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Lukas Evangelium Lk Kapitel 1: Auslegung und Kommentar

Auslegung und Kommentar zum Lukas Evangelium Lk Kapitel 1

Zum Lukas-Evangelium Kapitel 1: Das Lukasevangelium Kapitel 1 beschreibt die Ankündigung der Geburt von Johannes dem Täufer und Jesus Christus. Es betont die Bedeutung von Maria und ihrem Glauben, die Erfüllung alttestamentlicher Prophezeiungen und die Vorbereitung auf die Ankunft des Messias. Die Kapitel zeigen, dass Gott in menschliche Angelegenheiten eingreift und dass seine Macht und Gnade in der Geburt von Jesus Christus offenbart werden.

Lk 1,1-4: Vorwort

Auslegung und Kommentar zu Lk 1,1-4

Lk 1,1: ‭Nachdem viele es unternommen haben, einen Bericht über die Tatsachen abzufassen, die unter uns völlig erwiesen sind,

Lk 1,2: ‭wie sie uns diejenigen überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind,

Zu der Person Lukas: Lukas, der als Verfasser des dritten Evangeliums und der Apostelgeschichte gilt, war nach der Überlieferung in Antiochien in Syrien als Heide geboren; nach Kol 4,14 war er Arzt und hat als solcher gewiss auch den Apostel Paulus behandelt. Für sein Evangelium hat er als Quellen das Markusevangelium und andere Überlieferungen benützt, dem Ganzen aber sein persönliches Gepräge gegeben. Er betont vor allem die Barmherzigkeit Gottes und die Liebe Jesu zu den Armen und den Sündern; über das Gebet und über den Heiligen Geist sagt Lukas mehr als Matthäus und Markus

Lk 1,3: Nun habe auch ich mich dazu entschlossen, allem von Anfang an sorgfältig nachzugehen und es für dich, verehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben.

Lukas schreibt sein Evangelium an Theophilus. Theophilus bedeutet Gottesfreund. Der Evangelist Lukas meint damit jeden, der durch Jesus zur Freundschaft mit Gott gefunden hat. Lukas schreibt sein Evangelium, damit jeder von uns das Geheimnis des Zimmermannsohns Jesus besser verstehe lerne, wer dieser Jesus war und wer Jesus ist: der Christus, der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes. Theophilus (also auch wir) sollen durch das Wort Gottes im Glauben gestärkt werden.

Ohne die Heilige Schrift, die Jesus Christus allein zum Gegenstand hat, erkennen wir nichts, und wir sehen nur Dunkles und Verworrenes in Gottes Sein und in seinem eigenen Wesen. Blaise Pascal

Lk 1,4: So wirst du feststellen, dass alles, was man dich gelehrt hat, zuverlässig und wahr ist.

Lk 1,5-25: Ankündigung Geburt des Täufers

Auslegung und Kommentar zu Lk 1,5-25

Lk 1,5: In den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester mit Namen Zacharias, aus der Abteilung Abijas; und seine Frau war von den Töchtern Aarons, und ihr Name war Elisabeth.

Lk 1,6: Sie waren aber beide gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Rechtsbestimmungen des Herrn.

Er sagt aber treffend “vor Gott”: denn es kann Jemand durch eine geheuchelte Tugend vor den Menschen gottesfürchtig erscheinen, ohne es vor Gott zu sein, da die Gerechtigkeit vor den Menschen nicht von der Einfalt des Herzens herrührt, sondern durch Schmeichelei erkünstelt ist. Das vollkommene Lob besteht also darin, vor Gott gerecht zu sein. Denn der allein ist unbescholten, welcher bei dem, der sich nicht täuschen kann, erprobt wird. Goldene Kette

Lk 1,7: Und sie hatten kein Kind, weil Elisabeth unfruchtbar war; und beide waren in fortgeschrittenem Alter.

Lk 1,8: ‭Es geschah aber, als er seinen Priesterdienst vor Gott verrichtete, zur Zeit, als seine Abteilung an die Reihe kam,

Lk 1,9: ‭da traf ihn nach dem Brauch des Priestertums das Los, dass er in den Tempel des Herrn gehen und räuchern sollte.

Nur Priester einer bestimmten Abstammung durften im Tempel dienen. Im Laufe der Jahre vervielfachte sich die Zahl der Priester (zur Zeit Jesu soll es bis zu 20.000 Priester gegeben haben), also nutzten sie das Los , um zu bestimmen, welche Priester wann dienen würden. Das zu dienende Los fällt einem Priester vielleicht nur einmal in seinem Leben zu. Für einen gottesfürchtigen Mann wie Zacharias war dies wahrscheinlich das größte Ereignis seines Lebens, ein enormes Privileg.

Lk 1,10: Und die ganze Menge des Volkes betete draußen zur Stunde des Räucherns.

Weihrauch als Zeichen für das Gebet: Die Verbindung zwischen dem Verbrennen von Weihrauch und dem Gebet mag manchen seltsam erscheinen, aber in der Bibel ist das Verbrennen von Weihrauch ein starkes Bild des Gebets.

Lk 1,11: Da erschien ihm ein Engel des Herrn, der stand zur Rechten des Räucheraltars.

Lk 1,12: Und Zacharias erschrak, als er ihn sah, und Furcht überfiel ihn.

Lk 1,13: Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Gebet ist erhört worden, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Johannes geben.

Johannes bedeutet “In dem die Gnade”: Dieser Name zeigt zuerst an, dass den Eltern eine Gnade erwiesen wurde, weil ihnen im hohen Alter ein Sohn geboren wurde; sodann, dass Johannes selbst eine Gnade erwiesen wurde, weil er groß vor dem Herrn sein sollte; zuletzt, dass auch den Kindern Israels eine Gnade erzeigt wurde, weil er sie zu Gott bekehren würde. Goldene Kette

Starkes Vertrauen auf Gott: Unser Vertrauen auf Gott muss stark sein, so wie bei Zacharias, der jahrelang vergeblich um Nachwuchs betete und nichts geschah. Menschlich gesehen gab es aufgrund des Alters von Elisabeth keine Hoffnung mehr. Und dann passiert es doch. Zacharias wird die Geburt von Johannes angekündigt. Elisabeth wird schwanger. Sie vertrauten und sind so Vorbilder für uns im Glauben. Darum: Vertraue – Gott erhört dein Gebet. Wie oft beten wir und zweifeln doch, ob Gott hilft. Er tut es. Aber das wann, wo und wie liegt in seiner Hand.

Lk 1,14: Und er wird dir Freude und Frohlocken bereiten, und viele werden sich über seine Geburt freuen.

Lk 1,15: Denn er wird groß sein vor dem Herrn

Größe seiner Seele: Er drückte damit nicht die Größe des Leibes, sondern der Seele aus; vor Gott ist die Größe der Seele, die Größe der Tugend. Denn Viele heißen groß, aber vor den Menschen, nicht vor Gott, wie die Heuchler. Auf gleiche Weise wurden auch die Eltern des Johannes gerecht vor dem Herrn genannt. Goldene Kette

Lk 1,15: Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken, und mit Heiligem Geist wird er erfüllt werden schon von Mutterleib an.

Lk 1,16: Und viele von den Kindern Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, zurückführen.

Lk 1,17: Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft Elias, um die Herzen der Väter umzuwenden zu den Kindern und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten.

Lk 1,18: Woran kann ich erkennen, dass deine Worte wahr sind?

Zweifel des Zacharias: Auf die Geburtsankündigung reagiert Zacharias mit Zweifel. Schon hier klingen die Worte Jesus mit: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? (Mt 14:31) Zweifeln bedeutet, dass wir nicht daran glauben, dass Gott in unserem Leben ist und wirkt. Leben wir kontinuierlich im Zweifel und beheimaten uns dort, dann frisst uns der Zweifel auf. Darum: Wacht und betet allezeit. Sicher überfallen uns immer wieder Bedenken. Aus diesen Bedenken heraus können wir jedoch umso stärker unseren Glauben bekennen an einen Gott, der uns nahe ist! Gott erfüllt sein Heilswort!

Zacharias betrachtete zuerst die Umstände und zuletzt, was Gott tun kann; wir sind versucht, dies für logisch zu halten; aber wenn Gott real ist, ist es nicht logisch, Umstände vor Gott zu stellen.

Lk 1,19: Der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt, zu dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen.

Denn nicht von mir rede ich, sondern ich verkünde den Befehl des Absendenden. Denn darin liegt die gute Eigenschaft des Boten, dass er nichts von sich berichtet. Hierbei ist zu bemerken, dass der Engel bezeugt, er stehe vor Gott, und sei abgesandt, dem Zacharias gute Botschaft zu bringen.  Denn wenn die Engel zu uns kommen erfüllen sie so ihren Dienst, dass sie jedoch niemals im Innern durch die Anschauung abwesend sind, weil der menschliche Geist beschränkt, der höchste Geist, Gott, aber unbeschränkt ist. Die abgesendeten Engel sind daher auch von ihm; denn an welchen Ort sie immer hinkommen, so sind sie doch in ihn. Goldene Perle

Lk 1,20: Und siehe, du wirst stumm sein und nicht reden können bis zu dem Tag, an dem dies geschehen wird, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die erfüllt werden sollen zu ihrer Zeit!

Lk 1,21: Und das Volk wartete auf Zacharias; und sie verwunderten sich, dass er so lange im Tempel blieb.

Lk 1,22: Als er aber herauskam, konnte er nicht zu ihnen reden; und sie merkten, dass er im Tempel eine Erscheinung gesehen hatte. Und er winkte ihnen und blieb stumm.

Lk 1,23: Und es geschah, als die Tage seines Dienstes vollendet waren, ging er heim in sein Haus.

Lk 1,24: ‭Aber nach diesen Tagen wurde seine Frau Elisabeth schwanger; und sie verbarg sich fünf Monate und sprach:

Lk 1,25: ‭So hat der Herr an mir gehandelt in den Tagen, da er mich angesehen hat, um meine Schmach unter den Menschen hinwegzunehmen!

Lk 1,26-38: Ankündigung der Geburt Jesu

Auslegung und Kommentar zu Lk 1,26-38

Lk 1,26: ‭Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt Galiläas namens Nazareth gesandt,

Lk 1,27: ‭zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem Mann namens Joseph, aus dem Haus Davids; und der Name der Jungfrau war Maria.

Worte von Papst Franziskus: Das ist eine außergewöhnliche Botschaft für uns! Denn sie sagt uns, dass der Herr, um Wunder zu wirken, keiner großen Mittel noch unserer erhabensten Fähigkeiten bedarf, sondern unserer Demut, unseres offenen Blickes für ihn, der auch offen ist für andere. Mit dieser Verkündigung hat Gott in den ärmlichen Mauern eines kleinen Hauses die Geschichte verändert. Auch heute will er in unserem Alltag Großes mit uns tun: in der Familie, am Arbeitsplatz, in unserem täglichen Umfeld. Franziskus

Worte von Origenes: Gott hatte längst beschlossen, dass der Heiland aus einer Jungfrau geboren werden sollte. Doch frage ich mich, warum Gott dann nicht ein Mädchen auswählte, das noch nicht verlobt war, sondern er ausgerechnet sie nahm, die schon verlobt war. Wenn ich mich nicht täusche, dann ist das der Grund: Er musste von einer Jungfrau geboren werden, die nicht nur schon einen Verlobten hatte, sondern die bereits einem Mann übereignet worden war, wie Matthäus schreibt, einem Mann, der sie freilich noch nicht erkannt hatte. So brachte die Schwangerschaft, sobald sie sichtbar wurde, der Jungfrau keine Schande. Origenes

Lk 1,28: Der Engel trat bei ihr ein und sprach: Sei gegrüßt, du Gnadenvolle, der Herr ist mit dir.

Maria wird die Gnadenvolle genannt. Im Griechischen hat der Begriff Gnade dieselbe sprachliche Wurzel wie das Wort Freude. Die Freude kommt aus der Gnade und dieses “Freue dich” ist das erste Wort Gottes im Evangelium, ein Aufruf an uns alle, der durch die ganze Zeit weiterklingt. Freude über die Gnade darüber: “Gott wird ein Mensch, damit die Menschen Gotteskinder werden können” (Edith Stein) Durch die Gnade Gottes sind wir angenommen als seine Kinder. Trage den Grund dieser tiefen Freude stets in deinem Herzen und lass diesen Glauben deinen Alltag beseelen.

Freude und Gnade: Freude und Gnade haben den gleichen Wortstamm (Chara-charis), gehören also zusammen. Das im griechischen Urtext des Lk-Evangeliums an dieser Stelle verwendete Wort χαιρε (chaire) bedeutet also wörtlich auch: Freue dich! Dieses “Freue dich!” ist das erste Wort (!!) Gottes im Evangelium, dieses “Freue dich” ist ein “Akkord”, der durch die ganze Zeit bis heute weiterklingt und in der Auferstehung des Herrn seinen Höhepunkt findet.

Worte von Papst Franziskus: Nachdem sie das aller größte Kompliment erhalten hat, ist sie verstört, weil sie etwas an sich gerichtet hört, das sie sich selbst nicht zuschreibt. Maria schreibt sich in der Tat keine Vorrechte zu, sie erhebt keinen Anspruch, sie schreibt nichts ihrem eigenen Verdienst zu. Sie ist nicht selbstgefällig, sie überhöht sich nicht selbst. Denn in ihrer Demut weiß sie, dass sie alles von Gott erhält. Sie ist also frei von sich selbst, ganz Gott und den anderen zugewandt. Maria, die Unbefleckte Empfängnis, hat keine Augen für sich selbst. Das ist die wahre Demut: nicht auf sich selbst schauen, sondern auf Gott und die anderen. Franziskus

Lk 1,29: Als sie ihn aber sah, erschrak sie über sein Wort und dachte darüber nach, was das für ein Gruß sei.

Lk 1,30: Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden.

Lk 1,31: Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Jesus soll er heißen.

Du wirst schwanger werden: Du wirst im Leib empfangen, um anzuzeigen, daß der Herr im jungfräulichen Leib und von unserer Natur Fleisch annehme. Denn es kam das göttliche Wort, um die menschliche Natur, die Geburt und die Anfänge unseres Geschlechtes zu heiligen. Daher wird er ohne Sünde und ohne menschlichen Samen in Allem, wie wir, im Fleisch empfangen und neun Monate lang im Leib getragen. Goldene Perle

Lk 1,32: Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben.

Er wird groß sein: Denn weithin reicht die Macht Gottes, weithin erstreckt sich die Größe der himmlischen Wesenheit. Sie wird nicht vom Ort eingeschlossen, nicht von dem Gedanken begriffen, nicht von der Hochschätzung erreicht, nicht vom Alter verändert. Betrachte also die Größe des Erlösers, wie sie über dem ganzen Erdkreis ausgebreitet ist. Erhebe dich zum Himmel, wie er das Himmlische erfüllte; steige im Gedanken in die Tiefe hinab, und betrachte, dass er dahin sich herabgelassen. Wenn du dieses siehst, wirst du zugleich das Wort erfüllt sehen: Dieser wird groß sein. Goldene Kette

Sohn des Höchsten: Die Annahme des Fleisches beeinträchtigt die Erhabenheit der Gottheit nicht, ja es wird vielmehr die Niedrigkeit der Menschheit erhoben. Daher folgt: Und er wird der Sohn des Allerhöchsten genannt werden. Denn auch vor der Welt war er mit dem Vater eines Wesens. Diesen also sollst du empfangen, dessen Mutter werden, diesen wird die jungfräuliche Kammer einschließen, den der Himmelsraum nicht fassen kann. Goldene Kette

Lk 1,33: Er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit und seines Königreichs wird kein Ende sein.

In Ewigkeit: Und seines Reiches wird kein Ende sein, nicht nur insofern er Gott, sondern auch insofern er Mensch ist. Und für jetzt hat er die Herrschaft über Viele, am Ende aber über Alle, wenn ihm Alles unterworfen werden wird. Goldene Kette

Lk 1,34: Maria aber sprach zu dem Engel: Wie kann das sein, da ich von keinem Mann weiß?

Lk 1,35: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich Maria überschatten.

Überschattung: Denn das Wort Überschattung bezeichnet die beiden Naturen des menschwerdenden Gottes. Denn der Schatten wird von dem Lichte und dem Körper gebildet; der Herr ist aber seiner Gottheit nach das Licht. Weil also das unkörperliche Licht in dem Körper Leib werden musste, so heißt es bezeichnend: Die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten, d.h. der Leib der Menschheit wird in dir das unkörperliche Licht der Gottheit aufnehmen. Goldene Kette

Worte von Ephräm der Syrer: Der Herr ist in sie gekommen, um sich zum Diener zu machen. Das Wort ist in sie gekommen, um in ihrem Schoß zu schweigen. Der Blitz ist in sie gefahren, ohne jedes Geräusch. Der Hirte ist in sie gekommen, und hier nun ist geboren das Lamm, das leise weint. Denn durch den Schoß Marias wurden die Rollen verkehrt: Er, der alles geschaffen hat, hat sich der Schöpfung bemächtigt, jedoch in Armut. Der Allerhöchste ist in sie (Maria) gekommen, doch er kam in Demut. Der Glanz ist in sie gekommen, doch er war in bescheidene Tücher gehüllt. Er, der alles schenkt, ist dem Hunger begegnet. Er, der alle erquickt, ist dem Durst begegnet. Nackt und bloß ist er aus ihr hervorgegangen, Er, der alles mit Schönheit umhüllt.

Lk 1,36: Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, hat auch einen Sohn empfangen in ihrem Alter und ist jetzt im sechsten Monat, sie, die vorher unfruchtbar genannt wurde.

Zacharias und Maria: Hier Zacharias, dort Maria. Hier ein Priester, dort eine unbekannte Frau. Hier die Erscheinung im Tempel, dort im Dorf. Hier in der Liturgie, dort zur unbekannten Stunde. Hier der Zweifel, dort das Ja Mariens. Die Botschaft: Zeichen des neuen Bundes in Jesus Christus ist Demut, Verborgenheit, das Zeichen des Senfkorns. Gott handelt häufig anders wie wir es wünschen und erwarten. Glauben wir in allem an Gottes Allmacht und Barmherzigkeit.

Lk 1,37: Für Gott ist nichts unmöglich.

Lk 1,38: Maria aber sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach dei­nem Wort! Und der Engel schied von ihr.

Das ist das berühmte “Fiat”, das “Ja” Mariens. Gott zwingt sich nicht auf. Er will einen Menschen in Freiheit. Die Freiheit eines Christenmenschen besteht in der freiwilligen Beugung unter Gott und Gottes Wort. (Friedrich von Bodelschwingh) Auch wir dürfen und müssen uns immer wieder entscheiden. Bitten wir den Herrn täglich, dass er unser Herz und unseren Verstand erleuchte, damit wir die richtigen Entscheidungen treffen und wir uns nicht mitreißen lassen von dem “Was man denkt und tut”, sondern uns einzig und allein an ihm ausrichten. Gott segne dich und diesen Tag und die Menschen, denen du begegnest.

Das „Mir geschehe nach seinem Wort“ ist kein einmaliges Ereignis damals vor rund 2000 Jahren. Das alles kannst du auch auf dein Leben beziehen. Gottes Anfrage ereignet sich auch Tag für Tag in deinem Leben, im banalen klein und klein deines Alltags ebenso wie in Ereignissen, die dein Leben auf den Kopf stellen. Sein Wort ergeht auch heute an dich: im Herzen, im Gebet und in der Schrift.Versuche täglich nach diesem Wort zu leben, es zu bedenken und zu bewahren und innerlich zu sprechen: “Mir geschehe nach deinem Wort.” Das ist konkreter Glaube, das ist ganz konkrete intime Gottesbeziehung.

Worte von Benedikt XVI: Der Mensch, der sich vollkommen in die Hände Gottes übergibt, wird keine Marionette Gottes, keine langweilige, angepasste Person. Er verliert seine Freiheit nicht. Nur der Mensch, der sich ganz Gott anvertraut, findet die wahre Freiheit, die große und schöpferische Weite der Freiheit des Guten. Der Mensch, der sich zu Gott hinwendet, wird nicht kleiner, sondern größer, denn durch Gott und zusammen mit Ihm wird er groß, wird er göttlich, wird er wirklich er selbst. Der Mensch, der sich in die Hände Gottes übergibt, entfernt sich nicht von den anderen, indem er sich in sein privates Heil zurückzieht. Im Gegenteil, nur dann erwacht sein Herz wirklich und er wird zu einer einfühlsamen und daher wohlwollenden und offenen Person. Je näher der Mensch Gott ist, desto näher ist er den Menschen. Das sehen wir an Maria. Benedikt XVI

Hier bin ich: das heißt, dem Herrn zur Verfügung zu stehen, es ist das Mittel gegen Selbstsucht, es ist das Gegenmittel gegen ein unbefriedigtes Leben, dem immer etwas fehlt. „Hier bin ich“ ist das Mittel gegen das Altern durch die Sünde, es ist die Therapie, um jung zu bleiben. „Hier bin ich“ heißt glauben, dass Gott mehr zählt als mein Ich. Es bedeutet zu wählen, auf den Herrn zu setzen, fügsam gegenüber seinen Überraschungen. (…) Es wäre schön, jeden Morgen zu sagen: „Hier bin ich, Herr, heute geschehe dein Wille in mir

Maria antwortete darauf mit einem Glaubensbekenntnis. Mir geschehe nach deinem Wort. Das ist die richtige Antwort eines jeden Gläubigen auf jede Verheißung Gottes.

Lk 1,39-45: Marias Besuch bei Elisabeth

Auslegung und Kommentar zu Lk 1,39-45

Lk 1,39: Bald danach machte sich Maria auf den Weg ins Bergland von Judäa und eilte so schnell wie möglich in die Stadt, in der Elisabeth und ihr Mann Zacharias wohnten.

Lasst uns von der Gottesmutter diese Art zu reagieren lernen: uns auf den Weg machen, vor allem dann, wenn die Schwierigkeiten uns zu erdrücken drohen. Aufstehen, um sich nicht im Treibsand der Probleme steckenzubleiben, in Selbstmitleid zu versinken oder in eine lähmende Traurigkeit zu verfallen. Aber warum aufstehen? Weil Gott groß und bereit ist, uns wieder aufzurichten, wenn wir ihm die Hand hinstrecken. Lasst uns also die negativen Gedanken, die Ängste, die jeden Impuls blockieren und uns am Vorwärtskommen hindern, bei Ihm abwerfen. 

Worte von Ambrosius: Die Jungfrau eilt ins Bergland: eine Jungfrau, die dienen will und nicht an die Strapazen denkt. Die Liebe macht sie stark; sie verlässt ihr Haus und bricht auf. Ihr habt das Feingefühl Mariens kennengelernt; lernt auch ihre Demut kennen! Die Jüngere kommt zur Älteren, Höheres kommt zum Geringeren: Maria zu Elisabet, Christus zu Johannes, so wie sich auch später der Herr von Johannes taufen lässt, um die Taufe zu heiligen. Und sogleich wird der Segen offenkundig, der von der Ankunft Mariens und der Gegenwart des Herrn ausgeht; denn „als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt“. Die beiden Frauen sprechen über die Gnade, die ihnen widerfahren ist; die beiden Kinder machen diese Gnade offenbar und nehmen ihre Mütter mit hinein in dieses Geheimnis der Barmherzigkeit.

Papst Franziskus: Der Evangelist sagt uns, dass sich „Maria aufmachte“ und zu Elisabet „eilte“ (V. 39): in Eile, nicht ängstlich, nicht hektisch, sondern in Eile, in Frieden. „Sie machte sich auf“: eine Geste voller Fürsorge. Sie hätte zu Hause bleiben können, um sich auf die Geburt ihres Kindes vorzubereiten. Stattdessen kümmert sie sich mehr um die anderen als um sich selbst, und zeigt in den Taten, dass sie bereits eine Jüngerin jenes Herrn ist, den sie in ihrem Schoß trägt. So begann das Ereignis der Geburt Jesu: mit einer einfachen Geste der Liebe. Im Übrigen ist die echte Nächstenliebe immer Frucht der Liebe Gottes. Das Evangelium vom Besuch Marias bei Elisabet (…) bereitet uns darauf vor, Weihnachten gut zu leben, und vermittelt uns die Dynamik des Glaubens und der Nächstenliebe. Diese Dynamik ist Werk des Heiligen Geistes. (…) Eine Dynamik voller Freude, wie wir in der Begegnung zwischen den beiden Müttern sehen, die ganz eine Hymne des freudigen Jubels im Herrn ist, der mit den Kleinen, die sich ihm anvertrauen, Großes tut.

Lk 1,40: Sie betrat das Haus und begrüßte Elisabeth.

Begegnung alter und neuer Bund: Johannes der Täufer steht an der Schwelle vom Alten zum Neuen Bund Gottes mit den Menschen. Dies steht auch im Hintergrund jener Erzählung des Evangeliums nach Lukas, in der die schwangere Maria zur ebenfalls schwangeren Elisabet wandert und sich in diesen beiden Frauen, an denen Gott wunderbar gehandelt hat, Alter und Neuer Bund geheimnisvoll in den Armen liegen. Das ist für mich eine ganz wichtige Szene: Der Neue Bund entspringt dem Alten; und der Alte Bund findet nicht ein Ende, sondern seine Vollendung im Neuen. Peter Fischer

Lk 1,41: Und es geschah, als Elisabeth den Gruß der Maria hörte, da hüpfte das Kind in ihrem Leib und Elisabeth wurde mit Heiligem Geist erfüllt.

Betrachte den Unterschied: Betrachte den Unterschied und die Eigentümlichkeit der einzelnen Worte. Elisabeth hörte zuerst das Wort, aber Johannes fühlte zuerst die Gnade. Jene hörte nach der Ordnung der Natur, dieser hüpfte wegen des Geheimnisses. Jene fühlte die Ankunft Mariä, dieser die des Herrn. Goldene Kette

Lk 1,42: Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes!

Gesegnet bist du: Elisabeth erkannte, dass Marias Glaube eine aktive Rolle beim Empfang der Verheißung spielte. Gottes Verheißungen sollten uns niemals passiv machen; sie sollten uns veranlassen, sie durch den Glauben zu ergreifen. Elisabeth wollte Marias Glauben stärken.

Lk 1,43: Womit habe ich verdient, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?

Lk 1,43: Und woher wird mir das zuteil, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?

Maria besucht Elisabeth. Hier geht es um Begegnung. Mehr noch, diese Begegnung der zwei Frauen ist das Urbild jeder tiefen menschlichen Begegnung schlechthin, denn jeder trägt Christus in sich. Von Elisabeth können wir in dieser Begegnung lernen, im anderen das Geheimnis Christi zu entdecken. Von Maria können wir in dieser Situation lernen, dass der in mir wohnende Gott mich in Bewegung bringt. Du kannst dich in beiden sehen, als jener, der in seinem Nächsten Christus erkennt und als jener, der Christus selbst zum Nächsten bringt.

Elisabet und der Heilige Geist. Elisabet zeigt uns, dass sie eine wunderbare und enge Beziehung zum Heiligen Geist hat: Sie ist in der Lage, an den Bewegungen ihres Babys und am Gesicht der Jungfrau zu erkennen, dass dieser Besuch besonders ist: Gott hatte sie besucht, als sie mit Johannes schwanger wurde, und nun besucht er sie erneut im Schoß Marias, die kommt, um ihr zu dienen. Spürst du auch den Heiligen Geist und hörst auf ihn? Alejandro Espejo 

Der Herr kommt auf verborgene Weise. Elisabet ist fähig, den Herrn im Schoß seiner Mutter zu erkennen und sich darüber zu freuen. Die Menschen in Betlehem werden ihn nicht erkennen und nicht empfangen. Bitte Gott um die Gnade, ihn zu erkennen, wenn er zu dir kommt, verborgen in einem kleinen Kind oder in einem bedürftigen Menschen oder in einer armen Mutter. Jesus erzählt in dem Gleichnis vom Jüngsten Gericht: „Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ – Kannst du ihn in deinem Nächsten erkennen und ihm dienen? Alejandro Espejo 

Gespräch mit Christus: Ich freue mich, wenn du, Herr, zu mir kommst. Und ich suche dich, und ich will dich erkennen, wenn du verhüllt kommst, sei es in den Kleinen oder in den Bedürftigen. Ich werde mich fragen: In wen verhüllt willst du, Herr, zu mir kommen?

Lk 1,44: Denn siehe, sowie der Klang deines Grußes in mein Ohr drang, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.

Lk 1,45: Und glückselig ist, die geglaubt hat; denn es wird erfüllt werden, was ihr vom Herrn gesagt worden ist!

Aber auch ihr seid selig, die ihr gehört und geglaubt habt. Denn jede Seele, welche glaubt, empfängt und erzeugt das Wort Gottes und erkennt seine Werke an. Und jede Seele, welche das Wort Gottes im Geist empfangt, besteigt sogleich die hohen Berge der Tugenden mit dem Schritte der Liebe. Goldene Kette

Lk 1,46-56: Das Magnifikat

Auslegung und Kommentar zu Lk 1,46-56

Das Magnifikat

Das Magnifikat als Ganzes: Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:  Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;  er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.

Worte von Jonathan Fuhr: Gott loben und preisen. Heute wollen wir mit Maria Gott Vater loben und preisen. Maria hat uns diesen wunderbaren Hymnus hinterlassen, der so viel beinhaltet und uns in unserer Beziehung mit Gott, unserem Vater, so sehr helfen kann. Nehmen wir jetzt einen Moment, um mit Maria Gott Vater für die großen Dinge zu danken, die er in unserem Leben vollbracht hat. Wo habe ich Gott Vater als Retter und Erlöser erfahren? Danken wir dem Herrn dafür und loben und preisen wir ihn. Jonathan Fuhr

Lk 1,46: Meine Seele erhebt den Herrn.

Lk 1,46: Meine Seele preist die Größe des Herrn.

Größe des Herrn: Gott wird nicht in seiner Natur von uns groß gemacht, sondern in unserer Erkenntnis und Empfindung. Gott kann nicht wachsen in sich selbst, weil seine Größe kein Maß hat. Wohl aber kann er wachsen in dir. Wie geschieht das? Der Mensch erhebt Gott in sich, macht Gott groß in seiner Seele, indem er sich selbst klein macht vor ihm, daß wir von ihm alles erwarten und von seiner Größe erfüllt sind. Erkenne es auf das Durchdringendste, daß du aus dir selbst nichts bist. Dadurch wirst du ihm sogleich jene Ehre geben, welche ihn wachsen macht, nicht in sich selbst, sondern in dir.

Worte von Papst Franziskus: Was rät uns unsere Mutter? Heute sagt sie im Evangelium als erstes: Meine Seele preist die Größe des Herrn. Wir, die wir es gewohnt sind, diese Worte zu hören, achten vielleicht nicht mehr auf ihre Bedeutung. Die Größe preisen, „magnificare“, bedeutet wörtlich „groß machen“, vergrößern. Maria „vergrößert den Herrn“: nicht die Probleme, an denen es ihr in diesem Augenblick nicht fehlte, sondern den Herrn. Wie oft haben wir uns stattdessen von Schwierigkeiten und Ängsten überwältigen lassen! Bei der Gottesmutter ist das nicht so, weil sie Gott als die erste Größe des Lebens setzt. Daraus entspringt das Magnifikat, daraus wird die Freude geboren: nicht aus der Abwesenheit von Problemen, die sich früher oder später einstellen, sondern die Freude entsteht aus der Gegenwart Gottes, der uns hilft, der uns nahe ist. Papst Franziskus

Worte von Benedikt XVI: Das Magnifikat ist ganz gewoben aus Fäden der Heiligen Schrift, aus den Fäden von Gottes Wort. So wird sichtbar, dass sie im Wort Gottes wirklich zu Hause ist, darin aus- und eingeht. Sie redet und denkt mit dem Wort Gottes; das Wort Gottes wird zu ihrem Wort, und ihr Wort kommt vom Wort Gottes her. So ist auch sichtbar, dass ihre Gedanken Mitdenken mit Gottes Gedanken sind, dass ihr Wollen Mitwollen mit dem Willen Gottes ist. Weil sie zuinnerst von Gottes Wort durchdrungen war, konnte sie Mutter des fleischgewordenen Wortes werden. Endlich: Maria ist eine Liebende. Wie könnte es anders sein? Als Glaubende und im Glauben mit Gottes Gedanken denkend, mit Gottes Willen wollend kann sie nur eine Liebende sein.

Lk 1,47: Mein Geist freut sich über Gott, meinen Retter.

Mein Geist hat seine Freude in Gott, meinem Heiland. Christliche Freude ist vollkommene, unzerstörbare, unbegrenzte und immerwährende Freude an Gott, die so nicht an das Sichtbare gebunden ist, sondern Ausdruck einer tiefen Gotteserfahrung ist. Wer Gott erfährt, der hat in sich eine Freude, die durch äußere Leiderfahrungen zwar überdeckt, aber letztlich nicht genommen werden kann. Wenn ich bei Konflikten und Krisen mich in mich kehre in meine innere Zelle finde ich dort diese göttliche Freude, die mir keiner mehr nehmen kann. Freude ist Ausdruck des bewussten und erfüllten Lebens in Gott.

In jeder Seele sei Marias Seele, daß sie groß mache den Herrn, in jeder sei der Geist Marias, daß er frohlocke in Gott. Ambrosius

Lk 1,48: Dass er angesehen hat die Niedrigkeit seiner Magd.

Gott hat Maria angesehen. Daran hängt alles Weitere. Maria sagt nicht, man werde ihr viel Gutes nachsagen, ihre Tugend preisen, ihre Jungfräulichkeit oder Demut rühmen oder womöglich ein Lied von ihrer Tat singen. Sie spricht vielmehr allein davon, daß Gott sie angesehen hat. Sie zeigt auf sein Hinsehen. Gott sieht dich und mich. Er liebt uns so sehr, dass er uns helfen und das, worum wir ihn bitten, tun will. Gott neigt sich dem Menschen zu. Der allein hohe Gott begegnet unserer Niedrigkeit. Das ist reinste, schönste Gnade.

Worte von Jakob von Batnä: Es ist klar, dass Gott aus Gnade zur Erde herabgestiegen ist. Maria aber durfte ihn aufnehmen, weil sie ganz besonders rein war. Er sah ihre Demut, ihre Sanftmut und Reinheit an, und er wohnte in ihr. Denn er weilt gern unter den Demütigen. Er sah, dass sie unter allen Menschen die Demütigste war; und deshalb wohnte er in ihr. Sie sagt es ja selbst, dass er auf ihre Niedrigkeit geschaut und in ihr gewohnt hat. Weil Gott an ihr Wohlgefallen fand, soll sie gepriesen sein. Die Demut ist der Gipfel der Vollkommenheit. Denn je größer die Nähe ist, aus der ein Mensch Gott schaut, desto mehr kommt er sich gering und klein vor. Jakob von Batnä

Lk 1,48: Siehe, von nun an werden mich glückselig preisen alle Geschlechter!

Maria wird gepriesen, weil wir wissen, dass Gott sie auserwählt und ihr eine besondere Ehre erwiesen hat. In Maria erkennen wir eine Frömmigkeit, die besonders hervorkommt, weil sie sich selbst in den Hintergrund stellt. Gott war alles, sie nichts. Wenn sie etwas aus sich selbst gemacht hätte, würde sie ihren wahren Platz der Abhängigkeit verloren haben. Gottes Gnade bewahrte sie davor, damit seine Herrlichkeit in diesen göttlichen Dingen voll enthüllt werden konnte

Es lohnt sich, von Maria zu lernen: sie war vollkommen bereit, Christus in ihr Leben aufzunehmen. Papst Franziskus

Lk 1,49: Denn große Dinge hat der Mächtige an mir getan.

Was hat er Großes an dir getan? Die großen Dinge sind hier nichts anderes, als daß sie Gottes Mutter geworden ist. Große Dinge tut Gott auch an uns. In seinem Tun erkennen wir ihn und sein Wesen. Betrachten wir so seine Liebe, seine Barmherzigkeit und all seine vollkommenen Eigenschaften, die in unserem Leben Gestalt annimmt und für uns ganz konkrete Wirklichkeit wird. Das alles erfüllt uns mit Freude, sind wir doch so geborgen in ihm. Und diese Freude an Gott treibt uns an, Gott zu loben.

Ermuntert euch und singt mit Schall Gott, unserm höchsten Gut, der seine Wunder überall und große Dinge tut. Paul Gerhardt 

Lk 1,49: Heilig ist sein Name.

Gottes Name ist heilig. Gottes Name ist lauter Liebe, Gnade, Trost, Hilfe, Freude, Friede, Leben, Heil und Seligkeit. Darum ist es auch gut, ihn zu loben. Wir sind nie so heilig und nie so glückselig wie dann, wenn unser Herz sich in Anbetung ergießt. Darum: wenn dich etwas betrübt, so denke an Gottes Namen und Verheißung. Sein Name werde gepriesen. Ihm soll die ganze Liebe meines Herzens gehören. Der mein Gebet nicht verwirft, noch seine Güte von mir wendet. Er verstößt weder mein Gebet noch mich.

Lk 1,50: Seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht über die, welche ihn fürchten.

Bitten um sein Erbarmen. Maria hat fest an das Erbarmen Gottes geglaubt und es selbst durch Jesu Kommen erfahren. Wir alle brauchen die Gnade Gottes, sind auf seine Liebe und Vergebung angewiesen. In vielen Momenten machen wir die Erfahrung, dass wir alleine nicht weiterkönnen und seine Hilfe brauchen. Bitten wir den Herrn um Hilfe und Beistand. Jonathan Fuhr

Lass Dich erbarmen, weil Du mich arm an guten Werken siehst. Lass Dich erbarmen, wenn Du die Menge meiner Sünden und Fehler siehst. Ich will ganz arm vor Dir sein, mit leeren Händen, um den Reichtum Deiner Gnade zu empfangen. Lass mir Deine Barmherzigkeit zuteilwerden. Blicke herab und lass Dich anziehen von meiner Armut und lass Dich drängen von Deiner Liebe.

Lk 1,51: Er tut Mächtiges mit seinem Arm.

Mächtiger Arm: Mein Schöpfer, wieviel Dank schulde ich Dir! Mit deinem Arm hilfst du mir, ziehst mich aus dem Nichts, um mich durch Deine Barmherzigkeit zu dem zu machen, was ich bin. Das Heil lässt du mir zukommen. Darum: Jauchzt vor dem Herrn freut euch, jubelt und singt! Gewöhne dich daran, dein Herz viele Male während des Tages in Dankbarkeit zu Gott zu erheben, für Gottes Schutz und Segen, für das Geleit seiner Engel, für das Geschenk des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und für so vieles mehr!

Lk 1,51: Er zerstreut, die hochmütig sind in der Gesinnung ihres Herzens.

Eine Illusion gilt es aufzudecken: Wir möchten nur dann vor dem Herrn erscheinen, wenn wir sauber und ordentlich gekämmt und ganz zufrieden sind mit uns selbst! Es steckt jedoch viel Überheblichkeit und Hochmut in einer solchen Haltung! Letzten Endes wäre es uns lieb, seine Barmherzigkeit nicht nötig zu haben. Nichts verhindert die wahre Liebe so sehr, wie ein solcher Stolz. Um uns vor diesem großen Übel zu bewahren, erlaubt der Herr manchmal ein geringeres Übel, welches darin besteht, in irgendeine Sünde zu fallen, und wir sollen Gott dankbar dafür sein, denn ohne diese Warnung befänden wir uns in großer Gefahr, verloren zu gehen!

O König der Völker, in Demut nahen wir uns dir, immer im Bewußtsein des Angewiesens-Sein auf deine größte Eigenschaft: deine unergründliche Barmherzigkeit.

Lk 1,52: Er stößt die Mächtigen von ihren Thronen und erhöht die Niedrigen.

Wir liegen im Staub des Todes. Staub sind wir, und zum Staub müssen wir zurückkehren. Wir haben alle Rechte auf Gottes Freundlichkeit und Hilfe durch die Sünde verspielt. Und solche, wie wir es sind, richtet er auf und erhöht uns. Wer beschreibt die Größe seiner Gnade, die Höhe und die Tiefe seiner Liebe, die Weite und die Stärke seiner Erbarmungen? Es ist ein allmächtiger Arm, der uns aufrichtete, uns noch heute aufrecht hält und zu der Vollkommenheit des Himmels emporheben wird. Wir verstummen und sinken in Anbetung vor ihm nieder.

Lk 1,53: Hungrige sättigt er mit Gütern, und Reiche schickt er leer fort.

Die Reichen sind jene, die sich selbst genug sind und die denken, sie bedürfen Gott nicht. Die Hungrigen erkennen ihre Armut und ihr Angewiesensein auf Gott. Diese nun werden gesättigt. Diese Sättigung ist dies die Eucharistie, die aus dem Kreuz hervorgeht. Nun sättigt Gott weltweit die Menschen, die Armen, die seiner bedürfen. Er gibt ihnen die Sättigung, die sie brauchen: Gott selbst, sich selbst. In diesem Mysterium wird die Liebe Christi immer mitten unter uns greifbar. Hier gibt er sich immer wieder hin. Hier lässt er sein Herz immer wieder durchbohren; hier hält er seine Verheißung aufrecht, die Verheißung, dass er vom Kreuz her alles an sich ziehen wird. In der Eucharistie  erlernen wir selber die Liebe Christi.

Lk 1,54: Er nimmt sich seines Knechtes Israel an, um an seine Barmherzigkeit zu gedenken

Der Höhepunkt der Macht Gottes ist die Barmherzigkeit. Die Barmherzigkeit ist in Wirklichkeit der Wesenskern der Botschaft des Evangeliums, sie ist der Name Gottes selbst, das Antlitz, mit dem er sich im Alten Bund und vollends in Jesus Christus offenbart hat, der menschgewordenen Schöpfer- und Erlöserliebe.

Worte von Katharina von Siena: Aus Barmherzigkeit hast du uns im Blut gewaschen, aus Barmherzigkeit wolltest du Umgang haben mit den Geschöpfen. Du bist außer dir vor Liebe! Es genügte dir nicht, Mensch zu werden, sondern du wolltest auch sterben! O Barmherzigkeit! Mein Herz versinkt im Gedanken an dich: Wohin ich meine Gedanken auch wende, finde ich nichts als Barmherzigkeit. Katharina von Siena

Lk 1,55: …wie er es unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinem Samen, auf ewig!

Gott hält fest an seinen Verheißungen: Es kann für das verheißene Heil gar keine Hindernisse geben, die wir zu fürchten hätten. Der Herr wird sich zur Ausführung seines Werkes seinen Weg bereiten. Es ist ein Jammer, welchen Schaden das Fehlen des Friedens in der Seele anrichtet, statt uns einer großen Ruhe zu erfreuen, wenn das Gedächtnis fest dabei bleibt, sich der göttlichen Verheißungen zu erinnern. Wirf dein Vertrauen nicht weg weil Gott seine Verheißung verzieht. Ob die Wege der Vorsehung auch kreuz und quer und rückwärts und vorwärts laufen, so hast du doch ein festes und gewisses Wort, worauf du dich verlassen kannst. Wenn die Verheißungen auch für eine Weile scheinbar verzögert werden, können sie doch niemals ungültig gemacht werden.

Lk 1,56: Und Maria blieb bei ihr etwa drei Monate und kehrte wieder in ihr Haus zurück.

Lk 1,57-80: Geburt Johannes des Täufers

Auslegung und Kommentar zu Lk 1,57-80

Das Benedictus als Ganzes: Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen, er hat uns einen starken Retter erweckt im Hause seines Knechtes David. So hat er verheißen von alters her durch den Mund seiner heiligen Propheten. Er hat uns errettet vor unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen; er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet und an seinen heiligen Bund gedacht, an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat; er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinem Angesicht all unsre Tage. Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; denn du wirst dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten. Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung der Sünden. Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.

Lk 1,57: Für Elisabeth aber erfüllte sich die Zeit, da sie gebären sollte, und sie gebar einen Sohn.

Lk 1,58: Und ihre Nachbarn und Verwandten hörten, dass der Herr seine Barmherzigkeit an ihr groß gemacht hatte, und sie freuten sich mit ihr.

Lk 1,59: Und es geschah am achten Tag, dass sie kamen, um das Kind zu beschneiden; und sie nannten es nach dem Namen seines Vaters Zacharias.

Lk 1,60: Seine Mutter aber erwiderte und sprach: Nein, sondern er soll Johannes heißen!

Lk 1,61: Und sie sagten zu ihr: Es ist doch niemand in deiner Verwandtschaft, der diesen Namen trägt!

Lk 1,62: Sie winkten aber seinem Vater, wie er ihn genannt haben wolle.

Lk 1,63: Und er forderte ein Täfelchen und schrieb die Worte: Johannes ist sein Name! Und sie verwunderten sich alle.

Gott schenkt uns den Namen. Zacharias wird in der im Evangelium beschriebenen Szene von seinen Verwandten dazu angehalten, seinem Sohn einen in der Verwandtschaft vorhandenen Namen zu geben. Elisabet und Zacharias entscheiden sich allerdings für den Namen, den Gott dem Kind schenken will. Der Name beschreibt in der biblischen Sprache die Identität der Person. Gott ist in dieser Szene derjenige, der Johannes seinen Namen, seine Identität gibt. Fragen wir uns: Lasse ich es in meinem Leben zu, dass Jesus mir meinen Namen schenkt. Michael Roidl

Worte von Johannes Paul II: Zacharias bestätigt vor den erstaunten Verwandten den Namen des Sohnes, indem er ihn auf ein Täfelchen schreibt. Gott selbst hatte durch seinen Engel diesen Namen kundgetan, der auf Hebräisch bedeutet: Gott ist gnädig. Gott ist dem Menschen gnädig: Er will sein Leben, sein Heil. Gott ist seinem Volk gnädig: Er will es zum Segen für alle Nationen der Erde werden lassen. Gott ist der Menschheit gnädig: Er leitet ihren Weg in das Land, in dem Frieden und Gerechtigkeit herrschen. All dies ist in jenem Namen enthalten: Johannes! Johannes Paul II

Lk 1,64: Sofort aber wurde sein Mund geöffnet, und seine Zunge wurde gelöst, und er redete und lobte Gott.

Gott spricht: Die prophetische Stimme des Herrn hatte 400 Jahre lang geschwiegen. Nun sprach Gott durch Gabriel ( Lukas 1:13 , 1:28 ), durch Elisabeth ( Lukas 1:41-42 ), durch Maria ( Lukas 1:46-55 ) und jetzt durch Zacharias. Als Gott wieder sprach, war alles mit dem Thema Jesus und Seinem Werk verbunden.

Das Geschenk der Stimme. Als Zacharias seine Zunge wieder benutzen kann, ist das Erste, was er tut, Gott zu loben und zu preisen. Wir alle haben das Geschenk, unseren Mund und unsere Stimme zum Lobpreis erheben zu können. So oft ist das, was unseren Mund verlässt, allerdings genau das Gegenteil von Lobpreis. Besinnen wir uns wieder darauf, dass uns unsere Stimme geschenkt wurde, um Gutes zu verbreiten und Gott zu loben und setzen wir sie lieber für ihren eigentlichen Zweck ein. Michael Roidl

Lk 1,65: Und es kam Furcht über alle ihre Nachbarn, und im ganzen Bergland von Judäa wurden alle diese Dinge besprochen.

Lk 1,66: Und alle, die es hörten, nahmen es sich zu Herzen und sprachen: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Und die Hand des Herrn war mit ihm.

Freudiges Staunen: Das ganze Ereignis der Geburt Johannes des Täufers ist umgeben von einem freudigen Staunen, von Überraschung und Dankbarkeit. Staunen, Überraschung, Dankbarkeit. Die Menschen werden von einer heiligen Gottesfurcht ergriffen, „und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa“ (V. 65). Brüder und Schwestern, das gläubige Volk erahnt, dass etwas Großes geschehen ist, selbst wenn es demütig und verborgen ist, und es fragt: „Was wird wohl aus diesem Kind werden?“ (V. 66). Das gläubige Gottesvolk vermag den Glauben mit Freude, Staunen, Überraschung und Dankbarkeit zu leben. Und während wir den Blick darauf richten, wollen wir uns fragen: Wie ist mein Glaube? Empfinde ich Staunen, wenn ich die Werke des Herrn sehe, wenn ich von der Evangelisierung oder vom Leben eines Heiligen sprechen höre, oder wenn ich so viele gute Leute sehe: Spüre ich die Gnade in meinem Innern oder bewegt sich nichts in meinem Herzen? Papst Franziskus

Lk 1,67: Und sein Vater Zacharias wurde mit Heiligem Geist erfüllt, weissagte und sprach:

Lk 1,68: Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung bereitet.

Zacharias kannte Jesus noch nicht einmal, aber er lobte Ihn, er liebte Ihn und er war leidenschaftlich für Jesus. Wir wissen so viel mehr über Jesus als Zacharias, was kann also die Kälte unserer Herzen entschuldigen?

Gott besucht sein Volk. Und wie er uns besucht hat, liebe Gemeinde! Nicht wie ein Großinquisitor, der alles durchleuchtet und das Unterste zu oberst kehrt, um dann sein vernichtendes Urteil zu fällen. Nein, sondern er ist gekommen, um zu helfen, um aus Schuld und Not zu befreien, um uns nahe zu sein und sich um uns zu kümmern. Das geschah schon vor unserer Zeit, als er in seinem Sohn Jesus Christus zur Welt kam und Mensch wurde. Da hat sich der allmächtige Gott von seinem himmlischen Thron her aufgemacht und hat uns besucht. Er ist gekommen, um uns zu trösten, zu stärken und Orientierung zu geben. Denken wir einfach nur einmal daran, wie Jesus in die verschiedenen Häuser eingekehrt ist. Bei Zachäus, um ihn von seiner Habgier zu befreien. Bei der Schwiegermutter des Petrus, um sie gesund zu machen. Bei Jaїrus, um dessen Tochter von den Toten wieder aufzuerwecken. Und auch bei den Pharisäern, um sie für sich und sein Heil zu gewinnen, obwohl sie ihm ablehnend gegenüberstanden. So kommt Gott auch zu uns und will auch uns erlösen, will uns heilen und wieder zurechtbringen. Pius Kirchgessner

Lk 1,69: Er hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils in dem Haus seines Knechtes David

Horn des Heils: In der Bibel ist das Horn ein Symbol für Macht und Stärke. Der, der da zu uns kommt und uns besucht, ist kein Machtloser. Jesus Christus, auch wenn er ein Mensch ist wie du und ich, hat als Sohn Gottes doch zugleich auch alle Macht im Himmel und auf Erden. Und er setzt diese Macht ausschließlich zum Heil der Menschen ein. Jesus Christus, der da aus dem Hause Davids stammt und den die Propheten schon vor Urzeiten angekündigt haben, gebraucht seine Macht nicht für sich selbst. Er setzt sie für andere ein. Für die, die unter die Räder gekommen sind, die bedrängt werden, die angefeindet, verfolgt und gehasst werden, die sonst keinen Fürsprecher haben, die unter der Macht anderer zu leiden haben.

Lk 1,69: Er hat uns einen starken Retter geschickt.

Weihnachten ist das Geheimnis der göttlichen Liebe. Die Geburt Jesu zeigt uns die unendliche Güte Gottes. Großes hat der Herr an uns getan. Darum sind wir voll Freude. Er hat es auf sich genommen, unter uns zu wohnen und unsere täglichen Schwierigkeiten zu teilen. Er hat nicht gezögert, mit uns die Last des Daseins mit seinen Mühen und Sorgen zu tragen. Er wurde für uns geboren, um bei uns zu bleiben und jedem, der ihm die Türe des eigenen Herzens öffnet, das Geschenk seiner Freude, seines Friedens, seiner Liebe anzubieten. Verinnerliche in dieser Adventzeit, dass Gott dich nie verlässt, dir immer entgegenkommt und dich beschützt.

Lk 1,70: So hatte er es durch seine heiligen Propheten schon vor langer Zeit verkündet:

Lk 1,71: Er wird uns vor unseren Feinden retten und aus der Hand aller Menschen, die uns hassen.

Haben wir denn überhaupt richtige Feinde, die uns hassen? Für die Israeliten damals zur Zeit Jesu war das gar keine Frage. Feinde, das waren für sie die verhassten Römer. Aber schon wenige Jahre später machte Jesus deutlich: Das sind nicht die eigentlichen Feinde. Indem er etwa den Knecht des römischen Hauptmanns von Kapernaum heilte und sich mit Zöllnern und andern Sündern an einen Tisch setzte und in der Bergpredigt lehrte: Ihr sollt auch eure Feinde lieben!, machte er deutlich, dass wir unsere Feinde ganz woanders zu suchen haben. Der Apostel Paulus hat diese Feinde später einmal so umschrieben: Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Ja, der Teufel und sein Hofstaat, das sind unsere wirklichen Feinde. Das sind die, die Gott hassen und die darum auch uns hassen. Sie agieren im Finstern mit undurchsichtigen Kräften: Mit der Angst, mit dem Zweifel, mit der Habgier und mit der Todesfurcht. Damit treiben sie uns wie eine Herde aufgescheuchter Tiere vor sich her. Und würde Gott nicht eingegriffen haben, würde er durch Jesus Christus den Spieß nicht umdreht haben und nun seinerseits die bösen Mächte vor sich hertreiben, wir wären längst verloren und in den dunklen Abgrund des Todes und der Vergessenheit gestürzt. So aber, mit dem, der uns da besucht hat, um uns zu erlösen, sind wir vor den bösen Mächten in Obhut. Zwar verfolgen sie uns immer noch, aber mit Jesus Christus an der Seite können wir ihnen widerstehen und sie überwinden. Pius Kirchgessner

Lk 1,72: ‭um Barmherzigkeit zu erweisen an unseren Vätern und zu gedenken an seinen heiligen Bund,

Lk 1,73: ‭an den Eid, den er unserem Vater Abraham geschworen hat, uns zu geben,

Lk 1,74: Darin sagt er ihm zu, dass er uns, seine Nachkommen, aus der Hand unserer Feinde befreit.

Lk 1,75: Dann können wir ohne Furcht in seiner Gegenwart leben und ihm unser Leben lang dienen als Menschen, die ihm gehören und seinen Willen tun.

Das ist die logische Folge dessen, dass wir von Gott gerettet wurden: Dass wir ihm nun auch dienen. Und zwar aus Dankbarkeit und nicht mehr aus Furcht. Denn fürchten brauchen wir uns nun nicht mehr, weder vor den bösen Mächten noch vor Gott. Weil Christus die bösen Mächte in die Schranken gewiesen hat und uns damit seine Liebe und Verbundenheit gezeigt hat, brauchen wir weder vor Gott noch vor dem Teufel zu zittern.

Wir können wirklich in aller Gelassenheit und Freiheit Gott unsern Dienst erweisen. Wir können seine Liebe weitertragen und seine Gebote befolgen. Wir können helfen und trösten, verzeihen und Mut zusprechen und vieles andere mehr, was innerhalb und außerhalb der Kirche dem Bau des Reiches Gottes dient. Und wir brauchen dabei nicht mehr zu fürchten, es könnte vielleicht nicht genug sein, um damit vor Gott zu bestehen. Darum geht es gar nicht mehr, seit Jesus hier auf der Erde war und ohne Vorbedingungen zu den Menschen hingegangen ist. Wir sind mit Gott versöhnt. Die Gemeinschaft mit ihm hat Jesus wieder hergestellt und in Ordnung gebracht. Was wir Gott schuldig bleiben, das tilgt sein Opfer am Kreuz. Deshalb können wir ihm wirklich aus reiner Dankbarkeit dienen. Pius Kirchgessner

In der Gegenwart des Herrn leben: Die wirklichen Feinde in unserem Leben sind die vielen „Du hättest sollen“ und „Was wäre, wenn …? Sie zerren uns zurück in die nicht mehr zu ändernde Vergangenheit und drängen uns nach vorn in die nicht voraussagbare Zukunft. Doch das eigentliche Leben findet hier und jetzt statt. Gott ist ein Gott der Gegenwart. Gott ist stets im jetzigen Augenblick, mag dieser Augenblick schwer oder leicht, froh oder qualvoll sein. Gott ist keiner, der schon war oder erst sein wird, sondern der der ist, und der für mich im gegenwärtigen Augenblick ist. Darum wischt Jesus die Last der Vergangenheit und die Sorgen um die Zukunft beiseite. Er will, daß wir Gott genau dort entdecken, wo wir sind, hier und jetzt. Nouwen

Lk 1,76: Und dich, mein Sohn, wird man einen Propheten des Höchsten nennen. Du wirst vor dem Herrn hergehen und ihm den Weg bahnen.

Lk 1,77: Seinem Volk wirst du zeigen, dass es durch die Vergebung seiner Sünden gerettet wird.

Lk 1,77: Du wirst sein Volk zur Einsicht bringen, dass die Vergebung der Schuld ihre Rettung ist.

Worte von Irenäus: Die Erkenntnis des Heiles ist die Erkenntnis des Sohnes Gottes; er heißt und ist wahrhaftig Rettung, Retter und rettende Kraft. Und zwar ist er Retter, weil er Sohn und Wort Gottes ist; rettende Kraft ist er, weil er Geist ist, Rettung ist er, weil er Fleisch ist.

Lk 1,78: Gott vergibt uns, weil seine Barmherzigkeit so groß ist. Aus der Höhe kommt das helle Morgenlicht zu uns, der verheißene Retter.

Gottes Barmherzigkeit: Weil Gott uns die Sünden nachließ, nicht wegen unserer Werke, sondern wegen seiner Barmherzigkeit, darum setzte er entsprechend hinzu: Durch das herzliche Erbarmen unseres Gottes. Diese Barmherzigkeit fanden wir nicht selbst durch unser Suchen sondern Gott erschien uns von Oben. Daher folgt: in dem (nämlich dem herzlichen Erbarmen) uns besuchte (durch die Menschwerdung) der Aufgang von der Höhe (d.h. Christus). — Er blieb nämlich in der Höhe, und war doch auf der Erde gegenwärtig; er ist ohne Teilung und Beschränkung, was der Verstand weder begreifen, noch mit Worten aussprechen kann. Pius Kirchgessner

Lk 1,79: Dieses Licht wird allen Menschen leuchten.

Leuchtendes Licht: Licht lässt uns leben, zeigt uns den Weg, schenkt Wärme, alles Ausdrucksformen der Liebe. Wo Liebe ist, geht Licht auf in der Welt. Im Stall von Bethlehem ist das große Liebes-Licht erschienen. Im Jesuskind erscheint uns die Liebe, die sich selbst verschenkt. Und dieses Licht Christus wandelt weiterhin unter uns. Das ist der größte Ernst und die größte Seligkeit der Adventsbotschaft. Der größte Ernst, weil uns das Licht Christi zur Nachfolge ruft, nicht sentimental, sondern radikal, weil es unser Leben von der Wurzel her eine komplett neue Ausrichtung gibt. Die größte Seligkeit, weil wir nur in ihm das wahre Leben finden werden, das er selbst ist.

Lk 1,79: Es wird uns auf den Weg des Friedens führen.

Weg des Friedens: Er hat unsere Füße auf den Weg des Friedens gerichtet, wie es im letzten Vers des Lobgesangs heißt, auf den Weg des Friedens mit Gott. Auf diesem Weg werden wir gehalten und weitergeführt, wenn wir die Nähe Jesu Christi immer wieder suchen. Das geschieht natürlich in erster Linie in unseren Gottesdiensten. Dort hören wir von der Liebe, die Gott zu uns Menschen hat. Dort besucht Gott uns auch heute noch. Also nicht nur wir besuchen Gott, wenn wir zur Kirche gehen und von unserm Gottesdienstbesuch sprechen, sondern vor allem besucht Gott uns, steigt vom Himmel herab und begegnet uns in seinem Wort und Sakrament. Pius Kirchgessner

Joyce Meyer: Ich glaube, Friede ist eines der größten Geschenke, die wir von Gott erhalten haben. In der Hektik unseres täglichen Lebens und dem damit einhergehenden Stress fühlen wir uns oft alles andere als ruhig. Das muss aber nicht so sein.In Lukas 1,79 heißt es, dass Gott Jesus unter anderem damit beauftragt hat, uns „auf den Weg des Friedens“ zu führen. Als Christen haben wir ein wunderbares Vorrecht: Wir können in Gottes übernatürlichem Frieden leben, egal wie viel wir zu tun haben oder was um uns herum geschieht. Ist es dein oberstes Ziel, Frieden zu finden? Gott möchte das von dir. Lass dich vom Heiligen Geist zu dem Frieden leiten, der dir in Christus zusteht.

Gebet: Gott, danke, dass du Jesus gesandt hast, damit er meine Füße auf den Weg deines Friedens lenkt. Ich nehme den Segen deines Friedens für mein Leben an

Lk 1,80: Das Kind aber wuchs und wurde stark im Geist; und er war in der Wüste bis zum Tag seines Auftretens vor Israel.


Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Lukas Evangelium Lk Kapitel 1


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Mein Name ist Joachim Brenner. Ich arbeite als Lehrer für Kinder und Jugendliche mit einer körperlichen Behinderung. Ich bin katholisch, jedoch mit einem zutiefst ökumenischen Geist. Christ ist derjenige, der Christus nachfolgt. Den täglichen christlichen Impuls schreibe ich seit 2014. Durch kurze und doch tiefgehende Worte zu einzelnen Bibelversen und einem jeweiligen Wochenthema möchte ich Geschwistern im Glauben Unterstützung in ihrem geistlichen Leben geben.