Psalm (Ps) 90: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Psalm (Ps) 90: Der vergängliche Mensch
Ps 90,1: Herr, du bist unsere Zuflucht.
Das Unterwegssein mit Christus ist eine Kraft, die uns hilft die Kreuze und die damit verbundene Mühsal zu tragen. Wenn wir seine große Liebe in uns tragen, dann verleiht uns das Flügel, welche uns alle Beschwernisse des Lebens leichter ertragen lässt. Sich von Gott in Jesus Christus lieben zu lassen ist das kräftigende Licht. Unsere Verantwortung ist es dabei, das Fenster unserer Seele zu öffnen, damit dieses Licht Gottes in uns eintreten kann, auch wenn wir es hier und da nicht offensichtlich spüren.
Der Christ aber muss ständige Gemeinschaft mit Gott halten, muss in Gott wohnen, nicht nur je und dann zu ihm laufen. Thomas Manton
Ps 90,2: Ehe die Berge wurden und du die Erde und den Erdkreis hervorbrachtest, ja, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott!
Ist Gott ewig, war ihm keiner zuvor. Ist ihm keiner zuvor, ist er Anfang und Urheber aller Dinge und aller Menschen. Ist er Urheber von allem, ist er allmächtig. Ist er allmächtig, hat er alles gewirkt. Er hat uns erschaffen und er lässt unseren Leib wieder zu Staub werden. Ein Wort hat uns geschaffen, ein Wort lässt uns zum Staub zurück kehren. Der Mensch nun kehrt dem Leibe nach zwar zum Staub zurück, aus dem er gemacht wurde, dem Geiste nach aber zu Gott, der ihn er schaffen hat.
Ps 90,3: Du lässt den Menschen zum Staub zurückkehren und sprichst: Kehrt zurück, ihr Menschenkinder!
Ps 90,5-6: Du lässt sie dahinfahren wie eine Wasserflut, sie sind wie ein Schlaf, wie das Gras, das am Morgen aufsprießt. Am Morgen blüht es und sprießt, am Abend welkt es und verdorrt.
Für die Mönche war es seit jeher eine wichtige spirituelle Übung, sich täglich den Tod vor Augen zu halten. Diese Übung soll uns aber keine Angst machen, sondern uns zu einem intensiven Leben führen. Einer der alten Mönchsväter wurde einmal gefragt, warum er nie Angst habe. Darauf antwortete er: Weil ich mir täglich den Tod vor Augen halte. Wenn ich akzeptiere, dass ich begrenzt bin, dann lebe ich bewusst. Ich nehme jedes Gespräch wahr, als ob es das letzte sein könnte. Ich gehe durch die Natur mit dem Gefühl, dass es der letzte Frühling sein könnte, den ich erlebe. Dann werde ich alles intensiver erleben. Wenn ich meine begrenzte Zeit akzeptiere, dann wandelt sich die Angst vor dem Tod in eine Zustimmung zum Leben und in ein Bejahen des Augenblicks. Ich erlebe dann jeden Augenblick als die wichtigste Zeit. Ich lebe im Jetzt. Und es gibt nichts Wichtigeres, als diesen Augenblick bewusst zu leben, bewusst anderen Menschen zu begegnen, bewusst die Natur zu erleben. Anselm Grün
Wir werden nie weise werden, bis wir jeden Tag als unseren letzten rechnen. Augustinus
Ps 90,10: Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahre und worauf man stolz ist, das war Mühsal und Nichtigkeit, denn schnell enteilt es, und wir fliegen dahin.
Bedenke deinen Tod. Unbestimmt ist der Tag deines Todes, wo wir von allem Weltlichen Abschied nehmen müssen, von allem Besitz, von Menschen, ja von unserem Leib selbst, der schon ein paar Tage nach unserem Tod vergraben wird. Nachher wird kaum noch jemand an dich denken. Herr, gib ihm die ewige Ruhe, wird man sagen, das ist alles. Tod, wie bist du gewaltig! Bete zu Gott. Wirf dich in seine Arme. Da du die Stunde nicht kennst, zu der du die Welt verlassen mußt, hänge dein Herz nicht an die Welt. Danke Gott, daß er dir die Mittel bietet, dich für diesen Tag zu sichern und dir Zeit zur Buße gewährt. Meine Sorge sei, daß der Übergang ins Jenseits ein glücklicher werde.
Möge Gott Deinen Geist stärken, damit Du jeden Tag in seiner Wahrhaftigkeit handeln kannst. Gott allein ist das Ziel und der Grund unseres irdischen Lebens. Bevilacqua Giuseppe Pietro
Ps 90,12: Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen.
Memento mori, gedenke, dass du sterben wirst. Das, wonach wir uns gierig-neidisch im materiellen, psychischen und spirituellen Bereich sehnen, wird vergehen. Wir gehen irgendwann alle gleich von dieser Welt. Das im Tiefsten zu erkennen und zu fühlen, verändert unser Leben, wie wir jeden Tag begehen. Darum: Memento Mori! So mahnt uns auch Teresa von Avila: „Gedenke, dass du nur eine Seele hast und nur einmal sterben wirst; dass du nur ein Leben, und zwar ein kurzes, dir selbst eigenes Leben hast, dass es nur eine, und zwar ewige Glorie gibt! Auf diese Weise wirst du von vielen Dingen lassen.
Wie möchte ich meine Zeit verbringen? Wenn ich einmal zurückschaue, was wird wichtig sein, was belanglos, was hat Bestand? Was ist mir wichtig? Was ist im Rückblick wertvolle Zeit? Wie nutze ich meine Zeit? Darauf möchte ich immer meinen Fokus setzen. Mir Zeit nehmen für Gott. Mir Zeit nehmen für meine Mitmenschen. Mir Zeit nehmen für mich selbst Ulrike Puintner
Ps 90,13: Kehre zurück, o Herr! Wie lange noch? Und hab Erbarmen mit deinen Knechten!
Wie die Sünde Gott von uns wegtreibt, so schreit die Buße zum Herrn, dass er wiederkehre. Wende dich doch wieder zu uns in Barmherzigkeit. Deine Nähe allein kann uns mit der Flüchtigkeit des Lebens aussöhnen. Denn die Freude, mit welcher uns die Gegenwart des Herrn erquickt, kann niemand von uns nehmen. Selbst der Tod kann keinen Kummer bereiten, welche die Gnade Gottes empfinden. Denn wir sehen nichts, das wir fürchten müssten. Wir sind Zeit unseres Lebens täglich fröhlich über Gottes Gnade und überlassen unsere Zukunft seinen liebenden Händen.
Ps 90,14: Sättige uns früh mit deiner Gnade, so wollen wir jubeln und fröhlich sein unser Leben lang.
Ps 90,14: Schenke uns deine Liebe jeden Morgen neu! Dann können wir singen und uns freuen, solange wir leben!
Unser Leben ist kurz. Unserer Körper kehrt schon bald zum Staub zurück. Wir sind wie Gras, das aufblüht und wieder verwelkt. Ende Gelände! Am Ende des Lebens steht das große Kreuz des leiblichen Todes. Alles ist vergänglich, nun eben auch wir. Darüber müssen wir uns aber nicht betrüben, wir haben ja eine unüberbietbare Hoffnung! Vielmehr sollen wir darauf schauen, dass Gott uns jeden Morgen neu seine Liebe schenkt. Das ist der Grund der wahren Freude, solange wir leben, unabhängig davon, welche Kreuze uns begegnen. Im Gebet empfangen wir ganz bewusst diese Liebe.
Egal was gestern war, welche Schwierigkeiten und Herausforderungen wir auch in der Vergangenheit zu meistern hatten, Gott schenkt uns seine Liebe und Gnade jeden Morgen neu. Ein jeder Tag ist ein Neuanfang mit neuen Möglichkeiten, neuen Erwartungen. Jeden Tag können wir mit Gott neu beginnen und vorwärts schauen und alles loslassen, was uns belastet, bei ihm. Sein Erbarmen hört nie auf. Jeden Tag aufs Neue vertrauen wir auf seine Treue. Wenn wir fallen, dürfen wir wieder aufstehen an seiner Hand, die uns wieder aufhilft und weitergehen. Ulrike Puintner
Ps 90,16: Lass deinen Knechten dein Walten sichtbar werden, und deine Herrlichkeit ihren Kindern!
Ps 90,17: Die Freundlichkeit des Herrn, unsres Gottes, sei über uns, und das Werk unsrer Hände fördere du für uns.
Die Freundlichkeit des Herrn begleitet uns, leitet uns und tut uns Gutes. Sie fördert das Werk unserer Hände. Das wichtigste Werk seines Lebens ist der Mensch selbst, das innere Werk der Verwandlung in Christus hinein. Wo dieses innere Werk gelingt, kann und hat der Mensch nichts anderes und mehr als vorher, aber er ist anders und mehr geworden, neu geschaffen in Christus, in dem das ewige Leben ist. Dieses Werk in uns fördert Gott in seiner Liebe.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Psalm (Ps) 90