Psalm (Ps) 25: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Psalm (Ps) 25: Leitung und Vergebung
Ps 25,1: Zu dir, o Herr, erhebe ich meine Seele.
Im Gebet schwingt sich die Seele dem Himmel zu. Erhebet eure Herzen! Erhebe dich oft zu Gott durch kurze und herzerfüllte Herzensgebete. Wenn unser Geist ständig innig mit Gott verkehrt, dann wird er ganz vom seinem Duft durchdrungen. Wie wenig Liebe kann dagegen ausgetauscht werden, wenn ich beim Gebet nicht im Herzen bei Gott bin und ihm ganz und gar vertraue.
Das ist höchste Weisheit: sein Herz zu göttlichen Dingen erheben. Thomas von Kempen
Ps 25,2: Mein Gott, ich vertraue auf dich!
Von welcher Innigkeit und Vertrautheit zeugt diese Anrede! Welch himmlische Musik liegt in dem Wort: Mein Gott! Das Vertrauen verbindet uns mit Gott und bringt uns immer näher zu ihm. Solange der Anker unseres Glaubens in Gott versenkt ist, ist auch im heftigsten Sturm für uns keine Gefahr. Augustinus hat das so ausgedrückt: Die Welt gleicht einem Meer, das Sturm und Ungewitter aufwühlen. Liebst du Gott, so wandelst du über den Wogen, und unter deinen Füßen liegt die Flut. Liebst du die Welt, so wirst du von ihr verschlungen.
Ps 25,3: Keiner wird zuschanden, der auf dich harrt.
Ps 25,4: Herr, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Pfade!
Es gilt zu unterscheiden: mein Weg und Gottes Weg. Im Glauben wenden wir uns ganz seinen Wegen zu und beten: Nicht mein, sondern dein Wille geschehe und zeige mir deine Wege durch dein Wort und durch deinen Heiligen Geist. Welch Gnade ist es, wenn der Herr uns leitet und aus dem freien Willen einen guten Willen macht. So sollen wir uns Gott zur Verfügung stellen als solche, die ihren Willen in dem seinen aufgehen lassen und darum nur eine Sorge haben, nämlich, wie sie ihm gefallen mögen.
Die einzige Absicht dessen, der sich dem Gebet hingibt, muss die sein, mutig daran zu arbeiten, seinen Willen dem Willen Gottes gleichförmig zu machen. Theresa von Avila
Ps 25,5: Du bist der Gott meines Heils. Auf dich harre ich allezeit.
Gott ist Urheber und Vollender des Heils. Vom Vater erwählt, vom Sohn erlöst und vom heiligen Geist gesalbt haben wir den Grund unserer ewigen Hoffnung gefunden. Ja: oft ist es nicht einfach für uns. Unser Glaube muss stets zur Läuterung durch Prüfungen hindurch. Dennoch sollen wir voll guter Zuversicht sein, auf Gottes Hilfe warten und durch Geduld alle Schwierigkeiten besiegen. Auf Gott harren heißt, auf ihn schauen, wie der Bettler auf seinen Wohltäter blickt mit dem ernstlichen Verlangen, eine Gabe von ihm zu empfangen. Gottes harren heißt nach ihm begehren, wie der Bräutigam nach der Braut. Gottes harren heißt in Abhängigkeit von Gott leben, wie ein Kind sich in allem vom Vater abhängig weiß. Ihm vertraut es, auf ihn wirft es seine Sorgen.
Ps 25,6: Gedenke, o Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Gnade, die von Ewigkeit her sind!
Beim Aufstehen und beim Niederlegen und den ganzen Tag hindurch sollte uns der Gedanke an diese Liebe Gottes zu uns begleiten, die sich in seiner Barmherzigkeit am klarsten und schönsten offenbart. Die göttliche Liebe ist eine immer fließende Quelle, die nie versiegt. Und diese Quelle steht allen offen, die nur ihr nahen. Darum komm und schöpfe! So wie David und ebenso der sterbende Verbrecher am Kreuz, darum beten, dass Gott ihrer gedenkt, bete ebenso: Herr denke an mich.
Ps 25,7: Gedenke aber an mich nach deiner Gnade, um deiner Güte willen, o Herr!
Ps 25,9: Allen, die ihre Schuld eingestehen, zeigt er, was richtig ist und wie sie nach seinem Willen leben sollen.
Wundere dich nicht über deine Schwächen. Habe Mut! Wer ist denn ohne Fehler? Mit gutem Willen kannst du dich allmählich bessern. Nimm dich selbst an, so wie du bist. Erniedrige dich, aber ohne dich abzuwerten. Vergieße Tränen ehrlicher Reue, doch ohne die Hoffnung in das Erbarmen Gottes zu verlieren, das immer größer sein. Fasse den Plan, dich zu bessern, doch ohne dich zu überheben, denn allein aus Gott sollst du deine Kraft schöpfen. Deine Sache ist es, Steine wegzuschaffen und Dornengestrüpp auszureißen. Sache Jesu ist es, zu säen, zu pflanzen, zu pflegen und zu bewässern. Aber selbst wenn du arbeitest, ist es doch er, der am Werk ist. Denn ohne Christus könntest du gar nichts ausrichten. Pater Pio
Ps 25:10: Alle Pfade des Herrn sind Gnade und Wahrheit für die, welche seinen Bund und seine Zeugnisse bewahren.
Was dieser Psalm über Erbarmen und Wahrheit sagt, ist von größter Bedeutung. Er spricht von Erbarmen, weil Gott nicht auf unsere Verdienste schaut, sondern auf seine Güte; er will uns ja unsere Sünden vergeben und uns das ewige Leben verheißen. Er spricht auch von Wahrheit, denn Gott steht immer zu seinen Verheißungen. Lasst uns also dieses göttliche Vorbild anerkennen und Gott nachahmen, der uns sein Erbarmen und seine Wahrheit erwiesen hat. Lasst uns wie er in dieser Welt Werke voller Erbarmen und Wahrheit vollbringen. Lasst uns gut sein zu den Schwachen, den Armen und sogar zu unseren Feinden. Lasst uns in der Wahrheit leben und das Böse meiden. Augustinus
Ps 25,11: Um deines Namens willen, o Herr, vergib meine Schuld; denn sie ist groß!
Der Glaube baut allein auf die Güte des Schöpfers. Der Name Gottes ist die Offenbarung seines Wesens. Durch die Vergebung der Sünden macht Gott seine herrlichste Eigenschaft seines Seins uns kund: Barmherzigkeit. Unser Herz also erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Lasst uns im Glauben auf den Bund stützen, den Gott in Jesus auf ewig mit uns geschlossen hat. Gnade und Wahrheit sind in ihm.
Himmlischer Arzt, dein Kranker leidet schwer. Darum heile du ihn. Nicht aufgrund meiner Werke, sondern um deines Namens Willen, vergib mir.
Ps 25,12: Der Herr zeigt ihm den Weg, den er gehen soll.
Wir alle wählen am liebsten selbst unseren Weg. Aber welche Gnade ist es, wenn der Herr unsere Wahl leitet und aus dem freien Willen einen guten Willen macht. Wenn Gottes Wille unser Wille wird, lässt Gott uns unseren Willen. Gott vergewaltigt unseren Willen nicht, er lässt uns in vielem freie Wahl. Er hat aber eine feine Weise, unseren Willen durch seinen Geist so zu beeinflussen, dass wir, frei und doch von ihm geleitet, wählen, was seinem Rat gefällt. Darin macht Gott sein Meisterstück in der Erziehungskunst.
Im Gebet sprechen wir zu Gott um Wegweisung zu bekommen. In seinem Wort spricht Gott zu uns, um uns seine Gedanken und den richtigen Weg klarzumachen. Ernst-August Bremicker
Ps 25,13: Seine Seele wird im Guten wohnen.
Das Gute ist nicht in den Dingen dieser Erde zu finden, sondern nur in Gott. So lernen wir sowohl Überfluss zu haben wie auch Mangel zu leiden, Freude und Leid zu empfinden. Doch das Glück finden wir allein in Gott bei diesem ständigen auf und ab. Das Glück finden wir allein im vertrauten Umgang mit ihm wie mit einem Freund. Ein Freund lässt den Freund die innersten Gedanken seines Herzens lesen. So offenherzig ist Gott gegen die Seinen. Das ist das Wohnen der Seele im Guten.
Ps 25,14: Freundschaft hält der Herr mit denen, die ihn fürchten, und seinen Bund tut er ihnen kund.
Ps 25,15: Meine Augen sind stets auf den Herrn gerichtet, denn er wird meine Füße aus dem Netz ziehen.
In vieler Art und Weise sind die Blicke auf den Herrn gerichtet: im Blick des Glaubens und der Hoffnung, im Blick des Gehorsams, im Blick der Andacht und Verehrung, im Blick der Bewunderung und Betrachtung und zuletzt am Wichtigsten im zärtlichen Blick der Liebe. Selig, wer seine Augen nie von Gott abwendet. Der Blick auf den Herrn füllt das Herz mit tiefem Glück. Die Augen zum Himmel gerichtet, zieht er unsere Füße aus dem Netz. Das Netz ist ein Bild für die Versuchungen, innerhalb derer wir auf den Schutz des Herrn angewiesen sind.
Ps 25,16: Wende dich mir zu, Herr, und sei mir gnädig, denn ich bin einsam und niedergeschlagen.
David war auf der Flucht, er wurde von Feinden verfolgt und hatte sich versteckt. Dort in seinem Versteck hatte er Zeit über sein bisheriges Leben nachzudenken. Und im Nachdenken wandte er sich Gott zu. Er ruft in seiner Situation seinen Gott um Hilfe an: „Nach dir Herr verlanget mich. Mein Gott ich hoffe auf dich!“ (V1+2) Er bleibt nicht passiv sitzen und vergräbt sich in seinen düsteren Gedanken. Nein, er sucht aktiv im Beten den Kontakt mit Gott. Ihm vertraut er sich an und klagt ihm sein Leid und seine Ängste. Bei ihm sucht er Hilfe von dieser Verfolgung befreit zu werden, aus der Einsamkeit und dem Elend zu entkommen. Rolf Aichelberger
Alle, wirklich alle Menschen, so viele gute Werke sie auch tun mögen, haben dennoch das aus dem Evangelium bekannte Zöllnergebet auf den Lippen: Sei mir gnädig. In Liebe wendet er sich unseren Schwächen und Wunden zu. Alle, wirklich alle Menschen, kennen das Gefühl der Einsamkeit und Niedergeschlagenheit. Wenn wir nun so fühlen, wenden wir uns zu Gott: Führe mich aus meinen Nöten. Wir dürfen nicht über Gott, wohl aber vor Gott klagen. Wir dürfen um Hilfe rufen, wenn es mit Ergebung in seinen heiligen Willen geschieht.
In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Bonhoeffer
Ps 25,17: Mir ist angst und bange, nimm diese Last von meinem Herzen!
Ängste sind vielfältig: Angst uns nahe Menschen zu verlieren, Angst Krebs zu bekommen, finanzielle Ängste, Angst vor Mißerfolg, Angst vor dem Alleinsein u.v.m. An deiner Angst kannst du sicherlich arbeiten, dennoch: Wir haben dieses Gefühl selten im Griff. Werde dir heute einer Angst ganz bewusst, die dich immer wieder begleitet. Denn wenn man seine Angst versteht, muss man vor nichts im Leben Angst haben. Denn wer die Angst annimmt, kann im Folgeschritt durch das Gebet Mut entwickeln. Mut ist Angst, die gebetet hat, denn gibst du dich immer wieder in die Hände Gottes, wirst du alle Furcht ablegen, weil du Gottes liebende Fürsorge immer tiefer erkennst.
Ps 25,18: Sieh an mein Elend und mein Leid.
Unser Leben besteht nicht in Worten, sondern in der Erfahrung Gottes, gerade und vor allem auch im Leiden. Es geht nicht mystische Gotteserfahrungen, die nur wenige von uns haben werden. Es geht um die Erfahrung, die in der Bewährung des Glaubens und des Friedens Gottes liegt, von der Erfahrung des Kreuzes Jesu Christi. Wir haben ja allerlei zu danken für vielzählige Situationen, wo uns Gott bewahrt hat und uns im Leiden beisteht und es mit uns durchsteht. Und diese Erfahrung bringt Hoffnung. Denn jede überstandene Situation ist ja schon das Vorspiel der letzten Überwindung. Wir sind bewahrt und gerettet. Darauf vertrauen und hoffen wir.
Ps 25,29-21: Bewahre meine Seele und rette mich! Lass mich nicht zuschanden werden, denn ich vertraue auf dich! […] Auf dich allein hoffe ich!
Ps 25,22: O Gott, erlöse Israel aus allen seinen Nöten!
Jesus ist es, der uns erlöst. Er ist der vollkommene Erlöser. Sieh, wie er aus Liebe zu dir am Kreuz hing, nackt und verachtet, am ganzen Körper verwundet und an allen Gliedern ausgespannt! Und doch ist sein Herz von solcher Liebe gegen dich entzündet, dass, wenn du anders nicht gerettet werden könntest, er für dich allein alles ertragen möchte. Durch solche Betrachtung wecke dein Herz zur Dankbarkeit auf. Bestrebe öfter etwas aus dem Leiden des Herrn zu betrachten, damit dasselbe uns werde Honig im Mund, Musik im Ohr und Jubel im Herzen.
Wenn nur ein einziger Mensch auf der ganzen Welt einen Erlöser gebraucht hätte – Jesus wäre für ihn ans Kreuz gegangen. Eugenia Price
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Psalm (Ps) 25.