Gegenwärtig leben
Inhaltsverzeichnis
1. Würdigung des Augenblicks
Nach zwei Tagen belebt er uns neu, und am dritten richtet er uns auf, dass wir in seiner Gegenwart leben! Hosea 6,2
Um unseren Weg zu finden, müssen wir lernen, dem gegenwärtigen Augenblick achtsamer zu begegnen. Er allein bietet uns die Möglichkeit, zu leben, zu wachsen, zu fühlen und uns zu verändern. Wir müssen uns der ungeheuren Zugkraft von Vergangenheit und Zukunft bewusster werden und Vorkehrungen treffen, damit wir nicht ihrer Macht und jener Traumwelt, die sie uns statt unseres realen Lebens vorgaukeln, verfallen. Würdigung des gegenwärtigen Augenblicks und die Entwicklung einer engen Beziehung zum Jetzt, indem man ihm kontinuierlich Aufmerksamkeit schenkt. Dies ist das genaue Gegenteil einer Haltung, die das Leben als eine selbstverständliche Gegebenheit ansieht, um die man sich nicht weiter zu kümmern braucht. Ich muss begreifen, dass ich dort bin, wo ich bin. Es ist mein Leben, das sich dort entfaltet.
2. Leben im Jetzt
Jetzt habt ihr Gott gefunden-vielleicht sollte ich eher sagen: jetzt hat Gott euch gefunden. Wieso nur wollt ihr nun wieder ohnmächtigen und armseligen Elementen dieser Welt dienen? Gal 4,9
Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Momenten. Der jetzige Moment, ist der einzige den Du gestalten kannst, der einzige Moment in dem das Leben wirklich passiert. Alles andere ist in Deinem Kopf. Erinnere Dich immer wieder an diese einfache Wahrheit: Das Leben findet nur Jetzt statt. Im Jetzt ist Frieden. Komm dahin zurück, wenn Du in Dich in Vergangenheit oder Zukunft verlierst. Johannes Hartl
– Wo bist Du in Deinen Gedanken?
– In der Vergangenheit?
– In der Zukunft?
– Atme mal tief ein und aus.
– Gott ist jetzt da.
– Du darfst einfach so da sein.
– Lass Vergangenes los.
– Lass Zukünftiges los.
– Gott sorgt für Dich.
– Im Jetzt ist Frieden.
– In diesem Frieden darfst Du wohnen
3. Leben in Fülle schon jetzt
Ich aber bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen-Leben in ganzer Fülle. Joh 10,10
Eine große Versuchung ist es, unseren Blick immer auf das Voraus in unserem Leben zu richten und nicht zu glauben, dass in Wirklichkeit hier und jetzt etwas geschieht. Die Welt, in der wir leben, macht uns glauben, das Eigentliche komme erst nächste Woche, nächsten Monat oder nächstes Jahr. Als Christen sind wir zu glauben aufgefordert, dass das, was geschieht, immer im Hier und Jetzt geschieht und schon jetzt in Christus das Leben in Fülle haben. In diesem Augenblick. Jetzt. Wir haben bereits den Anfang des ewigen Lebens empfangen. Wir sind schon im Haus Gottes. Wir atmen schon Gottes Atem. Verweilen wir hier und horchen wir aufmerksam hin. Die gute Nachricht ist, dass unser gegenwärtiger Augenblick nicht leer, sondern voll ist.
4. Einübung in das Gegenwärtigsein
Zu dir will ich beten! Ps 5,3
Wenn man betet, tritt man hier und jetzt in Gottes Gegenwart ein. Unser Gebet ist die Art und Weise, wie wir für den Augenblick gegenwärtig werden und auf Gott hören, der bei uns ist. Gott ist immer da, wo wir sind. Wir müssen nur hier sein. Wir müssen horchen. Wir müssen achtsam sein. Unser Gebet ist die Disziplin der Achtsamkeit, des Gegenwärtigseins im Hier. Ich möchte dich wirklich bitten, dein Gebet als Praxis des Gegenwärtigseins für Gott zu praktizieren. Du brauchst dir dabei nicht tiefgründige Gedanken zu machen. Du brauchst dir auch nicht Sorgen darüber zu machen, was du denken sollst. Du kannst einfach so da sein, wie du bist, und sagen: Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich weiß, dass du mich liebst, und ich liebe dich. Henry Nouwen
5. Freude deiner Gegenwart
Du hast ihn zum ewigen Segen bestimmt, schenkst ihm die Freude deiner Gegenwart. Ps 21,7
Ja: Christentum ist eine Erlösungsreligion in deren Zentrum die Auferstehung steht. Und ja: Wir wandern hin auf unsere ewige Heimat im Himmel. Aber: Christentum ist keine Vertröstungsreligion, in der Erlösung aus Sorgen, Nöten, Ängsten und Sehnsüchten, aus Sünde und Tod in einem besseren Jenseits gepredigt wird, eine letzte Ausflucht ins Ewige. Das ist nicht das Wesentliche der Christusverkündigung! Vielmehr verweist das Christentum in verschärfter Weise an das Leben auf der Erde, auf das ganz konkret sich hier mir begegnende Leben. Als Christen dürfen und sollen wir das irdische Leben ganz auskosten mit allem Freud und Leid. Nur indem wir das tun, ist Christus bei uns und sind wir mit Christus.
Wir leben nicht im Wartezimmer des Lebens. Deshalb ist das Leben in jedem Augenblick kostbar und immer der Ernstfall. Wilhelm Bruners
6. Der Tag Gottes
Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat. Ps 118,24
Wir klammern die Schwierigkeiten und Herausforderungen bewusst nicht aus. Leben ist alles, was uns widerfährt. Nicht nur das, was wir uns wünschen oder worüber wir uns freuen. Entscheidend ist es, gleichzeitig zu werden mit dem Leben, wo wir doch so oft gedanklich vorauseilen oder grübelnd hinterherhinken. Es geht um Verbundenheit und dieses Werden mit dem Leben, Gegenwärtigkeit und Präsenz. Wir lernen, voll in der Gegenwart zu leben, weil Gott immer der Gott des Jetzt, des Hier ist. Der Tag, in dem wir leben, ist der Tag Gottes. Du musst nicht anderswo sein. Du kannst voll im Augenblick gegenwärtig sein und darauf vertrauen, dass sogar inmitten deines Schmerzes, inmitten deines Ringens etwas von Gott in dir am Wirken ist und sich dir offenbaren möchte.
Gestern ist vergangen und
morgen ist noch nicht,
Doch heute will ich sagen:
Jesus, ich liebe dich.
7. Im Heute wirken
Alles, was deine Hand zu tun vorfindet, das tue mit deiner ganzen Kraft. Koh 9,10
Es hat noch nie jemand Gott damit gedient, dass er morgen etwas tun will. Wenn wir Christus ehren und von Ihm Segen empfangen, so ist es durch das, was heute geschieht. Alles, was du für Christus tust, tue mit ganzem Herzen. Gebe dich mit aller Kraft deiner Seele hinein. Eine einzige gute Tat ist mehr wert, als tausend herrliche und glänzende Pläne. Warten wir nicht zu lange auf gute Gelegenheiten oder auf ein Werk anderer Art, sondern tun wir einfach, was uns vor die Hände kommt, Tag für Tag. Uns ist keine andere Zeit zum Leben geschenkt als die vorhandene.
Lass dich nicht immer ablenken
von wichtigen und unwichtigen Aufgaben.
Sei nicht gefangen im Gestern und Morgen,
sei ganz in diesem einen Augenblick.