Lukas Evangelium Lk 2. Kap.: Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 2. Kap.
Inhaltsverzeichnis
Zum Lukas Evangelium Lk 2. Kap.
Das Lukas Evangelium Kapitel 2 erzählt die Geburtsgeschichte von Jesus Christus. Maria und Josef reisen nach Bethlehem, wo Jesus geboren wird und in einer Krippe liegt. Engel verkünden seine Geburt den Hirten auf dem Feld, die ihm huldigen. Das Kapitel betont, dass Jesus der Messias ist, der Retter der Welt, und dass er in ärmlichen Verhältnissen geboren wurde, um den Armen und Schwachen zu dienen.
Lk 2,1-7: Die Geburt Jesu
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 2,1-7
Lk 2,1-5: Die Einschreibung
Lk 2,1: In dieser Zeit befahl Kaiser Augustus, alle Bewohner des Römischen Reiches in Steuerlisten einzutragen.
Lukas baut den Bezug zur Weltpolitik ein
Er nennt den römischen Kaiser Augustus. Neben dem historischen Aspekt verbirgt sich hier ein ernstes Anliegen. Kaiser Augustus war der Friedenskaiser. Lukas stellt diesem Friedenskaiser den Friedenskönig Jesus gegenüber. Zwei Personen, zwei Wege, zwei Ziele. Im Hintergrund schwingt die Frage mit: suchst du Glück, Erfüllung und inneren Frieden in weltlichen Dingen, die alle mitsamt vergehen werden oder suchst du dergleichen bei Christus, der uns einen Frieden schenkt, wie ihn die Welt nicht geben kann. Du und ich, trotz unseres Christseins stehen wir immer in der Gefahr, zu sehr der Welt anzuhaften. Bedenke stets: Du bist zwar auf dieser Welt, aber du bist nicht von dieser Welt!
Zeitlicher Bezug
Der Evangelist Lukas bringt in der Weihnachts-Geschichte immer wieder den zeitlich-weltlichen Bezug, hier der Bezug auf den damaligen römischen Kaiser Augustus. Neben dem Aspekt der „Historik“ steckt hier noch ein tieferer spiritueller Aspekt. Kaiser Augustus war damals der Friedenskaiser. „Hinter den Zeilen“ stellt Lukas dem Friedenskaiser August den Friedenskönig Jesus gegenüber. Jesus selbst sagt im Johannes-Evangelium, dass er uns den Frieden bringt, einen Frieden, wie ihn die Welt nicht geben kann. Habe ich Frieden? Frieden mit Gott? Frieden mit mir? Was bedeutet das für mich?
Lk 2,2: Diese Erfassung war die erste und geschah, als Kyrenius Statthalter in Syrien war.
Lk 2,3: Und es zogen alle aus, um sich erfassen zu lassen, jeder in seine eigene Stadt.
Lk 2,4: Es ging aber auch Joseph von Galiläa, aus der Stadt Nazareth, hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt, weil er aus dem Haus und Geschlecht Davids war.
Historische Wahrheit ?
Früher dachte ich die Geburtsgeschichte nach Lukas hat nur theologischen Aussagewert. Dem ist nicht so. Lukas war zwar kein direkter Augenzeuge, aber bei seinen Reisen mit Paulus war er auch in Israel selbst und hat die Apostel, Maria und andere Augenzeugen kennen gelernt. Für mich dabei immer wieder beeindruckend, wie eine hochschwangere Maria die 150 km von Nazareth nach Bethlehem zurück legte, sicher ein schwieriger Weg. Bethlehem heißt übersetzt das Haus des Brotes. Und hier wurde das Brot des Lebens geboren. Immer wieder beinhaltet auch dein Lebensweg schwierige Etappen. Besinne dich dann darauf, das dein sicheres Ziel Bethlehem sein wird, du Christus, das Lebensbrot, von Angesicht zu Angesicht sehen wirst. Gelobt sei Jesus Christus!
Die Reise von Nazareth nach Bethlehem (etwas außerhalb von Jerusalem) beträgt ungefähr 80 Meilen. Das war damals keine kurze Strecke. Es war ein erhebliches Unterfangen, das Zeit und Geld kostete.
Lk 2,4: Es ging aber auch Joseph von Galiläa, aus der Stadt Nazareth, hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt, weil er aus dem Haus und Geschlecht Davids war.
In Bethlehem geboren, in Nazareth empfangen
Aber auch bis zum Ende der Welt hört der Herr nicht auf, in Nazareth empfangen, in Bethlehem geboren zu werden, da jeder Zuhörer durch die Aufnahme der Blüte des Wortes in sich ein Haus des ewigen Brotes errichtet, und täglich in dem jungfräulichen Leib, d.h. in der Seele der Gläubigen, durch den Glauben empfangen, durch die Taufe geboren wird. Goldene Kette
Lk 2,5: Josef musste sich dort einschreiben lassen, zusammen mit seiner Verlobten Maria, die ein Kind erwartete.
Lk 2,6-7: Die Geburt des Herrn Jesus
Lk 2,6: Es geschah aber, während sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte.
Warum wurdest Du geboren?
Warum bist Du auf dieser Erde zur Welt gekommen? War dies notwendig, um uns zu retten? Nein, ein einziges Wort von Dir, ein einziges Werk von Dir hätte uns retten können. War es notwendig, um uns Segen zu bringen? Nein, ein einziges Werk nach Deinem Willen hätte uns mit Gnade, Licht, gutem Willen, Heiligkeit erfüllen können.
Warum also hast Du diesen Weg gewählt, in menschlicher Gestalt unter die Menschen zu kommen? Weil dies ein Akt unendlicher, nicht zu erfassender, göttlicher Liebe ist und daher Dir entspricht. Du kamst nicht in die Welt, weil dies der einzige Weg war, die Welt an Dich zu ziehen, sondern weil dies ein Weg grenzenloser, nie dagewesener, göttlicher Liebe war. Deshalb hast Du, der Du durch die Liebe handelst, diesen Weg gewählt. Charles de Foucauld
Lk 2,7: Und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen, und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in die Krippe, weil für sie kein Raum war in der Herberge.
Worte der goldenen Kette
O der bewunderungswürdigen Beschränkung und Entäußerung, welcher sich der unterzog, der den Erdkreis umfasst! Vom Anfang an wählt er die Armut, und ehrt sie an sich. — Denn hätte er gewollt, so hatte er erscheinen können, indem er den Himmel bewegte, die Erde erschütterte, Blitze schleuderte. Aber nicht so kam er; denn er wollte nicht, verderben, sondern erlösen, und vom Grunde den menschlichen Stolz ausrotten, und daher wird er nicht nur ein Mensch, sondern auch ein armer Mensch, und er erwählt eine arme Mutter, welche keine Wiege hat, wohin sie das neugeborene Kind legen könnte.
Worte der goldenen Kette
Deinetwegen ist er also schwach, an sich mächtig, deinetwegen arm, an sich reich. Betrachte nicht das, was du siehst, sondern erkenne, dass du erlöst werdest. Deinen Misshandlungen, Herr Jesu, verdanke ich mehr, dass ich erlöst wurde, als den Werken, dass ich erschaffen wurde. Die Geburt wäre zwecklos, wenn nicht die Erlösung eingetreten wäre.
Worte von Franz von Sales
O Gott, welche Verachtung und Ablehnung zeigt die Welt himmlischen Wesen und Heiligen! Und wie willig nehmen diese beiden Seelen diese Erniedrigung an! Sie machen nichts aus sich, sie zeigen nicht ihre Vorzüge, sondern nehmen diese Zurückweisung und diese Härte ganz schlicht mit unvergleichlicher Sanftmut hin. Ach, so elend ich bin, die kleinste Unterlassung der geringsten Ehre, die mir gebührt oder von der ich mir einbilde, dass sie mir gebühre, stört und beunruhigt mich, erregt meinen Dünkel und Stolz. Überall dränge ich mich mit aller Kraft auf die ersten Plätze. Ach, wann werde ich die Tugend, die Geringschätzung meiner selbst und der Eitelkeiten besitzen! Franz von Sales
Worte von Benedikt XVI
Das ewige Heute Gottes ist in das vergängliche Heute dieser Welt herabgestiegen und zieht unser vergehendes Heute in Gottes immerwährendes Heute hinein.
Gott ist so groß, dass er klein werden kann. Gott ist so mächtig, dass er sich wehrlos machen kann und als wehrloses Kindlein auf uns zugeht, damit wir ihn lieben können.
Gott ist so gut, dass er auf seinen göttlichen Glanz verzichtet und in den Stall herabsteigt, damit wir ihn finden können und so seine Güte auch uns berührt, uns ansteckt, durch uns weiterwirkt. Das ist Weihnachten. Gott ist einer von uns geworden, damit wir mit ihm sein, ihm ähnlich werden können. Er hat das Kind in der Krippe zu seinem Zeichen gewählt: So ist er. So lernen wir ihn kennen. Benedikt XVI
In einer Futterkrippe liegt Jesus in Windeln
Nach seiner Kreuzigung wird Jesus erneut mit Leinenbinden umwickelt. Die weihnachtliche Ikonographie stellt den neugeborenen Jesus häufig in einem kleinen Sarkophag da um anzuzeigen, dass der Erlöser geboren wird, um zu sterben; er wird geboren, um sein Leben für alle Menschen hinzugeben. Durch seinen Tod am Kreuz wird er die Menschheit retten. Wir beten dich an Herr Jesus Christus, denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Maria legte Jesus in eine Futterkrippe, ein Ort, an dem die Tiere ihre Nahrung finden
Ein Bild für Jesus als die wahre Speise, derer wir bedürfen. In der Eucharistie schenkt er sich uns unter der Gestalt eines keinen Stückes Brot. Weiter heißt es: Sie bekamen in der Herberge keinen Platz. Gott selbst kam, aber er wurde nicht aufgenommen. Neben dem historischen Aspekt, dass in Bethlehem aufgrund der Volkszählung alle Herbergen ausgebucht waren, liegt hier auch ein tieferere Botschaft an uns: Halte immer den tiefsten Platz in deinem Herzen für Jesus frei. Er ist die wahre und einzige Speise, die allein du brauchst.
Vom Stall ist nicht die Rede
Jesus wurde nicht in einem Stall geboren, wie es in den Krippendarstellungen zu sehen ist. Wahrscheinlicher ist es, dass es eine Felsgrotte war, die für die Unterbringung der Tiere genutzt wurde. Ich war in Bethlehem und war auch in einer dieser Felsgrotten. Es war einer meiner Aha-Erlebnisse, als ich erkannte, dass von Romantik und Erhabenheit bei der Geburt Jesu Christi hier nicht zu sprechen ist. Es war wahrscheinlich dunkel, dreckig, kalt und Musik lief auch nicht im Hintergrund. Was bedeutet das für eine Frau in einer solchen Situation in solchen Umständen ein Kind zu gebären?
Worte von Anselm Grün
Christus wurde im Stall geboren. Für den Tiefenpsychologen C. G. Jung ist das ein wichtiges Symbol. Er meint, wir sollten immer daran denken, dass wir nur der Stall sind, in dem Gott geboren wird. Wir sind nicht der Palast, nicht das neu erbaute und schön eingerichtete Haus, nicht das behagliche Wohnzimmer. Auch unser Herz ist nicht rein und sauber, nicht keimfrei. Da hat sich so mancher Unrat angesammelt. Alles, was wir verdrängt haben, liegt da unter der Oberfläche verborgen und fault vor sich hin.
Und gerade dort, wo all der »Mist« in uns liegt, will Gott in uns geboren werden. Wir können Gott keine saubere Stube anbieten, sondern nur den schmutzigen Stall unseres Herzens. Das ist uns peinlich. Aber es befreit uns von dem Wahn, als ob wir die Gottesgeburt durch Perfektion verdienen müssten. Gott will in uns geboren werden, weil er uns liebt, nicht weil wir ihm etwas vorweisen können. Wir dürfen darauf vertrauen, dass wir gerade so, wie wir sind, für Christus Wohnstatt sein dürfen, der Stall, in dem er für uns und für diese Welt geboren wird. Anselm Grün
Kein Raum in der Herberge
Irgendwie wartet die Menschheit auf Gott, auf seine Nähe. Aber wenn es so weit ist, hat sie keinen Platz für ihn. Sie ist so sehr mit sich selbst beschäftigt, sie braucht allen Raum und alle Zeit so dringend für das Eigene, dass nichts für den anderen bleibt – für den Nächsten, für den Armen, für Gott. Und je reicher die Menschen werden, desto mehr füllen sie alles mit sich selber aus. Desto weniger kann der andere hereintreten.
Er kam in sein Eigentum, und die Seinigen nahmen ihn nicht auf. Diese Worte gehen uns an, jeden einzelnen und die Gesellschaft als ganze. Haben wir Zeit für den Nächsten, der mein Wort, meine Zuwendung braucht? Für den Leidenden, der Hilfe nötig hat? Für den Vertriebenen oder Heimatlosen, der Herberge sucht? Haben wir Zeit und Raum für Gott? Kann er hereintreten in unser Leben? Findet er Raum bei uns, oder haben wir alle Räume unseres Denkens, Handelns, Lebens für uns selbst besetzt? Benedikt XVI
Lk 2,8-20: Besuch der Hirten
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 2,8-20
Lk 2,8-12: Große Freude für die Hirten
Lk 2,8: In der gleichen Nacht hielten ein paar Hirten draußen auf dem freien Feld Wache bei ihren Herden
Historischer Hintergrund
Der Jerusalemer Tempel bezog seine Tiere für die Opfer aus der Gegend von Bethlehem, was ca. 12 km von Jerusalem entfernt liegt. Daher waren in dieser Gegend viele Hirten das ganze Jahr über. Gott lüftet den Schleier seiner Verborgenheit als erstes vor den ganz Geringen, vor Menschen, die in der großen Gesellschaft eher verachtet waren: den Hirten. Es sind nicht hohe, angesehene Personen, Priester, Schriftgelehrte etc. die den neugeborenen Messias zuerst begrüßen, sondern einfache Hirten. Neben der Historizität spielt sich hier tiefster Aussageinhalt wider. Gott ist ein Gott der einfachen, demütigen Menschen und wenn wir uns ihm so nähern, verschließt er sich uns nicht.
Gott ist ein Gott der Schwachen, Armen und Kranken
Darum: Freut euch – in eurer Mitte ist der Herr. Denn: Wir sind die Schwachen, die aus der Kraft Gottes leben, du und ich sind die Armen, die in Christus reich beschenkt werden, wir alle sind die Kranken, die nur eines Arztes bedürfen: Jesus Christus. Das Wunder aller Wunder, dass Gott das Niedrige liebt! Wo die Menschen sagen: verloren, da sagt er gefunden, wo die Menschen sagen gerichtet, da sagt er gerettet, wo die Menschen sagen: Nein da sagt er: Ja!
Lk 2,9;13: Die Hirten erschraken sehr. Auf einmal waren sie von unzähligen Engeln umgeben, die Gott lobten.
Ohne die Engel hätten die Hirten Jesus nicht erkannt
Sei dir gewiss: Gott schickt auch dir Engel, die dir helfen, Jesus in deinem Alltag zu entdecken. Allerdings musst du wie die Hirten wachsam sein, ansprechbar für Gott, dein Herz öffnen für ihn, der die Weisheit selbst ist und sich schenkt. Deine Wachheit sei Bereitschaft zum Hören und zum Aufbrechen. „Ihr müsst immer wachsam und bereit sein!“ (Mk 13:37) Christus ist immer der Kommende. Gott ist immer gegenwärtig. Wir sind es, die abwesend sind!
Lk 2,10: Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volk widerfahren soll.
Verkündigung der christlichen Freude
Es geht um die christliche und nicht um die von äußeren Umständen abhängende weltliche Freude. Im unserem Leben wird es immer Leid und Schwierigkeiten geben. Wenn wir in der christliche Freude wachsen, können wir diesem Leid in einer Weise begegnen, die uns nicht verbittern lässt. Wir erleben dann Not, ohne dass sie uns verhärtet. Wir erleben dann Kummer, ohne daran zu zerbrechen. Die Frage ist nicht: Wie kann ich den Schwierigkeiten entgehen? Sie lautet: Wie kann ich trotz oder sogar wegen dieser Schwierigkeiten in der wahren Freude leben? Die Art und Weise, wie wir all dem Negativen in unserem Leben begegnen und dabei ganz eng mit Jesus verbunden sind, ist enorm wichtig und entscheidend.
Worte von Benedikt XVI
Weihnachten ist das Fest der Geschenke geworden, um Gott nachzuahmen, der sich uns selber geschenkt hat. Lassen wir unser Herz, unsere Seele, unsere Gedanken davon berühren. Das wahre Weihnachtsgeschenk ist die Freude, nicht die teuren Geschenke, die Zeit und Geld kosten. Wir können diese Freude in ganz einfacher Weise mitteilen, durch ein Lächeln, durch eine nette Geste, durch ein wenig Hilfe, durch Vergebung. Wenn wir den anderen die Freude bringen, dann wird die Freude, die wir geschenkt haben, wieder zu uns zurückkehren. Versuchen wir vor allem, die tiefste Freude zu bringen, die Freude, Gott in Christus kennengelernt zu haben. Bitten wir darum, dass in unserem Leben diese Gegenwart der befreienden Freude Gottes sichtbar werde. Benedikt XVI
Lk 2,11: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren, Christus, der Herr.
Wache auf! Erinnere dich daran, dass Gott kommt!
Nicht gestern, nicht morgen, sondern heute, jetzt! Der einzige und wahre Gott ist kein Gott, der im Himmel weilt, ohne sich für uns und unsere Geschichte zu interessieren, sondern er ist der Gott-der-kommt. Er ist ein Vater, der nie aufhört, an uns zu denken, und der mit äußerster Achtung unserer Freiheit wünscht, uns zu begegnen und zu uns zu kommen. Er will in unsere Mitte kommen und unter uns wohnen, er will bei uns bleiben. Zu seinem Kommen drängt ihn sein Wille, uns vom Bösen und vom Tod zu befreien, von allem, was unser wahres Glück verhindert. Gott kommt, um uns zu retten. Benedikt XVI
Lk 2,12: Und das sei für euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt, in der Krippe liegend.
Gottes Zeichen ist das Einfache
Nichts Wunderbares, nichts Außergewöhnliches und Großartiges wird den Hirten als Zeichen gegeben. Nur ein Kind werden sie sehen, das wie Menschenkinder der mütterlichen Fürsorge bedarf und in Windeln gewickelt ist; ein Kind, das im Stall geboren wurde und deshalb statt in einer Wiege in einer Futterkrippe liegt. Das Zeichen Gottes ist das Kind, in seiner Hilfsbedürftigkeit und Armut.
Nur mit dem Herzen werden die Hirten sehen können, daß in diesem Kind die Verheißung des Propheten Jesaja wahr geworden ist, die wir in der ersten Lesung gehört haben: „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Auf seinen Schultern ruht die Herrschaft“ (Jes 9, 5). Auch uns ist kein anderes Zeichen gegeben. Auch uns lädt der Engel Gottes durch die Botschaft des Evangeliums ein, uns mit dem Herzen auf den Weg zu machen und das Kind zu sehen, das in der Krippe liegt. Gottes Zeichen ist das Kind. Gottes Zeichen ist es, dass er sich für uns klein macht.
Das ist die Weise, wie er herrscht. Er kommt nicht mit äußerer Macht und Größe. Er kommt als Kind – unbewehrt und unserer Hilfe bedürftig. Er will uns nicht mit Macht überwältigen. Er nimmt uns unsere Furcht vor seiner Größe. Er bittet um unsere Liebe: Darum wird er Kind. Nichts anderes will er von uns als unsere Liebe, durch die wir von selber lernen, in seine Gesinnungen, in sein Denken und Wollen einzutreten – mit ihm mitzulieben und mit ihm auch die Demut des Verzichts zu erlernen, die zum Wesen der Liebe gehört. Gott hat sich klein gemacht, damit wir ihn verstehen, ihn annehmen, ihn lieben können. Benedikt XVI
Lk 2,13-14: Herrlichkeit, Friede, Wohlgefallen
Lk 2,13: Und plötzlich war bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
Lk 2,14: Herrlichkeit ist bei Gott in der Höhe und Friede auf Erden, und unter den Menschen Gottes Wohlgefallen!
Katechese
Die Engel, die den Hirten von Bethlehem die Geburt des Messias verkündeten, lobten Gott für dieses große Ereignis: Für den Beginn des Sieges der Liebe Gottes über den Hass in der Welt. Zugleich zeigen sie, wie wir den wahren Frieden finden können: Alle, die Gott die Ehre geben und nicht mehr um die eigene Ehre streiten, werden den tiefen Frieden Gottes erfahren. Überlegung: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden den Menschen auf Erden!“ beten oder singen wir bei jeder Sonntagsmesse. – Ehre ich Gott durch mein Leben oder kämpfe ich noch um meine eigene Anerkennung und werde sofort traurig oder ärgerlich, wenn ich von anderen nicht gelobt oder bemerkt werde? – Danke ich Gott für alles? Samariter-Fluhm
Gregor der Große
Laßt uns frohlocken. Denn heute ist uns der Heiland geboren! Darf doch dort keine Trauer aufkommen, wo das Leben selbst zur Welt kommt, das die Furcht vor dem Tode nimmt und uns durch die Verheißung ewigen Lebens mit Freude erfüllt. Er blieb, was er war, und nahm an, was er nicht war. Wäre er nicht wahrer Gott, so brächte er keine Erlösung, wäre er nicht wahrer Mensch, so böte er uns kein Beispiel.
Darum wird auch von den jauchzenden Engeln bei der Geburt des Herrn gesungen: Ehre sei Gott in der Höhe! Darum wird auch den Menschen auf Erden, die guten Willens sind, Friede verheißen. Wie sehr muß sich da menschliche Niedrigkeit über dieses unbeschreibliche Werk der göttlichen Liebe freuen, wenn die heren Engel darüber in solchen Jubel ausbrechen!
Quelle ist die Zuwendung Gottes
Gottes liebende Zuwendung gibt uns Orientierung und Motivation im Handeln für unsere Mitmenschen in Wort und Tat. Die Zuwendung Gottes hat in Jesus Christus eine menschliche Gestalt gefunden. Er will, dass alle Menschen seine Liebe erfahren. Deshalb wollen wir Zuwendung leben. Der Mensch mit seiner Würde, seinen Bedürfnissen, Wünschen und Nöten steht für uns im Mittelpunkt. Jeder Mensch hat eine unantastbare Würde und Einmaligkeit, die ihm von Gott gegeben ist. Darum wird jede Person von uns gleichermaßen geschätzt.
Jeder Mensch ist ein einmaliger Mensch und tatsächlich, für sich gesehen, das größte Kunstwerk aller Zeiten. Thomas Bernhard
Herrlichkeit Gottes
Gott ist herrlich. Gott ist reines Licht, Leuchten der Wahrheit und der Liebe. Er ist gut. Er ist das wahrhaft Gute, der Gute schlechthin. Die Engel, die um ihn sind, geben zunächst einfach die Freude über die Wahrnehmung von Gottes Herrlichkeit weiter. Ihr Singen ist Ausstrahlen der Freude, die sie erfüllt. Bei ihren Worten hören wir gleichsam in die Klänge des Himmels hinein. Da ist keine Frage nach Zwecken dahinter, sondern einfach das Erfülltsein vom Glück der Wahrnehmung der reinen Helligkeit von Gottes Wahrheit und Liebe. Von dieser Freude wollen wir uns anrühren lassen: Es gibt die Wahrheit. Es gibt die reine Güte. Es gibt das reine Licht. Gott ist gut, und er ist die letzte Macht über allen Mächten. Darob sollten wir in dieser Nacht mit den Engeln, mit den Hirten einfach froh werden. Benedikt XVI (zu Lk 2,14)
Friede auf Erden
Mit der Herrlichkeit Gottes in der Höhe hängt der Friede auf Erden unter den Menschen zusammen. Wo Gott nicht in Ehren steht, wo er vergessen oder gar geleugnet wird, da ist auch kein Friede. So ist Christus unser Friede und hat Frieden verkündet den Fernen und den Nahen (vgl. Eph 2, 14. 17). Wie sollten wir nicht in dieser Stunde zu ihm beten: Ja, Herr, künde uns auch heute Frieden, den Fernen und den Nahen. Benedikt XVI (zu Lk 2,14)
Lk 2,15-20: Die Hirten
Lk 2,15: Lasst uns nach Betlehem gehen.
Nach Bethlehem gehen
So sagten die Hirten und das taten sie auch. Auch wir, Herr, wollen nach Betlehem kommen. Der Weg ist heute noch genauso mühsam: Da muss der Gipfel des Egoismus überwunden werden, man darf dabei nicht in die Schluchten der Weltlichkeit und des Konsumismus abgleiten. Ich will nach Betlehem kommen, Herr, weil du dort auf mich wartest. Und dort will ich verstehen, dass du, der du in einer Krippe liegst, das Brot meines Lebens bist.
Ich brauche den zarten Duft deiner Liebe, um auch selbst gebrochenes Brot für die Welt zu sein. Herr, nimm mich auf deine Schultern, du guter Hirte: Von dir geliebt, werde auch ich lieben und meine Brüder und Schwestern an der Hand nehmen können. Dann wird Weihnachten sein, wenn ich zu dir sagen kann: „Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebe. Franziskus (zu Lk 2,15)
Laßt uns hinübergehen nach Bethlehem
Trans-eamus heißt es in der lateinischen Bibel: hinüber-gehen, den Überschritt, das „Trans“ wagen, mit dem wir aus unseren Denk- und Lebensgewohnheiten herausgehen und die bloß materielle Welt überschreiten auf das Eigentliche hin, hinüber zu dem Gott, der seinerseits zu uns herübergekommen ist. Wir wollen den Herrn bitten, daß er uns das Überschreiten unserer Grenzen, unserer eigenen Welt schenke, daß er uns helfe, ihm zu begegnen, besonders in dem Augenblick, in dem er sich selbst in der heiligen Eucharistie in unsere Hände und in unser Herz hineinlegt. Benedikt XVI (zu Lk 2,15)
Lk 2,16: Und sie gingen eilends und fanden Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegend.
Sie gingen eilends
Die Hirten eilten. Heilige Neugier und heilige Freude trieb sie. Bei uns kommt es wohl sehr selten vor, daß wir für die Dinge Gottes eilen. Gott gehört heute nicht zu den eilbedürftigen Wirklichkeiten. Die Dinge Gottes haben Zeit, so denken und sagen wir. Und doch ist er das Wichtigste, der allein letztlich wirklich Wichtige. Warum sollte nicht auch uns die Neugier befallen, näher zu sehen und zu erkennen, was Gott uns gesagt hat? Bitten wir ihn, daß die heilige Neugier und die heilige Freude der Hirten in dieser Stunde auch uns anrühren, und gehen wir so freudig hinüber nach Bethlehem – zum Herrn, der auch heute neu zu uns kommt. Amen. Benedikt XVI (zu Lk 2,16)
Kind in der Krippe
Schauen wir in der Krippe auf dieses kleine Kind, das uns die Arme entgegenstreckt, das uns so sehr liebt, das aus Liebe unter uns wohnt und das all seine Taten aus Liebe vollbringt. Und lieben wir es, bitten wir es, dass wir ihm nachfolgen können und in allem so wie er von der Liebe geleitet sind. Tun wir dieselben Werke wie er, aus den gleichen Beweggründen, aus reiner Liebe.
Folgen wir Ihm aus Liebe in seiner Armut nach. Folgen wir Ihm in seiner Einsamkeit aus Liebe nach. Folgen wir Ihm aus Liebe in seiner Herabwürdigung nach. Folgen wir Ihm aus Liebe in der Kargheit und Buße nach, die mit der Krippe beginnt. Beten wir und betrachten wir aus Liebe mit Ihm seinen Vater. Segnen wir mit Ihm aus Liebe die Menschen Das erste, in dem wir ihm nachfolgen und ihn nachahmen sollen, ist die Liebe. Das erste, was uns ins Auge fällt, der beständige Gegenstand unserer Kontemplation, ist die Liebe, welche das Wesen selbst unseres Seligen Herrn Jesus ist. Charles de Foucauld
Das Kindlein in der Krippe ist wirklich Gottes Sohn
Gott ist nicht ewige Einsamkeit, sondern ein Kreis der Liebe in Hingabe und Zurückschenken: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Gott ist so groß, daß er klein werden kann. Gott ist so mächtig, daß er sich wehrlos machen kann und als wehrloses Kindlein auf uns zugeht, damit wir ihn lieben können. Gott ist so gut, daß er auf seinen göttlichen Glanz verzichtet und in den Stall herabsteigt, damit wir ihn finden können und so seine Güte auch uns berührt, uns ansteckt, durch uns weiterwirkt.
Das ist Weihnachten: Gott ist einer von uns geworden, damit wir mit ihm sein, ihm ähnlich werden können. Er hat das Kind in der Krippe zu seinem Zeichen gewählt: So ist er. So lernen wir ihn kennen. Und über jedem Kind steht etwas vom Strahl dieses Heute, von der göttlichen Nähe, die wir lieben und der wir uns beugen sollen – über jedem Kind, auch über dem ungeborenen. Benedikt XVI
Das Zeichen Gottes ist das Kind
Nichts Wunderbares, nichts Außergewöhnliches und Großartiges wird den Hirten als Zeichen gegeben. Nur ein Kind werden sie sehen, das wie Menschenkinder der mütterlichen Fürsorge bedarf und in Windeln gewickelt ist. Ein Kind, das im Stall geboren wurde und deshalb statt in einer Wiege in einer Futterkrippe liegt. Das Zeichen Gottes ist das Kind, in seiner Hilfsbedürftigkeit und Armut. Auch uns ist kein anderes Zeichen gegeben.
Auch uns lädt der Engel Gottes durch die Botschaft des Evangeliums ein, uns mit dem Herzen auf den Weg zu machen und das Kind zu sehen, das in der Krippe liegt. Gottes Zeichen ist das Einfache. Gottes Zeichen ist das Kind. Gottes Zeichen ist es, daß er sich für uns klein macht. Das ist die Weise, wie er herrscht. Er kommt nicht mit äußerer Macht und Größe. Er kommt als Kind – unbewehrt und unserer Hilfe bedürftig. Er will uns nicht mit Macht überwältigen. Er nimmt uns unsere Furcht vor seiner Größe. Er bittet um unsere Liebe: Darum wird er Kind. Nichts anderes will er von uns als unsere Liebe. Benedikt XVI
Lk 2,17: Nachdem sie es aber gesehen hatten, machten sie überall das Wort bekannt, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war.
Sie eilen
Und sie gingen eilends und fanden Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegend. Lasst uns nicht träge sein, wenn es darum geht dem Herrn Jesus zu begegnen.
Sie missionieren
Nachdem sie es aber gesehen hatten, machten sie überall das Wort bekannt, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Die Begegnung mit dem Herrn Jesus drängt nach außen, will teilen. Das ist der Kern der Mission.
Lk 2,18: Alle die es hörten, verwunderten sich
Sie erzeugen Verwunderung
Und alle, die es hörten, verwunderten sich über das, was ihnen von den Hirten gesagt wurde. Gottes Botschaft versetzt uns ins Staunen. Wer nicht mehr staunen kann, der entfernt sich vom Glauben.
Verwunderung ist ein roter Faden im LK-Evangelium
Es kommen viele Stellen vor, wo dass das Volk verwundert war, staunte. Wir versuchen heute immer alles im wissenschaftlichen Sinne zu durchschauen, „Wahrheit“ empirisch zu ermitteln. Die Gefahr ist, darauf hat auch Einstein hingewiesen, dass das Staunen verloren geht, die Verwunderung. Die Verwunderung ist ein ganz wichtiger Teil in der Gottesbeziehung. Die Verwunderung ist auch in meinem Begreifen von Weihnachten ein wichtiger Punkt. Worüber staunst, verwunderst du dich, wenn du das Wirken Gottes in deinem Leben betrachtest?
Lk 2,19: Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.
Das Schweigen Mariens
Dieses Schweigen sagt uns, dass auch wir die Stille brauchen, wenn wir etwas bewahren wollen. Es ist notwendig, schweigend die Krippe zu betrachten. Denn vor der Krippe stehend entdecken wir von neuem, dass wir geliebt sind, und dort verkosten wir den unverfälschten Sinn des Lebens. Im schweigenden Betrachten lassen wir zu, dass Jesus zu unserem Herzen spricht: dass seine Kleinheit unseren Hochmut überwindet, dass seine Armut unser Schwelgen stört, dass seine Zärtlichkeit unser verhärtetes Herz anrührt.
Wenn wir uns jeden Tag einen Moment Zeit nehmen, um mit Gott zu schweigen, bewahren wir unsere Seele, bewahren wir unsere Freiheit vor den zersetzenden Banalitäten des Konsums und vor der Betäubung durch die Werbung, vor der Verbreitung leerer Worte und den beunruhigenden Wogen des Klatsches und des Lärms. Papst Franziskus
Drei Kräfte ihres Wesens wurden hier in Anspruch genommen
Erstens, ihr Gedächtnis: sie behielt alle diese Worte. Zweitens, ihre Liebe: sie behielt sie in ihrem Herzen. Drittens, ihr Verstand: sie bewegte sie, so dass Gedächtnis, Liebe und Verständnis bei dieser gottgeliebten Frau ganz mit dem beschäftigt waren, was sie gehört hatte.
Ihr Lieben, bedenkt recht, was ihr alles von unserem Herrn Jesus gehört habt und was Er für euch getan hat. Macht eure Herzen zu einem goldenen Mannakrüglein, um darin das Andenken an das himmlische Brot zu bewahren, womit ihr in vorigen Tagen gespeist worden seid. Sammelt in eurem Gedächtnis alles, was ihr von Christus je empfunden, gehört oder geglaubt habt, und dann haltet Ihn für ewige Zeiten mit tiefsinniger Liebe fest. Liebet die Person eures Herrn und Heilandes! Spurgeon
Lk 2,20: Und die Hirten kehrten wieder um und priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war.
Frohlocken der Hirten
Alle aber frohlockten bei der Geburt Christi, nicht menschlicher Weise, wie sich die Menschen über ein neugeborenes Kind zu freuen pflegen, sondern über die Gegenwart Christi und den Glanz des göttlichen Lichtes. Daher folgt: Und die Hirten kehrten zurück, verherrlichten und loben Gott in Allem, was sie vernommen hatten. Goldene Kette
Was war der Grund ihres Lobes?
Sie lobten Gott für alles, was sie gehört hatten: die große Freudenbotschaft, dass ihnen ein Heiland geboren wurde. Handeln wir auch so wie diese Hirten? Lasst uns einen Dankespsalm für all das anstimmen, was wir von Jesus und Seinem Heil gehört haben.
Die Hirten lobten Gott auch für das, was sie gesehen hatten. Wenn ihr den Herrn Jesus mit dem von Gott geschenkten Gesicht des Glaubens geschaut habt, dann lasst keine Spinnweben mehr auf den Saiten eurer Harfen hängen!
Rückkehr der Hirten in ihren Alltag
Die Hirten haben diesen Glauben, erstaunlicherweise und sicher nur mit Gottes Hilfe. Sie erzählen von ihren Erlebnissen und gehen dann zurück in ihren Alltag, Gott dankend für alles, was ihnen geschenkt wurde. Wir dürfen annehmen, dass ihr Leben genauso ablief wie vorher – und dass doch alles ganz anders geworden war. Für die allermeisten Menschen verändert die Begegnung mit Jesus Christus nicht die äußeren Lebensumstände, es sei denn, Gott schenkt dafür eine besondere Berufung. Jemand, der im Erwachsenenalter eine Bekehrung erlebt, kann, was gut war, äußerlich genauso weiterleben wie vorher. Aber sein inneres Leben, seine Sicht auf die Welt, wird völlig erneuert – und darauf kommt es an! Beate Scheilen
Lk 2,21-40: Darstellung des Herrn
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 2,21-40
Lk 2,21: Die Beschneidung des Herrn Jesus
Lk 2,21: Und als acht Tage vollendet waren, als man das Kind beschneiden musste, da wurde ihm der Name Jesus gegeben, den der Engel genannt hatte, ehe er im Mutterleib empfangen worden war.
Erfüllung des Gesetzes
Dies geschah, damit Jesus jeden Aspekt des Gesetzes erfüllen konnte (wie in 3. Mose 12:2-3 befohlen). Es zeigt auch, dass Joseph und Maria wirklich fromme, gehorsame Eltern waren. Sie gehorchten Gottes Befehl in 3. Mose 12 , also gehorchte Jesus ihm auch.
Lk 2,22-24: Heiligung des Herrn Jesus
Lk 2,22: Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz Moses vollendet waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen,
Lk 2,23: wie im Gesetz des Herrn geschrieben steht: »Alle männliche Erstgeburt soll dem Herrn geheiligt heißen«,
Lk 2,24: und um ein Opfer darzubringen, wie es im Gesetz des Herrn geboten ist, ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
Das erstgeborene Kind gehörte nach jüdischem Gesetz Gott
Um es dennoch zu behalten, musste es durch ein Opfer ausgelöst werden. Interessant und häufig überlesen: vom Vollzug dieser Auslösung bei Jesus durch Maria und Josef wird hier nichts geschrieben, d.h. Jesus als Erstgeborener ist nicht ausgelöst, wie könnte es auch sein, da Jesus ja selbst fleischgewordene Wort Gottes ist. Und im großen Bogen unseres Glaubens an die Erlösung wird dieser erstgeborene Jesus später der Erstgeborene von den Toten, der den Tod besiegt hat.
Auch du gehörst ganz und gar Gott, mit Haut und Haaren. Und im Gegenzug können wir im Glauben sagen: Du Gott bist mein Ein und Alles. Durch seinen Sieg über den Tod hast du schon jetzt das ewige Leben. Dein Tod wir schlicht nur ein Übergang sein. Dank sei Gott dem Herrn.
Bezug zum Alten Testament
Vor dem Auszug aus Ägypten hatte Gott die Erstgeborenen der Israeliten aus Gnade vom Tod verschont. Von da an wurden alle erstgeborenen Söhne Gott geweiht und ihm zum Dienst im Tempel übergeben. Seit Gott den Stamm Levi für den Priesterdienst ausgesucht hatte, brauchten die Erstgeborenen der übrigen Stämme nicht mehr im Tempel zu bleiben. Für sie musste jedoch ein Lösegeld entrichtet werden, um das Bewusstsein zu erhalten, das Gott ein Anrecht auf diese Kinder hatte.
Dieser Vorgang nannte sich „Darstellung“. Verbunden damit war das Reinigungsopfer, das jede jüdische Mutter nach der Geburt eines Kindes bringen sollte. Da die Frau in viel engerer Weise als der Mann am Geheimnis der Schöpfung neuen Lebens teilhat, wurde es ihr erlaubt, eine gewisse Zeit nach der Geburt allen übrigen Aktivitäten, auch dem Gottesdienst, fern zu bleiben.
Nach ca. 40 Tagen konnte sie ihr normales Leben wiederaufnehmen. Dazu brachte sie im Tempel ein Opfer in Form von zwei Tieren dar: normalerweise ein Lamm und eine Taube; Arme durften zwei Tauben bringen. Die Heilige Familie opferte formell nur zwei Tauben – und brachte in Gestalt ihres Kindes das Lamm mit, das 30 Jahre später für die Erlösung aller Menschen sterben sollte. Beate Scheilen
Worte von Franz von Sales
Was meint ihr wohl, meine lieben Töchter, warum hat der Herr und seine heiligste Mutter sich dem Gesetz der Darstellung im Tempel und der Reinigung unterworfen? Nun, aus welch anderem Grund, wenn nicht aus Liebe zur Allgemeinheit? Dieses Beispiel allein schon dürfte genügen, um die Ordensleute anzueifern, sich in allem gewissenhaft an die Gemeinde zu halten und niemals davon abzugehen. Weder das Kind noch die Mutter waren dazu verpflichtet; das Kind nicht, weil es Gott war, die Mutter nicht, weil sie ganz rein, ja die Reinheit selbst war.
Sie hätten sich ruhig ausnehmen können, niemand hätte es gemerkt. Die aller seligste Jungfrau hätte doch nach Nazareth, statt nach Jerusalem gehen und das Geld, mit dem sie die Turteltauben kaufte, einem Armen geben können. Meint ihr nicht, dass dies besser gewesen wäre? Aber sie tat es nicht. Sie schloss sich ganz einfach der Allgemeinheit an, wie wenn sie gesagt hätte: Das Gesetz kommt zwar weder für meinen Sohn noch für mich in Betracht, wir unterstehen ihm nicht; da jedoch alle Menschen daran gebunden sind, so wollen auch wir uns gerne fügen, um uns allen anzupassen und nichts Besonderes zu haben.
Sagt nicht der heilige Apostel Paulus: Der Herr „musste in allem den Brüdern gleich werden, die Sünde ausgenommen“ (Hebr 2,17; 4,15). Waren sie vielleicht aus Angst vor einer Übertretung des Gesetzes so genau? Nein, es gab ja keine Gesetzesverletzung für sie; es war vielmehr die Liebe zum himmlischen Vater, die sie antrieb. Franz von Sales
Lk 2,25-28: Jesuskind in Simeons Armen
Lk 2,25: Und siehe, es war ein Mensch namens Simeon in Jerusalem; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf ihm.
Simeon
Das Evangelium spricht von Simeon, einem betagten, gottesfürchtigen Mann, der an die Verheißung glaubte, dass er vor seinem Tod den Retter Israels sehen werde. Er glaubte und vertraute darauf, dass Gott zu seiner Zeit handeln würde. Es gibt Momente in unserem Leben, in denen wir die Nähe Gottes und seine Stimme in uns besonders greifbar erfahren. Doch dann kommen auch Zeiten, in denen Gott still zu sein scheint, vielleicht sogar abwesend. Für solche Zeiten kann Simeon ein großes Beispiel und ein Zuspruch sein: Er bewährte sich im Vertrauen, in der Treue und in der tiefen Glaubensgewissheit, dass Gott seinem Wort und seiner Freundschaft treu ist. Das heutige Evangelium enthält die frohe Botschaft, dass Gott treu ist und seine Versprechen hält, auch wenn seine „Sprache“ und seine Zeitmessung sich ein wenig von unserer unterscheiden. Lorli Pregel
Lk 2,26: Und er hatte vom Heiligen Geist die Zusage empfangen, dass er den Tod nicht sehen werde, bevor er den Gesalbten des Herrn gesehen habe.
Den Tod sehen heißt aber
Ihn erfahren; und glückselig wird der den Tod des Fleisches sehen, welcher den Gesalbten des Herrn zuvor mit den Augen des Herzens zu sehen sich bemühte, indem er in dem himmlischen Jerusalem den Wandel hat, und die Schwellen des Tempels Gottes häufig besucht, d.h. die Beispiele der Heiligen, in welchen Gott wohnt, nachahmt. Goldene Kette
Lk 2,27: Und er kam auf Antrieb des Geistes in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus hineinbrachten, um für ihn zu tun, was der Brauch des Gesetzes verlangte.
Simeon im Antrieb des Geistes
Doch es waren nicht Gerüchte, sondern der Geist, der ihn an jenem Tag in den Tempel führte. Simeon war ein Mann, der wusste, wie man sich vom Heiligen Geist leiten ließ, sowohl indem er Gottes Versprechen an ihn hörte als auch dazu aufgefordert wurde, zur rechten Zeit in den Tempel zu gehen.
Den Geist zum Führer
Auch du bemühe dich, wenn du Jesus haben und auf deine Arme nehmen willst, auf jegliche Weise, dass du den Geist zum Führer hast und zu dem Tempel Gottes kommest. Goldene Kette
Simeon, ein Mann des Geistes
Lukas sagt uns in diesem Abschnitt drei Mal, dass Simeon ein Mann war, der offen für den Heiligen Geist war. Der „Heilige Geist ruhte auf ihm”, denn „es war ihm vom Heiligen Geist offenbart worden, dass er den Tod nicht schauen werde, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.” Simeon hatte gelernt, auf die Eingebungen des Heiligen Geistes zu hören. Er wird aber nicht nur vom Heiligen Geist inspiriert, sondern wird von ihm machtvoll bewegt. Wir sollten kurz darüber nachdenken, wie sich dieser Mann ganz dem Wirken des Geistes überließ. Michael Goodyear
Lk 2,28: Da nahm er es auf seine Arme, lobte Gott und sprach.
Ausblick auf Golgatha
Doch der Tag wird kommen, an dem dieser Sohn nicht mehr im Tempel aufgeopfert wird, nicht in den Armen Simeons, sondern außerhalb der Stadt, in den Armen des Kreuzes. Es wird der Tag kommen, an dem er nicht mehr durch das Blut eines Opfertieres freigekauft wird, sondern mit seinem eigenen Blut die anderen freikaufen wird, weil Gott ihn zur Erlösung seines Volkes gesandt hat. Das wird dann das Abendopfer sein; dieses ist das Morgenopfer; dieses ist freudiger, jenes jedoch wird vollkommener sein; denn dieses wird nach der Geburt dargebracht, jenes in der Fülle des Alters. Bernhard
Lk 2,29-32: Der Lobgesang Simeons
Lk 2,29: Nun, Herr, entlässt du deinen Knecht in Frieden nach deinem Wort!
Hinscheiden im Frieden
Denn nachdem Christus die feindliche Schuld vernichtet und auch uns mit dem Vater versöhnt hatte, so erfolgte das Hinscheiden der Heiligen im Frieden. Wer aber scheidet von diesem Leben im Frieden als der, welcher einsieht, dass Gott in Christus die Welt mit sich versöhnte und wer nichts Feindliches gegen Gott hat, sondern jeglichen Frieden durch die guten Werke in sich aufgenommen hat? Goldene Kette
Lk 2,30: Denn meine Augen haben dein Heil gesehen.
Das Heil sehende Augen
Selig deine Augen, sowohl die der Seele als des Leibes. Denn diese fassten Gott sichtbar, jene aber bemerkten nicht nur das Gesehene, sondern erkannten auch, von dem Glanze des Geistes des Herrn erleuchtet, das Wort im Fleisch. Denn das Heil, das du mit den Augen berührt hast, ist Jesus selbst; denn er ist der Heiland. Christus war aber das Geheimnis, welches in den letzten Zeiten der Welt offenbar wurde, da es vor dem Ursprung der Welt vorbereitet war. Goldene Kette
Lk 2,30: Denn meine Augen haben dein Heil gesehen,
Meine Augen haben das Heil gesehen
Die Augen des Simeon haben das Heil gesehen, weil er es erwartete (vgl. V. 25). Es waren Augen, die in Erwartung waren und Hoffnung hatten. Sie suchten das Licht und sahen das Licht für die Völker (vgl. V. 32). Es waren betagte Augen, die aber vor Hoffnung leuchteten. Wenn wir um uns schauen, können wir leicht die Hoffnung verlieren:
Doch schauen wir auf das Evangelium und sehen wir Simeon und Hanna: sie waren betagt und allein; aber sie hatten die Hoffnung nicht verloren, weil sie mit dem Herrn im Kontakt standen. Hierin liegt das Geheimnis: sich niemals vom Herrn entfernen, der Quelle der Hoffnung. Wir werden blind, wenn wir nicht jeden Tag den Herrn anschauen, wenn wir ihn nicht anbeten. Den Herrn anbeten! (Heilige Messe für die Personen des geweihten Lebens. Papst Franziskus
Lk 2,31: das du vor allen Völkern bereitet hast,
Lk 2,32: ein Licht zur Offenbarung für die Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel!
Lk 2,32: Dein Licht erleuchtet.
Worte von Benedikt XVI
Wo Liebe ist, geht ein Licht auf in der Welt; wo Hass ist, ist die Welt finster. Ja, im Stall von Bethlehem ist das große Licht erschienen, auf das die Welt wartet. In dem Kind, das da im Stall liegt, zeigt Gott seine Herrlichkeit – die Herrlichkeit der Liebe, die sich selbst verschenkt und die sich aller Größe begibt, um uns auf den Weg der Liebe zu führen.
Das Licht von Bethlehem ist nicht mehr erloschen. In allen Jahrhunderten hat es Menschen berührt, hat es sie umstrahlt. Wo der Glaube an dieses Kind aufging, da blühte auch die Caritas auf – die Güte für die anderen, das Zugehen auf die Schwachen, auf die Leidenden; die Gnade des Verzeihens.
Von Bethlehem her zieht sich eine Lichtspur, eine Spur der Liebe. Das eigentliche Geheimnis, um das es an Weihnachten geht, ist das innere Leuchten, das von diesem Kinde kommt. Lassen wir uns von diesem inneren Leuchten anstecken, das Flämmchen von Gottes Güte in unserem Herzen entzünden und tragen wir alle durch unsere Liebe Licht in die Welt; lassen wir dieses Licht nicht auslöschen durch die Zugluft der Zeit. Hüten wir es treulich und schenken wir es weiter. Benedikt XVI
Lk 2,33-35: Das Schwert durch Marias Seele
Lk 2,33: Und Joseph und seine Mutter verwunderten sich über das, was über ihn gesagt wurde.
Lk 2,33: Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.
Staunen
Kann ich noch staunen über die Worte des Evangeliums, auch wenn ich sie schon so oft gehört habe? Sie beinhalten jeden Tag eine ganz persönliche Offenbarung an jeden Leser, die für jeden und jede anders ist. Wenn es passt, könnte ich mir jetzt (oder später) ein paar Minuten Zeit nehmen und den Satz in dieser Perikope suchen, der heute genau für mich gedacht ist. Den bewege ich dann in meinem Herzen. Ich schreibe ihn auf. Über ihn spreche ich mit dem Herrn während des Tages. Dorit Wilke-Lopez
Lk 2,34: Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Auferstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird.
Kreuzesprophetie
Nach den Worten der Freude folgt im Lobgesang des Simeon eine Kreuzesprophetie. Geburt und Tod, Freude und Leid, Krippe und Kreuz, sind auf das engste verbunden. Die Herrlichkeit Jesu ist mit seinem Kreuz untrennbar verbunden. Die Erlösung in Christus ist kein spirituelles Wellness-Programm, sondern Befreiung von unserer Verzwängung ins Ich hinein. Diese Befreiung kostet den Schmerz des Kreuzes.
Es folgt: Und zum Zeichen, dem widersprochen wird
Das Zeichen, dem widersprochen wird, heißt in der Schrift eigentlich das Kreuz. Denn sie sagt: Moses machte eine eherne Schlange, und errichtete sie zum Zeichen. Er verbindet das Schmachvolle mit dem Herrlichen. Dieses beweist uns Christen dieses Zeichen; es ist ein Zeichen des Widerspruches, wenn es von den Einen für lächerlich und abscheulich, von den Anderen aber für sehr verehrungswürdig gehalten wird. Goldene Kette
Lk 2,35: Aber auch dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen, damit aus vielen Herzen die Gedanken geoffenbart werden.
Schmerz der Maria
Denn obschon sie Christus als Sohn Gottes freiwillig sterben sah, und nicht zweifelte, dass er über den Tod siegen werde, so konnte sie ihn doch, der von ihrem Fleisch geboren war, nicht ohne das Gefühl des Schmerzes gekreuzigt werden sehen. Goldene Kette
Es war wichtig für Maria zu wissen, dass es nicht nur süß und leicht sein würde, den Messias zu bemuttern. Es war ein großes Privileg und eine große Bürde zugleich. Möglicherweise quälte sich kein anderer Mensch so sehr über die Zurückweisung und das Leiden Jesu wie seine Mutter. Dies lag nicht nur an der natürlichen Liebe einer Mutter, sondern auch daran, dass seine Ablehnung ihre Ablehnung war. Wunderbarerweise war seine Rechtfertigung auch ihre.
Die Passion Jesu wirft ihre Schatten voraus
Doch kann man nicht nur österliche Töne vernehmen, nein, die Ablehnung Jesu durch die Menschen wirft in den Worten des Simeon an Maria ihre Schatten voraus. Maria war wohl tief betroffen davon und so reicht das Bild der schmerzhaften Mutter schon bis in die Kindheit Jesu zurück. Sie wird wie kein anderer Mensch in den Widerspruch, der sich an der Person ihres Sohnes entzündet, teilhaben. Deshalb dürfen wir Maria auch vertrauensvoll mit unseren Sorgen und Nöten „bombardieren“. Vor allem auch und besonders dann, wenn es unsere Kinder betrifft. Wir sollten unsere Kinder unbedingt der Mutter Gottes anvertrauen. Sie ist eine mächtige Mutter! Ellen Charlotte Petermann
Lk 2,36-38: Die Prophetin Anna
Lk 2,36: Und da war auch Hanna, eine Prophetin, die Tochter Phanuels, aus dem Stamm Asser, die war hochbetagt und hatte nach ihrer Jungfrauschaft mit ihrem Mann sieben Jahre gelebt;
Lk 2,37: und sie war eine Witwe von etwa 84 Jahren; die wich nicht vom Tempel, sondern diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht.
Lk 2,38: Auch diese trat zu derselben Stunde hinzu und pries den Herrn und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung warteten in Jerusalem.
Zur Prophetin Hanna
Hanna ist Prophetin, eine weise und andächtige Frau. Ihre lange Witwenschaft, der Verehrung des Tempels gewidmet, und ihre Teilnahme am Warten auf die Erlösung Israels, finden ihren Abschluss in ihrer Begegnung mit dem Kind Jesus. Diese gottesfürchtige Frau diente Gott mit völliger Hingabe. Hannas enger Wandel mit Gott zeigte sich in ihrer Liebe zu Jesus und ihrem Wunsch, anderen von Jesus zu erzählen. In Simeon und Hanna kommt es zur Begegnung der ganzen Erwartung Israels mit seinem Erlöser. Jesus wird als der langerwartete Messias, als Licht der Völker und Herrlichkeit Israels erkannt.
Über Gott sprechen
Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund. Hanna war so von Gott erfüllt, dass sie gar nicht anders konnte, als den anderen von Gott zu erzählen. Sie brannte so sehr für Gott und seine befreiende Botschaft, dass sie „allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten,“ in Jesus den Messias verkündete. Sie betrieb keinen Proselytismus, sondern strahlte auf andere aus und teilte ihnen die Wahrheit mit. Hanna sprach zu denen, die ein offenes Ohr für Gottes Botschaft hatten, und solche Menschen öffneten ihre Herzen. Die Worte, mit denen wir über Gott zu anderen sprechen, stoßen immer auf ein offenes oder verstecktes Verlangen nach Gott. Mathias Reimer
Lk 2,39-40: Zurück in Nazareth
Lk 2,39: Und nachdem sie alles vollbracht hatten nach dem Gesetz des Herrn, kehrten sie zurück nach Galiläa, in ihre Stadt Nazareth.
Schule von Nazaret
Das Haus von Nazaret ist eine Schule, in der man beginnt, Christi Leben zu verstehen. Es ist die Schule des Evangeliums. Hier nämlich lernen wir vor allem sehen, hören, betrachten und verstehen, welch große und geheime Kraft in dieser schlichten, demütigen und köstlichen Offenbarung des Sohnes Gottes steckt. Nach und nach lernen wir vielleicht auch, ihm nachzufolgen. Wie gerne wäre ich wieder jung und vertraute mich dieser demütigen und doch so erhabenen Schule von Nazaret an. Was für eine Freude wäre es, nach dem Beispiel Marias mit neuem Eifer wahre Lebensweisheit und Einsicht in die göttliche Wahrheit zu erwerben!
Die Schule von Nazaret lehrt zuerst das Schweigen. Möge in uns eine große Wertschätzung des Schweigens lebendig werden. Denn in dem hektischen und allzu aufgeregten Leben von heute, in dem wir von so vielen lauten Stimmen, von Lärm und Geschrei bedrängt werden, ist das Schweigen eine bewundernswerte und notwendige Geisteshaltung. Das Schweigen von Nazaret lehre uns, den Geist auf gute Gedanken zu lenken, auf das innere Leben zu achten und bereitwillig auf die geheimen Ratschlüsse Gottes und die Anweisung der wahren Lehrer zu hören; es lehre uns, wie notwendig und wertvoll die innere Vorbereitung ist, das Studium, die Betrachtung, die Ordnung des persönlichen geistlichen Lebens und das Gebet, das Gott allein im Verborgenen sieht. Paul VI.
Lk 2,40: Das Kind aber wuchs und wurde stark im Geist, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade war auf ihm.
Gott erfüllte das Kind mit Weisheit
Weisheit ist mit das Wertvollste, was wir in unserem Leben besitzen können: Zu wissen, was gut ist und wie wir es erreichen können. Bei der Beschreibung des Heranwachsens Jesu, klärt die Bibelstelle gleich zwei Aspekte über die Weisheit auf: Erstens, die Weisheit ist nicht nur etwas für hochbetagte Menschen, sondern mit der wesentlichste Aspekt des Heranwachsens („Kraft, Weisheit und Gnade“). Zweitens, sie ist vor allem Geschenk Gottes und kein Eigenwerk („Gott erfüllte das Kind mit Weisheit“). Eric Briemle
Alltag
Die nächsten 30 Jahre im Leben Jesu, mit Ausnahme der Episode des 12jährigen Jesus im Tempel, fasst Lukas zusammen mit den Worten: „Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm“. Schnell übersehen wir, dass Jesus die meiste Zeit seines Lebens in einer ganz normalen Familie verbracht hat, mit allem, was dazugehört. Am Morgen wurde er wahrscheinlich von Maria geweckt, vielleicht hatten sie gemeinsam Morgengebete und Frühstück, anschließend Arbeit mit Josef, etc. Rundum: ein ganz normaler Alltag. Herr, du zeigst mir, dass ich nichts Außergewöhnliches brauche, um heilig zu werden. Mein tägliches, tief erneuertes „Ja“ genügt. Lukas Nix
Lk 2,41-52: Jesus als zwölfjähriger im Tempel
Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 2,41-52
Lk 2,41-45: Das Kind in Jerusalem
Lk 2,41: Und seine Eltern reisten jährlich am Passahfest nach Jerusalem.
Lk 2,42: Und als er zwölf Jahre alt war, gingen sie nach dem Brauch des Festes hinauf nach Jerusalem.
Historischer Bezug
Die Teilnahme an den großen Festen wurde in Exodus 23:17 und Deuteronomium 16:16 geboten . Es war üblich, dass die Gläubigen Galiläas diese Wallfahrten zur Festzeit in großen Gruppen unternahmen.
Lk 2,43: Und als sie die Tage vollendet hatten und wieder heimkehrten, blieb der Knabe Jesus in Jerusalem; und Joseph und seine Mutter wussten es nicht.
Lk 2,44: Da sie aber meinten, er wäre bei den Reisegefährten, zogen sie eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Verwandten und unter den Bekannten.
Lk 2,45: Und weil sie ihn nicht fanden, kehrten sie wieder nach Jerusalem zurück und suchten ihn.
Lk 2,46-50: In dem, was seines Vaters ist
Lk 2,46: Und es geschah, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel sitzend mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie befragte.
Lk 2,47: Es erstaunten aber alle, die ihn hörten, über sein Verständnis und seine Antworten.
Es erstaunten aber alle
Doch was ist das Staunen, was heißt es, zu erstaunen? Staunen und verwundert sein ist das Gegenteil davon, alles als selbstverständlich zu betrachten, es ist das Gegenteil davon, die uns umgebende Wirklichkeit und die Ereignisse der Geschichte nur nach unseren Kriterien zu interpretieren. Papst Franziskus
Jesus im Tempel suchen
Wenn man sucht, findet man nicht sogleich; denn nicht unter den fleischlichen Verwandten und Bekannten findet man Jesus, nicht bei denen, welche leiblich mit ihm verbunden sind. Bei der Gesellschaft Vieler kann mein Jesus nicht gefunden werden. Lerne, wo ihn die Suchenden finden. Nicht überall, sondern im Tempel; auch du suche Jesus im Tempel Gottes. Nach dem dritten Tage wird er im Tempel gefunden, um zu zeigen, dass er nach drei Tagen als Sieger über den Tod auferstände, da er für tot gehalten wurde, und auf dem himmlischen Thron und in göttlicher Ehre unserem Glauben erschiene. Goldene Kette
Fragender Jesus
Er fragte aber, nicht um zu lernen, sondern ihn durch die Frage zu unterrichten. Denn es gehört zu einer Lehre, sowohl weise zu fragen, als auch zu antworten. Goldene Kette
Lk 2,48: Und als sie ihn sahen, waren sie bestürzt; und seine Mutter sprach zu ihm: Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht!
Mit Schmerzen gesucht
Diese Angst offenbart die zentrale Stellung Jesu in der Heiligen Familie. Die Jungfrau und ihr Bräutigam hatten jenen Sohn aufgenommen, sie haben ihn behütet, und sie haben gesehen, wie er an Alter, Weisheit und Gnade in ihrer Mitte wuchs, aber vor allem wuchs er in ihren Herzen; und nach und nach nahmen ihre Zuneigung und ihr Verständnis für ihn zu. […] Jene schmerzerfüllte Angst, die sie in den drei Tagen des Verlustes Jesu empfanden, sollte auch unsere Angst sein, wenn wir weit von ihm entfernt sind, wenn wir weit von Jesus entfernt sind. Papst Franziskus
Warum suchten sie ihn aber mit Schmerzen?
Etwa darum, dass er zu Grunde gegangen, oder umhergeirrt sei? Das sei ferne; denn konnten sie den Knaben für verloren halten, von dem sie wussten, dass er der Herr sei? So suchten auch sie Jesus mit Schmerzen und mit Furcht, er mochte sie verlassen und in den Himmel zurückgekehrt sein, von wo er, wenn er wollte, wieder herabkäme. Es muss also der, welcher Jesus sucht, nicht nachlässig und zerstreut Vorbeigehen, wie Viele suchen und nicht finden, sondern mit Schmerz und Ausdauer. Goldene Kette
Lk 2,49: Warum habt ihr mich gesucht?, erwiderte Jesus. Habt ihr denn nicht gewusst, dass ich im Haus meines Vaters sein muss ?
Jesus spricht das erste Mal von seinem Vater
Das ist die erste Stelle im Evangelium, wo Jesus als 12 jähriger von Gott als seinem Vater spricht, wo das Geheimnis seiner Verbindung mit dem Vater aufleuchtet. Das ist die erste Stelle, wo das häufige Wort „muss“ fällt. Häufig wird es noch folgen z.B. zu Zachäus „Ich muss in deinem Haus bleiben.“ (LK 19,5) oder „Ich muss die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist“ (Joh 9,4) und im Zentrum: „Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden“ (Joh 3,14).
Das Muss Jesus
Dieses „Muss“ drängt den Seelenhirten Jesus das verlorene Schaf zu suchen. Dieses Schaf aber, das bist du und ich. Er sucht uns nicht nur einmalig, sondern in jedem Moment, wo uns die Wirrnisse unseres Lebens und die Kräfte dieser Welt von ihm weg ziehen. Er muss uns suchen. Das ist das Wesen und der Kern seiner Liebe.
Lk 2,50: Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte.
Lk 2,51-52: Der Herr Jesus wächst heran
Lk 2,51: Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und ordnete sich ihnen unter. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen.
Das Wort Gottes muss reifen
Das Wort Gottes ist zu groß für den Augenblick, es muss immer und immer wieder bedacht, gelesen, meditiert werden. Auch wenn ich manche Worte nicht verstehe, bewahre ich sie im Herzen. Zur rechten Zeit werden sie Frucht bringen. Neben dem Wort Gottes gibt es auch Ereignisse in unserem Leben, die wir nicht gleich oder gar nie verstehen. Akzeptiere diese Dunkelheit, vertraue und unterwerfe dich in Demut in diesem Nichtverstehen Gott. Auch darin folgst du dem Beispiel Jesu: seine alltägliche Unterwerfung bis zu seiner Wirkungszeit unter Maria und Josef kündigt letztlich schon die Unterwerfung am Gründonnerstag an.
Lk 2,52: Und Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.
Hier geht’s zu einer Auslegung von G. de Koning zu Lk 2. Kap.
Das war eine Christliche Bibel – Auslegung, Kommentar, Andacht, Impuls, Erklärung, Bedeutung bzw. Predigt zum Lukas Evangelium Lk 2. Kap.