Markus Evangelium Mk Kapitel 4: Auslegung und Kommentar
Auslegung und Kommentar zum Markus Evangelium Mk Kapitel 4
Zum Markus-Evangelium Kapitel 4: Im Markus-Evangelium Kapitel 4 erzählt Jesus in Gleichnissen von der Verbreitung des Wortes Gottes und dem Wachstum des Reiches Gottes. Die Parabeln verdeutlichen, dass der Glaube nicht von allen verstanden wird und dass es Widerstände gibt. Jesus fordert dazu auf, trotzdem unbeirrt und vertrauensvoll am Glauben festzuhalten. Das Kapitel unterstreicht auch die Wichtigkeit der Fruchtbarkeit des Herzens, das offen und aufnahmefähig für das Wort Gottes sein sollte. Letztlich soll der Glaube nicht nur theoretisch verstanden, sondern auch praktisch gelebt werden, indem man das Wort Gottes hört, annimmt und danach handelt. Das Kapitel 4 ist somit eine Ermutigung, trotz Widerständen am Glauben festzuhalten und ihn aktiv zu leben
Mk 4,1-20: Gleichnis von vier Ackerböden
Auslegung und Kommentar zu Mk 4,1-20
Parallelstellen: Mt 13,1-23; Lk 8,4-18
Mk 4,1: Und wiederum fing er an, am See zu lehren. Und es versammelte sich eine große Volksmenge bei ihm, sodass er in das Schiff stieg und sich auf dem See darin niedersetzte; und das ganze Volk war am See auf dem Land.
Mk 4,2: Und er lehrte sie vieles in Gleichnissen und sagte zu ihnen in seiner Lehre:
Mk 4,3: Hört zu! Siehe, der Sämann ging aus, um zu säen.
Zum Gleichnis: Der Sämann ist unser Gottvater im Himmel. Die Saat, die er sät, ist das fleischgewordene Wort Jesus Christus. Auf vielfältige Weise kommt es zu uns: vor allem durch die Schrift, aber auch durch Worte anderer Menschen. Dieses Wort nun fällt auf unterschiedlichen Boden (Weg, Fels, Dornen, gute Erde), einzig allein um die Beschaffenheit dieses Bodens geht es hier. Der Boden ist ein Bild für das menschliche Herz ist. Vier Böden, vier Herzenszustände werden beschrieben, die einen unterschiedlichen Grad von Empfänglichkeit besitzen. Wir alle haben diese unterschiedlichen Böden in unserem Herzen. Dass möglichst viel Saatgut auf gute Erde fällt, liegt auch in unserer Verantwortung. Das ist der Kern des Gleichnisses.
Mk 4,4: Als er die Körner ausstreute, fielen ein paar von ihnen auf den Weg. Sofort kamen die Vögel und pickten sie auf.
Körner auf dem Weg: Der platt getretene, trockene und harte Wegboden steht für ein Herz, das unempfänglich ist für das Wort, es schlicht und einfach zwar akustisch hört, aber nicht weiter beachtet, weil es im Streß ist, keine Zeit hat oder doch so viel Wichtigeres zu tun hat. Hier und da bin ich also ein Boden wie ein Weg, da wird, was von Gott gesät wird, von den geschäftigen Füßen auf alltäglichen Wegen zertreten oder von vorbeifliegenden Vögeln gefressen. Denken wir hier vor allem an das Wort, das in uns gesät wird von anderen Menschen, von denen es gar nicht erwarten. Ist in mir Empfindsamkeit für das Wort, wenn es mir durch andere Menschen begegnet?
Mk 4,5: Anderes aber fiel auf den felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte; und es ging sogleich auf, weil es keine tiefe Erde hatte.
Mk 4,6: Als aber die Sonne aufging, wurde es verbrannt; und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es.
Körner auf dem felsigen Boden: Die Saat geht auf, geht aber ein, weil die Wurzeln durch den Fels unter der Erde nicht genügend Wasser bekommen und so in der Hitze verdorren. Ein Bild dafür, wenn wir das Wort Jesus kurzzeitig begeistert aufnehmen, doch dieses Interesse ist nicht beständig und oberflächlich und so keine Wurzeln schlägt. In Zeiten der Anfechtung haben sie keine Ausdauer und lassen sich vom Windstoß eines kleinen Sturms in ihrem Glauben umwerfen. Bin ich konsequent in der Vertiefung meiner Beziehung zum Wort Jesu? Ich richte meine Aufmerksamkeit auf ein tiefes geistiges Leben.
Mk 4,7: Wieder andere Körner fielen ins Dornengestrüpp, doch dieses hatte die junge Saat bald überwuchert, so dass sie schließlich erstickte. Es konnte kein Getreide wachsen.
Körner im Dornengestrüpp: Der von Unkraut überwucherte Boden steht für ein Herz, dass sich von den Dingen dieser Welt zu sehr in Beschlag nehmen lässt. Da ist erstens das Dornengestrüpp der Sorgen. Wie häufig überfallen uns schon wegen Kleinigkeiten am Morgen die Sorgen. Statt sie Jesus abzugeben, grüble ich darüber nach und verhindere dadurch, dass das Wort Jesu in meinem Herzen wirken kann. Da ist zweitens das Dornengestrüpp der Verlockungen und der Gier nach allerlei weltlichen Dingen. Wir dürfen diese Welt genießen und uns an ihr freuen, aber zu viele Angebote dieser Welt überfluten das Herz und ersticken das Wirken von Gottes Wort in mir. Immer wieder fragen: Was beschäftigt mein Herz am meisten, wovon lebt zutiefst mein Herz?
Mk 4,8: Die übrigen Körner aber fielen auf fruchtbaren Boden, gingen auf, wuchsen heran und brachten das Dreißigfache, das Sechzigfache, ja sogar das Hundertfache der Aussaat als Ertrag.
Körner auf fruchtbaren Boden: Der fruchtbare Boden steht für dein Herz, das hört im tiefsten Innern. Das Merkmal echten Glaubens ist das beständige Hören auf das Wort Gottes in Jesus Christus. Jesus ist das Wort Gottes. Alles, was Gott den Menschen zu sagen hat, ist: Jesus. Bitten wir den heiligen Geist um die Gnade, jeden Tag Zeit für Gottes Wort zu finden, es zu hören durch die Schrift, durch andere Menschen und durch Eingebungen. Bewahren wir es im Herzen. Und ja, wir haben oft viel anderes zu tun. Machen wir daher die spärlich verfügbaren Räume ausfindig und spüren die günstigsten Augenblicke auf, wo wir bewusst den fruchtbaren Boden zubereiten, damit die Saat aufgehen kann, das Wort Gottes in Jesus Christus. Jesus ist das Wort Gottes. Alles, was Gott den Menschen zu sagen hat, ist: Jesus. Phil Bosmans
Herzenszustände nach Gerrid Setzer: Es werden uns vier grundsätzlich verschiedene Herzenszustände vorgestellt. Sehen wir uns das etwas näher an:
Der Weg – das harte Herz. Das Herz ist durch den Betrug der Sünde verhärtet worden. Der Teufel hat leichtes Spiel, um dafür zu sorgen, dass die Botschaft Gottes nicht eindringt.
Das Steinige – das oberflächliche Herz. Das Herz ist bereit, das Wort aufzunehmen, es mangelt aber an wirklichem Interesse und Tiefgang. Das Fleisch wird verhindern, dass Frucht emporwächst.
Das Dornige – das geteilte Herz. Das Wort wird aufgenommen, aber in dem Herz ist auch viel Platz für andere Dinge. Die „Welt“ dringt hinein und erstickt die Frucht.
Die gute Erde – das aufnahmebereite Herz. Das Wort wird mit wahrem Verständnis aufgenommen und Frucht wird hervorgebracht.
Mk 4,9: Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Ermahnung zum Hören: So oft diese Ermahnung im Evangelium oder in der Offenbarung des Johannes vorkommt, wird das Vorgetragene als geheimnisvoll und zum Hören und Lernen heilsam vorgestellt. Denn die Ohren zu hören sind die Ohren des Herzens und des inneren Sinnes, zu gehorchen und das zu tun, was befohlen wurde.
Worte von Papst Franziskus: Wir alle haben Ohren, aber oft können wir nicht hören. Warum? Brüder und Schwestern, es gibt in der Tat eine innere Taubheit, wo wir Jesus bitten können, sie zu berühren und zu heilen. Und diese innere Taubheit ist schlimmer als die körperliche, denn es ist die Taubheit des Herzens. Von Eile getrieben, in der wir tausend Dinge zu sagen und zu tun haben, finden wir keine Zeit, innezuhalten und denen zuzuhören, die zu uns sprechen. Wir laufen Gefahr, für alles undurchlässig zu werden und keinen Raum für diejenigen zu schaffen, die es nötig haben, dass man ihnen zuhört: Ich denke dabei an Kinder, Jugendliche, ältere Menschen, viele, die nicht so sehr Worte und Predigten brauchen, sondern dass man ihnen zuhört.
Mk 4,10: Als er aber allein war, fragten ihn die, welche um ihn waren, samt den Zwölfen über das Gleichnis.
Mk 4,11: Und er sprach zu ihnen: Euch ist es gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu erkennen, denen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen zuteil,
Mk 4,12: damit sie mit sehenden Augen sehen und doch nicht erkennen, und mit hörenden Ohren hören und doch nicht verstehen, damit sie nicht etwa umkehren und ihnen die Sünden vergeben werden.
Mk 4,13: Und er spricht zu ihnen: Wenn ihr dieses Gleichnis nicht versteht, wie wollt ihr dann alle Gleichnisse verstehen?
Mk 4,14: Der Sämann sät das Wort.
Mk 4,15: Die am Weg aber sind die, bei denen das Wort gesät wird, und wenn sie es gehört haben, kommt sogleich der Satan und nimmt das Wort weg, das in ihre Herzen gesät worden ist.
Mk 4,16: Und gleicherweise, wo auf steinigen Boden gesät wurde, das sind die, welche das Wort, wenn sie es hören, sogleich mit Freuden aufnehmen;
Mk 4,17: aber sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind wetterwendisch. Später, wenn Bedrängnis oder Verfolgung entsteht um des Wortes willen, nehmen sie sogleich Anstoß.
Mk 4,18: Und die, bei denen unter die Dornen gesät wurde, das sind solche, die das Wort hören,
Mk 4,19: aber die Sorgen dieser Weltzeit und der Betrug des Reichtums und die Begierden nach anderen Dingen dringen ein und ersticken das Wort, und es wird unfruchtbar.
Mk 4,20: Und die, bei denen auf das gute Erdreich gesät wurde, das sind solche, die das Wort hören und es aufnehmen und Frucht bringen, der eine dreißigfältig, der andere sechzigfältig, der dritte hundertfältig.
Mk 4,21-25: Licht auf dem Leuchter
Auslegung und Kommentar zu Mk 4,21-25
Mk 4,21: Kommt etwa das Licht, damit es unter den Scheffel oder unter das Bett gestellt wird, und nicht vielmehr, damit man es auf den Leuchter setzt?
Zweifache Ermahnung: In Markus 4,21 erwähnt der Herr Jesus neben dem Scheffel noch das Bett. Beides würde das Licht verdunkeln. Liegt darin nicht eine zweifache Warnung: einerseits vor rein menschlicher Geschäftigkeit (das Licht unter dem Scheffel), und andererseits vor Trägheit und Schlaf (das Licht unter dem Bett)? Arend Remmers
Hinweis auf zweifache Gefahr: Geistliches Licht wird keineswegs so geschätzt wie natürliches. Daher besteht die Gefahr, daß man durch übergroße Geschäftigkeit und Gewinnsucht (Scheffel) oder durch den Hang zur Bequemlichkeit (Bett) oder auf irgendeine andere Weise (Gefäß) das empfangene Licht erstickt. Christian Briem
Das Licht nicht verbergen: Wir dürfen dieses Licht nicht verbergen. Wenn Sie die Wahrheit Gottes haben, haben Sie die feierliche Verantwortung, diese Wahrheit auf jede Weise zu verbreiten, die Gott Ihnen bietet. Es ist genauso, wie jemand, der das Heilmittel für eine lebensbedrohliche Krankheit hat, die moralische Verantwortung hat, dieses Heilmittel zu verbreiten. Gott hat deine Lampe nicht angezündet, damit sie verborgen bleibt. Man muß fähig werden, sich hinzugeben, sich vor Gottes Angesicht brennend zu verzehren, gleich der Kerze, die man auf den Leuchter stellt, damit die Menschen nicht im Dunkeln bleiben; gleich der Öllampe, die vor dem Altar brennt und sich verzehrt, bis sie erlischt.
Mk 4,22: Denn nichts ist verborgen, das nicht offenbar gemacht wird, und nichts geschieht so heimlich, dass es nicht an den Tag kommt.
Es gibt nichts Verborgenes, was nicht enthüllt wird: Licht ist von Natur aus dazu bestimmt, offenbart zu werden. Die Wahrheit ist genauso, und Gott verspricht, dass sie offenbart werden wird.
Mk 4,23: Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Aber was bedeutet Hören? Was sollen wir hören? Das ist die große Frage, die wir uns zu stellen haben. Es ist die Ehrlichkeit Gott gegenüber, die von uns verlangt, wirklich zu wissen, was wir tun wollen. Und um das zu wissen, muss man hören: es ist nötig, aufmerksam zu sein für die Andeutungen Gottes. Man muss eintreten in den Dialog mit ihm.
Mk 4,24: Mit demselben Maß, mit dem ihr anderen zumesst, wird auch euch zugemessen werden.
Wer sind wir, um über andere zu richten? Wer richtet, erweist sich als Feind der Barmherzigkeit. Wer dagegen großherzig ist, kann über menschliche Unzulänglichkeiten hinwegsehen. Achte darauf, am anderen nicht jede Kleinigkeit zu kritisieren. Meße das Verhalten des Anderen mit einem sanftmütigen Maß. Wir sind doch nicht besser als der andere. Oft handeln wir ebenso schlecht, aber was noch schlimmer ist, wir entschuldigen uns dabei. Was wir von anderen auszustehen haben, fühlen wir schnell und kreiden es an. Was aber die anderen von uns hinnehmen, das sehen wir gar nicht. Wer sich selbst recht beurteilt, hat keinen Grund, über andere scharf zu richten. Vorsatz: Ich nehme mir vor, etwas Nettes über die Person zu sagen, die ich zuletzt kritisch beurteilt oder über die ich zuletzt schlecht gesprochen habe.
Aufforderung Jesus: Wenn Jesus sagt, dass wir mit dem Maß gemessen werden, mit dem wir messen, dann ist das keine Drohung, sondern er unterstreicht damit die Aufforderung, großzügig zu geben. Indem er uns daran erinnert, dass wir alles, was wir haben, von Gott erhalten haben, auch die Liebe und die Vergebung. Er führt uns vor Augen, wie sehr wir geliebt sind und wie wir alles von ihm in Fülle erhalten haben. Genauso sollen wir es unseren Brüdern und Schwestern weitergeben. Unser Leben und unsere Werke müssen in irgendeiner Weise die Liebe, die Gott Vater zu unseren Nächsten hat, widerspiegeln.
Das Mass: Das Mass mit dem wir anderen von dem abgegeben was Gott uns gegeben hat, ist das Mass nach dem wir wieder bekommen. Wer sparsam gibt, der wird auch sparsam bekommen. Jeder von uns hat etwas von Gott bekommen womit er anderen etwas Gutes tun und sie segnen kann. Wenn wir das einsetzen und weiter geben wird es mehr werden, wenn wir es für uns behalten wird es weniger werden
Die Waagen des Herrn sind anders als die unsrigen. Er wiegt die Menschen und ihr Handeln anders: Gott misst nicht die Quantität, sondern die Qualität, er ergründet das Herz, er betrachtet die Reinheit der Absichten. Das bedeutet, dass unser „Geben“ an Gott im Gebet und an die anderen in der Liebe immer den Ritualismus und Formalismus wie auch die Logik der Berechnung meiden sollte und ein Ausdruck der Unentgeltlichkeit sein muss, wie es Jesus mit uns getan hat: Er hat uns unentgeltlich gerettet; er hat uns für die Erlösung nicht bezahlen lassen. Er hat uns unentgeltlich gerettet. Und wir, wir müssen in unserem Tun die Unentgeltlichkeit zum Ausdruck bringen. Franziskus
Mk 4,25: Denn wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen werden, was er hat.
Mehr was? Mehr Lust zu hören. Mehr Verständnis für das, was Sie hören. Mehr persönlicher Besitz der Segnungen, von denen Sie hören.
Mk 4,26-29: Gleichnis vom Wachsen der Saat
Auslegung und Kommentar zu Mk 4,26-29
Mk 4,26: Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch den Samen auf die Erde wirft
Mk 4,27: und schläft und aufsteht, Nacht und Tag, und der Same keimt und geht auf, ohne dass er es weiß.
Zum Gleichnis: Denn der Same ist das Wort des Lebens, die Erde die menschlichen Herzen, und das Schlafen des Menschen ist der Tod des Erlösers. Es wächst der Same zur Nacht und am Tage, weil nach dem Tode Christi die Zahl der Gläubigen durch Glück und Unglück sich mehr im Glauben ausbreitete und im Werk befestigte. Goldene Perle
Pflanzen und wachsen lassen: Wenn ein Bauer Samen pflanzt und sie in der Nacht wachsen, wenn er die Samen am Morgen aufgehen sieht, hat er gerade als Partner mit Gott gearbeitet. Der Mensch hat getan, was er tun konnte – den Samen pflanzen; und Gott hat getan, was nur er tun kann: den Samen wachsen lassen.
Gottes Wort wirkt: Dies zeigt, dass das Wort Gottes unsichtbar in uns wirkt. Gott versprach, dass sein Wort den Zweck erfüllen würde, für den er es sendet (Jes 55:11). Wenn du also das Wort hörst, wirkt es in dir – sogar während du schläfst. Es wirkt in dir spirituell auf eine Weise, die für unsere Augen unsichtbar ist.
Mk 4,28: Denn die Erde trägt von selbst Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, dann den vollen Weizen in der Ähre.
Zuversicht in Gottes Wort: Wir dürfen zuversichtlich sein, weil das Wort Gottes ein schöpferisches Wort ist, dazu bestimmt, das volle Korn in der Ähre zu werden. Wenn dieses Wort aufgenommen wird, bringt es gewiss seine Frucht, denn Gott selbst lässt es keimen und reifen auf Wegen, die wir nicht immer nachvollziehen können, und auf eine Weise, die wir nicht kennen (vgl. V. 27). All dies lässt uns begreifen, dass es immer Gott ist – es ist immer Gott –, der sein Reich wachsen lässt. Deshalb bitten wir so sehr: Dein Reich komme. Er ist es, der es wachsen lässt. Der Mensch ist sein einfacher Mitarbeiter, der das schöpferische Wirken Gottes betrachtet, sich daran erfreut und geduldig dessen Früchte erwartet. Franziskus
Mk 4,29: Wenn aber die Frucht es zulässt, schickt er sogleich die Sichel hin; denn die Ernte ist da.
Bilder: Die Sichel ist der Tod oder das Gericht, welches Alles abschneidet; die Ernte ist das Weltende.
Mk 4,30-35: Gleichnis vom Senfkorn
Auslegung und Kommentar zu Mk 4,30-35
Parallelstellen: Mt 13,31-32
Mk 4,30: Und er sprach: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, oder durch was für ein Gleichnis sollen wir es euch darlegen?
Mk 4,31: Mit Gottes Reich ist es wie mit einem Senfkorn, das auf ein Feld gesät wird. Es ist zwar das kleinste von allen Samenkörnern.
Das kleine Senfkorn: Beim ersten Hören klingt das Evangelium nicht gerade wahrscheinlich: daß ein Mensch Gott sei, daß Gott gestorben sei. Vergleiche diese Lehre mit den Lehrsätzen der Philosophen, ihren Büchern, ihrer glänzenden Beredsamkeit, ihren ausgefeilten Vorträgen: Da siehst du, wie viel kleiner die Saat des Evangeliums ist im Vergleich zu den übrigen Samenkörnen. Hieronymus
Jesus ist das Senfkorn: Das Senfkorn ist der Herr selbst, der im Garten begraben wurde, aber als großer Baum erstand. Ein Korn war er im Tod, ein Baum in der Auferstehung. Ein Korn in der Niedrigkeit der Menschennatur, ein Baum in der Macht seiner Majestät. Gregor der Große
Mk 4,32: Wenn es aber in die Erde kommt, wächst es schnell heran und wird größer als die anderen Gartenpflanzen. Ja, es wird zu einem Strauch mit so ausladenden Zweigen, dass die Vögel in seinem Schatten ihre Nester bauen können.
Das Reich Gottes beginnt im Kleinen. Aus etwas scheinbar Unwichtigem wird etwas von großer Wichtigkeit. Das ist die Kraft des Glaubens, der klein beginnt, dann wächst und schließlich unser ganzes Leben durchdringt und uns in Jesus das Leben in Fülle bringt. In Jesu Bild vom Senfkorn kann ich die Kraft der Verheißung von aufblühendem Leben für mich wiederfinden, gerade in schwierigen Lebenssituationen. Die Vögel nisten in diesem Baum des Glaubens, d.h. seine Nützlichkeit geht weit über die eigenen Bedürfnisse hinaus. Es schützt und hilft anderen.
Das Senfkorn ist ein Bild für unseren Glauben. Es ist klein, fast armselig, aber es birgt in sich die Potentialität des Wachsens. Es wächst langsam aber stetig. Alles, was im Glauben geschieht, lärmt nicht, wirkt im Verborgenen, aber immer mit einer großen Kraft. Wir müssen das Kleine und Unscheinbare in unserem “Tag-fürTag” immer wieder neu erkennen und uns nicht vom Großen und Lauten einlullen lassen. Dieses Kleine begegnet dir gerade im Alltag, unscheinbar aber dennoch mächtig in dir wirkend, so dass aus dem Senfkorn ein Baum entsteht, ein tiefer Glaube, der trotz der Stürme in deinem Leben tief verwurzelt da steht Im Wochenthema steht die Bedeutung und Wichtigkeit unseres Alltags im Mittelpunkt. Gott segne dich und deinen Alltag.
Das ist die Herrlichkeit von Jesu Werk in uns. Es wurde prophetisch von ihm gesagt, ein geknicktes Rohr wird er nicht brechen, und rauchenden Flachs wird er nicht auslöschen (Jes 42:3). Jesus nimmt etwas so Kleines und Unbedeutendes wie einen Samen, begräbt es und lässt es zu etwas Herrlichem aufsteigen. Deshalb sollten wir niemals den Tag der kleinen Dinge verachten (Sach 4:10).
Mk 4,33: Und in vielen solchen Gleichnissen sagte er ihnen das Wort, wie sie es zu hören vermochten.
Mk 4,34: Ohne Gleichnis aber redete er nicht zu ihnen; wenn sie aber alleine waren, legte er seinen Jüngern alles aus.
Mk 4,35-41: Sturmstillung
Auslegung und Kommentar zu Mk 4,35-41
Parallelstellen: Mt 8,23-27; Lk 8,22-25
Mk 4,35: Und an jenem Tag, als es Abend geworden war, sprach er zu ihnen: Lasst uns hinüberfahren an das jenseitige Ufer!
Bilder im Gleichnis: Der Abend steht für jegliche Bedrängnis und Not in dieser Welt, wo es um uns herum und in uns dunkel wird und wo Hoffnungslosigkeit unser Herz überfällt. Der Sturm steht für die inneren und äußeren Stürme unseres Lebens. Jeder von uns kennt diese Situationen. Das Boot selbst steht als Sinnbild für die Kirche. Das andere Ufer steht für das himmlische Jerusalem, das Ziel unserer Pilgerreise. Jesus selbst ruft uns hier hin. Das alles ist nun ein Bild für unser Leben. Nehmen wir es auf in unser Herz.
Das Bild vom Hinüberfahren: Nun folgen wir Ihm auf einem Weg, der auf die andere Seite führt in die unendliche Herrlichkeit, wohin Er gegangen ist. Wenn wir jedoch mit Ihm unterwegs sind, werden wir Widerstand zu erwarten haben, denn der Teufel ist immer in Feindschaft gegen Christus. So lesen wir denn: Es erhebt sich ein heftiger Sturm. Hamilton Smith
Mk 4,36: Und nachdem sie die Volksmenge entlassen hatten, nahmen sie ihn mit, wie er da in dem Schiff war; es waren aber auch andere kleine Schiffe bei ihm.
Mk 4,37: Da brach ein gewaltiger Sturm los. Hohe Wellen schlugen ins Boot, es lief voll Wasser und drohte zu sinken.
Hintergrund: Der See Genezareth ist bekannt für seine plötzlichen, heftigen Stürme. Wie heftig dieser Sturm ist, zeigt die Reaktion der Jünger (wir gehen zugrunde). Einige der Jünger waren erfahrene Fischer auf genau diesem See, und sie hatten Angst und fürchteten , in diesem Sturm umzukommen.
Mk 4,38: Jesus aber schlief hinten im Boot auf einem Kissen. Da weckten ihn die Jünger und riefen: Lehrer, wir gehen unter! Kümmert dich das denn gar nicht?
Jesus schlief. Wir können an Gottes Schweigen manchmal verzweifeln, gerade wenn es uns schlecht geht. Immer wieder gilt es hier zu bitten: Herr, stärke unseren Glauben. Der schwache Glaube der Jünger wird in dem vorwurfsvollen Hilferuf hörbar: Kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Auch wir klagen in den Stürmen des Lebens: Gott hast du mich denn vergessen? Kümmert es dich nicht, dass es mir so dreckig geht? Die Jünger wecken Jesus. Auch wir sind aufgerufen, Jesus in uns zu wecken. Der schlafende Jesus ist aber auch ein Vorbild für uns. Wenn wir uns mitten in der Angst in das Innere unserer Seele zurückziehen und dort in Gott ruhen, dann gehen die Wogen über uns hinweg.
Bedenke: Denken Sie an all die Sorgen, die Jesus möglicherweise wach gehalten haben. Er konnte sich Sorgen um die religiösen und politischen Führer machen, die sich gegen ihn verschworen hatten. Er konnte sich um seine Familie sorgen, die ihn für verrückt hielt. Er konnte sich um die überwältigende Menge mit ihren überwältigenden Bedürfnissen sorgen. Er konnte sich Sorgen um die Jünger machen, die er auswählte. Er konnte sich Sorgen um die Zukunft machen, weil er wusste, was sein Schicksal war. Angesichts all dieser Dinge, um die er sich Sorgen machen musste, war Jesus nicht besorgt. Er schlief in einem schaukelnden Boot.
Der Schlaf des Herrn war nicht nur der Schlaf der Müdigkeit, sondern auch die Ruhe des Glaubens, denn es gibt sowohl eine Ruhe des Glaubens als auch eine Wache des Glaubens. Kohle
Vertrauen auf den schlafenden Jesus: Wenn wir denken, dass Jesus sich nicht um uns kümmert, zeigt das, dass wir keinen Glauben haben , weil wir nicht an die Wahrheit über Jesus glauben. Es erfordert großen Glauben, dem schlafenden Jesus zu vertrauen, zu wissen, dass er sich um uns kümmert und für uns arbeitet, auch wenn es nicht so aussieht. Aber das ist die Art von Vertrauen, die Gott in uns aufbauen möchte
Mk 4,39: Jesus stand auf, gebot dem Wind Einhalt und befahl dem See: Sei still! Schweig! Sofort legte sich der Sturm, und es wurde ganz still.
Stillung des Sturms: Dieser Vers ist für mich echt bedeutsam geworden, denn durch ihn habe ich erkannt, dass es nicht ich allein bin, der durch Mediationspraxis & Co in der Hektik meines Alltags die Ruhe bewahre. Ich bitte Jesus in jedem Morgengebet, dass er mich in seinem heiligsten Herzen wohnen lässt, denn dies ist das Schiff, dass jedem Sturm trotzt. In unserem Leben wütet es immer wieder. Damit uns der Wind nicht beliebig umher weht oder gar umwirft bedarf es der geistlichen Besinnung, deren wichtigstes Ziel ist, die Beziehung zu Jesus zu vertiefen, um so in seiner großen Stille zu wohnen. Wir haben diese Beziehungs-Zeit zu Jesus so bitter nötig. Jesus möchte uns das Wohnen in seiner inneren Stille schenken. Diese Stille ist eine Realität, die immer und überall ist, das erfahre ich täglich. Wir müssen uns ihr gegenüber nur öffnen, ihr Raum geben und sie bewusst wahrnehmen und genießen.
Wie wurde Jesus geweckt? Der Wind weckte Ihn nicht, das Streiten der Jünger weckte Ihn nicht, und Wasser, das über das Boot spritzte, weckte Ihn nicht. Aber beim Schrei seiner Jünger erwachte er sofort. Jesus ist wie die Mutter, die durch alle Arten von Lärm schläft, aber beim geringsten Geräusch ihres kleinen Babys wacht sie sofort auf.
Jesus handelt und wirkt auf seine Weise: Gott hilft und wirkt, allerdings nicht unbedingt so, wie wir es uns vorstellen. Das Wunder seiner Hilfe kann auch darin liegen, dass der Sturm sich in einem anderen Licht zeigt und dadurch neu gesehen wird. Aber eines ist klar: Jesus, tut, handelt und wirkt. Was Jesus hier tat, das tut Gott fort und fort im Walten seiner Vorsehung. Ob nun im Sturm oder in der Ruhe der Seele, gilt es Gott in dem finden und lieben, was er uns gerade gibt. Darin allein liegt unser Glück und unsere Seligkeit
Worte von Rolf Aichelberger: Machen wir nicht oft auch diese Erfahrungen. Alles um uns rum tobt und stürmt. Die Wellen gehen hoch und drohen uns zu vernichten. Beim Einen sind es die Sorgen um Gesundheit, beim Anderen die drohende oder tatsächliche Arbeitslosigkeit. Wieder andere haben finanzielle Probleme. Manche müssen durch schwere Krisen in Ehe und Familie. Keiner von ihnen sieht mehr „Land“, alles droht im Sturm des Lebens unterzugehen. Sie stellen sich vielleicht die Frage, ob Jesus Sie vergessen hat, ob es ihm anscheinend egal ist, was mit Ihnen passiert. So dachten auch die Jünger. Zuerst waren sie mit sich selbst beschäftigt, hatten vielleicht versucht, den drohenden Untergang selbst in den Griff zu bekommen. Erst als sie sich an Jesus gewandt hatten, stand dieser auf und beruhigte ihr Leben.
Im Sturm des Lebens ist uns Jesus nahe. Verzweifelt nicht! Ruft doch ihn um Hilfe und vertraut ihm. Versuchen Sie doch heute zu Jesus zu beten und sagen Sie ihm, was sie an den Rand der Verzweiflung bringt. Glauben Sie, dass er Ihnen helfen wird. Vertrauen Sie ihm, auch wenn nicht sofort eine Lösung in Sicht ist. Er weiß um Ihre Not. Er wird sich darum kümmern. Rolf Aichelberger
Mk 4,40: Warum habt ihr Angst? Habt ihr denn noch immer kein Vertrauen zu mir?
Glaube und Vertrauen: Jesus konnte sagen, dass sie keinen Glauben hatten , weil sie seinem Wort nicht glaubten. Jeder von ihnen hörte Jesus sagen: Lasst uns hinübergehen auf die andere Seite des Sees (Vers 35). Jesus sagte nicht: Lasst uns unser Bestes geben, und vielleicht ertrinken wir alle. Er versprach eine sichere Ankunft, und die Jünger hätten sich dafür entscheiden können, auf dieses Versprechen zu vertrauen, aber sie taten es nicht. In diesem Sinne hatten sie keinen Glauben. Wie kommt es, dass du keinen Glauben hast? Ausgerechnet Jesu eigene Jünger hätten Glauben haben sollen. Würde Jesus uns dieselbe Frage stellen? Nach allem, was ich in dir und für dich getan habe, wie kommt es, dass du keinen Glauben hast?
Glaube und Mut: Jesus zieht eine deutliche Parallele zwischen Glauben und Mut. Wovor fürchte ich mich denn? Gibt es derart schwerwiegende Gründe, um die unendlich große Macht der Liebe des Herrn zu uns in Frage zu stellen? Das ist die Frage! Jede Widerwärtigkeit in ein allmähliches Wachstum des Glaubens und der Hoffnung verwandeln. Warum tun wir es nicht?
Der Glaube an die bergende Nähe Gottes muss sich immer tiefer verwurzeln. Nur wenn diese Wurzeln tief reichen, bleiben wir in stürmischen Schicksalsschlägen unseres Lebens im Glauben standhaft. Schwere Zeiten haben so auch ihre guten Seiten. Denn sie zeigen einem deutlich dass man sich bedingungslos auf Jesus verlassen kann und muss. So sollte man während dieses wechselvollen Lebens einen unerschütterlichen Gleichmut bewahren. Auch wenn sich alles um uns ändert, die Stürme um uns herum toben, immerfort den ruhigen Blick der Seele hingewendet haben zu Gott.
Glaube ist beten mit Blick auf Gott, nicht auf die Probleme. Oswald Chambers
Mk 4,41: Und sie gerieten in große Furcht und sprachen zueinander: Wer ist denn dieser, dass auch der Wind und der See ihm gehorsam sind?
Mensch und Gott Jesus: Innerhalb weniger Augenblicke sahen die Jünger sowohl die vollständige Menschlichkeit Jesu als auch die Fülle seiner Gottheit. Sie sahen Jesus als das, was er ist: wahrer Mensch und wahrer Gott.
Bild für unser Leben: Auch wir besteigen, wenn wir mit dem Zeichen des Kreuzes des Herrn die Welt verlassen wollen, mit Jesu das Schiff, suchen über das Meer zu schiffen; während wir aber schiffen, schläft er unter dem Brausen des Meeres, wenn bei dem wilden Andrang der unreinen Geister, oder der bösen Menschen, oder unserer Gedanken selbst mitten unter dem Tugendeifer das Feuer der Liebe erkaltet. Wenn wir ihn aber unter solchen Stürmen fleißig aufwecken, wird er bald den Sturm beschwichtigen, die Ruhe wie
wieder Herstellen und den Hafen des Heils gewähren. Goldene Perle
Die Sturmstillung ist so viel mehr als ein Wunder. Die Stillung des Sturmes ist ein Zeichen der Herrschaft Christi über die negativen Mächte und läßt seine Göttlichkeit aufstrahlen. Die Jünger selbst sind entsetzt. Ihr Glaube ist noch schwach. Er ist eine Mischung aus Furcht und Vertrauen. Die vertrauensvolle Hingabe Jesu an den Vater ist hingegen vollkommen und rein. Wegen dieser Macht der Liebe kann er während des Sturmes schlafen, vollkommen sicher in Gottes Umarmung.
Das war eine Auslegung und ein Kommentar zum Markus Evangelium Kapitel 4.