Ärger
Inhaltsverzeichnis
1. Umgang mit Ärger
Halte deshalb dein Herz von Ärger frei. Koh 11,10
Versuche alles, damit du einen Ausbruch deines Ärgers vermeidest. Die Frage ist, wie wir mit unserem Ärger umgehen. Wir können den ganzen Tag Selbstgespräche führen und uns in den Ärger hineinsteigern. Dann schaden wir uns selbst. Oder wir können den Ärger anschauen und nach seinen Gründen fragen. Dann bekommen wir Distanz zum Ärger. Wir können mit ihm umgehen. Manchmal ist der Ärger der Impuls, mich besser abzugrenzen. Ich kann Ärger nicht absolut vermeiden. Aber ich kann es vermeiden, dass ich mich vom Ärger bestimmen lasse. Ärger ist eine Emotion. Dass sie in mir auftaucht, kann ich nicht verhindern. Aber wie ich damit umgehe, das ist meine Entscheidung. Wenn ich angemessen mit dem Ärger umgehe, dann ärgere ich mich nicht, sondern nehme den Ärger als einen Impuls von außen, der mich antreibt, mich entweder besser abzugrenzen oder etwas anzupacken, damit es besser läuft. Anselm Grün
2. Nicht gleich in die Luft gehen
Wird ein Dummkopf gekränkt, macht er seinem Ärger sofort Luft. Spr 12,16
Es geht vor allem um den Umgang mit Ärger. Regen wir uns gleich auf, werden impulsiv wütend? Beherrschen uns unsere negativen Emotionen? Das griechische Wort “egkrateia”, das als Selbstbeherrschung übersetzt wird, stammt von zwei Begriffen ab: en und kratos. “En” bedeutet „in“ und “kratos” bedeutet Kraft oder Macht. Aus diesen griechischen Wurzeln können wir sehen, dass egkrateia, also die Selbstbeherrschung, im Kern mit innerer Macht oder Kraft zu tun hat. Der Selbstbeherrschte ist in der Lage, bei Ärger nicht immer sofort und impulsiv zu reagieren, sondern bedacht und besonnen. Nicht immer gelingt das. Es ist immer wieder auch ein Kampf mit sich selbst. Aber dieser Kampf stärkt uns.
3. Minimiere deinen Ärger
Du lässt dich vom Ärger mitreißen. Hiob 15,12
Ganz wirst du es nie schaffen. Minimiere es daher zumindest, dich über dich oder andere zu ärgern. Mache dir folgenden Grundsatz zu eigen: keine Energie in die Verärgerung, sondern in die Veränderung! Dazu ein Wort von Franz von Sales: Alles, was uns da in den Weg kommt, kann uns Anstoß sein, das Gleichgewicht zu verlieren und hinzufallen: bald ist es ein Ärger, bald ein Gerede, bald schlechte Laune, in der uns kein Mensch etwas recht machen kann. Dann wieder ekelt uns der Beruf an, weil wir in einem Anfall von Schwermut glauben, daß wir doch nichts leisten. Kurz, alles Mögliche kommt da in unserer seelischen Kleinwelt vor.
Wenn Ärger in dir aufkeimt, lenke dagegen. Versuche im Frieden Jesus zu bleiben und überlege, was du nun konkret tun kannst unter Anrufung der Hilfe des heiligen Geistes.
4. Sanftmut walten lassen
Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben! Mt 5,5
Sanftmut bedeutet, dem Ärger entgegen zu treten und aus der Spirale aus zu steigen, wo Aggression Gegen-Aggression erzeugt, vor allem in unseren menschlichen Beziehungen. Einfach gesagt, schwer getan, denn negative Gedanken und Gefühle über den anderen sind meist schlicht und einfach da und drängen dazu ausgedrückt zu werden. Der erste wichtige Schritt ist, dass wir negative Gefühle nicht runterschlucken, sondern sie rauslassen, aber nicht am anderen, sondern für uns, am besten alleine: laufen, schreien, Kissenboxen etc. Der zweite Schritt ist, seine Wahrnehmung vom anderen weg zu einem selbst zu lenken. In meiner Vorstellung sollte die Welt, der andere bzw. ich selbst so oder so sein. Ist sie es nicht, so entsteht Ärger. Der Ärger entsteht immer aus einem Unterschied zwischen dem, was gerade ist und dem, wie man es sich gerne wünscht. Und in diesem meinem Wunsch steckt ein Bedürfnis von mir (z.B. nach Ruhe) und ich ärgere mich, wenn dieses Bedürfnis nicht von anderen beachtet wird (z.B. lauter Nachbar). Ich muss mich also immer fragen: Warum bin ich eigentlich gerade ärgerlich? Und ich versuche dies nicht zu beantworten, indem ich auf meinen bösen Gegenüber zeige, sondern in Bezug auf meine Bedürfnisse (Ruhe, Anerkennung, Geborgenheit, Liebe etc.)
5. Beruhige deinen Geist
Martha, Martha, du machst dir Sorge und Unruhe um vieles. Lk 10,41
Bereite deine Seele jeden Morgen zur Stille vor. Achte darauf, deine Seele am Tag oft zu dieser Stille zu rufen. Sicher werden Dinge passieren, die dich ärgern. Das ist normal. Mache dir deswegen keine Vorwürfe. Nonstop gelassen geht nicht. Unsere innere Unruhe entspringt dem Wunsch, die Ursache des Ärgers zu beseitigen. Dabei verschlimmert aber nichts so sehr das Übel wie Unruhe über den Ärger. Und häufig ist es schwer die Ursache des Ärgers zu beseitigen. Also, so oder so: Beruhige vor allem deinen Geist!
6. Ärger aufgeben
Doch jetzt ist es an der Zeit, Ärger, Zorn, Bosheit, Verleumdung und schmutzige Reden aufzugeben. Kol 3,8
Der Ärger über die Fehler der anderen lenkt von meinen eigenen Fehlern ab. Das Thema des Ärgers sagt oft etwas über meine eigenen verdrängten inneren Baustellen aus. Ich zum Beispiel neige dazu, mich über Menschen zu ärgern, die sich viel Raum nehmen, weil ich mich das selber nicht traue. Wenn wir also anderen unseren Ärger erzählen, schließen wir meist nicht die Punkte ein, die einen Schatten auf unsere eigene Verantwortung werfen. Für die eigenen Fehler finden wir leicht Entschuldigungen und mildernde Umstände, doch leicht reden wir unbarmherzig über die unserer Nachbarn oder Mitarbeiter. Die Barmherzigkeit Gottes ist grenzenlos. Wir empfangen sie immer wieder als Geschenk. Doch dieses Geschenk verpflichtet uns umso mehr, wahrhaftig auf unser Leben zu schauen, unsere eigene Unbarmherzigkeit zu erkennen und Jesus in der Liebe und Barmherzigkeit nachzueifern.
7. Dies dient zur Übung der Tugend
Unterstellt euch mir und lernt von mir! Denn ich bin freundlich und von Herzen zum Dienen bereit. Dann kommt Ruhe in euer Leben. Mt 11,29
Überall müssen wir guten Mutes sein, denn überall steht der Beistand des Himmels bereit für jene, die auf Gott ihr Vertrauen setzen, die demütig und gelassen seinen väterlichen Beistand erflehen. Regen Sie sich also nicht auf über diese kleinen Angriffe von Unruhe und Ärger, welche die Vielfalt häuslicher Angelegenheiten Ihnen bereiten. Nein, meine liebe Tochter, denn das dient Ihnen als Übung der teuersten und liebenswertesten Tugenden, die Unser Herr uns empfohlen hat (Mt 11,29). Glauben Sie mir, die wahre Tugend findet nicht in der äußerlichen Ruhe Nahrung, nicht mehr als die guten Fische in den faulenden Gewässern der Sümpfe. Franz von Sales