Psalm (Ps) 116: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Psalm (Ps) 116: Dank für die Rettung vor dem Tod
Ps 116,1: Ich liebe den Herrn, denn er hat erhört meine Stimme und mein Flehen.
Ein seliges Bekenntnis! So kurz es ist, so reich ist es. O dass wir alle solch ein Herz in uns hätten. Am Anfang der Frömmigkeit steht immer die wahre Gottesliebe. Diese Gottesliebe ist das Feuer, das in unseren Herzen brennt. Wenn dieses Feuer der Gottesliebe hohe Flammen schlägt, dann heißt es Frömmigkeit. Diese Flammen können sein: Bereitschaft, Entschlossenheit und Sorgfalt im Leben nach dem Willen des Herrn. Ist die Liebe das Feuer, dann sind die Flammen die Frömmigkeit oder in einem anderen Bild: Ist die Liebe eine Pflanze, dann ist die Frömmigkeit ihre Blüte. So hat die ganz Gott hingegebene Seele nichts anderes zu tun, als in Gottes Umarmung zu ruhen, wie ein Kind im Schoße der Mutter. Franz von Sales
Unser Herz empfindet Wohlgefallen, sobald es beim Beginn des Strebens nach Gott der göttlichen Güte bewusst wird. In diesem Wohlgefallen an der Güte Gottes liegt der Ursprung der Liebe zu Gott. Was erbitte ich also für Sie? Nichts, außer der reinen und heiligen Liebe zu unserem Erlöser. O wie sehr sollen wir uns doch nach dieser Liebe sehnen und wie sehr diese Sehnsucht lieben, denn die Vernunft will, daß wir immerdar zu lieben begehren, was niemals genug geliebt werden kann, und daß wir zu begehren lieben, was niemals genug begehrt werden kann. Franz von Sales
Jesus lieben über alles und alle und dieser Liebe, so gut ich kann, Ausdruck verleihen. Maria Kaißling
Ps 116,2: Er hat sein Ohr zu mir geneigt. Darum will ich ihn anrufen mein Leben lang.
Der Herr beugte sich nieder von seiner Erhabenheit, um auf meine Bitten zu lauschen. Hier ist wohl das Bild eines sorgsamen Arztes oder eines liebevollen Freundes gezeichnet, der sich über einen Kranken, dessen Stimme schwach und kaum hörbar ist, neigt, um jeden Ton aufzufangen, auch das leiseste Flüstern zu vernehmen. Wenn unser Beten sehr schwach ist, sodass wir es selber kaum hören und zweifeln, ob das überhaupt gebetet heiße, leiht er uns dennoch ein hörendes Ohr und beachtet unsere demütig flehenden Bitten.
Ps 116:3: Die Fesseln des Todes umfingen mich und die Ängste des Totenreichs trafen mich; ich kam in Drangsal und Kummer.
Ps 116:4: Da rief ich den Namen des Herrn an: Ach, Herr, errette meine Seele!
Ps 116,5: Der Herr ist gnädig und gerecht, ja, unser Gott ist barmherzig.
Und unser Gott ist barmherzig, von zärtlich mitempfindender, teilnehmender Liebe. Wir, die wir uns ihm als unseren Gott im Glauben anvertraut haben, hegen keinen Zweifel an seiner Barmherzigkeit, denn er wäre nie unser Gott geworden, wenn er nicht der Erbarmer wäre. Die Hilfe Gottes ist dabei ebenso mannigfaltig wie unsere Bedürftigkeit. Er hilft mir das Schwerste zu tragen und dabei das Größte zu hoffen; hilft mir zu beten, dass es am ernstlichen Verlangen nach Hilfe nicht fehle, und hilft mir zu warten, sonst würde mein Glaube aufhören.
Ps 116,6: Der Herr behütet die Einfältigen. Ich war ganz elend, aber er half mir.
Ps 116,7: Kehre zurück, meine Seele, zu deiner Ruhe, denn der Herr hat dir wohlgetan!
Wenn wir innerlich unruhig werden, also die innere Ruhe verlieren, dann sollten wir erneut das Suchen beginnen, um sie so wieder zu finden. Diese Ruhe sollen wir wir nur bei Gott suchen, denn nur bei ihm werden wir sie finden. Wie das Vöglein zu seinem Nest fliegt, so eilt seine Seele zu seinem Gott.
Durch wie viele Stürme deines Lebens hat Gott dich schon getragen? In beunruhigenden Lebenssituationen halte kurz an, besinne dich ganz konkret auf Gottes gute Taten in deinem bisherigen Leben und dann schau auf das, was jetzt vor dir liegt und dich beunruhigt und wiederhole, die Zusage, die Gott uns in der Schrift gegeben hat: Auch hierbei werde ich dir helfen. Vielleicht nicht so wie wir uns das vorstellen, aber er hilft.
Innere Ruhe durch Blick auf Gottes Taten: Das funktioniert bei mir immer, wenn ich unruhig bin. Durch wie viele Stürme deines Lebens hat Gott dich schon getragen? In beunruhigenden Lebenssituationen halte kurz an, besinne dich ganz konkret auf Gottes gute Taten in deinem bisherigen Leben und dann schau auf das, was jetzt vor dir liegt und dich beunruhigt und wiederhole, die Zusage, die Gott uns in der Schrift gegeben hat: „Auch hierbei werde ich dir helfen.“ Vielleicht nicht so wie wir uns das vorstellen, aber er hilft.
Chrysostomus: Gott hat die Kirchen wie Häfen im Meer angelegt, damit ihr euch aus dem Wirbel irdischer Sorgen dahin retten und Ruhe und Stille finden sollt.
Ps 116,8: Du hast meine Seele vom Tod errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Fall.
Der dreieine Gott hat uns eine dreieine Erlösung geschenkt: Er ist unser Erretter. Aufgrund des Erlösungswerks des Herrn Jesus hat Gott uns aus unserem verlorenen Zustand errettet und zu sich gebracht. Als Gerettete oder Erlöste sind wir nun seine geliebten Kinder. Er ist unser Tröster. Es gibt keine Umstände, in denen Er uns nicht trösten könnte. Er ist unser Bewahrer. Der Glaubensweg verläuft nicht immer problemlos. Der Weg in der Nachfolge des Herrn schmal.Unser Gott und Vater weiss um diese Gefahren und will uns vor einem Sturz bewahren. Darum wollen wir nahe bei Ihm bleiben.
Wir sollten uns nicht zufrieden geben, bis wir uns dieser dreifachen Errettung bewusst sind.
Ps 116,9: Ich werde wandeln vor dem Herrn im Land der Lebendigen.
Der Glaubende bedenkt allezeit, dass Gott gegenwärtig ist. Er handelt unter dem Einfluss seines allsehenden Auges. Wir wissen, dass Gott uns in besonderer Weise nahe ist und wir in ihm ruhen dürfen. Wer in Gott ruht, kann nicht anders als vor seinen Augen zu wandeln, und indem wir vor Gott wandeln, kommen wir dazu, in Gott zu ruhen. Das Zurückkehren zu dieser Ruhe ist eine Tat des Glaubens, das Wandeln vor Gott eine Tat des Gehorsams.
Ps 116,10: Ich habe geglaubt, darum rede ich. Ich wurde aber sehr gebeugt.
Ps 116,10: Am Glauben habe ich festgehalten, auch als ich sagen musste: Ich liege am Boden!
Herz und Zunge sollten zusammengehen. Die Zunge sollte stets der Dolmetscher des Herzens und das Herz allezeit der Einflüsterer der Zunge sein. So sollte es sein bei allem, was wir mitteilen oder wo wir ermahnen, besonders aber dann, wenn wir über die göttlichen Dinge reden. Achten wir immer auf unsere Sprache. Auf hastiges Reden folgt bittere Reue. Es ist viel besser, wir sind still, wenn unser Gemüt aufgeregt und bestürzt ist. Denn es ist leichter etwas gesagt, als das Gesagte wieder zurückgenommen und gutgemacht. Wir können unsere Worte bereuen, aber wir vermögen nicht, sie wieder zurückzurufen und das Unheil, das sie angerichtet haben, un geschehen zu machen.
Am Glauben festhalten: Worauf du dein Leben baust, das ist auch dein Gott. Gott ist die einzigste verlässliche Basis, unveränderbar, immer da, voller Licht und Güte. „Worauf du dich verlässt, das ist auch dein Gott.“ (Martin Buber). Verlass dich auf Gott – täglich – dann bist du nie verlassen, auch in Schwierigkeiten. Aber sei vorsichtig. Gott ist keine Melkkuh. Dazu eindrückliche Worte von Meister Eckhart: „Manche Leute wollen Gott mit den Augen ansehen, mit denen sie eine Kuh ansehen, und wollen Gott lieben, wie sie eine Kuh lieben. Die liebst du wegen der Milch und des Käses um deines eigenen Nutzens. So halten’s alle jene Leute, die Gott um äußeren Reichtums oder inneren Trostes willen lieben; die aber lieben Gott nicht recht, sondern sie lieben ihren Eigennutz.“ Ich liebe dich, Herr! Du bist meine Kraft!“ (Ps 18:2) Heute, jetzt, hier bist du der „Ich-bin-da“
Ps 116,11: Ich sprach in meiner Bestürzung: Alle Menschen sind Lügner!
Ps 116,12: Wie soll ich dem Herrn vergelten all seine Wohltaten an mir?
Gott ist der Schenkende. Gott gefällt das so. Der Herr sendet jedem von uns besondere Wohltaten, so möge denn auch jeder fragen: Was genau sind diese Wohltaten? Wie zeige ich meine Dankbarkeit. Dankbare Liebe und Treue ist ein Grundzug der echten Frömmigkeit. Was können wir also besseres tun, als bei ihm bleiben und uns weiter von Gottes Güte froh machen lassen.
Ps 116,13: Den Kelch des Heils will ich nehmen und den Namen des Herrn anrufen.
Welch kostbarer Kelch ist das! Auf dem Tisch der unendlichen Liebe steht der voll eingeschenkte Segensbecher. Uns steht es zu, ihn im Glauben zur Hand zu nehmen, ihn uns persönlich zu eigen zu machen und daraus zu trinken und dann mit fröhlichem Herzen den Gnädigen und Barmherzigen zu loben und zu preisen, der ihn uns gefüllt hat, damit wir trinken und erquickt werden. Wir können das am Tisch des Herrn tun und geistlich jedes Mal, sooft wir den Kelch des Bundes im Glauben ergreifen.
Ps 116,14: Meine Gelübde will ich dem Herrn erfüllen, ja, vor seinem ganzen Volk.
Ps 116,15: Kostbar ist in den Augen des Herrn der Tod seiner Getreuen.
Welch eine Quelle des Trostes für jene, die am Sterben sind, dass Gott uns nicht im Stich lässt, wenn wir seine Kraft und seinen Trost am meisten brauchen, dass Gott uns in der schwersten Stunde unseres ganzen diesseitigen Daseins zu erhalten vermag, dass Gott den Ort erleuchtet, der von allen der finsterste, freudloseste, schrecklichste ist, das Tal der Todesschatten.
Ps 116,16: Ach, Herr, ich bin ja dein Knecht, ich bin dein Knecht, der Sohn deiner Magd. Du hast meine Fesseln gelöst.
Ich erkenne es mit Freuden an, dass ich dein bin, rechtmäßig, wahrhaftig, von ganzem Herzen, auf immer dein, denn du hast mich befreit und erlöst. Es kann in der Tat keine größere Ehre geben, als einem solchen Herrn zu dienen. Denke doch nicht etwa, dass du Gott ehrst, indem du ihm dienst. Vielmehr ist das die Weise, wie Gott dich ehrt, indem er dir gestattet, sein Knecht zu sein. Wir sind nur Verwalter. Was uns verliehen wurde, ist nicht unser Eigen, sondern soll in des Meisters Dienst nutzbar gemacht werden.
Ps 116,17: Dir will ich Dankopfer darbringen und den Namen des Herrn anrufen.
Ps 116:18: Meine Gelübde will ich dem Herrn erfüllen, ja, vor seinem ganzen Volk,
Ps 116:19: in den Vorhöfen des Hauses des Herrm, in deiner Mitte, Jerusalem. Hallelujah!
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Psalm (Ps) 116