit meiner eigenen Introvertiertheit (das hat mich lange gequält!) gelernt Stück für Stück auch aus mir raus zu gehen. Bedenke heute deiner vergangenen Wunden und Perlen, lerne sie zu schätzen und sei gewiss: Es werden nicht die letzten sein.
Jesus als der Eine und als der Kaufmann
Bei den zwei Gleichnissen gibt es noch eine zweite Möglichkeit der Auslegung. Der Kaufmann (Mensch) steht für Christus. Jesus hat sich dadurch, dass er am Kreuz gestorben ist, die Perle (Schatz) erworben, nämlich die Erlösung der Menschheit. Die Perle (Schatz) sind die einzelnen Gläubigen, die er durch sein Blut erlöst hat. Ja: Jesus Liebe trägt und erträgt uns. Jesus trug uns aus Liebe dort in den Straßen nach Golgatha im Kreuz.
Ich kann immer bei ihm sein, wenn ich nur meinen Blick und Gedanke zu ihm erhebe. Er hat Wohnung genommen im innersten meines Herzens. Er ist die Liebe und ich will ihn lieben, weil er mich so überreich erlöst hast. Jesus allein hat alles hingeben, um die Perle (Schatz) sich zu eigen zu machen. Die Perle (Schatz), das bist du und ich, das ist jeder einzelne Mensch. Allein in ihm wohnt die Gnade.
Herr Jesus, ich mache es mir zu wenig bewusst, dass meine Liebe immer nur eine Antwort ist auf Deine Liebe. Du hast uns, Du hast mich zuerst geliebt. Aus Liebe hast Du mich ins Dasein gerufen, aus Liebe hast Du mich erschaffen, aus Liebe hast Du mir ein Lebenskreuz zugemutet, aus Liebe hast Du mich erlöst und aus Liebe hast Du mich auf Dich hin geschaffen, aus Liebe greifst Du immer wieder heilsam in mein Leben ein ohne meine Freiheit zu beschneiden.
Suchen und Gefundenwerden
Wir sollen Gottsucher sein, aber immer gelassen statt verbissen. Jesus sucht nach mir, noch bevor ich auf die Idee komme, nach ihm zu suchen. Und oft kommen wir mit ihm in Kontakt, wo wir es gar nicht erwartet haben. Der Schatz findet mich. Dem mühelosen Auffinden des Schatzes wird bei der Perle (zweites Gleichnis) das mühevolle Suchen gegen über gestellt. Das heißt: alles fällt uns nicht in den Schoß! Das Himmelreich erfährt und erreicht nur der, der in seinem Leben auf der intensiven und kundigen Suche nach Gott ist. So ist es beides: ein sich finden lassen und ein offensives Suchen.
Wer sucht, der findet
Ob der Mann aus dem Gleichnis wohl zufällig auf den Schatz im Ackerboden gestoßen ist? Der Perlenhändler hingegen war auf jeden Fall auf der Suche nach der einen Perle, die alle anderen übertrifft. – Jesus möchte uns dazu ermuntern, uns auf die Suche nach dem wahren Schatz des Lebens zu machen, und er verspricht uns, dass wir nicht enttäuscht sein werden. Wir dürfen nur nicht aufgeben. Johanna von Siemens (zu Mt 13,46)
In seiner Freude
In seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß. Das scheint der Kehrvers der beiden Gleichnisse zu sein. Wer selbst eine tiefe Gotteserfahrung gemacht hat, versteht dieses Gleichnis sofort. Die Freude und der Friede, die einen durchdringen, sind so groß, dass alles andere dagegen wie Staub erscheint. Aber um das Himmelreich wirklich zu besitzen und damit es nicht nur bei einer einmaligen Erfahrung bleibt, muss man alles auf diese eine Karte setzen. Johanna von Siemens (zu Mt 13,46)
Mt 13,47-50: Gleichnis vom Fischnetz
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 13,47-50
Mt 13,47: Wiederum gleicht das Reich der Himmel einem Netz, das ins Meer geworfen wurde und alle Arten von Fischen zusammenbrachte.
Der Augenblick der Wahrheit
Wenn man volle Fischernetze sieht, spürt man eine gewisse Dramatik: Für die Fische ist das Spiel aus. Es gibt kein Entrinnen mehr. Nur selten entwischt ein Fisch aus dem Netz eines Fischers. Auch wir müssen lernen, mit dieser Wahrheit umzugehen. Es kommt der Augenblick der Wahrheit, dem wir nicht entrinnen können. Der Augenblick unseres Todes und des Gerichts. Nikolaus Klemeyer (zu Mt 13,47)
Mt 13,48: Als es voll war, zogen sie es ans Ufer, setzten sich und sammelten die guten in Gefäße, die faulen aber warfen sie weg.
Dringlichkeit unseres Lebens.
Wir können unser Leben gestalten, wenn auch mitunter nur bedingt. Viel liegt in unserer Hand und wir sind aktive Mitgestalter. Vom Moment unseres Todes ab sind wir jedoch passiv, das heißt, wir haben nicht mehr in der Hand, was mit uns geschieht. Diese Wahrheit verleiht unserem Leben hier auf Erden einen gewissen Ernst und eine gesunde Dringlichkeit. Jetzt ist es uns gewährt, unser Leben zu gestalten. Aber nicht, damit wir egoistisch sind, sondern als Teil einer größeren Realität handeln: der Kirche und der Menschheit. Nikolaus Klemeyer (zu Mt 13,48)
Mt 13,49: So wird es am Ende der Weltzeit sein: Die Engel werden ausgehen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern
Mt 13,50: und sie in den Feuerofen werfen. Dort wird das Heulen und Zähneknirschen sein.
Alle Arten von Fischen
Es sammelt von jeder Art Fische zusammen, weil es zur Vergebung der Sünden Gelehrte und Ungelehrte, Freie und Knechte, Reiche und Arme, Starke und Schwache ruft. Goldene Perle
Die Fischer stehen für die Engel
Die guten Fische sind die Gerechten, das heißt die Erretteten aus Juden und Heiden. Die faulen Fische sind die Ungerechten, nämlich die Ungläubigen aus allen Völkern. Hier wird nun getrennt, wie wir es schon im Gleichnis vom Weizen und Unkraut gesehen haben
Am Ende der Welt
Jesus spricht in den Gleichnissen des Himmelreichs mit Kraft und Autorität über das Weltgericht. Wir sind oft versucht, schnell darüber hinwegzulesen, in der Hoffnung, dass wir am Ende zu den Gerechten gezählt werden, und wir uns deshalb keine Sorgen machen müssen. Doch wenn Jesus so oft diesen Punkt unterstreicht, sollte ich mich der Betrachtung dieses Endgerichts stellen. Was bewirkt das in mir? Johanna von Siemens
Heulen und mit den Zähnen knirschen
Die Tragik der heutigen Zeit, und die Tatsache, dass der Weg ins Verderben breit ist, und viele auf ihm gehen, darf mich als Christ nicht kalt lassen. Es muss mir weh tun, zu sehen, wie so viele Menschen den Weg wählen, der sie schon in diesem Leben so unglücklich macht und blind ins ewige Verderben laufen lässt.
Jesus, was empfindest du bei diesem Anblick? Jesus, wenn ich diese Trauer mit dir mitempfinde, dann kannst du mich mit deinem Feuer und Eifer erfüllen, um alles daran zu setzen, dass die Menschen auf den Weg des Lebens geführt werden. Ich lasse zu, dass du mir in die Augen blickst und sagst: „Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Johanna von Siemens (zu Mt 13,50)
Mt 13,51-52: Bildwort vom Hausvater
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 13,51-52
Mt 13,51: Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr das alles verstanden? Sie sprachen zu ihm: Ja, Herr!
Mt 13,52: Darum gleicht jeder Schriftgelehrte, der für das Reich der Himmel unterrichtet ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.
Die Jünger als Hausväter
Weil sie verstanden hatten, waren sie verpflichtet, dies anderen mitzuteilen. Jünger sollen Kanäle des Segens, nicht seine Sammelpunkte sein. Die Zwölf waren nun Schriftgelehrte, die auf das Reich der Himmel vorbereitet waren, d. h. Lehrer und Ausleger der Wahrheit. Sie waren gleich einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorbringt. Im AT hatten sie eine reiche Quelle dessen, was man vielleicht alte Wahrheit nennen könnte. In den Gleichnisreden Jesu hatten sie soeben etwas ganz Neues erhalten. Aus dieser reichen Quelle des Wissens sollten sie nun schöpfen, um anderen die wunderbaren Wahrheiten weiterzugeben. MacDonald (zu Mt 13,52)
Altes und Neues hervorholen
Ist alt besser oder neu? Diese herausfordernde Frage war nicht nur zu Jesu Zeiten aktuell, sondern führt auch heute inner- und außerhalb der Kirche zu Konflikten. Und Jesus selbst erklärt nicht nur in dieser Bibelstelle, dass beides seine Daseinsberechtigung hat: Er kommt, um den alten Bund zu erfüllen, und macht alles neu; er kehrt zurück zum Kern der altbekannten Gebote und macht sie gerade dadurch noch einmal neu. Er ist selbst der feste Anker in der Zeit und sendet doch auch das erneuernde Feuer des Schöpfergeistes. Eric Briemle
Mt 13,53-58: Unglaube in Nazareth
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 13,53-58
Parallelstellen: Mk 6,1-6
Mt 13,53: Und es geschah, als Jesus diese Gleichnisse beendet hatte, zog er von dort weg.
Mt 13,54: Und als er in seine Vaterstadt kam, lehrte er sie in ihrer Synagoge, sodass sie staunten und sprachen: Woher hat dieser solche Weisheit und solche Wunderkräfte?
Weisheit und Kraft
Die Menschen fragen: „Woher nimmt er diese Weisheit und Kraft“. Diese Tugenden tauchen öfter gemeinsam auf, um Jesus zu beschreiben, und sie sind zwei der sieben Gaben des Heiligen Geistes. Sind diese auch für mich ein Ideal? Suche ich die Weisheit? Suche ich Kraft? Eric Briemle
Woher hat er das alles?
Die Frage „Woher hat er das alles?“ hilft denen, die Jesus wirklich kennenlernen wollen. So vielen Menschen hat diese Frage geholfen, um ihn tatsächlich als Messias zu erkennen. Aber das ist nur für den möglich, der sich dem Glauben öffnet. Ein Blick ohne Glauben wird in Jesus weiterhin auch nur den Sohn des Zimmermanns erkennen. Wen erkenne ich in Jesus? Denke ich, dass ich ihn schon lange kenne, oder bin ich offen, sodass er sich mir noch mehr offenbaren, mich vielleicht sogar überraschen kann? Eva Gloserová
Mt 13,55: Ist dieser nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria, und seine Brüder heißen Jakobus und Joses und Simon und Judas?
Der Sohn des Zimmermanns
In seiner Heimatstadt hat Jesus nur wenige Wunder gewirkt. Für die Menschen dort war er eben nur der Sohn des Zimmermanns, ein ganz gewöhnlicher Mensch. Ein Zimmermann war ein Arbeiter, ein einfacher Mann, dem keine große Bildung eigen war, der aber seine Arbeit gewissenhaft und ordentlich auszuführen hatte. Und jetzt kommt dieser Jesus daher, der ja lediglich der Sohn dieses Zimmermanns ist, geht in die Synagoge und will die Menschen belehren. Diese Weisheit und die Kraft, Wunder zu tun, kann er unmöglich von seinem Vater Josef haben. Was für eine Anmaßung von ihm, er muss ein Betrüger sein! Was bildet er sich eigentlich ein, wer er ist?! Sie lehnen ihn ab, weil sie meinen, er halte sich für etwas Besseres. Sie möchten nicht von seinen Lehren hören. Ellen Petermann
„Sohn des Zimmermanns” ist offenkundig eine abwertende Bezeichnung für Jesus. Die Menschen wollen ihn nicht als Sohn Gottes sehen, sondern eben als Sohn des Zimmermanns, von dem eh noch nie viel zu erwarten war, wie denn dann von seinem Sohn. Aber was hat Josef alles getan: Er stand zu Maria und verließ sie nicht, stand Maria bei der Geburt bei und rettete seine kleine Familie vor den Soldaten des Herodes. Jesus, Sohn des Zimmermanns! Aber auch Jesus, Sohn der Maria und Jesus, Sohn Gottes, geboren von der Jungfrau Maria! Das ist schon etwas ganz Anderes. Aber das wollen die Menschen nicht sehen, denn dann wäre es nicht mehr so einfach, ihn abzulehnen, dann hätte sich Gott tatsächlich unvorstellbar erniedrigt. Ellen Petermann
Mt 13,56: Und sind nicht seine Schwestern alle bei uns? Woher hat dieser denn das alles?
Der wahre Vater
Der Vater Christi ist aber der göttliche Zimmermann, welcher die Werkstätte der Welt zimmerte, die Arche des Noah anordnete, Moses das Gezelt bestimmte, die Bundes Bundeslade entwarf. Goldene Perle
Mt 13,57: Und sie nahmen Anstoß an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet ist nirgends verachtet außer in seinem Vaterland und in seinem Haus!
Vertrauen und Nichtvertrauen
In Nazaret wird Jesus nicht geglaubt; man lehnt ihn ab, nimmt Anstoß an ihm. „Unglauben“ ist hier die Übersetzung des griechischen „apistia“, was auch Nichtvertrauen bedeutet: Jesus wird nicht anerkannt, den Menschen fehlt das Vertrauen in ihn. Die Antwort Jesu und die Begründung dafür ist in der Zwischenzeit tatsächlich auch außerhalb christlicher Kreise sprichwörtlich: Der Prophet gilt nichts im eigenen Land. So kann es auch mir mit Jesus gehen: Ich glaube, dass er der Sohn Gottes ist, aber vertraue ich ihm, dass er am Ende alles gut machen wird? Oder hänge ich an meiner vermeintlichen „Lebenserfahrung“ und meine, dass ich für mich selbst sorgen muss? Traue ich Jesus wirklich alles zu? Felix Honekamp
Worte von Papst Franziskus
Warum erkennen die Mitbürger Jesu ihn letztendlich nicht und glauben nicht an ihn? Warum? Was ist der Grund dafür? Wir können mit wenigen Worten sagen, dass sie den Skandal der Menschwerdung nicht akzeptieren und sie finden es skandalös, dass sich die Unermesslichkeit Gottes in der Kleinheit unseres Fleisches offenbaren soll, dass der Sohn Gottes der Sohn des Zimmermanns ist, dass die Gottheit in der Menschheit verborgen ist, dass Gott im Antlitz, in den Worten, in den Gesten eines einfachen Menschen wohnt.
Hier liegt der Skandal: die Menschwerdung Gottes, seine Konkretheit, seine „Alltäglichkeit“. Und Gott ist in einem Menschen, Jesus von Nazareth, konkret geworden, er ist ein Weggefährte geworden, er ist einer von uns geworden. Zu Jesus sagen: „Du bist einer von uns.“ Das ist ein schönes Gebet! Und weil er einer von uns ist, versteht er uns, begleitet er uns, vergibt er uns, liebt er uns sehr.
In Wirklichkeit ist ein abstrakter, ferner Gott bequemer, der sich nicht in die Situationen einmischt und einen Glauben akzeptiert, der dem Leben, den Problemen, der Gesellschaft fern steht. Oder wir glauben gerne an einen Gott „mit Spezialeffekten“, der nur außergewöhnliche Dinge tut und immer große Gefühle schenkt. Stattdessen, liebe Brüder und Schwestern, ist Gott Mensch geworden: Gott ist demütig, Gott ist zärtlich, Gott ist verborgen, er kommt uns nahe, indem er in der Normalität unseres täglichen Lebens wohnt. Und so ergeht es uns wie den Mitbürgern Jesu: Wir laufen Gefahr, dass wir ihn nicht erkennen, wenn er vorübergeht. Papst Franziskus (zu Mt 13,57)
Mt 13,58: Und er tat dort nicht viele Wunder um ihres Unglaubens willen.
Wegen ihres Unglaubens tat er wenige Wunder
Wunder werden in der Bibel oft an den Glauben geknüpft. Diese Bibelstelle geht sogar so weit zu sagen, dass Gott in Nazaret wegen mangelnden Glaubens wenige Wunder tut. Warum „benötigt“ Gott den Glauben, damit er Wunder tut? Vielleicht kann Glaube als ein Schritt des Menschen gesehen werden, der Beziehung schafft, der Gott bejaht, sein Vertrauen in ihn vom Menschen aus bestätigt und die Augen auf Gott richten lässt. Erst dann wird das Wunder, das Gott wirkt, nicht mehr als unpersönliches, wissenschaftliches Phänomen, sondern als Gottes Schritt (auf den Menschen zu) und als Antwort innerhalb dieser Beziehung wahrgenommen. Eric Briemle
Sollte es nicht umgekehrt sein?
Sollte Jesus nicht gerade dort Wunder tun, wo ihm noch nicht geglaubt wird. So ist der „menschliche“ Weg: Wenn mir nicht vertraut wird, dann versuche ich, Vertrauen dadurch aufzubauen, dass ich etwas tue (natürlich kein Wunder, aber vielleicht eine Leistung, die die anderen überzeugt). Jesus dagegen muss keinem Menschen beweisen, dass er Gott ist. Wie bei der Heilung der blutflüssigen Frau sind Wunder eher eine Belohnung für oder eine Wirkung des Glaubens: „Meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet.“ Das heißt aber auch: Glaube ich an Jesus, vertraue ich ihm, wird er mein Leben mit Wundern segnen, auch wenn die ganz anders aussehen mögen, als ich mir das vielleicht wünsche. Entscheide ich mich, Jesus so zu vertrauen? Felix Honekamp
Ein Wundertäter, bereit zur Tat
Welche Art Wunder will Christus in meinem Leben vollbringen? Christus will mein Leben zu einem glänzenden Zeugnis der Macht seiner Gnade machen. Er möchte mein Leben mit seiner Heiligkeit ausfüllen und mir helfen, ein Licht für andere zu sein. Wenn ich meine Oberflächlichkeit und meinen Mangel an Glauben abschütteln kann, werde ich die mächtige Gegenwart des Heilands entdecken, der mir hilft, jeden Augenblick meines Lebens verantwortungsbewusst und nach dem Gebot der Liebe zu leben. Er kann Wunder in meinem Leben bewirken und mir helfen, die Tugenden zu leben, die mir am teuersten sind. Bin ich bereit, ein Risiko für Christus einzugehen und ihm vollkommen zu vertrauen?
Die Wichtigkeit des Glaubens
Die Wunder Christi nämlich sind keine Zurschaustellung von Macht, sondern Zeichen der Liebe Gottes, die sich dort verwirklicht, wo sie dem Glauben des Menschen begegnet, wo eine Gegenseitigkeit gegeben ist. Origenes schreibt: Und wie es im Bereich des körperlichen Seins eine natürliche Anziehungskraft vom einen her auf das andere hin gibt, wie des Magnets zum Eisen, so auch eine solche des Glaubens zur göttlichen Wirkkraft. Benedikt XVI (zu Mt 13,58)
Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu Mt Kap. 13
Das war eine Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Matthäus Evangelium Mt 13. Kap.