Fürbitte
Inhaltsverzeichnis
1. Was ist die Fürbitte?
Betet für uns! Hebr 13,18
Unter Fürbitte wird das Eintreten vor Gott für jemanden oder für etwas verstanden. Wenn ich Fürbitte halte, führe ich in meinem allgemeinen Priestertum der Taufe eine Person in die Gegenwart Gottes, nicht in meinem Tun (magisches Ritual), sondern weil ich Gemeinschaft mit dem Herrn eingehe, in diesem geistlichen Tun ziehe ich alles was in meinem Herzen ist zu Gott. Und Gott hält Andenken, was ich in meinem Herzen habe. Wir dürfen da vertrauen, dass Gott das ganz ernst nimmt. Jetzt, da Gott gedenkt, geschieht Heil. Gott greift in die Geschichte dieses Menschen heilbringend, vollendend, heilend, führend, schützend ein. Halten wir also viel und überfließend Fürbitte für uns nahe Menschen, aber auch gerade fernen Menschen in Kriegsgebieten oder sonstwo.
2. Menschen zu Jesus bringen
Sie brachten aber auch kleine Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Lk 18,15
Dies ist ein wunderbares Bild für die Fürbitte. In der Fürbitte bringen wir Menschen zu Jesus, damit er sie segnet. In der Fürbitte stelle ich den anderen Menschen unter die besondere Aufmerksamkeit Gottes. Gemeinschaft lebt aus dieser Fürbitte füreinander. Machen wir viel von ihr Gebrauch. Die Fürbitte verändert auch mich. Sie führt mich aus der Egozentrik meiner eigenen Probleme in den befreienden Raum des Dienstes und verändert meine Einstellung zum anderen. Ich finde Zugang zu den Herzen derer, für die ich bete.
Die Fürbitte ist eine Art, den anderen zu lieben. Richard J. Foster
3. Christliche Gemeinschaft lebt aus der Fürbitte
Betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Jak 5,16
Eine christliche Gemeinschaft lebt aus der Fürbitte der Glieder füreinander, oder sie geht zugrunde! So bringt es Bonhoeffer auf den Punkt. Ja, wir können füreinander beten: das war von Anbeginn ein Kennzeichen der christlichen Gemeinschaft. Dieses Gebet hat eine große Macht und Wirkung. In Demut tragen wir diese Fürbitten vor, nicht im Sinne eines: Mach mal. Gott ist keine Milchkuh! Vielmehr ziehen wir durch unsere Fürbitte den Regen der göttlichen Gnade herab, ohne zu wissen, was und wie er bewässert und wachsen lässt. Karl Rahner sagt dazu: Zum Bittgebet gehört beides: die Gewissheit der Erhörung und der restlose Verzicht, nach eigenem Plan erhört zu werden.
4. Fürbitte als Konkretisierung des Doppelgebots der Liebe
Allezeit wenn ich bete bitte ich für euch alle und das mit Freuden. Phil 1,4
Es wird häufig zwischen Lobgebet und Fürbitt-Gebet unterschieden. Auch wenn für das Verständnis eine systematische Trennung dienlich ist, so gilt es im Wesen für sich bei seinem Gebet zu erkennen, dass diese Gebetsarten meist ineinander überfließen bis hin ins Untrennbare. Jedes Lob Gottes enthält unweigerlich auch fürbittende Aspekte. Zugleich setzt jede Fürbitte Vertrauen in den liebenden Gott und Dank für die Möglichkeit der Hinwendung voraus. Nimmt man den einen Aspekt in den Blick, so ist der andere immer mitbeteiligt und wirksam. Damit konkretisiert sich in der Fürbitte das Doppelgebot der Liebe, Gott und den Nächsten zu lieben.
Wenn wir Fürbitte tun, sind wir in Gottes Plan eingeschaltet worden. Es gilt, unser Herz dem Geiste Gottes, der in uns betet, zu öffnen. Corrie ten Boom
5. Der besondere Wert der Fürbitte
Das Erste und Wichtigste, wozu ich die Gemeinde auffordere, ist das Gebet. Es ist unsere Aufgabe, mit Bitten, Flehen und Danken für alle Menschen einzutreten. 1 Tim 2,1
Die Fürbitte hat einen besonderen Wert, weil sie ein Akt des Gottvertrauens und zugleich ein Ausdruck der Nächstenliebe ist. Manche glauben aufgrund von spiritualistischen Vorurteilen, dass das Gebet eine reine Kontemplation Gottes sein müsse, ohne Ablenkungen, so als ob die Namen und Gesichter der Brüder und Schwestern eine zu vermeidende Störung wären. Die Realität ist dagegen, dass das Gebet Gott gefälliger und heiligmachender wird, wenn wir darin durch die Fürbitte versuchen, das uns von Jesus hinterlassene Doppelgebot zu leben. Die Fürbitte drückt das Engagement für andere aus, wenn wir in ihr fähig sind, das Leben anderer aufzunehmen, mit ihren verstörenden Seelennöten und besten Träumen. Papst Franziskus
6. Nochmals zur Fürbitte
Ich werde weiterhin für euch beten. 1 Sam 12,23
Fürbitten heißt alle zu Gott mitnehmen, die uns am Herzen liegen, alle, die wir kennen, oder alle, von denen wir wissen, dass sie eines Menschen bedürfen, der sie vor Gott hin mitnimmt. Es heißt aber auch: diesen Menschen selbst näher kommen. Es gibt nicht nur ein Kennen von Mensch zu Mensch, sondern auch ein Kennen auf dem Umweg über die Augen Gottes. Das Licht Gottes fällt gleichsam auf das Gesicht des Menschen neben mir und macht es klarer, deutlicher, verständlicher. Fürbitten heißt somit auch, die Gnade zu empfangen, lieben zu können. Indem ich mit einem anderen Menschen zusammen vor Gott stehe und er mir verständlicher wird, entsteht Liebe zu ihm. Ich beginne, mit ihm zu leben, mich mit ihm zu ängstigen, mit ihm zu trauern, mich mit ihm zu freuen, mit ihm zu hoffen.



