Psalm (Ps) 50: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Psalm (Ps) 50: Rechter Gottesdienst
Ps 50,1: Der Mächtige, Gott der Herr, er redet und ruft die Erde vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang.
Es ist der Allmächtige, es ist der Schöpfer, der die Erde gerufen hat. Gott, der Schöpfer, der die Sonne und die Erde und die Menschen auf ihr erschaffen hat: er ist erschienen, er hat sich selbst geoffenbart. Am Ende der Tage hat Gott im Sohn geredet. Dort ist er in seiner ganzen Gnade und Wahrheit hervorgestrahlt. Dort hat er Leben ans Licht gebracht.
Ps 50,2: Aus Zion, der Schönheit Vollendung, erscheint Gott im Lichtglanz.
Ps 50,3: Unser Gott kommt und schweigt nicht. Verzehrendes Feuer geht vor ihm her, und rings um ihn stürmt es gewaltig.
Gott redet. Redet schon immer. Redet immer wieder. Schon am Anfang der Schöpfung: Es werde! Gott redet. Unser Gott kommt und schweiget nicht. Er will nicht schweigen und er kann nicht schweigen. Wobei er immer wieder das Unerwartete sagt. Das Unbequeme oft auch. Aus Liebe. Gott redet. Er redet auch heute. Er redet durch sein Wort. Er redet durch andere Menschen. Er redet durch Träume und Eingebungen. Gott kommt. Alle anderen gehen. Gott spricht. Alle anderen schweigen. Folgerichtig redet die Bibel von stummen Götzen.
Ps 50,4: Er ruft dem Himmel droben zu und der Erde.
Ps 50,6: Der Himmel verkündet seine Gerechtigkeit.
Ps 50,7: So höre doch, mein Volk, jetzt rede ich mit dir!
Hören auf Gott: Worauf es im Kern ankommt, sind die Einstellungen des Herzens. Die Tendenz, mich selbst zu wichtig zu nehmen und der Wahn, dass alles nach meinem Willen laufen soll, hindern uns im Hören auf Gott. Auf unserem lebenslangen Glaubensweg, der oft auch Kampf beinhaltet, pflanzen wir dagegen Gottes Willen immer mehr in den unseren. Wir tun dies aus unserer Freiheit heraus. Beunruhigen wir uns nicht, wenn uns dies nicht immer und nie vollkommen gelingt. Im Kloster des frommen Lebens bleiben wir lebenslang Novizen, ja das ganze Leben ist Probezeit. Aber heute morgen beten wir aufs Neue und mit ehrlichem Herzen.
Ps 50,9: Ich will keinen Stier aus deinem Haus nehmen, keine Böcke aus deinen Hürden.
Gott will kein frommes Getue. Am Beispiel des Opferkultes in Israel wird klar, dass es Gott nicht in erster Linie um einen perfekten Gottesdienst geht. Die Meinung, wir würden uns durch Beten, Singen, Opfer usw. ein Verdienst bei Gott erwerben, ist ein Grundfehler des Menschen. Gott ist kein heidnischer Götze, der so etwas braucht. Gott ist der Herrscher des Universums, dem alles gehört und dem man deshalb nichts schenken kann. Der wahrhaftige Gott kann nur an aufrichtigem Gottesdienst des Herzens Gefallen finden. Es ist undenkbar, dass äußerliche Dinge ihn irgendwie erfreuen könnten, außer insofern diese unserem Glauben und unserer Liebe Ausdruck verleihen.
Ps 50,14: Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde.
Gott will ein frommes Herz. Dank, Gehorsam und Bitte sind also, was Gott fordert, aber nicht anstatt der Opfer, sondern als Kern und Inhalt derselben. Er will diese Dinge durch die Opfer ausgedrückt und gleichsam verkörpert wissen. Anstelle des frommen Aktionismus soll ein Herz stehen, das sich vor diesem gewaltigen Gott in Dankbarkeit beugt und sich ihm bis hinein in die tiefsten Nöte des menschlichen Lebens ausliefert. Wer das tut, wird erfahren, dass dieser Gott gerade da am meisten zu erleben ist, wo wir es am wenigsten vermuten würden: in den Niederungen des Lebens.
Bringe deine Opfer wirklich vor dem Gott dar, der ins Herz sieht. Gib ihm echte Beweise deiner Liebe, leiste ihm den schuldigen und versprochenen Dienst, halte ihm den Herzensgehorsam, den du gelobt hast.
Ps 50,15: Rufe mich an am Tag der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich ehren!
Was für eine beglückende Einladung! Komm, du mühselige und beladene Seele, eile. Gerade darin offenbart sich ja der Glaube, zeigt sich das Vertrauen, beweist sich die Liebe. Denn in der Stunde der Gefahr nehmen wir Zuflucht zu denen, die wir lieben. Gott sehnt sich danach, dass die Menschen ihn begreifen und ergreifen, weil nur er der Weg ist, auf dem das Leben gelingen kann.
Wenn wir Gott anrufen, beweist das, dass wir von nirgends sonst Gutes erwarten und nirgends sonst Zuflucht suchen. Johannes Calvin
Ps 50,23: Wer mir dankt, der bringt damit ein Opfer, das mich wirklich ehrt. Er macht den Weg frei, auf dem ich ihm Rettung bringe!
Bringe deine Liebe und Dankbarkeit Gott als Opfer dar, so ehrst und verherrlichst du ihn. Wer seinen ganzen Weg der göttlichen Leitung unterstellt und darauf bedacht ist, mit seinem Leben Gott zu ehren, der bringt ein Opfer dar, welches Gott durch seinen geliebten Sohn annimmt. Ein solcher Mensch wird immer mehr zunehmen an Erkenntnis und Erfahrung des Heils des Herrn. Vergangenes loben, preisen, dankbar annehmen ist ein Weg, der die Augen dazu befreit, auch heute das Gute zu erkennen und es für morgen zu erwarten und zu erhoffen. Singe das Gute von gestern und du siehst das Gute von heute.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Psalm (Ps) 50