Psalm (Ps) 75: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Psalm (Ps) 75: Gott richtet
Ps 75,2: Wir danken dir, o Gott, wir danken dir, denn nahe ist dein Name. Man verkündet deine Wundertaten!
Der Psalm beginnt mit Dank für ein ganz großes Gnadenwunder: Mit seinem Namen ist Gott selbst den Seinen nahe. Gottes Nähe ist ein Ausdruck seiner erwählenden Gnade. Für diese unendliche Güte ist eine Dankbarkeit ohne Grenzen angebracht. Die Menschen sollen nie vergessen, dass sie Gott, dem treuen Schöpfer und Erhalter, alles verdanken. Das fördert in uns die Demut und bewahrt uns vor Hochmut.
Nichts ist selbstverständlich: Viel zu vieles halten wir für selbstverständlich. Allein, dass wir jeden Morgen erwachen. Wenn wir über unser Leben ernsthaft nachdenken, werden wir entdecken wie unberechenbar und zerbrechlich unser Leben ist. Ein Autounfall, ein falscher Tritt, eine Krankheit und schon ist wirklich alles anders! Diese Erkenntnis bringt uns dazu, nichts für selbstverständlich zu halten. Das Danken für jede gute Gabe erhält dieses Wissen in uns lebendig, wie sehr wir Beschenkte sind. Wir konzentrieren uns nicht auf das, was Gott in seiner Weisheit uns nicht gibt, sondern wir danken Gott für das, was er uns täglich gibt. Wer dankt, der hat eine positive Sicht auf die Dinge, die ihm begegnen, seien sie freudig oder schmerzhaft. Man darf Gott jeden Tag für etwas danken.
Ps 75,5: Seid nicht übermütig!
Ps 75,8: Gott ist der Richter.
Das Begegnen mit ihm ist der entscheidende Akt des Gerichts. Vor seinem Anblick schmilzt alle Unwahrheit. Die Begegnung mit ihm ist es, die uns umbrennt und freibrennt zum Eigentlichen unserer selbst. Unsere Lebensbauten können sich dabei als leeres Stroh, als bloße Großtuerei erweisen und zusammenfallen. Aber in dem Schmerz dieser Begegnung, in der uns das Unreine und Kranke unseres Daseins offenbar wird, ist Rettung. Sein Blick, die Berührung seines Herzens heilt uns in einer gewiß schmerzlichen Verwandlung “wie durch Feuer hindurch”. Aber es ist ein seliger Schmerz, in dem die heilige Macht seiner Liebe uns brennend durchdringt, so daß wir endlich ganz wir selber und dadurch ganz Gottes werden. So wird auch das Ineinander von Gerechtigkeit und Gnade sichtbar: Unser Leben ist nicht gleichgültig, aber unser Schmutz befleckt uns nicht auf ewig, wenn wir wenigstens auf Christus, auf die Wahrheit und auf die Liebe hin ausgestreckt geblieben sind. Er ist im Leiden Christi letztlich schon verbrannt. Im Augenblick des Gerichts erfahren und empfangen wir dieses Übergewicht seiner Liebe über alles Böse in der Welt und in uns. Der Schmerz der Liebe wird unsere Rettung und unsere Freude. Benedikt XVI
Ps 75,10: Ich aber will es ewig verkünden. Dem Gott Jakobs will ich lobsingen.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Psalm (Ps) 75